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1. Bd. 2 - S. 53

1854 - Leipzig : Engelmann
Die Begründung der neuen Zustände unter Karl V. 53 Türkenzüge des Kaisers erfolglos. Und doch war es gerade die Bekämpfung dieses Feindes der Christenheit, was dem Kaiser nächst der Ausgleichung der kirchlichen Spaltung vorzugsweise am Herzen lag. Darum betrieb er nicht nur die ungarischen Feldzüge so eifrig, sondern er unternahm auch einen zweiten afrikanischen Zug, um die Corsaren, die jetzt von Algier, wie 1541 • früher von Tunis aus, das Mittelmeer unsicher machten, vollends zu unter- drücken. Allein die Stürme und Regengüsse des Spätherbstes und die auf dem moorigen Boden höchst verderblichen Angriffe der Feinde vereitelten diesmal das Unternehmen. Nach schweren Verlusten an Schiffen und Mann- schaft mußte der Kaiser, der großherzig alle Gefahren und Leiden mit dem Niedrigsten theilte, unverrichteter Sache abziehen. — Dieser Ausgang mochte den König von Frankreich mit der Hoffnung erfüllen, endlich doch noch seinen Gegner zu überwinden. Die Ermordung zweier Unterhändler des französischen Hofs, die sich heimlich durch die Lombardei nach Venedig und Konstantinopel begeben sollten, bot dem König die erwünschte Veran- lassung, im Verein mit dem Herzog von Cleve und dem Sultan einen vier- ten Krieg wider den mit England verbündeten Kaiser zu beginnen. Die 1542-44. Grenzländer gegen Spanien, Italien und die Niederlande wurden schwer heimgesucht; als aber Karl (nachdem er den Herzog von Cleve besiegt und zur Entsagung seiner Ansprüche aufgeldern und Zütphen gezwungen) mit einem, größtentheils aus Deutschen bestehenden Heer in die Champagne eindrang und sich auf zwei Tagemärsche der bestürzten Hauptstadt näherte, da bot Franz eilig die Hand zum Frieden, der dann auch in Crespy unter 15^- der Bedingung, daß alle Eroberungen herausgegeben würden, zum Ab- schluß kam. Die dem König gelassene Aussicht, Mailand für einen seiner Söhne zu gewinnen, war nur eine Täuschung. Das Uebergewicht der Habs- burger in Italien blieb fortan unbestritten. Bald nachher starb Franzi. Ein ausschweifendes Leben stürzte ihn im 31. März 50. Jahre ins Grab. Er besaß alle Eigenschaften zu einem großen Fürsten, 1547- hatten nicht Genußsucht, Despotie und Unbesonnenheit ihn auf Irrwege geführt. Er war ein lebenskräftiger schöner Mann, der an Muth und ritterlicher Gewandt- heit keinem seiner Zeitgenossen nachstand und die Anstrengungen der Jagd und der Waffen über Alles liebte. „Er war eine alles Andere in Schatten stellende Erscheinung, hoch von Gestalt, breit von Schultern und Brust, mit vollem, brau- nem Haupthaar, frischer Gesichtsfarbe. Eine gewisse Feinheit des Ausdrucks mochtellhm fehlen, aber Alles athmete Mannheit und Lebenslust, eine sich selber fühlende Fürstlichkeit in ihm." Ec verlieh zuerst dem Hof den Glanz und die ele- ganten Formen, die seitdem daselbst herrschend blieben, er liebte die Gesellschaft geschmückter Damen und gefiel sich in ihrer Mitte „in dem golddurchwirkten Wamms, durch dessen Oeffnungen das feinste Linnen hervorbaufchte, dem Ueber- wurf mit Stickereien und goldenen Troddeln." Er hob die klassischen Studien und die Universität (Collège de France) 5 er unterstützte Gelehrte und Dichter, die ihm dafür reichliches Lob spendeten; er zog italienische Künstler, wie Leonardo da Vinci und Benvenuto Cellini, in seine Nahe und ließ Kunstwerke von ihnen

