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1. Die Geschichte des Alterthums - S. 333

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
91. Die welthistorische Bedeutung der macedonischen Reiche. 333 Glanz, der in seiner Verwirklichung für alle Zeiten gewonnen werden mußte, die kräftigen und thatenlustigen Gemüther mit unwiderstehlicher Kraft. Also ward, als unter den Königen Philipp und Alexander Makedonien aus früherer Bedeutungslosigkeit auf die große Bühne der Weltbegebenheiten geführt war, das Nächste und der Natur Gemäßere verabsäumt, der Ausbau eines macedonisch-griechischen Reiches unterlassen und dem Kühnern, Glänzendem, doch Naturwidrigem nachgestrebt. Das persische Reich ward von König Alexander's Waffen gewonnen und Persien und Macedonien wurden zu einem Reiche verbunden. Wenn dieses persisch-macedonische Reich dauerte, so konnte das endliche Schicksal Griechenlands nicht zweifelhaft fern. Schon das Reich der Perser war eine Schöpfung wider die Natur gewesen. In seinem Schooße waren viele Völker des Morgenlandes zusammengedrängt, zwischen denen Sprache, Religion und Sitte trennend stand. Sie strebten darum, so viel der schlaffe Geist des Morgenlandes erlaubte, auseinander; aber sie waren durch die Gewalt der Waffen fast 200 Jahre von den Perserkönigen zusammengehalten worden. Indessen waren die Perser doch in dem Morgenlande heimisch und ihr Reich war ein rein morgenländisches. Vielen Völkern in dessen Schooße waren sie verwandt, denn sie waren ein Glied der großen Völkerfamilie des Zend; und auch mit denen, welchen das Band der Völkerverwandtschaft sie nicht vereinte, verband sie doch die gemeinsame Weise des Morgenlandes. Jeden Falles standen die Perser den unterworfenen Völkern ihres Reiches nicht so fcharf entgegen, als Abendländer mit grundverschiedener Sitte, Religion und Sprache ihnen entgegen stehen mußten. In diesem neuen persisch-macedonischen Reiche aber, das unter König Alexander ein kurzes Dasein sah, waren Völker des Abendlandes und des Morgenlandes, bei denen etwas Gemeinsames kaum aufzufinden war, bunt zusammengewürfelt. Es reichte von den Küsten Jemens am mittelländischen Meere bis zum Indus, bis zu den Wasserfällen des Niles und bis zu dem Sande der Wüsten von Arabien und Libyen, und hatte das Stammland Macedonien, Griechenland, dessen Freiheit auf dem Rande des Untergangs stand, und die Küste von Thracien, welche zur Verbindung zwischen den abendländischen und den morgenländischen Theilen des Reiches hatte gewonnen werden müssen, mit jenem ungeheuren Länderkreis vereinigt. Außer der Gewalt und dem Schwerte, welches sie zusammengebracht hatte, außer dem Könige, welcher über ihnen stand, konnten die Völker dieses weiten Reiches etwas Gemeinsames nicht auffinden. . Aber das neue Reich bricht bald nach seines Schöpfers Tode in mehrere Theile auseinander. Doch auch dadurch wird keine naturgemäße Scheidung aller seiner Völker gewonnen. Nur die alte Heimat Macedonien kehrt, nachdem sie für den Glanz ihrer Könige sich verblutet und aus den Tagen der Größe nichts, was sie für die Zukunft stärken könne, gewonnen hat, zu einem eigenthümlichen und abgeschlossenen Dasein zurück. In allen übrigen

