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der Gelegenheit zur Anwendung des schon mehrmals er-
wähnten geistlichen Vorbehalts im Religionsfrieden gab.
Der Kurfürst und Erzbischoff, Gebhard von Cöln,
verliebte sich nämlich in die schöne Gräfin, Agnes von
Mannsfeld, und da er sie als Erzbischoff nicht hei-
rathcn konnte, nahm er die reformirte Religion an. So-
bald dieser Schritt bekannt ward, sprach der Pabst den
Bannfluch über ihn aus, und der Kaiser ließ ihn in die
Reichsacht erklären. Alsbald betrachtete ihn sein Dom-
kapitel als abgesetzt, und wählte an seine Stelle den
Prinzen, Ernst von Baiern, der sich von einem spa-
nischen Heer unterstützt, gar bald in den Besitz des Erz-
stiftes setzte. — Zu Gunsten der Katholiken sollte also
der Religionsftiede gelten; wenn aber die Protestanten
sich zur Begründung ihrer Rechte darauf beriefen, so
wurde keine Rücksicht darauf genommen. Man betrachtete
das ganze Erzstifft Cöln als des Kurfürsten Pfründe,
und nahm es ihm weg, ohne ihm nur einmal die Ver-
waltung zu lassen. Seine Unterthanen, die sich bisher
größtentheils zu der protestantischen Religion bekannt
hatten, wurden wieder zur katholischen gezwungen. Ein
ähnlich^ Fall kam in Straßburg vor. Die Domherren
waren da uneinig in der Bischoffswahl. Die evangeli-
schen wählten den Prinzen, Johann Georg von
Brandenburg; die katholischen den Prinzen von Lo-
thringen, der doch schon Bischoff von Metz war.
Gleichwohl blieb cs bei der Wahl der Katholiken. —
Die evangelische Reichsstadt Donauwörth wollte in ihren
Mauern keine öffentliche Processionen der Katholiken dul-
den. Der Abt des dasigen katholischen Klosters trotzte
aber den Rathsverordnungen und hielt Umgänge mit
großem Gepränge. Der Pöbel erlaubte sich daher Ge-
walt gegen ihn, und deswegen wurde die ganze Stadt
in die Acht erklärt. Der Herzog von Baiern, dem die
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Mannsfeld Ernst_von_Baiern Ernst Johann_Georg_von
Brandenburg Johann Bischoff_von_Metz
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den Bernbardsberg gehen. Von den Landesbewobnern
wurden ihnen Umwege gezeigt, auf welchen sie die ver-
schanzten Engpässe der Langobarden glücklich umgingen.
Unaufhaltsam drang nun Karl vorwärts, schlug den Kö-
nig Dcsiderius, der sich ihm mit seinem Heere ent-
gegen stellte, und nöthigte ihn, sich mit den Trümmern
desselben nach Pavia, seiner Hauptstadt, zurück zu zie-
hen. Nach einer sechsmonatlichen Belagerung mußte Te-
st derius sich ergeben. Zugleich mit ihm fiel Karls
Schwägerin sammt ihren zwei Söhnen in des Siegers
Hände. Wie es ihnen erging, ob sie hingerichtet oder
nach dem Gebrauch jener Zeiten auf Lebensdauer in ein
Kloster eingeschlossen wurden, kann man nicht mit Ge-
wißheit sagen, denn die Geschichte schweigt ganz von
ihnen. Von Dcsiderius weiß man aber mit Gewiß-
heit, daß er nicht sterben durste. Karl begnügte sich,
ihm die Haare abschceren zu lassen, und aus einem stol-
zen Könige einen demüthigen Mönch zu machen. Anstatt
auf dem Thron saß er nun in einer dunkeln Eelle, und
statt des Zepters bekam er ein Paternoster und ein Cru-
cifir in die Hand. Karl dagegen nahm Besitz von dem
blühenden lombardischen Königreiche, erklärte sich selbst
zum König und vereinigte cs mit seiner großen Mo-
narchie. Das Erarchat Ravenna und was noch sonst
dem heiligen Vater war abgenommen worden, wurde
ihm zurück gegeben; für Rom war nun keine Gefahr
mehr zu besorgen, und jede Brust athmete wieder freier.
Was für ein Jauchzen über die erwünschten Nach-
richten, die täglich einliefen unter dem ganzen römischen
Volke entstand, laßt sich leicht denken. Man sprach von
nichts als Dank und Jubelfesten. Noch größer wurde
die Freude, als man vernahm, daß König Karl, der
Longobardenbandiger, der Gesalbte des Herrn, die Stütze
und der Trost des heiligen Stuhls, selbst kommen und
I
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Schwägerin Karls Karl Karl Karl Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Bernbardsberg Pavia Ravenna Rom
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ausliefern, erklärte dessen Wahl für ungültig und ver-
bannte ihn nach Hamburg, an das äußerste Ende von
Leutschland.
