Der Dreiigjhrige Krieg. 245
sterreichs vollendete sich im wesentlichen mit der Niederlage des Winterknigs. Damit ward sterreich zu einem andern Lande, als es sonst deutsche Lnder waren. Es wird anfangs noch zum Schauplatz, spter zum halben Friedhof besonderen geistigen Lebens; unsichtbare Grenzen trennen es vom Reiche; hchstens von Bayern her führen noch Zugnge in die dumpfe Luft des Sdostens. Die zweite groe Folge der Prager Niederlage war die Zerstrung der schon im Verenden begriffenen Union und die Zurckdrngung des politischen Schwergewichts des deutschen Protestantismus nach Norden zu." (Lamprecht.)
c. Da die Union von vornherein auf Widerstand verzichtete und im Fluche der Lcherlichkeit unterging", wurde die Sache Friedrichs in der Pfalz, wohin ihm Tilly gefolgt war, nur noch von einigen abenteuernden Bandenfhrern und einigen Idealisten gefhrt (Georg Friedrich von Baden-Durlach, Christian von Halberstadt, Ernst von Mansseld). Diese behaupteten sich trotz der Niederlagen von Wimpfen 1622 und Hchst 16 22 in der Pfalz, ihr Widerstand wurde aber nutzlos, da Friedrich kopflos ins Ausland floh.
<?. Nun verlangte Max von Bayern als Siegespreis die pflzische Kur, die ihm der Kaiser wenigstens auf Lebenszeit berlassen mute. Die Protestanten im Reiche muten jetzt endlich begreifen lernen, da man revolu-tionr mit ihnen verfuhr. ... So konnten sie nur eine Antwort haben: den Krieg."
2. Der niederschsisch-dnische Krieg (16231629) macht den Kaiser zum Herrn Norddeutschlands und bedroht die Selbstndigkeit der deutschen Fürsten ebenso stark wie den Protestantismus.
a. Die protestantischen Fürsten Norddeutschlands leisteten trotz ihrer bedrohlichen Lage keinen Widerstand, nur der Herzog von Weimar erhob sich und vereinigte sich mit den Truppen Christians von Braunschweig, wurde aber mit ihm 1623 von Tilly bei Stadtlohn geschlagen.
b. Nun drohte den norddeutschen Fürsten die Gegenreformation. Aber auch die Westmchte sahen sich durch das Vordringen der spanisch-habsburgischen Macht am Rheine und imveltlin bedroht. Daher trat der Kardinal Richelieu, der Leiter der franzsischen Politik, wieder in die Bahnen Heinrichs Iv. und knpfte mit England, den Niederlanden, Dnemark und den deutschen Pro-testanten Verhandlungen an, die 1 6 25 zu einem Vertrage fhrten, nach welchem König Christian Iv. von Dnemark unter geheimer Hilfe Frankreichs an der Spitze der deutschen Fürsten Friedrich von der Pfalz in sein Land zurckfhren sollte.
c. So war eine allgemeine Erhebung der Habsburg feindlichen Mchte zustande gekommen, und des Kaisers Lage war ratlos, da er sich Bayern nicht noch einmal in die Arme werfen wollte. Da erwuchs ihm ein Retter in Wall enstein.
Anmerkung. Wallenstein war damals im krftigsten Alter. . . . Von pro-testantifchen Eltern einfachen Adels abstammend, frh verwaist, nach dem Willen eines katholischen Bormunds im Olmtzer Jesuitenkolleg erzogen, hatte er, soweit seine pro-blematische Natur inneren religisen Regungen zugnglich war, schon als Knabe beide Konfessionen kennen und aus dieser doppelten Kenntnis heraus den konfessionellen Zug der zeitgenssischen Welt abstreifen gelernt. Selbst die jesuitischen Exerzitien hatten nichts der seine Verschlossenheit vermocht; er studierte spter auf der protestantischen Universitt Altdorf, und er erbaute sich bald den besonderen Glauben eines mystischen Fatalismus. . . . Wallenstein war eine der kalt-leidenschaftlichen Naturen, deren scharfer Verstand die Menschenwelt als Ganzes berblickt, und deren Wille sich berufen fhlt, dies Ganze umzugestalten nach den Zielen, die sich der eigenen Brust entringen. Als Egoist von
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet]]
Extrahierte Personennamen: Lamprecht Friedrichs Tilly Georg_Friedrich_von_Baden-Durlach Friedrich Christian_von_Halberstadt Ernst_von_Mansseld Ernst Friedrich Friedrich Max_von_Bayern Max Christians_von_Braunschweig Tilly Heinrichs Christian_Iv Friedrich Friedrich
180 Geschichte des Deutschen Reiches vom Interregnum bis zur Reformation.
Kraft wesentlich in der Fhrung vormundschaftlicher Regierungen beruhte. . . . war mit Friedrichs Wahl König geworden zu einer Zeit, da das deutsche Knigtum nur noch durch den erborgten Glanz einer anderweitigen Stellung seines Trgers gefristet werden konnte." (Lamprecht.) Und auch der Charakter des neuen Knigs versprach nichts Gutes.
