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einem geräumigen Hafen auf der Nordseite des gleichnamigen
Vorgebirges. In der Nähe erhob sich der berühmte Berg Eryr,
auf dessen Gipfel der reiche Tempel der in ganz Italien verehr-
ten Juno Erycina stand. Am Fuße des Berges lag die Stadt
Eryr mit einem Hafen. — Eine Meile westwärts, auf einer
schmalen Landzunge lag die von den Karthagern im ersten pu-
nischen Kriege angelegte Stadt D rep a na (Trapani). — Auf
der Nordküste: S eg est a oder Eg est a, welche der Sage nach
von Äneas gegründet wurde. — Panormus, das heutige Pa-
lermo, eine Kolonie der Phönizier, mit dem besten Hafen Siciliens;
sie war damals die Hauptstation der karthagischen Flotte, jetzt ist
sie die Hauptstadt der Insel. — H im er a, eine Kolonie der Chal-
cider; hier wurden die Karthager im Jahre 480, am Tage der
Schlacht bei Salamis, von Gelon gänzlich geschlagen. — Im In-
nern: En na, welche man wohl den Nabel Siciliens nannte.
2. Sardinia. — Die Urbewohner dieser gebirgigen Insel
galten für sehr wild und treulos. Sie waren ein Gemisch aus
afrikanischen und iberischen Stämmen, zu welchen später Phöni-
zier, dann Karthager kamen, bis die Insel im Jahre 238 von
den Römern unterworfen wurde. An der Südküste lag das von
Karthagern gegründete Car ali s (Cagliari), damals wie jetzt
die Hauptstadt des Landes, mit einem guten Hafen; hier hatten
auch die römischen Statthalter ihren Sitz.
3. Corsica. — Diese Insel, das Vaterland des Kaisers
Napoleon, ist von Sardinien durch eine 2 Meilen breite Meer-
enge getrennt, die in alter Zeit den Namen Fossa führte, jetzt
aber „Straße von St. Bonifacio" genannt wird. Das Land
ist ganz von waldigen Gebirgen durchzogen, und war damals
nur an der Ostküste etwas angebauet. Die Bewohner, welche
von den Römern als sehr wild und unbändig geschildert wer-
den, beschäftigten sich größtentheils mit der Jagd und dem Berg-
bau. Sie scheinen aus Jberien und Ligurien eingewandert zu
sein. Später kamen auch noch Phocäer und Karthager herüber;
namentlich gründeten die Phocäer an der Ostküste die Stadt
Alalia, welche den Namen Aleria führte, seitdem Sulla eine
Kolonie römischer Bürger dorthin geschickt hatte. Die Römer
hielten diese Insel nicht hoch und stellten sie gewöhnlich unter
den Statthalter Sardiniens.
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Extrahierte Personennamen: Erycina Sardinia Corsica Napoleon Sulla
35
schrieben: Polybius aus Megalopolis, ein Zeitgenosse des
jüngern Scipio, der in vierzig Büchern allgemeiner Histo-
rien den Zeitraum vom Anfänge des zweiten punischen Krie-
ges bis zum Ende des letzten macedonischen Krieges, also von
218—157, behandelt. Vollständig sind jedoch nur die fünf er-
sten, das 6. bis zum 17. in Auszügen, die übrigen nur in
Bruchstücken vorhanden; Dionysius von Halikarnaß, der zur
Zeit des Augustus ein Werk Idq/aioxoyia cpco(xaixrj in 20 Bü-
chern schrieb, von denen aber nur noch die ersten 11 übrig sind,
welche die älteste Geschichte Noms bis zum Jahre 443 v. Ehr.