2. Bd. 1 - S. 309

1854 - Leipzig : Engelmann
Das Römerreich. 309 ergeben. Die Tapfersten und Streitbarsten treiben Nichts: Die Sorge für Haus und Heerd und Feld bleibt den Frauen, den Greisen und den Unvermögendsten derfamilie über- lasten; jene brüten hin. Seltsamer Widerspruch der Natur, daß dieselben Menschen so sehr den Müßiggang lieben und die Ruhe hassen. — Die allgemeine Tracht ist ein Rock, mit einer Spange oder in deren Ermangelung mit einem Dorn zugemacht; im Uebrigen unbe- deckt liegen sie ganze Tage am Heerd und am Feuer. Die Reichsten zeichnet eigene Klei- dung aus, nicht wallend, sondern enge und jedes Glied ausdrückend. Sie tragen auch Lhierfelle; die Nächsten am Rheinufer ohne Wahl, die Entfernteren auserlesene, da kein Handel ihnen andern Schmuck liefert. Sie suchen Thiere aus und besetzen die abgezogenen Felle mit geflocktem Pelzwerk, das der äußerste "Ozean hervorbringt. Die weibliche Tracht ist von der männlichen nicht unterschieden, nur daß die Weiber sich häufiger in leinene Ge- wänder hüllen, die sie mit Purpurstreifen zieren; die Kleidung läuft oben nicht in Acrmel aus, so daß Schultern und Arme nackt sind; auch die Brust ist von Oben unverhüllt. — Gleichwohl ist dort das Ehebündniß strenge, und in keinem Punkt sind ihre Sitten lobens- würdiger. Denn sie sind fast die einzigen Ausländer, die sich mit Einem Weibe begnügen, sehr Wenige ausgenommen, die Standes halber zu mehrern Eheverbindungen angegangen werden. Die Ausstattung bringt nicht das Weib dem Manne, sondern der Mann dem Weibe zu. Eltern undverwandte sind zugegen, die Geschenke zu mustern; Geschenke, nicht ausgesucht zu weiblicher Tändelei, noch zum Ausputze der Neuvermählten; Rinder vielmehr und ein aufgezäumtes Roß, ein Schild sammt Frame und Schlachtschwert. Damit nicht die Gattin von Gesinnungen des Heldenmuthes und den Schicksalen des Kriegs sich losgczählt wähne, so ermahnt sie die Eintrittsfeier des beginnenden Ehestandes selbst, sie komme als Genossin der Arbeiten und Gefahren, um Gleiches im Frieden, Gleiches im Kriege zu tragen und zu wagen: Dies kündigen das Rindergespann, dies das ausgerüstete Roß, dies die dar- gebrachtcn Waffen an. — So leben sie, unter der Obhut reiner Sitten, nicht durch verführe- rische Schauspiele, noch durch wollustreizende Gastmäler verdorben. Dort lacht Niemand des Lasters; Verführen und verführt werden heißt nicht Zeitgeist, und mehr gelten dort gute Sit- ten als anderswo gute Gesetze. — Sowohl die Feindschaften des Vaters oder des Anver- wandten, als seine Freundschaften zu übernehmen, ist Pflicht; sie dauern aber nicht unversöhn- lich fort. Bewirthung und Gastrccht übt kein anderes Volk so freigebig aus. Irgend einen Menschen vom Hause abwcisen, wird für sündlich gehalten; Jeder bewirthet den Gast nach Vermögen mit reichlichcrkost. Gebricht der Vorrath, so gehn sie, der bisherige Gastwirth, nun Wegweiser, und sein Gefährte, ungeladen ins nächste Haus ; dies thut jedoch Nichts ; man nimmt sie mit gleicher Freundlichkeit auf. — Gleich nach dem Schlafe, den sie meistens in den Tag hinein dehnen, baden sie; gebadet, speisen sie. Dann gehen sie an die Geschäfte, nicht selten auch zu Trinkgelagen, in Waffen. Tag und Nacht ununterbrochen fortzuzechen, ist Keinem Schande. Häufig entstehen, als unter Betrunkenen, Zänkereien, die selten mit Schmachworten, öfter mit Wunden und Todtschlag endigen. Aber auch wechselseitige Aus- söhnung von Feinden, Abschlicßung von Eheverbindungen, Wahl der Häupter und endlich Frieden und Krieg wird meistens beim Gastmahl verhandelt, als ob zu keiner Zeit für auf- richtige Gedanken offener die Seele oder für große feuriger sei. Dieses Volk, ohne List und Trug, öffnet noch das Innere der Brust bei zwangloser Fröhlichkeit. Hat nun Jeder ohne Rückhalt seine Meinung dargelcgt, so wird dieselbe des folgenden Tages neuerdings vorge- nommen, und jedem Zeitpunkte widerfährt sein Recht. Sie rathschlagen, wo keine Ver- stellung, und beschließen, wo keine Bethörung stattsindet. — Das Würfelspiel treiben sie, sonderbar genug, nüchtern als ernsthaftes Geschäft, mit solcher Tollkühnheit bei Gewinn oder Verlust, daß sie, wenn Alles hin ist, auf den äußersten und letzten Wurf Person und Freiheit setzen. Der Verlierende begiebt sich freiwillig in die Knechtschaft; wenn auch jün- ger, wenn auch stärker, läßt er sich binden und verkaufen. So weit geht in schlimmer Sache die Hartnäckigkeit, ihnen heißt es Biedersinn. Sklaven dieser Art verhandeln sie, um

