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1. Die Geschichte des Alterthums - S. 421

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
115. Numa Pompilius. 421 115 Nilma Pompilius. (Nach Fr. Do r. Gerl ach und I. I. Bachofen, Geschichte der Römer.) Mit Romulus' Tode trat eine neue Stufe der Entwicklung in der Verfassung des römischen Staates ein. Sei es, daß Romulus feine männlichen Leibeserben hinterließ, fei es, daß der Gedanke eines Erdreiches überhaupt dem Zeitalter fern lag, es erhoben sich unmittelbar nach dem Tode des Königs Streitigkeiten über den erledigten Thron, und diese führten zum Wahlreich. Die hundert Senatoren aus dem Stamme der Ramnes beanspruchten die königliche Würde als ein Anrecht ihres Standes, wogegen die Sabiner, welche nach dem Tode des Tatius geduldig die Alleinherrschaft des Romulus ertragen hatten, jetzt um so mehr besondere Berücksichtigung ihres Volkes verlangten. Zunächst ward folgender Ausweg ergriffen: die hundert Väter des romulischeu Senats wurden in zehn Dekaden eingetheilt, deren jede fünf Tage die höchste Gewalt bekleidete, indem Einer, mit allen Abzeichen der königlichen Würde geschmückt, die Herrschaft übte. Unter diesem beständigen Wechsel der Regenten verfloß ein Jahr, das Zwischenreich (Interregnum) genannt. Aber dem Volke erschien die Vielherrschaft weit drückender, als eines Königs unumschränkte Macht, woraus man sich dahin verständigte, daß die Stellvertreter des einen Stammes die Wahl treffen, dagegen der Gewählte dem anderen Stamme angehören follte. Die Wahl ward von den Sabinern den Römern überlassen, und diese wählten einen Sabiner, den Numa Pompilius, den Schwiegersohn des Königs Tatius. Mehr noch als Abstammung und Geburt, hatte der Ruf der Gerechtigkeit und Frömmigkeit ihn empfohlen. Nach dem Tode feiner Gattin mochte er gerne im Thal von Aricia verweilen, wo im dunkeln Walde Egeria, eine den Mnfen befreundete Göttin, den frommen Mann durch ihren Rath leitete und ihm die Kunst offenbarte, selbst die Götter seinem Willen dienstbar zu machen. Dadurch wuchs die Bewunderung des Volks; alles was Numa sagte und that, schien die Weihe des Göttlichen zu tragen. Numa, an die Spitze eines Volkes gestellt, welches, aus verschiedenartigen Bestandtheilen erwachsen, unter beständigen Kämpfen gegen Außen noch nicht zur innern Eintracht und Festigkeit gelangt war, erkannte die Nothwendigkeit, den wilden, unbändigen Sinn des Volkes durch Gesetz und Recht zu zügeln und durch die Macht des Glaubens zu bezwingen. Daher hat er nicht nur Tempel gebaut, Feste und Opfer gegründet, Priester bestellt und ihre Verrichtungen geordnet, sondern ^alle Lebensverhältnisse hat er unter den Schutz der Götter gestellt. Zugleich aber bestätigte er, um das Volk des Romulus zu versöhnen, dessen göttliche Verehrung als Quirinus, indem er, wie für den Dienst des Jupiter und des Mars eigene Priester (Flamines) geordnet waren, auch für den Romulus einen solchen ausstellte, welcher den

