Iv Vorwort.
seiner Planeten mit ihren Monden, der Kometen und Meteorite;
den Schluss bildet die Erörterung des Wenigen, was wir
einigermassen sicher über die Fixsternwelt wissen.
Eine Anzahl von Aufgaben mit kurz angedeuteter
Lösung ist an geeigneter Stelle in den Text eingeflochten,
um ein vollständig klares Verständnis zu gewinnen, und
historische Notizen, die bis zur Gegenwart reichen, sind
vielfach beigefügt. Der Umfang des Büchleins ist so bemessen,
dass es in einem Semester in der Prima durchgearbeitet
werden kann.
Berlin, im Mai 1897.
Fr. Bussler.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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7°
Die Fixsternwelt.
Von einer-ganzen Anzahl von Doppelsternen ist es mög-
lich gewesen, die Bahnelemente zu bestimmen, so z. B.
Umlaufszeit Excentricitat Gr. Halbachse
Sirius.....49,4 Jahre 0,6148 2,331"
Toliman .... 87,44 » 0,5443 18,89"
Procyon .... 39,97 „ — 0,698"
Mizar (£ Urs. maj.) 60,72 „ 0,381 2,62".
Meistens glänzen beide Sterne eines Paares in derselben
Farbe, besonders wenn beide ziemlich gleich hell erscheinen
wie z. B. bei Castor; nicht selten zeigen sie aber auch Er-
gänzungsfarben, und zwar vorzugsweise dann, wenn sie
ungleich hell sind, in der Regel ist der hellere Stern rot oder
gelb, der minder helle grün bis blau gefärbt, so ist es der
Fall bei Rigel, « Bootis, r¡ Cassiopejae, ß Cygni; bei er Cassio-
pejae ist der grössere Stern grün, der kleinere blau, 1 Cassio-
pejae hat einen gelben Hauptstern und zwei blaue Begleiter,
y Andromedae ebenfalls einen gelben Hauptstern, einen grünen
und einen blauen Begleiter.
Sirius und Procyon sind nach Bessel's Untersuchungen
Doppelsterne, deren eines Glied dunkel ist; indes ist es
neuerdings auf der Licksternwarte gelungen, den Begleiter
des Procyon als ein Sternchen 13. Grösse in einem Abstände
von 4! Bogensekunden aufzufinden.
Auch das Spektroskop charakterisiert einzelne Sterne
als Doppelsterne, die das Fernrohr noch nicht zu trennen ver-
mag Im Spektrum von £ Urs. maj. und ß Aurigae erscheinen
die dunklen Linien bald scharf begrenzt, dann verwaschen,
dann teilen sie sich in zwei, nähern sich einander wieder und
gehen schliesslich wieder in die eine scharfe Linie über, um
nun dieselbe Erscheinung zu wiederholen. Ihre Erklärung findet
diese Erscheinung darin, dass £ Urs. maj. und ß Aurigae
Doppelsterne sind. Immer wenn sich der eine von beiden auf
uns zu, der andere von uns fort bewegt, was der Fall ist,
wenn beide senkrecht zur Verbindungslinie der Erde mit ihrem
gemeinsamen Schwerpunkt stehen, erscheinen aus dem in § 37
angeführten Grund die dunklen Linien doppelt, sie werden
wieder einfach und scharf begrenzt, wenn beide in der Richtung
dieser Verbindungslinie stehen. Bei Spica hat Prof. Vogel
dieselbe Beobachtung gemacht.
§ 42. Sternhaufen. Nebelflecke. Milchstrasse.
Schon mit blossem Auge, besser noch mit einem mässig
starken Fernrohr erkennt man an verschiedenen Stellen des
Himmels Lichtwölkchen ohne scharfe Begrenzung, welche man
früher durchweg als Nebelflecke bezeichnete. Erst W. und
J. Herschel haben über 5000 derselben genauer untersucht;
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2
Die Erde als Weltkörper.
brachte den hydrostatischen Beweis bei, dass die Wassermassen der
Erde nur dann im Gleichgewicht sein können, wenn sie von einer
Kugelfläche begrenzt werden, Ptolemäus (f 160 p. Chr.) führte die
bekannten Gründe der sinnlichen Wahrnehmung an.
