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von rohem Fleische und der Milch der Stuten. Don Jugend
auf waren sie Reiter und fast unzertrennliche Gefährten ihrer
Rosse. Ihre Pfeile verfehlten selten das Ziel. In der Schlacht
waren sie durch ihre Schnelligkeit, ihre listigen Wendungen und
ihre Wuth furchtbar. In unermeßlichen Schwärmen ergoß sich
jährlich dieses Volk auf seinen kleinen raschen Pferden aus seinen
ungarischen Wohnsitzen über die benachbarten Staaten, besonders
Deutschland, das, durch innere Fehden zerrüttet, keinen kräftigen
Widerstand zu leisten im Staude war. Unermeßliche Beute
wurde jährlich fortgeführt, viele tausend Männer, Weiber und
Kinder, mit den Haaren zusammengebunden, nach Ungarn in die
Knechtschaft geschleppt. Auch unter Heinrich wiederholten sie ihre
Bcrwüstuugszüge und drangen tief bis Westfalen vor. Der
König konnte ihnen keinen genügenden Widerstand leisten. Doch
gelang cs ihm, einen ihrer Hanptanführer in seine Gewalt zu
bekommen. Diesen Vortheil benutzte er zur Erzwingung eines
neunjährigen Waffenstillstandes, den er aber zugleich mit einem
jährlichen Tribute bezahlen mußte. Hiemit waren die Feinde
zufrieden und zogen ab. Diese Zeit neunjähriger Ruhe aber be-
nutzte Heinrich sehr weise, um künftig die Ungarn auf eine rühm-
lichere Art, als durch Tribut, von seinen Grenzen entfernt zu
halten. Damals fehlte cs noch in Deutschland an großen
Festungen. Die Städte waren noch nicht mit Mauern und Grä-
den umgeben, hinter welchen die Bewohner sich und ihr Eigen-
thum bei einem feindlichen Einfalle hätten schützen können. Hein-
rich ließ deshalb zur besseren Vertheidigung des Landes die alten
Städte befestigen und mehrere neue Burgen bauen. Der nennte
Mann vom Lande mußte seinen Aufenthalt in der Stadt nehmen
und zu deren Vertheidigung helfen; zur Zeit eines feindlichen
Einfalles nahmen diese die anderen acht mit ihrer Habe bei
sich auf. Auch der dritte Theil alles Getreides wurde in die
festen Plätze geschafft und in besonderen Vorrathskammern
für die Zeit der Roth und Gefahr für Alle aufbewahrt. Tie
Vertheidiger der Burgen wurden Bürger genannt, und
dies war der Ursprung des Vürgerstandes. Im Frieden
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Roth
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Ungarn Westfalen Ungarn Deutschland
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trugen, sondern auch mit ihrem Rüssel alles zerschlugen, mit ihren
Fünen alles zertraten. Schon vor ihrem Anblicke wurden die
Pferde scheu. Die stolze Beherrscherin Asiens wollte den Indiern
nicht nachstehen. Da sie selbst keinen einzigen Elephanten hatte,
so ließ sie sich eine große Anzahl machen. Sie ließ viele tausend
Büffelochsen schlachten, die Häute derselben so zubereiten, daß sie
elephantenartig aussahen und bedeckte mit denselben eben so viele
Kameele, auf die sich bewaffnete Männer setzten. Diese Kunstthiere
stellte sie an die Spitze. Die In ier erschraken beim Anblicke
so vielerelephanten und zogen sich eiligst zurück. Bald aber erfuhren
sie durch Überläufer die Lift. Da faßten sie neuen Muth unv
machten einen wüthenden Angriff. Die Kameele rannten scheu
zurück und brachten das ganze Heer in Unordnung. Alles floh,
llnzählige wurden erschlagen. Semiramis selbst wurde zweimal
verwundet unv rettete sich nur durch schleunige Flucht. Mit
einem kleinen Häuflein kant sie beschämt in ihr Land zurück.