2. Die Geschichte des Alterthums - S. 458

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
458 Xi. Eie Römer. 126. Das Äckergesetz des Sp. Cassius. (Nach A. Schwegler, römische Geschichte.) Spurius Cassius war der hervorragendste Mann unter seinen Zeit-genoffen. Er schloß in seinem ersten Consnlat (502) Frieden mit den Sabinern; in seinem zweiten Consnlat (493) das Bündniß mit den Latinern: in seinem dritten Consnlat (486) das Bündniß mit den Hernikern. Auch der Vergleich mit der ausgewanderten Plebs scheint nicht ohne seine Mitwirkung zu Stande gekommen zu sein. Für seine Geistes- und Charaktergröße zeugt aber vor Allem sein Ackergesetz, indem er es wagte, über die tiesgewurzel-ten Vorurtheile seiner Kaste sich wegzusetzen, seine Standesgenossen (die Patricier) in ihren wichtigsten Interessen zu verkürzen, die Rache eines mächtigen, an seiner empfindlichsten Seite, seinem Eigennutz, gekränkten Standes gegen sich herauszufordern. Um so mehr ist zu beklagen, daß über sein Ackergesetz, seinen Proceß, seinen Untergang so wenig Eingehendes und Zuverlässiges überliefert worden ist. Nicht einmal über die Art seines Todes sind die Nachrichten einstimmig. Wie das cassische Ackergesetz gelautet hat, läßt sich nur errathen. Cassius wird, wie man muthmaßen darf, beantragt haben, einen verhältnißmäßigen Theil des gemeinen Feldes der Plebs zu assigniren, das Uebrige den Patriciern zur Nutzung zu überlassen, doch gegen Entrichtung einer Nutzungssteuer. Dieses Ackergesetz war von Cassius eingebracht und durchgesetzt worden. Die Patricier dagegen waren entschlossen, es nicht auszuführen. Es war vorauszusehen, daß in Folge dieser Weigerung ein heftiger Kampf mit der Plebs ausbrechen werde. Darum mußte vor Allem derjenige Mann bei Seite geschasst werden, der in diesem Kampfe das natürliche Haupt, der kräftigste Führer der Plebs gewesen wäre und ihr vielleicht zum Siege verhelfen hätte. Auch gewährte die öffentliche Verurteilung und Hinrichtung des Sp. Cassius den großen Vortheil, daß sie sein Ackergesetz als das Werk eines Hochverräthers brandmarkte und den Patriciern einen scheinbaren Vorwand gab, sich der Ausführung desselben zu entziehen. Die Anklage ging forme! auf Perduellio, d. H. auf Streben nach der Alleinherrschaft. Aber an welche Volksversammlung sie gebracht worden ist, darüber gibt uns kein Geschichtschreiber bestimmte Auskunft, was ohne Zweifel darin seinen Grund hat, daß in den Chroniken hierüber nichts verzeichnet war. Cicero und Livius berichten einfach, das Urtheil sei vom „populus“ gefällt worden, und dies ist ohne Zweifel der Wortlaut der alten Chroniken, die unter populus nach altem Sprachgebrauch die patricifche Bürgerschaft oder die Curien verstanden haben. Welche Todesstrafe an dem Verurtheilten vollzogen worden ist, melden die meisten Geschichtschreiber nicht mit bestimmten Worten. Wenn Dionysius

