40g
Negierungskunst auf, und erwarb sich dadurch äu-
ßerst vielen Anhang und die besondere Liebe des
Volks. Ihm übertrug sogar der König von Lu die
Negierung des Landes. In Zeit von wenigen
Monaten machte er die weisesten Einrichtungen,
und würde gewiß sein Vaterland innerlich glücklich
und von außen furchtbars gemacht haben, wenn die
Eifersucht der benachbarten Könige cs zugegeben hätte.
Diese brachten cs durch ihre Ranke dahin, daß die
Rathschläge des Weisen am Hofe des Königs von Lu
nicht mehr geachtet wurden. Confucius legte sein Amt
nieder und brachte sein übriges Leben im niederen
Stande, oft in Dürftigkeit zu. Cr widmete es
ganz dem Unterrichte seiner Schüler und der thä-
tigen Ausübung seiner Lehren.
Seine Religion ist die einfachste von der
Welt. Cr untersagte alle Anbetung von Geschö-
pfen und Bildern und empfahl die Verehrung ei-
nes einzigen höchsten Wesens, welches er Tien
(den Himmel) oder auch Schanz-Ti (den ober-
sten Herrscher) nannte. Der Dienst desselben be-
stand nach seinen Lehren in Gebet, Fasten und
einigen Opfern, die aber nur jährlich von dem
Landesfürsten selbst dargebracht werden, vorzüg-
lich aber in einem tugendhaften Leben. Noch dauert
in Sina die von Confutsee oder Confucius gestif-
tete Sekte, deren Mitglieder sehr zahlreich sind,
fort, und sie erweiset ihm fast göttliche Verehrung.
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500
piche, in den mit vieler Kunst gearbeiteten Sta-
tuen und Büsten längs der Wunde, in seinen
schönfarbig bepolsterten künstlich gearbeiteten vie-
len Sofa's oder bloßen Polstern und in seinem, mit
vielen kostbaren Gesäßen besetzten sehr schönen
Schenktische. Die Tische, die Sofa's, die Stühle,
die Gestelle der Betten in den Zimmern, waren
in gefälliger Form aus dem köstlichsten Holze ge-
arbeitet, mit Elfenbein rind Schildpatt ausge-
legt, ja sie hatten sogar viele aus Gold und Sil-
der bestehende Verzierung. Die Decken, die Ueber-
zügc der Sofa's, die Vorhänge waren von schönfar-
bigem und sehr köstlichem Gewebe, die Betten mit
den feinsten Daunen ausgestopft u s. w. Diesem
Aufwands in den Zimmern und im Speisesaal
entsprach der für die mannigfaltigen und wohl-
schmeckenden Speisen und für die Kleidung. Die
Hauptmahlzeit — noch immer gegen Abend —
bestand aus mehreren Gangen der köstlichsten Ge-
richte; besonders fehlte es hier nicht an mannichfal-
tiger Zubereitung des Geflügels und der Fische. Un-
ter den Weinen schätzte man vornehmlich den von
Chios. Man schloß diesehauptmahlzeit gewöhnlich
mit Obst, so wie man sie mit Eiern eröffnetc. Auch
vergaß man nicht, höhern Wesen zu opfern, und
es geschah, indem man von dem mit Wasser ge-
mischten Wein etwas ausgoß. Man saß aber
nicht mehr zu Tische, sondern lag auf Polstern
oder auf den kaum erwähnten bepolsterten nie-
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Eier, Zwiebeln, Sallat, Senf, O ven, Austern
und noch Anderes, wodurch man die Cßlust reizte.
