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Extrahierte Personennamen: Germaniens Caesar Cäsars Germaniens_Caesar Claudius_Drusus Tiberius Augustus Claudius Augustus Tiberius Dio_Cass Tiberius C. Varus Tiberius Gernmnicus Tiberius Veil Augustus C. Tiberius Tiberius Cäeiua Varus Tiberius Tiberius Dio_Cass Tiberius Cicero
Extrahierte Ortsnamen: Schleswigs Donau Hessen Mattium Marcomani Rhein Germanien Rhein Rheinnfer Main Rhein Rheinmündungen Caninefates Rhein Germaniens Deutschland Rhein Rom Rhein Germaniens Rhein Rhein Germaniens Germaniens Rhein Germaniens Germaniens Germanien Rhein Rom Asien Griechenland Syrien Syriens Germaniens Germaniens Rom
64
Moore.
von Mooren bedeckt ist. Sie sind z. T. dadurch entstanden, daß das Wasser von dem
ebenen Boden nicht abfließen konnte. Da sich Torfmoose und andre pflanzen ein-
stellten, bildeten sich im Laufe der Jahrhunderte Torflager, die Wassertümpel oder
Flächen schwarzen Morastes einschließen (5. 7). Wo ein Stück Sandboden heraus-
ragt, finden Heidekraut und Virken kümmerliche Nahrung.
Die Moorgegenden sind nur sehr dünn bevölkert. (Warum?) Die Bewohner be-
schäftigen sich hauptsächlich mit der Gewinnung des Torfes. Ackerland erhalten sie, indem
sie die Moore durch Anlage tiefer Gräben entwässern, die obere Torfschicht durch Graben
und «hacken auflockern, trocknen lassen und dann in Brand setzen. Der „Heer- oder höhen-
rauch", der sich dabei entwickelt, ist bei Nordwestwinden weit im Innern Deutschlands zu
spüren, In dieasche
säen die Heide-
bauern Vuchwei-
zen. Nach wenigen
Jahren wird aber
dieses dürftige
Ackerland wieder
zu Moor, und das
„Moorbren-
ncn" muß von
neuem beginnen.
— Man sucht aber
auch weite Moor-
flächen für alle
Zeiten in anbau-
fähiges Land zu
verwandeln. 3u-
erst wird die obere
weichemoorschicht
entfernt, der Torf
abgestochen und
aufschiffen, welche
die breiten Tnt-
wässerungskanäle befahren, fortgeschafft. Dann vermengt man den freigelegten Sandboden
durch tiefes Umgraben mit der zuerst abgeräumten Moorschicht. So erhält man, indem
man auch fleißig düngt, nach langer mühevoller Arbeit Ackererde, auf der sogar Weizen
gedeiht. Dieses verfahren bezeichnet man als Fehnwirtschaft (Fehn heißt Moor, Sumpf).
— In neuerer Zeit macht man die Moore noch auf andre Weise anbaufähig. Man teilt
sie durch tiefe Entwässerungsgräben in 15—16 m breite Streifen oder „Dämme" (Moor-
dammkultur). Um die Moorpflanzen auf den trocken gelegten „Dämmen" zu ersticken,
bedeckt man sie mit einer Sandschicht, die fleißig gedüngt wird, so daß mit der Zeit eine
Ackerkrume entsteht.
Abgesehen von mehreren kleineren Flüssen wird die tandschaft von Weser
und Ems entwässert, die außerhalb des Gebietes entspringen und in die Nordsee
münden. Die Weser erhält von rechts die Aller als Zufluß, deren Quelle im Ties-
lande westlich von Magdeburg liegt. Sie begleitet den Südfuß der Lüneburger
Heide und mündet, durch die Leine verstärkt, bei Verden. 3n dieser unfruchtbaren
Gegend sind nur wenige Städte entstanden. Oldenburg (30), die Hauptstadt des
gleichnamigen Herzogtums, ist der ansehnlichste Grt. Die Pferdemärkte, die hier all-
jährlich abgehalten werden, sind die bedeutendsten in ganz Norddeutschland.
ftsasssl-- -
- -*£+$7' #>r-^~ •>£"-* •' . •' Tj . -
{k- •; • / .-*/<••• .« o • ' «. .-sis-
Moorbrennen.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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92
Verkehr.