2. Die Geschichte des Alterthums - S. 332

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
332 X. Die makedonischen Reiche. erfreuendes Dasein zeigen die Reiche, welche von Königen makedonischen Stammes beherrscht wurden, keine lebensvolle Regsamkeit, keine sich selbst genügende und sich selbst erhaltende Kraft. Aus einem halbvergesienen Winkel Griechenlands tritt, als hätte es nur seine Zeit erwartet, um aus der Nacht der Vergessenheit hervorzutreten, das kräftige Volk der Macedonier plötzlich in die Geschichte ein. Der Weg, unter nicht allzu schweren Kämpfen zu Glanz und Herrschaft zu gelangen, ist ihm vom Schicksal schon bereitet. Die Städte und Stämme der Griechen haben in langen und blutigen Kämpfen ihre Kräfte verzehrt; die alte erhabene-Gesinnung ist unter ihnen verschwunden, und voll Eifersucht und Mißtrauen gegen einander selbst, bereiten sie dem erobernden Macedonien die Bahn. Ein schlauer, tapferer König von Macedonien legt die Grundsteine zu dem Gebäude einer macedonifchen Herrschaft über Griechenland, und nur dem Scheine nach bleibt dessen Freiheit und Selbständigkeit unbeeinträchtigt. Doch fest ist die Herrschaft, welche König Philipp über die Griechen mehr durch Schlauheit und List, als durch Gewalt gewinnt, noch keineswegs begründet. Dazu wäre durchaus nothwendig gewesen, daß sein Nachfolger auf dem Throne von Macedonien alle Kraft seines Vvlkes auf die Unterwerfung der Griechen gerichtet hätte. Dann würde ein macedonisch-griechisches Reich entstanden sein, zwar gebaut auf das Schwert und die Unterwerfung und das Volk der Griechen in der freien Beweglichkeit hemmend, aber durch sein Dasein nicht die Natur der Dinge und die Gesetze des Völkerlebens verletzend, weil Macedonier und Griechen sich benachbart waren, weil sie durch Abstammung, Sprache und Sitte sich verwandt und befreundet fühlten. In ver-hältnißmäßig kurzer Zeit würde eine Verschmelzung beider Völker erfolgt sein, da sie Brüder waren von Anfang. Aber die Könige Philipp und Alexander glaubten die Kräfte ihres Volkes nicht allein auf die Unterwerfung Griechenlands wenden zu müssen, und ein macedonisch-griechisches Reich genügte ihrer stolzen und hochfahrenden Gesinnung noch nicht. Es bot sich noch ein anderes Feld leichterer und sichererer Triumphe, als sie in Griechenland gewonnen werden konnten, dar. Darum sollte Griechenland nur halb gewonnen werden, darum der Schein der Freiheit ihm noch bleiben, damit der äußerste und heftigste Kampf vermieden werden, der auf eine lange Zeit alle Kraft und alle That in Anspruch genommen haben würde. Die Griechen sollten vor der Hand den Macedoniern nur dienstbar werden, sie nur stärken zu dem großen Kampfe gegen die Perser, zur Gewinnung eines unermeßlichen Weltreiches, durch welches dann wiederum der Schein von Freiheit und Unabhängigkeit, der den Griechen noch geblieben, leicht und kampflos würde zusammengedrückt werden können. Dieser Gedanke, von König Philipp aufgefaßt, von Alexander, dem großem Sohne, ausgeführt, reizte durch die Leichtigkeit, mit welcher die Verhältnisse seine Vollendung zu versprechen schienen, lockte durch den

