Politische Geographie. 2!)
schenanbeter (Anhänger des Dalai - Lama und Manko - Kapak,
die geschriebene Religionsbücher besitzen), Schamanen (die einen
unsichtbaren Gott, wenigstens Priester und Zauberer anbeten), Bil-
deranbeter; 2) in Anbeter Eines Gottes: a) Juden;
I») Christen, aa) lateinische oder abendländische: Katholiken, Lu-
theraner, Reformirte, Englisch - Reformirte; Waldenser, Hussiten,
böhmische Brüder, Mennoniten, Quäker, Herrnhuter, Methodisten;
Unitarier oder Antitrinitarier (Socinianer), Arminianer, Arianer;
bl)j griechische oder morgenländische: <x) rechtgläubige, Melchiten:
Russen mit Kosaken, Roskolniken oderstarowerzi, Griechen; ß) Ne-
storianer ( Thomaschristen), Monophysiten (Jakobiten, Kopten,
Armenier), Maroniten, Filipponen oder Lippowaner; c) M u ha-
medan er, Sunniten und Schiiten (Wahabiten, Drusen). Der Vor-
steher der muhamedanischen Religion heißt Mufti; der lamaischen
Dalai-Lama und Bogdo-Lama. In der katholischen Kirche
sind die Häupter: Papst, Kardinäle, Patriarchen, Pri-
maten, Erzbischöfe, Bischöfe, Aebte, Aebtisfinnen,
Pröpste rc. Einige dieser Würden findet man auch m protestan-
tischen Ländern (wo auch Bischöfe, Superintendenten rc.) und in der
griechischen Kirche. — Die Kultur einer Nation gründet sich
vorzüglich auf ihr Studium der Wissenschaften und Künste, auf
ihre Lehranstalten und andere zur Verbreitung nützlicher und an-
genehmer Kenntnisse bestimmte Einrichtungen. — Mas die G e-
werbe betrifft, so beschäftigen sich die Bewohner des platten Lan-
des vorzüglich mit Ackerbau und Viehzucht, und d:ie Bewohner
der Städte vornehmlich mit Handwerken, Künsten, M anufakturen,
Handel. Werden diese Gewerbe fast allgemein in einem Lande
oder in einer Stadt getrieben, so wird dies Handels- oder
Fabrikenland, Handels- oder Fabrikstadt genannt, und
liegt diese am Meere, so heißt sie Seestadt. Der-Handel stem-
pelt alle Produkte zur Waare, und ist immer nur Tausch der
Waare gegen Waare oder-Geld; dieses letzte ist «entweder bloß
Rechnungs- oder Papiergeld, oder klingende Münze. Der Handel
wird :n den in- und ausländischen, den Activ- und Passiv-, den
Eigen- und Transits- (Speditions-) Handel eingetheilt, und durch
die Schifffahrt auf Meeren, Flüssen, Kanälen, die Posten, Ban-
ken, Handels- und Versicherungs- (Assecuranz-) Gesellschaften und
Messen befördert.
h. 4. Zu den allgemeinen Staatseinrichtungen gehören end-
lich auch die Regierungs form, die Einkünfte und die
Kriegsverfassung.
h. 5. Die Regierungs form ist monarchisch, wenn
die höchste Staatsgewalt in den Händen eines Einzigen ist, er
heiße Kaiser, König, Großherzog, Herzog rc. Wenn der Regent
an keine Gesetze gebunden ist, und nach Willkür über das Leben,
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): Jungen
Tcutschland von Karl 4 bis Sigismund. 225
der Lau sitzen mit Böhmen, und durch den Ankauf der
Mark Brandenburg.
Wcnceslaus *), Karls ältester Sohn, folgte ihm
(1378) in Tcutschland und Böhmen; ein willkührlicher und
launenhafter Regent, unter welchem Tcutschland wieder in die
Greuel des Faustrechts zurückficl, den seine eignen Unterthanen
gefangen nahmen, wahrend sein jüngerer Bruder Sigis-
mund, der durch Heirath König von Ungarn wurde,
sein gefährlichster Gegner war. Wegen seiner Unthatigkeit in
den Angelegenheiten des Reiches erklärten ihn (1400) die
Teutschcn des Thrones verlustig, und wählten Ruprecht
von der Pfalz, und, nach dessen Tode, Wenzels Bruder
Sigismund (1410) zum teutfchen Könige. Doch ward
diesem in Jobst von Mahren ein Gegenkönig ausgestellt,
der aber bereits 1411 starb. Wenzel selbst genehmigte dar-
auf die Wahl seines Bruders, doch mit Vorbehalt des könig-
lichen Titels, und lebte noch bis zum Jahre 1419.