3. Die Geschichte des Alterthums - S. 460

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
460 Xi. Die Römer. "achdem ihre Stimmen bei der Consulwahl gegen ihn gewesen waren, so daß seine Bewerbung scheiterte. Als nun in Folge der Entweichung' der Plebejer auf den heiligen Berg, die gerade zur Saatzeit Statt gefunden hatte, und anderer ungünstiger Umstände Theuerung und Hungersnoth in Rom entstand, und man keine andere Hülfe wußte, als daß man auf Staatskosten nahe und fern, auch in Sicilien, Getreide aufkaufen ließ, war Marcius der erste unter denjenigen Senatoren, welche verlangten, man solle die Gelegenheit benutzen, um der plebejischen Gemeinde ihre neuen Rechte wieder zu entziehen: man solle für das vom Staate aufgekaufte, theilweife auch zum Geschenk bekommene Getreide einen so hohen Preis beim Einzelverkauf ansetzen, daß die Plebejer, durch die Unvermögenheit, dasselbe zu bezahlen, gezwungen, auf das Tribunal und ihre übrigen dem Senate abgetrotzten Rechte Verzicht leisteten, um so wohlfeiles Brod zu erlangen. Die Tribunen hörten im Senat mit an, was Marcius und die ihm gleichgestimmten Senatoren wider die Plebejer äußerten; und der Bericht der Tribunen über solche Hartherzigkeit brachte die äußerste Erbitterung hervor, so daß ein Angriff des Volkes auf Marcius, als er aus dem Senate herausging, nur durch die Tribunen selbst abgewandt wurde, die ihn vor das Gericht des Volkes luden. Marcius selbst erklärte, daß er das Recht der Plebejer, über ihn zu richten, durchaus nicht anerkenne. Nichts desto weniger wurde der Gerichtstag angesetzt, und die Plebejer, insbesondere auch vom Lande, erschienen in großer Anzahl. Vor diesen wurde er wegen Angriffs auf die Rechte der plebejischen Gemeinde angeklagt und zur Ausstoßung aus dem Staatsverbande verurteilt. Er ging zu den von ihm so oft besiegten Volskern, um mit diesen seine Vaterstadt zu bekriegen. Dieselben nahmen ihn freudig'auf und stellten ihn bald cut die Spitze ihrer Mannschaft, mit der er eine ganze Reihe kleiner Städte einnahm, die unter römischer Hoheit oder Bundesgenoffenschaft standen, und unwiderstehlich auf Rom selbst vordrang. Hier wollte der Senat, daß die Consulu mit Heeresmacht ihm entgegenzögen; aber das Volk wollte die Waffen nicht ergreifen, sondern forderte vielmehr mit Ungestüm den Frieden. So mußte man sich bequemen, Gesandte hinauszuschicken, ihm eine ehrenvolle Rückkehr anzubieten und Frieden nachzusuchen. Den wollte aber Marcius' nur unter harten Bedingungen gewähren, die man nicht annehmen konnte. Die Priester der Stadt, die ebenfalls zu Marcius hinauszogen, richteten mit ihren Bitten gleich wenig aus. Endlich aber machten sich die römischen Edelfrauen, an ihrer Spitze die Mutter und die Gattin des unerbitterlichen Mannes, letztere mit seinen zwei kleinen Söhnen, auf den Weg ins volskifche Lager, wo denn Veturia nicht durch Weinen und Flehen, sondern durch ernste und strafende Vorstellung des Unrechts, das er an der Vaterstadt und an den Seinen berübe, seine starre Erbitterung endlich besiegte. Er ließ Mutter, Weib und Kinder mit den Frauen nach Rom zurückgehen und brach auf, rückwärts ins Volsker-

4. Die Geschichte des Alterthums - S. 465

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
129. Das Decemvirat. 466 das erste und einzige römische Landrecht, das Gesetz der zwölf Tafeln. Es ging aus einem Kompromiß der Parteien hervor und kann schon darum tiefgreifende, über polizeiliche und bloße Zweckmäßigkeitsbestimmungen hinausgehende Aenderungen des bestehenden Rechtes nicht wohl enthalten haben. Sogar im Creditwesen trat keine Milderung ein, als daß ein — wahrscheinlich niedriges - Zinsmaximumm Procent) festgestellt und der Wucherer mit schwerer Strafe - charakkmstlsch genug mit einer weit schwerern. M der Dieb — bedroht ward; der strenge Schuldproceß blieb wenigstens in seinen Hauptzügen ungeändert. Aenderungen der ständischen Rechte waren noch weniger beabsichtigt; die Ungültigkeit der Ehe zwischen Adeligen und Bürgerlichen wurde vielmehr aufs Neue bestätigt? Die wesentliche politische Bedeutung lag weit weniger in dem Inhalt der Gesetzgebung, als in der jetzt förmlich festgestellten Verpflichtung der Confuln, nach diesen Proceßformen und diesen Rechtsregeln Recht zu sprechen, und in der Veröffentlichung des Gesetzbuches, wodurch die Rechtsverwaltung der Controle der Publicität unterworfen und der Conful genöthigt ward, Allen gleiches und wahrhaft gemeines Recht zu sprechen. Der Ausgang des Decemvirats liegt in tiefem Dunkel. Es blieb -so wird berichtet — den Zehnmännern nur noch übrig, die beiden letzten Tafeln zu publiciren und alsdann der ordentlichen Magistratur Platz zu machen. Sie zögerten indeß; unter dem Vorwande, daß das Gesetz noch .immer nicht fertig sei, führten sie selbst nach.verlauf des Amtsjahres ihr Amt weiter, was nach römischem Staatsrechte möglich war, da auch der auf Zeit bestellte Beamte erst durch förmliche Niederlegung des Amtes Beamter zu sein aufhörte. Die gemäßigte Fraction der Aristokratie, die Valerier und Horatier an ihrer Spitze, soll versucht haben, im Senat die Abdankung der Decemvirn zu erzwingen; allein das Haupt der Zehnmänner, Appius Claudius, von Haus aus ein starrer Aristokrat, aber jetzt umschlagend zum Demagogen und zum Tyrannen, gewann im Senate 'das Ueber« gewicht, und auch das Volk fügte sich. Die Aushebung eines doppelten Heeres ward ohne Widerspruch vollzogen und der Krieg gegen die Volsker wie gegen die Sabiner mit Unglück begonnen. In dem Heere befand sich ein Veteran, dem die Sage überschwängliche Thaten und Ehren zuschreibt, L. Sinruus Dentatus. Varro hatte von ihm erzählt gesunden, er habe in 120 Gefechten gestritten, 8 Feinde im Zweikampfe erlegt, 45 Narben gezählt, keine auf dem Rücken, an Ehrenzeichen und Belohnungen, Pferdegeschirr, Spießen, Hals- und Armketten, den verschiedenen Kronen, welche die Tapferkeit auszeichneten, eine fast unermeßliche Menge, einzeln angegeben; welche Herzählung freilich dadurch ein sehr apokryphes Ansehen gewinnt, daß sie ihm auch zuschreibt, er habe den Triumph von 9 Feldherren begleitet, deren Sieg durch ihn vornehmlich entschieden worden; denn unsere römische Geschichte, die wohl keinen Ehrentag Pütz, Histvr. Darstev. u. Charakteristiken l. 3. Aufl. 30

