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Die Vorboten der neuen Zeit.
Schwerte; die Freiheit und die nationale Einheit in kirchlicher und politischer
Hinsicht soll mit Gewalt erkämpft werden; die unruhigen Bewegungen, die sich
hie und da unter den Bauern zeigen, scheinen ihm nicht unwillkommen zu sein
7. Mal — da stirbt sein Beschützer Sick in gen in einem Kampfe gegen den Erzbischof
lo23' von Trier auf seiner Burg Landstuhl, und Hutten mußte sich, um der Rache
seiner Feinde zu entgehen, nach der Schweiz flüchten, wo Elend, Krankheit und
der ungestüme Drang seiner Feuerseele ihn in ein frühes Grab stürzten. Hutten,
in dessen kleinem und kränklichem Körper ein hoher, freier Geist und eine warme,
von jedem Eigennutz ungetrübte Vaterlandsliebe wohnte, starb im 36. Jahr sei-
Auq»st nes Lebens auf der Insel Uffn au im Zürichersee. Er durfte sagen: „Ich hab's
1523. gewagt!"
B. Blüthe der christlichen Kunst.
a) D i e heilige K u n st des Mittelalters.
§. 435. Architektur d e r Domkirche. Im Mittelalter war die Kunst
gänzlich im Dienste der Religion und alle Zweige derselben vereinigten sich in den
erhabenen Domkirchen, in denen die hohen Ideen des Christenthums versinn-
bildlicht waren. Als die wichtigsten Träger der mittelalterlichen Cultur verdienen
sie daher eine genauere Beachtung. 1) Was die Ar ch i te kt u r betrifft, so nimmt
man gewöhnlich zwei H aup tbau formen (Style) bei der Struktur derktrchen
an, den altchristlichen oder Rundb ogensty l, und den g ot hi scheu (ger-
manischen) oder Spitzbogenstyl. Zu jenem rechnet man die den altrömischen
Bauwerken nachgebildeten Basiliken, die einen oblongen Raum umschließen,
der vermittelst zweier durch Halbkreisbögen verbundenen Säulenreihen in drei
Schiffe getheilt ist und vor dessen Eingang sich ein V o r h o f (Porticus) und
unter dem Hauptaltar eine unterirdische Kapelle (Krypta) mit den Gebei-
nen des Schutzheiligen (Patrorrs) befindet; so wie die nach dem Muster der ost-
römischen Kirchen (besonders der Sophienkirche in Konstantinopel) aufgeführten
Dome im byzantinischen Baustyl mit gewölbten Rundbogen und hohen
Kuppeln. Diesem altchristlichen Baustyle gehören an: die meisten altern Kirchen
in Rom, die byzantinische Marcuskirche in Venedig, und in Deutschland die Ka-
thedrale zu Aachen und die ältesten Theile der Dome von Trier, Speyer, Worms,
Mainz u. a. — Die Bauwerke im gothischenstyl, der im 13. und 14.
Jahrhundert zu seiner völligen Ausbildung kam, haben einen leichten, freien, luf-
tigen Charakter und streben nach Oben, wie der Glaube, der sie hervorgerufen.
Die Hauptzierde derselben besteht in den schlanken Thürmen, die, je höher sie
aufsteigen, desto leichter, kühner und zierlicher werden, bis sie mit einer majestä-
tischen Blume in Kreuzesform endigen, „die, ihre Blätter gegen den Himmel em-
porbreitend, aus das Ziel deutet, welches menschliche Sehnsucht nicht zu erreichen
vermochte." Der Grundriß trägt die Figur des Kreuzes, des allgemeinen Sym-
bols der christlichen Kirche; alles Massenhafte und Schwerfällige ist vermieden.
Das Halbdunkel, das durch die b em a l ten Fen st e r bewirkt wird, füllt die
Seele des Betenden mit den Schauern der Ehrfurcht vor der Nähe des Allmäch-
tigen. Die Domkirchen bestehen aus einem etwas erhöhten Chor, das nur der
Geistliche betritt und wo sich der Hochaltar befindet, aus einem mit einer höhern
Decke versehenen M i t t e lsch iff, in das man durch das reichverzierte Haupt-
Portal eingeht, und aus zwei (oder vier) durch luftige Säulen und Spitzbogen-
gewölbe davon getrennten Seitenschiffen, zu denen man durch zwei Neben-
portale gelangt. Das Ganze wird von Außen durch mächtige Strebepfeiler
zusammengehalten.
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Extrahierte Ortsnamen: Domkirche Konstantinopel Rom Venedig Deutschland Trier Speyer Worms Mainz
282
Geschichte der alten Welt.
Menschenopfern erlag dem griechisch-römischen Heidenthum und das über-
triebene von den Priestern genährte Selbstgefühl, das sich in der Verachtung
anderer Völker und ihrer Cultur kund gab, wurde gebrochen und dadurch der
Boden für höhere menschliche Bildung bestellt.