Die erste Gradmessung rührt von dem Alexandriner Eratos-
thenes (c. 200 a. Chr.) her; als Bogen wählte er die Entfernung
zwischen den ziemlich auf demselben Meridian liegenden Städten
Alexandria und Syene, die er auf 5040 Stadien bestimmte; am Tage
der Sommersonnenwende stand die Sonne um Mittag nahezu senkrecht
über Syene und ergab in Alexandria eine Zenithdistanz von 7° 12', danach
360° . 5040
erhielt er für den Meridianumfang -=—r- = 252 000 Stadien.
'"5"
(46 620 km, das Stadion zu 185 m gerechnet.) Der Niederländer
Snellius (f 1626) bestimmte zuerst (1615—17) durch Triangula-
tion einen Meridianbogen in Holland und fand für den Gradbogen
des Meridians 28 500 rhein. Ruthen" 107338 m, ein Resultat, das
um 3900 m zu klein war; er benutzte zu seinen Winkelaufnahmen
noch nicht das Fernrohr. Im nördlichen Frankreich unternahm
Picard im Auftrage von Cassini I. in den Jahren 1669 und 1670
unter Benutzung des Fernrohrs eine Gradmessung und erhielt den
Gradbogen zu 57 060 Toisen = 111 212 m.
Bisher war die Erde als vollkommene Kugel aufgefasst worden.
Newton (f 1727) aber und mit ihm der Niederländer Huygens
(f 1695) folgerten aus dem Umstände, dass das Sekundenpendel
bei einer Annäherung an den Äquator verkürzt werden muss (Richer
1672 und 1673 in Cayenne), eine Abplattung der Erde an den
1 1
Polen und bestimmten sie theoretisch zu resp. ¡ryg. Ihnen
gegenüber behaupteten die beiden Cassini, dass umgekehrt der Polar-
durchmesser der Erde verlängert sei; sie kamen dazu, weil bei der
Weiterführung der Picard'schen Messungen durch ganz Frankreich
der Gradbogen im südlichen Frankreich sich auf 57 097 Toisen, im
nördlichen kleiner, nämlich auf 56 960 Toisen herausstellte; ist
aber i die Länge eines Gradbogens, so ist der dazu gehörige Krüm-
mungsradius r =--—, wächst also mit zunehmendem i, so dass
der Bogen selbst flacher wird. Zur Entscheidung der Frage, ob der
Gradbogen in der Nähe des Äquators oder des Poles^ grösser sei,
wurde eine Expedition unter Maupertuis nach dem Torneafluss (1736)
abgesandt, sie fand den Gradbogen 57 438 Toisen (111949 m),
eine zweite ging 1735 unter Bouguer und Condamine nach Peru und
ergab nur 56 750 Toisen (110 608 m), damit war die Abplattung
an den Polen erwiesen. Eine dritte Gradmessung wurde in
Frankreich 1792 auf Anordnung des Konvents unter Méchain und
Delambre begonnen, aber erst 1808 durch Biot und Arago vollendet;
schon vor der Vollendung wurde 1799 der zehnmilliontelte Teil
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Extrahierte Personennamen: Cassini_I. Newton Cassini Maupertuis
Extrahierte Ortsnamen: Alexandria Syene Syene Alexandria Holland Frankreich Frankreich Frankreich Peru Frankreich
22
Die astronomischen Zeitmasse. Der Kalender.
[Vergi. § 9. Das Schiff liegt unter 38° 42,4' nördl. Breite, 29°2r
westlich vom Hamburger Meridian, also 19°22,5' westlich von Greenwich.]
§ i6. Kalender.