5. Die Geschichte des Alterthums - S. 473

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
132. Spurius Mälius. 473 oft von außerordentlicher Mannigfaltigkeit und Ausdehnung, als Tempel, Basiliken, Theater, porticus, fora; zu deren Uebernahme (probare) müssen also entweder andere Magistrate für sie eingetreten sein oder es hat für diesen Zweck Prorogation der achtzehnmonatlichen Magistratur Statt gefunden. J$)ett Beschluß des gesammten Census machte die religiöse Feierlichkeit des Lustmm oder der Sühnung des Volkes.. Die Censoren versammelten zu dömende die gesammte Bürgerschaft als exercitus, nach ihren Abtheilungen, d. H. die Centurien der Ritter und des Fußvolks, bewaffnet im Marsfelde, Dort wurde sie durch dreimaligen Opferumgang gereinigt oder gesühnt und dann erfolgte das Opfer der hostiae, wobei der Censor die Götter um Erhaltung und Mehrung der Macht und Größe des Staates anflehte. 138. Spurius Mäiius. (Nach Karl Peter, Geschichte Roms.) Im Jahre 440 hatte ein Mißjahr eine Hungersnoth herbeigeführt, und es war so wenig wie im Jahre 491 gelungen, ihr durch Einfuhr von außen abzuhelfen. Die Noth war so groß, daß man für die Leitung der zur Abhülfe erforderlichen Anstalten einen eigenen Magistrat (praefectus annonae) ernannte. Dieser (L. Muuicus) erließ den Befehl, daß die Bürger alle ihre Vorräthe über den monatlichen Bedarf hinaus abliefern sollten, setzte die Sclaven auf geringe Portionen herab u. dgl. m., erreichte abet seinen Zweck so wenig, das sich Viele aus dem niedern Volke, um dem Hungertode zu entgehen, aus Verzweiflung in die Tiber stürzten. Was indessen dieser Magistrat nicht vermochte, daß leistete ein reicher Privatmann. Sp. Mälius^ ein Plebejer, aber dem Ritterstande angehörig. Diesem gelang es durch seine Verbindungen und durch besonders eifrige Bemühungen, Getreide in größeren Quantitäten aufzukaufen, welches er den ärmeren Bürgern theils umsonst, theils zu sehr geringen Preisen spendete. Durch diese Freigebigkeit gewann er sich eben so sehr die Liebe des Volkes als die Abneigung der Patricier, welche befürchten mochten, daß Mälius sich auf diese Art den Weg zum Consular-Tribunat eröffnen würde. Die Hungersnoth dauerte auch im I. 439 noch fort. Minucius wurde daher auch für dieses Jahr wieder zum Ausseher über das Getreide ernannt und fuhr mit seinen wenig erfolgreichen Bemühungen fort, während auch Mälius nach wie vor dem Volke seine freigebigen Spenden reichte. Da machte endlich Minucius bei dem Senate die Anzeige, daß in dem Hause des Mälius Waffen gesammelt und nächtliche Zusammenkünfte gehalten würden, und daß Mälius ohne Zweifel mit dem Plane umgehe, sich mit

