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1. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 69

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Deutschland im dreizehnten Jahrhundert. 69 zwischen Volk und Adel in den Städten des alten Griechenlands und mit den Ständekämpfen im alten Rom zu vergleichen sind. In diesen Kämpfen floß viel Blut, und sie endeten meist damit, daß einige Zunftmeister in den Rat aufgenommen wurden. So erhielt die Stadtverfassung vielfach einen demokratischen Charakter. Das vierzehnte Jahrhundert ist die Blütezeit des deutschen Städtewesens. Damals standen diese Republiken mächtig da, um so mächtiger, weil sie sich zu Städtebunden zusammenschlossen. Ein rheinischer ©todte* Städtebund hatte schon zur Zeit des Interregnums bestanden; von der Hanse und dem schwäbischen Bunde soll noch die Rede sein. Schließlich ist es allerdings nicht allen Städten gelungen, die selbständige Verwaltung ihrer eigenen Angelegenheiten festzuhalten. Viele von ihnen wurden von den Fürsten unterworfen und zu Landstädten gemacht; ^dstädte immerhin gab es auch ferner eine große Zahl von freien Reichs- Reichsstädte, städten. die nur dem Kaiser, keinem Landesherrn untertan waren; drei von ihnen haben sich bis auf den heutigen Tag erhalten, die Hansestädte Hamburg, Bremen und Lübeck. Wersen wir noch einen Blick auf das Äußere der Stadt. Die Städtisches Städte des Mittelalters waren bei weitem kleiner als die der Neuzeit; nur wenige gab es, deren Einwohnerzahl beträchtlich mehr als 10000 Einwohner zählte, so z.b. Straßburg, Köln, Basel, Nürnberg, Erfurt. Aber dem, der sich von außen der Stadt näherte, bot sie einen stattlichen Anblick; weithin waren ihre Kirchtürme sichtbar; kräftige Mauern umschlossen sie, aus denen Mauertürme hervorsprangen, und die der Stadtgraben umgab. Durch die wohlgeschützten, oft doppelten Tore gelangte man in die Straßen. Diese waren oft krumm und eng, denn die Bürger wohnten dicht zusammengedrängt. Sie waren auch nur teilweise und oft schlecht gepflastert, dazu meist wenig reinlich; denn auch in der Stadt trieben die Leute vielfach Acker- und Viehwirtschaft, und mit der Sauberkeit war es noch schlecht bestellt. Das enge Zusammenwohnen und die mangelnbe Reinlichkeit waren auch der Grunb, weshalb in Pestzeiten der Opfer so viele waren. Die Häuser, deren viele ihren eigenen Namen hatten, wurden noch lange aus Holz gebaut und zum großen Teil mit Stroh gedeckt, und daher waren Feuersbrünste sehr gefährlich; erst allmählich gewöhnte man sich die vornehmeren Privathäuser aus Stein zu errichten. Sie waren schmal und tief gebaut, mit dem Giebel nach der Straße, wie man das in alten Städten Niederdeutschlands noch vielfach sehen kann. Am Marktplatz erhob sich das Rathaus, wo der Rat seine Sitzungen abhielt, oft ein stolzer Bau mit hohen Giebeln, schon geschmückten Erkern und ragendem Turm; unter dem Rathaus befanb sich der Ratskeller.