Sigismund (1411 —1437) besaß, bei größerer Tätig-
keit, eben so viele Fehler, wie sein Bruder; er war unbe-
ständig, launenhaft, eigennützig und verschwenderisch. Unter
ihm ward (1414) das Concilium von Kostnitz wegen
der längst als dringend anerkannten Nothwendigkeit einer
allgemeinen Verbesserung der Mangel und Gebrechen in der
christlichen Kirche eröffnet; allein die Verurthcilung des ftei-
müthigen Huß, welcher Wicliffs Lehren in Tcutschland
verbreitet hatte, zum Feuertode (1415), ward der Anfang
eines furchtbaren, von Böhmen ausgehenden und ganzteutsch-
land verwüstenden, Krieges, des Hussitenkrieges **),
in welchem sich Ziska und Procopius als Feldherren der
Böhmen auszeichneten. Durch den in diesem Kriege allge-
meiner gewordenen Gebrauch des Schießpulvers verän-
*) Franz Mark. Pelzel, Lebensgeschîchte des rom. und bohm. Kônigs
Wenceslaus. 2 Thle. Prag, 1788 s. 8.
**) Aach. Theobald, Historie von dem Hussitenkriege. 3thle. âteaufl.
Nürnb. 1624. 4.
Jacq. Lenfant, histoire de la guerre des Hussites et du Con-
cile de Basle. Amst. 1731. 4. — Teutsch Vvn Hirsch. 4th.
Presb. 178a f. 8.
Vvllh kl. W. 6te Au fl.
15
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TM Hauptwörter (200): [T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Extrahierte Personennamen: Karl Karl Sigismund Karls Heirath Sigismund_( Jobst_von_Mahren Wenzel Sigismund_( Ziska Franz_Mark Franz Kônigs
Wenceslaus Theobald Jacq
Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg Karls Ungarn Wenzels Prag
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): Jungen
Kreuzzüge.
209
Verwandter der Gräfin cinzog. — Kurz vor Heinrichs Tode
ward zwischen ihm und Calixt 2 (1122) der langwierige 3 n-
veftiturstreit durch die Wormser Concordate dahin
beendigt: daß jeder Bischoff ohne Mitwirkung des Kaisers
frei gewählt, sodann nach der Wahl, von dem Kaiser ver-
mittelst des Scepters (nicht mehr, wie sonst, durch
Ring und Stab) mit den Regalien belehnt werden, und
darauf die päpstliche Bestätigung erhalten sollte. Allein schon
unter Heinrichs Nachfolger ward die kaiserliche Belehnung
des Bischoffs erst nach der päpstlichen Bestätigung
vollzogen, und sank dadurch zur bloßen Ceremonie herab,
während der päpstliche Einftuß auf die höhere Geistlichkeit
in Tcutschland an Umfang und Nachdruck gewann.
Gust. Adolph Harald Stenze l, Gesch. Teutschlands unter den
fränkischen Kaisern. 2 Thle. Leipz. 1827 f. 8.
80.
K r e u z z ü g e.
Bongars, Gesta Dei per Francos. 2 T. Llano v. l6l’l. Fol.