Anmerkung. Friedrich war eine Hnengestalt mit dem Biedergesicht einer amerikanischen Rothaut; nicht vergebens hatte seine Mutter, Cimburgavonmasovien, Ngel mit bloer Faust durch ein Brett zu treiben vermocht. Aber er beutete seine Krperkraft nur zur Pflege der Langlebigkeit aus, im brigen waffenscheu, ruhselig und schon in jungen Jahren greisenhaft bedchtig und geistig gleichsam verrunzelt. Seine Interessen waren kleinlich, sein Ha verbohrt; Meister war er nur im Hinhalten und in den kleinen Knsten diplomatischer berredung. Dazu kam eine Halbheit des Charakters, die ihn befhigte, oft zweierlei zugleich zu wollen, indem er nicht ehrlich und energisch genug war, den Zwiespalt von Reichs- und Hausinteressen in sich zu lsen bis schlielich stets die Hausinteressen siegten; denn Friedrich war ein fatalistischer Fanatiker der zuknftigen Gre seines Geschlechts." (Lamprecht.)
Ii. Friedrichs Iii. kraftlose und undeutsche Politik bringt den Grenzen des Reiches drohende Gefahr und schwere Verluste.
1. Im Osten vermag der König weder Bhmen noch Ungarn zu be-haupten und lt Ungarn zur fhrenden Macht des Sdostens heranwachsen, welche die deutsche Kolonisation frherer Jahrhunderte ernstlich gefhrdet.
a. Da Friedrich Bhmen dem noch unmndigen Ladislaus vorenthielt, selbst aber vllig unttig war, herrschten in diesem Lande anarchische Zustnde, bis sich Georg Podiebrad, der Fhrer der gemigten Hussiten, die Herrschaft aneignete. 1451 erkannte ihn Friedrich als Landesverweser an, und nach dem Tode des Ladislaus whlten ihn die Bhmen zum König. Friedrich mute ihn 1459 mit Bhmen belehnen, und unter den deutschen Fürsten gewann der Emporkmmling bald eine schiedsrichterliche Stellung. Nun er-kannte der Papst aber die Prager Kompaktsten und den neuen Bhmenknig nicht an und rief die Ungarn gegen den von ihm gebannten Georg Podiebrad zu Hilfe. Der Ungarnknig Matthias Corvinus vermochte jedoch gegen Georg auch im Bunde mit Friedrich Iii. nichts auszurichten. Nach dem Tode Georgs wurde Friedrich seines mchtigen Bundesgenossen berdrssig und belehnte den Polenprinzen Ladislaus mit Bhmen. Matthias schlo nun 1478 einen Frieden mit diesem und dem Kaiser, in welchem er die bhmischen Nebenlnder Schlesien, Mhren und die Lausitz erhielt, während Friedrich leer ausging und Bhmen dauernd verloren hatte.
b. Ungarn hatte schon im 14. Jahrhundert dadurch eine groe Be-deutung fr das ganze Abendland erhalten, da es das Bollwerk gegen die andringenden Trken geworden war (Niederlagen der Serben 1389 bei Kossowa und der Ungarn 1396 bei Nikopolis). Als nun Sultan Murad ll. (14211451) von neuem gegen Konstantinopel vordrang und, hier zurck-gewiesen, sich gegen Ungarn wandte, htte nach Albrechts Ii. Tode Friedrich als Vormund des unmndigen Ladislaus den Trken entgegentreten sollen. Nachdem die Ungarn die feigherzige Schwche dieses trbseligen Vormundes" genugsam erfahren hatten, beriefen sie den Polenknig Wladislaw auf den Thron, und Friedrich, weit entfernt, diesem entgegenzutreten, schlo mit ihm einen Waffenstillstand ab. Wladislaw schlug die Trken zweimal bei Nissa und Kunowitza 1443, fiel aber schon 1444 in der unglcklichen Schlacht
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn]]
TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T148: [Kirche Macht Staat Deutschland Kampf Frankreich Reich Reformation Zeit Gewalt], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet]]
Extrahierte Personennamen: Friedrichs Lamprecht Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Lamprecht Friedrichs Friedrich_Bhmen Friedrich Ladislaus Georg_Podiebrad Friedrich Friedrich Ladislaus Friedrich Georg_Podiebrad Matthias_Corvinus Georg Friedrich_Iii Friedrich Friedrich Friedrich Ladislaus Matthias Friedrich Friedrich Albrechts Albrechts Friedrich Friedrich Ladislaus Polenknig_Wladislaw Friedrich Friedrich Wladislaw
Friedrich der Große.
131
Schlesien verzichtet. Aber da der Kaiser den Vertrag mit dem Kurfürsten
erst dann unterzeichnet hatte, als der Kurprinz die Rückgabe des Schwiebuser
Ländchens versprochen hatte (vgl. § 10, I), erklärte Friedrich der Große
den Vertrag von 1686 für hinfällig und machte nun die alten Rechte
seines Hauses auf Schlesien von neuem geltend.