2. Geschichte des Altertums - S. 38

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
38 Geschichte der Griechen. kehren und sie durch Gespräche zum Nachdenken über die Tugend zu führen, an dem geistvollen Jüngling Gefallen gefunden. Beide standen in einem Freundschaftsverhältnis; aber einen tieferen Einfluß hatte auch er nicht auf ihn ausgeübt. Bei der Maffe der Athener, unter denen über seinen schlagfertigen Witz vielerlei Geschichten im Umlauf waren, war er sehr beliebt. Er war es besonders, der seine Landsleute zu einer verhängnisvollen Unternehmung nach Sizilien bestimmte. Als einige kleine fizilische Städte um Hilfe gegen das mächtige Syrakus baten, beschloß auf feinen Rat, trotz der Warnungen des N i c i a s, die athenische Volksversammlung die Aussendung einer Flotte und eines Heeres, um Syrakus zu erobern und die Herrschaft Athens auch im Westen zu begründen. Rl-bmfung Unter den Wünschen und Gebeten des ganzen Volkes verließ die sitci6tabc8.glänzende Flotte, von Nicias und Alcibiades befehligt, 415 den Piräus. Aber Alcibiades wurde bald darauf von den Athenern zurückberufen. Seine Gegner hatten gegen ihn die Anklage erhoben, daß er die überlieferten heiligen Gebräuche in seinem Hause lächerlich gemacht habe; und da er fürchtete verurteilt zu werden, so floh er nach Sparta, wo er sich in seiner Erbitterung und Rachsucht kein Gewissen daraus machte, den Feinden seines Vaterlandes zu raten und zu dienen. Durch des Alcibiades Abberufung wurde die ganze Unternehmung gelähmt. Nicias fehlte es bei aller Ehrenhaftigkeit und Tüchtigkeit an Tatkraft. Die Belagerung von Syrakus mißlang, obwohl die Athener eine starke Hilfsflotte der ersten Flotte nachsandten. In einer Seeschlacht unterlagen die Athener den Syrakusanern. Als sie darauf zu Lande den Abzug antraten, wurden sie von ihnen eingeholt, angegriffen und nach furchtbarem Blutvergießen zur Ergebung gezwungen. Die Gefangenen wurden zunächst in den fyrakufanifchen Steinbrüchen untergebracht, wo sie durch Hitze, Hunger und Krankheit entsetzliche Qualen zu erdulden hatten, dann als Sklaven verkauft. So endete der fizilische Feldzug 413 mit einer völligen Vernich tun g. Dccelea. § 40. Der beceleiföe Krieg. 413 — 404. Noch waren die Athener nicht völlig gebrochen. Doch wurde ihre Lage sehr gefährlich. Die Spartaner besetzten auf des Alcibiades Rat ‘Dccelea, eine Ortschaft in Attika, verschanzten sie und fügten von hier aus den Athenern weit mehr Schaden zu als durch die kurzen Einfälle, die sie früher gemacht hatten. Danach führt dieser Teil des Krieges den Namen deceleischer Krieg. Ferner ®üt{chen8 brachten sie mehrere der Bundesgenossen Athens zum Abfall. Endlich Sänunt) schlossen sie ein Bündnis mit den P e r s e r n, deren Satrapen ihnen Geld-

3. Teil 2 - S. 114

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
114 § 50. Skandinavien (Schweden und Norwegen). Rußland ist ein absolutes (d. h. unumschränktes) Kaiserreich, der Zar, „Selbstherrscher aller Reußen", ist zugleich das Oberhaupt der griechisch-orthodoxen Kirche. Für die Verwaltung zerfällt das Reich in 60 Gouvernements. Rußland hat zwei durch eine geradlinige Eisenbahn verbundene Hauptstädte. Die alte liegt in des Landes Mitte, der Knoten- punkt eines ausgebreiteten Eisenbahnnetzes, und ist noch in manchen Stücken asiatischen Städten ähnlich — die neue ist von Peter dem Großen in der den Schweden abgewonnenen Provinz Jngermanland, an des Reiches Westgrenze angelegt und den Städten des w. Europas ähnlich geworden, a) Diese neue, 1703 gegründete Hauptstadt heißt St. Petersburg. Sie liegt am Ausfluß der Newa, zum Teil auf Inseln, sehr regelmäßig gebaut; sie hat 1440000 Einw., darunter 70000 Deutsche. Universität. Am Finnischen Meerbusen wird die Haupt- stadt durch die Festung und Handelsstadt Kronstadt gedeckt, b) Mos- kau (russisch: Moskwa), die alte Hauptstadt, jetzt die größte Fabrikstadt des Reichs, an dem gleichnamigen, zum Wolgagebiet gehörigen Flusse, mit 400 Kirchen und unzähligen, zum Teil übergoldeten Turmkuppeln, hat 1 Mill. Einw. Der Kreml war die alte Residenz der russischen Herrscher. Ebenfalls Universität. Wiederhole die andern Städte nach dem bisher Gesagten! Uordeuropa. § 50. Skandinavien (Schweden und Norwegen). 1. Lage und Küstenbildung. Die Halbinsel Skandinavien schließt sich nur im No. an den Stamm Europas an und zieht sich dann 1850 km lang nach Sw., so daß ihre S.-Spitze nur einen Breitengrad von der deutschen Küste entfernt ist. Gib ihre umgebenden Meeresteile selbst an! Die Küste ist mit vielen größeren und kleineren Inseln besetzt, Skjären (Schären) genannt; die bedeutendste dieser Inselgruppen ist der Losot-Archipel. Im W. schneidet das Meer in tiefen Tälern, den Fjorden, ein, an deren Rändern das Gebirge steil aufsteigt, so daß nur an einigen Stellen schmale, aber sehr fruchtbare und darum stark besiedelte Streifen Flachlandes liegen. Auf diesen liegen die Städte, deren Bewohner, von Jugend auf an die Gefahren des Meeres gewöhnt, tüchtige Fischer und Schiffer sind. Solche Städte sind Kristiania an