Noch in Heinrichs 4 Negierung gehört der Anfang der
sogenannten Kreuzzüge, an welchen der kriegerische Geist
der Ritterschaft unter den germanischen Völkern eben so vielen
Antheil hatte, als die religiöse Stimmung jener Zeit. Denn
so viel auch die letztere dazu Mitwirken mochte; so suchten
doch die durch das Faustrecht in fortwährenden Kämpfen
lebenden Ritter eine neue kriegerische Beschäftigung, seit
der germanische Boden durch das Lehnssystem größentheils
vertheilt und das vormalige Verhältniß der einzelnen
Stände und Volksklasscn, .durch die höhersteigende Bevölke-
rung und den Wohlstand der aufblühendcn Städte, sehr ver-
ändert worden war. Da leiteten (1095) der Schwärmer
Peter von Amiens, und der Papst U r b a n 2 den Blick
der abendländischen Christenheit auf den Osten. Seit
Jahrhunderten schon hatte der'byzantinische Kaiser'p a ta-
sti ña an die Mahomedanec verloren; seit Jahrhunderten
bereits war der christliche Aberglaube zum heiligen Grabe
gewandert, um daselbst Erlaß seiner Sünden zu finden; als,
seit dem Ende des eilften Jahrhunderts, bei'der Nachricht
Püuv kl. 22. 6te Aust. ' 14
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): Jungen
Anfang der Kirchenverbcfferung. 2« >3
chen Fortschritte der Franzosen in Italien aufhalten wollte.
In dem letzten Kampfe verweigerte ihm die Republik Vene-
dig (1508) den Durchmarsch mit bewaffneten Truppen, und
der Papst Julius 2, der ebenfalls kein teutschcs Heer in
Italien zu sehen wünschte, bewilligte (8. Febr. 1508), daß
Maximilian den Titel eines erwählten römischen
Kaisers annahm, welchen nach ihm die folgenden Regen-
ten Teutschlands sogleich nach der Wahl führten.
Franc. Guicciardini, istoria chlalia. 2voll. Vene-
zia, 1738. Fol. (4t. 1775.4.) (reichtvon i4g2-i53a.)
Leop. Ranke, Geschichten der romanischen und germanischen
Völker von i4g4—i535. Th. i. Berl. i8a4. 8.
D. H. Hegewisch, Geschichte der Regierung Maximilians r.
3 Thle. Hamb. u. Kiel, 1782 f. 8:
103.
Anfang der Kirchcnvcrbesserung.
Nächst der Entdeckung Amerika's, wirkte kein Ereigniß
des scchszchntcn Jahrhunderts so mächtig auf das innere
Volksleben der europäischen Menschheit, so wie auch auf die
äußern Verhältnisse der teutschcn Staaten und der euro-
päischen Reiche im Allgemeinen und Großen ein, als der
Anfang der Kirchen Verbesserung, der noch in die letz-
ten Negierungsjahre des Kaisers Maximilian gehört. Sie
ging von der, von dem Churfürsten von Sachsen Friedrich
dem Weisen (1302) neugestifteten, Universität Witten-
berg aus, und begann damit, daß sich der Professor der
Theologie I). Luther*) durch einen öffentlichen Anschlag
(31. Oct. 1517) gegen den Unfug des Ab laß kram es er-
klärte, welchen vorzüglich der Dominicaner Tezel auö Leip-
zig in der Nähe von Wittenberg trieb , ein Subcollectcur des
Churfürsten Albrccht von Mainz; denn dieser Churfürsi hatte,
gegen die Hälfte des Ertrages, den ganzen Ablaßhandel in
Teutschland von dem Papste gepachtet.
Die Zeit der religiösen Erleuchtung war gekommen, und
kein Bannstrahl, keine Achtserklärung, kein Concilien- und
*) Schröckh, Luthers Leben, in s. Lebensbeschr. berühmter Gelehrten,
N. A. r Thle. Leipz. 1790. 8. (im Th. 1, S. 69 ff.)
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Extrahierte Personennamen: Julius Maximilian Maximilian Guicciardini D._H._Hegewisch Maximilians Maximilian Maximilian Friedrich
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): Jungen
Siebenter Zeitraum.
