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1. Elsässische Geschichtsbilder - S. 47

1884 - Straßburg : Bull
— 47 — ihm die Schreiner eine tragbare Bühne, welche sie jedesmal in das Münster brachten, wenn Mathias predigen wollte. An Zells Seite traten bald Wolfgang Kapito aus Hagenau, Kaspar Hedio aus Ettlingen in Baden und Martin Butzer, ver Sohu eines Küfers aus Schlettstadt. Dieser letztere war einer der ersten Prediger, welcher sich verheiratete und zwar mit einer früheren Nonne. Seinem Beispiele folgten Hedio und Kapito. Der Bischof wolltu sie deswegen vor das geistliche Gericht stellen, aber sie weigerten sich, zu erscheinen und der Rat der Stadt unterstützte sie. Überhaupt gewann die neue Lehre immer mehr Anhänger. Viele Mönche und Nonnen verließen die Klöster und legten ihr Ordenskleid ab. In Straßbnrg kam es schon so weit, daß Bittschriften um Abschaffung der Messe an den Rat kamen. Von Jahr zu Jahr stieg der Sturm um Gewährung dieses Verlangens. Vergebens strengte der Bischof alles dagegen an, vergebens sandte selbst Kaiser Karl V. ein Abmahnungsschreiben — am 20. Februar 1529 erklärte die Schöffenversammlung die Messe für abgeschafft. Auf dem Reichstage zu Speier verteidigte der Stadtmeister Jakob Sturm von Sturm eck diese Maßregel. Hier erhielten die Anhänger der neuen Lehre den Namen „Protestanten", weil sie gegen die gefaßten Beschlüsse Beschwerde, Protest, einlegten. Im folgenden Jahre (1530) wurde der Reichstag zu Augsburg abgehalten, wo die Lutheraner dem Kaiser ihr Glaubensbekenntnis überreichten. Aber Straßbnrg neigte mehr der Lehre Zwinglis, eines Schweizer Reformators, als Luthers zu und so legte es im Verein mit noch drei andern Städten ein besonderes Glaubensbekenntnis vor. Lange mußten die Abgesandten im Vorzimmer des Kaisers warten, bis ihnen noch die Erklärung zu teil wurde, der Kaiser habe jetzt wichtigere Dinge zu thun, als sie anzuhören, sie sollten nur am nächsten Morgen wiederkommen. Und als sie sich folgenden Tages einfanden, hieß es, die kaiserliche Majestät sei auf die Jagd geritten. Ihre Schrift kam gar nicht zur öffentlichen Verlesung. Die Abgesandten erhielten nur den Rat, wenn sie wohl fahren wollten, möchten sie in den Schoß der alten Kirche zurückkehren. Jakob Sturm brachte es dahin, daß 1532 Straßbnrg dem schmalkal-dischen Bunde beitrat, den protestantische Fürsten zur Abwehr etwaiger Angriffe geschlossen hatten. Dieser Mann war es, welcher in jenen vielbewegten Zeiten mit unermüdlichem Eifer die Angelegenheiten der Stadt leitete. Während seines Lebens war er