6. Die Geschichte des Alterthums - S. 474

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
474 Xi, Die Römer. Gewalt der königlichen Herrschaft zu bemächtigen, Diese Anzeige wurde vom Senat mit Begierde ergriffen und beschlossen, da die Macht der Consuln mcbt ausreichend schien, einen Dictator zu ernennen. Die Wahl fiel aus den mehr als 80jähngen L. Quinctius Cincinnatus, der hierdurch Veranlassung erhielt, seine sonst so ehrenvolle Laufbahn aus eine wenig rühmliche Art zu beschließen. Er ernannte den C. Servilius Ahala zu feinem Magister equitum, besetzte in der Nacht das Forum mit Bewaffneten, nahm am andern Morgen auf dem Richterstuhl Platz und befahl dem Servilius Ahala, den Mälius hier sofort vor sein Gericht vorzuführen. Mälius, dem jetzt die Absichten. feiner Gegner klar wurden, zog sich in die Mitte des versammelten Volkes zurück und ries dessen Schutz an. Ahala aber drang mit einem Hausen bewaffneter Jünglinge ihm nach, erreichte ihn und stieß ihn nieder. Er meldete dann dem Dictator, bet Empörer habe den verdienten Lohn empfangen, und erlangte von ihm nicht nur die Genehmigung der vollbrachten That, sondern wurde auch öffentlich von ihm als Befreier des Vaterlandes begrüßt. Das Haus des Mälius ward niedergerissen, sein Vermögen confiscirt, dagegen dem Angeber Minucius eine Statue errichtet. Mälius' Schuld ergibt.sich nirgends auch nur mit einiger Wahlschein, lichkeit, wenigstens wenn man sie darin sucht, daß er nach der königlichen Gewalt, also nach einem völligen Umsturz der Verfassung gestrebt habe; wollte er aber nur durchsetzen, daß endlich die Wahl eines plebejischen Con-sulartribunen verwirklicht würde, so war dies nichts weniger als eilte Schuld.*) Hätte er jene Absicht gehabt, wie wäre es dann zu erklären, daß er sich nicht schon für das Jahr 439 zum Volkstribunen hätte wählen lassen, um dadurch die Unverletzlichkeit zu erlangen, und daß er sich jetzt ganz wehrlos den Patriciern preisgegeben? 133. Die Eroberung Veji g (Nach A. Schwegler, römische Geschichte, bearbeitet born Herausgeber.) Der letzte Krieg gegen Veji ward zufolge der Tradition durch schnöde Behandlung römischer Gesandten veranlaßt; er scheint jedoch vom römischen *) Die Unschuld des Sp. Mälius wird durch ein neu aufgefundenes Bruchstück des Dionysius bestätigt, demzufolge die Annalisten Cincius Alimentus und Calputnius Piso den Hergang ganz anders erzählen; sie wissen nichts von bet Ernennung des Cincinnatus zum Dictator und des Serbilius Ahala zum Magister equitum. Vergl. «Schwegler, römische Geschichte Iii. Abth. S. 136 ff., welcher „zu der Folgerung gelangt, daß für die ganze bortiegenbe Epoche noch alles Detail ungewiß und nur der kürzeste Inbegriff bet Begebenheiten böllig zubetlässig ist".