3. Die Geschichte der neuesten Zeit - S. 2

1877 - Köln : DuMont-Schauberg
2 1. Einleitung. Einzelnen, die nun von vielen Hemmungen befreit ward, liegen daneben. Wissenschaften und Künste, Handel und Gewerbe, die innere Bildung und der äußere Wohlstand haben diese segenvollen Wirkungen des Friedens im größten Umfange erfahren, der Erfindungs- und Unternehmungsgeist hat eine Epoche neuen Aufschwungs erlebt. Der ausgebreitetere Wohlstand ries in den unteren Ständen neue Bedürfnisse und Ansprüche hervor, und die Bestrebungen, diese zu befriedigen, erschufen jene Systeme des Welt-bürgerthucks und der Weltrepublik, des Socialismus und der Gütergemeinschaft, die, verwirklicht, den Weg zum ewigen Frieden unter den verbrüderten Völkern bahnen sollten, aber gerade die Keime neuer Erschütterungen enthielten, die zu Ende des nächsten Menschenalters (1848) den fahrlässigen Charakter der Zeit unterbrachen. Da man endlich die ersehnte Ruhe nach so großen Anstrengungen (wie 1813 und 1815) hergestellt hatte, so war nichts natürlicher, als daß man nun das für die Gegenwart mühsam Erreichte auch für alle Zukunft sicher zu stellen wünschte. Daher stellte man den Grundsätzen der Revolution, des Krieges, der Eroberungen, welche von Frankreich aus die Welt zerrüttet hatten, das Princip der Gegenrevolution, des Friedens, der Erhaltung, der Legitimität entgegen, und die Reaction gegen alle Richtungen, die bisher an der Zeit gewesen waren, wurde der Grundsatz fast aller europäischen Regierungen, sie wurde der hauptsächlichste Charakterzug der nächstfolgenden Zeit. Von den romanischen Völkern begonnen, pflanzt der Kamps gegen die Reaction sich zu den germanischen Nationen fort, ergreift die slavischen Stämme, dehnt sich über die europäischen Grenzen nach Afrika und Asien hinüber und setzt die südliche Hälfte der westlichen Hemisphäre in Brand. Es gibt kein Volk, das an diesem Streite nicht handelnd oder leidend betheiligt wäre: nicht die Westküste Asrika's, nicht die polyne-sische Inselwelt, nicht die Reiche Hinterindiens vermögen sich diesem großen Spiel zu entziehen, selbst die Länder, von denen unsere Väter sich nur Fabeln zu erzählen wußten, stehen nicht mehr außerhalb des Bereiches der Geschichte. Das ist es, was unsere Zeit auszeichnet, daß in jedem Culturvolke das regste,-über alle Gebiete des Staats und der Gesellschaft sich ausdehnende Leben herrscht, und daß alle andern Nationen nach und nach freiwillig oder gezwungen den Culturvölkern assimilirt werden. Es liegt nahe, unsere Zeit mit dem Uebergange vom Mittelalter zur neuern Zeit zu vergleichen. Damals beflügelte die Buchdruckerkunst den Kreislauf neuer Ideen und es fingen die Posten eben an, den Verkehr zu erleichtern: heut zu Tage bewegen sich auf den Schienenwegen Millionen von Menschen und Massen von Gütern in früher nicht geträumter Schnelligkeit, die „Weltpost" vermittelt gegen den bescheidensten Lohn die Beziehungen der entlegensten Länder, und für Mittheilungen in die Ferne setzt der Telegrapb den Unterschied von Raum und Zeit auf das kleinste Maß herab. Damals