2. Elsässische Geschichtsbilder - S. 55

1884 - Straßburg : Bull
— 55 — neten Bund — Union genannt. An der Spitze desselben stand Kurfürst Friedrich von der Pfalz. Diesem gegenüber traten die Katholiken zum Schutze ihrer Kirche zu einem gleichen Bunde zusammen, der den Namen Liga erhielt; zum Oberhaupt derselben wurde Herzog Maximilian von Bayern gewählt. Alles war wie zum Kampfe gerüstet; es fehlte nur an einer Veranlassung zum Kriege. Und diese fand sich leider gar bald. 1. Graf Ernst von Mansfeld. Auf Kaiser Ferdinand I. war Maximilian H., auf diesen Rudolf Ii. gefolgt. Als Rudolf im Jahre 1612 starb, erlangte sein Bruder Matthias die Kaiserkrone. Die Protestanten hatten, in der Meinung, daß der vom Kaiser erlassene Majestätsbrief ihnen ein Recht hierzu gewähre, zu Klostergrab und Braunau in Böhmen Kirchen erbaut. Erstere aber wurde niedergerissen, letztere gesperrt. Die Bürger, welche ihren Unwillen hierüber kundgaben, setzte man ins Gefängnis. Durch diese Maßregeln waren die Protestanten aufs äußerste erbittert. Sie schrieben an den Kaiser, allein er entgegnete mit Drohungen. Da drangen am 23. Mai des Jahres 1618 Bewaffnete in die Statthalterei zu Prag ein und warfen zwei kaiserliche Räte, Martinitz und Slawata, als die vermeintlichen Urheber der kaiserlichen Erlasse, samt ihrem Geheimschreiber „nach altem Brauch" durchs Fenster 80 Fuß tief in den Schloßgraben hinab. Diese Greuelthat wurde Veraulassuug zur allgemeinen Empörung. Als im folgenden Jahre Kaiser Matthias starb, erkannten die Böhmen seinen Nachfolger Ferdinand Ii. nicht an und wählten den protestantischen Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz zu ihrem König. Bald aber hatte die Herrschaft Friedrichs ein Ende, da er in der Schlacht am weißen Berge geschlagen wurde. Seine Sache hielt indes der Graf Ernst von Maus-f eld. Da dieser seine Stellung in Böhmen nicht behaupten konnte, wandte er sich nach Franken und der Pfalzgrafschaft. Auch von hier vertrieben, rückte er in das Elsaß ein. Im November des Jahres 1621 kam er vor Hagenau und verlangte die Übergabe der Stadt. Doch die Bürger wiesen das Ansinnen entschieden zurück und erst die immer neuen Verstärkungen, die Mansfeld erhielt, benahmen ihnen den Mut. Wohl wunderte man sich, wie der Graf ein so großes Heer bezahlen konnte, aber er verstand es,

3. Elsässische Geschichtsbilder - S. 53

1884 - Straßburg : Bull
— £3 — Straßburg noch 4 Jahre hindurch ein böser Streit zwischen Bischof und Bürgerschaft hin, bis ersterer sich zurückzog und das Münster wieder dem protestantischen Gottesdienst geöffnet wurde. — Kaiser Karl legte 1556 die deutsche Kaiserkrone nieder und an seine Stelle trat sein Bruder Ferdinand. Straßburger Bistumszwist. (1592—1604.) Als im I. 1568 Bischof Erasmus von Straßburg gestorben war, entspann sich bei der Wahl seines Nachfolgers ein heftiger Streit unter den Domherren, da ein Teil von ihnen dem Protestantismus zuneigte. Doch siegte die katholische Partei und Graf Johann von Manderscheid wurde Bischof. Schon unter seiner Regierung kamen die Reibereien unter den Domherren zu offenen Gewaltthaten. Von großer Wichtigkeit aber wurde die Uneinigkeit unter ihnen, als Johann von Manderscheid im 1.1592 starb. Die protestantische Partei wählte den erst 15 Jahre alten Johann Georg, den Enkel des Kurfürsten von Brandenburg, die katholische den Kardinal und Bischof von Metz, Karl, den Sohn des gleichnamigen Herzogs von Lothringen. Beide Parteien griffen zu den Waffen; die Stadt Straßburg stellte sich auf Seite Johann Georgs. Ihr erster Angriff ging auf das Schloß Kochersberg, das ein eifriger katholischer Hauptmann mit schwacher Besatzung besetzt hielt. Die Straßburger hatten den ganzen Tag die Thore geschlossen, damit außerhalb der Stadt niemand ihre Absicht erführe. Erst als es duukel war, rückten die Truppen aus und hofften nun dtn Hauptmann zu überraschen. Doch dieser hatte schon Knude bekommen und alle Anstalten zur Verteidigung getroffen. Aber freilich, die riesigen Mörser der Straßburger brachten die Feste zur Übergabe. Der Hauptmann wurde in Straßburg hingerichtet. Ebenso nahmen die Straßburger Dachstein und Geispolsheim ein und bedrohten selbst Zabern. Inzwischen aber war Herzog Karl von Lothringen mit einem Heere nach dem Elsasse gekommen. Vergebens wandte sich Straßburg um Hülse an Heinrich 1\. von Frankreich. Am 24. Juni kam es zur Schlacht zwischen den Straßbnrgern und Lothringern. Der Übermacht mußten die ersteren weichen. Jetzt zog Herzog Karl gegen Dachstein und Kochersberg, wo er furchtbare Rache nahm. In Straß-