umfassen; Appian aus Alexandria schrieb eine römische Ge-
schichte von Noms Ursprung an bis auf seine Zeit, in 24 Bü-
chern. Davon sind außer dem Anfang des Werkes noch übrig:
B. 6—8 oder Geschichte der Feldzüge in Spanien und gegen
Hannibal; B. 11 und 12 über die Kriege in Syrien und ge-
gen Mithridates; B. 13—17' über die Bürgerkriege bis auf
Cäsar; B. 23 über den Krieg in Jllyrien. Die römische Ge-
schichte des Dio Cassius, aus Nicäa in Bithynien, bestand
aus 80 Büchern und war von den ältesten Zeiten Roms bis
auf die Zeiten des Verfassers (229 v. Ehr.) fortgesetzt. Die
noch erhaltenen Bücher (B. 35—54) umfassen die Begebenhei-
ten vom Jahre 87 bis 8 v. Ehr. Von Plutarch aus Chä-
ronea, dem Lehrer und Freunde des Kaisers Hadrian, haben
wir das Werk ßwl Iiuqulhß.oi, das 22 Biographien berühm-
ter Römer enthält, deren Reihe Romulus eröffnet, der Kaiser
Otho beschließt. Als Compendienschreiber verdient vorzüglich
Zonäras Beachtung, welcher im zwölften Jahrhundert nach
Ehr. ein Xqovixov vom Anfänge der Dinge bis 1118 schrieb,
wobei er ältere, für uns verloren gegangene, Schriftsteller benutzte.
b. Unter den Schriftstellern, welche die römische Geschichte
vom Anfänge bis auf ihre Zeit in lateinischer Sprache
schrieben, sind besonders folgende zu nennen: Titus Livius
(geboren zu Padua 58 v. Ehr. und gestorben daselbst 19 n.
Ehr.). Sein Werk, das er selbst Annales genannt, umfaßt in
hundert zwei und vierzig Büchern die Geschichte Roms von sei-
ner Gründung bis auf den germanischen Krieg und den Tod
des Drusus, 9 v. Ehr. Es sind aber nur fünf und dreißig
Bücher vollständig auf uns gekommen, und zwar die zehn ersten
3«'
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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139
bäum zurück, und war schon im Begriffe, nach Afrika überzu-
setzen; aber die militärische Strenge, welche er übte, ward Ver-
anlassung, daß viele Städte von ibm wieder an die Karthager
abfielen. Nach dritthalbjährigem Aufenthalte (278—275) schiffte
er sich wieder nach Italien ein, um deu hartbedrängten Taren-
tinern die erbetene Hülfe zu bringen. Scheidend brach er in die
ahnungsvollen Worte aus: „Dieses Eiland wird dereinst der
Zankapfel zwischen Rom und Karthago sein!" Sobald die Rö-
mer seine Ankunft erfuhren, schickten sie den Consul Cur ins
Dentatus mit einem Heere gegen ihn ab, und es kam bei
Beneventum (275) zu einer dritten großen Schlacht. Pyrr-
hus rechnete wieder vorzüglich auf seine Elephanten, aber gegen
diese hatten die Römer ein gutes Mittel erfunden. Mit einem
fürchterlichem Geschrei warfen sie brennende Fackeln und Pech-
kränze zwischen die Ungeheuer, so daß sie wüthend zurückrannen
und Verwirrung und Flucht über das Heer des Pyrrhus selbst
brachten. Sein Heer wurde gänzlich geschlagen, sein Lager er-
obert. Dieses diente ihnen zum Muster, wie man ein solches
regelmäßig abstechen und befestigen müsse. Überhaupt lernten sie
von ihm die neuere griechische Kriegeskunst kennen, durch welche
fünfzig Jahre früher Alexander der Große ein so mächtiges Reich
gegründet hatte. Der Sieger hielt nun einen glänzenden Tri-
umphzug, in welchem auch vier Elephanten, zur größten Augen-
weide der Römer, mit aufgeführt wurden.
Nach dieser Niederlage hielt Pyrrhus es für rathsam, Ita-
lien aufzugeben und in sein Land zurückzukehren 6). Er schiffte
sich mit dem Überreste seines Heeres so geräuschlos als möglich
wieder ein und ließ in Tarent bloß eine Besatzung zurück. Der
klägliche Zustand, in welchem der große, weitberühmte Krieges-
held wieder anlangte, mußte auch den auswärtigen Völkern einen
hohen Begriff von der Macht der Römer einflößen. Er selbst
endete schon im Jahre 272, bei der Belagerung von Argos im
Peloponnes, sein abenteuerliches Leben. Hier schleuderte eine
Argiverin von ihrem Hause herunter einen Ziegelstein auf den
Kopf des Königs, so daß er besinnungslos vom Pferde sank;
b) 0uriu8 Dentatus Pyrrhum ex Sicilia in Italiam reversum vicit et
Italia expulit. Liv. ep. Xiv.