4. Deutsche Geschichte - S. 38

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
38 Die deutsche Kaiserzrit 919 1250. Bislmei sie beim Mahle niederstoen; unter furchtbarem Blutvergieen dmpfte er alle Aufstnde und dehnte die deutsche Herrschaft bis zur Oder aus. Und doch wurde auch dieser rauhe Krieger von dem Zuge der Frmmigkeit erfat, der damals so viele trotzige Herzen beugte; er legte vor feinem Tode fein Amt nieder, machte eine Pilgerfahrt nach Rom und fand feine letzte Ruhesttte in dem von ihnen gegrndeten Kloster Gernrode am 'Harz. Nach feinem Tode wurde die wendische Mark in drei Teile geteilt: die Nordmark, aus der spter die Mark Brandenburg erwuchs, die Mark Lausitz und die Mark Meien. Wie aber einst in Karls Sachfenkriegen, fo gingen auch jetzt der Krieger und der Geistliche Hand in Hand. Um die Wenden zu bekehren, grndete Otto das Erzbistum Magdeburg und die Bistmer Havel-berg, Brandenburg, Zeitz (spater Naumburg) und Meien. Romerzug. 38. Ottos erster Rmerzug. Neue Ausstnde und die Besiegung 951' der Ungarn. Unter Otto beginnen die schicksalsvollen Feldzge deutscher Heere nach Italien. Dieses Land war seit langer Zeit von Brgerkriegen erfllt und in vlliger Zerrttung. Als nun die Witwe des letzten Knigs, Adelheid, gegen ihre Feinde Otto um Hilfe anrief, zog dieser im Jahre 951 der die Alpen. Zu Pavia vermhlte er sich mit ihr. Sie war seine zweite Gemahlin; die erste, Editha, eine angelschsische Prinzessin, war ge-storben. Zugleich nahm Otto den Titel eines Knigs der Lango-bar den an. Doch kam es zunchst nicht zu einer vlligen Eroberung des Landes. e2tubo"f9 Da brachen in Ottos Familie Streitigkeiten aus. Sein Sohn Koiuads. Liudolf und fein Schwiegersohn Konrad waren erbittert der den groen Einflu, den Adelheid und zugleich Heinrich von Bayern am Hofe gewonnen hatten. Sie emprten steh, und fo begann von neuem der Brgerkrieg. Zudem benutzten auch die Ungarn die Gelegenheit, in das von inneren Wirren zerrisfene Deutschland einzufallen. Aber gerade die uere Gefahr fhrte dem Könige viele wieder zu, die auf der Seite der Aufrhrer gestanden hatten. Liudolf und Konrad verloren ihren Anhang und unter-warfen sich, von Reue erfllt; ihre Herzogtmer wurden ihnen genommen, jchwcht^auf Und nun konnte Otto mit der Macht seines ganzen Reiches den siewmc. Ungarn entgegentreten. Auf dem Lechfelde bei der Stadt Augsburg, 955. sich unter der Fhrung ihres wackeren Bischofs der feindlichen Belagerung erwehrt hatte, kam es zur Schlacht. Zwar gelang es den Ungarn, das deutsche Heer zu umgehen und die Nachhut zu schlagen. Dann aber siegte ..die deutsche Tapferkeit; ein groer Teil der Feinde ertrank im Lech, viele