4. Elsässische Geschichtsbilder - S. 48

1884 - Straßburg : Bull
— 48 — 13 mal Stadtmeister und 91 mal Gesandter Straßburgs. Immer hielt er die Ehre, das Recht und die Freiheit seiner Vaterstadt aufrecht. Besonders warm nahm er sich auch des Schulwesens an. Er hat den Hauptanteil an der Gründung des Gymnasiums, dessen erster Rektor Johannes Sturm wurde. Es war dies nur ein Namens-, aber nicht ein Blntsgenosse des genannten Staatsmannes. Er verwandelte später die Schule in eine Akademie, die im Jahre 1621 von Kaiser Ferdinand zur Universität erhoben wurde, und verschaffte ihr einen Ruf, nicht bloß in Deutschland, sondern noch weiter über dessen Grenzen hinaus. — Auf Antrieb Jakob Sturms wandte sich Straßburg au den König von Frankreich zu Gunsten der französischen Protestanten und Straßburg war den Religionsflüchtigen eine sichere Zufluchtsstätte. Über 1500 kamen im Jahre 1538 dahin und wurden mit offenen Armen empfangen. In demselben Jahre traf auch Calvin, ebenfalls ein Schweizer Reformator, der von Genf vertrieben war, in Straßburg ein und wurde Prediger in der neuen französischen Kirche. Später erhob sich jedoch ein heftiger Streit zwischen den Calvimsten und Lutheranern, der mit dem Siege der letzteren endete. Während so in Straßburg die Lehre Luthers raschen und allgemeinen Anhang fand, faßte sie im übrigen Elsasse wenig festen Boden. Das Hauptbollwerk des Katholizismus war Ensish eim, der Sitz der österreichischen Regierung. Auf deren Seite stand auch der größere Teil des Adels. Im Oberelsasse waren es allein Mülhausen und Münster, in denen die Anhänger des Protestantismus überwogen; ersteres war von der Schweiz her für das neue Bekenntnis gewonnen worden. In Colmar und Mar-kirch war die Bürgerschaft geteilt. Im Niederelsasse blieben Zabern, Molsheim, Oberehnheim, Hagenau, Schlett-stadt dem Katholizismus treu, der Protestantismus war herrschend in Landau und Weißenburg. Der Bauernkrieg. (1525.) Die Kirchentrennung erzeugte in ihrer Entwickelung die L>ekte der Wiedertäufer, so genannt, weil sie die Kindertaufe verwarfen und eine nochmalige Taufe an den Erwachsenen verlangten. Ihr

5. Elsässische Geschichtsbilder - S. 54

1884 - Straßburg : Bull
— 54 — bürg selbst war man besorgt, die Lothringer möchten sich der Stadt bemächtigen. Da trat Waffenstillstand ein. Während desselben wurden die Güter des Bistums unter die beiden für den Bi-schossstuhl Bestimmten geteilt. Ein fester Friede wurde erst 1604 in Hagenau geschlossen, wodurch Karl von Lothringen das Bistum Straßburg erhielt. Er mußte aber dem Prinzen von Brandenburg 130000 Goldgulden und als jährliche Reute 9000 Gulden zahlen. Um neuen Zwistigkeiten vorzubeugen, wurde in demselben Vertrage als Nachfolger Karls der Erzherzog Leopold von Österreich bestimmt. Im I. 1608 wurde er Bischof von Straßburg. Er spielte eine bedeutende Rolle in dem sogen. Jülichschen Erbsolgekriege. Die Herzoge von Jülich waren ansge-storben und mehrere Herrscher machten nunmehr Ansprüche auf das Land. Der Kaiser gab es bis zum Austrag der Streitigkeiten dem Bischof von Straßburg zur Verwaltung. Die Fürsten der evangelischen Union, die sich 1608 gebildet hatte, damit unzufrieden, fielen in das Elsaß ein und verdrängten den bischöflichen Feld-hauptmann. Molsheim wurde von ihnen eingenommen. Das Land hatte schwer zu leiden durch die Verwüstung der Truppen, sowohl der feindlichen, als der freundlichen. Endlich kam es zum Frieden. Aber nicht lange dauerte er; nach wenigen Jahren brach der große Religionskrieg zwischen den Protestanten und Katholiken aus. Der dreißigjährige Krieg. (1618—1648.) Die Ursache dieses langwierigen Krieges, welcher so furchtbare Greuel und Verwüstungen über die gesegneten Fluren Deutschlands brachte, lag vorzugsweise in der gegenseitigen Feindschaft und Erbitterung zwischen Protestanten und Katholiken. Eine Partei that der andern aus vermeintlichem Religionseifer Gewalt an und am traurigsten sah es dort aus, wo Fürst und Volk entgegengesetzten Bekenntnisses waren. Zwanzig Jahre nach dem Bauernkriege war der Schmalkaldische Krieg ausgebro-chen und 1555 zu Gunsten der Protestanten wieder beendet worden. Dennoch währte der gegenseitige Groll fort und gestaltete sich immer drohender. Wie bereits erwähnt, schlossen die Protestanten, um den Katholiken Trotz zu bieten, im Jahre 1608 einen bewasi-