Punkt Paris ist, ähnelt das deutsche einem Fischernetz mit vielen Knotenpunkten.
Der wichtigste von ihnen ist Verlin, durch den auch die Verbindungslinien des nörd-
lichen, östlichen und westlichen Europa führen und in dem der Nord-Süd-Expreß
seinen Knfang nimmt. Daneben zweigen sich aber auch von Magdeburg, Halle,
Leipzig, Dresden, Breslau, Kassel, Hannover, Köln, Düsseldorf, Mainz, Frankfurt a. Itc.,
Straßburg, Nürnberg und München Schienenstränge nach allen Himmelsgegenden ab.
Binnenwasserstraßen. Die deutschen Flüsse sind hervorragende Verkehrswege,
gehört doch mehr als die Hälfte Deutschlands zum Kbflußgebiet der Nordsee. Der
Nhein bildet die natürliche Verkehrsader zwischen den Klpen- und den Nordsee-
ländern. Elsaß und Lothringen, das schwäbisch-fränkische Stufenland, die Rhein-
provinz, Teile von Hessen-Nassau und Westfalen fallen in sein Gebiet. Da die
Nheinmündung aber in fremdem Besitz ist, sucht der Nhein-Dortmund-Ems-Uanal
unserm herrlichsten Strome eine Kusgangspforte nach der See im vaterlande selbst zu
schaffen. Freilich genügt dieser Iveg den Anforderungen, die der Handel an ihn stellt,
nicht. Die bedeutende Ivasserfülle, die der Rhein während des ganzen Jahres be-
sitzt und die kurze Zeit, die er im Winter der Vereisung ausgesetzt ist, bilden Vorzüge,
die er vor andern deutschen Strömen voraus hat. Die Ems und die Weser eignen
sich wegen ihrer geringen Tiefe weniger als Flußwege. Da aber die Wesermündung
infolge der kräftigen Flut und der gründlichen Baggerarbeiten den großen Schiffen
gestattet, bis Bremerhaven bzw. Bremen zu gelangen, hat sie für den Verkehr große
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Nordsee. Salzgehalt. Einfluß auf das Klima.
55
Städte liegen nur dort, wo die Heide von dem alten Handelswege durch-
schnitten wird, der Westdeutschland mit den Seehäfen Hamburg und Lübeck ver-
bindet. Größere Stationen an dieser Straße sind Celle (23) an der schiffbaren
Aller und Lüneburg (28) am nördlichen Endpunkte des Heideweges. Bei Lüne-
bürg sprudeln reiche Solquellen hervor, die fast ganz Nordwestdeutschland mit Roch-
salz versorgen, fluch Kai! und Gips werden in der Nähe der Stadt gefunden. An
andern Grten der Heide werden Petroleum und wertvolle Kalisalze gewonnen.
d) Die Nordsee und ihr Hinterland.
Bestimme die Lage der Nordsee zu den Nachbarländern! Suche ihre ver-
bindungsstraßen mit dem Weltmeere auf! Nenne die deutschen Ströme, die sich
in die Nordsee ergießen! Welches sind die größten, Gst- bzw. Nordfriesischen
Inseln? Nenne die Einbuchtungen der deutschen Nordseeküste! Nenne die Handels-
städte, die rings um die Nordsee liegen!
Die ttoröfee ist nur ein kleiner Teil des Atlantischen Ozeans. Sie ist wie die
Ostsee durch Senkung der Erdrinde entstanden (5.110); im Mittelalter der Erde reichte
nämlich das europäische Festland bis weit über die britischen Inseln hinaus. Die
Tiefe der Nordsee ist gering: sie beträgt durchschnittlich nur 90 m, die der Ozeane aber
3600 m. ,,Ein Logen Schreibpapier ist im Verhältnis zu seiner Länge und Breite dicker,
- als die den Nordseegrund bedeckende Wasserschicht im Verhältnis zu deren Oberfläche."