Das tropische Sonnenjahr (§ 13) hat 365,24222 . . mitt-
lere Sonnentage (365,25636 Sterntage), es findet also zwischen
beiden ein irrationales Verhältnis statt. Nun muss das
bürgerliche Jahr nach ganzen Tagen zählen, und es ist
nicht ganz einfach, einen passenden Näherungswert für jenes
irrationale Verhältnis indie bürgerliche Zeitrechnung einzuführen.
Auf Vorschlag des Sosigenes, eines Astronomen der
alexandrinischen Schule, rückte J. Caesar im Jahre 46 a. Chr.
das Datum zunächst um 67 Tage zurück und bestimmte, in-
dem er den Ueberschuss des Sonnenjahres über 365 Tage
auf £ Tag festsetzte, der also in 4 Jahren einen ganzen Tag
ergab, dass vom Jahre 45 a. Chr. an dieser Tag als der
29 Febr. in jedem 4ten Jahre eingeschaltet würde. So
wurde aber in jedem Jahr 0,00778 Tag zuviel eingeschaltet,
ein Fehler, der sich in 100 Jahren auf 0,778 und in 400
Jahren auf 3,112 Tage belief. Um diese Differenz auszu-
gleichen, führte Papst Gregor Xiii. im Jahre 1581 den Gre-
gorianischen Kalender ein, nach welchem zunächst 10 zuviel
eingeschaltete Tage wieder ausgeschaltet wurden, indem dem
4. Oktbr. 1582 sofort der 15. Oktbr. folgte, und weiter be-
stimmt wurde, dass fortan alle 400 Jahre 3 Schalttage aus-
fallen sollten und zwar in den Vielfachen von Jahrhunderten,
deren Jahrhundertzahl nicht durch 4 teilbar ist, dass also
1700, 1800, 1900, 2100 etc. gemeine Jahre, 1600, 2000,
2400 etc. Schaltjahre sind. Der noch bleibende Fehler würde
erst in 3600 Jahren einen Tag betragen, der dann wieder
ausfallen müsste. Die Russen rechnen heute noch nach dem
Julianischen Kalender, wir sind ihnen daher gegenwärtig um
12 Tage, von 1900 ab 11m 13 Tage im Datum voraus.
Anmerkung. Stellt man 0,24222 als Kettenbruch dar, so
wird dessen 3. Näherungswert -fa. Würde man hiernach alle
33 Jahre 8 Schalttage einfügen, so würde der Fehler erst in mehr
als 5000 Jahren einen Tag ausmachen, der dann auszuschalten wäre
Die Bewegung der Erde im Weltenraum.
§ 17. Ptolemeisches Weltsystem.
Viele Jahrhunderte hindurch blieben die Menschen in
dem Irrtum befangen, dass die Bewegungen der Himmels-
körper in Wirklichkeit sich so vollzögen, wie sie ihren Blicken
sich darstellten. Auch die scharfsinnigen Denker und genauen
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Extrahierte Personennamen: Greenwich J._Caesar Gregor_Xiii Gregor Oktbr Näherungswert_-fa
4°
Die Planeten.
Längenunterschied von der Sonne, in seiner „Quadratur", ein
wenig, etwa von seiner beschatteten Hälfte.
Der Mars (<S), an seinem entschieden roten Lichte
leicht kenntlich, hat von der Sonne eine mittlere Entfernung
von 1,5237 Erdweiten, im Perihel nähert er sich derselben
auf 1,3816, im Aphel entfernt er sich auf 1,6658 Erdweiten,
sodass die Excentricität seiner Bahn ziemlich bedeutend
(í = 0,0933) ist- Die Neigung seiner Bahnebene gegen die
Ekliptik beträgt i°5i'.
Seine siderische Periode umfasst 686 Tage 2311 3om = 1,88
Jahre, die synodische, von einer Opposition bis zur nächsten,
780 Tage; die Geschwindigkeit in seiner Bahn beträgt 24,75 km.
Der mittlere Radius der Marskugel, die eine deutliche
Abplattung an den Polen zeigt, misst 3410 km, seine Masse
ist etwa -fo und seine Dichtigkeit 0,7 von der der Erde.
