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rannten entweder zwei einzelne Ritter gegeneinander, indem jeder den Stoß des feindlichen Speeres mit dem Schilde aufzufangen suchte, wobei er brach, ober die Teilnehmer ordneten sich in verschiedene Abteilungen zum Massenkampf, zum „Turnei" (Turnier). Wer dabei aus den Schranken gedrängt wurde, schied aus dem Spiele aus; wer seine Lanze zerbrach, ohne daß es seinen zuspringenden Knappen gelang, ihm eine neue zu reichen, geriet gewöhnlich in Gefangenschaft und mußte sich durch ein Lösegeld freikaufen, das der Sieger bestimmte. War der Kampf vollendet, dann zogen die Scharen unter dem Schmettern der Trompeten, dem jauchzenden Zuruf der Zuschauer, den Grüßen der Damen auf dem Schaugerüst um den ganzen Turnierplatz.
8. Die Rüstung des Ritters (f. Abbild. 4 und 8). Der Ritter trug über den Unterkleidern den Ringel- oder Kettenpanzer, der fast bis an die Kniee reichte; die Füße und Beine deckten hochherausgehende Panzerstrümpfe, den Kopf zunächst eine Art Kapuze, die mit dem Panzerhemd zusammenhing, darüber der Helm. Über den Panzer warf der Ritter den langen, ärmellosen, buntseidenen, oft gestickten Waffenrock; er schnallte den weißen Gurt mit dem breiten, langen Schwerte um und nahm in die gepanzerte Faust die buntbemalte Rennlanze mit flatterndem Fähnlein, in die Linke den dreieckigen Schild aus Holz. Die Bilder, die ihn schmückten, wurden mehr und mehr zum feststehenden Abzeichen des Rittergeschlechts, zum Wappen. Das Streitroß trug beim Kampfspiel gleichfalls seidene, mit Wappen geschmückte Decken von der gleichen Farbe des Waffenrockes.
9. Ritterliche Dichtung, a) Während früher die Dichtkunst allein von der Geistlichkeit geübt worden war (s. § 31), wurde sie jetzt von den Rittern gepflegt; ritterliche Sänger wanderten von einer Burg zur andern. Die Helden, welche der Sänger besang, waren Ritter wie er. Meistens entnahm der Sänger seine Stoffe aus der Sagenwelt Frankreichs, am beliebtesten waren die Sagen vom König Artus und seiner Tafelrunde und die Sagen vom heiligen Gral.
b) König Artus war das Urbild eines tapferen Ritters. An fernem Hofe lebten zwölf Ritter, die alle gleich würdig waren und darum mit König Artus zusammen an einer runden Tafel speisen dursten. Die höchste Ehre, die ein Ritter in aller Welt erwerben konnte, war die, Mitglied dieser Tafelrunde zu werden; die Sagen berichten, wie die Ritter versuchten, durch tapfere Taten sich dieser Ehre würdig zu erweisen.
Unter dem heiligen Gral verstand man eine kostbare Schüssel aus Jaspis. Es wird erzählt, Christus habe sich derselben bei der Einsetzung des heiligen Abendmahls bedient und später habe Joseph von Arimathia darin das Blut aufgefangen, das aus der Seite des Heilands floß. Auf einem Berge in Spanien, der nach allen Seiten hin von dichtem Walde umgeben, war dem Gral eine Burg erbaut. Er hatte die Kraft, daß er Speise und Trank in Fülle gab und jedem, der ihn ansah, das Leben erhielt. Die Ritter des Grals, die Gott selber einsetzte und durch den dichten Wald zum Gral hinführte, hatten die Burg zu hüten. Sie lebten abgeschieden von der Welt und hielten alles Unwürdige vom Gral fern. Wenn ein Ritter des Grals einem Unschuldigen zu Hilfe kommen sollte, so erschien ant Rande des Grals eine Schrift, die den Befehl enthielt und wieder verschwand, sobald sie gelesen war.
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