Worin mag der Salzgehalt des Nordseewassers begründet sein?
In dem Ackerboden und in zahllosen Gesteinen findet sich stets etwas Salz. Es wird
von dem Wasser, das durch die Erde sickert, aufgelöst und aus den Quellen den
Flüssen zugeführt. Meist ist der Salzgehalt des Flußwassers allerdings so gering,
daß wir das Salz gar nicht schmecken (,,Süßwasser"). Wenn wir jedoch bedenken,
welch große Wassermassen sich durch die Ströme tagtäglich in das Meer ergießen,
so erkennen wir, daß ihm dadurch fortgesetzt auch große Mengen von Salz zugeführt
werden. Trotz der Zuflüsse ändert sich aber der Wasserstand des Meeres nicht. In
dem Maße, wie ihm Wasser zufließt, geht es also wieder verloren. Das Wasser
verdunstet, bildet Nebel und Wolken und fällt als Regen oder Schnee wieder herab.
Das Salz verdunstet aber nicht mit (versuch!); es sammelt sich daher im Laufe der
Zeit im Meere in großen Mengen an. So enthalten z. B. 100 1 Nordseewasser etwa
3v2 kg Salz. — Da Salzwasser größere Lasten tragen kann und schwerer gefriert als
Süßwasser (versuch!), ist der Salzgehalt des Meeres für die Schiffahrt von Wichtigkeit.
Wie die Nordsee das Klima Deutschlands beeinflußt. Wenn wir in
einem Kachelofen, der einen eisernen Unterbau besitzt, Feuer anzünden, so wird das
Eisen schneller warm als die Kacheln. Erlischt aber das Feuer, dann erkaltet das
Eisen sehr bald, während die Kacheln ihre Wärme noch stundenlang behalten. Eine
ähnliche Wahrnehmung können wir an heißen Sommertagen im Freien machen:
während sich der Erdboden schnell erwärmt, nimmt das Wasser im Flusse oder
Teiche verhältnismäßig langsam Wärme auf. Wenn dann dem heißen Tage ein
kühler 5lbend folgt, wird der Erdboden bald empfindlich kalt, während das Wasser
so warm bleibt wie am Tage. (Achte beim Laden darauf!) Auch bei großen Land-
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Emden. Das Hinterland der Nordsee.
61
(Eine andere aufstrebende Seehanbelsstabt ist Emden (25). (Es liegt am
Vollart in der Nähe der Emsmündung und ist (Endpunkt des Dortmund-Ems-Ranal,
der das industriereiche Ruhrgebiet (5. 31) mit der Nordsee verbindet. Neben han-
del und Schiffahrt bildet die Fischerei eine Haupterwerbsquelle der Bewohner. Die
Stadt ist nämlich ebenso wie Cuxhaven, Bremerhaven und Geestemünde ein Sit}
der deutschen Hochseefischerei. Die Aschereigesellschaften Emdens erbeuten jährlich
ein Drittel bis zur Hälfte des deutschen Heringfangs im Werte von ungefähr
10 Millionen Mark. Der deutsche Bedarf wird aber damit bei weitem nicht ge-
deckt: immer noch gehen jährlich über 35 Millionen Mark für Heringe ins Ausland.
— Wegen der nach Westen vorgeschobenen Lage Emdens nehmen hier die deutschen
Seekabel ihren Anfang. Km Iadebusen liegt Wilhelmshaven (28), der Rriegs-
Hafen der deutschen Nordseeflotte.
Das Hinterland der Nordsee gliedert sich in drei Landschaftsgürtel: Marsch,
Geest und Moor. — Die Lüneburger Heide und die drei westdeutschen Tieflands-
buchten, die ebenfalls zum Nordseehinterlande zu rechnen sind, s. 5. 26, 32, 44 und 53.
