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1. Nationale Erdkunde - S. 64

1911 - Straßburg i.E. : Bull
64 Ii. Europa. Unter den Getreidemengen finden wir hauptsächlich Roggen verzeichnet. Norwegen bevorzugt nämlich — ähnlich wie Norddeutschland — Roggenbrot, und wir find in der glücklichen Lage, ihm recht viel von den reichen Erträgen unseres Roggenbaues abgeben zu können. Daß England zur norwegischen Getreide- oder Zuckereinfuhr nichts beitragen kann, liegt aus der Äand. (Vergl. englische Landwirtschast.) Dagegen behauptet seine Gewebeindustrie auch hier siegreich den ersten Platz, während die unsere zurücktritt. Wenn Norwegen seine Kolonialwaren eher aus dem mit Ko- lonien überreich gesegneten England bezieht als von unserm Vater- lande, dessen Kolonien noch in den Anfängen der Entwickelung stehen, wird es auch nicht weiter wundernehmen. Endlich muß sich Englands Äberlegenheit für billigen Kohlen- Versand in Norwegen besonders stark geltend machen; wird doch die norwegische Bevölkerung durch die Natur des Landes in unmittel- bare Nähe des Meeres gedrängt, und liegen doch die wichtigsten Städte alle an den Fjorden. '(Kristiania am Kristiania- Fjord, Drontheim am Drontheim-Fjord, Bergen am By-Fjord.) Trotzdem macht das Deutsche Reich seinem englischen Mitbewerber in der norwegischen Einfuhr fortgesetzt den ersten Platz streitig, wie aus folgenden Zahlen zu ersehen ist. Im Jahre 1907 betrug die deutsche Einfuhr nach Norwegen 101 Millionen Mark, die englische 104; 1908 überragte die deutsche mit Iii Millionen die englische, die aus 94 zurückgegangen war. Deutscher Bezug aus Norwegen. Ganz anders allerdings gestaltet sich das Verhältnis der beiden Reiche, England und Deutsch- land, im Warenbezüge aus Norwegen. England empfängt schwe- disches Erz über Norwegen. Schwedens Erzreichtum befruchtet auch Norwegen. Die schwedischen Lager mußten sich notgedrungen einen eisfreien Äafen für die Verschiffung suchen. Den bietet die bis weit in den Norden hinein vom warmen Golsstrom bespülte norwegische Küste. Für die nordschwedischen Lager von Kiruna und Gellivare wurde deshalb eine Bahn bis Narvik am Osoten-Fjord (den Lofot-Infeln gegenüber) gelegt, und aus Narvik empfängt jetzt England seine schwedischen Erze, während unser Erzbezug den Weg durch die Ostsee wählt. Schwedisches Erz erscheint gemäß der Lage des Verschiffungshafens in der nor- wegischen Ausfuhr nach England mit bedeutenden Summen; in unsern Äandelsnachweisen wird es Schweden zugezählt.

