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einem geräumigen Hafen auf der Nordseite des gleichnamigen
Vorgebirges. In der Nähe erhob sich der berühmte Berg Eryr,
auf dessen Gipfel der reiche Tempel der in ganz Italien verehr-
ten Juno Erycina stand. Am Fuße des Berges lag die Stadt
Eryr mit einem Hafen. — Eine Meile westwärts, auf einer
schmalen Landzunge lag die von den Karthagern im ersten pu-
nischen Kriege angelegte Stadt D rep a na (Trapani). — Auf
der Nordküste: S eg est a oder Eg est a, welche der Sage nach
von Äneas gegründet wurde. — Panormus, das heutige Pa-
lermo, eine Kolonie der Phönizier, mit dem besten Hafen Siciliens;
sie war damals die Hauptstation der karthagischen Flotte, jetzt ist
sie die Hauptstadt der Insel. — H im er a, eine Kolonie der Chal-
cider; hier wurden die Karthager im Jahre 480, am Tage der
Schlacht bei Salamis, von Gelon gänzlich geschlagen. — Im In-
nern: En na, welche man wohl den Nabel Siciliens nannte.
2. Sardinia. — Die Urbewohner dieser gebirgigen Insel
galten für sehr wild und treulos. Sie waren ein Gemisch aus
afrikanischen und iberischen Stämmen, zu welchen später Phöni-
zier, dann Karthager kamen, bis die Insel im Jahre 238 von
den Römern unterworfen wurde. An der Südküste lag das von
Karthagern gegründete Car ali s (Cagliari), damals wie jetzt
die Hauptstadt des Landes, mit einem guten Hafen; hier hatten
auch die römischen Statthalter ihren Sitz.
3. Corsica. — Diese Insel, das Vaterland des Kaisers
Napoleon, ist von Sardinien durch eine 2 Meilen breite Meer-
enge getrennt, die in alter Zeit den Namen Fossa führte, jetzt
aber „Straße von St. Bonifacio" genannt wird. Das Land
ist ganz von waldigen Gebirgen durchzogen, und war damals
nur an der Ostküste etwas angebauet. Die Bewohner, welche
von den Römern als sehr wild und unbändig geschildert wer-
den, beschäftigten sich größtentheils mit der Jagd und dem Berg-
bau. Sie scheinen aus Jberien und Ligurien eingewandert zu
sein. Später kamen auch noch Phocäer und Karthager herüber;
namentlich gründeten die Phocäer an der Ostküste die Stadt
Alalia, welche den Namen Aleria führte, seitdem Sulla eine
Kolonie römischer Bürger dorthin geschickt hatte. Die Römer
hielten diese Insel nicht hoch und stellten sie gewöhnlich unter
den Statthalter Sardiniens.
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Extrahierte Personennamen: Erycina Sardinia Corsica Napoleon Sulla
67
mögen den Ausschlag gab, konnten auch neue Familien empor-
kommen; und jedem Bürger war ein schönes Ziel seiner Bestre-
bungen angewiesen. Er brauchte nur durch Fleiß und Thätigkeit
das erforderliche Vermögen zu erringen, um aller Vorrechte sei-
ner Obern theilhaftig zu werden.
Das Glück, welches den Servius bisher begünstigt hatte,
verließ ihn im Alter, er wurde das Opfer einer grausamen
Verschwörung. Viele waren mit seinen Neuerungen höchst unzu-
frieden. Die Altbürger insbesondere konnten es nicht verschmer-
zen, daß sie ihre angeerbten Vorrechte nun mit den Plebejern
theilen sollten. Auch kränkte es sie, daß ohne ein vorhergegan-
genes Interregnum Servius sich des Thrones bemächtigt hatte.