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Extrahierte Personennamen: Alexander
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Italien Rom Karthago Tarent Argos Italiam
145
thager i mmer weiter über Afrika aus, und-in der(.Blüthezeit
mogte man in Afrika allein gegen dreihundert mehr oder weni-
ger von ihnen abhängige Plätze finden, von denen die meisten
wohl durch unmittelbare Stiftung entstanden waren. Allein
nicht bloß, auf Afrika beschränkten sich ihre Niederlassungen. Sie
besaßen auch die drei Balearen Majorka, Minorka und Jvizza;
die Inseln: Malta (Melite), Gozzo (Gaulos) und Elba (Ai-
thalia); Sardinien (Sardo) und Corsica (Kyrnos); ferner den
südwestlichen Küstenstrich Spaniens mit dem altphönizischen Aus-
gangspunkte Cadir (Gades); und die Nordküfte Siciliens mit
den Städten Soloeis, Panormus und Motpe, nebst den kleinen
Inseln bei Sicilien, z. B. den Liparischen. Eine so ausgebreitete
Herrschaft über ferne Länder und Meere hin erwarb und sicherte
sich Karthago durch seine trefflich bemannte und befehligte Flotte
von hundertfünfzig bis zweihundert größeren Schiffen, für welche
die geräumigen und festen Werften des inneren Hafens bestimmt
waren. Das Landheer bildeten meist Söldner aus allen Nationen;
die Bürgerwache, oder die soganannte heilige Schar, diente nur
in Nothfällen der Hauptstadt. Auch Streitwagen und Elephan-
ten wurden nach asiatischer Sitte bei ihrem Heere gebraucht.
Rom hatte bis dahin durch zwei Handelsverträge, und selbst
durch ein Bündniß gegen Pyrrhus, mit dieser erobernden Han-
delsrepublik in friedlichem Verkehre gestanden. Über Sicilien
aber, nach dessen Besitze Beide strebten, erwachte eine gegensei-
tige Eifersucht; und es ging in Erfüllung, was der epirotische
König ahnend vorhergesagt hatte: „Sicilien wird dereinst eine
Palästra zwischen Rom und Karthago sein."
Es hatten nämlich Ca mp an er, die sich wegen ihrer Tap-
ferkeit Mamertiner, d. i. Söhne des Mars, nannten, bei
Agathokles, dem Könige von Syrakus, als Miethstruppen ge-
dient. Als sie nach dessen Tode aus dem Dienste entlassen wa-
ren, schweiften sie als herrenloses Gesindel raubend umher, über-
fielen die Stadt Messana, das heutige Messina und verübten
hier die unerhörtesten Gräuelthaten. Da eilte der neugewählte
syrakusische Feldherr und nachherige König Hiero herbei und be-
lagerte sie in der festen Stadt Messana. In dieser Noch such-
ten die Bedrängten, unter sich uneinig, Schutz und Hülfe, einige
bei den Römern, andere bei den Karthagern. Der römische
Weiter, Geschichte der Römer. j[Q
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Extrahierte Ortsnamen: Afrika Afrika Afrika Malta Gozzo Elba Sardinien Spaniens Sicilien Karthago Sicilien Rom Karthago Syrakus Messana Messina Messana
146
Senat nahm anfangs billigen Anstand, dem Raubgesindel Hülfe
zu schicken; aber das Volk drang mit Gewalt darauf. Unter-
dessen wurden die Karthager von den Mamertinern in Messana
ausgenommen; — eine wichtige Erwerbung für sie! Denn im
Besitze dieser Stadt theilten sie mit den Römern in Rhegium
die Herrschaft von der Meerenge. Jetzt wagten die Römer das
Äußerste, um die Karthager hieraus wieder zu vertreiben. So-
fort setzte ein Heer unter dem kampfbegierigen Cónsul Appius
Claudius (Cauder) über den Sund, bemächtigte sich durch
List und Verrath der Stadt und vertrieb die Karthager (264).