2. Nationale Erdkunde - S. 65

1911 - Straßburg i.E. : Bull
2. Die nordischen Länder. 65 Auch unser Bezug von norwegischem Äolz, einer der Äaupt- ausfuhrwaren des Landes, ist auffallend gering. And doch liegt das norwegische Waldland, der Südosten, mit seinen Äolzhäfen Kri- stiania, Drammen und Fred erikstad am Kristiania-Fjord, unsern Küsten ziemlich nahe. Wenn wir trotzdem wenig norwegisches Solz einführen, so erklärt sich das einzig und allein aus unserer Lage. Während unsern Osten eine Reihe von holzreichen Ländern, Ruß- land, besonders Finnland, Schweden, Österreich-Ungarn umgeben, sieht sich England bei der Waldarmut von Holland, Belgien, Däne- mark und selbst von Frankreich und Spanien aus das holzreiche Norwegen allein angewiesen und hat infolgedessen seinen Äolzbezug gerade von diesem Lande her entwickelt. — Also auch in der Äolz- ausfuhr aus Norwegen ist uns England überlegen. Dagegen gibt unser Vaterland einen ausgezeichneten Markt ab für eine andere norwegische Äauptaussuhrware, sür Fische. Fisch- fang bildet den wichtigsten Erwerbszweig in Norwegen, sür viele Küstenbewohner ist es sogar der einzige. Ohne ihn wären weite Küstenstrecken überhaupt nicht bewohnbar. Am wichtigsten ist der Fang der Dorsch e im Frühjahr. Allein an den Lofotinseln (die Gruppe 300 km lang, die größte der Inseln = dem Herzogtum Anhalt) fangen 30000 Fischer mit 6000 Booten jährlich etwa 20 Millionen Dorsche im Werte von rund 9 Millionen Mark; insgesamt wurden 1905 für 18^ Millionen Mark Dorsche von 83 000 Fischern erbeutet. (Getrockneter Dorsch — Stockfisch.) In Südnorwegen, zwischen Bergen und Stavanger wird in ähnlich ausgedehnter Weise der Äeringssang betrieben. Da nun die englische Seefischerei eine großartige Ausdehnung genommen hat, die deutsche aber nur ein Drittel des heimischen Bedarfs zu decken vermag, bildet die Fischeinfuhr einen Äauptposten in unserer Einsuhr aus Norwegen. Geringer sind die Werte an Tierfellen (norwegische Viehwirt- schaft nach Schweizer Art auf den Bergweiden betrieben), Kupfer, Steinen, Pelzen (Pelztiere in den nördlichen Gebieten), die neben den schon genannten in der norwegischen Ausfuhr nach Deutschland erscheinen. Im ganzen ist uns Großbritannien als Abnehmer norwegischer Erzeugnisse weit überlegen. Während wir aus Norwegen 1907 rund 40, 1908 nur 38 Millionen erhielten, erreichte die britische Einfuhr aus Norwegen in den beiden Iahren 95 und 91 Millionen Mark. Allein Britannien, das ehemals den Europahandel Äauptmann, Nationale Erdkunde. 5

3. Nationale Erdkunde - S. 66

1911 - Straßburg i.E. : Bull
66 Ii. Europa. ausschließlich beherrscht hat, wird diese seine Über- legenheit im Warenbezug aus Norwegen in anbetracht unserer Vorzugsstellung in der Einsuhr nach Norwegen wohl kaum als erfreulichen Ausgleich ansehen. Doch nicht nur im Handelsverkehr macht sich der deutsche Gegner England unangenehm fühlbar; es regt sich auch im nordischen Reiche zu nicht geringem Leidwesen unserer „angelsächsischen Vettern" das deutsche Kapital. Das erzeugnisarme und daher auch geldarme Norwegen bedarf naturgemäß in weitgehendem Maße fremder Kapitalien zur Entwickelung seiner Erwerbsquellen. Am meisten um- worden sind die norwegischen Erzlager und die Wasserfälle des Landes. Auch Norwegen besitzt Eisenerzlager, nur sind sie eben erst der Ausbeutung zugänglich gemacht worden, und da es seines Kohlen- mangels wegen seine Erze nie selber verhütten wird, streiten sich die Länder der Eisenerzeugung um den Besitz dieser Lager. Sicherung des Bezugs von Erz heißt die Losung für sie. (Vergl. Schweden, Spanien, Marokko.) Unsere Eisenindustrie behält die neuentdeckten norwegischen Lager scharf im Auge. Kürzlich erwarb ein großes schlesisches Hüttenwerk, das besonders Eisenbahnbedarfswaren herstellt, am Salangen-Fjord, nördlich der Lofotgruppe, große Eisenerz- lager. Das Erz soll dort gleich für die Weiterverarbeitung in den fchlesischen Kütten vorbereitet werden. Von gleich großer Wichtigkeit für uns sind die norwegischen Wasserfälle. Norwegen heißt ja „das Land der Wasserfälle". Bei dem Steilabfall des Gebirges zeichnen sie sich besonders durch die .Jöohe ihres Sturzes aus. Millionenwerte schlafen noch in diesen Fällen. Sie könnten gewaltige Mengen elektrischer Kraft liefern und sind erst zum kleinsten Teile zu diesem Zwecke in Angriff ge- nommen. Mit Äilfe dieser elektrischen Kraft erzeugt man heute, dank den Bemühungen der Wissenschaft, auch der deutschen, künst- lichen Salpeter. (Bei sehr hohen, durch den elektrischen Flammen- bogen erzeugten Temperaturen wird der Stickstoff der Luft durch den Sauerstoff zu Stickoxyd verbrannt. Stickoxyd kann ohne weiteres in Salpetersäure — Chilisalpeter übergeführt werden.) Was haben aber wir davon, wenn die norwegischen Wasser- fälle die künstliche Verstellung von Salpeter ermöglichen? Zunächst ist deutsches Kapital an der Errichtung der nötigen elektrischen Anlagen hervorragend beteiligt. Die badische Anilin- und Sodafabrik in Ludwigshafen plant die Verstellung einer gewaltigen Kraftstation am Sogne-Fjord. Der die elektrische Kraft erzeugende