6. Friedrich versuchte die Erfüllung seiner Forderungen auf zweifache Weise
zu erreichen, entweder als Bundesgenosse oder als Gegner Österreichs.
a. Da Friedrich Ii. die Bitte des Gemahls Maria Theresias, seine
Freundschaft für das Haus Österreich in diesen schweren Umständen zu be-
währen, in verbindlichster Weise beantwortet und nur andeutungsweise bemerkt
hatte, man müsse ihn in den Stand setzen, etwas für Österreich zu tun,
glaubte sich der Wiener Hof der Ergebenheit Preußens sicher und sandte
den Marchese Botta nach Berlin, um Friedrich ohne nennenswerte Gegen-
leistung für die Verteidigung der pragmatischen Sanktion zu gewinnen.
ß. Unterdessen hatte der König seine vertrauten Räte Schwerin und Pode-
wils in seine Absichten auf Schlesien eingeweiht und den festen Entschluß be-
kundet, Österreich nur unter der Bedingung der Abtretung Schlesiens
beizustehen und den Besitz Schlesiens nötigenfalls zu erkämpfen.
y. Da Friedrich verhindern wollte, daß sich die Sachsen Schlesiens be-
mächtigten, ließ er am 17. Dezember 1740 ein Heer in Schlesien ein-
rücken, um sich vor dem Ablauf der Verhandlungen mit Österreich des Be-
sitzes dieses Landes zu versichern. (Freudige Aufnahme der Preußen durch
die schlesischen Protestanten, wodurch sich die Besetzung Schlesiens mehr zu
einem Abfall der Schlesier von Habsburg als zu einer gewaltsamen Eroberung
gestaltete.)
d. Der Marchese Botta hatte vergebens eine Verzögerung der Besitz-
ergreifung Schlesiens erstrebt und ebenso vergeblich versucht, Friedrich ein-
zuschüchtern. Der König ließ sich mit ihm, der keine ausreichenden Voll-
machten besaß, in weitere Verhandlungen nicht ein, sondern beauftragte seinen
Gesandten in Wien (Borcke) und den Grafen Götter mit der Überreichung
seiner Anträge.
s. Friedrich bot dem Wiener Hofe seinen Beistand gegen alle An-
fechtungen der pragmatischen Sanktion, den Verzicht auf Berg, eine Geldsumme
von zwei Millionen Gulden und die Kurstimme zur Kaiserwahl des Großherzogs
Franz Stephan an und verlangte dafür die Abtretung Schlesiens.
£. Da die preußischen Vorschläge von Österreich in beleidigender Form
abgelehnt wurden, war Friedrich bereit, Schlesien mit Waffengewalt zu
behaupten.
Während der König dem Wiener Hofe schon vor der Eröffnung seiner
Anträge mehrfach angedeutet hatte, daß Österreich ohne ein Opfer nicht
davonkommen werde, daß es entweder Preußen oder Frankreich entgegen-
kommen müsse, vertrat der österreichische Diplomat Bartenstein die Meinung,
daß von Frankreich nichts zu besorgen sei, daß es vielmehr den Verpflichtungen
des Bündnisses von 1738 Nachkommen werde. Bartensteins sicheres Auftreten
gewann auch die übrigen Stimmen des österreichischen Staatsrates und be-
wirkte daher die Ablehnung der preußischen Vorschläge.
Anmerkung. Friedrich beurteilte die Absichten Frankreichs viel richtiger, seit
ihm der französische Gesandte mitteilte, daß Frankreich zwar die pragmatische Sanktion
anerkannt hatte, aber nur „unbeschadet der Rechte eines Dritten".
9*
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung]]
TM Hauptwörter (200): [T150: [Maria König Theresia Kaiser Franz Karl Friedrich Joseph Frankreich Sohn], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T35: [König Bismarck Wilhelm Kaiser General Minister Stein Berlin Graf Moltke], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich_der_Große Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Maria_Theresias Maria Theresias Botta Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Habsburg Botta Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Franz_Stephan Franz Friedrich Friedrich Bartenstein Bartensteins Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Schwiebuser
Ländchens Berlin Schwerin Sachsen_Schlesiens Schlesien Wien Schlesiens Frankreich Frankreich Frankreichs Frankreich
Friedrich der Große.
139
d. Maria Theresia erblickte in den bisherigen Erfolgen eine Aufforderung
Gottes, sich der verlornen Provinz Schlesien wieder zu bemächtigen; sie ließ
unverzüglich ihre Truppen von Oderberg aus in Oberschlesien eindringen und
in Schlesien ein Manifest verbreiten, in welchem sie die Schlesier aufsorderte,
Friedrich, der sie in eine „ewige Sklaverei versetzt habe", den Gehorsam zu
versagen. Erst am Anfänge des Jahres 1745 gelang es dem alten Dessauer
und seinem Sohne, die Feinde wieder aus Schlesien zu verdrängen. (Manifest
Friedrichs an die Schlesier, in welchem der König an die habsburgische Miß-
regierung und die Bedrückung der Protestanten unter der österreichischen
Herrschaft erinnerte.)