7. Die Geschichte des Alterthums - S. 426

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
426 Xi. Die Römer. freundlich, und befahl dem albanischen Heere, in das römische Lager einzurücken, wo sie von einer bewaffneten römischen Legion umringt wurden. Jetzt hielt Tullus ein strenges Strafgericht. Den Mettius ließ er, weil er sein Herz zwischen Freund und Feind getheilt hatte, zwischen zwei Gespanne binden und zerreißen; den Albanern wurde befohlen, ihre Stadt zu räumen und nach Rom zu ziehen. Alba longa ward geschleift, nichts als die Tempel verschont. Die Stätte der zerstörten Stadt blieb seitdem ein öder Trümmerhaufen. Den nach Rom verpflanzten Albanern wies Tullus den Cälius zum Wohnsitz an, den er in Folge davon zur Stadt zog. Die Bevölkerung Roms wurde durch die Uebersiedelung der Albaner auss Dmelte gebracht. Tullus verdoppelte die Zahl der Ritter und nahm die vornehmsten Familien der Albaner — die Juljer, Servilier, Quinctier, Curiatier, Clöjier — in das römische Patriciat auf. Endlich baute Tullus dem Senat des vergrößerten und erstarkten Staates ein würdiges Obdach, die nach ihm benannte Hosti-lischc Curie, — jenen ehrwürdigen Bau, der über sechs Jahrhunderte lang der gewöhnliche Versammlungsort des Senats war, bis er 52 v. Chr. bei dem stürmischen Leichenbegängnisse des Clodius in Flammen aufging. Ueber unaufhörlichen Kriegen mit den Sabinern, Latinern und Etruskern wurde der Gottesdienst versäumt. Bereits gab sich der Zorn der Götter in drohenden Anzeichen kund. Auf dem Albanerberge fiel ein Steinregen: in Rom brach eine Pest aus. Doch alles dies wandte den trotzigen Sinn des nur nach Krieg und Eroberung dürstenden Königs nicht, bis auch ihn eine langwierige Krankheit auf's Lager warf. Nun wurde er kleinmüthig und versuchte durch Numa's geheime Zauberformeln dem Jupiter Elicius Offenbarungen abzuzwingen: aber das Verfahren, das er einschlug, war verfehlt, und Jupiter, durch die Vermessenheit des Zudringlichen gereizt, sandte zürnend seinen Blitzstrahl auf ihn herab und Tullus verbrannte sammt seinem ganzen Haufe. 117. Äncns Marcins. (Nach Fr. Do r. Gerlach und I. I. Bachofen, Geschichte der Römer.) So ruhmvoll Tullus Hostilius' 32jährige Regierung gewesen war, so hatte sie dennoch Numa's Andenken nicht verdunkeln können. Denn als der Thron erledigt war, wurde der Enkel Numa's, Ancus Marcius, vom Volke mvählt und vom Senate bestätigt. Auch ist er Anfangs ganz in die Fußstapsen des frommen Königs eingetreten, und, weil bei den unaufhörlichen Kriegen unter Tullus die Verehrung der Götter entweder vernachlässigt oder fremde Gebräuche eingeriffen waren, so stellte er die frühere Ordnung wieder her und ließ eine Abschrift der Satzungen Numa's an einem öffent-

8. Die Geschichte des Alterthums - S. 427

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
118. Tarquinius Priscius. 427 lichen Orte aufstellen, damit sie Jedermann zugänglich waren. So hat er namentlich das Fetialrecht mit neuen Bestimmungen vermehrt, so daß ihn Livius für dessen Gründer hielt. Aber es ward ihm nicht, wie König Numa, die Gunst des Schicksals, daß er die Früchte seiner Bemühungen in Frieden ernten sollte. Die Latiner, entweder weil sie die friedliche Gesinnung des Königs für Schwäche hielten, oder wähnend, daß der Vertrag, den sie mit dem König Tullus abgeschlossen, mit seinem Tode erloschen sei, erhoben sich auf's Neue und suchten Gelegenheit zum Krieg. Noch ehe das lateinische Bundesheer sich versammelt hatte, eroberte Ancus die Städte Politorium, Tellenä und Ficana. Dadurch wurde eine unmittelbare Verbindung Roms mit der See vorbereitet. Ancus beobachtete bei diesen Eroberungen die größte Mäßigung, indem er die Einwohner jener Städte nach Rom verpflanzte, den Tribus einverleibte und ihnen Wohnplätze ans dem Apentmus anwies. Gefährlicher war der Kampf mit Veji, welches, in einem ähnlichen Verhältnisse wie Rom, Haupt- und Mittelpunkt nicht unbeträchtlicher Streitkräfte, nicht, wie Sabiner, Volsker und Latiner, planlos und ohne Zusammenhang in Einzelkämpfen sich versuchte, sondern mit vereinigter Heeresmacht Rom bedrohte. Als ein vejentisches Heer über die Tiber setzte und wiederholte Streifzüge in die römische Landschaft machte, gelang es dem Ancus, vermöge seiner vortrefflichen Reiterei, die gesammte etruskische Heeresmacht in einer großen Schlacht zu überwinden, so daß seitdem auch die nördliche Grenze gesichert war. Nach Abtretung des mäsischen Waldes von Seiten der Vejenter stand einem unmittelbaren Verkehr Roms mit her See nichts mehr im Wege. Um diesen zu sichern, wurde die Hafenstadt Ostia an der Mündung der Tiber angelegt. Wenn die neuen Einwohner vorzugsweise auf dem Aventinus angesiedelt wurden, welche Gegend bis auf die Zeiten der Gracchen recht eigentlich das Quartier der Plebejer war, so liegt der Gedanke nahe, diese Niederlassungen als die Grundlage des plebejischen Standes zu betrachten. 118. Larquinins Priscius. (Nach A. Schwegler, römische Geschichte.) Unter der Regierung des Ancus Marcius war ein reicher Fremdling, Namens Lucumo, aus Tarquinii nach Rom eingewandert. Er war der Sohn des Demaratus, eines vornehmen Korinthiers aus dem Geschlecht der Bakchiaden, “Bet'sich, als der Zwingherr Cypselus die Bakchiaden aus Korinth vertrieb (s. S. 192), nach Etrurien geflüchtet, in Tarquinii niedergelassen und hier eine Etruskerin zum Weibe genommen hatte. Aber als der Sohn eines Ausländers konnte Lucumo trotz seines Reichthums in Tarquinii nicht