An solche Regungen des Unwillens knüpften die übergangenen
Söhne des Königs Priscus, Aruns und Lucius Tarquinius,
neue Hoffnungen und Bestrebungen, und sie selbst wurden Leiter
und Führer der Partei der Unzufriedenen. Servius, eingedenk
des Todes seines Vorgängers, hatte sich mit ihnen auszusöhnen
gesucht. Er hatte seine beiden Töchter mit den beiden Söhnen
desselben verheirathet. Wie diese, so waren auch seine Töchter
von ganz entgegengesetztem Charakter. Seine jüngere Tullia war
wild und herrschsüchtig wie Lucius Tarquinius, seine ältere Tullia
dagegen sanft und gutherzig wie Aruns Tarquinius. Da hatte
nun Servius, in der Hoffnung, die heftigen Gemüther durch die
Verbindung mit den sanften zu mildern, seine jüngere Tullia dem
Aruns, seine ältere dem Lucius zur Ehe gegeben. Aber der Er-
folg fiel ganz gegen seine Hoffnung aus. Die jüngere Tullia
tödtete ihren Mann, dagegen Lucius Tarquinius seine Frau, und
nun verband sich das gleiche Paar mit einander. Hiermit noch
nicht zufrieden, faßten sie gemeinschaftlich den Plan, den von
Alter und Gram gebeugten Servius vom Throne zu stürzen.
Durch Zureden und Geschenke gewannen sie einen Anhang unter
dem Volke und brachten auch eine Menge Senatoren auf ihre
Seite. Endlich, als der Augenblick zur That gekommen schien,
da begab sich Lucius, im königlichen Schmucke, an der Spitze
einer bewaffneten Schar nach dem Markte und ließ hier die
Senatoren in die Curie entbieten. Sie kämm ohne Verzug und
hörten der heftigen Schmährede zu, die Tarquinius gegen den
Servius hielt. Auf die Kunde von diesen Vorgängen eilte Ser-
5*
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Extrahierte Personennamen: Servius Servius Lucius_Tarquinius Servius Lucius_Tarquinius Aruns_Tarquinius Servius Lucius_Tarquinius Servius Lucius Servius
134
Nicht ohne eigene Besorgniß, hatten sie bisher die Fortschritte
der Römer im benachbarten Lande der Samniter gesehen und
deshalb diese gegen den ihrer eigenen Grenze immer näher rük-
kenden Feind im Geheimen möglichst unterstützt. Jetzt sollte das
Verderben auch über sie kommen; sie selbst hatten den Bruch
mit Rom beschleunigt. Die von den Lucanern bedrängte Stadt
Thurii wurde von den Römern in Schutz genommen, durch den
Cónsul Fabricius entsetzt, und eine Besatzung hineingelegt. Als
bald darauf ein römisches Geschwader von zehn Schiffen, wel-
ches der Besatzung Unterstützung zuführen sollte, gegen einen mit
den Tarentinern bestehenden Vertrag über das Lacinische Vor-
gebirge hinaus fuhr und sich selbst dem Hafen von Tarent,
doch ohne feindliche Absicht, näherte, da gerieth die ganze Stadt
in eine stürmische Bewegung. Alles schrie über Friedensbruch,
und in der ersten Wuth wurden die römischen Schiffe überfallen,
vier in den Grund gebohrt, eins genommen, die bewaffnete
Mannschaft getödtet, die Ruderer zu Sklaven gemacht. Nur fünf
Schiffe entkamen. Dann griffen die Tarentiner auch Thurii an,
weil dieses die Römer herübergeführt hätte. Die Stadt ergab
sich, und wurde rein ausgeplündert; der römischen Besatzung war
bei der Übergabe freier Abzug ausbedingt worden, und sie wurde
entlassen. Sofort schickte Rom Gesandte nach Tarent, um Ge-
nugthuung zu fordern für das erli.'tene Unrecht. Allein statt
diese zu erlangen, wurden sie von der leichtsinnigen Menge sogar
auf die gemeinste Weise verhöhnt. Sie waren in's Theater vor
die Volksversammlung beschieden worden und erregten gleich bei
dem Eintritte durch ihre sonderbare Tracht ein allgemeines Ge-
lächter. Postumius führte das Wort und zwar in griechischer
Sprache. So oft er aber gegen die richtige Aussprache ver-
stieß, erhob sich eiu lautes Hohngelächter über den Barbaren.