4. Nationale Erdkunde - S. 67

1911 - Straßburg i.E. : Bull
2. Die nordischen Länder. 67 Fall hat eine Äöhe von 1002 m, das ist die größte Fallhöhe der Welt bei einer derartigen Station. Ganz neue Maschinen gelangen hier zur Ausstellung, die eine bessere Gewinnung des Stickstoffs ermöglichen. Dannaberist die Befchaffung von Salpeter sür unsere Landwirtschaft eine wichtige nationale Sorge, mehr als für jedes andere Land. Verbrauchte das Deutsche Reich doch von 1,4 Millionen t Chilisalpeter (1905) nicht weniger als 515 000 t, während auf Frankreich nur 245 000, auf England nur 100000 t kamen. Nun wird mit einer Erschöpfung der Salpeterlager in Chile in den nächsten Jahrzehnten gerechnet. Weil wir bisher die Äauptmenge des Chili- salpeters verbrauchten, muß es zunächst auch unsere Sorge sein, an Ersatz zu denken. Endlich aber bedarf unsere Industrie für Schieß- und Spreng- stoffe des Salpeters. Grund genug für uns, daß wir beizeiten uns unfern Anteil an den norwegischen Wasserfällen zu sichern suchen, um so mehr, als wir selber nicht genügend solche natürliche Wasserkräfte besitzen, daß wir Salpeter in der nötigen billigen Weise herstellen könnten. Im allgemeinen ist England für den Wettbewerb mit dem Deutschen Reiche in Norwegen günstiger gestellt als in Schweden. Äber den Atlantischen Ozean hinüber kehren sich Nor- wegen und Britannien das Gesicht zu, und bekanntlich ist der Ozean längst nicht mehr die trennende Wasserwüste, sondern die Verbin- dungsbrücke, auch für das seefahrende Norwegen, dessen Bewohner heute so wenig wie in grauer Vorzeit, als noch die Drachen der Normannen den Wogenpfad pflügten, den Kampf mit dem Wasser scheuen. England weiß auch jedes Mittel klug auszunützen, das zum engeren Anschluß der nordischen Länder an das britische Weltreich geeignet erscheint. Als die Norweger in echt germanischem Anab- hängigkeitsdrang die alte Verbindung mit Schweden lösten und sich auf eigene Füße stellten, da wußte England durch Äeirat das neue Königshaus sich zu verbinden. Schweden muß, schon um des Gegensatzes zu Norwegen willen, mehr nach der deutschen Seite neigen. Dem eben beobachteten Wettkampfe begegnen wir auch beim dritten der nordischen Reiche, bei 5*