6. Nationale Erdkunde - S. 145

1911 - Straßburg i.E. : Bull
10. Die Mittelmeerländer. 145 Deutsche und österreichische Äandelsinteressen gehen aber auf der Balkanhalbinsel wie überhaupt im östlichen Mittelmeer Äand in Äand, obwohl bei vielen Warengattungen ein Wettbewerb zwischen deutscher und öster- reichischer Industrie besteht. (Zucker, Gewebe.) Für beide liegt der größte Wert in einem Ausbau der Balkanbahnen. .Joeute ist die Verbindung von Wien oder Berlin nach Saloniki noch schlecht, weil zeitraubend. Und doch beträgt der Weg Berlin- Saloniki über Land nur 3362 km, das heißt 383 km weniger als die Strecke Berlin-Brindisi. Von Saloniki nach Port Said, dem Eingange des Suezkanals, beträgt der Seeweg 735 See- meilen, von Brindisi aus aber 940 Seemeilen. Die gesamte Strecke Berlin-Saloniki-Port Said wäre 763 km kürzer als der Weg von Berlin über Brindisi nach dem Eingange des Suezkanals. (Vergl. auch Griechenland.) Die Türkei. Das Deutsche Reich, der zuverlässigste Freund der Türkei, so sahen wir bereits. So verschieden auch die beiden Länder voneinander sein mögen, deutscher und türkischer Vorteil gehen Äand in Äand. Die Türken wissen auch, daß sie ringsum von kleinen und großen Gegnern umgeben sind, die an eine „Austeilung" des türkischen Gebietes denken. Sie müssen deshalb einen Rücken suchen an einer Macht, der an der Erhaltung einer starken Türkei liegen muß. Warum müssen wir eine starke Türkei wünschen? In erster Linie unseres Handels wegen. Wenn die Aufteilung zustande käme: England: Mesopotamien; Rußland: Armenien und Kleinasien; Frankreich: Syrien; Italien: Albanien und Tripolis; Bulgarien, unter russischem Schutze: Mazedonien, so müßten sich deutschem Handel und deutscher Arbeit eine Reihe von Gebieten verschließen. Das könnte nicht ohne schädliche Rück- wirkung auf unsere gesamte Volkswirtschaft geschehen. Wir brauchen aber eine Ausdehnung und Erweiterung unserer Märkte, neue Felder friedlicher Betätigung. Jede Einengung und Ein- schränkung macht unsere Lage mehr und mehr unerträglich. Wenn nun auch deutscher und türkischer Vorteil Hand in Hand gehen, so ist doch unser Handelsverkehr mit der Türkei vorerst nicht so, wie er unserer Stellung auf dem Welt- Hauptmann, Nationale Erdkunde. 10

7. Nationale Erdkunde - S. 273

1911 - Straßburg i.E. : Bull
V. Afrika. 1. Allgemeines. /-?^er Erdteil Afrika darf als europäisches Kolonial- land angesehen werden. Äier fehlen die großen selbständigen Staaten, wie Asien und Amerika sie aufweisen. Daher die bunte Zerstückelung, die wir an der Karte von Asrika kennen. Fast alle größeren europäischen Staaten haben auf afrikanischer Erde Besitzungen erworben. Äier hat auch das Reich in einer Weise Fuß gefaßt, die seiner Größe, seiner Seegeltung wenig st ens einiger- maßen entspricht; hier steht es nicht zaghaft an dertüre wie im weiten Asien. Es sehlen aus afrikanischem Boden überhaupt nur die Flaggen zweier großer europäischer Mächte, die russische und der Doppel- adler des Äabsburgischen Reichs. Rußlands Kolonialland stößt, wie wir sahen, unmittelbar an seine Grenzen, und Österreich- Ungarn muß seiner inneren Kämpfe wegen auf Kolonisierungs- tätigkeit verzichten. Den bedeutungsvollsten Kolonialbesitz in Afrika haben wieder die Engländer, im ganzen 5,3 Millionen qkm, d. h., das Zehnfache der Bodenfläche des Deutschen Reichs. Kapstadt war ihre erste wichtigste Besitzung; vor der Eröffnung des Suezkanals war Kapstadt die Äauptstation auf dem Wege nach Indien. Von Kap- stadt aus haben sie ihre Herrschaft nach Norden zu erweitert. Später ergriffen sie von Ägypten Besitz. Ihr Plan geht dahin, ein britisches Asrika zu schaffen, das vom Kap der guten Äossnung bis zur Mündung des Nil reicht. Frankreich besitzt zwar einen viel größeren Teil von Afrika, 10,2 Millionen qkm, er ist aber bedeutend weniger wertvoll als der Hauptmann, Nationale Erdkunde. 18

