Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Die Geschichte des Alterthums - S. 646

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
646 Xi. Die Römer. ein für sie geschmücktes Fahrzeug, welches so gebaut war, daß es mit einem Druck aus einander ging. Der Anschlag aber mißlang, Agrippina wurde gerettet und auf eine ihrer Villen am Lucrinersee gebracht. Dort ward sie von einigen rohen Seesoldaten niedergehauen. Von Gewissensbissen gealtert, verließ Nero den Ort der gräßlichen That und sandte an den Senat ein Schreiben aus Seneca's Feder, worin er erzählte, daß seine Mutter gegen ihn einen Meuchelmord versucht, und weil dieser mißlungen, sich selbst getödtet habe. Der Senat beschloß, der ofsiciellen Darstellung entsprechend, Danks.'ste in allen Tempeln, und der gerettete Kaiser zog, von ganz Rom jubelnd begrüßt, wie im Triumph in die Stadt ein, und gab dort großartige Festspiele. Der Tod seiner Mutter befreite ihn von aller lästigen Aufficht, so daß er von jetzt an sich der rücksichtslosesten Befriedigung seiner Liebhabereien hingab. Zu diesen gehörten das Wagenlenken und das Citherspiel mit Gesang. Man richtete den sogen. Circus des Gaius (Caligula) im Va-ticanischen Thale her, und nur die Hofleute hatten vorläufig das Glück, die Leistungen ihres Herrn in der edlen Wagenkunst zu bewundern. Auch stiftete dieser das scenische Spiel der Juvenalia, wo er in eigenem Theater vor gewählten Zuhörern als Kitharöde auftrat und die angesehensten Männer und Frauen zwang, zu singen und zu tanzen. Als Dichter trug Nero ohne Kampf über alle Sänger den Sieg davon, weil keiner für würdig erfunden wurde, sich mit des Kaisers Virtuosität zu messen. Eben so wurde er bei den von ihm gestifteten Neronien, einem fünfjährigen Festspiel, welches musische, gymnastische und equestrische Spiele umfaßte, von einem ebenfalls auserwählten Publicum als Sieger in der Beredsamkeit ausgerufen, ohne daß er um den Preis gekämpft hatte; seine wiederholten Reden im Senate und wohl auch bei anderen Gelegenheiten schienen diesen Act höfischer Schmeichelei zu rechtfertigen. Burrus und Seneca boten zwar Alles auf, um den Fürsten vor Selbstentwürdigung zu bewahren, konnten es aber nur so weit bringen, daß^er nicht in den öffentlichen Theatern auftrat. Als aber Burrus im Anfange des I. 62 an einer Halskrankheit starb und mit dem Tode desselben auch der Einfluß des alten Seneca durch die Intriguen der nach Alleinherrschaft strebenden Poppäa Sabina aushörte, sanken alle Schranken für Nero, der nun zum vollendeten Wütherich heranreifte. Seiner edlen Gemahlin Octavia schickte er den Scheidebrief (wegen angeblicher Unftucht-barkeit), um die Buhlerin Poppäa zu heirathen, welche nun durch die gemeinsten Verläumdungen den Sturz der geschiedenen Kaiserin herbeizuführen suchte. Wirklich brachte sie es dahin, daß Nero feine erste Gemahlin, die er nie geliebt hatte, nach Campanien verbannte und nach kurzer Zeit umbringen ließ. Während ganz Rom über den Tod der edlen, erst zwanzigjährigen Frau jammerte, beschloß der Senat für diesen Mord Dankgebete den Göttern. Bald trat Nero mit Männern und Fraüen aus den vornehmsten Ständen öffentlich aus der Bühne (zuerst in Neapel) und als Wettrenner im Circus