Aber dadurch ward zugleich der Grund zu großen, langwierigen
Kriegen gelegt, mit welchen die Römer, die bis dahin nur in
dem abgesonderten Kreis der kleineren italischen Völker einge-
schlossen waren, zuerst auf den größeren «Schauplatz der dama-
ligen Weltgeschichte eintraten ').
Die Karthager schlossen darauf mit den Sprakusern ein
Bündniß und belagerten Messana, wurden aber Beide von Ap-
pius geschlagen, der nun vor den Mauern von Syrakus er-
schien. Hier ward mit wechselndem Erfolge gekämpft. Als aber
im folgenden Jahre (263) sieben und sechzig Städte Siciliens
theils von Syrakus, theils von Karthago abfielen und sich den
Römern unterwarfen; da trat Hiero auf die Seite der Römer
und blieb ihr treuer Verbündeter bis an seinen Tod (216).
Von ihm unterstützt, griffen die Römer Agrigent (Girgeuti), den
Hauptwaffenplatz der Karthager, an, welcher von Hannibal, dem
Sohne des Gisco, auf das hartnäckigste vertheidigt wurde. Sie-
den Monate lang zog sich die Belagerung hin. Da erst, als
auch das zum Ersatz herbeigeeilte karthagische Heer unter Hanno
von den Consuln Valerius Fl accus und Otacilius Cras-
sus geschlagen war, gelang die Eroberung (262); und Messana
wurde nun zu einem römischen Waffenplatze eingerichtet. Seitdem
ergab sich im Binnenlande der Insel eine Stadt nach der andern.
Mit so glanzenden Erfolgen erweiterte sich auch der Ge-
') Die Karthager hießen als Phönizier in der oskisch-latinischen
Sprache Poem, Punid, und daher bekamen die drei mit den Römern
geführten Kriege, welche im Ganzen 44 Jahre dauerten, auch den Na-
men punische. — Vgl. K. Holthaus, Geschichte Rom's im Zeitalter
der punischen Kriege. Leipzig 1846.
w
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Extrahierte Personennamen: Claudius_(Cauder Messana Hiero Hannibal Hannibal Hanno K._Holthaus
147
sichtskreis der Römer. Fortan war es ihr Plan, die ganze
Insel den Karthagern zu entreißen. Allein sie fanden bald, daß
der neue Feind auf ganz andere Weise angegriffen werden mußte,
wenn dieser Plan gelingen sollte. Ihnen fehlten die Mittel, die
Seestädte mit Nachdruck anzugreifen und den Karthagern den
stets über das Meer zugeführten neuen Ersatz an Hülfstruppen
abzuschneiden: sie bedurften einer Kriegesflotte. Bis dahin hat-
ten die Römer fast nur Kauffahrteischiffe gehabt; noch nie hatten
sie zur See einen Feind bekämpft. Da brachte der Zufall ein
an der sicilischen Küste gestrandetes feindliches Kriegesschiff in
ihre Hände. Nach dem Muster desselben baueten sie (260)
schnell eine Flotte, und schon nach zwei Monaten konnten sie mit
hundertsechzig Schiffen den Feinden entgegenziehen. Zwar fehlte
der Mannschaft die nöthige Übung, und ein Theil der neuen
Flotte fiel beim ersten Versuche den Karthagern in die Hände;
allein römische Beharrlichkeit und Muth ersetzte bald den Verlust.