Wie das Marschland und die ihm vorgelagerten Friesischen Inseln
entstanden sind! Das Bett vieler Flüsse ist mit Zand und Steinen bedeckt.
Wenige Schritte vom Ufer entfernt dehnen sich aber Acker und Wiesen mit frucht-
barer Erde aus. Der Sand und die Steine müssen also von einem andern Grte
herrühren. Gehen wir an dem Flusse aufwärts, so kommen wir endlich in das Ge-
birge. Dort liegen im Waffer große Felsblöcke, die sich von den Bergwänden los-
gelöst haben. Durch den Frost werden sie im Winter vielfach auseinandergesprengt,
sie verwittern. Das schnell fließende Wasser reißt die Steintrümmer mit sich fort.
Dabei reiben sie sich gegenseitig ab, verlieren die scharfen Ecken und werden ab-
geplattet oder rundlich, zugleich aber auch kleiner, viele werden sogar zu feinem
Pulver zerrieben, das vom Waffer fortgetragen wird. Lassen wir ein Glas Fluß-
wasser ruhig stehen, dann setzt sich dieses Pulver nach einigen Stunden zu Boden.
Dasselbe geschieht an ruhigen Stellen des Flusses, vermischen sich die „Sinkstoffe"
mit faulenden.pflanzenteilen oder verwesenden Tierkörpern, so bildet sich Schlamm,
fluch von Ackern und Wiesen wird bei starken Regenfällen schlammige Erde in die
Flüsse geschwemmt, und bei trockenem Wetter führt der Wind dem Wasser massenhaft
Staub zu, der dann ebenfalls als Schlamm mit fortgeführt wird. ■— vielfach enthält
das Gestein des Gebirges, auf dem der Fluß entspringt, Kiesel oder (Huarz. Da dieser
sehr hart ist, wird er nicht mit zu Pulver zerrieben; er bleibt als Sand (Ries) übrig.
Schlamm und Sand gelangen aus dem Flusse in das Meer, das durch seine
Brandungswellen oft gleichfalls Erde vom Küstenlande fortreißt. Das Meer behält
jedoch die ihm fremden Stoffe nicht. Findet sich ein Rüstenvorsprung oder eine Un-
tiefe in der Nähe der Gestade, so wird das Wasser dort in seiner Bewegung ge-
hemmt. Der schwere Sand sinkt zu Boden, und so entstehen Sandbänke, die schließ-
lich aus dem Waffer hervorragen. Ist der Sand trocken geworden, dann erfaßt ihn
der Wind und führt ihn fort. Weht der Wind landeinwärts, so wird er häufig
durch eine Pflanze oder einen Stein gehemmt und läßt den Sand fallen: es bildet
sich ein kleiner Sandhügel. Dieser bietet aber dem Winde ein neues Hindernis und
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58 Karl d. Gr. Sachsenkriege 772—803. 1. Zug 772.
barden, die er ihnen anfangs gelassen, auf und ließ das - Land in fränkischer Weise verwalten.
-7,-M Die Sachsenkriege (772—803). Bei weitem die^-schwersten und hartnäckigsten Kriege hatte Karl mit den Sachsen zu führen, welche in Norddeutschland von der Nähe des Rheins an bis über die Elbe wohnten und in die Westfalen, Engern und Ostfalen zerfielen, wozu dann noch jenseits der Elbe bis zur Eider die Nordalbingier kamen.
Die Sachsen waren ein sehr tapferes und freiheitsliebendes v Volk und lebten noch ganz nach altgermanischer Weise. Städte und selbst Dörfer kannten sie nicht; sie hatten keine Könige und wählten sich bloß im Krieg Herzöge. Ihre Religion war noch die altheidnische. Schon seit den frühesten Zeiten hatten sie mit den Franken häufige Kriege geführt, und das fränkische Reich war nach Nordosten hin nie vor ihren Angriffen sicher. Karl beschloß daher, die Sachsen zu unterwerfen und feinem Reiche einzuverleiben, womit dann notwendig die Bekehrung der Sachsen zum Christentum verbunden sein mußte. Denn in einem christlichen Staate, wie der der Franken war, hatte ein heidnisches Volk keinen Platz.
