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1. Deutsche Geschichte von der Französischen Revolution ab - S. 4

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Das Zeitalter der Zerstrung des alten und der Entstehung des neuen Reichs. Verfassung. 4. Die konstituierende (verfassunggebende) Versammlung. Durch die neue Verfassung, weiche die Nationalversammlung schuf, wurde die knigliche Gewalt stark eingeschrnkt. In der Bekmpfung der Stan-desvorrechte ferner ging man so weit, da man den Adel berhaupt Einziehung abschaffte und Titel und Wappen verbot. Um der steigenden Finanznot Kirchenguts.zu steuern, erklrte die Versammlung die reichen Kirchengter fr $ - 5^ Nationaleigentum und zog sie ein. Schuldscheine, Assignaten wurden aus-^4 t A gegeben, denen die eingezogenen Gter zum Pfnde dienen sollten. Aber diese reichten nicht von fern aus, um fr die Unmassen von Assignaten, die - ' 'Ajim Laufe der nchsten Jahre ausgegeben wurden, als gengende Deckung zu dienen. So wurden die Assignaten im Laufe der nchsten Jahre fast vllig wertlos; der Staat mute sich schlielich fr bankrott, d. h. zahlungsunfhig erklären, und die Eigentmer wurden zugrunde gerichtet. Zu diesen wirt-schaftlichen Nten kam ein anderes. Man hatte den Geistlichen einen Eid abverlangt, wodurch sie die neue Kirchenverfassung anerkannten Aber der grte Teil der Geistlichen lie sich lieber absetzen, als da er ihn geleistet htte; und die groe Masse der Landbevlkerung stand auf ihrer Seite, wollte von den durch den Staat eingesetzten Pfarrern nichts wissen und fuhr fort bei den abgesetzten, eidweigernden Priestern zur Beichte und zum Abend-mahl zu gehen. So entstand ein Zwiespalt in dernation, der bald darauf zuck religisen Brgerkrieg fhrte. / / Der König strubte sich lange die neue Verfassung anzuerkennen; er und die Knigin Marie Antoinette hrten nicht auf, die Hilfe des Aus-landes zu erhoffen, besonders.sterreichs, wo im Jahre 1790 auf Joseph Il Leopold ii. jem Bruder Leopold Ii. gefolgt war. Indessen starb Mirabeau, 1 l7926t er hatte zwar den Absolutismus zerstren, aber nicht dem Knigtum jede Macht nehmen wollen und die Regierung durch geheime Berichte und Rat-schlge untersttzt. Seitdem gewann die Partei der Demokraten oder Jakobiner, wie man sie nach ihrem Versammlungsort in Paris, dem frheren Jakobinerkloster, nannte, immer mehr an Macht. Ihre Fhrer waren Robespierre, Danton, beides revolutionre Redner von groer Leidenschaft und groem Einflu auf die Massen, und Marat, der blutdrstige Herausgeber einer demokratischen Zeitung. Flucht des Da fate die knigliche Familie im Sommer des Jahres 1791 den nt08- Entschlu, aus Paris zu entfliehen. Wirklich gelangte sie aus der Stadt heraus und einige Tagereisen weit nach Osten, wurde aber dann erkannt und nach Paris zurckgefhrt. Wenige Monate darauf fah sich der König gentigt, durch seine Unterschrift die neue Verfassung anzu-erkennen. Darauf lste sich die konstituierende Versammlung auf und

2. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart - S. 140

1910 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
? 140 Siebente Periode. Von 1789 bis zur Gegenwart. — Zweiter Abschnitt. Von 1815—1871. V §114. ß) Kirchliche Bewegungen. War in den Bestrebungen der Bibelgesellschaften, der Gründung des Gustav-Adolf-Vereins zur Rettung der evangelischen Gemeinden in der Diaspora (1832), der Aufnahme der inneren Mission ein Erstarkendes protestantischen Geistes hervorgetreten, und hatte die evangelische Kirche durch Friedrich Wilhelm Iv. in den Kreissynoden und der Generalsynode ihre Organe erhalten, so erregte der König doch auch durch sein Beiseiteschieben dieser Organe vielfache Verstimmung. Im Gegensatz zu den orthodoxen Bestrebungen Eichhorns bildeten sich rationalisierende „freie Gemeinden“ („Lichtfreunde“). Eine starke Bewegung entstand auch in der katholischen Kirche, als der Bischof Arnoldi von Trier den „heiligen ungenauen Rock Christi“ ausstellte (1844), was die Wallfahrt vieler Tausende dorthin veranlaßte. Das bewog den schlesischen Kaplan Johannes Ronge zum Erlaß eines „offenen Briefes“ an den Bischof und zu dem Versuche der Bildung einer katholischen Nationalkirche: Bestrebungen, die anfangs großes Aufsehen erregten, dann aber im Sande verliefen. ~ ; V § 115. y) Politische und wirtschaftliche Gärungen. Auch die preußische Verfassungsfrage kam mit der Thronbesteigung Eriedrich Wilhelms Iv. in Fluß. Der Königsberger Huldigungslandtag bat mit Berufung auf die Verordnung vom 22. Mai 1815 um eine Verfassung. Die ablehnende Haltung des Königs rief Unzufriedenheit hervor, und diese veranlaßte ihn zu Maßregeln gegan die Opposition. Endlich berief er, um eine für den Bau der'ostbahn notwendige Anleihe bewilligen zu lassen, durch das Patent vom 3. Febr. 1847 die. Provinzialstände der Monarchie zu dem „Vereinigten Landtag“. Aber die Zusammensetzung dieser Versammlung, in der das Bürgertum nicht zu seinem Recht kam, und ihr Charakter als eines in Fragen der Gesetzgebung nur be- ratenden Organs erweckte keine Befriedigung, und die Erklärung des Königs, er werde es nimmermehr zugeben, daß „sich zwischen unsern Herrn Gott im Himmel und dieses Land ein beschriebenes Blatt, gleichsam als eine zweite Vorsehung, eindränge“ rief große Verstimmung hervor. Die oppositionelle Mehrheit war überzeugt auf dem „Rechtsboden“ zu stehen; gegen sie kam der schneidigste Redner der Rechten, Otto v. Bismarc^-Schönhausen, nur mit Mühe o

3. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart - S. 78

1894 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
78 Siebente Periode. Von 1789 bis zur Gegenwart. — Erster Absehn. Von 1789—1815. Stand nicht einen gleichberechtigten vierten anerkennen. — 8. Um der Finanznot mit einem Male abzuhelfen, zog man sämtliches Kirchengut ein und erklärte es für Staatseigentum, mit dem man die Staatsschulden bezahlen wollte (also mit dem Kapi- tal statt mit den Zinsen des Kapitals). Da aber der Verkauf der Güter nicht sogleich bewirkt werden konnte, gab man zu- nächst ein Papiergeld (Assignaten) aus, dessen Deckung in den Gütern bestehen sollte; weil man jedoch im Laufe der Jahre etwa 20 mal so viel Assignaten ausgab, als der Wert der Güter1 betrug, wurden sie schliefslich fast wertlos (1796:0,29 °/0) und brachten unsägliches Unglück. Die Geistlichen sollten vom Volke gewählt und aus der Staatskasse besoldet werden, vor der Weihe aber den Eid leisten treu zu sein der Kation, dem Gesetz, dem König und der Verfassung; gegen die den Eid weigernden sollte mit strengen Strafen vorgegangen werden. Trotzdem weigerte der größte Teil des Klerus den Eid, und die neue Kirchenver- fassung trug den Bürgerkrieg in ihrem Schofse. — 4. Die Auf- hebung aller Feudallasten, an sich notwendig und wohlthätig, geschah viel zu plötzlich, auch blieben die betroffenen Grand- herren ohne Entschädigung. — So hat die Nationalversammlung den Despotismus abschaffen wollen und hat das Königtum ab- gegraben, sie hat die Freiheit begründen wollen und die Anarchie zum Staatsrecht erhoben, sie hat die Gleichheit aller schaffen wollen und alle abhängig gemacht von einer Rotte radikaler Schreier und Banditen. d) Die letzten Zeiten der Constituante. Mehr und mehr war in Paris die Gewalt in die Hände des Pöbels gekom- men. Die Prefsfreiheit hatte Blüten wie Marats „Ami du peuple“ gezeitigt; die Klubs, die Cordeliers1 2 und namentlich die Jako- biner3, waren immer einflufsreicher geworden, der letztere bil- dete sich zu einem förmlichen Gegenparlament aus und suchte 1) Seit 1792 kamen zu den Kirchengütern die gleichfalls eingezogenen Güter der Emigranten. 2) So genannt nach einer Kirche der Franziskaner (Cordeliers — la corde der Strick), wo sie tagten. 3) So genannt nach dem Kloster des Jakobus in der Strafse St. Honoré, wo sio tagten.

4. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart - S. 171

1894 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Ii. Die innere Entwicklung im Deutschen Reiche. 171 Kaplanpresse führten sogar zu dem Mordversuche Kullmanns auf Bismarck in Kissingen 1874) antwortete die Reichsregierung mit der Aufhebung des Jesuitenordens (1872) und die preufsische mit den Maigesetzen von 1878 (über Vorbildung und Anstellung der Geistlichen, über die kirchliche Disciplinargewalt u. s. w.), gegen die auch die protestantischen Konservativen Widerstand leisteten. Am 1. Okt. 1874 trat in Preußen, am 1. Jan. 1876 im Reich das Civilehegesetz in Kraft. 1875 erfolgte das „Sperrgesetz“. Infolge dieser Gesetze war ein sehr grofser Teil der geistlichen Stellen unbesetzt. Der katholische Klerus ertrug die verhängten Geld- und Gefängnisstrafen mit grofser Mannhaftigkeit. Auch die andern deutschen Staaten hatten ihren „Kulturkampf“, wenn auch in milderer Form. — Die evangelische Kirche erhielt ihre neue Organisation durch die General-Synodalordnung von 1876 (an der Spitze der Gemeinden Kirchenrat und Gemeindevertretung, Kreissynoden, Provinzialsynoden, Generalsynode, aus Geistlichen und Laien bestehend; an der Spitze des Kirchenregiments der Oberkirchenrat). d) Über die Heeresverhältnisse kam es zu heftigen Kämpfen im Reichstage, da die Fortschrittspartei und das Centrum jährliche Festsetzung der Präsenzstärke forderten. Schliefslich stimmte die Regierung dem Kompromifsvorschlag Bennigsens zu, der die geforderte Präsenzstärke (401000 Mann, 1 % der Bevöl- kerung) auf 7 Jahre (Septennat) bewilligte (1874). Die Marine nahm einen bedeutenden Aufschwung (v. Stosch Chef der Admi- ralität). 2. Seit 1878. a) Zersetzende Wirkungen des wirtschaftlichen In- dividualismus und seine theoretische Bekämpfung. Der wirtschaftliche Individualismus, wie er durch Adam Smith (S. 67) theoretisch begründet war, durch die Manchesterschule (S. 128) praktisch vertreten wurde, entfesselte einerseits einen ungeahnten Reichtum produktiver Kräfte, führte aber andrerseits zur erbarmunglosen Ausbeutung des wirtschaftlich Schwachen durch den Starken, des Arbeiters durch den Unternehmer, und zur schrankenlosen Herrschaft des Kapitalismus; die wachsende Herrschaft der Maschine steigerte den Grofsbetrieb und ruinierte

5. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart - S. 133

1894 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Ii. Zeitalter des Julikönigtums (1830 —1848). 133 1 Gemeinden in der Diaspora (1832), der Aufnahme der inneren [d Mission ein Erstarken des protestantischen Geistes hervorge- . • treten, und hatte die evangelische Kirche durch Friedrich Wil- I heim Iv. in den Kreissynoden, Provinzialsynoden und der Gene- I ralsynode ihre Organe erhalten, so erregte der König doch auch l durch sein Beiseiteschieben dieser Organe vielfache Verstimmung; I im Gegensatz zu den orthodoxen Bestrebungen Eichhorns bildeten | sich rationalisierende „freie Gemeinden“ („Lichtfreunde“). Eine starke Bewegung entstand auch in der katholischen Kirche, als der Bischof Arnoldi von Trier den angeblichen heiligen unge- nähten Rock Christi ausstellte (1844), was die Wallfahrt vieler Tausender dorthin veranlafste; das bewog den schlesischen Kaplan Johannes Ronge zum Erlafs eines „offenen Briefes“ an den Bi- schof und zu dem Versuche der Bildung einer katholischen Na- tionalkirche: Bestrebungen die anfangs grofses Aufsehen erregten, | dann aber im Sande verliefen. d) Auch die preufsische Verfassungsfrage kam mit der Thronbesteigung Friedrich Wilhelms Iv. in Fluß. Der Königs- I berger Huldigungslandtag bat mit Berufung auf die Verordnung I vom 22. Mai 1815 um eine Verfassung, und die Schriften Schöns d („Woher und wohin?“) und des Königsberger Arztes Johann Jacoby ri („Vier Fragen“) machten im Volke großen Eindruck. Die ableh- ij nende Haltung des Königs rief Unzufriedenheit hervor, und diese veranlafste ihn zu Mafsregeln gegen die Presse, die Richter und I einzelne Führer der Opposition. Endlich berief er, um eine für I den Bau der Ostbahn notwendige Anleihe bewilligen zu lassen, durch das Patent vom 3. Febr. 1847 die Provinzialstände der Monarchie zu dem „Vereinigten Landtag“. Aber die Zusammen- setzung dieser Versammlung, in der das Bürgertum nicht zu : seinem Rechte kam, ihr Charakter als eines in Fragen der Ge- i setzgebung nur beratenden Organs, die Schwerfälligkeit ihrer Geschäftsordnung erweckte keine Befriedigung (Heinrich Simon j „Annehmen oder Ablehnen?“), und die Erklärung des Königs, er werde es nimmermehr zugeben, dafs „sich zwischen unsern Herrn Gott im Himmel und dieses Land ein beschriebenes Blatt, gleich- sam als eine zweite Vorsehung, eindränge“, rief große Verstim- : mung hervor. Die oppositionelle Mehrheit (v. Vincke, v. Schwe-

6. Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden - S. 135

1893 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
I. Die Restauration der katholischen Kirche und der Calvinismus. 135 mit 6 Genossen (darunter Franz Xaver, Jakob Lainez, Peter Faber) einen Bund, der 1540 von Paul Iii. als Societas Jesu, als eine geistliche Genossenschaft zum Wachstum der Seele im christlichen Glauben und Leben, aber auch als eine Kriegsschar Jesu zur Verteidigung und Verbreitung des Glaubens bestätigt wurde. Diesem Zwecke des Ordens beständig Krieg zu führen für die katholische Religion gegen die Ketzer dienen die Grund- sätze, die unter den gewöhnlichen Mönchsgelübden das des Ge- horsams („Cadaver-Gehorsam“) besonders betonen, dient die halb- militärische Verfassung (der erste Ordensgeneral war Loyola), in der ein System der strengsten Subordination, Centralisation und gegenseitigen Überwachung und Spionage herrscht, dient die auf die Ertötung des eigenen Wollens abzielende virtuose Erziehung (Loyolas „Exercitia spiritualia“), die meisterhafte Sicherheit, mit der ein jeder auf den seiner Individualität am meisten entsprechen- den Platz gestellt wird, die Vielseitigkeit, mit der die Jesuiten als Diplomaten, Beichtväter, Prediger, Missionare, Lehrer an hohen wie an niederen Schulen wirken. In Rom war der Sitz der Centralregierung (Collegium romanum, Collegium germani- cum 1552). Loyolas Nachfolger war Lainez, der vielleicht noch gewandtere Organisator. b) Die Inquisition wurde in Rom von Paul Iii. 1542 er- neuert und entfaltete besonders unter dem Grofsinquisitor Kard. Caraffa ihre furchtbare Thätigkeit. Als Papst (Paul Iv.) legte die- ser den Index librorum prohibitorum an. c) Das Tridentiner Konzil (1545 — 63). Seit dem Be- ginne der Reformation hatten sowohl die Protestanten wie die katholische Reformpartei wie der Kaiser ein allgemeines Konzil zur Entscheidung über die religiöse Frage gefordert. Clemens Vii. hatte es verstanden diesem Verlangen auszuweichen. Endlich gab Paul Iii. nach und berief auf 1545 ein Konzil nach Trient, das aber keineswegs ökumenisch war und von kurialem Geiste so völlig beherrscht wurde, dafs es den Widerspruch des Kaisers erregte, weswegen es der Papst nach Bologna verlegte (1547), wo es bald darauf aufgelöst wurde. Julius Iii. berief die Ver- sammlung von neuem nach Trient 1551; sie wurde 1552 vertagt. Paul Iv. war zu einer Fortsetzung der Beratungen nicht zu be-