Ja, einer aus der Menge hatte sogar die Frechheit, die Toga
des Postumius auf das unanständigste zu besudeln. Darüber
entstand nun vollends ein rauschendes Beifallgeklatsch. Da aber
rief der verhöhnte Gesandte mit zürnender Miene die ernsten
Worte in die Versammlung hinein: „Lacht nur jetzt, bald wer-
den eure Thränen fließen. Dieses Gewand wird in Strömen
eures Blutes gewaschen werden Jetzt war der Krieg gewiß.
ixutf nolvv yaq tov /uträ javxa /qovov ylavotri'
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93
Feinde auch den Cónsul selbst an, schlugen ihn in die Flucht, wie
einst Porsenna und besetzten sogar das Janiculum. Nachdem aber
der Cónsul Virginius durch einen Sieg am Janiculum die schwache
volle Niederlage des Menenius vergolten hatte, kam endlich ein
vierzigjähriger Friede mit Veji (474) zu Stande. Seitdem
waren auch die Tribunen wieder in voller Rührigkeit zu Aus-
dehnung der Rechte ihrer Gemeinde. Sie hatten bereits den
Menenius wegen seines zweideutigen Benehmens in der Cre-
meraschlacht angeklagt und ihn zu einer Geldbuße verurtheilt.
Jetzt wurde auch das Ackergesetz wieder in Anregung gebracht.
Im Jahre 473 trat der Tribun Genucius auf und machte alle
Consuln seit dem Tode des Sp. Cassius verantwortlich wegen
der Nichterfüllung des Ackergesetzes. Der Gerichtstag, an wel-
chem er mit seiner Klage auftreten wollte, war bereits da, und
das Volk auf dem Markte versammelt; nur Genucius fehlte.
Man schickte nach seinem Hause; hier wurde er todt in seinem
Bette gefunden. Sofort wurde die Leiche nach dem Markte
gebracht und zur Schau ausgestellt. Da aber keine Spur von
Gewaltthätigkeit zu sehen war, so schloß das abergläubische Volk,
die Götter selbst wären seiner Sache abhold; und es beruhigte
sich. Mit glücklicherem Erfolge trat ein Jahr nach ihm der Tribun
Bolero Publilius mit dem Vorschläge auf (lex Publilia), daß die
Plebejer ihre Gemeindeangelegenheiten, vornehmlich aber die Wahl
der Tribunen und Ädilen, in ihren Tributcomitien verhandeln
und darüber beschließen könnten. Durch diesen Vorschlag, der
nach hartnäckigem Widerstande, im Jahre 471 Gesetzeskraft er-
hielt, verloren die Patricier allen Einfluß auf diese Wahl?).
So war demnach der Staat in zwei einander entgegenstehende
Hälften zersplittert, von welchen jede ihre besonderen Magistrate
und Versammlungen hatte; ein einigendes Bindungsmittel fehlte.
Nunmehr konnte nur die Aufnahme eines gemeingültigen, alle
Römer verbindenden Landrechts, das durch schriftliche Fas-
sung dem Wechsel persönlicher Ansichten und Leidenschaften ent-
zogen war, ohne Umsturz der gesellschaftlichen Verhältnisse die
Kluft der Stände theilweise füllen und den schroffen Gegensatz
Volero rogationem tulit ad populum, ut plebei magistratus
tributis comitiis fierent. Liv. Ii. 56.