3. Bd. 1 - S. 357

1854 - Leipzig : Engelmann
Die Völkerwanderung. 357 Lebensweise. Sie bedürfen keines Feuers noch schmackhafter Speisen; ihre Nahrung besteht aus Wurzeln von Kräutern des Feldes und halbrohem Fleische von jedwedem Vieh, welches sic unter den Schenkeln ein wenig mürbe reiben. Häuser haben sie keine, und meiden sie als wie Gräber, selbst Hütten von Rohr findet man bei ihnen nicht; unstät durch Gebirg und Wald umherstreisend lernen sie von Kindesbeinen aus Hunger und Durst und den Wechsel der Witterung ertragen. Ihre Kleider sind von Linnen, oder aus Fellen von klei- nem Gewild zusammengenähet, und sie tragen nicht ein anderes Kleid im Haus und ein anderes außen, sondern eins und dasselbe behalten sie auf dem Leib, bis es in Lappen und Fetzen zerfällt. Mit gebogenen Mützen decken sie den Kopf, mit Bocksfellen die rauchhaa- rigen Schenkel; ihre unförmlichen Schuhe hindern sie an freiem Gang. Deshalb sind sie zum Fußgang untüchtig; aber auf ihren Pferden, die zwar häßlich, jedoch dauerhaft sind, hängen sie wie angewachsen, und verrichten auf denselben ihre gewöhnlichen Geschäfte. Bei Tag und Nacht ist jeder zu Pferd, kauft und verkauft, ißt und trinkt und schläft auf den Nacken des Thicrcs gelehnt, zu Pferd halten sie die Versammlungen und Berathungen. Kein strengesherrschcrthum fesselt sie; sie folgen ihren Häuptlingen ohne festes Band. In den Kampf gehen sie keilförmig geordnet und mit gräßlichem lautem Geschrei. Gewandt und behende, wie sie sind, sprengen sie dann absichtlich mit einem Male auseinander, und zerstreuen sich ordnungslos zum wüsten Morden. Man sieht sie weder Verschanzungen stür- men, noch ein feindliches Lager plündern, so reißend dringen sie immer vorwärts. Aus der Ferne kämpfen sie mit Wurfspeeren, deren Spitzen künstlich aus scharfen Knochen gefertigt sind, in der Nähe mit dem Schwert; fürchterlich aber sind sie zumeist dadurch, daß sie dem Feind, während er auf ihre Klingen achtet, Schlingen Überwerfen, um die Verstrickten am Widerstand zu hindern. Pflug und Sterze kennen sie nicht. Ohne Hof und Heerd, ohne festen Sitz und Gesetz schweifen sie unstät, gleich Flüchtlingen mit ihren Wagen umher; diese sind ihre Wohnungen, wo ihre Weiber und Kinder sind, bis sie erwachsen sind. Än- dcrswo geboren, in fernen Landen aufgezogen, weiß Keiner anzugeben, woher er stammt. Treulos, wankelmüthig, jeder neuen Hoffnung hingegeben, folgen sie ganz dem Drang des Triebes. Wie das unvernünftige Vieh kennen sie keinen Unterschied zwischen Tugend und Laster; von Glaube und Religion haben sie keinen Begriff. Nach Geld sind sie so ausneh- mend lästernd und so leicht gereizt, daß sie wohl mehrmals an demselben Tage sich entzweien und wieder versöhnen. tz. 239. Im Abendlande erlag der von dem Dichter Ausonius (§. 236. Not.) erzogene, der Jagd mit Leidenschaft ergebene Kaiser Gra- 383. tun den Streichen des abgefallenen Statthalters von Britannien Maxi- mus. Geschreckt durch Theodosius' kräftige Haltung begnügte sich dieser anfangs mit den jenseits der Alpen gelegenen Provinzen, indeß Gratians Bruder Valentinian Ii. und seine schone, dem Arianismus ergebene Mutter Iustina Italien regierten. Als aber Maximus, im Vertrauen auf die religiöse Spaltung, auch Italien zu erobern gedachte, verlor er in einem Treffen an der Save gegen Theodosius Sieg und Leben, worauf dieser den zwanzigjährigen Valentinian, mit dessen schöner Schwester er sich vermählt hatte, als Kaiser des Abendlandes anerkannte, ihm aber den tapfern Gallier Arbogast als Regent zur Seite setzte. Herrschsucht und Neid erzeugten 391. jedoch bald Zwietracht zwischen diesen beiden. Valentinian wurde in seinem 392. Bette ermordet und Arbogast hoffte durch Ernennung eines schwachen, von ihm abhängigen Imperators (des Rhetors Eugenius) und durch Begünsti- gung der alten Volksreligion sich in der Herrschaft des Abendlandes behaup-