7. Deutsche Geschichte von der Französischen Revolution ab - S. 4

1914 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
4 Das Zeitalter der Zerstrung des alten und der Entstehung des neuen Reichs. Verfassung / 4. Die konstituierende (verfassunggebende) Versammlung. Durch die neue Verfassung, welche die Nationalversammlung schuf, wurde die knigliche Gewalt stark eingeschrnkt. In der Bekmpfung der Standesvorrechte ferner ging man so weit, da man den Adel berhaupt abschaffte und Titel und Wappen verbot. Um der steigenden Einziehung Finanznot zu steuern, erklrte die Versammlung die reichen Kirchen-Kirchenguts guter fr Nationaleigentum und zog sie ein. Schuldscheine, Assig-naten wurden ausgegeben, denen die eingezogenen Gter zum Pfnde dienen sollten. Aber diese reichten nicht von fern aus, um fr die Un-Massen von Assignaten, die im Laufe der nchsten Jahre ausgegeben wurden, als gengende Deckung zu dienen. So wurden die Assignaten im Laufe der nchsten Jahre fast vllig wertlos; der Staat mute sich schlielich fr bankrott, d. h. zahlungsunfhig erklären, und die Eigen-tmer wurden zugrunde gerichtet. Zu diesen wirtschaftlichen Nten kam ein anderes. Man hatte den Geistlichen einen Eid abverlangt, wodurch sie die neue Kirchenverfassung anerkannten. Aber der grte Teil der Geistlichen lie sich lieber absetzen, als da er ihn geleistet htte; und die groe Masse der Landbevlkerung stand auf ihrer Seite, wollte von den durch den Staat eingefetzten Pfarrern nichts wissen und fuhr fort, bei den abgefetzten, eidweigernden Priestern zur Beichte und zum Abendmahl zu gehen. So entstand ein Zwiespalt in der Nation, der bald darauf zum religisen Brgerkrieg fhrte,/ Der König strubte sich lange, die neue Verfassung anzuerkennen; er und die Knigin Marie Antoinette hrten nicht auf, die Hilfe des Auslandes zu erhoffen, besonders sterreichs, wo im Jahre 1790 auf Leopold ii. Joseph Ii. sein Bruder Leopold Ii. gefolgt war. Indessen starb ^1792^ M i r a b e a u; er hatte zwar den Absolutismus zerstren, aber nicht dem Knigtum jede Macht nehmen wollen und die Regierung durch geheime Berichte und Ratschlge untersttzt. Seitdem gewann die Partei der Demokraten oder Jakobiner, wie man sie nach ihrem Versammlungsort in Paris, dem frheren Jakobinerkloster, nannte, immer mehr an Macht. Ihre Fhrer waren Robespierre, Danton, beides revolutionre Redner von groer Leidenschaft und groem Einflu auf die Massen, und M a r a t, der blutdrstige Heraus-geber einer demokratischen Zeitung. Fluches ^te die knigliche Familie im Sommer des Jahres 1791 den m Entschlu, aus Paris zu e n t f l i e h e n. Wirklich gelangte sie aus der Stadt heraus und einige Tagereisen weit nach Osten, wurde aber dann erkannt und nach Paris zurckgefhrt. Wenige Monate darauf sah sich

8. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 181

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Innere Poliiik im deutschen Reiche und in Preußen. 181 besitzern. Zudem hat die bermige Zerstckelung der Pachthfe, die im Laufe der Zeit eingetreten ist, zur Verarmung der Bevlkerung viel bei-getragen; die Folge davon war eine starke Auswanderung nach Nord-amerika. Die Forderung der Iren lautet heute homerule, Selbstregierung; die Homerule-Vorlage aber, die der langjhrige Fhrer der Liberalen, G l a . d st o n e, rat Parlamente einbrachte, wurde vom Oberhause abgelehnt. Zu Beginn des Jahres 1901 starb, 81 Jahre alt, die Knigin Viktoria nach einer dreiundsechzigjhrigen Regierung, in welcher sich die Hilfsmittel und die Macht Grobritanniens in auerordentlicher Weise entfaltet hatten. Ihr folgte ihr Sohn, der sich Eduard Vii. nannte, b"agoivi1' im Alter von 59 Jahren. Innere Politik im deutschen Reiche tmb in Preußen. 144. Der kirchliche Streit. Fr die innere Geschichte des neuen deutschen Reiches waren zunchst seine Beziehungen zur katholischen Kirche bedeutsam. Unter Pius Ix. hatte in demselben Jahre, in dem das Pius ix. Papsttum seiner weltlichen Herrschaft verlustig ging, das vatikanische Konzil erklrt, da der Papst, wenn er ex cathedra spreche, unfehlbar sei. Die Minderheit, welche gegen die Verkndigung dieses Dogmas gewesen war, unterwarf sich zum grten Teile; nur eine verhltnismig kleine Gruppe deutscher Katholiken fgte sich nicht und bildete eine eigene, altkatholische Kirche. Sowohl im Reichstage wie im preuischen Abgeordnetenhause erschien jetzt eine katholische Partei, die sich den Namen Z e n t r u m gab und deren bedeutendster Fhrer Windthorst, der frhere Minister des letzten Knigs von Hannover, war. Da sich die Regierung ihrer Forderung, fr die Wiederherstellung der weltlichen Herrschaft des Papstes einzutreten, verschlo, nahm sie bald die Stellung einer Oppositionspartei an. Die Regierung antwortete durch Gegenmaregeln; und so entstand der so-genannte Kulturkampf". Durch ein Reichsgesetz wurde der Kulturkampf. Jesuitenorden und die ihm verwandten Orden aus dem Reichs-gebiet ausgeschlossen. In Preußen, wo damals Falk zum Kultusminister ernannt wurde, wurden (im Mai 1873) diemaigesetze erlassen, welche von dem Grundsatze ausgingen, da die Kirche den Staatsgesetzen und der gesetzlich geordneten Aufsicht des Staates unterworfen bleiben msse, und z. B. die Lehrttigkeit den Ordensmitgliedern untersagten. Im Anschlu an diese Gesetzgebung entstand 1874 das Reichs-Zivilehegesetz, das die Beurkundung der Geburten, Heiraten und Sterbeflle den Geist-lichen nahm und Standesbeamten zuwies.

9. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 5

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Jakob I. und Karl L 5 gestaltung des Gottesdienstes, die Zurcksetzung von puritanisch gesinnten Geistlichen, denen eine starke Partei im Volk und Parlament sich zuneigte. Im Jahre 1628 berreichte das Parlament dem König die Petition Petition of o f r i g h t, eine Beschwerdeschrift, welche unter Aufzhlung aller vor-gekommenen Ungesetzlichkeiten die Gewhrleistung des parlamentarischen Steuerbewilligungsrechts einerseits, der Sicherheit der Person und des Eigentums andrerseits forderte. Nach langem Zgern bewilligte sie Karl, kehrte sich aber nicht an seine Ver-sprechungen. Jetzt wurde der Unwille immer allgemeiner; des Knigs Gnstling, der Herzog von Buckingham, wurde ermordet. Im nchsten Jahre lste Karl das Parlament von neuem auf und versuchte seitdem ohne Parlament zu regieren. 4. Karls absolutes Regiment. Karls erste Ratgeber waren jetzt |^. Thomas Wentworth, Graf von Strafford, frher ein Fhrer seiner Gegner, ein bedeutender, energischer Staatsmann, der sich insbesondere als Statthalter von Irland groe Verdienste erworben hatte, und William Saud, Erzbischof von Canterbury, der Fhrer der hochkirchlichen Partei. Die kniglichen Kassen wurden gefllt u. a. durch die ungesetzliche Erhebung des Schiffsgeldes, einer sonst nur inc&tpgetb. Kriegszeiten und nur von den an der Kste liegenden Stdten und Graf-schaften erhobenen Steuer. Widerstand suchte man durch gesetzwidrige Verhaftung oder gerichtliche Anklagen zu ersticken; die Richter wagten selten dem kniglichen Willen entgegenzutreten. Auch Johnhampden, ein Landedelmann, der sich weigerte das Schiffsgeld zu bezahlen, wurde gerichtlich zur Zahlung verurteilt, gewann aber durch jenen Proze die Sympathien in ganz England. In kirchlicher Beziehung schritt die Regierung auf dem be- ^a^ahmer tretenen Wege fort, gestaltete die gottesdienstlichen Formen immer glnz-voller, begnstigte katholische Einrichtungen und setzte andersgesinnte Geist-liche ab. Whrend die Hofhaltung immer prchtiger und ppiger wurde damals waren Rubens und van Dyck Gste des Knigs , bemchtigte sich weiter Kreise der Bevlkerung eine dumpfe Verzweiflung; fo erhielten denn die P i l g e r v t e r ", strengglubige Puritaner, die noch unter ro65^ng-Jakob I. sich in Neu-Eng! land angesiedelt und dort ein Staatswesen auf sittlich strenger, biblischer Grundlage errichtet hatten, starken Zuzug durch unzufriedene Gesinnungsgenossen. Ein Umschwung trat ein, als der König und Laud auch in Schott- fd6o^c land hnliche kirchliche Neuerungen durchzufhren versuchten. Als im Aufstand.

10. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 5

1898 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Jakob I. und ff ort I. 5 Fhrer seiner Gegner, ein bedeutender, energischer Staatsmann, der sich insbesondere als Statthalter von Irland groe Verdienste er-worben hatte, und William Laud, Erzbischof von Canterbury, der Fhrer der hochkirchlichen Partei. Die kniglichen Kassen wur- Schiffsgeld, den gefllt durch die ungesetzliche Erhebung des Schiffsgeldes, einer sonst nur in Kriegszeiten und nur von den an der Kste liegenden Stdten und Grafschaften erhobenen Steuer. Widerstand suchte man durch gesetzwidrige Verhaftung oder gerichtliche Anklagen zu ersticken; die Richter wagten selten dem kniglichen Willen ent-gegenzutreten. Auch John Hampden, ein Landedelmann, der sich weigerte das Schiffsgeld zu bezahlen, wurde gerichtlich zur Zahlung verurteilt, gewann aber durch jenen Proze die Sympathien von ganz England. In kirchlicher Beziehung schritt die Regierung auf dem be- Kirchliche tretenen Wege fort, verschnerte die gottesdienstlichen Formen in ^ nn men' katholisierender Weise, begnstigte katholische Einrichtungen, wie das Clibat und die Beichte, und setzte andersgesinnte Geistliche ab. Whrend die Hofhaltung immer prchtiger und ppiger wurde damals waren Rubens und van Dyck Gste des Knigs , bemchtigte sich weiter Kreise der Bevlkerung eine dumpfe Verzweiflung; damals erhielten die Pilgervter", strengglubige Puritaner, die Auswande-noch unter Jakob I. sich in Reu-England angesiedelt und ein nm0' Staatswesen auf streng sittlicher, biblischer Grundlage errichtet hatten, starken Zuzug durch unzufriedene Gesinnungsgenossen. Ein Umschwung trat ein, als der König und Laud versuchten Der schottische auch in Schottland hnliche kirchliche Neuerungen durchzufhren, u ,tcm ' die Presbyterialverfassung durch Erweiterung der bischflichen Macht-befugnifse und Begrndung des kniglichen Supremats, den Gottesdienst durch Einfhrung einer neuen Liturgie umzugestalten. Als die letztere in der Edinburger Kathedrale zum erstenmal angewandt 1637. wurde, entstand ein Tumult; der Aufstand ergriff bald das ganze Land, und der Eovenant wurde geschlossen, ein Bund zur Be-kmpfung jeder Art des Papismus. Als das schottische Heer die Grenze von England berschritt, mute sich Karl, um seinerseits rsten zu knnen, wieder an das Parlament wenden. 8 5. Die Revolution. Das zunchst berufene, das kurze R^mion Parlament, wurde, da es die heftigsten Beschwerden vorbrachte, bald wieder aufgelst. Aber noch in demselben Jahre sah sich Karl gentigt ein neues Parlament zu berufen: das lange Parlament. ^as^larige Auch dieses, geleitet von John Hampden, John Pym, Oliver Crom- arnmen well und anderen, verlangte zunchst Abstellung der Mibruche, und der König mute nachgeben. Ja, als das Unterhaus seinen
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