§ 26. Morgenländische Völker. 45
Elephantine brausend über die dunkeln, wild aufgethürmtengranitfelsen hinabgestürzt haben, ändert sich die Natur des Bodens. Der Abfall der felsigen Hochebene der Wüste bildet nun zwei hohe Thalwände, zwischen denen der Nil seine stillen Wasser m ruhiger Stro-mimq dem Meere zuführt, im Osten von einem felsigen Urgebirge begleitet, welches das Flußthal von den Sanddünen des rothen Meeres trennt und edles (Sestern, wie Basalt, Porphyr Serpentin, in sich trägt; im Westen durch ein Gebirgsplateau gegen den goldgelben Flugsand der Wüste geschützt, der jedoch bisweilen von den heißen Südweststürmen bis an den Rand des Thales geführt wird. In dieser Vertiefung rollt der breite Strom seine schweigsamen Wogen in stiller Majestät langsam dahin, den Ufersand auf beiden Seiten, so weit sein befruchtendes Wasser durch Natur oder Menschenkunst geführt wird, meine grüne Oase verwandelnd. Meist ohne Zuwachs durch andere Flüsse tränkt und erfrischt er in ruhiger Selbstgenügsamkeit das heiße Land, über das der wolkenlose, Helle Himmel fast nie einen Regenguß herabsendet. Unterhalb Memphis theilt er seine Wasserfülle m zwei Haupt- und mehrere Nebenarme und erweitert das Thal zu einer ausgedehnteren Ebene, wo fruchtbare Gefilde mit grasreichen Fluren abwechseln und Palmen und Sykomorenwälder die Ufer schmücken, bis er, das Marschland und den Dünenstreif durchbrechend, seine Fluchen im Meere begräbt. Dies ist das Nimta, das angeschwemmte Land, dessen erstaunliche Fruchtbarkeit Aegypten zur Kornkammer der alten Welt machte. Der „Bach Aegypten" bei dem Dorfe El Arisch, dem Rhinokolura der Alten, war von jeher die Grenze gegen Palästina, und eine Wüstenstraße der Seeküste entlang der einzige Verbindungsweg zwischen dem Nillande und den Culturvölkern Vorderasiens. Nach Westen hin hielten emige fruchtbare Oasen den Zugang für die Karavanenzüge offen, welche die heimischen Lastthiere, das Kameel, das Pferd, der Esel möglich machten. Die Fruchtbarkeit Aegyptens ist durch die jährlichen Nilüberschwemmungen bedingt. Wenn die periodischen Regengüsse der Tropenländer die Wasserfülle mehren und sie von den Reservoirs der beiden Seen nicht mehr um-schlossen werden kann, so fängt um die Zeit der Sommersonnenwende der Strom an sich zu heben und steigt drei Monate lang, von Mitte Juni bis Mitte September. Schon im Juli überschreitet er seine Ufer; im August, wenn er seinem höchsten Wasserstande, etwa zwanzig Fuß über der gewöhnlichen Höhe, nahe ist, öffnet man die Dämme und leitet die Fluchen in die Kanäle, womit der Fleiß der Menschen schon in den ältesten Zeiten das höher gelegene Land durchschnitten hat, um die Bewässerung auch den entfernten Gegenden zuzuführen. In dieser Zeit gleicht das Land einem See, aus welchem die Städte und höher liegenden Orte wie Inseln hervorragen. Unzählige Barken beleben die Fluch und das ganze Volk feiert jauchzend und festlich geschmückt die Tage des Segens. Sind die tropischen Regengüsse vorüber, so kehrt der Strom allmählich wieder in seine Ufer zurück , an allen Stellen die treffliche Fruchterde, die er auf seinein Laufe durch die oberen Gebirgsländer weggeschwemmt, als schlammigen Niederschlag zurücklassend. Im October trocknet das Land ab, dann wird es bestellt und bedeckt sich rasch mit grünen Saaten, die ihm ein gartenähnliches Ansehen geben. Die Zeit des Wachsthums dauert bis Ende Februar; im März tritt die Ernte ein; dann folgen drei Monate der Dürre, während welcher der Nil seinen tiefsten Wasserstand hat. Die grünen Thalgewände würden bald ein Raub der Wüste werden, wenn nicht bereits im Zum der Leben schaffende Fluß seinen Kreislauf von Neuem anfinge.
tz. 26. Meroe und Ammonium. Nach alten Sagen und Berichten bestand in Nubien, da wo der weiße und der blaue Strom sich zum Nil vereinigt haben, der dann in zahllosen Wasserfällen (Katarakten) sich über das querliegende Bergland ergießt, in dunkler Vorzeit ein Cultur st aat mitten unter einer Bevölkerung von Negern und schlichthaarigen Libyern, die theils als wilde Jägervölker, theils als rohe Fischer (Ichthyophagen), theils als höhlenbewohnende Hirteiutroglody-ten) ein uncivilisirtes Leben führten. Dieser Culturstaat, dem man einek astenein richtn ng zuschrieb, wobei die Priester die Herrschaft hatten, den König aus ihrer Mitte wählten und demselben, falls er sich ihrer Leitung zu entziehen suchte, in Folge von Orakelsprüchen mitunter Krone und Leben zu rauben unternahmen, führte den Namen Meroe und soll ein mit ansgedehntemhandelsw esen verbnndenerpriesterstaa t gewesen sein. Noch jetzt geben die Trümmer ehemaliger Tempelbauten so wie die Ueberreste von
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