2. Die Geschichte des Alterthums - S. 684

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
684 Xi. Die Römer. Geiserich gegen Rom vor und eroberten abermals die Stadt, die schonungsloser als einst von den Gothen behandelt wurde. Eine kaiserliche Macht gab es nicht mehr, die Männer, die in schnellem Wechsel mit dem kaiserlichen Namen bekleidet wurden, waren entweder ohnmächtige Werkzeuge in der Hand der Westgothen- und der Burgunderkönige, oder sie wurden vom Hofe zu Constantinopel, oder endlich von dem Willen jener barbarischen Kriegs-schaaren geleitet, die in Italien standen. Eine wahrhafte Macht erhob sich in diesem Lande erst wieder, als die Heruler, Rugier, Gothen, Thüringer und andere Deutsche, die im römischen Solde dienten, Odoaker, einen ihrer Genossen, der als gemeiner Kriegs-mann nach Italien gekommen war, zu ihrem Könige erhoben, um unter ihm eine feste Herrschaft sich hier zu begründen. Der letzte römische Kaiser vereinigte zufällig in feinem Namen die der beiden großen Stifter der Stadt und der Monarchie, er führte und entweihte die Namen Romulus und Augustus, welchen letztem die Zeitgenossen verächtlich in Augustulus verwandelten. Odoaker schonte das Leben des harmlosen Jünglings, setzte ihm eine Pension von 6000 Goldstücken aus und wies ihm das Lustschloß des Lucullus in Campanien zum Aufenthalte an.

3. Deutsche Geschichte bis zum Jahre 1648 - S. 16

1895 - Köln : DuMont-Schauberg
— 16 — _ So hat Karl Großes für sein Volk nicht nur im Krtege, sondern auch im Frieden geleistet, und mit Recht hat ihm die Nachwelt den Beinamen „der Große" gegeben Er starb in hohem Alter nach kurzer Krankheit im ^ahre 814; ferne Leiche wurde im Dome m Aachen feierlich beigesetzt. 1 Bei feinem Tode erstreckte sich das fränkische Reich vom Ebro und Tiber im Süden bis an die Nord- und Ostsee im Norden, vom atlantischen Ocean im Westen bis zur Elbe und Raab im Osten. Y. Deutschland bis nun Frieden. 843—1648. 1. Die Karolinger. 843—911. Jas gewaltige Reich Karls des Großen wurde im Jahre 843 von seinen Enkeln durch den Vertrag von Verdun geteilt. Das Land rechts vom Rhein fiel an Ludwig; auf der linken Seite erhielt er noch einen schmalen Randstreifen, ungefähr von der Nahe bis nach Bafel. Dazu kam 870 durch den Vertrag zu Merfen ct. d. Maas das Land zwischen Rhein, Schelde und den Vogesen, welches von einem Urenkel Karls des Großen, dem Kaiser Lothar Ii., den Namen Lothringen erhalten hat. Die Länderstrecke südwestlich von Lothringen bis zu den Pyrenäen heißt von da an Frankreich, während die Ludwig zugefallenen Länder, die von rein deutschen Völkerschaften bewohnt waren, Deutschland genannt wurden. Ludwig heißt deshalb auch Ludwig der Deutsche. Die Hauptvölkerschaften seines Reiches waren die Lothringer, die Franken, die Sachsen, die Alemannen und Bayern. Der Stamm der Franken, welcher in dem großen einheitlichen Reiche der herrschende gewesen war, blieb auch einstweilen in dem neugebildeten deutschen Reiche der mächtigste. 11182701