Durch diese Eroberung „wurden die beiden großen Halbinseln des Mittelmeers und
die daranstoßenden Eilande und Küsten, auf denen sich die griechische und römische Bil-
dung entfaltete, wenigstens für einen langen Zeitraum vor aller Gefahr aus dem Innern
des europäischen Contincnts her gesichert; aber zugleich wurden der Cultur selbst in der
Mitte desselben neue Wohnsitze bereitet; Völkerschaften von unerschöpflicher Lebenskraft,
tapfer und sinnreich, in ihren Kreis gezogen, ihren Ideen unterworfen. Erst nach ihrer
Niederlage singen die Gallier an, das Land ihrer Heimath allenthalben anzubauen und die
Vortheile seiner geographischen Lage für friedliches Dasein zu genießen. Die Römer er-
füllten es mit den großen Bauwerken, die ihre Anwesenheit überall bezeichnen, Amphi-
theatern, Thermen, Aquädukten, Heerstraßen; diese, die das Land in verschiedenen Rich-
tungen durchzogen, waren fast die Hauptsache, denn sie brachten alles in unmittelbare
Verbindung mit den Hauptstätten der römischen Einwirkung: Lugdunum (Lyon) ward
das transalpinische Rom. Es ist kein Zweifel, daß sich die Eingebornen den Anziehenden
mit freudigem Eifer anschloffen. Aus den Geschlechtern und Stämmen, die das Land von
jeher bewohnt hatten, und den Colonien der Neberwinder, bildete sich ein neues Volk,
eine einzige große romanische Nation. Im zweiten Jahrhundert ist Gallien die bevölkertste,
im vierten, wiewohl in der Tiefe sich manche ungebrochene Volksthümlichkeit erhielt, eine
der gebildetsten römischen Provinzen. Wo das eigenthümliche Talent der Eingebornen
mit einem Zweige der lateinischen Cultur zusammentraf, erhoben sie sich sogleich zu einer
bemcrkenswerthen Ausbildung. Nirgends gab es eine Zeitlang besser besuchte Schulen als
in Gallien; geborene Römer lernten lateinische Beredtsamkeit im Sinne des Jahrhunderts
an der Garonne." Die von Cäsar und seinen Nachfolgern angelegten Castelle und Stand-
lager wuchsen bald zu Städten an; so Win disch an der Aar, Augst bei Basel, Zab ern,
Worms, Köln, Coblenz, Trier, Aachen, Soissons, Cambray u. a. m.
Einige Deeennien später wurde auch Süddcutschland bis zur Donau unterjocht, so daß die
beiden großen Ströme Rhein und Donau die nördlichen Grenzen des Römerreichs bil-
deten. Auch hier entstanden aus den römischen Standlagern allmählich die Städte Bre-
genz, Kempten, Regensburg, Augsburg, Passau, Salzburg, Linz,
Wien u. a.
c) Der zweite Bürgerkrieg (-»»- 4*»).
§. 199. Indessen war die Parteiwuth in Rom aufs Höchste gestiegen
und Raub und Mord an der Tagesordnung. Mächtige Führer kämpften in
den Straßen und Wahlplätzen mit Schaaren bewaffneten Gefolges wider
einander und der freche Clodius wurde von Milo auf der appischen
Straße ermordet*). Bestechung ward mit unerhörter Schaamlosigkeit geübt
und die Schätze Galliens wanderten größtentheils nach Rom, um die feilen
Seelen der Volkstribunen Curio, Antonius u. a. zu sättigen und für
Cäsars Interessen zu gewinnen. Dies bewog den Senat und die Alt-
Republikaner in Pompejus eine Stütze gegen den zunehmenden Volks-
übermuth zu suchen und das Consulat gänzlich zu dessen Verfügung zu
stellen. Dadurch erhielt der Parteieifer neue Nahrung, da Pompejus, auf
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Extrahierte Personennamen: Cäsar Cambray Milo Antonius Cäsars
Extrahierte Ortsnamen: Heidenthum Lyon Rom Gallien Gallien Basel Worms Coblenz Trier Aachen Donau Rhein Donau Regensburg Augsburg Salzburg Linz Wien Rom Galliens Rom
382 Untergang der alten Welt.
den Bulgaren und den slavischen Stämmen im Süden und Norden der
Donau beizubringen.
Uebrigens blieb Konstantinopel durch das ganze Mittelalter hindurch der Sitz
der Bildung und Gelehrsamkeit. Wahrend das übrige Europa sich langsam aus
dem Dunkel der Unwissenheit, des Aberglaubens und der Barbarei herausarbei-
tete, bewahrten die byzantinischen Schriftsteller noch wissenschaftlichen
Sinn und Kenntniß der menschlichen Dinge. Johannes Grammaticus
aus dem Anfang des siebenten Jahrhunderts, der gelehrte Erklärer des Aristoteles
und Verfaster vieler Schriften aus dem Gebiete der Grammatik und Philosophie,
Johannes von Damascus, der Begründer der systematischen Theologie
aus dem 8. Jahrhundert und der Patriarch Photius (st 891), ein Mann von
umfassenden Kenntnissen, in der kirchlichen Literatur wie in der Alterthumswissen-
schaft, waren weit hinstrahlende Lichter in jener Zeit der literarischen Oede. Aber
Sittlichkeit und Tugend waren dahin. Selbst die kräftigsten Kaiser schändeten
ihren Kriegsruhm durch unmenschliche Grausamkeit, und Luxus und Sinnenge-
nuß galten für die Würze des Lebens. — Die unter Vasilios und seinen Nach-
folgern veranstaltete Gesetzessammlung, Basiliken genannt, ging zunächst aus
einer Uebersetzung, Verkürzung und Umgestaltung des Justinianeischen Rechts-
buchs (§. 250.) hervor, wurde aber in der Folge erweitert und dient als wichti-
ges Hülfsmittel für die Kritik und Auslegung des Corpus juris. Das Gesetzbuch
der Basiliken erfuhr verschiedene Revisionen und reicht in seiner jetzigen Gestalt
nicht über die Zeit des Constantin Porphyrogennetos (c. 950) hinaus.