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139
bäum zurück, und war schon im Begriffe, nach Afrika überzu-
setzen; aber die militärische Strenge, welche er übte, ward Ver-
anlassung, daß viele Städte von ibm wieder an die Karthager
abfielen. Nach dritthalbjährigem Aufenthalte (278—275) schiffte
er sich wieder nach Italien ein, um deu hartbedrängten Taren-
tinern die erbetene Hülfe zu bringen. Scheidend brach er in die
ahnungsvollen Worte aus: „Dieses Eiland wird dereinst der
Zankapfel zwischen Rom und Karthago sein!" Sobald die Rö-
mer seine Ankunft erfuhren, schickten sie den Consul Cur ins
Dentatus mit einem Heere gegen ihn ab, und es kam bei
Beneventum (275) zu einer dritten großen Schlacht. Pyrr-
hus rechnete wieder vorzüglich auf seine Elephanten, aber gegen
diese hatten die Römer ein gutes Mittel erfunden. Mit einem
fürchterlichem Geschrei warfen sie brennende Fackeln und Pech-
kränze zwischen die Ungeheuer, so daß sie wüthend zurückrannen
und Verwirrung und Flucht über das Heer des Pyrrhus selbst
brachten. Sein Heer wurde gänzlich geschlagen, sein Lager er-
obert. Dieses diente ihnen zum Muster, wie man ein solches
regelmäßig abstechen und befestigen müsse. Überhaupt lernten sie
von ihm die neuere griechische Kriegeskunst kennen, durch welche
fünfzig Jahre früher Alexander der Große ein so mächtiges Reich
gegründet hatte. Der Sieger hielt nun einen glänzenden Tri-
umphzug, in welchem auch vier Elephanten, zur größten Augen-
weide der Römer, mit aufgeführt wurden.
Nach dieser Niederlage hielt Pyrrhus es für rathsam, Ita-
lien aufzugeben und in sein Land zurückzukehren 6). Er schiffte
sich mit dem Überreste seines Heeres so geräuschlos als möglich
wieder ein und ließ in Tarent bloß eine Besatzung zurück. Der
klägliche Zustand, in welchem der große, weitberühmte Krieges-
held wieder anlangte, mußte auch den auswärtigen Völkern einen
hohen Begriff von der Macht der Römer einflößen. Er selbst
endete schon im Jahre 272, bei der Belagerung von Argos im
Peloponnes, sein abenteuerliches Leben. Hier schleuderte eine
Argiverin von ihrem Hause herunter einen Ziegelstein auf den
Kopf des Königs, so daß er besinnungslos vom Pferde sank;
b) 0uriu8 Dentatus Pyrrhum ex Sicilia in Italiam reversum vicit et
Italia expulit. Liv. ep. Xiv.
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Extrahierte Personennamen: Alexander
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Italien Rom Karthago Tarent Argos Italiam
155
gerieben (225). Mit diesem glänzenden Siege wicb in Rom
die Furcht der zuversichtlichen Hoffnung: es werde gelingen,
die nordischen Fremdlinge ganz aus der Po--Ebene zu verdrän-
gen. Schon im nächsten Jahre 224 wurden die Bojer unter-
worfen ; und die Römer gingen nun auf die Jnsubrer los. Der
Cónsul C. Flaminius schlug sie an der Ad ua; einen noch glän-
zenderen Sieg erfocht M. Claudius Marcellus bei C l a st i -
d ium, wo er selbst den feindlichen Anführer Viridomar erlegte,
und die spolia opima gewann. Nachdem Stamm auf Stamm ge-
schlagen und zuletzt auch Mailand, die Hauptstadt der Jnsubrer,
gefallen war, erfolgte eine völlige Unterwerfung. Überlegung
und Besonnenheit hatte über den ungestüinen planlosen Muth
und die rohe Kraft den Sieg davongetragen. Um den Besitz
des eroberten Landes zu sichern, wurden in demselben die Kolo-
nien Placentia und Cremona angelegt (210). Jedoch blieb gäh-
render Mißmuth, der nur auf eine günstige Gelegenheit wartete,
die drückende Unterthänigkeit abzuwerfen.
In demselben Jahre 210 brach ein neuer Krieg mit Jllp-
rien aus. Derselbe Demetrius von Pharus, welcher früher an
seiner Königin zum Verräther geworden war, wurde jetzt zum
Verräther an den Römern selbst. Unzufrieden mit der geringen
Gebietserweiterung, die er für seine Verrätherei erhalten hatte,
benutzte er die Gelegenheit, wo die Römer in den gallischen Krieg
verwickelt waren, um ganz Jllprien gegen sie in Aufstand zu
bringen. Allein er wurde durch den Cónsul L. Ämilius Paulus
besiegt, aus dem Lande getrieben, und ganz Jllprien unter-
worfen.