4. Deutsche Geschichte bis zum Jahre 1648 - S. 22

1895 - Köln : DuMont-Schauberg
— 22 — ©ofjne und seinem Schwiegersöhne, herbei. Dieselben gewannen bedeutenden Anhang 'ute’eioen der inneren Unruhen benutzten die Unaarn H emmal mit furchtbarer Macht in Deutschland emzubrechen. ^hre Hauptmacht hatten sie in Süddeutsch-land einrücken lassen. Ein Teil belagerte Ä “m!er^etn'„rau6ten und Plünderten. ■Vk nach te Folge ihres Einfalls war aber eine aanr Bts^rmi hf,e rotoa-tet [)atten' Nämlich sehr diele, die es ab teils well fj^ore“ jemten hatten, fielen von diesen , teuv Werl sie m Otto die einzige Rettuua vor den Ungarn erblickten, teils weil sie es für eine Schmach hielten langet bet den Verwandten des Königs auszuharren da sie glaubten, die Ungarn seien auf deren Veranlassung ins Schwiegersohn nullen des mm tourbe ihnen oerziehen, und ©Acttm fipt I Wm die Ungarn. Diese zogen ihre Scharen der Angvbnrg aus dem linken User des Lech war^^iev^nn sich em heißer Kampf. Am Abend c y- Sreg der deutschen vollständig. Otto wurde von rterr '^£.ere 5? ^Qter des Vaterlandes und als fosan tf/9är s der Ungarn war gebrochen; f Deutschland von ihren Einfällen gänzlich verschont flo £ fta f ^/ g^ch^cht fand am Laurentiustage (10. August) des Jahres 955 statt. Rpwwsr ^ aruf dem Lechfelde wäre Otto am Jm t n^^tahm Wogen, um sich auch vom Papste zum Kaiser fronen zu lassen, aber er wurde durch ^fiasn9 ha11? aert. ^tanb 5er wenden an der Ostgrenze ferqehalten^ Im Jahre 961 rief aber der Än £7? Verengen; zu Hülfe, der sich um putsche Oberhoheit wenig kümmerte und seine Macht nl^Xlm^0m ausgebreitet hatte. Otto zog mit einem £aä) Julien. In raschem Siegeszuge ?Xq<S> ] ?om bor und wurde hier im Anfang des ä nnt feiner Gemahlin feierlich vom Papste ^.Zonftztan führte er den Titel „Römischer Kaiser": Nation" "*** ^iß0c ^mische Reich deutscher

5. Deutsche Geschichte bis zum Jahre 1648 - S. 5

1895 - Köln : DuMont-Schauberg
— 5 — Die nordwestliche Seite der Pyrenäischen Halbinsel besaßen die (Sueben. Den übrigen Teil der Halbinsel hatten die Westgoten erobert, deren Reich mit der Haupstadt Tolosa (Toulouse) nördlich bis nahe an die Loire reichte. Zwischen Loire und Seine und an beiden Usern dieser Flüsse hatte sich noch ein Überrest des weströmischen Reiches unter Syagrius erhalten. Im Norden hiervon saßen die Franken, deren Gebiet sich von der Mündung der Somme (Frankreich) und des Rheines bis zu den Quellen der Weser und zur fränkischen Saale erstreckte und im Süden bis an den Main reichte. Der Nordosten dieses Gebietes von der Eder bis zur Werra wurde von den Hessen bewohnt. Nördlich von den Franken, zu beiden Seiten der Weser, wohnten die Sachsen, die sich über die Elbmündung bis ins Holsteinsche hinein ausdehnten. Im Südwesten kanr ihr Gebiet fast bis an den Rhein. An den Usern der Nordsee und auf den Inseln derselben war von den Mündungen des Rheins bis zur Mündung der Weser der mit den Sachsen verwandte Stamm der Friesen ansässig. In England hatten sich die Angelsachsen niedergelassen. Östlich von den Franken und Sachsen wohnten die Thüringer; ihre Herrschaft reichte im Osten bis zur Elbe, im Süden bis zur Donau. Südöstlich von ihnen, bis weit in die Alpen hinein, lagen die Besitzungen der Bayern, die in den Alpen an die Ostgoten heranreichten. Letztere hatten zur Zeit ganz Italien in ihrem Besitz. t Zwischen dem Reiche des Syagrius, den Franken und Thüringern lag das Land der Alemannen, welches vom Main bis in die Alpen und von der Maas im Westen bis zum Lech im Osten reichte. Zn beiden Seiten der oberen und mittleren Rhone, eingeschlossen von den Westgoten, den Franken, Alemannen und Ostgoten, lag das Reich der Burgunder. Fügt man noch hinzu, daß im Anfange des 6. Jahrhunderts die Lougobarden die östlichen Grenznachbarn der