4. Infolge der Umgestaltung der allgemeinen politischen Lage zugunsten
Österreichs geriet Friedrich am Beginne des Jahres 1745 in eine außer-
ordentlich gefährliche Situation.
a. Nach dem Tode des Kaisers (Januar 1745) hatten die Franzosen
an der Fortsetzung des Krieges in Süddeutschland nicht mehr das frühere
Interesse, zumal der Sohn Karl Alberts gänzlich ungeeignet war, die Ansprüche
seines Vaters dem Hause Habsburg gegenüber zu vertreten. Er schloß im
April 1745 mit Österreich den Frieden zu Füssen, der ihm sein Land zurückgab.
b. „In Deutschland erwachten alle Abneigungen gegen den preußischen
Namen und alle alten Sympathien mit dem Hause Österreich. Man wünschte,
das Kaisertum wieder an das Haus Österreich zurückkehren oder vielmehr
an das nun mit jenem identifizierte Haus Lothringen kommen zu sehen.
Daß Friedrich sich mit den Franzosen verbündet hatte, gewährte ihm keine
Erleichterung und erweckte ihm, denn allenthalben war ihre Gegenwart verhaßt,
den Widerwillen der deutschen Bevölkerung." (Ranke.)
6. Die Seemächte, Sachsen, Polen und Österreich schloffen sich im Bündnis
von Warschau (1745) aufs neue gegen Preußen zusammen.
d. In Rußland wandte sich die Stimmung immer entschiedener gegen
Preußen und Frankreich. Elisabeth hatte einen Brief des ihr bis dahin nahe-
stehenden französischen Gesandten Chetardie aufgefangen, der ihre Person
abfällig kritisierte, und der russische Großkanzler Bestushew bezeichnte es als
einen schweren Fehler, daß Rußland dem Anwachsen Preußens nicht entgegen-
getreten sei. Schon verabredeten Österreich, Polen und Sachsen einen all-
gemeinen Angriff auf Preußen, der eine Aufteilung dieses Staates in Aussicht
nahm, und nur der entschiedene Widerspruch Englands, das die protestantische
Macht des Festlandes nicht vernichten helfen wollte, vereitelte das Zustande-
kommen des Planes.
6. Wie bedrohlich die Lage des preußischen Staates am Anfänge des
Jahres 1745 war, ließ sich aus den Äußerungen des Königs mit aller
Klarheit erkennen. „Wir befinden uns", sagte er in einem seiner Briefe am
29. März, „in einer großen Krisis; wenn wir durch die Vermittlung von
England den Frieden nicht erlangen, so werden unsere Feinde von verschiedenen
Seiten gegen mich Hereinbrechen. Den Frieden kann ich nicht erzwingen; was
den Krieg anbetrifft, so werde ich siegen, oder von uns allen wird niemand
wieder nach Berlin kommen." (Ranke.) (Anordnungen Friedrichs zur
Sicherung der Landesbehörden und des Staatsschatzes.) *)
9 Genaueres über die Stimmung des Königs in jener Zeit bei Koser a. a. O.
I. Bd. S. 249ff.
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland]]
TM Hauptwörter (200): [T150: [Maria König Theresia Kaiser Franz Karl Friedrich Joseph Frankreich Sohn], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Maria_Theresia Maria Theresia Friedrich Friedrich Friedrichs Friedrich Friedrich Karl_Alberts Karl Friedrich Friedrich Elisabeth Großkanzler_Bestushew Friedrichs
Extrahierte Ortsnamen: Gottes Oderberg Oberschlesien Schlesien Friedrichs Deutschland Lothringen Sachsen Polen Warschau Frankreich Polen Sachsen Englands England Berlin Friedrichs
Brandenburg unter dein Großen Kurfürsten.
71
sich 1653 dahin, daß sich beide Mächte in deren Ertrag teilten. Nun erst räumten die
Schweden Hinterpommern. Der Kurfürst aber, der die Wichtigkeit des Küstenbesitzes
richtig einzuschätzen wußte, sah sich um den Vorteil der pommerschen Erbschaft zum
größten Teil betrogen; seine ganze spätere Politik richtete sich daher vor allem auf die
Verdrängung der Schweden aus dem Mündungsgebiet der Oder.
6. Während des schwedisch-polnischen Krieges offenbarte sich in der durch
die wechselnde Stellungnahme Brandenburgs erlangten allseitigen Anerkennung
der Souveränität Preußens die diplomatische Meisterschaft des Großen
Kurfürsten und in den kriegerischen Leistungen der Brandenburger die Kriegs-
tüchtigkeit des kurfürstlichen Heeres.
Der schwedisch-polnische Krieg.
*. Die Ursache für die Entstehung des Krieges lag in erster Linie in der
ungünstigen Entwicklung der inneren Verhältnisse Schwedens. Das an Hilfsmitteln
arme Land war während des Dreißigjährigen Krieges eine der ersten Kriegsmächte
Europas geworden, weil es die Mittel zum Unterhalt seiner Heere aus Deutschland
gezogen hatte, wollte Schweden jetzt nicht auf Erhaltung seiner militärischen Stärke
verzichten, so war es gezwungen, das Heer in einem neuen Kriege sich selbst er-
nähren zu lassen. Die Angriffe des russischen Großfürsten Alexei auf Polen, die über
kurz oder lang auch der schwedischen Gstseeherrschaft gefährlich werden mußten,
schienen der schwedischen Kriegslust willkommene Gelegenheit zur Betätigung zu
bieten. Allein die Siegesaussichten waren nicht verlockend genug; viel größere Erfolge
versprach ein siegreicher Krieg gegen das von inneren Unruhen geschwächte polenreich.