264
Reichstagsschluß konnte ferner daö aufhalten, wofür der
cmporstrcbcnde Geist des Menschen reif geworden war. Auf
den Universitäten und Kanzeln ward die gereinigte
Lehre verkündigt; die Bibelübersetzung in der Hand des
Volkes verbreitete sie allgemeiner; edle und muthige
Fürsten nahmen sich derselben an. Die bürgerlich-freie
Schweiz genas (seit 1519) durch Zwingli auch zur reli-
giösen Freiheit. Im Norden von Europa bekannten sich der
neue König von Schweden, Gustav Wasa (1323),
und der Hochmeister des teutschen Ordens, Al-
brecht von Brandenburg (1525), frühzeitig zur gerei-
nigten Lehre. Von unermeßlichen Folgen für Mitzeit und
Nachwelt war dieser Eintritt der Idee der religiösen
und kirchlichen Freiheit ins öffentliche Volksleben;
denn dadurch ward nicht nur in allen protestantischen Neichen
und Staaten das S y st e m der geistlichen Hierarchie
für immer vernichtet; es blieb selbst in politischer
Hinsicht das religiöse Interesse das vorherrschende und
überwiegende in der Wechselwirkung der europäischen Reiche
und Staaten bis zum Abschlüsse des westphälischen Friedens
im Jahre 1648. Die wichtigsten Ereignisse im inner»
Volksleben Tcutschlands, Frankreichs, Englands, Schwedens,
Dänemarks, Preußens, der Schweiz, selbst in Oestreich,
Böhmen, Ungarn und Polen, so wie die Entstehung des
Freistaates der Niederlande, wurden an die Verbreitung
und Durchkämpfung dieser Idee geknüpft, und mehr oder
weniger veränderte sich dadurch die Gestaltung fast aller
europäischen Reiche im innern und äußern Volksleben.
Der Tod des Kaisers Maximilian (1519) und das
Vicariat in den Händen des Churfürsten von Sachsen,
war Luthers persönlicher Sicherheit und der schnellen Ver-
breitung der gereinigten Lehre, um welche sich Luthers Col-
lcgcn, der friedliebende und gründlich gelehrte Mclanthon,
Bugenhagen und Jonas, unsterbliche Verdienste er-
warben, sehr vorthcilhast.
Georg. Spalatili, annales reformationis, oder^Jahr/
bücher von der Reformation Lutheri. Ans dessen Autograr
phon herausgeg. von Ernst Sal. Cyprian. Leipz. 1718. 8.
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Wasa Gustav Maximilian_( Maximilian Jonas Georg Ernst Cyprian
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): Jungen
~l(i-6 Siebentem Zeitraum.
durch eine Bulle mit dem Banne belegt, der aber am 10.
Dcc. 1520 diese päpstliche Bulle und das canonische Recht
zu Wittenberg verbrannt hatte. Der männlichgcsinnte
Luther erklärte (l8. Apr. 1521) vor dem Kaiser, daß er
nicht eher widerrufen könne, als bis er seiner Zrrthümer
überführt sey, und ward darauf (8. Mai) nebst seinen An-
hängern von dem Kaiser mit der Reichsacht belegt. —
Doch beschäftigten vier, nach kurzen Zwischenräumen er-
neuerte, Kriege mit Frankreich, dessen König Franz 1 ein
persönlicher Nebenbuhler des Kaisers war, Karl den 5 in
Italien und den Niederlanden. Gleichzeitig bedurfte bei den
Türken kriegen Karls Bruder, Ferdinand, der neue
König von Ungarn, der Unterstützung der Tcutschcn, wahrend
welcher Zeit die Kirchcnvcrbcsserung, sich immer weiter in
Teutschland und in den benachbarten Landern ausbreitcte,
obgleich die katholische Parlhci bereits eine mächtige Oppo-
sition gegen die neue Lehre bildete, und in der Folge der
(1540) ncucntstandcnc Zesuiterordcn * **)) der gefährlichste
Gegner des Protestantismus ward. Da traten auch die pro-
testantischen Fürsten zu einem Bündnisse zu Torgau (1526)
zusammen, an dessen Spitze der neue Churfürst von
Sachsen, Johann d c r B c st a n d i g c, und der L a n d-
grafphilipp von Hesscn standen. Den Namen Pro-
testanten erhielten aber die Evangelischen wegen ihrer
Protestation gegen den für ihre Sache nachtheiligen
Reichstagsabschicd zu Speyer (1529). — Von
Bologna aus, wo der Papst Karl den 5 zum Kaiser krönte,
berief dieser die tcutschen Stände zum Reichstage nach
Augsburg. Hier durften die Protestanten (25. Zun. 1530)
ein von Melanthon in 28 Capitcln verfertigtes Bckennt-
niß ihres Glaubens, das man in der Folge die augsbur-
gische Confcssion nannte, öffentlich übergeben und
*) Pet. Phil. Wolf, allgemeine Gesch. der Jesuiten. 4thle. Leipzig,
1789 ff. 8. N. A. i8o5.