9. Die Geschichte des Alterthums - S. 428

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
428 Xi. Die Römer. ju öffentlichen Ehren und Würden gelangen, eine Zurücksetzung, die seine Gemahlm^Tanaquil, eine vornehme Etruskerin von hochstrebendem Geiste, so bitter empfand, daß sie ihren Mann bewog, Tarquinii zu verlassen und nach Rom zu ziehen. Vor den Thoren der Stadt überraschte sie ein glück; verkündendes Wahrzeichen. Plötzlich ließ sich ein Adler aus den Lüften herab, nahm dem Lucumo den Hut vom Haupte, freiste damit unter großem Geschrei über dem Wagen herum, und setzte ihm dann denselben wieder auf. Tanaquil, als Etruskerin der himmlischen Zeichen kundig, war hocherfreut, und hieß ihren Mann das Kühnste hoffen. In Rom gelangte Lucius Tarquinius — so nannte man hier den Eingewanderten — bald zu Ansehen und Einfluß. Zuvorkommenheit und Freigebigkeit machten ihn dem Volke, Tapferkeit im Felde und Weisheit im Rath dem Könige werth. Sterbend bestellte ihn Ancus Marcius zum Vormund seiner noch unmündigen Söhne. Aber als Ancus Marcius gestorben war, trat Tarquinius selbst als Bewerber um die Königswürde auf und sie ward ihm, als dem Würdigsten, vom Volke einstimmig übertragen. Tarquinius war ein sehr thatkräftiger und unternehmender Fürst; aber es bedurfte auch eines solchen, um Rom gegen die Gefahren, die es rings bedrohten, aufregt zu erhalten. Die Latiner sahen den Vertrag, zu dem sie sich unter Ancus hatten bequemen müssen, mit dessen Tode für erloschen an und fielen plündernd in die römische Markung ein. Tarquinius zog gegen sie zu Felde und eroberte in einer Reihe von Feldzügen theils Städte der Altlateiner, theils römische Unterthanenstädte, die zu den Latinern abgefallen waren. Zu einer Hauptschlacht kam es in diesen Feldzügen nicht; jede Stadt unterlag in vereinzelter Gegenwehr. In Collatia ließ Tarquinius eine Besatzung und feinen Bimderssohn Egerius — der hiervon den Beinamen Collatinus erhielt — als Lehensfürsten zurück. Seinen gefährlichsten Krieg hatte Tarquinius mit den Sab-iitern zu bestehen. Diese erschienen so plötzlich vor den Thoren Romsf^daß Tarquinius ihnen nicht einmal den Uebergang über den Anio verwehren konnte. Während eines Treffens ließ Tarquinius brennende Flöße den Anio hinabtreiben ; diese blieben an der Brücke hängen, welche die Sabiner über den Anio geschlagen hatten und die ihnen den Rückzug sichern sollte; bald stand die ganze Brücke in lichten Flammen. Die Sabiner, durch diesen Anblick außer Fassung gesetzt, wandten sich zur Flucht, aber die Zerstörung der Brücke hatte ihnen den Rückweg abgeschnitten, die Meisten wurden niedergehauen oder ertranken im Fluß, nur wenige retteten sich ins Gebirge. Mit nicht besserem Erfolge erneuerten die Sabiner einige Jahre später den Krieg gegen Rom; sie mußten zuletzt um Frieden bitten und die Oberhoheit Roms anerkennen. Nach Dionysius hat Tarquinius auch das Nachbarvolk der Etrusker bei Veji und einige Jahre später in einer großen Entscheidungsschlacht bei