Um seine Achse dreht er sich einmal in 2411 37111 23".
Da der Mars sich der Erde bis auf 7^ Millionen Meilen
nähert und eine meist wolkenfreie Atmosphäre besitzt, so
haben wir von seiner Oberflächengestaltung ein klareres Bild
gewonnen als von irgend einem anderen Planeten. Deutlich
sind gelbrotes Land und bläulichgrünes Wasser geschieden,
das Land herrscht aber im Gegensatz zur Erde entschieden
vor, denn es ist mindestens doppelt soviel davon vorhanden;
es bildet auch nicht inselartige Kontinente zwischen den
Ozeanen, sondern ist als breiter Gürtel um den Planeten in
seiner äquatorialen Zone gelagert und nur von schmalen
Meeresarmen und vielen geradlinigen Kanälen durchsetzt.
Eine höchst auffallende, noch nicht genügend erklärte Er-
scheinung ist die Verdoppelung dieser die Wasserbecken
verbindenden Kanäle, die in wenigen Tagen, ja selbst Stunden,
auftritt und dann gewöhnlich während der ganzen Jahreszeit
bleibt, während im nächsten Marsjahre diese Kanäle wieder
einfach, und dafür andere doppelt erscheinen; neuerdings hat
man darum dieselben garnicht als Wasseradern, sondern als
Vegetationsstreifen gedeutet.
An den Polen, besonders am Südpol des Mars, bemerkt
man völlig weisse Flecke, die in ihrer Ausdehnung in
genauer Beziehung zu der an der betreffenden Stelle gerade
herrschenden Jahreszeit stehen, d. h. im dortigen Sommer
schwinden und im Winter zunehmen und deshalb sich als
Schnee- und Eiskappen erweisen. Die Atmosphäre des
Mars ist nach dem Zeugnis des Spektroskops der unsrigen
sehr ähnlich, nur im allgemeinen, wie schon erwähnt, freier
von Wolkenbildungen.
Bis zum Schluss des vorigen Jahrhunderts waren die
beiden unteren und als obere Planeten ausser Mars nur noch
Jupiter, Saturn und Uranus bekannt.
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Vorwort.
Die vorliegenden „Elemente der mathematischer*
und der astronomischen Geographie" sind für die Prima
höherer Lehranstalten bestimmt, sie setzen deshalb die Be-
kanntschaft mit den elementarsten Grundbegriffen, die Kennt-
nis der trigonometrischen Berechnung des ebenen und des
sphärischen Dreiecks, stereometrische Anschauungen und das
Verständnis für die analytischen Gleichungen der Kegelschnitte
voraus.
Die Anordnung des Stoffes — das Einzelne wolle man
aus dem beigefügten Inhalts-Verzeichnis ersehen — ist so
getroffen, dass zunächst die Verhältnisse der Erde und die
durch ihre Achsendrehung bewirkte scheinbare Bewegung
der Himmelskugel behandelt werden; hieran schliesst sich
die Darstellung der astronomischen Koordinatensysteme
und Zeitmasse.
Ein Rückblick auf die historische Entwickelung der
Astronomie führt auf den Gegensatz des kopernikanischen
zum ptolemeischen System; in dem ersteren, durch Keplers
Gesetze vervollständigt und durch Newtons Gravitations-
gesetz erklärt, wird die richtige Darstellung der Bewegungen
der Himmelskörper erkannt und damit das Fundament für die
moderne Astronomie gefunden. Es folgt die Beschreibung
unseres Sonnensystems, also des Zentralkörpers selbst,
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16
Geschichte des Mittelalters.