Erster Zug. Schon vor dem ersten Zuge nach Italien begann der Krieg gegen die Sachsen im I. 772, nachdem ;y auf einem Reichstag zu Worms die Unterwerfung und v6'' Bekehrung derselben beschlossen worden war. Von Worms aus zog das Heer unter Karls eigener Führung sogleich in den Krieg. Bei Mainz ging es über den Rhein und marschierte dann durch das Hessenland nach den Gegenden . der Weser. An der Diemel wurde die sächsische Feste Eres- V7, bürg (jetzt Stadtberg) erobert und weiter nördlich das f1 rätselhafte Heiligtum der Sachsen, Jrmensul, zerstört. ^ '* Nachdem die benachbarten Landschaften sich unterworfen und Geiseln gestellt hatten, kehrte Karl nach dem Rheine " zurück.
Zweiter Zug. Während in den beiden folgenden Jahren (773 und 774) Karl in Italien war, eroberten die Sachsen unter dem tapfern Wittekind (Widukind),"-^"
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Extrahierte Personennamen: Karl_d Karl Karl Karl Karl Karl Karls Karl Karl Karl Karl
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Extrahierte Ortsnamen: Main Rhein Rhein_der_Bund^>^ Main Norbbeutfchlanb Rhein Sachsen
78 Zweiter Teil. Die natürlichen Wirtschaftsgebiete Deutschlands.
Sommertag nicht zu verscheuchen vermag. Obwohl zur Fruchtbarmachung dieser
einst so sehr gemiedenen Stiefkinder der Natur neuerdings außergewöhnlich viel ge-
schah, läßt sich der Boden meist nur Buchweizen und Hafer abringen. — Ist man end-
lich der Küste nahe, so steigen die Wälle der Deiche vor uns auf. Sie sind der Marschen
Schutzmauern, von Menschen aufgerichtet, welche in ununterbrochener Fehde mit
einer launischen und titanenhaften Natur hart ringen. Aber sie bilden zugleich auch
Warten, von denen aus sich eine grundverschiedene, doppelte Welt auftut: hier brandet
das alte gewaltige Meer, tönt im Sturme Wetterhall und Wogenprall, ruft die Möwe
hoch oben aus jagenden Wolken ihren Gruß herab; dort liegt das Marschenland ernst
und friedsam und wie in Segen gebettet. In behaglicher Wohlhabenheit wirken
die Bewohner, — bis die cholerische Gewalt wildstürmender Meereswogen sie zum
Kampfe gegen die entfesselten Elemente und zum Schutze ihrer Habe aufruft.
Die Gewerbe, die im Hinterland der Nordsee gepflegt werden,
entnehmen ihre Rohstoffe vielfach der Landwirtschaft. Großartige Zucker-
fabriken liegen, wie bereits S. 68 erwähnt, im nördlichen Teile des Herzog-
tums Braunschweig, namentlich in der Stadt Braunschweig selbst, wo auch,
wie in Bremen, bedeutende Bierbrauereien, Spiritus- und Brannt-
weinbrennereien entstanden sind. Weiter sind außer den gleichfalls schon
hervorgehobenen Fabriken für Konservengemüse jene für Schokolade
(Hannover) und für Papier (Osnabrück) zu erwähnen.