5. Nationale Erdkunde - S. 70

1911 - Straßburg i.E. : Bull
70 Ii. Europa. die den Wert der dänischen Vieherzeugnisausfuhr nach England bezeichnet. Denn in diesem Punkte ist die Verbindung zwischen England und Dänemark viel inniger als die deutsch-dänische. Also wäre uns England wieder einmal überlegen trotz aller Gunst unserer Lage zu Dänemark, trotz der natürlichen Verhältnisse dieses Landes? Äberlegen zwar im Warenbezug aus Dänemark; doch offenbart der stärkere Bezug Englands an Viehzuchterzeugnissen nur dessen Schwäche und unsere Stärke. Dank unserer stets mehr erstarkenden Landwirtschast sind wir für den Bedarf an Erzeugnissen des Ackerbaues oder der Viehzucht viel weniger vom Auslande abhängig als England. Seines höheren Bedarfs wegen übertrifft uns somit England in der Gesamteinsuhr aus Dänemark. (Die unsere betrug 1908 im ganzen 121 Millionen Mark.) Dagegen stehen wir in der Ausfuhr nach Dänemark weitaus an erster Stelle, und zwar nimmt Getreide unter unsern Ausfuhrwaren eine ziemlich wichtige Stelle ein. Der dänische Getreidebau vermag die 2x/2 Millionen Dänen nicht ausreichend mit Brotfrucht zu versorgen. Gerade die nörd- lichen Landschaften Preußens aber gehören zu den an Getreide reichen Provinzen. (Vergl. S. 7.) Sie können deshalb ausführen. (Das hindert natürlich nicht, daß das Reich für seine getreideärmeren Landschaften Korn einführen muß.) Nach sämtlichen drei nordi- schen Ländern hin haben wir eine starke Getreideaussuhr zu ver- zeichnen. Sie betrug 1908 in Millionen Mark. Weizen Roggen Äafer Mehl nach Dänemark..... 4,8 10 6,9 5,2 „ Schweden..... 7,6 4,5 6,0 — „ Norwegen..... 0,6 15,3 0,8 4,4 So sind also die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Dänemark und dem Deutschen Reiche recht eng. An der dänischen Gesamtein- fuhr im Werte von 887 Millionen Mark (1907) sind wir mit rund 210 Millionen Mark beteiligt, und von seiner Ausfuhr im Werte von 680 Millionen Mark empfangen wir für 130 Millionen Mark. Alles deutet zudem darauf hin, daß diese Beziehungen sich noch enger gestalten werden. Ähnlich wie in Schweden ist auch das dänische Eisenbahnnetz mit dem deutschen durch eine Dampffähre verbunden. Sie geht