Sinne, im engeren der Küstenstrich von Ravenna bis Ankona; Rimini,
<T\>. Pesaro, Fano, Sinigaglia und Ankona begriff man insbesonders unter
potts dem Namen Pentapolis).
s 40. Alboin kam durch die Rache seines Weibes um, sein Nach-
Königkleph. folger Kleph wurde nach 18 Monaten von einem Sklaven ermordet,
worauf die Longobarden zehn Jahre lang ohne König blieben und unter
35 Herzogen (von Turin, Trient und Friaul bis Benevent) die Byzan-
tiner bekriegten. Sie verwüsteten Italien furchtbar, obwohl sie Chri-
sten waren (Arianer) und die Italiener dursten von Glück sagen, daß
die Sachsen wieder abzogen, denen es die Longobarden nicht gestatten
wollten in Italien nach sächsischem Rechte zu leben.
Authari reg. s 41. Endlich wählten sie Authari, den Sohn Klephs, zum
584-590. Könige, der kraftvoll regierte und siegreich bis an die sicilische Meer-
enge vordrang. Seine Gemahlin, die bayerische Herzogstochter Theo-
dolinde, übte auf ihn, sowie auf Agilulf, ihren zweiten Gemahl,
Die Longo-und Adel Wald, ihren Sohn, einen sehr wohlthätigen Einfluß aus
^"holischt unk verschaffte dem katholischen Glauben Eingang bei dem Volke.
Nothari reg. König Rothari ließ zuerst die Gesetze der Longobarden sammeln
636—652. und aufschreiben; dies Gesetzbuch beweist auch, wie sich die Sitten der
Lex Longo- Longobarden allmälig milderten. Dazu trug der friedliche Verkehr mit
bardorum. tzbr italienischen Bevölkerung hauptsächlich bei; denn in den italienischen
Städten erhielt sich die römische Gemeindeverfassung und da sie
meistens Bischofssitze waren, die Pflege der römisch-christlichen Bildung;
die Städte waren die Marktorte und Handelsplätze, in welchen auch die
alte gewerbliche Kunstfertigkeit fortlebte. Diese Städte waren deß--
wegen auch für die über Italien zerstreuten Longobarden die Mittel-
punkte des Volkslebens und trugen mächtig dazu bei, die Longobarden
ihrer germanischen Nationalität allmälig zu entkleiden. Die Sprache
der Schule und Kirche war lateinisch, das longobardische Gesetzbuch
selbst war in dieser Sprache abgefaßt, das italienische Landvolk sprach
Entstehung einen lateinischen Dialekt (lingua rustica), daher konnten die Longo-
d. ttalicni-barden ihre Sprache nicht sesthalten, sondern nahmen allmälig die der
schcnspra- Italiener an, welche sich zu einer selbstständigen romanischen Sprache,
der italienischen, ausbildete.
Luitprand § 42. Der mächtigste longobardische König war Luitprand; er
reg. 713 bändigte die Großen, hielt strenge Ordnung, entriß den Byzantinern
8 L mehrere feste Plätze, und nur die Bitten der Päpste konnten ihn mehr-
mals von dem Angriffe auf Rom und Ravenna abhalten. Unter der
Ende d. »nt-Longobardenherrschaft hörte also die politische Einheit Italiens auf,
ia itaiiana, welche um 222 v. Ehr. durch das Schwert der republikanischen Römer
gegründet bis nach dem Tode des Ostgothen Theodorich gedauert hatte.
6. Das Reich der Westgothen in Gallien und Spanien (419—711 n. Chr.).
§ 43. Von den kriegerischen Wanderungen der Westgothen
von der unteren Donau bis über die Pyrenäen ist bereits die Rede ge-
wesen (Th. I. S. 207). Alarichs Schwager Athaulf wurde schon
415 ermordet, das gleiche Schicksal traf bald darauf seinen Nachfolger
Wallia Siegrich, worauf die Gothen den Wallia zum Könige wählten.
Derselbe bekämpfte im Dienste des Kaisers Honorius die Alanen,
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T132: [König Karl Italien Otto Kaiser Papst Reich Sohn Rom Jahr], T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat]]
Extrahierte Personennamen: Alarichs_Schwager_Athaulf Wallia_Siegrich Honorius Honorius
Die Zeit der Karolinger.