Der zweite punische Krieg. 218—201 ').
§. 37. Veranlassung zum Kriege.
Mit Recht nennt Livius diesen Krieg den größten und
merkwürdigsten, der bis dahin geführt worden war. Er wurde
x) Vgl. L. v. Vincke, der zweite punische Krieg und der Krieges-
plan der Karthager. Berlin 1841.
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Nabe. Seit jener Vernichtungsschlacht blieb Latium von ihren
Einfällen verschont. Im Jahre darauf, 347, schlossen die Römer
einen neuen Handels- und Schutzvertrag mit Karthago ab. Die
damalige Verheerung der Küsten Latiums durch griechische See-
räuber war wohl eine der Hauptveranlassungen zur Erueueruug
des Vertrages.
§• 29. Erster Krieg mit den Sammlern. 343 — 341.
Nachdem die Römer die kleinen benachbarten Völkerschaften
unterworfen und alle Angriffe der Gallier glücklich abgewehrt
hatten, geriethen sie in Krieg mit den Samnitern. Diese, ein
höchst krigerisches und zahlreiches Volk, bewohnten die gebirgig-
sten Theile Unteritaliens, die heutige Provinz Abruzzo. Der
Krieg mit diesen kühnen Bergvölkern führte daher für die Rö-
mer viele und oft sehr gefährliche Kämpfe herbei. Fünfzig Jahre
hindurch, von 343 bis 290, stritten die Samniter für ihre Frei-
heit. Denn obgleich der Krieg durch Friedensschlüsse auf län-
gere Zeit unterbrochen wurde, so ward doch nicht eher völlige
Ruhe, als bis die Römer, die von nun an kein unabhängiges
Volk mehr neben sich dulden konnten, ganz Campanien sich un-
terworfen hatte. Zugleich brachte sie dieser Krieg nach und nach
in Verbindung mit allen Völkern Unteritaliens und bahnte ih-
nen den Weg zur Ausbreitung ihrer Macht und Herrschaft
über das ganze gesegnete Land. Die Veranlassung zu dem
Kriege mit den Samnitern war folgende: Die Sidiciner,
ein kleines ausonisches Volk, wurden von den Samnitern an-
gegriffen. Unfähig, dieser Macht zu widerstehen, suchten und
fanden sie Hülfe in Capua, der Hauptstadt der Campaner. Die
Capuaner aber wurden zweimal nach einander geschlagen und
schickten nun in eigener Bedrängniß schleunigst Gesandte nach
Rom, um Hülfe zu bitten. So willkommen auch dieser Antrag
hier war, so nahm doch der Senat billigen Anstand, den mit
den Samnitern bestehenden Freundschaftsvertrag zu brechen. Da
übergaben die Gesandten, vermöge ihrer Vollmacht, ihr ganzes
Land den Römern zum vollen Eigenthum. Die Schenkung ei-
ner so schönen Provinz, wie Campanien, war zu wichtig, als
daß die Römer sie nicht gern hätten annehmen sollen. Auch
hatten sie nun an Campanien nicht mehr ein fremdes Land,
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245
Vermittlung desselben Pompejus durch ein Gesetz des Prätors
Aurelius Cotta (lex ^urelia) die Gerichtsbarkeit den Senatoren,
Rittern und Schatztribunen (tribuni aerarii) gemeinschaftlich über-
tragen. So war die Sullanische Gesetzgebung in ihren wesent-
lichsten Theilen beseitigt.
Eine geraume Zeit hindurch bildet nunmehr Pompejus,
den schon Sulla mit dem Beinamen des „Großen" ausgezeichnet
hatte, den glänzenden Mittelpunkt der Geschichte seines Volkes.
§. 58. Per Krieg gegen Sertorius. (80—72).