Iv. Die Araber unter dem Einfluß des Islam.
§. 257. Das Innere der Halbinsel Arabien ist eine weite von Bedui-
nenhorden (Nomaden) durchstreifte Sandwüste, wo kein Schattengegen
den glühenden Brand der Sonne Schutz gewahrt, wo selten um eine Quelle oder
einen bald im Sande versiegenden Bach ein grasreicher, mit Palmenhainen be-
wachsener Rastplatz (Oase) die Einförmigkeit der endlosen Ebene unterbricht, wo
nur das Kameel, das Hunger, Durst und Schlaflosigkeit ertragen kann, und
von dem Alles, Fleisch, Haare, Milch, selbst der Mist brauchbar ist, die Ver-
bindung zu unterhalten vermag. Auf ihm und aus dem edeln, flüchtigen Pferde
beruht der Reichthum der Wüstenbewohner (Beduinen, auch Sarazenen
genannt). Der südwestliche von fruchtbaren Thalern durchzogene Küstenstrich
(Jemen) heißt wegen seiner Fruchtbarkeit das glückliche Arabien. Hier gedei-
hen in der tropischen Atmosphäre, welche durch die Höhe des Gebirges und durch
die Winde, die über den Ocean heranwehen, abgekühlt wird, kostbare und edle
Früchte. Hier ist das Land des Weihrauchs, des Zuckerrohrs, der Kaffeestaude
(Mokka), der Granatapfel, der Feigen und Dattelpalmen, der Weizen- und
Durrafelder, und ein edles, bildungsfähiges Volk lebt hier in stolzer Unabhängig-
keit. Nicht sehr weit von der Küste des rothen Meers liegen in der Provinz Hed-
jas die Prophetenstadte Mekka und Medina. Nur das nördliche, von kahlen
Granitfelsen durchschnittene petraische Arabien, mit der alten Hauptstadt
Petra (hebr. Sela), war von den Römern betreten worden. — Die Bewohner
des glücklichen Arabiens waren durch den ausgebreiteten Karavanen- und
Seehandel, den sie schon in den ältesten Zeiten trieben, reich und dem Luxus und
Wohlleben ergeben, indeß die Nomaden der Wüste unter ihren erblichen Stamm-
und Familienhauptern (Emirs, Scheikhs) ein einfaches, mäßiges Leben führten.
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Extrahierte Personennamen: Johannes_Grammaticus Johannes_von_Damascus Constantin Porphyrogennetos Petra
Extrahierte Ortsnamen: Donau Europa Mekka Medina Arabiens
50
Geschichte der alten Welt.
die hochgeehrte Metropole der Nilbewohner. In allen diesen Staaten stand
ein derpriesterkaste verantwortlicher Priesterkonig (Pharao) als Stell-
vertreter des Sonnengottes an der Spitze des nach Kasten gesonderten Ge-
meinwesens (Hi ero kr a tre).
Non der einstigen Macht und Herrlichkeit dieses äthiopischen Staats, dessen Haupt-
stadt Mero« der Mittelpunkt und Stapelplatz des Handels zwischen Nordasrika, Arabien,
Babylonien und Indien gewesen zu sein scheint, zeugen die großen Trümmer ehemaliger
Tempelbauten, so wie die Ueberrcste von Säulen, Denkmälern, Pyramiden, Sphinxen und
Sculpturen aller Art, die im Thale von S e n n a a r, im jetzigen Distrikte Shandyu. a.o.
in großer Menge gesunden werden. — Bei der Aehnlichkeit der Cultur von Mero« und
Aegypten ist eine Wechselbeziehung beider Staaten unzweifelhaft; ob aber die ägyptischen
Einrichtungen von Mero« herrühren, oder ob dieser äthiopische Staat seine Bildung von
den Bewohnern des Nilthals erhalten, oder endlich, ob ursprünglich der alte Tempelstaat
Theben und die Nilgegenden wohl von Mero« aus die Anfänge ihrer Cultur erhalten,
dann aber den Mutterstaat überholt und ihre höhere Bildung wieder nach Aethiopien getra-
gen, darüber herrschen verschiedene Ansichten. — Mit mehr Sicherheit lassen sich die bei-
den andern Niederlassungen als Schöpfungen Meroë's darthun. — Aegypten mit den an-
grenzenden Gebieten von Afrika war im Alterthum wie in neuerer Zeit Gegenstand der
Wißbegierde wie der Reiselust.