Spittler, über die Geschichte und Verfassung des Jcsuiterordens;
herausg. (aus der tcutschen Encyklopadr'e) von L. Leipz. 1817. 8.
**) Ernst Sal. Cyprian, Historie der Augsburgifchen Confefston. -te
Aufl. Gotha, 1720. 4.
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Extrahierte Personennamen: Franz_1 Franz Karl Karl Karls Ferdinand Ferdinand Johann Johann Karl Karl Spittler L._Leipz Ernst Cyprian
Extrahierte Ortsnamen: Wittenberg Frankreich Italien Niederlanden Karls Ungarn Teutschland Torgau Sachsen Speyer Bologna Augsburg Leipzig Gotha
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Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): Jungen
272
Siebenter Zeitraum.
men, Schlesien und die Lau fitzen abtrcten mußte.
Doch hatte noch vorher (11. Jul. 1609) Rudolphs) den
Utraquisten in Böhmen in dem Majestätsbriefc die Frei-
heit der Neligionsübung, die Universität Prag, und das
Recht, neue Kirchen und Schulen anzulcgcn, zugesichert. —
Unter seines Nachfolgers Matthias Regierung brach aber in
Böhmen (1618) über die Verletzung dieses Majestätsbriefes
ein innerer Krieg aus, als die königliche Negierung dem
Abte von Braunau die von den Utraquisten neugebaute
Kirche zu Braunau zusprach, und der Erzbischoff von Prag
die Kirche zu Kloster-Grab niederreißen ließ. Die Böhmen
bildeten, unter der Leitung des Grafen Thurn, einen
Ausschuß zur Verwaltung des Landes, vertrieben die Jesuiten,
erhielten den Beitritt der Schlesier und Lausitzer zu
ihrer Sache, und die Zusendung eines Hülfsheeres unter
dem Grafen von Mansfeld von der U n i o n. In diesem be-
- denklichen Zeitpuncte, wo Böhmen, - Schlesien und die Lausitz
sich gegen das Haus Oeftrcich empört hatten, starb (20. März
1619) der Kaiser Matthias, der seinem Vetter Ferdi-
nand von Stcyermark schon 1617 die Nachfolge in
seinen gesammten Staaten zugesichert hatte.
Hiob Ludolfs, allgemeine Schaubühne der Welt, oder Be/
schreibung der vornehmsten Weltgeschichte, vom Anfänge
des i/ten Jahrhunderts, sonderlich in dem teutschen Reiche.
5 Thle. 2te Aust, (von 1601 — i683.) Franks, am M.
1716— 3i. Fol.
Tliealrum europaeum. 22 Voll, (von 1617 —1718.)
Frkf. i635|f. Fol. (von Abelin angefangen, von Schle/
der, Mart. Meyer, Schneider u. Ä. fortgesetzt.)
106.
Teutschland unter Ferdinand 2 bis zum west-
p h ä lische n Frieden.
F e r d i n a n d 2 *) **), ein Zögling der Jesuiten, brachte
einen finstern und verschlossenen Character auf den Thron.
*) I. 23orott, der vom Kaiser Rudolph2 den Protestanten in Böh-
men ertheilte Majestatsbrief vom I. 1609, aus einer böhmischen
Urkunde übers. Görlitz, 1803. 8.
**) Franz Chstph. Grafvon Khevenhiller, Annales Ferdinande!.
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
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Extrahierte Personennamen: Matthias_Regierung Matthias Hiob_Ludolfs Franks Frkf Meyer Schneider Ferdinand Franz_Chstph Franz
Extrahierte Ortsnamen: Braunau Braunau Mansfeld Haus_Oeftrcich M.
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Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): Jungen
England bis auf das Haus Stuart.
331
nach vollzogener neuer Vermählung, mit dem Banne belegte,
die englische Kirche von dem Papste trennte, das Mönchs-
thum abscliaffte, die Klöster einzog, und sich, als denn höch-
sten geistlichen und weltlichen Oberhaupte des Staates, den
Suprematseid leisten ließ, ob er gleich selbst die Grund-
sätze der Kirchenverbefferung mit Heftigkeit verfolgte. Im
Jahre 1542 legte er sich den Titel eines Königs von Ir-
land *) bei.