10. Die Geschichte des Alterthums - S. 429

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
Tarquinius Priscius. 4*29 Eretum so vollständig geschlagen, daß sie den römischen König um Einstellung der Feindseligkeiten baten. Tarquinius erklärte sich hierzu bereit, unter der Bedingung, daß er von den Etruskern durch eine förmliche Erklärung als Haupt ihres Staatenbundes anerkannt werde. Daher erschienen nach einigen Tagen etruskische Bevollmächtigte mit der gewünschten Erklärung, und überbrachten ihm huldigend im Namen des gesammten Etruriens die Abzeichen der Oberherrlichkeit — eine goldene Krone, einen elfenbeinernen Thronsessel, einen Scepter, eine purpurne, mit Gold gestickte Tunica und Toga, Abzeichen, welche den herkömmlichen Schmuck der etruskischen Könige bildeten und von da an der auszeichnende Ehrenschmuck der römischen Könige blieben. Nicht weniger als für die Sicherstellung und Erweiterung der römischen Herrschaft nach außen war Tarquinius für den innern Ausbau und die verfassungsmäßige''Entwicklung seines Staates besorgt. Die Hauptschwierigkeit war hier das politische Mißverhältniß der neuen Bürgerschaft zur alten, ein Verhältniß, das eine Ausgleichung gebieterisch erforderte. Anfänglich beabsichtigte Tarquinius ans der Plebs ganz neue Tribus und Rittercenturien zu schaffen. Allein dieses Vorhaben scheiterte an dem Widerstände des Attus Navius, des angesehensten Augurs in damaliger Zeit. Navius hielt ihm entgegen, ohne Genehmigung der Vögel dürfe nichts an den Einrichtungen geändert werden, die Romulus nach Befragung des Vögelflugs getroffen habe. Aergerlich über diesen Widerspruch gab ihm der König, seiner Kunst spottend, auf, aus dem Vogelflug zu erforschen, ob das möglich sei, was er, der König, in diesem Augenblick sich denke. Der Augkr, nachdem er die Vögel befragt, antwortete, es sei möglich. Nun wohl, ent-gegnete der König, so schneide mit diesem Scheermesser diesen Schleifstein entzwei, denn dies war es, was ich mir gedacht hatte. Ohne zu zögern, fchnitt der Augur den Stein mit dem Scheermesser entzwei. Schleifstein und Scheermesser wurden zum Andenken an der Stelle der merkwürdigen That vergraben, und eine Einfassung (Puteal) darauf gefetzt; daneben, hart an den Stufen der Curie, dem Attus ein ehernes Standbild errichtet. Tarquinius aber verzichtete jetzt auf sein Vorhaben, und begnügte sich, innerhalb der hergebrachten drei Tribus und Rittercenturien die Anzahl der Geschlechter und Ritter zu verdoppeln. Am meisten that Tarquinius für die Wohnlichkeit und den Glanz der Stadt. Die Niederungen der Stadt, namentlich das untere Forum, das Velabrum, das Thal des Circus, waren damals noch Sumpf oder wenigstens stagnirende Lachen, die jede Tiber-Ueberschwemmung wieder füllte. Diese Niederungen zu entsumpsen und bewohnbar zu machen, legte Tarquinius unterirdische Abzugscanäle oder Stromgewölbe (Cloaken) cm; staunenswür-dm Werke von unvergleichlicher Dauerhaftigkeit. Den durch diese Abzugs' Canäle trocken gelegten Raum zwischen dem Capitolin und der Velia bestimmte er zu einem Markt' und Verkehrsplatze (Forum), umgab ihn mit
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