Der Anführer der Flotte, der Cónsul Duilins, erfand die
Enterhaken, welche vorn die Gestalt eines Rabenschnabels hatten
und deshalb auch Raben (ooivi) genannt wurden. Durch diese
eisernen an einer Fallbrücke angebrachten Haken sollte das feind-
liche Schiff an das römische befestigt, und so die Seeschlacht in
eine Art von Landschlacht, in welcher die Römer überlegen wa-
ren, verwandelt werden. Der Versuch gelang. Es war im
Jahre 260, als Duilius bei Mylä, dem heutigen Milazzo,
an der Nordküste Siciliens, den ersten Sieg über die kartbagi-
sche Flotte gewann. -). Für einen so ungewöhnlichen Sieg er-
wiesen seine Mitbürger ihm auch ungewöhnliche Ehren. Zum
Andenken einer so ruhmvollen That ward auf dem Forum eine
mit den Schnäbeln der erbeuteten Schiffe verzierte marmorne
Säule (oolumna rostrata) errichtet. So oft er des Abends
von einem Gastmahle nach Hause ging, wurde er mit Fackeln
und Flötenspiel dahin begleitet. So sollte der erste römische
Seeheld sein ganzes Leben hindurch gleichsam jeden Tag einen
Triumph feiern ®).
2) Primum omnium Romanorum ducum navalis victoriae egit tri-
umphum. Liv. epit. 17.
®) Duilius imperator, non contentus unius diei triumpho, per om-
10*
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f
i 48
Jetzt griffen die Römer auch die karthagischen Besitzungen
auf Sardinien und Corsita an, während der Krieg in Sieilien
mit großer Anstrengung von beiden Seiten, unter abwechselndem
Glücke, fortgesetzt wurde. Einen zweiten großen Seesieg erfocht
ten die Consuln des Jahres 256, M. Atilius Regulus und
L. Manlius Vulso mit einer Flotte von dreihundert dreißig
Schiffen, die hundertvierzigtausend Matrosen und Landsoldaten
am Bord hatte, über das karthagische, zweihundertfünfzig Segel
starke Hauptgeschwader unter Hanno und Hamilkar an der Süd-
küste Siciliens, unweit des Vorgebirges Eknomus. Darauf setzten
sie nach Afrika über, um den Feind in seinem eigenen Lande
zu bekämpfen. Der feste Küstenplatz Clupea (Aspis) wurde ge-
nommen, und mit Beihülfe der abtrünnigen Numiden alles Land
bis gen Tunes erobert. Unterdeß war das Consulatjahr zu
Ende gegangen. Manlius führte den größten Theil der Flotte
und Mannschaft nebst reicher Beute nach Italien zurück; Regu-
lus dagegen setzte als Procónsul an der Spitze von vierzig
Schiffen, vierzehntausend Mann zu Fuße und fünfhundert Rei-
tern den Krieg in Afrika siegreich fort. Von Tunes aus drang
er vor bis unter die Mauern der Hauptstadt. Da boten die
Karthager, welche vergebens um billigen Frieden nachgcsucht hat-
ten, ihre ganze Macht auf und wählten den mit griechischen
Miethstruppen gelandeten Spartaner Xanthippus zu ihrem
Feldherrn. Regulus, der sich des Sieges zu gewiß glaubte und da-
her weniger auf seiner Hut war, wurde im Jahre 255 bei Tunes
überfallen und völlig besiegt. Die zahlreiche Reiterei und besonders
die hundert Elephanten, die Xanthippus in seinem Heere hatte,
richteten eine gräuliche Verwüstung unter den Römern an. Nur
zweitausend von diesen retteten sich durch die Flucht nach Clupea;
alle übrigen wurden entweder niedergehauen oder mit dem Pro-
cónsul gefangen.
Als die Nachricht dieser Niederlage nach Rom kam, wurde
schleunigst eine Flotte nach Afrika geschickt. Diese siegte zwar
noch in demselben Jahre und nahm den Rest des römischen
Heeres in Clupea an Bord, allein auf der Rückfahrt wurde
nem vitam udi a coena rediret, praelucere funalia et praecinere sibi
tibias jussit, quasi quotidie triumpharet. Flor. Ii. 2. 10.