4. Die Geschichte des Alterthums - S. 374

1861 - Köln : DuMont-Schauberg
374 X. Die macedonischen Reiche. Philipp und Alexander Macedonien ans früherer Bedeutungslosigkeit auf die große Bühne der Weltbegebenheiten geführt war, das Nächste und der Natur Gemäßere verabsäumt, der Ausbau eines macedonisch- griechischen Reiches unterlassen und dem Kühnem, Glänzendem, doch Naturwidrigem nachgestrebt. Wenn das Reich der Perser — denn dieses war cs, auf welches die kühnen Gedanken sich wandten — würde zusammengebrochen sein, wenn die ganze Fülle des unermeßlichen Neich- thumes, die ganze Macht, über welche die Perserkönige geboten, zu der macedonischen Kraft würde gewonnen sein, dann würde ja auch Grie- chenland seinem Schicksale nicht zu entgehen vermögen, und ohne Scha- den könne man bis dahin den Schein der Freiheit noch gewähren. Das waren die Gedanken, welche in Philipp's und Alexander's Seele lebten und welche auszuführcn ihnen vom Schicksal gegeben ward. Das per- sische Reich ward von König Alexanders Waffen gewonnen und Persien und Macedonien wurden zu einem Reiche verbunden. Wenn dieses persisch-macedonische Reich dauerte, so konnte das endliche Schicksal Griechenlands nicht zweifelhaft sein. Schon das Reich der Perser war eine Schöpfung wider die Natur gewesen. In seinem Schooße waren viele Völker des Morgenlandes zusammengedrüugt, zwischen denen Sprache, Religion und Sitte tren- nend stand. Sie strebten darum, so viel der schlaffe Geist des Mor- genlandes erlaubte, auseinander; aber sie waren durch die Gewalt der Waffen fast 2o0 Jahre von den Perserkönigen zusammen gehalten wor- den. Indessen waren die Perser doch in dem Morgenlande heimisch und ihr Reich war ein rein morgenlündisches. Vielen Völkern in des- sen Schooße waren sie verwandt, denn sie waren ein Glied der großen Völkerfamilie des Zend; und auch mit denen, welchen das Band der Völkerverwandtschaft sie nicht vereinte, verband sie doch die gemeinsame Weise des Morgenlandes. Jeden Falles standen die Perser den unter- worfenen Völkern ihres Reiches nicht so scharf entgegen, als Abendlän- der mit grundverschiedener Sitte, Religion und Sprache ihnen entgegen stehen mußten. Das neue Reich aber, welches von den Macedoniern unter König Alexanders Führung und Herrschaft in das Leben geru- fen ward, war eine Schöpfung, die so schroff, als nur irgend eine sein kann, den Anforderungen des Völkerlebens entgegen stand. Denn in diesem neuen, dem persisch-macedonischen Reiche, das unter König Alexan- der ein kurzes Dasein sah, waren Völker des Abendlandes und Völker des Morgenlandes, bei denen etwas Gemeinsames kaum aufzufinden war, buut zusammen gewürfelt. Es hatte sich ja dieses Reich über alle Länder, die den Persern gehorsam gewesen, ausgebreitet, reichte von den heitern Küsten Joniens am mittelländischen Meere bis zu dem ser- uen Indus, bis zu den Wasserfällen des Niles und bis zu dem Sande der Wüsten von Arabien und Libyen, und hatte das alte und einfache Stammland Macedonien, Griechenland, dessen Freiheit auf dem Rande des Untergangs stand, und die Küste von Thracien, welche zur Verbin- dung zwischen den abendländischen und den morgenländischen Theilcn des