4. Bd. 1 - S. 57

1854 - Leipzig : Engelmann
57 Morgenländische Völker. Kunstfertigkeit war, die, nachdem sie einen gewissen Grad erreicht, stille stand und nur das Gewohnte immer wieder von Neuem hervorbrachte. — Merkwürdig ist die Sorgfalt, welche die Acgypter der Leichenbestattung und der Aufbewahrung der Mumien in kühlen Ruhestätten zuwandten. „Diese Ruhestätten mußten an einsamen und abgeschiedenen Or- ten liegen, deren Natur der Stille des Grabes entsprach, sie mußten sicher und fest sein, um die Tobten vor Störung und die Gräber vor Entweihung zu schützen; weder die Ge- walt der Natur noch der Wille der Menschen sollte es vermögen, die Körper der Abgeschie- denen anzutasten. In festen unzerstörbaren Gräbern mußten die Tobten der Aegypter ruhen. Darum baute Jedermann die Grabmäler seiner Angehörigen, ja sein eigenes Grab im Voraus so fest als möglich und schmückte es so gut aus als er vermochte." — Die Ein- balsam i r u n g der Leichname, wobei ein Berg-Asphalt der wichtigste Bestandtheil war, geschah je nach dem Rang und Vermögen des Verstorbenen mit mehr oder weniger Auf- wand. „War die Balsamirung geschehen, so wurde jeder einzelne Theil des Körpers viel- fach mit den feinsten Stoffen umwunden, das Ganze in Decken gewickelt. In den Binden, aus Leib und Brust, findet man goldne oder silberne Idole, besonders Osirisbilder, Sca- rabäen u. dergl. Ueber die Mumien der theueren Zubereitungen machte man einen aus zu- sammengeleimten Kattun und Gips bestehenden Ueberzug, wo auf die Stelle des Gesichts eine Abbildung desselben, auf den übrigen Leib Hieroglyphen gemalt wurden, die fertigen Mumien wurden dann oft mit reichen Halsbändern und anderm Schmucke versehen. Darauf ward die Mumie in einen Sarg von Sykomorenholz gelegt, dieser zuweilen noch in einen mit Sculpturen versehenen Granitsarkophag; so wurde sie in den Grabkammern aufrecht hingcstellt." Diese Grabkammern (Katakomben), deren jede ägyptische Stadt besaß und die sich in den westlich vom Nil liegenden Felsgebirgen befinden, sind „eine wahre Niederlassung aller Künste und Wissenschaften des häuslichen Lebens der alten Aegypter", indem alle Pracht und Zierrath nicht in den bürgerlichen Wohnungen, den „Nachtherber- gen" der Lebenden, sondern in diesen Todtengrüften, dem langdauernden Aufenthaltsort der an ihren Leib gebundenen Seele, angebracht wurde. 5. Phönizier. §. 