8. Nationale Erdkunde - S. 275

1911 - Straßburg i.E. : Bull
Allgemeines. 275 müssen die Völker, die Kolonien in Afrika besitzen, notgedrungen Eisenbahnen anlegen, die ihnen eine rasche Durch- querung des wertlosen Küstengebietes ermöglichen. Flußsysteme. Freilich, auch die Natur hat Wege geschaffen, auf denen der Europäer ins Innere gelangen kann. Leider sind die afrikanischen Wasserwege sehr zu unsern Ungunsten verteilt. Der Nil durchfließt englisches Gebiet, der Senegal und teilweise auch die Gambia gehören den Franzosen, der Niger ist ebenfalls von den Engländern in Besitz genommen, dazu auch der größte Teil seines schiffbaren Nebenflusses, des Benue. Oranje und Kunene gehören gleichfalls englischem Gebiet an. Der Kongo ist nur dem belgischen Warenverkehr dienstbar. Der Sambesi durchfließt portugiesischen Besitz. Somit fehlt uns also der Anteil an den großen Strömen Afrikas, und was unsere Kolonien an Flüssen aufweisen, ist teilweise noch dadurch wertlos geworden, daß sie beim Absturz von der afrikanischen Äochebene Fälle und Schnellen bilden, die der Schiffahrt unüber- windbare Hindernisse entgegenstellen. Küstengliederung und Landungsverhältnisse. Wesentlich erschwert wird ferner das Eindringen in Afrika, namentlich von der Westseite her, wo drei unserer Kolonien liegen. An der Westküste arbeitet nämlich eine starke Brandung. Nur sehr wenige der Küstenplätze können sich eines einigermaßen hinreichenden Schutzes gegen die peitschenden Wellen rühmen; u.a. Dula in Kamerun. Aber auch da ist die „Dünung" zu stark, als daß die Seeschiffe längsseits kommen könnten. Sobald ein Schiff Anker geworfen hat, wird dies durch einen Kanonenschuß vom Bug desselben angezeigt. Alsbald stoßen die Boote ab, wenn der betreffende Dampfer nicht auf die selbst mit- gebrachten Brandungsboote angewiesen ist. Die Reisenden des Dampfers, mit Fernrohren und Ferngläsern bewaffnet, beobachten, besonders wenn sie zum ersten Male die Westküste besuchen, unter großer Erregung die Abfahrtstelle der Boote. Der Anblick der gegen die Brandung kämpfenden Boote genügt vollkommen, um selbst gestählte Nerven in Spannung zu halten. Bootsunfälle komm n häusig vor. Die Ladung wird durchnäßt und verdirbt. Das Boot kentert, die Insassen springen meistens heraus, werden aber oft von dem umschlagenden Boote getroffen. Ertrunkene und 18*