h. 30. Eintheilung von Aegypten. Aegypten wurde schon frühe in
drei Theile getheilt. I. Oberägypten (Th ebais) mit den Nilfällen (Ka-
tarakten) bei den Inseln Phi la, Elephantine u. a.o. mit den merkwür-
digen und großartigen Ruinen von Theben aus beiden Ufern des Stroms,
darunter der T em p e lp a l a st von Karnak, mit seinen riefenmaßigen Sau-
lenmassen, Kolossen und Statuentcümmern von farbigem Sandstein, von schö-
nem Marmor, von rothem und dunkelschwarzem Granit. „Zu diesem führt von
der Ruinengruppe von Luxor (dem zweiten großen Pharaonenpalast), den gan-
zen 6000 Fuß betragenden Weg hindurch, eine Allee von je zehn Fuß auseinander
liegenden Sphinxkolossen, die großartigste Verbindungsstraße, die Menschen
je angelegt." Ferner die umgestürzte kolossale Memnonssaule, eine Statue
des alten Königs Amenophis, die früher bei Sonnenaufgang harmonische Töne
von sich gegeben haben soll; die in schauerlicher Oede in kahle Felscnwande ge-
hauenen vierzig Königsgraber mit ihren riesigen Gewölben und Hallen; die
unterirdische Tobten sta dt (Katakomben) mit ihren Grabkammern, ihren
labyrinthischen Gangen und ihren Schätzen an alterthümlichen Gerathschaften,
Zierrathen, Schmuckwerk, Mumien, Papyrusrollen u. dgl. — Ii. Mittel-
Aegypten mit der Hauptstadt Memphis, mit den Trümmern des Laby-
rinths, eines aus zahlreichen ineinander laufenden Jrrgangen bestehenden Bau-
werks, mit den Gruppen von Pyramiden, unter denen die vom König Cheops
erbaute bei dem Dorfe Ghize durch ihre riesenhafte Masse und Höhe (über 450
pariser Fuß) besonders Bewunderung erregt; und mit dem von König Möris
angelegten und nach ihm benannten See, der zur Regelung der Nilüberschwem-
mungen gedient zu haben scheint. — Iii. Unter-Aegypten, von seiner durch
zwei Hauptarme des Nil und durch das Meerufer bewirkten dreieckigen Gestalt
Delta genannt, mit der Hauptstadt He li o p ö lis, die aberspater vonalexan-
d r sa verdunkelt wurde, und mit den geschichtlich merkwürdigen Orten Sais,
Naukratis und Busiris, der angeblichen Residenz des fabelhaften Tyrannen
und Fremdenmörders gleichen Namens. — Der Nil befruchtet und düngt das
Land. „Wenn der Schnee auf den Gipfeln der Hochgebirge, denen die beiden
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Morgenländische Völker.
49
seßhafte) Volk den Namen derselben, Chaldäer, führte. „Es scheint demnach,
daß sich in diesen priesterlichen Geschlechtern wie in dem Königshause der Stamm,
welcher das Reich gegründet hatte, am reinsten, am wenigsten mit den altern
Bewohnern des Landes vermischt erhalten habe." Die Würde der Priester erbte
vom Vater auf den Sohn. Sie waren im Alleinbesitz der Himmelskunde und der
Buchstabenschrift (Keilschrift), die sie in uralten Zeiten erfunden haben.
Von Babylons jetzigem Zustand machen die Reisenden schreckliche Beschreibungen:
„Gegenwärtig liegt dies herrliche Land unter der rohen, zerstörenden Türkenherrschast fast
unbenutzt da, „„der alte Gottesgarten ist zu einem weiten Raubfelde geworden;"" aber
alte Trümmer von Weltstädten und Grenzwällen, der Kanalbau und die Bewässerungs-
anstalten bezeugen, welche Blüthe dereinst hier zu finden war." — „Mehr durch allmäh-
liche Abnahme seiner Blüthe und Bevölkerung, nachdem es die eigenen Könige verloren
hatte und fremden Herrschern dienen mußte, als durch feindliche Einnahme verfiel Babylon
und sank die Herrlichkeit seiner Prachtgebäude in Schutt und Trümmer. Schon im
4. Jahrhundert unserer Zeitrechnung hausten, wie der heilige Hieronymus berichtet, wilde
Thicre innerhalb der Ringmauern, als Erfüllung der Vorhersagung des Propheten (Jes.
C. l3). Und auch heut zu Tage scheucht der Fußtritt des Menschen, der unter diesen Rui-
nen wandelt, wilde Thiere auf. Die Massen von Trümmern und Schutthaufen, die sich
hier dem Blicke zeigen, sind entkleidet von den Spuren hoher Pracht, wie sie viele andere
Reste vorweltlicher Denkmale noch an sich tragen, aber riesenhaft genug, dem forschenden
Reisenden keinen Zweifel zu lassen, daß er sich an dem Orte befindet, wo einst das weltbe-
rühmte Babylon stand."