Bald nachher entstand ein Aufruhr unter ihrem eigenen
Volke. ' Sie saß eben und ließ sich das Haar flechten, als ihr
die Nachrickt davon überbracht wurde. Sie auf und hinaus unv
stürzt sich mit fliegenden Haaren mitten unter den aufrührerischen
Haufen. Der Anblick der erzürnten Königin stellte augenblicklich
die Ruhe wieder her. Zum Andenken dieser Begebenheit wurde
ihr eine Statue errichtet, welche die Art ihrer Erscheinung unter
den Aufrührern darstellte. Kurz darauf übergab sie dem dl i n y a s
die Herrschaft. Sie selbst entgotj sich den Augen der Menschen,
als wäre sie unter die Götter versetzt. Sie flog, wie die Fabel
erzählt, in der Gestalt einer Taube nach dem Himmel.
Der wechische Ninyas regierte so, daß man allgemein die
Semiramis zurück wünschte. Er verschloß sich mit seinen Weibern
ini Palaste und schämte sich so sehr vor Männern, daß er sich
nicht vor ihnen sehen ließ. Wie er, so waren die meisten seiner
Nachfolger, so daß man nicht einmal ihre Namen weiß. Der
letzte dieser Weichlinge war Sardanapäl.
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sich selbst um und freuete sich hoch auf, gegen die Unbilden der Witterung so leicht eine so warme Hlle gefunden zu haben. Von nun an war die Jagd seine liebste Beschftigung. Er suchte seine Waffe zu verbessern und sann auf allerlei List. Hier lauerte er im Hinterhalte, dort lief er der Berg und Thal mit der Keule hinter dem wilden Thiere her. In Hhlen, welche die Natur selbst in Bergen und Felsen gewlbt hat, ruhete er von den Mhen seines gefahrvollen Lebens aus. Andere fhrte die Wan-derung an Meere und Flsse, wo Fischfang den Hunger stillen lehrte.
Noch jetzt verzehren manche wilde Völker die erlegten Thiere eben so roh. Ihre Zhne, die nicht durch knstlich zubereitete Speisen verdorben sind, sind uerst scharf. Sie zerkauen das rohe Fleisch eben so leicht, wie wir das gekochte.
6. Folgen der Jagd.
Ein so unsttes, wildes Leben aber lt den Menschen roh und er-stickt alle edeleren Triebe des Herzens. Der Jammer und das Elenb seiner Mitmenschen rhren sein Herz um so weniger, als er durch das stete Morden lebendig fhlender Wesen und durch den Anblick ihrer schmerzhaften Todeszuckungen gegen das Mitleid immer mehr abstumpft. Das stille, husliche Familienglck blieb ihm fremd. Wie sollte auch der Jger, der das flchtige Wild in weit entlegene Gegenden verfolgen mu, dem Leben im trauten Kreise der Seinen viel Geschmack abge-winnen und ganze Stunden demselben tglich schenken knnen. Selbst der kaum erwachsene Sohn mu sich bald vom Vater trennen, um sein eigenes Jagdgebiet zu erhalten. Ueberhaupt ist der jagende Mensch nn-. gesellig und groer Gefahr ausgesetzt, in dem stndigen Kampfe um Leben und Tod immer mehr zu verhrten, ja zu verwildern. Die Herrschaft der die Thiere macht ihn immer khner und verwegener. Er ge-whnt sich leicht, diejenigen Waffen, in bereit Gebrauch gegen wilde Thiere er Fertigkeit und Sicherheit erlangt hat, auch gegen die friedlichen Bewohner des flachen Landes zu wenden und ihnen Nahrungs-mittel und andere Bedrfnisse mit Gewalt abzuzwingen. Widerstand fhrt Tod oder Sklaverei herbei. Er kennt kaum andere, als rauhe, ungestme Vergngen, den Taumel berauschender Getrnke und krie-gerischer Tnze. Bei reichlicherem Fange ist er unmig im Gensse und berlt sich dann einer trgen Ruhe, bei welcher die Krfte der Seele uuausgebildet bleiben. Eine vllige Verwilderung, wie wir sie
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