Infolge der nahen Kohlen- und Eisenerzlager treten im Süden
zwar wiederum die Städte Osnabrück, Hannover-Linden und Braun-
schweig durch Eisengießereien und Maschinenwerkstätten hervor. Doch
bleibt ihre gesamte Gewerbtätigkeit hinter der von Hamburg-Altona
und Bremen an Bedeutung weit zurück. In den letzteren Städten
blühen naturgemäß alle Gewerbe, die mit der Schiffahrt und dem Schiff-
bau in Verbindung stehen. Große Eisengießereien und Kesselschmiedereien,
Maschinenbauanstalten und Schiffswerften sowiebedeutende Fabriken für die
Verfertigung von Gummi, Kautschuk und Guttaperchasind dortdie wichtigsten
der zahlreichen Betriebe, in denen Tausende von Arbeitern Beschäftigung
finden. — Auch die Gewebeindustrie nimmt eine hervorragende Stellung
ein; Baumwolle, Flachs und Hanf werden in zahllosen Spinnereien und
Webereien der Städte Hamburg-Altona, Bremen, Osnabrück und Han-
nover verarbeitet. In den großen Küstenplätzen sind weiterhin vielfach
solche Betriebe entstanden, die überseeische Rohstoffe verwenden:
Bremens Reisschälmühlen und seine Fabriken für die Herstellung von Lino-
leum (Delmenhorst), Korkpfropfen, Stärke, Tabak und Zigarren sowie die
Hamburger Werkstätten für die Bereitung von Gummi und Guttapercha
und für die Verarbeitung von Palmkernen und Kokosnüssen gehören
hierher. — Endlich wird die Hochseefischerei (Schellfische) von Geeste-
münde, Bremerhaven und von der Elbe aus in immer steigendem Maße
betrieben.
Die Schiffahrt, die vielen Bewohnern Lebensunterhalt gewährt,
blüht namentlich in den obengenannten Hafenplätzen, ferner aber noch in
Leer, Emden, Brake, Geestemünde und Cuxhaven.
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TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr]]
Das Nordseehinterland.
77
Deutschlands volle drei an: Rheinland, Westfalen, Thüringen und Sachsen;
ebenso von den fünf großen deutschen Strömen drei: Rhein, Weser und
Elbe. Dazu hat Westelbien an allen Vorzügen Anteil, welche die Nordsee
dem Handel und Verkehr bietet und besitzt die beiden hervorragendsten und
kapitalkräftigsten Handelsemporien des Reiches: Hamburg und Bremen.
Wie an Umfang hat das Nordseehinterland auch hinsichtlich der
Bodenform, seiner Bodenschätze und der Brauchbarkeit für den Anbau
hinter die Osthälfte Niederdeutschlands zurückzutreten. Wohl haben die
gleichen Vorgänge hier wie dort dem Antlitz des Landes seine letzten
kennzeichnenden Züge ausgeprägt: die Ablagerungen von Lehm, Sand
und Blockwerk aus der Eiszeit und die ganz jungen Absätze von See-
schlick im Gebiete der Marschen. Und wohl streichen die Ausläufer des
sog. Baltischen Höhenrückens bis über die Elbe und erheben sich in der Lüne-
burger Heide noch 170 m hoch. Aber die gesamte mittlere Zone West-
elbiens ist von minder ertragfähigem Moor- und Geestland erfüllt. Nur
die Säume der Landschaft, die Küstenmarschen (einschließlich der Vier-
lande bei Hamburg mit ihren großen Gärtnereien) sowie das Vorland vom
Harz und Wesergebirge besitzen eine wahrhaft ergiebige Ackerkrume, wo
alle Getreidearten, Zuckerrüben, Raps, Kartoffeln und Gemüse trefflich
gedeihen. Auch für die Viehzucht eignen sich weite Strecken des Nordsee-
hinterlandes. Die Rinder der Marschen liefern sowohl gewaltige Mengen
von Milch als ausgezeichnetes Fleisch. Nicht minder berühmt sind die
Arbeitsleistungen der Pferde des gleichen Gebietes. Die Heidestriche der
Geest nützt man zur Schaf- und Bienenzucht aus. Für die Lebensführung
der Küstenbewohner endlich ist der unerschöpfliche Reichtum der Watten
und der Nordsee an Heringen, Schollen, Seezungen, Butten, Makrelen,
Stören, an Krebsen und Muscheln von einschneidender Wichtigkeit.