6. Nationale Erdkunde - S. 72

1911 - Straßburg i.E. : Bull
72 Ii. Europa. Wesen geschaffen, das, musterhast eingerichtet, auch dem unsern noch Vorbild sein dürfte. Es würde etwas fehlen am Bilde der nordischen Länder, wenn man vergäße der Geschichtlichen Wirksamkeit der Deutschen in den nordischen Ländern. In früheren Jahrhunderten spielten die Deutschen in den drei nordischen Neichen eine erste Rolle. Deutsche Mönche brachten dem Norden das Christentum, deutsche Kaufleute aus den Äansa- städten legten den Grund zur Blüte zahlreicher nordischer Städte, wie Bergen, Wisby aus Gotland. Dänemark war vom hanseatischen Kaufmann beherrscht und mußte sich verpflichten, ohne Zustimmung der Äansa keinen König zu wählen. Die des Äeringsfangs wegen wichtige Küste von Schonen (Südschweden) war zeitweise Besitz- tum der reichen Kaufherren des deutschen Nordens. Auch als die stolze Blüte der Äansa längst verblichen war, gab es in vielen Städten des Nordens noch starke deutsche Gemeinden, deren Mit- glieder nicht selten die höchsten Ämter bekleideten. So war der Bürgermeister Äans Bismarck, der um die Mitte des 15. Jahr- hunderts die Geschicke von Stockholm leitete, gleichen Stammes mit dem Schmied der deutschen Einheit. Zugleich nahmen die Edelsten der drei nordischen Reiche fortgesetzt lebhaftesten und innigsten An- teil am deutschen Geistesleben. Der dänische Minister Schimmel- mann ist es gewesen, der unserm Nationaldichter Schiller, als schwere Krankheit an seinem Lebensmark zehrte, ein Iahresgehalt von 1000 Talern verschaffte und so Schiller die Möglichkeit gab, sich zu erholen und unbehindert von Nahrungssorgen seines hohen Berufes zu walten. Das sind Erinnerungen, die man besonders in Dänemark mehr pflegen sollte als die von 1864. 3. Rußland. Sehen wir vorerst davon ab, inwiefern Rußland irgendwie unsern Ansprüchen in der Welt gegenüber zu treten vermag und dazu gewillt ist. Seine Hauptbedeutung für uns liegt in seiner Kaufkraft, in der Art und Weise, wie es einen Markt für unsere Warenausfuhr abzugeben vermag. Als das größte geschlossene Wirtschaftsgebiet in Europa, (europäisches Rußland einschließlich Finnland: 5,4 Mil- lionen qkm mit 121 Millionen Einwohnern, mehr als die Äälfte

7. Nationale Erdkunde - S. 145

1911 - Straßburg i.E. : Bull
10. Die Mittelmeerländer. 145 Deutsche und österreichische Äandelsinteressen gehen aber auf der Balkanhalbinsel wie überhaupt im östlichen Mittelmeer Äand in Äand, obwohl bei vielen Warengattungen ein Wettbewerb zwischen deutscher und öster- reichischer Industrie besteht. (Zucker, Gewebe.) Für beide liegt der größte Wert in einem Ausbau der Balkanbahnen. .Joeute ist die Verbindung von Wien oder Berlin nach Saloniki noch schlecht, weil zeitraubend. Und doch beträgt der Weg Berlin- Saloniki über Land nur 3362 km, das heißt 383 km weniger als die Strecke Berlin-Brindisi. Von Saloniki nach Port Said, dem Eingange des Suezkanals, beträgt der Seeweg 735 See- meilen, von Brindisi aus aber 940 Seemeilen. Die gesamte Strecke Berlin-Saloniki-Port Said wäre 763 km kürzer als der Weg von Berlin über Brindisi nach dem Eingange des Suezkanals. (Vergl. auch Griechenland.) Die Türkei. Das Deutsche Reich, der zuverlässigste Freund der Türkei, so sahen wir bereits. So verschieden auch die beiden Länder voneinander sein mögen, deutscher und türkischer Vorteil gehen Äand in Äand. Die Türken wissen auch, daß sie ringsum von kleinen und großen Gegnern umgeben sind, die an eine „Austeilung" des türkischen Gebietes denken. Sie müssen deshalb einen Rücken suchen an einer Macht, der an der Erhaltung einer starken Türkei liegen muß. Warum müssen wir eine starke Türkei wünschen? In erster Linie unseres Handels wegen. Wenn die Aufteilung zustande käme: England: Mesopotamien; Rußland: Armenien und Kleinasien; Frankreich: Syrien; Italien: Albanien und Tripolis; Bulgarien, unter russischem Schutze: Mazedonien, so müßten sich deutschem Handel und deutscher Arbeit eine Reihe von Gebieten verschließen. Das könnte nicht ohne schädliche Rück- wirkung auf unsere gesamte Volkswirtschaft geschehen. Wir brauchen aber eine Ausdehnung und Erweiterung unserer Märkte, neue Felder friedlicher Betätigung. Jede Einengung und Ein- schränkung macht unsere Lage mehr und mehr unerträglich. Wenn nun auch deutscher und türkischer Vorteil Hand in Hand gehen, so ist doch unser Handelsverkehr mit der Türkei vorerst nicht so, wie er unserer Stellung auf dem Welt- Hauptmann, Nationale Erdkunde. 10