2. Die Veranlassung zu einem Angriffe auf polen ergab sich aus
dynastischen Streitigkeiten zwischen Karl Gustav von Schweden und Johann Kasimir
von polen, der als Sproß des Hauses Wasa dem neuen Schwedenkönig das Recht des
Thronbesitzes bestritt.
3. Der Verlauf des Krieges.
a. Der anfängliche Verlauf des Kampfes schien den Schweden einen raschen
und vollständigen Sieg bringen zu wollen. Dem stürmischen Angriffe Karls X. (*656)
erlag das polenreich ohne ernsthaften widerstand, schon iin Oktober *656 befanden
sich die Schweden im Besitz der polnischen Hauptstädte Warschau und Krakau. Diesen
unerhörten Erfolgen der Schweden gegenüber sah sich der Große Kurfürst in eine
schwierige Lage versetzt. Nachdem es ihm nicht gelungen war, vor Ausbruch des
Krieges das Bedürfnis Schwedens, in Preußen einen Stützpunkt zu gewinnen, zu
feinen Gunsten ausznnützen, machte er nach den raschen Siegen Karls X. den versuch,
in Preußen eine selbständige Haltung zu behaupten. Sein Unternehmen scheiterte
jedoch vollständig, er mußte *656 im vertrage von Königsberg die polnische
Lehnsrührigkeit seines Herzogtums gegen die viel drückendere schwedische vertauschen
und erlangte nur den einen Vorteil, daß er das Bistum Ermland als schwedisches
Lehen erhielt.
b. Nun begann sich aber die Kriegslage zu Karls Ungunsten zu wenden,
indem in Polen die vom Klerus geschürte nationale Widerstandskraft auflebte und
die schwedischen Eroberungen fast sämtlich verloren gingen. Unter solchen Umständen
wurde die brandenburgische Bundesgenossenschaft für die Schweden viel wertvoller.
Daher verstanden sich die Schweden im vertrage zu Marienburg *656 zu wesent-
lichen Erleichterungen der Lehnspflichten des Kurfürsten, dem außerdem ein namhafter
Anteil an der Siegesbeute zugesichert wurde. Als Verbündete der Schweden verhalfen
darauf die brandenburgifchen Truppen Karl X. zu dem ruhmreichen Siege von
Warschau (28. Juli *656), welcher den Kriegsruhm der neugeschaffenen branden-
burgischen Armee begründete. Allein die polnische Widerstandskraft war trotz des
glänzenden Sieges der Schweden nicht gebrochen. In den Russen und den Nieder-
ländern erwuchsen Karl X. neue Gegner, und auch der Kaiser machte Miene, die
Polen zu unterstützen. Das bewog den Schwedenkönig zu neuen Zugeständnissen an
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel]]
TM Hauptwörter (200): [T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Personennamen: Karl_Gustav_von_Schweden Karl Gustav Johann_Kasimir
von_polen Johann Karls Karls Karls Karl_X Karl Karl_X Karl
Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg Schweden_Hinterpommern Schweden Brandenburgs Schwedens Europas Deutschland Polen Schweden Karls Schweden Warschau Krakau Schweden Schwedens Karls Königsberg Polen Schweden Schweden Marienburg Warschau Schweden
218 Vom Tode Friedrichs des Großen bis zum Ende der Freiheitskriege.
raschender Schnelligkeit zum völligen Zusammenbruche des inner-
lich vermorschten Staatswesens.
I. Preußens Niederlage bei )ena und Auerstädt.
Die unsichere und verworrene Leitung des preußischen Heeres er-
möglichte es dem tatkräftigen Gegner, die Hauptmacht der Preußen mit über-
legenen Kräften in ungünstigster Stellung anzugreifen und bei Jena und Auerstädt
(14. Oktober) vernichtend zu schlagen.
1. Die preußische Armee (etwa 150 000 Mann) hatte sich unter dem
Oberbefehle des Herzogs von Braunschweig an der Saale konzentriert,
Napoleon sammelte seine überlegenen Streitkräfte in der Maingegend und
beabsichtigte, von hier aus in drei Kolonnen nach Sachsen vorzustoßen.
2. Während aber die wohlerwogenen Anordnungen des französischen
Heerführers rasch und mit musterhafter Präzision ausgeführt wurden,
ward die Aktionsfähigkeit des preußischen Heeres von vornherein durch die
törichten Illusionen der Politik des Grafen Haugwitz, durch die Kriegsscheu des
Herzogs von Braunschweig und durch die mangelnde Einigkeit der preußischen
Führer gelähmt.