5. Bd. 2 - S. 448

1860 - Köln : DuMont-Schauberg
448 m. Länder- und Völkerkunde. 8. Asien. ebenen des Südens hinab und begründeten hier höchst wahrscheinlich die allerälteste Civilisation der Menschen auf Erden. Die Zend- Völker wohnten Anfangs längs des Araxes, des Kaspi-See's, darauf stiegen sie über das Plateau hinüber und begründeten in den Ebenen des Opus eine der merkwürdigsten, mysteriösesten Urniederlassnngen Asiens. Ein Zweig desselben oder doch sicher eines nahe verwandten Völkerstammes — die innige Uebereinstimmung ihrer Sprachen bestätigt ihren gemeinschaftlichen Ursprung -— zog noch weiter, zog bis nach Indien und begründete hier das civilisirte Reich der Br ah min en. Arabien und Nord-Afrika empfingen ihre Bevölkerung von Soristan. Süd-Europa vielleicht auf demselben Wege durch Klein-Asien. Der Norden endlich ward durch die Ureinwohner des Kaukasus bevölkert, von denen in allmähliger Stufenfolge die Celten, die Germanen und andere Stämme ausgingen, welche die ihnen angebornc Ausdauer und muthige Kraft aufsparten zu den späteren Bestimmungen dieses Continentes. Die ebenen Fluren Babyloniens und Bactricns sind continental, aber nicht maritim wie die von Indien und China. Die Gegensätze der Natur sind auch im Westen immer noch stark bemerkbar, doch tre- ten sie hier nicht mehr so schroff hervor, wie im Osten. Es gibt hier noch sehr große Flächenräume, also auch sehr umfangreiche Staaten. Die Religionen, die politischen und socialen Bedingungen eines Volkes verrathen noch immer einen starken Einfluß, eine Oberherrschaft der rohen Natur, welche der Mensch noch nicht ganz bemeistern konnte. Die Civilisationen sind auch hier noch local, aber schon nicht mehr ganz isolirt. Die Natur aller dieser Regionen ist mehr zugänglich und tritt überall mit einander in Contact, wodurch die gegenseitige Wirkung auf einander erleichtert wird. Eine Vermischung ist möglich und sie findet auch wirklich statt. Das Bilden großer Monarchieen, welche von Indien bis Klein-Asien, von den Steppen Turans bis zu den Wüsten Arabiens reichten, ist ein wiederholt erneuertes Factum jeder Periode der Geschichte dieses Festlandes. Assyrien, Babylonien, Persien wurden nach und nach wieder unter die Herrschaft desselben Besiegers aller dieser verschiedenen Nationen vereinigt. Keinem glückte aber der Durch- bruch und das Beseitigen aller isolircnden Schranken besser als Alexander. Nur Aegypten blieb lange isolirt und repräsentirte in gewisser Hin- sicht die Natur der ost-asiatischen Staaten. Später mußte aber auch dieser Landstrich dem socialen progressiven Bildnngsgeiste der Griechen die Thore öffnen. So wurden denn die Völker und die Civilisationen West-Asicns vor der Absondcrungssncht und Selbstsucht bewahrt, welche so^ ver- hängnißvoll nachtheilig auf China und Indien eingewirkt haben. Schein- bar ging ihre specifische Nationalität verloren, aber nur scheinbar, denn genau genommen ward gerade hierdurch ein sehr fruchtbarer geistiger Samen unter die erobernden Nationen selbst gesäet, ans dem eine noch viel edlere Charakterblüthe der Civilisation entstehen konnte.

6. Bd. 2 - S. 712

1860 - Köln : DuMont-Schauberg
712 Hi. Länder- und Völkerkunde. E. Australien. dabei keinen Augenblick ihres Lebens sicher. Es liegt eine Anzahl ver- bürgter Beispiele vor, wo die plötzliche Anwandlung kannibalischer Last den Herrn trieb, sein Beil auf den Kopf des Unglücklichen zu schleu- dern, dessen Leichnam dann gebraten oder gebacken zur scheußlichen Mahl- zeit bereitet wurde. Eine zweite Ursache des Abnehmens der Bevölkerung ist die nnver- hältnißmüßige Minderzahl der Frauen, ein Uebelstand, der durch die vorherrschende Polygamie der Stammhäuptlinge noch an Fühlbarkeit und Erheblichkeit gewann. Die Erklärung dieses bis auf den heutigen Tag vorherrschenden Mißverhältnisses finden wir theils in der Barbarei, neugeborene Töchter nach Gutdünken und besonders wenn sie schwächlich oder mißgestaltet schienen, durch Eindrücken der Nase zu tobten r theils in der Sitte des Selbstmordes der Frauen nach dem Tode des Man- nes, theils endlich in der Übeln und verächtlichen Behandlung, welcher das weibliche Geschlecht in Neuseeland unterworfen war. Die Ursachen des Hinschwindens der Maoris sind zum großen Theil beseitigt, seitdem die Einwanderungen der Europäer mehr überhand ge- nommen haben. Der Kannibalismus ist, Dank den Fortschritten der Verbreitung des Christenthums, gegenwärtig ganz verschwunden. Die Polygamie schwindet immer mehr. Die frühere Lust an verheerenden Kriegen, welche großentheils aus Mangel an Beschäftigung und aus dem fanatischen Eifer der Blutrache entstand, weicht zusehends, wo der Sinn für friedliche Künste aufblüht, wo edlere Impulse oder auch nur Freude an ungestörterem Lebensgenuß erwachen. Die blutigen Heer- fahrten früherer Jahre haben entweder aufgehört oder einen milderen Charakter angenommen mit der Verbreitung unserer Fenergewehrc. Das Wohlgefallen an besseren und reinlicheren Wohnungen verdrängt die alten finstern, unsaubern Hütten, die man wegen ihrer Enge mit Schü- serkarren verglichen hat. Allein leider ist eine Reihe neuer Uebelstände ins Leben getreten, die ebenfalls, wenn auch in geringerem Maße, das Hinschwinden der Maoris befördern. Dazu gehören: europäische Krank- heiten, der Mißbrauch der Eingeborenen zu Arbeiten, die ihrer Gesund- heit nachtheilig werden, endlich das Ueberhandnehmen von hitzigen Ge- tränken und schädlichen Speisen. Es kann nicht Wunder nehmen, daß selbst ein so kräftiges Volk unter dem günstigsten Himmel und umge- den von einer fast paradiesischen Natur unter dem Einflüsse solcher Mißverhältnisse einem langsamen, aber allen Bemühungen der Abhülfe zuin Trotz unaufhaltsam scheinenden Untergange entgegensieht. Gewiß ist, daß die neuseeländischen Maoris mit den malayischen Be- wohnern der Südsee-Jnseln und vorzugsweise mit den Sandwichs-Insn- lanern verwandt sind. Dies ergibt sich aus der Aehnlichkeit der Sprache, der Gebräuche, der Sitten, der äußeren Erscheinung. Die körperlichen und geistigen Vorzüge der Neuseeländer sind ans der bevorzugten Na- tur ihres Bodens und Klima's erklärlich. Die Urtheile über den moralischen Charakter, über die geistige Be- fähigung, über den intellcctuellen Bildungsgrad, über den Sinn für