8. Nationale Erdkunde - S. 273

1911 - Straßburg i.E. : Bull
V. Afrika. 1. Allgemeines. /-?^er Erdteil Afrika darf als europäisches Kolonial- land angesehen werden. Äier fehlen die großen selbständigen Staaten, wie Asien und Amerika sie aufweisen. Daher die bunte Zerstückelung, die wir an der Karte von Asrika kennen. Fast alle größeren europäischen Staaten haben auf afrikanischer Erde Besitzungen erworben. Äier hat auch das Reich in einer Weise Fuß gefaßt, die seiner Größe, seiner Seegeltung wenig st ens einiger- maßen entspricht; hier steht es nicht zaghaft an dertüre wie im weiten Asien. Es sehlen aus afrikanischem Boden überhaupt nur die Flaggen zweier großer europäischer Mächte, die russische und der Doppel- adler des Äabsburgischen Reichs. Rußlands Kolonialland stößt, wie wir sahen, unmittelbar an seine Grenzen, und Österreich- Ungarn muß seiner inneren Kämpfe wegen auf Kolonisierungs- tätigkeit verzichten. Den bedeutungsvollsten Kolonialbesitz in Afrika haben wieder die Engländer, im ganzen 5,3 Millionen qkm, d. h., das Zehnfache der Bodenfläche des Deutschen Reichs. Kapstadt war ihre erste wichtigste Besitzung; vor der Eröffnung des Suezkanals war Kapstadt die Äauptstation auf dem Wege nach Indien. Von Kap- stadt aus haben sie ihre Herrschaft nach Norden zu erweitert. Später ergriffen sie von Ägypten Besitz. Ihr Plan geht dahin, ein britisches Asrika zu schaffen, das vom Kap der guten Äossnung bis zur Mündung des Nil reicht. Frankreich besitzt zwar einen viel größeren Teil von Afrika, 10,2 Millionen qkm, er ist aber bedeutend weniger wertvoll als der Hauptmann, Nationale Erdkunde. 18

9. Nationale Erdkunde - S. 275

1911 - Straßburg i.E. : Bull
Allgemeines. 275 müssen die Völker, die Kolonien in Afrika besitzen, notgedrungen Eisenbahnen anlegen, die ihnen eine rasche Durch- querung des wertlosen Küstengebietes ermöglichen. Flußsysteme. Freilich, auch die Natur hat Wege geschaffen, auf denen der Europäer ins Innere gelangen kann. Leider sind die afrikanischen Wasserwege sehr zu unsern Ungunsten verteilt. Der Nil durchfließt englisches Gebiet, der Senegal und teilweise auch die Gambia gehören den Franzosen, der Niger ist ebenfalls von den Engländern in Besitz genommen, dazu auch der größte Teil seines schiffbaren Nebenflusses, des Benue. Oranje und Kunene gehören gleichfalls englischem Gebiet an. Der Kongo ist nur dem belgischen Warenverkehr dienstbar. Der Sambesi durchfließt portugiesischen Besitz. Somit fehlt uns also der Anteil an den großen Strömen Afrikas, und was unsere Kolonien an Flüssen aufweisen, ist teilweise noch dadurch wertlos geworden, daß sie beim Absturz von der afrikanischen Äochebene Fälle und Schnellen bilden, die der Schiffahrt unüber- windbare Hindernisse entgegenstellen. Küstengliederung und Landungsverhältnisse. Wesentlich erschwert wird ferner das Eindringen in Afrika, namentlich von der Westseite her, wo drei unserer Kolonien liegen. An der Westküste arbeitet nämlich eine starke Brandung. Nur sehr wenige der Küstenplätze können sich eines einigermaßen hinreichenden Schutzes gegen die peitschenden Wellen rühmen; u.a. Dula in Kamerun. Aber auch da ist die „Dünung" zu stark, als daß die Seeschiffe längsseits kommen könnten. Sobald ein Schiff Anker geworfen hat, wird dies durch einen Kanonenschuß vom Bug desselben angezeigt. Alsbald stoßen die Boote ab, wenn der betreffende Dampfer nicht auf die selbst mit- gebrachten Brandungsboote angewiesen ist. Die Reisenden des Dampfers, mit Fernrohren und Ferngläsern bewaffnet, beobachten, besonders wenn sie zum ersten Male die Westküste besuchen, unter großer Erregung die Abfahrtstelle der Boote. Der Anblick der gegen die Brandung kämpfenden Boote genügt vollkommen, um selbst gestählte Nerven in Spannung zu halten. Bootsunfälle komm n häusig vor. Die Ladung wird durchnäßt und verdirbt. Das Boot kentert, die Insassen springen meistens heraus, werden aber oft von dem umschlagenden Boote getroffen. Ertrunkene und 18*