6. Deutsche Geschichte bis zum Jahre 1648 - S. 11

1895 - Köln : DuMont-Schauberg
— 11 — Frieden. Einen Teil des Landes nahm er ihnen ab und schenkte denselben dem Papste. Diese Schenkung bildet den Anfang des späteren Kirchenstaates. Das Ansehen und der Ruhm Pipins und seiner Franken wurden durch diesen glücklichen Feldzug noch bedeutend erhöht. In die Regierungszeit Pipins fällt das Lebensende eines Mannes, der sich um die Ausbreitung des Christentums in Deutschland die höchsten Verdienste erworben hat. Es ist dies der Hl. Bonisaeius. 4. Der heilige Bonifacius. Zur Zeit Chlodwigs und seiner Nachkommen war das Christentum aus der linken Seite des Rheines ziemlich allgemein verbreitet/ auch aus der rechten Seite des Stromes war, soweit das Reich der Franken sich erstreckte, das Christentum zur Herrschaft gelangt. Allein die Stämme der Hessen und Thüringer, welche weit vom Rheine ab wohnten, und auch das große Volk der Sachsen beteten noch die alten Götter an. Der Versuch, sie zum Christentum zu bekehren, war schon mehrfach gemacht worden, aber immer nur mit geringem Erfolge. Erst im Anfange des 8. Jahrhunderts wurde die Gegend zwischen der oberen Lahn und dem oberen Main und das Quellgebiet der Weser dem Christentum gewonnen. Auch die Stämme der Thüringer und Bayern schlossen sich an. Weil aber mit der Bekehrung dieser Völkerschaften Außerordentliches erreicht war, so hat man den Mann, dessen Bemühungen dies zu danken ist, den Apostel der Deutschen genannt. Er hieß Winfried und stammte ans dem deutschen Volke der Angelsachsen, welche ungefähr 300 Jahre vorher England erobert und dann das Christentum angenommen hatten. Sein erster Versuch, die der englischen Küste gegenüberwohnenden Friesen zu bekehren, schlug fehl. Mehr Erfolg erzielte er an der Lahn und am Main, wohin er steh nach einer Besprechung mit dem Papste wandte. Hier war der Boden für das Christentum durch den Verkehr mit der benachbarten fränkischen Bevölkerung, die dem christlichen Glauben angehörte, doch wenigstens in etwa vorbereitet. Wesentliche Fortschritte machte er aber auch hier erst nach