5. Geschichte - S. 64

1913 - Berlin : Oehmigke
— 64 — wie wir sahen, fest auf dem Boden, wenn sie sah, daß alles im Schick war, so war sie doch wie das Wetter herunter, wo etwas außer Schick kam. Lange reden und zurechtweisen liebte sie nicht, und wo sie meinte, daß einer schwer hörte, da hielt sie auch die paar Worte noch für zuviel. Noch wußte der verdrossene Knecht nicht eigentlich, wie es gekommen; aber jetzt hörte er vortrefflich und verstand alles und rieb nur ein klein wenig das Ohr oder die Schulter. Eine so rührige Frau war die Frau von Bredow. Loben tat sie nicht viel, sie hielt's für Überfluß; denn daß jeder täte, wie er tun muß, hielt sie für Lohns genug; aber wem sie mal auf die Schulter klopfte, wenn sie durch die Reihen ging, dem war es wie ein Tropfen starken Weines, der nach langer Mattigkeit und Bangigkeit durch die Adern rinnt und die Glieder wieder stärkt. So war es mit der Herbstwäsche am Lieper Fließ bestellt. Eine gute Stunde abwärts von der Burg war das Lager, und ein dichter Wald und ein tiefer, weiter Morast lagen dazwischen. Also mußte im Lager nicht allein gewaschen und gebleicht, sondern auch gekocht und gebettet, gesungen und gebetet und gewacht werden: alle Verrichtungen, wie es einer Stadt Art und Sitte ist. Das Gebet verrichtete am Morgen der Dechant für alle, wenn die Schelle über der Hütte der Edelfrau läutete. Das Waschen und Kochen geschah einen Tag wie den andern. Das Singen und Spielen machte sich von selbst, und für das Wachen sorgte die Frau von Bredow. Kein Zigeunerbub' hätte einen Strumpf von der Leine, kein Fuchs aus dem Korbe eilt Huhn stehlen dürfen. Eine Woche weniger denn einen Tag dauerte schon die Wäsche. Vor dem Klopfen und Klatschen waren die Fische aus dem Fließ auf eine Meile entflohen. Von den hohen Kiefernstämmen, wo sie nisteten, hatten zu Ansang die Fischreiher mit ihren langen, gelben Schnäbeln neugierig herabgeschaut. Da gab es Jagd und Kurzweil für die jungen Burschen. Vor den Bolzen und Pfeilen, die durch ihre luftigen Burgen sausten, hielten die zähen Tiere aus. Selbst wenn der Pfeil einem den Flügel durchbohrte, wenn fein Herzblut hinabträufte, er gab in banger Todesangst nicht nach. Er krallte sich an dem Aste fest, bis die Bolzen wie der Hagel kamen und endlich Holz, Leib und Gefieder miteinander hinab stäubten und splitterten. Aber des

6. Geschichte - S. 79

1913 - Berlin : Oehmigke
— 79 - 26. Das alte Berliner Rathaus. Das Rathaus der vereinigten Städte Berlin und Kölln war ein hohes und stattliches Gebäude. Wie man weiß, führte die kurze Brücke, welche „die lange" heißt, ihren Namen damals mit mehr Recht. Sie verband Kölln und Berlin; aber da, wo sie heut an der Burgstraße endet, berührte sie vorerst eine morastige Insel, über die sie hinweg nach einem nun verschwundenen Spreearm führte, der durch die jetzige Heiligegeiststraße floß. Über diesen hinweg berührte ihr anderes Ende erst das eigentliche Berlin. Also war es gewiß eine lange Brücke. Mitten auf der langen Brücke nun, wo die Sümpfe und Weideplätze fürs Vieh waren und wo unten die Färber ihr Wesen trieben, da stand das gemeinschaftliche Rathaus. In der Hast aufgeführt, weil man's bedurfte, als die Städte sich vereinigten, war es nicht so fest und von dicken Steinen, als die großen Rathäuser in andern reichen Städten. Darum dauerte es auch nicht über das Mittel* alter hinaus, und es ist keine Spur davon übrig geblieben. Kaum die Untermauern und ein Teil des Erdgeschosses waren von Stein, und wo's war, waren's nur Backsteine. Das andere ruhte auf Pfahlwerk, und die Obergeschosse waren alle Fachwerk. Aber zur Zeit, wo beide Städte dieses Rathaus zu gemeinsamer Ehr' und Nutzen aufführten, baute man in Fachwerk nicht minder kühn und lustig als in Stein und Mörtel. Da fand man dieselben Formen in den himmelhohen hölzernen Häusern wieder, über die wir in den gotischen Baudenkmälern der Vorzeit aus Sandstein und Marmor staunen. Ja, die Laune erging sich noch wunderlicher und bunter in dem gefügigen Holze, da der Stein strengere Gesetze und Regeln vorschreibt. Die überragenden oberen Geschosse mit wunderbar geschnitzten Balkenköpfen, die ausgebauten Ecktürmchen und Söller, wodurch die engen Straßen oft ganz überdacht wurden: davon war nicht der Mangel an Raum allein der Grund; es war ebenso oft die Laune des Baumeisters, der im Himmel an Spielraum gewinnen wollte, was ihm auf Erden zu schmal zugemessen war. Diese Bauten waren auch gar nicht so gefährlich, wie man meint. Schaut euch doch um in den vielen hölzernen Städten unseres lieben Deutschlands. Drei-, vier-, fünfhunbert Jahre hat ein solches Holzhaus auf dem Rücken; freilich ist der Nerv kernige Eiche. Es krümmt sich auch wohl vom