а. Da der Aufmarsch der Preußen schon vor der völligen Konzen-
trierung der feindlichen Streitkräfte beendet war, beschloß der Herzog von
Brannschweig Ende September, dem Gegner durch einen Einfall in Franken
einen Vorteil abzugewinnen.
d. Haugwitz aber trug sich noch immer mit der Hoffnung, den Krieg
vermeiden zu können; die Ausführung des Angriffsplanes wurde daher zunächst
verschoben und dem Kaiser der Franzosen am 7. Oktober ein trotziges Ultimatum
zugestellt, das der rachsüchtige Korse mit „höhnendem Übermute und im Tone
der Wachtstube" beantwortete. Während Napoleon in einem siegesstolzen
Manifest die Kriegslust seiner Soldaten entflammte, erwartete man im
preußischen Hauptquartier in unbegreiflicher Verblendung noch immer eine
nachgiebige Antwort des Kaisers.
б. Dem Herzog von Braunschweig war jede Verzögerung des Ausbruchs
der Feindseligkeiten erwünscht; er glaubte, seinem Könige den größten Dienst
zu erweisen, wenn er ihm den Frieden erhielte.
6. Unter den übrigen Führern des preußischen Heeres herrschte keinerlei
Einverständnis über die zu ergreifenden Maßregeln. Als nach mehrfach ab-,
geänderten Beschlüssen zuletzt der Plan gefaßt worden war, am linken Ufer
der Saale zwischen Gotha, Erfurt und Weimar eine Verteidigungsstellung
einzunehmen, brachte der von dem Obersten Massenbach übel beratene Fürst
von Hohenlohe durch seine Eigenmächtigkeiten die ganze Aufstellung des Heeres
in Verwirrung.
Anmerkung. Welch unerquickliche Zustände im preußischen Kriegsrate herrschten,
offenbarte sich am deutlichsten in der Art und Weise, wie der Herzog von Braunschweig
seine Unterfeldherren beurteilte; er klagte gegen seine Umgebung über Hohenlohe, nannte
Rüchel einen Fanfaron, den Marschall Möllendorf einen abgestumpften Greis, den
General Kalckreuth einen listigen Ränkeschneider, die Generale zweiten Ranges tatenlose
Routiniers und warf dann wohl die Frage auf: „Und mit solchen Leuten soll man Krieg
führen gegen Napoleon?"
3. So konnte es geschehen, daß der Angriff Napoleons das preußische
Heer überraschte, ehe es seine neue Aufstellung vollzogen hatte. Nachdem
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
TM Hauptwörter (100): [T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff]]
Extrahierte Personennamen: Friedrichs Napoleon Haugwitz Napoleon Hohenlohe Rüchel Marschall_Möllendorf Kalckreuth Napoleon Napoleons
48 Kolonisation Ostdeutschlands und Vorgeschichte Brandenburg-Preußens.
Entschluß zum Vorwärts, den er damit bekannte." (Droysen.) Sicherlich
hätte sich die durch den Glaubenswechsel des Kurfürsten angekündigte politische
Stellungnahme Brandenburgs während des Dreißigjährigen Krieges — zum
Heile des aufstrebenden Hohenzollernstaates wie des deutschen Protestantismus —
glänzend bewährt, wenn nicht gerade am Beginn des Krieges der Tod der
Wirksamkeit dieses tatkräftigen Fürsten ein Ziel gesetzt hätte.
Y. Georg Wilhelm.
Unter der kraftlosen Regierung Georg Wilhelms verfolgte der branden-
burgische Staat während des Dreißigjährigen Krieges eine höchst rühmlose
Politik, durch die auch er in den allgemeinen Ruin des damaligen Staats-
lebens mit hineingezogen wurde.
1. Brandenburg war durch die seinem Fürstenhause soeben zugefallenen
preußischen und klevischen Lande das bei weitem umfangreichste und
mächtigste Territorium Norddeutschlands geworden. Allein schon der
Beginn des Dreißigjährigen Krieges ließ deutlich genug erkennen, daß der
Hohenzollernstaat die Bahnen der durch Johann Sigismund eingeleiteten Politik
völlig verlassen hatte. Weit entfernt davon, die Machtmittel des so bedeutend
emporstrebenden Staatsgebietes in der Rolle einer Schutz- und Vormacht des
protestantischen Deutschlands politisch auszubeuten, sah Brandenburg der
Vernichtung des böhmischen Protestantismus untätig, ja mit
schadenfroher Genugtuung zu.
2. Selbst als sich die Schrecken des Krieges den eigenen Landesgrenzen
näherten, als der evangelische Glaube auch in Norddeutschland aufs ernstlichste
bedroht war und von katholischer Seite bereits die Rückgabe der branden-
burgischen Stifter an die alte Kirche gefordert wurde, vermochte sich die
Landesregierung nicht zu energischer Abwehr aufzuraffen. Die
eigensinnige Beschränktheit des ständischen Regiments verweigerte dem Kur-
fürsten sogar die zur Landesverteidigung unbedingt erforderlichen Geldmittel;
man wollte sich auf die Behauptung der Landesfestungen beschränken, die durch
3000 Mann (später sogar nur 900) höchst minderwertiger Söldner beschützt
werden sollten. Das uirbeschützte Land wurde achtlos der räuberischen
Willkür der kaiserlichen Truppen preisgegeben, welche die Geldkräfte,
die man zum Schutze des Landes nicht in Anspruch nehmen wollte, schonungs-
los ausbeuteten.