7. Bd. 1 - S. 457

1874 - Köln : DuMont-Schauberg
145. Die Völkerschaften in Oesterreich-Ungarn. 457 143. Die Völkerschaften in Oesterreich-llngarn. (Nach Freiherrn v. Czoernig in den Abhandlungen der Wiener Akademie, und Franz v. Löher, Die Magyaren und andere Ungarn, bearbeitet vom Herausgeber.) Die Deutschen wohnen compact in den Alpenländern und an den nördlichen Grenzgebirgen, durchdringen aber theils mit fest begründeten Co- louieen, theils mit isolirten Ansiedelungen unter anderen Volksstämmen das gesammte Staatsgebiet nördlich von den Alpen und erstrecken sich im Süden bis zum Adriatischen Meere, so daß man fast im ganzen Umfange des Rei- ches die deutsche Sprache, von Deutschen geredet, vernimmt. Noch weiter aber reicht die Macht und Wirkung der deutschen Sprache. Denn bis vor Kurzem (bis 1867), so lange man die Erbstaaten des Hauses Habsburg für ein untrennbares Ganzes hielt, ward das gesammte Staatswesen Oesterreichs vorzugsweise durch Deutsche geleitet; die deutsche Sprache war die des Heeres, die der Verwaltung, die der höhern Stände und überhaupt die der geselligen Bildung, vorzugsweise auch die Sprache der Pflege der Wissen- schaft und Kunst, so wie des höhern Unterrichts, der Gewerbe und des Handels und aller Anstalten für den Verkehr überhaupt. Der Deutsche be- währt sich auch in Oesterreich als ganz besonders zur Colonisirung befähigt; seine Leichtigkeit eine fremde Sprache zu erlernen und sich fremden Eigen- thümlichkeiten anzuschmiegen, macht ihn zum vorzüglichen Pionier der Cultur. Die Deutschen in Oesterreich gehören der überwiegenden Zahl nach den Ober-Deutschen Stämmen an und theilen deren Eigenschaften. Im Contacte mit anderen Nationalitäten zeigen sie die geringste Widerstandsfähigkeit, na- mentlich vermischen sie sich leicht mit den Magyaren, deren Adel und deren Städte viel deutsches Blut in sich aufgenommen haben; sie nehmen leicht fremde Sitte und Kleidung, zuletzt auch fremde Sprache an, ohne jedoch ihre übrigen deutschen Eigentümlichkeiten zu verlieren, und nur der stete Zuzug von Stammgenossen bewirkt es, daß sie die Ausdehnung ihrer Wohnsitze erhalten. Dagegen zeichnen sich die Nieder-Deutschen Sachsen in Sieben- bürgen durch ihre Zähigkeit im Festhalten am Hergebrachten aus; dadurch vermochten sie sich in ihrer Jsolirtheit zu erhalten. Der Magyarische Volksstamm nimmt die beiden großen Ebenen an der mittlem Donau ein, und sein Gebiet erstreckt sich gerade so weit, als sich die einförmige, flache Landschaft ausdehnt, bis an den Fuß des Gebirges, welches die compacten Wohnsitze der Magyaren im weiten Bogen umzieht. Dieser Stamm hatte die uralten Freiheits-Jnstitutionen errichtet. Sie allein bildeten jenseit der Leitha eine feste, rührige, politisch geschulte Masse von mehr als 5 Millionen, waren daher seit Jahrhunderten das vorherrschende Volk in Ungarn, oder vielmehr ihr Adel war es. Dieser Adel, kühn und entschlossen, offen und gerade, voll Mannesstolz und Festigkeit, kämpfte fast