9. Nationale Erdkunde - S. 294

1911 - Straßburg i.E. : Bull
294 V. Afrika. Größe und Bewässerung. Wenn unser Schiff sich einem der zahlreichen Ääfen unserer Küste, Tanga oder Daressalam, nähert, so stehen wir wohl überwältigt vor der märchenhasten Schön- heit, die sich vor uns entfaltet. Doch von dem, was wichtiger ist, von der Größe und Fruchtbarkeit unserer Kolonie, erfahren wir zunächst nichts. Davon bekommen wir erst einen Begriff, wenn wir die 700 km lange Küste abfahren, wenn wir uns auch durch eine der leider noch so wenig ausgebauten Bahnen hinein ins Innere tragen lassen und dann in monatelangen Reisen das Land kreuz und quer durchstreifen. Erreicht doch D.-O.-A. mit seinen 995000 qkm beinahe die doppelte Größe des Deutschen Reiches, und weisen doch auch alle anderen Maße einen deutlichen Zug ins Große auf. Flüsse, die uns die Karte kaum aufzeigt, wie der Rufiji, der Pangani, sind länger oder ebenso lang als der Rhein. Sind wir bis zur Westgrenze vorgedrungen, so scheinen wir an einer neuen Seeküste zu stehen. Wird doch diese Westgrenze durch eine Reihe großartiger Seen gebildet, von denen der Victoria- See nicht weniger als den Flächeninhalt Bayerns einnehmen würde, der langgestreckte Tanganjika in seiner Längenausdehnung dem halben Rhein gleichkommt, der Nyassa-See fünfzigmal die Fläche unseres Bodensees ausmacht. Aufbau des Landes. Das große afrikanische Hochland, das in unseren übrigen Kolonien ziemlich nahe an die Küste herantritt, weicht hier mehr rücksichtsvoll zurück. Im Norden zwar greift es verhältnismäßig weit nach der Küste vor, dann aber wird der Raum zwischen Küste und Äochland immer breiter, bis ganz im Süden das letztere schon beim Nyassa-See abbricht. In dieses Vorland, das so zwischen Küste und afrikanischer Hochebene in wechselnder Gestalt sich ausdehnt, dringen wir nun mit gespannter Erwartung ein. Ostafrika als Baumwollkolonie. In noch nicht sehr be- deutender Entfernung von der Küste stoßen wir auf arbeitende Un- getüme, die uns nicht weniger fremd sind als dem Neger, der sie mit einem Gemisch von Staunen und Grauen betrachten mag, auf die Dampfpflüge. — Wie mit Riesengewalt greifen die keuchenden, eisernen Angeheuer in den bisher unberührten Boden und legen in breiten, reichen Wellen die Massen des untersten Grundes, die noch ganz unausgenützt bisher geschlummert haben, ans Tageslicht.

10. Nationale Erdkunde - S. 311

1911 - Straßburg i.E. : Bull
2. Deutsch-Afrika. 311 Entenschnabel, der nur zaghaft in den Tsadsee hineinbeißt, als getraue er sich das nicht so recht. Durch einen schmalen Äals sind beide Teile verbunden. Dieserscheint dadurch entstanden zu sein, daß unsere Nachbarn die wertvolleren Land- striche nahmen, ehe wir ausg estan den waren, sodaßuns nur die wertlosen blieben. Doch werden wir bald sehen, daß auch diese so sonderbar gestaltete Kolonie durchaus nicht zu verachten ist. Bodengeftalt. Es hält einigermaßen schwer, sich in dieser Kolonie zurechtzufinden. Deshalb sei folgende allgemeine Übersicht gegeben. Im Keil: 1. Der niedrig gelegene Küstenstrich mit einem 100 bis 200 km breiten Arwaldgürtel. 2. Südkamerun, ebenfalls niedrig gelegen, von Arwald bedeckt. 3. Das Hochland von Bamum, ein Teil der großen afrikanischen Hochebene, 1200 bis 1600 in hoch, eine große Graswildnis mit 4 bis 5 m hohem Gras, nur da und dort vom Dornbusch oder kleineren Gehölzen unterbrochen. Im Äals und im Entenschnabel: das Tiefland desbenueund des Schari, bis zum Tsadsee reichend, noch ziemlich unerforscht, baumarm, eine weidereiche Steppe, von hochentwickelten mohammedanischen Stämmen bewohnt, oft auch mit dem Namen Adamaua bezeichnet. Das Äochland von Bamum erscheint also wie eine hochragende Festung, die nach Westen, Südwesten sowohl als auch nach Nord- osten hin das tieferliegende Gelände überschaut. Das Hochland. Einstweilen darf dieses festungsarlige Äoch- land als das wichtigste und aussichtsreichste Gebiet von ganz Kamerun angesehen werden. Es ist vulkanischen Ursprungs und darum von großer Frucht- barkeit. Ölpalmen, Erdnüsse, Mais und andere einheimische Kulturgewächse wachsen hier leicht und üppig und können in noch viel stärkerem Maße angebaut werden. Vor allem aber dürfte sich hier ein ausgedehnter Baumwollbau entwickeln, denn die Baumwollpslanze ist von alters her auf dem Kameruner Äoch- lande heimisch. Während in den tiefer liegenden Landstrichen tro- pisches Klima herrscht, hat man auf der einstigen Regierungsstation Bali bürg im Äochlande über Kälte geklagt und sehnsüchtig den Wärme spendenden Ofen der Äeimat hergewünscht. Da scheint es also mit der „afrikanischen Äitze" nicht weit her zu sein. Bei einem
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