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Extrahierte Personennamen: L._Manlius_Vulso Hanno Eknomus
Extrahierte Ortsnamen: Sardinien Sieilien Afrika Clupea Italien Afrika Clupea Rom Afrika Clupea
149
sie an der sicilischen Küste durch einen Sturm größtentheils
zernichtet. Ein gleiches Schicksal hatte eine andere Flotte, die
vergebens den Krieg wieder nach Afrika zu versetzen suchte
(253); und der römische Senat beschloß, nun vor der Hand
dem Seekriege zu entsagen, um mit aller Kraft den Kampf auf
dem Festlande von Sicilien zur endlichen Entscheidung zu brin-
gen. Auch hier hatte der Krieg auf beiden Seiten einen wech-
selvollen Umschwung genommen; Karthago den römischen Waf-
fenplatz Agrigent, Rom den karthagischen Waffenplatz Panormus,
das heutige Palermo, erobert. In den nächstfolgenden Jahren
wurde nichts von besonderer Entscheidung ausgeführt. Seit der
berüchtigten Niederlage des Regulus hatten die Römer wieder
große Furcht vor den Elephanten, und sie wagten lange Zeit
hindurch keinen ernsthaften Angriff auf das mit zahlreichen Ele-
phanten ausgerüstete feindliche Heer. Das machte den panischen
Anführer Hasdrubal kühn, die Schlacht zu suchen. Im Jahre
250 kam es unter den Mauern von Panormus zu einer ent-
scheidenden Schlacht, in welcher er von dem Consul L. Cäci-
lius Metellus gänzlich geschlagen wurde. Hundertzwanzig
Elephanten fielen in die Hände der Römer und verherrlichten
den Triumphzug des Metellus. In Folge der Niederlage räum-
ten die Karthager fast alle Besitzungen auf Sicilien bis auf Lt-
lybäum und Drepänum. Und als sie auch diese bedroht sahen,
schickten sie eine Gesandtschaft nach Rom, um den Frieden oder
wenigstens die Auswechselung der Gefangenen zu unterhandeln.
Um des Erfolges gewisser zu sein, wurde der gefangene Regu-
lus der Gesandtschaft beigeordnet, jedoch durch einen Eid
pflichtet, in die Gefangenschaft zurückzukehren, falls seine Mit-
bürger die Anträge verwerfen sollten. Er ging mit ab nach
Rom; aber statt hier zum Frieden zu rathen, munterte er zur
eifrigsten Fortsetzung eines Krieges auf, dessen Ausgang nicht
mehr zweifelhaft sei. Er versicherte im Senate: daß nur Ohn-
macht und Schwäche die Karthager zum Frieden nöthigten, daß
übrigens die Gefangenen feige und wcrthlose Menschen wären,
mit deren Einlösung nichts gewonnen würde. Dabei verbot er
auf das nachdrücklichste, auf ihn selbst irgend eine Rücksicht zu
nehmen. Und dieses verbot er, ungeachtet er wußte, daß das
traurigste Loos ihn treffen würde. Auf seinen Antrag schlug
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151
übertrugen. Er eroberte die Festung Eryr, und diese bildete
fortan mit Lilybäum und Drepanum eine unüberwindliche Vor-
maucr seiner Macht. Von hieraus neckte und ermüdete er in
unaufhörlichen kleinen Gefechten fast sieben Jahre hindurch die
Römer; und wie ein schleichendes Fieber verzehrte dieser schwan-
kende Kampf die Lebenskräfte beides Republiken. In dieser ver-
hängnißvollen Lage beschlossen die Römer, noch einmal ihr Glück
zur See zu versuchten; und durch freiwillige Beiträge wurde
eine Flotte von zweihundert Kriegesschiffen ausgerüstet. Mit
dieser segelte der Cvnsul L u t a t i u s C a t u l u s nach Sicilien
ab und schloß Drepanum ein. Die karthagische Flotte kehrte ge-
rade, mit vielem Gepäck und Mundvorrath belastet, von Afrika
zurück: und Hanno, der Anführer derselben, beschloß jetzt, erst die
Schiffe bei Eryr zu erleichtern und dann die Römer anzugrei-
fen. Allein dieses Vorhaben vereitelte Lutatius. Mit seiner
ganzen Flotte rückte er ihm entgegen, nöthigte ihn bei den
ägatischen Inseln zur Schlacht und zersprengte und vernich-
tete das feindliche Geschwader (242). Da trug Karthago, er-
schöpft und unfähig, die ausgehungerten sicilischen Festungen län-
ger zu behaupten, um Frieden an, der im Jahre 241 unter den
Bedingungen zu Stande kam: daß Karthago Sicilien und die
benachbarten kleinen Inseln zwischen Italien und Sicilien räu-
men, binnen zehn Jahren dreitausend zweihundert euböische Ta-
lente (fast drei Millionen Thaler) an Kriegskosten bezahlen und
dazu alle römische Gefangenen unentgeldlich ausliefern, endlich
Hiero und die Syrakuser nicht länger bekriegen sollte. Die
Großmuth, mit welcher hier die Römer ihres treuen Bundes-
genossen Hiero gedachten, konnte nur dazu dienen, ihnen auch in
anderen Kriegen treue Mithelfer zuzuführen.