4. Aegypter und Aethiopier.
tz. 29. Meroö und Ammonium. In Nubien, wo zwei Berg-
flüsse, der weiße Nil, der seine unbekannten Quellen auf einem der Mit-
tagslinie nahe liegenden Schneegebirge hat, und der von dem abyssinischen
Hochlande herabströmende blaue Nil sich vereinigen und in zahllosen Was-
serfallen (Katarakten) sich über das querliegende Bergland ergießen, be-
stand in unvordenklichen Zeiten, ein Culturstaat mitten unter einer Be-
völkerung von Negern und schlichthaarigen Libyern, die theils als wilde
Iägervölker, theils als rohe Fischer (Ichthyophagen), theils als
höhlenbewohnende Hirten (Troglodyten) ein uncivilisirtes Leben
führten. Dieser Culturstaat mit einer Kasteneinrichtung, wobei die
Priester die Herrschaft führten, den König aus ihrer Mitte wählten und
demselben, falls er sich ihrer Leitung zu entziehen suchte, in Folge von Ora-
kelsprüchen, mitunter Krone und Leben zu rauben unternahmen, führte den
Namen Meroö und war ein mit ausgedehntem Handels wesen verbun-
dener Priesterstaat, von dem mehrere ähnlich eingerichtete Priesterstaaten als
Colonien ausgegangen zu sein scheinen; so namentlich der Tempelstaat
Ammonium mit dem weltberühmten Orakel des widdergehörnten Jupiter
Ammon (Amun) in der libyschen Wüste, die Priesiercolonie am Berge
Barkal, östlich vom Nil, mit den bei dem Dorfe Merawc befindlichen Py-
ramiden und vor allen, wie die alte Meinung lautet, der Priesterstaat Theben,
Weber, Geschichte. 6.Ausl. 4
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Das Römerreich,
321
Rhein und Neckar eine feste Schanze anlegte und einen Neckararm abgraben ließ) auf die
Dauer zu brechen vermochten. Das jetzige Großherzogthum Baden und ein großer Theil
des Königreichs Würtemberg gehörten demdecumatland an und besaßen römischecul-
tur und Einrichtungen. Dies erkennt man theils aus Denkmälern undalterthümern (An-
tiquitäten), die aus der Erde gegraben werden (als Altäre, Inschriften, Gefäße, Säulen,
Waffen, Geräthschaften, Münzen u. dgl.), theils aus Trümmern alter Bau- und Mauer-
werke in Städten, deren Ursprung in jene Zeit hinaufreicht. Zu diesen Städten gehören,
außer den Hauptorten am Rhein, Augst (Basel), Straßburg, Speyer, Mainz u.a.,
vor Allen Conftanz und Bregenz am Bodensee, Badenweiler und Baden-
Baden (Aquae Aureliae) an den Vorhügeln des Schwarzwaldes, Ladenburg am
Neckar u. a. O. — „Die so eingehegten Gebiete wurden als römisches Zehntland aus fast
drei Jahrhunderte der germanischen Freiheit entzogen, gewannen aber zeitweise unter römi-
schem Schutze und römischer Pflege eine Bodencultur und verfeinerte Lebensweise, welche
den jenseitigen Stammländern ein Jahrtausend fremd blieben. Denn nicht allein daß die
Römer die von Barbaren spärlich bewohnte Wüste, der wiederholten Einfälle ungeachtet,
schnell in blühende Provinzen umschufen, indem sie überall erst feste Kriegsplätze anlcgten,
und in deren Bereich Municipalstädte mit Märkten, Tempeln, Theatern, Gerichtshäusern,
Wafferleitungen, Bädern, mit dem gesammten städtischen Luxus der überalpischenheimath
gründeten, die neuen Pflanzungen mit trefflichen Straßen und Brücken verbanden und in
kurzer Frist die etwa noch seßhaften Barbaren an Sitte, Sprache und Denkart in Römer
umwandclten: sie waren auch befähigt, untrüglichen Blickes die Naturgaben der neuen Pro-
vinz zu erspähen, und alles-Vorhandene zur sinnreichsten Benutzung auszubeuten. Sie ver-
pflanzten gedeihlich ihre edlen Obstbäume, Getreidearten und Gemüse unter den frem-
den Himmelsstrich und schickten eigenthümliche Feld- und Walderzeugnisse, ja selbst Rüben
zum Genuß in ihre Hauptstadt; sie bewässerten künstlich Wiesen und Ackerland und zwan-
gen die Oede, bisher unbekannte Frucht zu tragen; sie durchforschten Ströme und Bäche
nach neuen leckern Fischgattungen, und veredelten die Hausthiere; sie schürften nach Me-
tallen, gruben nach Salzquellen, fanden überall den dauerbarsten Stein zu Staats- und
häuslichen Bauten, wandten bereits die noch jetzt gesuchten härtesten Steinarten (Lava) zu
ihren Mühlwerken, den zähesten Thon zu ihren Ziegelöfen an; sie leiteten Kanäle, regelten
den Lauf der Wässer, bauten in Gegenden, die wie das Moselland, reich an Marmor,
Sägemühlen zum Schneiden des Gesteins; kein heilkräftiges Wasser, kein warmer Quell,
so erwünscht dem verwöhnten Südländer, verbarg sich ihnen; von Aachen bis Wiesbaden,
von Baden-Baden bis nach Baden in der Schweiz, von Partenkirch (Parthanum) in den
rhätischen Alpen bis Baden bei Wien hinab benutzten sie nicht allein diese Gabe einer reichen
Natur; sie sammelten die Wässer in künstlichen Becken, überbauten die Brunnen mit zier-
lichen Hallen und Sälen, schmückten sie mit Bildwerken und Inschriften, dergleichen die
Nachwelt noch jetzt staunend aufgräbt, ja sie würdigten den ärmlichen Kunsifleiß der Ein-
geborenen ihrer Aufmerksamkeit, machten ihn ihrem Bedürfniß dienstbar."
h. 222. Adrian, ein friedliebender Fürst, warmehr auf Beschützung
als Erweiterung der Reichsgrenzen bedacht, daher er seines Vorgängers
Eroberungen im Osten wieder aufgab. Er war ein Mann von hoher Bil-
dung und edler Regungen fähig, wenn schon Eitelkeit und Dünkel ihm das
gefährliche Gift der Schmeichelei lieb machten und Neid, Mißtrauen und
Lebensüberdruß ihn gegen das Ende seiner Regierung zu Härte und Grau-
samkeiten verleiteten. Seine Wißbegierde und Kunstliebe schufen eine neue
B l ü t h e z e i t der Literatur und des Kunstsinns in Rom und führten
ihn auf große mehrjährige Reisen nach Osten (Griechenland, Asien,
Weber, Geschichte. I. 6. Aufl. 2k
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Extrahierte Personennamen: Adrian Weber
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Baden Rhein Basel Straßburg Speyer Mainz Bregenz Badenweiler Baden- Ladenburg Aachen Wiesbaden Baden-Baden Baden Schweiz Baden Wien Rom Griechenland Asien
496
Das Mittelalter.
schast sich Bühn brüch. Nunmehr bekämpften über die geringern, von allen
Aemtern und politischen Rechten ausgeschlossenen Bürger die aristokratische Herr-
schaft der Patrizierfamilien. Und damit sie dies mit besserm Erfolg voll-
bringen möchten, trat der Handwerkerstand allenthalben in Gilden,
Zünfte und Innungen zusammen. Dadurch wurde ein Gemeingeist erzeugt,
der für die Erstarkung des untern Bürgerstandes von den wichtigsten Folgen war.