Mit Otto' s Bewilligung wurde nun einem andern,
Johann Xiii., die päbstliche Krone aufgesetzt; hier-
auf kehrte er in seine Heimath zurück. Kaum aber war
er angelangt, so liefen schon Nachrichten von einer neuen
Empörung der Römer ein, die seinen Pabst gefangen
genommen hatten und gar übel behandelten. Nun wurde
er ungeduldig, und nahm sich vor, sie so eremplarish
zu züchtigen, daß ihnen die Lust zu einem neuen Auf-
stande auf immer vergehen möchte. Er eilte also zum
drittenmal nach Italien, besetzte die Stadt Rom, ließ
einen Theil des Senats aufknüpfen, den 'Präfect aber,
als den vornehmsten Aufwiegler, splitternackt auf einem
Esel sitzend, in der Stadt herum führen, auf jedem
Kreuzwege geißeln, und am Ende in einem Kerker den
Hungertod sterben. Mit solcher Kraft wußte Otto
seine Rechte zu behaupten. -
Des Kaisers ältester Sohn, Ludolph, war, wie
schon gesagt, gestorben. Der zweite, Otto, hatte jetzt
sein neunzehntes Jahr erreicht. Der Vater ließ ihn mit
mehreren teutschen Fürsten nach Rom kommen, erklärte
ihn zu seinem Mitregenten, und ließ ihn von dem Pabste
salben und krönen (967). Fünf Jahre darauf vermählte
er ihn mit der griechischen Prinzessin Theophania^D
Während Otto's Aufenthalt in Italien, drang em
Schwarm Dänen in Schleswig ein, tödtete den Markgra-
fen und erschlug alle sächsischen Colonisten/ die sich dort
angesiedelt hatten. Nach seiner Rückkehr machte Otto
sogleich Anstalt, die Dänen dafür zu züchtigen; er er-
oberte ganz Jütland, schlug den dänischen König Ha-
rald/ und zwang ihm das Versprechen ab, sich der
Ausbreitung des Christenthums nicht weiter zu wider-
P
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Extrahierte Ortsnamen: Hamburg Leutschland Italien Rom Rom Italien Schleswig
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rzr
befleißigen. Den Sitten nach war er also seinem Va-
terlande fremd. Schon in dem achtzehnten Jahr eilte
er nach Rom, um sich krönen zu lassen. Kurz vor sei-
ner Ankunft war der damalige Pabst gestorben. Otto
ließ an dessen Stelle einen von seinen eigenen Verwand-
ten unter dem Namen Gregor V. erwählen, von dem
er auch zum römischen Kaiser gesalbt und gekrönt wurde.
Schon im folgenden Jahr verjagte aber der Präfect der
Stadt — Crescentius war sein Name— in Otto's
Abwesenheit den teutschen Pabst, und setzte einen andern,
Johann Xvi., auf den päbstlichen Stuhl. Otto em,
Pfand diese Unverschämtheit sehr übel, und ging schnell
Nach Rom zurück, um sie zu bestrafen. Die Verbrecher
entflohen bei seiner Annäherung. Allein die Römer, die
sich vor des Kaisers Rache fürchteten, setzten ihnen nach,
holten den falschen Pabst glücklich ein, schnitten ihm
Zunge und Nase ab, stachen ihm die Augen aus, setz-
ten ihn rückwärts auf einen Esel und führten ihn so
dem jungen Kaiser Otto entgegen. Glaubt man sich
hier nicht in die Zeiten der Hunnen, unter dem König
Attila versetzt? Und dieß thaten Italiener, Römer,
denen Otto als Muster seiner Bildung nachzueifern
suchte. Doch nein, diese Unthat wurde von dem wilden
Pöbel verübt, der sich, seiner Leidenschaftlichkeit überlas-
sen, in allen Ländern gleich ist; der Pöbel war aber
nicht Otto's Vorbild.
Bald darauf wurde auch Crescentius eingefan-
gen, zum'schwerdte verurtheilt und an den Füßen auf-
gehängt. Auch zwölf von seinen Anhängern ließ Otto,
andern zum warnenden Beispiel, an einen Galgen knüpfen.