Der Nachtisch aber bestand in mancherlei aus-
ländischen und köstlichen Früchten und in vieler-
lei Backwerk. Unter den mancherlei köstlichen
Speisen der eigentlichen Mahlzeit hatte man be-
sonders ein Gericht, welches das Caput cöna
(Hauptwerk) hieß und vom Gastgeber besonders an-
gekündigt wurde. Zuweilen bestand es in einem
Braten vom wilden Schweine. Bei keiner Mahl-
zeit mangelte es auch an mehreren Sorten von
Wein, jedoch trank man ihn gewöhnlich mit
Wasser vermischt. Während der Mahlzeit pfleg-
ten die Gäste, sich zu salben, man goß wohlrie-
chende Wasser auf sie, warf Blumen auf den
Tisch. Mäßige und gelehrte Männer ließen sich
Etwas vorlesen oder lasen selbst Etwas vor. Auch
ließen sich wohl Virtuosen hören oder es belustig-
tili Possenreißer oder Tänzerinnen. — Nicht sel-
ten folgte aber stuf das Gastmahl auch ein Trink-
gelag (commessatio nocturna). Denn dieses ge-
hörte zu den Hauptvergnügungen. Es wurde hierbei
einer der Gäste durchs Loos zum Vorsteher er-
nannt, und derselbe schrieb nun vor, wieviel und
wie ein jeder Gast trinken, auf wessen Wohlseyn
es geschehen sollte, und bestimmte Strafen für
den, der dagegen handeln würde. Bevor man
aber trank, goß man zu Ehren der Götter Etwas
von dem Wem auf den Tisch oder den Boden,
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287
Pharisäer und Sadducä er.
S a n h e d r i n.
Bei der ersten syrischen Verfolgung gab es in
Hinsicht auf Moses Gesetze treue und abtrünnige
Juden. Viele dieser treuen Juden waren aber
entweder strenge Eiferer, indem sie zugleich noch
eine Menge anderer Gesetze annahmen, die sie in
der Auslegung der Gesetzbücher Moses ergrübelten
— denn sie suchten und fanden fast in jedem
Buchstaben, in der Zahl der Wörter, in der Ver-
schiedenheit der Leseart, einen zwei-und mehrfa-
chen Sinn — viele andere dagegen waren nicht
strenge Eiferer, und befolgten vielmehr freie Grund-
sätze in der Religionsausübung. So entstanden
denn die beiden jüdischen Religionssekten, die Pha-
risäer und die Sadducäer. Erstere waren aber
meist heuchlerische Beobachter der Gesetze, die sie
mit so vielem Eifer lehrten; sie suchten sich das
Ansehen von Rechtthun und großer Frömmigkeit
zu geben und verschafften sich so die Gunst vor-
nehmlich der ärmeren und also der größeren
Menge des Volks, wogegen die Sadducäer vor-
nehmlich nur von den Neichen, und also der ge-
ringeren Menge des Volks, begünstiget! wurden.
Bedeutenden Einfluß hatten darum auch die Pha-
risäer auf die öffentlichen Angelegenheiten des
Volks und machten darum den Regenten viel zu
schaffen. Die Sadducaexnwarrn keineswrgrs solche
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372
hergeholt oder in der Nähe auf das seltsamste ge-
zogen oder aus entgegengesetzten Jahreszeiten
künstlich aufbewahrt war. Lucullus gab dem
Cicero und Pompejus eines Tages rin Gast-
mahl, das (nach unserm Gelde berechnet) an 10,000
Thaler kam, ob sich schon die letzteren erst am
Morgen dazu eingeladen hatten. Man hielt eine
Menge von Sklaven, die auf's sorgfältigste aus-
gewählt, einander an Größe und Gestalt auf's
täuschendste ähnelten und zu nichts weiter dien-
ten, als daß sie bei den Gastmahlen paradirten
und bei jeder Tracht von Speisen mit einander
abwechselten. Ganze Chöre von Sängerinnen und
Tänzerinnen mußten, während eines solchen Mah-
les oder eines Trinkgelags auftreten und Erstere
durch ihre schlüpfrigen Lieder, Letztere durch ihre
unzüchtigen Tänze und Pantomimen belustigen. Es
fiel bei einem Gastmahle oder Trinkgelage gar-
nicht mehr auf, daß man, wenn man sich satt
gegessen oder getrunken hatte, hinaus ging, hier-
ein Brechmittel hinunterschluckte und so die ge-
nossenen Speisen oder den Weiir wieder von sich
gab, damit man sich den gehabten Wohlgeschmack
noch einmal verschasse. Der an sich köstliche
Wein — es zeichnete sich darunter der Chicr und
Lesbier, der Falerner, der Massische, der Cäcuber
und der Mamertinische aus — genügte noch nicht,
sondern man fiichte ihn auch noch durch man-
cherlei Mittel zu würzen, und so dem Gaumen
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380
außer dem Weideplätze für das Vieh, das Acker-
feld, welches noch zur Zeit aber nichts anders als
Hafer oder Gerste trug. Mehrere der vielen Fa-
milien hielten sich jedoch beisammen und wohnten
so, wie sie es nannten, in einem Gau. Um Vieh
und Ackerfeld bekümmerten sich aber keinesweges
die Männer, dieß war Sorge der Frauen mit
Beihülfe der erwachsenen Kinder. Auch halfen
wohl Leibeigene oder Knechte um einen Theil deñ
Ertrages das Vieh und den Acker bestellen. Diese
Leibeigene oder Knechte hatten es keinesweges
schlimm, sondern sie befanden sich im Gegentheil
sehr wohl. Die sich frei nennenden Männer
verachteten jede Arbeit und gingen höchstens nur auf
die Jagd oder singen Fische. Ihre edelste Be-
schäftigung war immer noch Gefecht und Schlacht.