Bald erlangten die von Zunftmeistern geleiteten, mit eigenen Fahnen und
Versammlungsorten (Herbergen) versehenen Handwerkerzünfte, deren Kraft
in den derben Fausten der „Gesellen" bestand, solche Macht, daß sie sich nicht
nur allenthalben bürgerliche Rechte und Antheil an der städtischen Verwaltung
erkämpften, sondern daß in sehr vielen Städten das aristokratische Geschlechter-
regiment mit dem ständigen Schöffenthum durch eine demokratische
Zunftregierung mit Rathmannern aus der Gemeinde verdrängt
wurde, was natürlich nicht ohne blutige und gewaltsame Kampfe bewirkt ward;
nur in wenigen blieben, wie in Nürnberg, die Patriziergeschlechter bis zur
Reformation im Besitze der höhern Stellen. Die Zünfte, deren Glieder in den
Feierstunden den Wasfenübungen oblagen, bildeten die streitbare Bürgermacht in
den Kämpfen der Städte wider den Adel (§. 359). Geschützt durch Mauern,
Thürme und Graben trotzten sie den Angriffen der geharnischten Ritter und zogen
mit eigenen Fahnen unter der Leitung ihrerzunftmeister ins Feld, um die Freiheit
nach Außen zu vertheidigen, wie sie dieselbe im Innern zu erringen und zu be-
haupten gewußt. Mit dem Wohlstand und der äußern Macht kehrte auch gesellige
Heiterkeit und Lebenslust, gehoben durch Zunfttanze, Maispiele, Schützenfeste und
Kurzweil aller Art in die Städte ein.
0
An den beiden Hauptströmen Deutschlands, am Rhein und an der D onau, ferner
in den Provinzen Rhätien, Noricum und Pannonien waren zur Zeit der Römer
theils aus befestigten Lagerplätzen, theils aus eigentlichen römischen Colonien, theils aus
Handelsstationen eine Reihe von ansehnlichen Städten entstanden, „deren Reichthum und
Glanz hier und da noch aus den erhaltenen Trümmern ersichtlich ist, deren römische Ver-
fassung zumtheil noch durch aufgefundene Inschriften bezeugt ward. Einzelne, wie Cöln,
genossen sogar des in diesen Gegenden seltenen Vorzugs des italischen Stadtrechts." Diese
Römerstädte überdauerten in ihrem äußern Bestand die Stürme der Völkerwanderung, so
viele Verwüstungen auch über sie hingingen; und einzelne, wie Cöln, Trier, Rcgens-
burg, mögen auch noch einige Trümmer der altstädtischen Verfassung und Einrichtung aus
dem allgemeinen Ruine in die spätern, etwas ruhiger» Zeiten gerettet und unter dem
Schutze der Kirche neu belebt haben, wie denn einige in der Cölner Richerzech heit, einer
patrizischen Genossenschaft, aus welcher die Schöffen, Bürgermeister und Zunftmeister ge-
wählt wurden, eine Fortsetzung der altrömischen Curie erkennen wollten. Die meisten
jedoch erhielten neue Bevölkerung und neue, germanische Einrichtungen und Satzungen.—
Die deutschen Städte, die ihren Ursprung im Z ei t a l t e r der Karolinger nahmen,
waren theils bischöfliche Städte, welche ihre Entstehung oder ihr neues Empor-
kommen der bischöflichen Kirche verdankten (§. 272.), theils königliche Städte, die
ihren Ursprung von ansehnlichen Pfalzen des Königs in der Mitte der Reichskammer-
güter genommen, und sich daher unmittelbar unter der Vogtci desselben befanden wie
z. B. Frankfurt a. M., Ulm, Nürnberg. An vielbesuchten Klöstern und Stiftern
wurden zur Zeit der großen Feste Markte angelegt, die nicht selten zur Gründung von
Handelsplätzen Anlaß gaben. „Weltliche und geistliche Geschäfte, Andacht und Gewinn-
sucht, gingen Hand in Hand, durchdrangen sich einander; die heiligsten Stätten, nicht die
Kirchhöfe allein, auch die Kirchen, erfüllten sich mit anstößigem Getümmel. In Kirchen
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Das Wiederaufleben der Wissenschaften imb Künste. 323
starb im 36. Jahr seines Lebens auf der Insel Ufnau im Zürichersee.
Er durfte sagen: „Ich hab's gewagt!"
8. Blüthe der christlichen Kunst.
-») Die heilige Kunst des Mi ttela l ters.