3. Das Eingreifen Gustav Adolfs in den deutschen Religionskrieg
versetzte Brandenburg insofern in eine schwierige Lage, als dadurch der nahe
bevorstehende Anfall Pommerns an das Haus Hohenzollern in Frage gestellt
wurde. Daher schloß sich Georg Wilhelm dem nordischen Vorkämpfer des
evangelischen Glaubens nur zögernd und notgedrungen an, und als nach
des großen Königs Tode die egoistischen Absichten Schwedens immer deutlicher
zutage traten, folgte Brandenburg dem Beispiele Sachsens, weil es durch
den Prager Friedensschluß und ein Bündnis mit dem Kaiser dessen Hilfe für
die Eroberung des von den Schweden besetzten Pommerns zu gewinnen hoffte.
„Der Versuch, diese mit einer eigenen geworbenen Armee und einigen
Hilfstruppen des Kaisers zu bewerkstelligen, stellt das erste und einzige selb-
ständige Eingreifen Brandenburgs in den Gang des Krieges dar." Es führte
zu einem geradezu kläglichen Ergebnis; infolge der unzureichenden Zahl und
der erbärmlichen Beschaffenheit seiner Truppen kam Brandenburg überhaupt
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden]]
Extrahierte Personennamen: Georg_Wilhelm Wilhelm Georg_Wilhelms Wilhelms Johann_Sigismund Johann Gustav_Adolfs Gustav Adolfs Georg_Wilhelm Wilhelm
134 Vom Großen Kurfürsten bis zum Tode Friedrichs des Großen.
ganz im konkreten auf eine Organisation Deutschlands in dem Sinne hinaus,
daß sich eine gewisse Anzahl größerer Staaten in ihm derart gegenseitig die
Wage halten sollten, daß den Franzosen ein Eingriff in die deutschen Geschicke
jederzeit leichter Hand möglich sei. Es waren die Anfänge der späteren, für
Deutschland so verhängnisvollen Politik Napoleons." (Lamprecht.) Überdies
war Friedrich im höchsten Maße erbittert über die Kriegsführung seiner Ver-
bündeten, die nur ihre Interessen verfolgten, statt auch zum Vorteile Preußens
den Feind durch einen Angriff auf Wien zum Frieden zu zwingen.
I). Die Bedeutung des Vertrages von Schnellendorf.
„Von welcher Seite man dieses Abkommen betrachten mag, immer wird
man es als ein sehr bedenkliches bezeichnen müssen. Nie hat sich König
Friedrich in einer schieferen Lage befunden. Wenig gewählt und klein waren
die Auskunftsmittel, die hier aufgeboten wurden, alle die Handgriffe, mit denen
vor und nach dem verhängnisvollen Tage den Verbündeten der Zusammenhang
verschleiert werden sollte; und klein war auch der Gewinn aus diesem ver-
steckten Spiele: ungestörte Winterruhe, die Schlüssel einer einzigen, im Grunde
nicht widerstandsfähigen Festung. . . . Durch eine Verhandlung, in der wie
in keiner andern Augenblicksrücksichten und menschliche Übertreibungen den
Ausschlag gegeben haben, ist ein Ergebnis von großer welthistorischer Be-
deutung gesichert worden. Österreichs Zukunft war gerettet. Der, welcher die
stolze alte Macht an den Rand des Abgrunds gedrängt, war, indem er den
Arm für einen Augenblick sinken ließ, ihr Beschirmer und Wohltäter geworden.
. . . Wie oft hat Friedrich nachmals vom Schicksal es sich ersehnt, dem Tod-
feind die Pharsalusschlacht schlagen zu können. Eine Gelegenheit, wie er sie
im Herbst 1741 aus der Hand gab, indem er Neippergs Heer, das einzige
Feldheer Österreichs, ohne Schlacht, ohne Verfolgung ganz unbehelligt abziehen
ließ, sollte ihm nie wieder zulächeln. Der Knoten seiner Geschichte war jetzt
geschürzt. Der Fehler von Klein-Schnellendorf ließ sich in einem langen
Leben nicht wettmachen, die Schuld mußte dereinst gesühnt werden in uner-
meßlichen Leiden." (Koser.)
6. Maria Theresia nützte die Waffenruhe mit Preußen in trefflichster
Weise dazu aus, die Widerstandskraft ihrer Staaten zu stärken und ihre Erb-
lande von den Feinden zu befreien. (Neuorganisation des österreichischen Heer-
und Finanzwesens, Ausruf der Ungarn zur Verteidigung Österreichs, Rück-
berufung der italienischen Regimenter, Verdrängung der Franzosen aus Ober-
österreich, Angriff der Österreicher auf Bayern.)