10. Nationale Erdkunde - S. 294

1911 - Straßburg i.E. : Bull
294 V. Afrika. Größe und Bewässerung. Wenn unser Schiff sich einem der zahlreichen Ääfen unserer Küste, Tanga oder Daressalam, nähert, so stehen wir wohl überwältigt vor der märchenhasten Schön- heit, die sich vor uns entfaltet. Doch von dem, was wichtiger ist, von der Größe und Fruchtbarkeit unserer Kolonie, erfahren wir zunächst nichts. Davon bekommen wir erst einen Begriff, wenn wir die 700 km lange Küste abfahren, wenn wir uns auch durch eine der leider noch so wenig ausgebauten Bahnen hinein ins Innere tragen lassen und dann in monatelangen Reisen das Land kreuz und quer durchstreifen. Erreicht doch D.-O.-A. mit seinen 995000 qkm beinahe die doppelte Größe des Deutschen Reiches, und weisen doch auch alle anderen Maße einen deutlichen Zug ins Große auf. Flüsse, die uns die Karte kaum aufzeigt, wie der Rufiji, der Pangani, sind länger oder ebenso lang als der Rhein. Sind wir bis zur Westgrenze vorgedrungen, so scheinen wir an einer neuen Seeküste zu stehen. Wird doch diese Westgrenze durch eine Reihe großartiger Seen gebildet, von denen der Victoria- See nicht weniger als den Flächeninhalt Bayerns einnehmen würde, der langgestreckte Tanganjika in seiner Längenausdehnung dem halben Rhein gleichkommt, der Nyassa-See fünfzigmal die Fläche unseres Bodensees ausmacht. Aufbau des Landes. Das große afrikanische Hochland, das in unseren übrigen Kolonien ziemlich nahe an die Küste herantritt, weicht hier mehr rücksichtsvoll zurück. Im Norden zwar greift es verhältnismäßig weit nach der Küste vor, dann aber wird der Raum zwischen Küste und Äochland immer breiter, bis ganz im Süden das letztere schon beim Nyassa-See abbricht. In dieses Vorland, das so zwischen Küste und afrikanischer Hochebene in wechselnder Gestalt sich ausdehnt, dringen wir nun mit gespannter Erwartung ein. Ostafrika als Baumwollkolonie. In noch nicht sehr be- deutender Entfernung von der Küste stoßen wir auf arbeitende Un- getüme, die uns nicht weniger fremd sind als dem Neger, der sie mit einem Gemisch von Staunen und Grauen betrachten mag, auf die Dampfpflüge. — Wie mit Riesengewalt greifen die keuchenden, eisernen Angeheuer in den bisher unberührten Boden und legen in breiten, reichen Wellen die Massen des untersten Grundes, die noch ganz unausgenützt bisher geschlummert haben, ans Tageslicht.
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