Ihm folgte sein Sohn Eduards (1547 —1553),
während dessen Negierung, unter des Erzbischoffs Cran-
mers weiser Leitung, gcrcinigkere religiöse Begriffe, verbun-
den mit Duldung gegen Andersdenkende, in England sich
verbreiteten. — Eduard hatte in seinem Testamente der
Enkelin der jüngern Schwester Heinrichs 6, der edlen Jo-
hanna Gray, die Nachfolge bestimmt, und seine Schwe-
ster Maria von der aragonischen Prinzessin vom Throne
ausgcschloffcn. Di'tffe ward aber von dem Heere und der
Stadt London (1553) als Königin anerkannt. Unter ihr
blutete die Johanna Gray mit ihrer ganzen Familie auf dem
Schaffote, und Tausende sielen als Opfer der blinden An-
hänglichkeit der Königin am Kathollcismus; unter diesen
selbst (1556) der ehrwürdige Eranmer. Im Jahre 1554
vermahlte sie sich mit dem Erzherzoge Philipp, dem sein
Vater, Karl 5, Spanien (1556) abtrat; sie hinterstest ihm
aber bei ihrem Tode (1558) keinen Erben, und ihre Halb-
schwester, Elisabeth, (1558 — 1603) bestieg den englischen
Thron. Bei vielen weiblichen Schwachen und individuellen
Eigenheiten begründete Elisabeth doch die nachfolgende Größe
Englands während ihrer weisen Regierung. Sie ließ, wie
ihr Vater, sich den Suprematseid schwören. Unter ihr bil-
dete sich der Unterschied zwischen der hohen K i r ch c (den
Episkopalen) und den Presbyterianern weiter aus,
von welchen die erste manches von dem katholischen Eultus
beibehielt, die letztern aber die Grundsätze der Kirchcnverbes-
serung auch auf politische Gleichheit anwandten. Je mehr
*) D. H. Hegewisch, Ueücrstcht der irländischen Geschichte. Altona,
iso6. 6.
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche]]
TM Hauptwörter (200): [T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T148: [Kirche Macht Staat Deutschland Kampf Frankreich Reich Reformation Zeit Gewalt], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: Eduards_( Eduards Eduard Eduard Heinrichs Heinrichs hanna_Gray Maria Maria Johanna_Gray Philipp Philipp Karl_5 Karl Elisabeth D._H._Hegewisch
Extrahierte Ortsnamen: England Haus_Stuart England London Spanien Englands Altona
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Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): Jungen
Einleitung.
11
setzt wird, die verschiedenen Zeitrechnungen,
welche sich bei den einzelnen Völkern vorfinden, gegen ein-
ander auszugleichen.
Die wichtigsten geschichtlichen Zeitrechnungen (aerae)
sind:
а) nach Zähren der Welt (nach den heiligen Urkunden
der Hebräer— schwierig und zum Theile unsicher"). Sil-
berschlag setzte die Geburt Zesu ins Zahr der Welt
4200; Frank und Gat Lerer ins Z. d. W. 4181.
d) nach Zähren vor und nach Christi Geburt. Sie ist,
so weit sie rückwärts mit den beglaubigtsten Zeitrech-
nungen (der Olympiaden, der Zahre von Erbauung
Noms, und der hebräischen Zahrbücher) ausgeglichen
werden kann, die einfachste und anwendbarste.
c) nach Olympiaden. Die erste Olympiade 776zahre
vor Christus.
б) von Noms Erbauung (nach verschiedenen Bestim-
mungen; gewöhnlich 753 Zahre vor Christus).
e) die aera Seleuciclarum; — beginnt mit dem 1. Oct.
312 vor Christus.