Sie, wie die Frauen, gingen mitunter auch etwas
besser als sonst gekleidet; die Männer trugen einen
wollenen Mantel, die Frauen einen wollenen
Nock. Auch speisten sie besser als sonst, wiewohl
immer noch einfach, nämlich Hafer- oder Ger-
stenbrei, am Feuer zubereitetes Fleisch oder
Fische; außerdem aber verdickte Milch, Honig
und (wildes) Obst. Auch tranken sie nicht mehr
bloß Wasser, sondern eine Art von Bier, aus
Gerste, und Most, aus Obst bereitet. Die Zube-
reitung der Speisen und des Getränkes aber war
wie das Korbflechten, das Binsennetzmachen und
einiges Andere nur das Geschäft der Frauen und
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138
hör hingerichtet. So ahndete Tiberius die Treu-
losigkeit seines gewesenen Günstling's Ael. Sejanus.
Nach wie vor hielt er sich aber auf Caprea auf,
und zwar von jetzt meist iir der Villa Jovis, als
dem vorzüglichsten der Lustgebäude auf dieser Insel.
Stephanus — Saulus.
Auf den Antrag der Apostel wurden von der
Gemeine, die aus Verehrern Iesus's bestand,
sieben Männer voll Glaubens rind heiligen Geistes
erwählt, und ihnen vornehmlich die Sorge für die
Armen übertragen, damit die Apostel sich nur dem
Gebete und der Verkündigung der Lehren Iesus's
ungehindert, wie es Noth that, überlasten könn-
ten. Vor Allen aber war es Stephanus, der
zu dieser Armenpstege erwählt wurde. Ihn, wie
die übrigen sechs, weihten denn auch die Apostel
durch Gebete und Auslegung ihrer Hände, beson-
ders zu diesem Amte ein. Einen vornehmlich hef-
tigen Gegner aber hatten die Apostel und Jünger
Iesus's an einem gewissen Saulus. Von Tar-
sus (in Cilicien), woselbst er geboren war, kam
er als ein Jüngling nach Jerusalem, wo er
durch den Unterricht des Gamaliel in das
Studium der Schriftauslegung und Tradition *)
*) Verordnungen, Gesetze u. dergl., das jüdische Volk
betreffend, welche sich dadurch aus der Vergangen-
beit erhalten hatten, daß sie den Nachkommen münd-
lich erzählt wurden.
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Extrahierte Personennamen: Tiberius Caprea Villa_Jovis Stephanus Apostel Apostel Apostel Apostel
140
ihn ein, und schleppten ihn zur Stadt herau?, um
ihn zu steinigen. Stephanus fiel, als dieß nun
wirklich geschah, auf die Knie und rief mit lauter
Stimme: „Herr Jesus! Nimm meinen Geist
auf!" Hierauf aber fiel er nieder und starb so den
Märtyrertod.
Des Saulus Bekehrung.