7. Die Geschichte der letzten 50 Jahre - S. 180

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
180 16. Die belgische Revolution. b. Trennung Belgiens von Holland 1830. Erst vier Wochen nach der Juli-Revolution kam die lang ver- haltene Aufregung in Brüssel zum Ausbruche, als am Geburtstage des Königs, 25. August, die damals noch neue Oper „die Stumme von Portici" aufgeführt wurde, deren Gegenstand der Aufstand des Masaniello in Neapel (im Jahre 1647) bildet. Jede Stelle, die der aufgeregten Leidenschaft schmeichelte, ward von dem überfüllten Hause mit jubelndem Beifalle ausgenommen, und nach dem Schlüsse der Vorstellung stürzte sich die rasende Menge nach den Wohnungen des Polizei-Directors und des Justiz-Ministers van Maanen; erstere wurde demolirt, letztere erst geplündert, dann in Brand gesteckt. Am 26. August bildete sich eine Nationalgarde, welche die Anarchie niederhielt; doch am Nachmittage wurde schon über dem Rathhause die schwarzrothgelbe Fahne von Brabant aufgepflanzt, als das erste Zeichen des Strebens nach Unabhängigkeit. Während eine Deputa- tion der vornehmsten Einwohner Brüssels nach dem Haag reiste, um den König mündlich zu ersuchen, den Belgiern die längst ge- wünschten Concessionen (Entfernung van Maanen's, ein besseres Wahlsystem, Geschwornengerichte, wie zur französischen Zeit, Ver- antwortlichkeit der Minister, Amnestie für die politisch Verurteilten) zu gewähren, ahmte ganz Belgien das Beispiel der Hauptstadt nach: allenthalben, besonders in den wallonischen Provinzen, stand das Volk auf, die Arbeiter zerstörten (namentlich in Verviers) die Ma- schinen, verbrannten die Häuser der verhaßten holländischen Beamten und zogen nach Brüssel, um den Sieg der Revolution entscheiden zu helfen. Der König wollte nicht furchtsam erscheinen und wies die Forderungen der Deputation zurück. Zugleich sendete er seine beiden Söhne nach Belgien: der ältere, Wilhelm von Oranien, sollte mit seiner bekannten Popularität den Weg der Unterhandlun- gen und Versprechungen versuchen, der jüngere aber, Prinz Friedrich, bei Vilvorde möglichst viele Truppen zusammenziehen. Der Prinz von Oranien wurde zwar von der Nationalgarde freundlich ausge- nommen, aber seine Proclamation von dem mißtrauenden Pöbel verbrannt. Diese bedenkliche Lage bestimmte ihn, am 3. September eine legislative und administrative Trennung Belgiens von Holland anzubieten, so daß beide Länder ihre besonderen Kammern und jedes ein eigenes Ministerium haben und nur durch Personal-Union der- selben Dynastie angehören sollte. Der König, ohne sich damit ein- verstanden zu erklären, berief die Generalstaaten nach dem Haag auf den 13. September; die Thronrede berührte zwar den eigent- lichen Zweck der Einberufung der Kammern, die Berathung über die Trennung Belgiens von Holland, stellte sie aber nicht als eine un- vermeidlich gewordene Nothwendigkeit dar. Diese Unentschiedenheit der Thronrede und der schwerfällige Gang der Verhandlungen er- zeugten neues Mißtrauen, und die Belgier glaubten vom Prinzen

8. Die Geschichte der letzten 50 Jahre - S. 348

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
348 34. Die Revolutionen in Deutschland im Jahre 1848. den (damals abgefallenen) lombardisch-venetianischen Ländern gänz- lich absah, so daß man nicht wußte, ob die Regierung die Lombar- dei anfgegeben, oder ob sie dieselbe nach der Wiedereroberung absolu- tistisch regieren wolle. Die Czechen fanden die Autonomie der Pro- vinzen in der Verfassung zu wenig gewahrt, beruhigten sich aber einstweilen in dem festen Glauben, daß die bereits am 8. April 1848 Böhmen verliehene Verfassung (s. Nr. 37) ein Prioritätsrecht besitze. e. Die März-Revolution in Berlin. In Preußen war eben so viel Gährungsstoff wie in Oesterreich, wenn auch von theilweise anderer Beschaffenheit und anderem Ur- sprung, vorhanden. Preußen war durch die ideellen Schätze, in deren Besitz sich seine Bevölkerung befand, eines der am weitesten fortge- schrittenen Länder der Welt, während seine politischen Zustände tief unter dieser geistigen Höhe standen. Allerdings boten auch die öf- fentlichen Einrichtungen manche ausgezeichnete Erscheinungen dar. Die Verwaltung, namentlich der Finanzen, die Militär-Organisation, die Sorge für die inneren Communicationen und die Landescultur wurden selbst vom Ausland als musterhaft angesehen. Aber der Umstand, daß Preußen, obgleich der größte reindeutsche Staat, sich mit mittelalterlichen Provinzialständen begnügen mußte, während Mittel- und Kleinstaaten constitutionelle Staats-Verfassungen besaßen, gab schon zu erkennen, daß es an zeitgemäßer politischer Entwicklung, anstatt Deutschland voranzugehen, hinter einem Theile desselben zu- rückgeblieben war. Eine Unzufriedenheit mit dem Bestehenden war schon seit Jahren vorhanden, schien aber mehr in den Provinzen, als in der Hauptstadt verbreitet zu sein, als plötzlich am 6. März eine Versammlung auf einem Platze vor den Zelten, einem Vergnü- gungsorte im Thiergarten, abgehalten, und daselbst über die Forde- rungen des Volkes berathen wurde, die in Form einer Petition an den König ausgesprochen werden sollten. Die Polizei verhinderte die Absendung einer Deputation nach dem königlichen Schlosse, ließ aber zu, daß dieses Schriftstück an öffentlichen Orten zur Sammlung von Unterschriften aufgelegt wurde. Der König hatte ein lebhaftes Mißfallen über diese Kundgebungen geäußert. Am 13. März kam wieder eine große Menge Menschen zur Besprechung über die Ereig- niffe des Tages vor den Zelten zusammen. Beim Nachhausegehen fanden die Tausende von Teilnehmern an dieser Versammlung unter den Linden, in der Nähe des Schlosses und den benachbarten Straßen Truppen aufgestellt und sogar Kanonen aufgefahren. Es kam zwischen einzelnen Volkshaufen und den Infanterie- und Caval- lerie-Patrouillen hier und da zu einem Zusammenstoß, wobei einzelne Personen starke Verwundungen erhielten. Am 14. März empfing der König eine Deputation des Magistrats und der Stadtverordneten