8. Bd. 1 - S. 511

1874 - Köln : DuMont-Schauberg
166. Die Völkermischung in Ungarn. Sn schiffbar), die Unna, die Bosna, die Drinna. Diese Flüsse haben in ihrer Entwickelung sehr viel Aehnlichkeit. Sie stehen senkrecht aus ihrem Haupt- sammler. Wie die mährische Morawa oder March ein kleines Zwischenbassm zwischen dem obern und Mittlern großen Donaubecken bildet, so stellt die serbische Morawa ein ähnliches Zwischen- und Uebergangsbassin zwischen dem Mittlern und untern Donaubecken dar. Sie entsteht aus zwei ziemlich gleich großen Flußsystemen, dem der Ost- und dem der Westmorawa, die sich, aus entgegengesetzten Richtungen fließend, begegnen, vereinigen und den Hauptstamm der großen Morawa bilden, der direct nach Norden der Donau zufließt. 166. Die Völkermischung in Ungarn. (Nach Franz b. Löher, Die Magyaren und andere Ungarn.) In der westlichen Hälfte Europa's geht das Einschmelzen alles dessen, was von ehemaligen Völkerschaften übrig geblieben, rasch von Statten. Der Engländer macht jährlich einigen Tausend Wallisern, Nordschotten und Jr-. ländern den Garaus, sie werden Engländer, — die Franzosen lehren ihre Sitte und Sprache Provenyalen, Basken und Bretonen, — die Deutschen ger- manisiren Wenden, Lausitzer und Polaken. Im Osten unseres Welttheils aber, soweit sich Slaven ausdehnen, sitzen die Völkerschaften noch aus.klei- nen Gebieten dicht neben und unter einander, und will noch keine unter den anderen verschwinden. Die Nationalität ist hier noch immer stärker als die allgemeine Cultur, welche offenbar darauf hinsteuert, die Völklein auf- zulösen und Völker an ihre Stelle zu setzen. Die natürlichen Gesetze für solches Verschmelzen sind: 1) Der große Haufe hält sich länger beisammen, Einzelne und die vereinzelte Gemeinde gehen leicht in ihre Umgebung auf. 2) Die höher gebildete Art zieht, wenn nicht zu sehr in Minderzahl, die niedrigeren an sich. 3) In historischen, noch mehr in religiösen Erinnerungen liegt ein Hort von Widerstand, der nur durch gemeinsames Ringen in Politik und auf dem Schlachtfelde geschwächt wird. 4) Je lebhafter der Verkehr in einer Gegend, desto rascher geht die Ver- schmelzung vor sich. Diese Gesetze, und vorzüglich das letzte, wirken jetzt in Ungarn mit beschleunigter Bewegung. Der Rüthens hat gar keine Widerstandskraft, jede fremdartige Umge- bung wird ihm gefährlich, weil jede härter und geschäftiger ist. Er wird Magyar, Slovak, Walache, Deutscher; mit Südslaven kommt er weniger in Berührung. Nächst dem Ruthenen trifft das Loos, in ein anderes Volk aufzugehen, keinen häufiger, als den Deutschen und Magyar. Die weiche Empfang- lichkeit für Natur und Volk in der Fremde, und insbesondere die Schwierig-