/
§. 403. Im Mittelalter war die Kunst gänzlich im Dienste der
Religion und alle Zweige derselben vereinigten sich in den erhabenen
Dvmkirchen, in denen die hohen Ideen des Christenthums versinn-
bildlicht waren. Diese müssen wir also etwas näher betrachten. 1. Was
die Architektur betrifft, so nimmt man gewöhnlich zwei Haupt-
bauformen (Style) bei der Struktur der Kirchen an, den altchrist-
lichen oder Rundbogen styl, und den gothischen (germanischen)
oder Spitzbogenstyl. Zu jenem rechnet man die den altrömischeu
Bauwerken nachgebildeten Basiliken, die einen oblongen Raum um-
schließen, der vermittelst zweier durch Halbkreisbögen verbundenen Säu-
lenreihen in drei Schiffe getheilt ist und vor dessen Eingang sich ein
Vorhof (Porticus) und unter dem Hauptaltar eine unterirdische
Kapelle mit den Gebeinen des Schutzheiligeil (Patron's) befiildet; so
wie die nach dem Muster der oströmischen Kirchen (besonders der Sophien-
kirche in Konstantinopel) aufgeführten Dome im byzantinischen Bau-
styl mit gewölbten Rundbogen und hohen Kuppeln. Diesem altchrisi-
lichen Baustyle gehören an: die meisten ältern Kirchen in Rom, die by-
zantinische Marcuökirche in Venedig, und in Deutschland die Kathedrale
zu Aachen und die ältesten Theile der Dome von Trier, Speyer, Worms,
Mainz u. a. — Die Bauwerke im gothischen Styl, der im 13. und
14. Jahrhundert zu seiner völligen Ausbildung kam, haben einen leichten,
freien, luftigen Charakter und streben nach Oben, wie der Glaube, der
sie hervorgerufen. Die Hauptzierde derselben besteht in den schlanken Thür-
men, die, je höher sie aufsteigen desto leichter, kühner und zierlicher wer-
den, bis sie mit einer majestätischen Blume in Krenzesform endigen, „die,
ihre Blätter gegen den Himmel emporbreitend, auf das Ziel deutet, welches
menschliche Sehnsucht nicht zu erreichen vermochte." Der Grundriß
trägt die Figur des Kreuzes, des allgemeinen Symbols der christlichen
Kirche; alles Massenhafte und Schwerfällige ist vermieden. Das Halb-
dunkel, das durch die bemalten Fenster bewirkt wird, füllt die Seele
des Betenden mit den Schauern der Ehrfurcht vor der Nähe des Allmäch-
tigen. Die Domkirchen bestehen aus einem etwas erhöhten Chor, das
nur der Geistliche betritt und wo sich der Hauptaltar befindet, aus einem
mit einer höhern Decke versehenen Mittelschiff, in das man durch das
reichverzierte Haupt-Portal eingeht, und aus zwei durch luftige Säulen
und Spitzbogengewölbe davon getrennten Seitenschiffen, zu denen
man durch zwei Nebenportale gelangt. Das Ganze wird von Außen durch
mächtige Strebepfeiler zusammengehalten.
Die bedeutendsten gothischen Kathedralen findet man in Deutschland, Frankreich
und England; die merkwürdigsten darunter sind: der Kölner Dom, dessen beide
wundervolle Thürme noch unvollendet sind;' das Straßburger Münster, an
dem der eine, von dem trefflichen Meister Erwin von Steinbach (im Badischen
21*
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Extrahierte Personennamen: Erwin_von_Steinbach
Extrahierte Ortsnamen: Konstantinopel Rom Venedig Deutschland Aachen Trier Speyer Worms Mainz Deutschland Frankreich England
März
1689.
Juni
1689.
530 Ausgang des siebenzehnten Jahrhunderts.
vom Osten an den Rhein zu ziehen. Die pfälzische Erbschafts-
sache und die Kölner Erzbischofswahl gaben willkommene Ver-
anlassung zur Kriegserklärung.
1) Als Kurfürst Karl, der Sohn Karl Ludwigs (8.551) von der sim-
mernschen Linie ohne männliche Erben starb, siel die Pfalz nach den Gesetzen des
Reichs und des kurfürstlichen Hauses wie nach dem Testament des Verblichenen
an die kathol. Seitenlinie Pfalz Neuburg. Aber Ludwig Xiv. sprach für die
an seinen Bruder, den Herzog von Orleans, vermählte geistreiche und liebens-
würdige Schwester des verstorbenen Kurfürsten Elisabetha Charlotte nicht
nur die ganze bewegliche Hinterlassenschaft an, sondern begehrte auch die Pfalz-
si mm krischen Lande und dehnte endlich seine Forderungen über alle Territorien
aus, von denen der Kurfürst Phil. Wilhelm nicht nachweise, daß sie nur Mann-
lehen seien.
2) Bei dem Tode des Kurfürsten von Köln wünschte Ludwig den franz. ge-
sinnten Wilhelm von Fürstenberg, Bischof von Straßburg, zu dessen Nach-
folger. Durch Bestechung brachte er die Mehrzahl der Domherren dahin, daß sie,
einer ernsten Abmahnung des Kaisers zum Trotz, dem sranz. Söldling ihre Stimmen
gaben; aber der Papst war der Wahl entgegen und bestätigte den von der Minder-
zahl gewählten Kandidaten des bayerischen Fürstenhauses.
Dieser dritte Krieg begann mit einer barbarischen Maßregel. Um
den Feinden das Eindringen in Frankreich unmöglich zu machen, be-
schloß Louvois mit Genehmigung seines despotischen Königs durch
Verheerung der Rheingegenden eine Wüstenei zwischen beiden
Reichen zu schaffen. Sofort besetzten franz. Truppen unter harten
Feldherren die Rheinpfalz, die sich von den frühern Kriegsleiden
noch kaum erholt, und verübten unmenschliche Grausamkeiten. Wie
Mordbrenner fielen die wilden Schaaren über die blühenden Dörfer
an der Bergstraße, über die reichen Städte am Rhein, über die Ort-
schaften der südlichen Pfalz her und verwandelten sie in Aschenhaufen.