An Bodenschätzen gewinnt man in Westelbien nur viel Torf und
auch Salz (Salinen von Hannover, Lüneburg und Stade), ferner Raseneisen-
stein, Gips, Braunkohlen, Ziegellehm und Granitblöcke (Findlinge) zum
Häuserbau und zur Pflasterung.
Die drei Landschaftsgürtel des Nordseehinterlandes hat H. Allmers nicht ohne
Grund mit den Temperamenten verglichen. Nach ihm stellt sich die Marsch als ein
Bild des Phlegmatischen, schwerfällig Behaglichen dar. Ihre stets schnurgeraden
Linien, die faltenlose Ebene mit dem einförmigen Grün, die träge fließenden Binnen-
gewässer, der zähe, tonige Boden, die schweren, behäbigen Tiere, die Bevölkerung:
alles ist ein Bild des ruhigsten Phlegmas, wie keine andere Gegend es bietet. —
Die leichte, sandige Geest dagegen ist durch und durch sanguinisch, wechselhaft, lau-
nisch. Hier ist alles Wechsel, bald ernst, bald heiter, bald dürr, bald fruchtbar, bald
Tal, bald Hügel; hier dämmeriger Wald, dort schattenlose Sandwüste; hier grünen-
der Wiesengrund und wallende Getreide-, Rübsamen- und Kartoffelfelder, dort
steiniges, unfruchtbares Heideland; hier rauschende Mühlenbäche, dort stille, rohr-
umflüsterte Teiche — alles in schroffen Gegensätzen wie der Ausdruck eines sangu-
inischen Gemüts. — In den Mooren endlich findet die tiefste Melancholie ihren Aus-
druck, eine Schwermut, welche der köstlichste Frühlingsmorgen und der sonnenhellste
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
36 Erster Teil. Die natürl. Voraussetz. f. die Wirtschaftsverh. Deutschl. im allgem.
L. Schiffbare Flüsse.
Name des Hauptflusses Anfang der Schiffbarkeit Flußlänge km Name des schiffbaren Nebenflusses Anfang der Schiffbarkeit Flußlänge km
Rhein Straßburg 1295 Mosel Meurthe-
mündung 514
Saar Steinbach 213
Neckar Cannstatt 358
Main Bamberg 590
Ruhr Witten 235
Lippe Lippstadt 255
Ems Greven 325
Weser Münden 436 Aller Celle
Leine Hannover
Hunte Oldenburg
Elbe Melnik 1154 Saale Naumburg 442
Havel Preuß.grenze 291
Spree Spreewitz 365
Oder Ratibor 944 Warthe Konin 795
Weichsel Zabrzeg 1125
Memel Bielica 877
Pregel Einfluß der 125
Angerap
Donau 111m 2863 Altmühl Dietfurt 195
Inn Rosenheim
6. Das deutsche Volk und seine wirtschaftliche Betätigung.
A. Der Volkszuwachs im Reiche.
Die günstige Lage und die natürlichen Vorteile unseres Vaterlandes
haben gemeinsam mit der unserem Volke innewohnenden Lebenskraft und
seinem Familiensinn eine starke Bevölkerung zur Folge. Nunmehr hat
Deutschland rund 65 Millionen Bewohner, während es zur Zeit der Reichs-
gründung nur 41 Millionen waren?) Diese ungemein rasche Zunahme
der Bevölkerung hat Deutschland mit den meisten Kulturstaaten der
Gegenwart gemein. Sie ist unter anderem eine Folge der modernen
wirtschaftlichen Entwicklung der Völker und beruht ganz besonders auf dem
mächtigen Aufschwung von Industrie, Handel und Verkehr.
Am schwächsten war der Bevölkerungszuwachs infolge der weniger
günstigen Lebensverhältnisse und der „Flucht vom Lande zur Stadt" in
1) Auf dem heutigen Gebiete der deutschen Bundesstaaten wohnten im Jahre
1700 rund 15 Millionen, 1800: 20 Millionen, 1850 : 35 Millionen, 1870: 40 Millionen
1900: 56 Millionen, 1905: 60 Millionen Menschen.
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