35
entfloh dem Verderben und flüchtete nach Spanien, wo ihn die Mo-
hammedaner ausnahmen und er 755 ein neues, abgesondertes Chalifat,
das der spanischen Ommaijaden stiftete, dessen Hauptstadt Kordova die
blühendste Stadt des ganzen Abendlandes wurde; die Abbasiden aber
bauten stch als neue Residenz Bagdad, eine würdige Nachfolgerin
Ninivehs, Babylons, Seleukiaö und Ktestphons.
Sechstes Aapitei.
Die Zeit der Karolinger.
Das Frankenreich unter Chlodewigs Nachkommen bis
zur Schlacht bei Testri (511—687 n. Chr.).
Lurgunv, Thüringen und Äaycrn unter fränkischer Oberherrschaft.
§ 101. Nach fränkischem Erbrechte theilten Chlodewigs vier Söhne
das Reich des gestorbenen Vaters; der älteste, Dietrich I., erhielt
Austrasien (d. h. Ostland, Ostfranken) oder das fränkische Gebiet
auf dem rechten Rheinufer und das auf dem linken bis zur Maas; er
residierte zu Metz. Den westlichen Theil des Reiches, Neustrien
(als Nruwestria, d. h. Neuwestland erklärt) theilten die andern so, daß
Childebert I, der seinen Sitz in Paris aufschlug, alle Küstenländer
von der Schelde bis Waskonien (Baskenland, Gascogne), Chlode-
mir die Provinzen um die mittlere Loire mit der Residenz Orleans
erhielt, Chlotar I. stch mit einem beschränkten Gebiete um seine Re-
sidenz Soissons begnügen mußte.
8 102. Die austrasischen Franken bewahrten ihre Nationali-
tät und Sprache, die neustrischen dagegen, welche von der Maas
bis an die Pyrenäen unter den gallisch-römischen Provincialen zerstreut
waren, ließen stch frühe romanisteren und verschmolzen mit den Provin-
cialen zu dem neuen Volke der Franzosen, in welchem das galli- Das Volk
sche Element vorherrschend geblieben ist. d. Franzosen.
§ 103. Die Söhne Chlodewigs breiteten ihre Herrschaft mit den Burgund
gleichen Mitteln wie ihr Vater aus. Ueber Burgund regierte seit wird frän-
516 Gundobalds Sohn Siegmund, der durch sein zweites Weib fl^‘
aufgehetzt seinen Sohn aus der Ehe mit Ostrogotha, des großen
Theodorichs Tochter, umbrachte. Dadurch verlor er dessen Schutz 522.
und als die Frankenkönige als Bluträcher ihres mütterlichen Oheims
ihn angriffen, wurde er in zwei Schlachten besiegt, aus dem Kloster
St. Maurice in Wallis, wohin er sich geflüchtet hatte, hervorge-
zogen und von Chlodemir mit Weib und Kindern umgebracht. Sein 523.
Bruder Godemar stellte sich hierauf an die Spitze der Burgunder,
tödtete Chlodemir in einer Schlacht, unterlag aber zuletzt den zwei 533.
neustrischen Königen, welche sich in die Herrschaft Burgunds theilten,
dessen Gesetze und Einrichtungen aber bestehen ließen.
Sie theilten auch das Land ihres gefallenen Bruders Chlodemir,
ermordeten zwei seiner Söhne und steckten den dritten in ein Kloster.
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T99: [Frankreich Loire Stadt Rhone Gebirge Pyrenäen Paris Meer Garonne Lyon], T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft]]
TM Hauptwörter (200): [T118: [Karl Ludwig Reich Sohn Lothar König Lothringen Frankreich Herzog Tod], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn]]
Die Reformation außerhalb Deutschland.