9. Die Geschichte der letzten 50 Jahre - S. 542

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
542 60. Der Krieg in Deutschland und Italien. beschäftigen, zu theilen und über die Mainlinie hinaus zu drängen, vollständig gelöst. Sie bestand aus den 3 Divisionen, welche Hanno- ver und Kurhessen besetzt hatten. Diesen drei Divisionen standen fast drei Bundes-Armeecorps (das 7. und 8., ein Theil des 9. und des 10.) gegenüber. Die einheitliche Leitung und die Rasch- heit des Handelns auf preußischer Seite mußte dieses Mißverhält- niß, gegenüber der Zersplitterung, Unschlüssigkeit und Langsamkeit aus der andern Seite, ausgleichen. So wurde schon gleich im Anfang der Plan der Hannoveraner, in Vereinigung mit den Süddeutschen eine feste Stellung zur Tren- nung der beiden preußischen Landestheile einzunehmen, durch die Schnelligkeit der preußischen Bewegungen und die Langsamkeit der Baiern vereitelt (s. S. 536). Nach der Capitulation der Hannovera- ner vereinigten sich die drei Corps der Generäle v. Manteuffel, v. Goeben und v. Beyer unter dem Oberbefehl des General-Lieute- nants Vogel v. Falckenstein. Diese Main-Armee ging unter fort- währenden kleinen Gefechten von Eisenach westwärts über Fulda nach dem Main, warf die baierische Cavallerie bei Hünfeld zurück und drängte das baierische Hauptcorps am 4. Juli bei Dermbach zwi- schen Eisenach und Fulda zur Seite, zog daun zwischen den beiden feindlichen Corps (dem gemischten Bundes-Armeecorps unter Prinz Alexander von Hessen und den Baiern) nach Fulda und wandte sich am 9. nach Unterfranken. Am 10. forcirte die Avantgarde des Ge- nerals v. Manteuffel (die Division Goeben) die Uebergänge über die fränkische Saale und schlug die Baiern, welche hinter der Saale Stellung genommen hatten, an fünf Punkten: bei Hausen an der fränkischen Saale, bei Waldaschach (nördlich von Kissingen), bei Friedrichshall, bei Kissingen und bei H ammelburg; an den beiden letzteren Orten war der Kampf am hartnäckigsten; die Baiern zogen sich am 11. Abends auf das linke Mainufer zurück. Die siegreiche Division Goeben aber wandte sich westwärts auf der den Spessart durchschneidenden Linie Gemünden-Aschaffenburg gegen das Armeecorps des Prinzen Alexander von Hessen, um dessen Vereini- gung mit den Baiern (unter Prinz Karl) zu verhindern. Nachdem die Brigade Wrangel (von der Division Goeben) am 13. Abends die darmstädtische Division bei Laufach (nordöstlich von Aschaffenburg) zurückgeworfen hatte, erfolgte am 14. das scharfe, aber siegreiche Treffen bei Asch affen bürg gegen die (unter dem General Neip- perg) vereinigten Oesterreicher, Kurhessen und Darmstädter. Aschaffen- burg ward von den Preußen erstürmt und auch hier die Bundes- truppen über den Main zurückgedrängt, die nun Frankfurt und Hanau aufgeben mußten. Am 16. Abends zog General Vogel v. Falcken- stein mit der Brigade Wrangel in Frankfurt ein, von wo der Ueberrest der Bundestags-Gesandten einige Tage vorher seinen Sitz nach Augsburg in den Gasthof „zu den drei Mohren" verlegt hatte. Die Stadt Frankfurt, durch deren Besetzung nun das ganze rechte

10. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 302

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
302 Zweiter Zeitraum: 1648—1789. Schlöffe und einem kleinen Dorfe bestand. Die freie Lage, die geringe Entfernung von Paris und die schon vorhandenen Anlagen trugen dazu bei, ihn zu bestimmen, das bereits vorhandeneschloß weiter auszubauen, welches auch das Hauptgebäude der ganzen Anlagen bleiben sollte. Erst 1710 ward der Bau mit einer Kirche beendet, welche allein über drei Millionen Livres kostete. Das Innere wurde mit verschwenderischer Pracht und mit den Werken der vorzüglichsten französischen Maler damaliger Zeit ausgestattet. Die öde Umgegend wurde in einen ausgedehnten Park umgewandelt, welcher mit zahlreichen marmornen und bronzenen Statuen und Vasen geschmückt wurde; im Dor^Lllel^wurde ein zweites prachtvolles Schloß und ein anderes für die Montespan zu Clagny, nahe bei Versailles, erbaut. Durch die Nähe des Hofes und durch die Begünstigungen, welche der König Baulustigen gewährte, stieg die Bevölkerung von Versailles bald auf 30,000 Menschen. Als Ludwig des Glanzes und des geräuschvollen Treibens in Versailles überdrüssig wurde, wählte er zum Bau eines einfachen, einsamer gelegenen Schlosses das enge Thal bei Marly, welches er durch allmähliches Abstechen der es einschließenden Hügel erweitern und mit großen Kosten durch Wasserleitungen und Baumpflanzungen in einen Park umgestalten ließ. Auch die Schlöffer von St. Germain, Fontainebleau und Chambord, so wie das Louvre und die Tuilerieen wurden vergrößert und verschönert. Das Selbstgefühl, welches dem Könige das Bewußtsein der Erhabenheit seiner königlichen Würde einflößte, ward noch durch die Schmeicheleien nicht allein der Hofleute, sondern auch der Geschichtschreiber und Dichter erhöht. Corneille hatte schon 1650 in dem Prolog zu seiner Andromeda den Sonnengott die Verheißung aussprechen lassen, daß Alexander und Cäjar einst an den W«fl£U- Lutzwiall aefesselten Besiegten gleichen würden. Racine erhob 1665 in der an den König ^gmchieten Widmung seines Mäander denselben weit über diesen und nennt ihn den wmsten Kföitig der Erde; in einer akademischen Rede (1685) bezeichnet er seine @efchichte~afi"eine Kette von wunderbaren Thaten, als eine ununterbrochene Reihe von Wundern! Solche Lobpreisungen und die Schmeicheleien, welche in noch stärkerem Maße von den Hofleuten geäußert wurden, mußten den König immer mehr in der Einbildung bestärken, daß er allein der Schöpfer der Macht und Größe Frankreichs, und seine Minister und Feldherren nur die Werkzeuge für die Ausführung seiner Gedanken und seines Willens seien, daß seine Ansichten unfehlbar und daß es ein Verbrechen sei, auch nur eine andere Meinung haben zu wollen. Doch es genügte ihm nicht, daß auch der leiseste Widerspruch gegen seine politischen Grundsätze, gegen die Unumschränktheit der königlichen Macht verstummt war, er wollte auch, daß Niemand in seinem Reiche andere rlli^Lj^Vorstmungen hege als diejenigen, welche er für die richtigen hielt, und er begann jede Abweichung von diesen mit größerer Strenge als früher zu verfolgen, seitdem er durch den Einfluß einer Frau,
   bis 10 von 225 weiter»  »»
225 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 225 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 15
2 2
3 51
4 14
5 14
6 1
7 16
8 4
9 20
10 21
11 1
12 7
13 9
14 1
15 2
16 7
17 8
18 71
19 0
20 4
21 1
22 11
23 2
24 12
25 2
26 0
27 0
28 6
29 7
30 4
31 1
32 25
33 1
34 9
35 4
36 3
37 44
38 15
39 3
40 10
41 2
42 2
43 16
44 12
45 52
46 5
47 0
48 26
49 28