Kaum war die Flamme des Bürgerkrieges in Italien er-
loschen, so schlug sie in Spanien wieder hoch empor. Der Ur-
heber dieses neuen Brandes war Sertorius, ein eifriger An-
hänger der Marianischen Partei, der mit anerkanntem Feldherrn-
talente auch große Staatsklugheit verband. Bald nach Sulla's
Fortschritten in Italien war er als Proprätor in seine Provinz,
das jenseitige Spanien, abgegangen, mit dem Entschlüsse, von
hieraus durch eine neue Schilderhebung den Sulla und dessen
Partei zu stürzen; und die verfolgten Marianer eilten in ganzen
Scharen unter seine Fahne. Als er von Sulla seiner Stelle
entsetzt und in die Acht erklärt wurde, konnte er sich in seiner
Provinz nicht länger behaupten und floh nach Afrika. Nach
vielen Abenteuern und schon im Begriffe, sich auf die canari-
schen Inseln zurückzuziehen, erhielt er von den Lusitaniern die
Einladung, sich gegen die Statthalter Sulla's an ihre Spitze zu
stellen. Mit bewunderungswerther Geschicklichkeit und großem
Heldemnuthe behauptete er sich acht Jahre laug gegen die Rö-
mer. Wie damals Viriathus, so brachte jetzt auch er durch be-
ständige, mit kleinen Scharen in Wäldern und Gebirgen ausge-
führte Angriffe und Überfälle ihnen Niederlage auf Niederlage
bei, so daß der Consul Q. Metellus Pius, des Numidicus
Sohn, sich immer weiter zurückziehen mußte. Die Lage des
Sertorius wurde noch günstiger, als auch Perperua mit dem
Überreste von Lepidus Heere anlangte. Zwar war dieser mit der
Absicht dahin gekommen, den Krieg dort selbständig, in seinem
Namen, zu führen; allein er wurde von seinen Soldateit gezwun-
gen, sich mit dem Sertorius zu verbinden. Dieser bildete nun
in seinem Feldlager die römische Republik im Kleinen nach und
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Extrahierte Personennamen: Aurelius_Cotta Sulla Sulla Sulla Metellus_Pius Lepidus
Extrahierte Ortsnamen: Italien Spanien Italien Spanien Afrika
255
Pompejus zum Andenken seines Sieges später Nicopolis (Sie-
gesstadt) gründete, durch einen nächtlichen Überfall und nöthigtc
ihn zur Flucht nach Colchis. Tigranes unterwarf sich dem glück-
lichen Sieger ohne Schwertstreich und erhielt nun, als Freund
und Bundesgenosse der Römer, sein Reich innerhalb der alten
Grenzen zurück; alle Länder aber, die er neu erworben hatte,
und hiemit ganz Syrien und Phönizien vom Euphrat bis an
die See, mußte er abtreten und noch 6,000 Talente an Krieges-
fteuer bezahlen. Hierauf durchzog Pompejus, um den Mithri-
dates aufzusuchen, die Kaukasusländer Albanien und Jberien und
drang bis zur Mündung des Phasis vor, kehrte aber nach ei-
nem beschwerlichen und erfolglosen Zuge zurück, um auch die Völ-
ker an der Ostküste des Mittelmeeres und am arabischen und
persischen Meerbusen zu unterwerfen. Zunächst unterwarf er sich
Syrien (64), das er nebst Phönizien zur römischen Provinz
machte; hierauf Palästina, das er durch einen jährlichen Tribut
von Rom abhängig machte, nachdem er Jerusalem nach dreimo-
natlicher Belagerung erobert und den dort ausgebrochenen Thron-
streit der beiden Maccabäischen Brüder, Hircanus und Aristo-
bolus, zu Gunsten des ersteren geschlichtet hatte. Und schon rü-
stete er gegen die peträischen Araber, als Eilboten den Tod des
pontischen Königes meldeten. Dieser hatte unterdessen die ganze
nördliche Küste des schwarzen Meeres umzogen, sich neue Streit-
kräfte gesammelt und wollte jetzt, wie Hannibal, die Römer in
Italien angreifen. Allein sein eigener Sohn, Pharnäces, ward
an ihm zum Verräther. Er stiftete eine Empörung gegen den
Vater an und wiegelte das Heer auf, daß es vou ihm abfiel.