Auch die Junger Iesus's wurden, nach dem
Tode des Ste pha n us, zu Jerusalem auf das
Schrecklichste verfolgt. Besonders aber war es
Saulus, der da trachtete, die Gemeine Ieslls's
zu zerstören; er drang in alle Häuser ein, m de-
nen Jünger Jesu wohnten, riß Männer und Frauen
heraus und lieferte sie in's Gefängniß. Die Jün-
ger flüchteten von Jerusalem hinweg, zerstreuten
sich durch ganz Judäa und Samaria, und ver-
kündigten überall, wohin sie auf ihrer Flucht ka-
men, das Cvangelillm oder die Freudensbot-
schaft von Jesus Christus. Saulus, noch immer
wüthender Verfolger, erbat sich von dem Hohen-
priester den schriftlichen Befehl all die Synagoge
zu Damaskus — um alle, die der Lehre Iesus's
anhingen, Männer und Weiber, gebunden nach
Ierrisalem zu führen, und er erhielt diesen Befehl.
Auf dem Wege zu jener Stadt, und ihr ziemlich
nahe, umleuchtete ihn aber plötzlich ein Licht vom
Himmel, so daß er betäubt zur Erde niederfiel,
und als er wieder zu sich kani, erscholl eine Stimme
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U4
Paulus in Antiochien, in Asien
und Makedonien.
Von Pamphilien aus hatten Paulus und
Barnabas sich wieder nach Antiochia begeben,
und Beide verblieben hier einige Zeit. Von hier
aus beschlossen sie aber eine abermalige weite Um*
Herreise, damit sie so das Evangelium noch mehr
verkündigten; doch trennte sich der Eine von dem
Andern, lind Parilus wählte sich einen gewissen
Silas, Barnabas dagegen einen gewissen Mar-
kt« s zu seinem Begleiter. Paulus durchreiste nun
Syrien tind Kilikien, auch kam er wieder nach
Lykaonicn, woselbst er, und zwar in Lystra, einen
gewissen Timotheus kennen lernte, der ihm, sei-
ner guten Gesinnungen wegen, sehr wohl gefiel,
und den er gleichfalls zu seinem Begleiter machte.
— Barnabas aber ging zu Schiffe nach Kypros
(Cypern). — Nicht überall fanden sie jedoch auch
dießmal die Gemüther für ihre Lehren empfänglich,
und darum lehrte Paulus in mancher Gegend gar
nicht. Besonders geschah es nicht in mancher
Stadt Galaticns und Phrygiens. Aber in Ma-
kedonien versprach er sich besseren Erfolg, und in
dieser frohen Hoffnung begab er sich daher, von
Troas aus, mit seinen beiden Begleitern zu Schiffe,
und setzte so nach Europa, und zwar nach Nea-
polis in Makedonien über; von hier aus aber be-
gab er sich nach Philippi, dieser so ansehnlichen
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Extrahierte Personennamen: Silas Barnabas Paulus Philippi
Extrahierte Ortsnamen: Asien Makedonien Antiochia Syrien Kilikien Lystra Cypern Galaticns Troas Europa Makedonien
uns aus dem Gefängnisse führen, in welches sie
uns widerrechtlich geworfen haben." Die Stadt-
vorsteher erschraken ob dieser Antwort des Paulus
nicht wenig; sie kamen alsbald zu Paulus und
Silas, baten sie um Verzeihung und ersuchten sie,
das Gefängniß und die Stadt zu verlassen. Dieß
war es, was Paulus erwartet hatte. Jetzt ging
er willig mit seinem Gefährten aus denr Gefäng-
nisse und aus der Stadt, in dem frohen Bewußt-
seyn, mit edlem Muthe die Ungerechtigkeit bekämpft,
und seine Menschen- und Bürgerrechte männlich
vertheidigt ;u haben. Cr reiste nun südlich an
der makedonischen Gränze hin, durch Amphibolis
und Apollonia bis nach Thessalonike (Salonichi),
woselbst eine Iudengcmeinde war, fand aber hier
gleichfalls keine gute Aufnahme, wohl aber in Verba,
nach welcher Stadt er sich nun begab. Verfolgt
von seinen unversöhnlichen Feinden in Thessalonike,
mußte er sich jedoch bald aus dieser Stadt ent-
fernen, ja sich schnell auf die Flucht begeben. So
kam er nach Athen.
Paulus in Athen.
Hier in Athen redete Paulus nicht nur in
der Synagoge zu den Juden, sondern auch auf den
öffentlichen Plätzen der Stadt zu den Griechen,
und verkündigte ihnen das Evangelium von Je-
sus Christus und die Auferstehung von den
Todten. Er fand aber wenig Beifall, und was
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