So endigte ein vierundzwanzigjähriger wechselvoller Krieg,
in welchem Rom durch Sturm und Feind siebenhundert, Kar-
thago fünfhundert Kriegeöschiffe verloren, und ein fortan untilg-
barer Nationalhaß tiefe Wurzeln geschlagen hatte. Sicilien, mit
Ausschluß von Syrakus, wurde die erste römische Provinzd-
Diesen Namen führten alle außerhalb des eigentlichen Italiens 5
5) Dieses Wort deutet in seiner Ableitung von provincere auf ein
Hinwegdrängen des Feindes hin. Daher Festus pag. 124.: Provinciae
appellantur, quod populus Romanus eas provicit, j. e, anle vicit.
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal]]
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153
Androhung des Krieges, von der beraubten Nebenbuhlerin noch
eine neue Kriegessteuer von zwölfhundert Talenten. Karthago
war noch zu schwach, um solche Ungerechtigkeit schon jetzt zu rä-
chen. Die Römer selbst konnten sich nicht sobald im ruhigen
Besitze der neuen Eroberung, aus welcher die zweite römische
Provinz gebildet wurde, behaupten. Wiederholt empörten sich
die Sardinier und Corsen gegen ihre neuen Oberherren, und
erst nach sieben Jahren der blutigsten Kämpfe (238—231) ge-
lang die Unterwerfung. Nur im Jahre 235 trat eine kurze
Unterbrechung ein und hiermit Friede im ganzen Umfange des
römischen Reiches. Der Janustempel, welcher seit Numa's
Regierung beständig offen stand, wurde geschlossen, jedoch nach
wenigen Monaten wieder geöffnet.
Bald nach der Unterwerfung Sardiniens und Corsicas hat-
ten die Römer Gelegenheit, auch auf dem adriatischen Meere ihr
Übergewicht zur See zu gebrauchen. Die Illyrier nämlich,
welche am adriatischen Meere ostwärts bis Makedonien, in dem
heutigen Dalmatien und Kroatien wohnten, trieben die größten
Seeräubereien. Schon seit Jahren hatten sie nicht nur grie-
chische, sondern auch selbst römische Schiffe gekapert. Jetzt er-
schienen römische Gesandte mit bittern Beschwerden vor Teuta,
der Königin dieses freibeuterischen Volkes und forderten Genug-
thuung und völlige Abstellung des ehrlosen Gewerbes. Diese
erklärte: „so sehr sie verhindern würde, daß ihre Unterthanen je-
mals Rom angriffen, so könnte sie doch nach illyrischem Königs-
recht ihnen nicht wehren, die Vortheile des freien Meeres zu
benutzen." Als ihr darauf Coruncanius, der jüngste der Ge-
sandten, erwiederte, daß dann die Römer sie zwingen würden,
ein solches Recht abzustellen, ließ sie diesen auf der Rückreise er-
greifen und ermorden. Sofort begann der Krieg gegen sie (229
—228). Die Römer eroberten, unterstützt durch die Verrätherei
des illyrischen Feldherrn Demetrius von Pharus, in kurzer Zeit
fast ganz Jllyrien, so daß die bedrängte Königin jetzt demüthigst
um Frieden bat. Sie mußte die Regierung ihrem Sohne Pin-
nens, unter Vormundschaft des treulosen Demetrius, übergeben,
einen Tribut zahlen, Südillyrien und Corcyra abtreten, welches
mit den Städten Epidamnus und Apollonia unter römischen
Schutz kam, und versprechen, mit nicht mehr als zwei unbewaff-
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