27
Sitz, den sie auf romanischem Boden bis zu Ende des vorigen Jahr-
hunderts inne hatte. Die Städte und Bischofssitze Genf und Lau-
sanne waren durch Kaiser Konrad Ii. (Th. Ii. § 185) an das deut-
sche Reich gekommen, und beide Bischöfe erhielten im Laufe der Zeiten
fürstliche Rechte wie ihre Amtsbrüder im eigentlichen Deutschland,
indem die Kaiser in den geistlichen Fürsten ein Gegengewicht gegen die
Macht der weltlichen aufstellen wollten. Die Städte Genf und Lausanne
hatten seitdem manchen Zwist mit ihren geistlichen Oberherren, so lange
jedoch das Haus Savoyen über das Waadtland und das untere
Wallis herrschte, fanden die Bischöfe bei ihm Schutz gegen die Frei-
heitsgelüste der Städte, aber in dem Kriege gegen Burgund (1474 bis
1477) verlor der Herzog von Savoyen das untere Wallis und drangen
die Schweizer bis Genf vor, so daß der Einfluß Berns in jenem
Theile Burgunds maßgebend wurde.
§ 70. Das mit seinem Bischose hadernde Genf horchte dem Frei-
heitsrufe der Reformation, der von dem eidgenösstschen Boden herüber-
schallte, freudig, die neue Lehre fand Anhänger, welche durch französi-
sche Flüchtlinge verstärkt wurden, und obwohl sie der Zahl nach den
Katholiken höchstens gleich waren, vertrieben sie durch ihre Kühnheit
den Bischof, der seinem Amte ohnehin nicht gewachsen war. Er flüchtete
sich nach Savoyen, die Genfer aber riefen gegen das verhaßte Savoyen
die Hilfe der Berner an, und da der Bischof von Lausanne insgeheim 1536.
gegen sie für Savoyen Partei nahm, so vertrieben ihn die Berner,
welche das ganze Waadtland fast ohne Schwertstreich eroberten und
in Vogteien theilten, welche von den Angehörigen der Patricierfamilien
verwaltet wurden. Genf getrauten sie jedoch nicht ihrer Oberherrschaft
zu unterwerfen, daher blieb es eine eigene Republik, an deren Erhal-
tung als einer festen Gränzstadt gegen Savoyen und Frankreich Bern
und der Eidgenossenschaft sehr viel gelegen sein mußte.
§ 71. Hier fand Kalvin (geb. 1509 zu Noyon in der Pikardie)
den Schauplatz für seine wichtige Thätigkeit, als er 1536 auf einer
Reise in die Stadt kam, welche durch die tumultuarische Reformation
eines Farel und Viret zerrüttet wurde. Man hielt ihn zurück, da-
mit er Ordnung schaffe; er stellte hierauf eine Glaubensnorm auf,
welcher sich jedermann zu fügen hatte, führte eine strenge Zucht ein,
mußte zwar 1538 Gens verlassen, wurde aber 1540 wieder zurückbe-
rufen und blieb bis zu seinem Tode (24. Mai 1564) der Dictator
der Republik. Er organisierte ein Konsistorium, das aus sechs
Geistlichen und zwölf Laien bestand und die höchste kirchliche Gewalt
übte, eine aus Geistlichen und Laien zusammengesetzte periodische
Synode, überließ der Gemeinde die Wahl der Geistlichen, gab
also seiner Kirche eine ganz republikanische Einrichtung (Presbyterial-
verfassung). Er verbot Schauspiele, Tanzgesellschaften und öffentliche
Lustbarkeiten, entfernte Orgel und jeden Schmuck aus den Kirchen,
schaffte alle Festtage ab, führte aber eine äußerst strenge Sonn-
tagsordnung ein. Uebertretungen wurden unnachsichtlich bestraft, den
Geistlichen die Befugniß ertheilt, in den Häusern Religionsunterricht
zu ertheilen und den Glauben der Bewohner zu prüfen, sowie von der
Kanzel herab Tadel und Zurechtweisung gegen einzelne Personen, ohne
Unterschied des Standes, auszusprechen. Widerspruch duldete er nicht;
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TM Hauptwörter (100): [T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
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Extrahierte Personennamen: Konrad_Ii Konrad Berns
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Genf Deutschland Genf Lausanne Burgund Genf Burgunds Lausanne