7. Die Fortschritte der Österreicher machten Friedrich um den
Besitz Schlesiens besorgt, und er ging daher im Verein mit den verbündeten
Bayern, Franzosen und Sachsen aufs neue angriffsweise gegen Österreich vor.
a. Da Österreich die Bedingung der Geheimhaltung des Schnellendorfer
Vertrages nicht beachtete, um Friedrich mit seinen Verbündeten zu entzweien,
schloß sich der König einem Vorstoße der Franzosen und Sachsen an; die Ver-
bündeten wollten über Jglau gegen Wien Vordringen (1742). Infolge der
unzureichenden Unterstützung durch die Sachsen aber blieb fein Einfall in
Mähren erfolglos; Friedrich mußte einen verlustreichen Rückzug nach Böhmen antreten.
d. In Böhmen dagegen gelang es dem Könige, sich durch den glänzenden
Sieg bei Chotusitz (17. Mai) zu behaupten.
8. Nachdem Maria Theresia die Überzeugung gewonnen hatte, Böhmen
gegen Preußen und ihre übrigen Feinde nicht behaupten zu können, verstand
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T198: [Friedrich Schlacht Heer Schlesien Sachsen Armee Sieg General Mann Feind], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
Extrahierte Personennamen: Friedrichs Napoleons Lamprecht Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Maria_Theresia Maria Theresia Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Maria_Theresia Maria Theresia
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Deutschland Napoleons Wien Heer- Ungarn Bayern Bayern Sachsen Sachsen Wien Sachsen
Der Zusammenbruch des preußischen Staates.
219
schon am 10. Oktober eine kleinere Abteilung der Preußen unter dem Prinzen
Louis Ferdinand bei Saalfeld geschlagen worden war (Tod des Prinzen),
erlag am 14. Oktober die Hauptarmee dem Angriffe Napoleons bei Jena
(tödliche Verwundung des Herzogs von Braunschweig) und Davousts bei
Auerstädt. *)
Ii. Die Holgen der Niederlage.
Die Tage nach der Doppelniederlage von Jena und Auerstädt brachten
erst das größere Unglück über Preußen: „die Auflösung der geschlagenen
Armee, die Zertrümmerung aller Kräfte des Widerstandes, auf die man für
den Krieg gerechnet hatte, den Verlust der Monarchie bis zur Elbe, bald bis
zur Oder und Weichsel".
1. Die Hauptmasse des geschlagenen Heeres schlug in völliger Ver-
wirrung den schwierigen Weg über den Harz ein, um nach Magdeburg zu
gelangen. Der Plan Knesebecks, sich nach Westen zu wenden und in Hameln
festzüsetzen, gelangte ebensowenig zur Ausführung wie die Absicht, an der
Elbe zum Schutze Berlins eine neue Aufstellung zu nehmen, die allerdings
schon durch die Niederlage der Reservearmee des Prinzen Eugen von Württem-
berg bei Halle (17. Oktober) vereitelt worden war. Die kopflose Führung
beförderte die zunehmende Demoralisation, und schon am 27. Oktober beraubte
Hohenlohe den König durch die ungerechtfertigte Kapitulation von Prenzlau
des Restes der mobilen Truppen. .
2. Durch die widerstandslose Übergabe der wichtigsten
Festungen gewannen die Sieger ohne Mühe in kürzester Frist das gesamte
Gebiet der Monarchie bis zur Weichsel hin.
„Die Übergabe von Erfurt war das erste Beispiel jener mutlosen Nach-
giebigkeiten, an denen die Geschichte dieser Zeit so reich ist"; schon am
15. Oktober kapitulierte dieser feste Platz mit einer Besatzung von 10000 Mann
und großen Vorräten ohne jeden Versuch eines Widerstandes vor den Reitern
Neys. Ebenso ergaben sich die Festungen Magdeburg, Stettin, Hameln,
Spandau, Küstrin, Glogau, Schweidnitz ohne nennenswerten Widerstand.
„Überall rächte sich an dem unglücklichen Staate die Praxis, alte, körperlich
und geistig stumpfe Leute an wichtige Plätze zu stellen; gewohnt, nur mechanisch
zu gehorchen, zu ängstlich, irgendeine ungewöhnliche Verantwortlichkeit auf sich
zu nehmen, gaben sie allerwärts das Beispiel mutloser Nachgiebigkeit und
rissen selbst Bessere und Kraftvollere auf dieser abschüssigen Bahn mit sich
fort. Die jüngeren Offiziere, aus denen nachher zum guten Teil die sieg-
reiche Armee der Freiheitskriege rekrutiert worden ist, hatten allein ein
lebendiges Gefühl der Schmach, die ihnen angetan ward, aber man hatte, wie
ein kompetenter Richter sich ausdrückt, mit eiserner Konsequenz in ihnen das
Gefühl der Unselbständigkeit genährt und konnte daher auch von dem Kühnsten
nicht erwarten, daß er gegen die ihm so entfernt gehaltenen höheren Vor-
gesetzten auftreten werde." (Häusser.)
3. Mit gleich unwürdiger Schwäche fielen die Staatsbehörden
dem einrückenden Sieger zu. „Sieben Minister und die andern Beamten des
Königs leisteten dem Feinde ohne Widerstreben den Eid der Treue." Der
Gouverneur von Berlin (Graf Schulenburg) wies die patriotische Bewegung,
0 Genaueres über den Krieg von 1806 und 1807 bei Häusser a. a. O. Ii. u. Iii. Bd.
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Louis_Ferdinand Ferdinand Napoleons Eugen_von_Württem- Eugen Graf_Schulenburg