1) nach der Hegira (Flucht Muhamcds); —• beginnt mit
dem 16. Zuly 622 nach Chr. ,
g) die französisch-republikanische Zeitrechnung; —
begann am 21. Sept. 1792, und hörte auf mit dem
31. Dec. 1805.
(Der julianische Kalenderchat seinen Namen von
den Berechnungen durch Sosigenes unter Zulius
Cäsar, 47 Zahre vor Christus. Er ist noch gewöhn-
lich in der griechischen Kirche, und unterscheidet sich
gegenwärtig durch 12 Tage von dem gregoria-
nischen Kalender, welchen Papst Gregor 13 im
Zahre 1582 einführte, den aber die Protestanten
erst im Zahre 1700 annahmcn.)
Zur Literatur der Zeitrechnung gehören:
los. Scaliger, de emendatione temporum. Paris 1583>
Fol. N. E. l629- Thesaurus temporum. Paris 16o6.
Fol. N. E. 167k
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T30: [Periode Abschnitt erster zweiter Zeitraum dritter Jahr Kapitel Sonne Planet], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
TM Hauptwörter (200): [T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T92: [Vgl Aufl fig Vergl Sch. Liv Sept Aug Iii Geb], T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert]]
Extrahierte Personennamen: Frank Christus Christus Christus Cäsar Christus Gregor Gregor
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): Jungen
Karl 5.
2<)7
vorlesen. Die dagegen von den Katholiken entworfene Refu-
tation, gegen welche von Seiten der Protestanten die (von
dem Kaiser nicht angenommene) Apologie ihrer Kon-
fession gerichtet war, liest bereits ahnen, was der Reichs-
tagsabschied bestätigte, dast man ihnen noch eine kurze Frist
(bis zum 15. Apr. 1531) als Beden^it bewilligen wollte,
zur katholischen Kirche zurück zu kehren.
Bald darauf ward, doch mit Widerspruch der prote-
stantischen Stande, Karls Bruder, Ferdinand — der
König von Ungarn und Böhmen — zum römischen Kö-
nige (1531) gewählt, worauf sich jene zu Schmalkalden
(27. Fcbr. 1531) zu einem Defensivbündnisse vereinigten,
welches, wegen der Bedrohung Ungarns von den Türken,
für das Haus Ocstreich noch mehr Gewicht erhielt, weil
der Kaiser, um sich der Unterstützung der Protestanten gegen
die Türken zu versichern, den sogenannten ersten Reli-
gionsfrieden (23. Jul. 1532) Unterzeichnete, nach welchem,
bis zu dem Aussprüche eines allgemeinen Conciliums,
jedem teutschen Neichsstande völlige Gewissensfreiheit zuge-
sichert ward.
Neue Unruhen in Teutschland, wohin, nach der Unter-
drückung des Bauernkrieges^) mit Münzers Hin-
richtung (1525), die stürmischen Bewegungen der Wieder-
täufer in Münster^* **)), die bedenklichen Absichten des katholi-
schen Herzogs Heinrich von Braunschweig gegen die Prote-
stanten , und die kriegerischen Maasrcgeln der beiden Häupter
des schmalkaldischen Bundes, des Churfürsten Johann
Friedrich von Sachsen und des Landgrafen Philipp von
Hessen gegen diesen Herzog, so wie die sächsischen Versuche,
das Stift Naumburg (1541) durch allmähligcs Ausstcrben
seines Capitels zu sacularisircn, und die Hinneigung des
Churfürsten und Erzbischoffs Herrmann von Köln zur
*) Geo. Sartorius, Versuch einer Gcsch. des teutschen Bauernkrieges.
Berlin, 1795. 8.
**) Aug. Ludw. Schlözer, Gesch. des Schneiderkönigs Jan von Leyden.
Gött. 1784. 12.
H. Jochmus, Geschichte der Kirchenreformation zu Münster und
ihres Unterganges durch die Wiedertäufer. Münster, >826. 6.
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
TM Hauptwörter (200): [T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T92: [Vgl Aufl fig Vergl Sch. Liv Sept Aug Iii Geb], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch]]
Extrahierte Personennamen: Karl Karls Ferdinand_— Ferdinand Heinrich_von_Braunschweig Heinrich Johann
Friedrich_von_Sachsen Johann Friedrich Philipp_von
Hessen Philipp Herrmann_von_Köln Sartorius Jan_von_Leyden H._Jochmus
Extrahierte Ortsnamen: Karls Ungarn Haus_Ocstreich Teutschland Naumburg Berlin