9. Bd. 2 - S. 232

1875 - Köln : DuMont-Schauberg
232 Iii. Länder- und Völkerkunde. B. Asien. 282. Cultur der Japaner. (Nach I. G. Sommer, Taschenbuch zur Verbreitung geographischer Kenntnisse, und Emil von Schlagintweit, Japan, mit Zusätzen vom Herausgeber.) Die Japaner haben sich durch eigene Kraft zu einer bedeutenden Stufe der Gesittung emporgeschwungen und sind niemals einem andern Volke unter- than gewesen, die Entwickelung der Cultur und ihres staatlichen Lebens erlitt niemals eine Unterbrechung von außen. Die Europäer wurden im 16. Jhrhdrt. mit offenen Armen aufgenommen, die lernbegierigen Japaner griffen mit Lust nach den neuen Elementen der Bildung, das Christenthum fand Ein- gang bei allen Ständen. Sobald aber die staatliche Selbständigkeit dek Reiches dadurch gefährdet erschien, verbannten die Herrscher die vermeintlich schädlichen Gäste, rotteten deren Lehre aus und sperrten das Land gegen die Fremden ab. Während das chinesische Reich durch die tatarische Invasion in den tiefsten Verfall gerieth, erlangte die Nationalität der Japaner Festig- feit und Kraft in mehrtaufendjähriger ungestörter Fortbildung, wie sie kaum ein anderes Volk gehabt hat. Die ursprüngliche Religion der Japaner bezieht sich wie die Religion der anderen hochasiatischen Völker auf die Verehrung der Naturkräfte und ist zugleich, wie die chinesische ein Heroen-Cultus. Alle Andachtsübung scheint auf Erhebung der Seele an wunderbaren Naturkräften und mensch- licher Größe hinauszulausen. Diese eigentliche Staatsreligion oder der Sinto ist mit den Einrichtungen in Familie und Volk bei den Japanern verbunden und kennt weniger eigentliche Glaubenssätze als zahlreiche sittliche Vorschriften für das Leben, wie Erhaltung des reinen Feuers, als Sinnbild der Reinheit und Werkzeug der Reinigung; Sorge für Reinheit der Seele und des Leibes durch Gehorsam gegen die Gebote der Vernunft und die Landesgesetze und durch Enthaltung von allem Unreinen: Beobachtung der festlichen Tage; Wallfahrten und die Verehrung der Kamis (vermittelnde Gottheiten) sowohl in den Tempeln als zu Hause, wo jede Familie das Bild eines Kami in einer Hauscapelle oder in einem sonstigen Behältniffe auf- bewahrt. Unrein wird man durch den Umgang mit unreinen Menschen, durch Anhörung gottloser oder schändlicher Reden, durch den Genuß der Haus- thiere, durch die Befleckung mit Blut und die Berührung todter Körper. Die Unreinheit währt am längsten nach dem Tode eines nahen Verwandten. Während der Unreinheit ist der Besuch der Tempel und überhaupt jede Religionshandlung verboten; auch das Haupt muß stets bedeckt sein (bei den Männern mit einem Strohhut, bei den Frauen mit einem weißen Schleier), damit die Sonnenstrahlen, wenn sie darauf fallen, nicht ebenfalls verunreinigt werden; Thüren und Fenster der Wohnung bleiben geschlossen, außen zeigt eine Tafel den Zustand der Unreinheit an. Dieser Zustand
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