Der. gesprengte Thurm des Heidelberger Schlosses ist noch jetzt ein stiller
Zeuge von der Barbarei, mit der Melac u. a. Anführer die Befehle
einer unbarmherzigen Regierung vollzogen.
Heidelberg ging zum Theil in Flammen auf, nachdem die Neckarbrücke in
die Luft gesprengt; Rohrbach, Wiesloch, Kirchheim, Baden, Bretten, Rastatt,
Pforzheim u. a. O. wurden zerstört, Handschuchsheim, Ladenburg, Dossenheim,
Schriesheim erholten sich nie wieder ganz von den Verheerungen, womit sie der
„allerchristlichfte" König heimsuchte; vom Haardtgebirg bis zur Nahe—frankenthal,
Alzey, Kreuznach — rauchten Städte und Dörfer, Weinberge und Fruchtfelder;
in Mannheim mußten die Einwohner selbst zerstörende Hand an die Festungswerke
und Gebäude legen. In Worms wurde die Domkirche nebst vielen Wohnhäusern
ein Raub der Flammen und in Spei er verjagten die Franzosen die Bürgerschaft,
zündeten die ausgeplünderte Stadt und den allehrwürdigen Dom an und trieben
Hohn mit den Gebeinen der alten Kaiser.
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl_Ludwigs Karl Ludwigs Ludwig_Xiv Ludwig Elisabetha_Charlotte Phil Wilhelm Ludwig Ludwig Wilhelm_von_Fürstenberg Wilhelm Bischof_von_Straßburg Kirchheim
124
Geschichte der alten Welt.
Eroberungen zu machen. Nachdem er den in Thierfelle gekleideten In-
sulanern keltischer Abkunft Ehrfurcht vor Roms Größe eingeflößt,
segelte er zurück, um die gallischen Völker, die, von unruhiger und
wankelmüthiger Natur, immer wieder abfielen und zu den Waffen griffen,
wenn er anderswo beschäftigt war, vollends zu unterwerfen. Aber erst
als der letzte allgemeine Aufstand unter Vercingetorix bei Alesia
in Burgund bewältigt war, gelang es dem Eroberer das ganze Land
bis zum Rheinstrom allmählig zu unterwerfen und in eine Provinz
des römischen Weltreichs umzuwandeln. Freundliche Behandlung der
Stammhäuptlinge und mäßige Steuern befestigten die Herrschaft der
Römer und Cäsars Ansehen.
Die von Cäsar u. a. angelegten Castelle und Standlager wuchsen bald zu Städten
an; so Win di sch an der Aar, Augst bei Basel, Zobern, Worms, Köln,
Coblenz, Trier, Aachen, Soissons, Cambray u. a. m. Einige Decennien
später wurde auch Süddeutschland bis zur Donau unterjocht, so daß die beiden
großen Ströme Rhein und Donau die nördlichen Gränzen des Römerreichs
bildeten. Auch hier entstanden aus den römischen Standlagern allmählig die Städte
Bregenz, Kempten, Regensburg, Augsburg, Passau, Salzburg,
Linz, Wien u. a.
«0 Der zweite Bürgerkrieg (49 — 48).
§. 177. Indessen war die Parteiwuth in Rom aufs Höchste
gestiegen und Raub und Mord an der Tagesordnung. Mächtige Füh-
rer kämpften in den Straßen und Wahlplätzen mit Schaaren bewaff-
neten Gefolges wider einander und der freche Clodius wurde von
Milo auf der appifchen Straße ermordet. Bestechung ward mit un-
erhörter Schaamlosigkeit geübt und die Schätze Galliens wanderten groß-
ßentheils nach Rom, um die feilen Seelen der Volkstribunen Curio,
Antonius u. a. zu sättigen und für Cäsars Interesse zu gewinnen.
Dies bewog den Senat und die Alt-Republikaner in Pompe-
jus eine Stütze gegen den wachsenden Volksübermuth zu suchen und
das Consulat gänzlich zu dessen Verfügung zu stellen. Dadurch er-
hielt der Parteieifer neue Nahrung, da Pompejus, auf seines Neben-
buhlers wachsenden Kriegsruhm neidisch und seit dem Tode seiner Ge-
mahlin Julia (Cäsars Tochter) demselben mehr entfremdet, sich sei-
nes Einflusses zu dessen Nachtheil bediente. Auf sein Zuthun erging
nach Beendigung des gallischen Kriegs vom Senat an Cäsar das Ge-
bot seinen Oberbefehl niederzulegen und seine Truppen zu entlassen, in-
deß Pompejus mit neuer außerordentlicher Macht bekleidet ward. Die
Volkstribunen Curio und Antonius, die gegen diesen Beschluß
ihr Veto einlegten und verlangten, daß auch Pompejus seiner Gewalt
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Extrahierte Personennamen: Cäsars Cäsar Cambray Milo Antonius Antonius Cäsars Julia_(Cäsars Cäsars Cäsar Antonius
Extrahierte Ortsnamen: Thierfelle Alesia Burgund Rheinstrom Basel Worms Coblenz Trier Aachen Donau Rhein Donau Regensburg Augsburg Salzburg Linz Wien Rom Galliens Rom