7. Vorstufe - S. 40

1907 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
40 Deutsche Geschichte. Sattle an dem Brustharnisch zu zersplittern. Wem dies gelungen war, der galt als Sieger. War die eine Lanze zerbrochen, so griff man zu einer zweiten, welche der Knappe bereit hielt; so konnte mancher an einem Tage vierzig bis fnfzig Lanzen brechen. Auf die Einzelkmpfe folgte der Angriff der zwei Haufen. Da krachten die Lanzen, manch einer strzte zu Boden, oft schwer verwundet; da sausten die Streitxte auf das Haupt des Gegners, da flogen die Schwerter aus der Scheide, und jeder versuchte sein Pferd so geschickt zu wenden, da er des Feindes Hiebe vermied und selbst krftige Schlge austeilte. War das Turnier, das oft Tage und Wochen dauerte, beendet, so erhielt der Ritter, der sich am meisten ausgezeichnet hatte, den Turnierdank. Sein Name wurde unter lautem Schall der Pauken und Trompeten ausgerufen, und er erschien kniend mit gelstem Helm vor der edelsten Dame, die ihm eine goldene Kette, einen prchtigen Helm, einen Ring oder sonst ein Kleinod bergab. Oft fgte sie als besondere Gunst-bezeugung ein seidenes Tuch oder ein Band hinzu, das er an seinem Helm befestigte und ihr zu Ehren immer trug. Darauf zogen sich die Ritter glnzende Feierkleider an, ein groes Gastmahl und ein Ball, den der Sieger als erster Tnzer erffnete, beschlo das Turnier. _ Doch nicht immer war das Leben des Ritters im Mittelalter so fteuden- Ritterburg, reich; im Gegenteil, der Aufenthalt auf der Burg war meist sehr eintnig, besonders in den schlimmen Wintermonaten, wo Weg und Steg verschneit war, und oft wochenlang jeglicher Verkehr aufhrte. Da lag dann die Ritter-brg einsam auf einer Anhhe, von wo ein guter Ausblick ins weite Land war, oder mitten in der Ebene, aber wohlgeschtzt gegen jeden berfall durch einen tiefen, wassergefllten Graben. Ein schmaler Burgweg fhrte den kleinen Berg hinan, der die Zugbrcke ging es in den Vorhof, den stark befestigten Zwinger, welcher den ersten Ansturm der Feinde aushalten sollte. Hier bten sich die Ritter, Knappen und Knechte mit ihren Waffen. Dieser Zwinger war von der eigentlichen Burg durch die innere Burg-mauer abgeschlossen, durch die das Burgtor zu den Hauptgebuden fhrte. Im inneren Hof, Burghof genannt, erhob sich der gewaltige Berg-f r i e d, ein hoher, starker Turm, die letzte Zuflucht fr die Belagerten, zu dessen oberen Stockwerken nur eine Leiter fhrte, die leicht weggenommen werden konnte; unter ihm war das Burg verlie, der Kerker, in dem die unglcklichen Gefangenen bei Wasser und Brot schmachten muten. Die eigentliche Ritterwohnung war der P a l a s mit dem groen Rittersaal und den K e m e n a t e n, d. h. den Frauengemchern. Neben ihm stand die Burg-kapelle. Wirtschaftsgebude liefen an der Mauer entlang, in einer Ecke stand der Ziehbrunnen.

8. Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden - S. 12

1917 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
12 Erste Periode. Vom Ende des 4. Jh. bis 843. dar. Aber schon in früher Zeit wurde der oberste der Asen, Wodan, Träger gewisser sittlicher und Kulturideen, verdrängte seine Verehrung diejenige der früheren Götter bei allen Germanen, war der Glaube an ein Fortleben der Seele nach dem Tode lebendig: sie lebt (nach der Edda) bei der Hel oder, von den „Totenwählerinnen“, den Walkyren, geleitet, in Walhall bei Wodan; auch bestand der Glaube, daß nach dem Weltbrande (ahd. müspilli, in der Edda ragna r<?k „Götterende“), in dem die schuldbeladenen Götter ihren Untergang finden, eine schönere, bessere Welt entstehen werde. Neben den oberen Göttern stehen die niederen Gebilde der Mythologie, Riesen, Zwerge, Wasser- und Waldfrauen. Der Kultus war einfach und fand in heiligen Hainen zur Zeit der Sonnenwenden und Tag- und Nachtgleichen statt. 3. Entstehung der germanischen Mittelmeerstaaten; ostgermanische Wanderung (sog. Völkerwanderung). a) Die Ursachen der sog. Völkerwanderung lagen vor allem in der Landnot der Germanen: durch die Befestigungen am Rhein und an der Donau, durch den Limes und die Eroberung Daciens an weiterer Ausdehnung gehindert, gingen die Westgermanen immer mehr zur Seßhaftigkeit und zum Ackerbau über, was eine starke Vermehrung der Volkszahl und einen Druck gegen die Ostgermanen zur Folge hatte. Als Antriebe geringeren Grades wirkten auch mit innerer Hader und das Andrängen der slawischen Nachbarn.1 Bei dem vorwiegenden Nomadenleben im Osten und der vorwiegenden Seßhaftigkeit im Westen erscheinen diese Bewegungen als wirkliche Wanderungen nur dort, hier mehr als Völkerausbreitung. Einen besonderen Charakter tragen die Züge der Angelsachsen nach Britannien; es sind Raubfahrten, die zur Kolonisation führten. b) Kämpfe um die Grenzprovinzen (bis 395). Der Anfang der „Völkerwanderung“ war der Markomannenkrieg 166—180 ([ § 116). 1) Der Einbrach der Hunnen hat für die „Völkerwanderung* keine andere Bedeutung, als daß durch ihn die Donaugermanen zu einem neuen Ansturm gegen das Römische Reich veranlaßt wurden und daß seitdem ein rascheres Tempo in die Yölkerbewegungen kam.

9. Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden - S. 66

1917 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
66 Dritte Periode. Von 1056 —1273. b) Die geistlichen Ritterorden. Seine charakteristische und glänzendste Ausprägung fand der Geist der Zeit in der Stiftung der geistlichen Ritterorden, die, zum Teil ausgegangen von der Pflege erkrankter Pilger, die Ideale des Mönchtums und des Rittertums in sich vereinigten. Dies waren die Orden der Johanniter und der Templer (so genannt nach ihrer Wohnung in dem nahe der Stelle des Salomonischen Tempels erbauten Palaste); jene trugen einen schwarzen Mantel mit weißem Kreuz, diese einen weißen Mantel mit rotem Kreuz. Durch Schenkungen wurden die Orden später sehr reich.1 53. c) Der zweite Kreuzzug 1147 —49. Die Eroberung von Edessa durch die Ungläubigen war die Yeranlassung zu einer neuen Eahrt nach dem Morgenlande. Den begeisterten Kreuzpredigten des redegewaltigen Zisterzienser-Abtes Bernhard von Clairvaux gelang es, Konrad Iii. von Deutschland und Ludwig Vii. von Erankreich hierzu zu bewegen. Aber dieses Unternehmen scheiterte ■völlig. Der Eindruck dieses Mißerfolges auf den Westen war ungeheuer. Es schien, als ob sich die Entwickelung wieder zugunsten des Orients gestalten wollte. Zwischen 1150 und 1250 nahm die islamische Kultur einen Aufschwung, der auch auf das Abendland von Einflnß wurde. 54. d) Der dritte Kreuzzug 1189 — 92. Ein neuer gefährlicher Gegner erstand den Christen in dem Kurden Saladin, der sich in Ägypten eine starke Macht gegründet hatte, Syrien zu erobern begann und (1187) Jerusalem einnahm. Dieser Umstand rief im Abendlande die größte Teilnahme hervor. An die Spitze 1) Bis 1291, wo Akkon fiel, hatten sie ihren Sitz in Palästina. Alsdann gingen die Johanniter nach Cypern, darauf nach Rhodos irhodiser), das sie (1522) unter Villiers de l’Isle heldenmütig, aber vergeblich gegen Suleiman Ii. verteidigten. Von Karl Y. erhielten sie Malta (Malteser) und verteidigten es glücklich gegen Suleiman Ii. unter Jean Parisot de la Valette. Nach der Auflösung durch Napoleon (1798) wurden 1814 unter dem Namen Johanniter-und Malteserorden aristokratische Vereine zur Pflege verwundeter Krieger gegründet. — Der Templerorden giog 1291 nach Cypern, später nach Frankreich und wurde 1312 von Papst Clemens V. auf Veranlassung des nach seinen Gütern lüsternen Königs Philipp Iv. aufgehoben, nachdem gegen seine Mitglieder eine unbegründete Anklage wegen Ttnsittliehkeit und Ketzerei erhoben worden war; der Großmeister Jakob von Molay wurde (1314) verbrannt.

10. Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden - S. 107

1917 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Ii. Ausbildung nationaler Verfassungen in Frankreich und England. d’Arc. Orleans wurde entsetzt, Karl Vii. in Reims gekrönt. Auch nach Johannas Tode — sie wurde 1431 bei Compiögne Ton den Burgundern gefangen, an die Engländer ausgeliefert, in Rouen als Hexe verbrannt — machten die Franzosen weitere Fortschritte. Der Krieg endete nach 1450 ohne eigentlichen Friedensschluß mit dem Verlust aller englischen Besitzungen in Frankreich außer Calais (das 1559 abgetreten wurde). Auch dieser Krieg trug zur Stärkung der Königsmacht und des Nationalgefühls bei. Seitdem Karl Vii. in den sicheren Besitz seiner Krone gelangt war, war seine Regierung segensreich; er machte den französischen Klerus vom Papst fast unabhängig und stellte ihn in den Dienst der Krone; er brachte den Staatshaushalt in feste Ordnung und setzte eine regelmäßig zu erhebende Steuer fest, er schuf mit diesen Mitteln ein stehendes Heer („Ordonnanz“ von 1439), das erste der neueren Geschichte. In dieser Richtung ging Ludwig Xi. (1461—83) weiter, ein Fürst voll Hinterlist und Tücke und ohne idealen Zug, aber von großer staatsmännischer Einsicht und zäher Tatkraft; er brach die letzten Reste der Macht der großen Vasallen und vernichtete den gefährlichsten seiner Gegner Karl den Kühnen, indem er ihn mit der Schweiz und Lothringen verfeindete (§ 78). 2. Entwickelung der englischen Verfassung bis auf die Tudors. a) Die Anfänge der parlamentarischen Verfassung. Die § parlamentarische Verfassung Englands ist nichts systematisch Gemachtes, sondern etwas geschichtlich Gewordenes; sie ist das Ergebnis jahrhundertelangen Ringens der im staatlichen Leben wirkenden Mächte, des Königtums, des Klerus, des Adels, der Grafschaften, der Städte. Sie ist entstanden aus der Verschmelzung germanischer und normannisch-französischer Einrichtungen, aber so daß der germanische Grundcharakter gewahrt blieb. Das Wesen des Selfgovernment besteht darin, daß den einzelnen Bezirken und Gemeinden die Ordnung ihrer Angelegenheiten durch die ehrenamtliche Verwaltung der besitzenden Klassen gewahrt wird, jedoch unter Aufsicht der staatlichen Organe und unter dem Gesichtspunkt der Verpflichtung aller zu Leistungen an den Staat
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