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 2
1 28
2 1
3 44
4 20
5 40
6 2
7 0
8 9
9 4
10 3
11 6
12 1
13 17
14 1
15 0
16 11
17 39
18 14
19 1
20 3
21 18
22 1
23 7
24 1
25 7
26 5
27 5
28 13
29 3
30 2
31 1
32 9
33 8
34 0
35 26
36 2
37 0
38 0
39 4
40 5
41 2
42 3
43 16
44 4
45 17
46 8
47 1
48 42
49 24
50 30
51 6
52 9
53 3
54 1
55 1
56 2
57 6
58 2
59 0
60 0
61 4
62 5
63 0
64 2
65 19
66 31
67 0
68 2
69 0
70 35
71 9
72 2
73 3
74 5
75 8
76 58
77 24
78 3
79 1
80 17
81 2
82 7
83 10
84 3
85 2
86 2
87 29
88 2
89 1
90 0
91 3
92 84
93 24
94 21
95 16
96 3
97 6
98 19
99 10

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 570
1 45
2 137
3 57
4 98
5 177
6 586
7 465
8 21
9 281
10 134
11 136
12 153
13 93
14 58
15 170
16 359
17 109
18 56
19 204
20 107
21 106
22 129
23 45
24 195
25 250
26 182
27 180
28 63
29 243
30 126
31 104
32 219
33 984
34 304
35 103
36 55
37 146
38 26
39 309
40 127
41 100
42 55
43 147
44 83
45 167
46 53
47 163
48 207
49 286
50 110
51 316
52 138
53 97
54 260
55 112
56 63
57 55
58 126
59 1190
60 66
61 97
62 346
63 103
64 181
65 77
66 12
67 347
68 92
69 24
70 18
71 164
72 65
73 865
74 103
75 162
76 180
77 231
78 48
79 181
80 241
81 1793
82 123
83 225
84 28
85 206
86 105
87 171
88 405
89 125
90 142
91 345
92 116
93 61
94 10
95 112
96 15
97 110
98 502
99 68
100 658
101 15
102 231
103 377
104 96
105 52
106 31
107 48
108 153
109 304
110 129
111 68
112 116
113 62
114 50
115 167
116 118
117 65
118 98
119 249
120 112
121 336
122 90
123 119
124 104
125 78
126 241
127 939
128 167
129 389
130 11
131 566
132 144
133 147
134 229
135 14
136 1854
137 29
138 114
139 102
140 468
141 51
142 302
143 338
144 44
145 141
146 161
147 18
148 215
149 50
150 175
151 86
152 259
153 181
154 55
155 319
156 439
157 60
158 137
159 245
160 140
161 22
162 143
163 102
164 36
165 172
166 593
167 115
168 54
169 92
170 37
171 188
172 196
173 605
174 46
175 1252
176 296
177 1249
178 145
179 358
180 51
181 116
182 1637
183 874
184 171
185 79
186 207
187 103
188 148
189 195
190 46
191 186
192 146
193 451
194 77
195 80
196 99
197 265
198 171
199 110