Da nahm der Verrathene Gift, welches er in seinem Schwerte
immer bei sich trug, und forderte auch seine beiden Töchter, die
bei ihm waren, auf, ein Gleiches zu thun, wenn sie der schmach-
vollen Gefangenschaft der Römer entgehen wollten? Beide nahmen
willig das Gift, welches er ihnen reichte, und starben vor seinen
Augen. Bei ihm selbst aber hatte es die gehoffie Wirkung nicht,
weil er sich allmälig daran gewöhnt hatte; und auf sein Geheiß
mußte ihn ein galatischer Leibwächter erstechen (63).
So endete Mithridates, zu Panticapäum in Tauris, acht-
undsechzig Jahr alt, verlassen von seinem Heere, welches vor der
Größe seiner neuen Plane zitterte, und schändlich verrathen von
J
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude]]
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Extrahierte Personennamen: Hannibal
Extrahierte Ortsnamen: Colchis Syrien Albanien Rom Jerusalem Hircanus Italien
235
allein er nahm sie nicht. Alle sollten sehen, wie Rom seinen
Retter und Wohlthäter belohnt habe, und glühend vor Rache zog
er mit seiner Bande dahin. Auch der kühne Demokratenführer
Sertorius war bereits mit seiner Schar vor Rom angekom-
men, und die Stadt wurde von allen Seilen ans das engste ein-
geschloffen. Sie war auf keine Belagerung gefaßt, und grenzen-
los war die Verwirrung und Nathlofigkeit. Scharenweise stürz-
ten die Sklaven aus den Thoren und verbanden sich mit den
Feinden. Endlich, als auch Hungersnoth und Seuche ausbrach,
faßte der Senat den Beschluß, mit Cinna wegen des Friedens
zu unterhandeln und schickte deshalb Gesandte in sein Lager.
Cinna empfing sie mit der Frage, ob sie zu ihm als einem Con-
sul oder als Privatmann kämen; und als sie hierauf nicht zu
antworten wußten, entließ er sie sogleich. Da legte Merula
freiwillig sein Consulat nieder; und nun konnte der Senat den
Cinna als Consul anerkennen und von neuem mit ihm unter-
handeln. Dieser saß auf seinem curulischen Sessel, das Scepter
in der Hand, umgeben von dem ganzen Glanze seiner consula-
rischen Würde, als die zweite Gesandtschaft vor ihm erschien.
Schweigend, aber verächtlich lächelnd stand Marius neben dem
curulischen Sessel, als die Gesandten im Namen des Senats den
Consul demüthigst baten, von der Stadt Besitz zu nehmen, aber
Milde und Schonung walten zu lassen. Dieses versprach er und
hielt seinen Einzug. Marius mit seiner Bande rückte nach,
machte aber plötzlich vor dem Thore Halt und rief mit bitterem
Hohne: „Verbannte dürfen nicht in die Stadt treten!" Da ver-
sammelten die Tribunen schnell das Volk, um die Verbannung
des Marius und der übrigen Geächteten aufzuheben. Aber kaum
hatten einige Tribus gestimmt, da übermannte ihn die Wuth,
und er brach auf. Zum Entsetzen war sein Einzug. Vor und
hinter ihm gingen die wilden Rotten seiner Bardiäer; auf wen
er zeigte, den hieben sie nieder. Auf dem Forum standen viele
Senatoren, ihn zu empfangen; ein Wink, und sie wurden nieder-
gehauen. Auch der Consul Octavius fand den Tod, und sein
Kopf wurde neben den Köpfen der erschlagenen Senatoren vor
der Rednerbühne aufgesteckt. In Verzweiflung gaben sich viele
selbst den Tod, unter ihnen der Consular Merula. Dann ordnete
Marius einzelne Banden seiner Bardiäer in die Häuser aller
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Extrahierte Personennamen: Sertorius Merula Marius Marius Marius Marius Marius Marius Marius Marius