Nach einigen Jahren starb Gregor V., und Otto
gab ihm an dem gelehrten ehemaligen Mönch, G e r-
hert, echen würdigen Nachfolger. Dieser Gerbert
War des Kaisers Lehrer gewesen, und durch ihn Bischofs
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Extrahierte Personennamen: Otto Gregor_V. Gregor_V. Johann_Xvi Johann Otto Otto Attila Otto Otto Gregor_V. Gregor_V. Otto
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erledigten Pfründten, belehnte die Bischöffe damit, und
kümmerte sich wenig um das, was der Pabst dazu sagen
würde.
Gregor schwieg anfangs; im Herzen aber nahm
er sich vor, ihn seine Widerspenstigkeit, wenn es Zeit
seyn würde, empfindlich entgelten zu lassen. Nun, da
Heinrich von den unzufriedenen Sachsen bei im ver-
klagt wurde, zeigte sich eine herrliche Gelegenheit ihn
zu demüthigen. Gregor erließ daher Abgeordnete an
ihn, mit dem Befehl, in einer bestimmten Zeit unfehlbar,
bei Strafe des Bannes, vor ihm persönlich in Rom zu
erscheinen, und sich über alles, dessen er von seinen be-
drückten Unterthanen angeklagt war, zu verantworten.
Heinrich konnte nicht genug staunen über eine
solche Unverschämtheit des Pabstes, der sich erkühnte,
sich zum Richter über einen König und seinen Lehens-
herrn auszuwerfen. Man will behaupten, daß er im
ersten Zorn die päbstlicheu Gesandten den Mißhandlun-
gen seiner Dienerschaft preisgab, und" es wäre auch
nicht zu wundern gewesen, wenn er sie mit Hunden
hätte aus seinem Pallaste hinaus hetzen lassen. Um den
frechen römischen Priester noch empfindlicher zu bestrafen,
berief er die teutschen Bischöffe nach Worms zusammen,
und ließ ihn absetzen. Anstatt aber mit einem gutgerü-
steten Heere die Entsetzung zu vollziehen und gleich einen
andern Pabst erwählen zu lassen, begnügte er sich, sie
ihm schriftlich anzuzeigen. Natürlich lachte Gregor
nur dazu und blieb auf dem päbstlichen Stuhl sitzen.
Er antwortete darauf mit folgendem Schreiben, das
eine ganz andere Wirkung hervorbrachte: „Im Name«
des allmächtigen Gottes untersage ich dem König Hein-
rich, Sohne des Kaisers Heinrich, als welcher sich
wider die Kirche mit unerhörtem Stolze aufgelehnt hat,
die Negierung des teutschen und italienischen Reichs;
N 2
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29.
Friedrich, der Zweite.
(I. 1212— 1250.)
Nach Otto's Tod war Friedrich!!, der alleinige
Oberherr über Teutschland. Die Teutschen erhielten an
ihm einen tüchtigen Regenten von Hellem Verstände, voll
Einsichten, Muth, Entschlossenheit, Tapferkeit und Thä-
tigkeit. Leider aber lebte er wie Friedrich !. weit
mehr für Italien als für das teutsche Reich, das ihm
gleichsam ein fremdes Land war, und nur in so ferne
Werth für ihn zu haben schien, als es ihm Geld und
Mannschaft zu seinen italienischen Kriegen lieferte.
Sein ganzes Leben hindurch hatte Friedrichii. mit
denpäbsteuzu kämpfen, vorzüglich mit Honorius Ii!.,
Gregor Ix. und Innocenz Iv. So oft einer von
ihnen abging, kam immer ein schlimmerer nach, und die
zwei letzten besonders waren keine geringern Teufel als
weiland Gregor Vii., der so unmenschlich mit Hein-
rich Iv. umging.
Honorius und Gregor quälten besonders den
jungen König mit ihren Kreuzzügen; er sollte in Teutsch-
land und Italien, wo er viel nöthigere Geschäfte hatte,
alles liegen lassen, und sich in Palästina mit den Ungläu-
bigen schlagen. Zuvor hatte er es schon früher verspro-
chen und geschworen, und deswegen war er auch bereit
dazu, nur nicht zur Unzeit sollte man diesen thörichten
Zug von ihm verlangen. Erst wollte er sein Ansehen
in Sicüien und Apulien, das in seiner Abwesenheit sehr
gelitten hatte, wieder herstellen, und daun die unruhigen
lombardischen Städte, die wieder mancherlei aufrühri-
sche Bewegungen machten, zu Paaren treiben. Einst-
weilen vermahlte er sich mit Iolantha, der Tochter
des damaligen vertriebenen Königs von Jerusalem, der
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich! Friedrich Muth Friedrich_! Friedrich Honorius_Ii Honorius Gregor_Ix Gregor Innocenz_Iv Innocenz Gregor_Vii Gregor Honorius Honorius Gregor Gregor