33. Seefahrt. Handel. Industrie. Kolonien. Zwischen der Küste des Mittelmeers und dem cedernreichen Libanon (vgl. §. 21. Vii) wohnte das seefahrende, Handel treibende Volk der Phönizier. Ihre wichtigsten Städte waren Sidon, „der Markt der Nationen", und das reiche und mächtige Tyrus. Gewerbfleiß und geistige Regsamkeit führten das Volk auf mancherlei Erfindungen als Glas, Purpur färb er ei und Buchstabenschrift. Auch in der Gießkunst, Weberei, Architektur und andern Künsten und Fertigkeiten waren sie ausgezeichnet, und im Bergbau und in der Metallbereitung übertrafen sie alle andern Völker. Die günstige Lage ihres Landes führte sie auf die See. Nicht blos die Küstenländer und Inseln des Mittelmeers befuhren sie mit ihren zierlichen Schiffen, um sowohl ihre eigenen Erzeugnisse als die Produkte des fernen Ostens zu verhandeln, sondern sie wagten sich sogar über die Säulen des Herkules (Gibraltar) hinaus, tauschten Zinn auf den britischen Inseln und Bernstein von den Bewohnern der Ostsee ein und unternahmen kühne Fahrten nach Süd- Arabien und Indien (Op h ir). Ja selbst die Südspitze vonafrika sollen sie auf Veranlassung des ägyptischen Königs N ech o (§. 31.) auf einer

5. Bd. 1 - S. 109

1854 - Leipzig : Engelmann
109 Die griechische Welt. ein jegliches in sein Land und nicht gegenwärtig sein beim Kampf; denn blieben die Heere da, so könnten etwa die einen, wenn sie sähen, daß ihre Leute verlören, denselben zu Hülse kommen. Also redeten sie's ab und zogen heim; die Auserwählten aber, so von jeg- licher Seite zurückgelassen, stritten wider einander. Und da sie kämpften und kein Theil den andern überwand, blieben von den dreihundert Männern noch übrig drei, nämlich von den Argciern Alkenor und Chromios, von den Lakedämoniern aber Othryades. Diese waren noch übrig, da die Nacht hereinbrach. Nun meinten die beiden Argeier, sie wären Sieger, und liefen nach Argos; Othryades aber von Lakedämon beraubte die Tobten der Argeier, trug die Waffen in sein Lager und blieb dann in völliger Ordnung an seinem Ort. Und am andern Tage kamen beide Theile und als sie die Sache erfahren, da wollten beide Sieger sein. Die meinten, von ihnen wären doch mehr übrig geblieben; jene aber sagten, die wären ja geflohen, aber ihr Mann wäre dageblieben und hätte der Argeiertodten beraubt. Am Ende aber kam es vom Zanke zur Schlacht und nachdem von beiden Seiten viele gefallen, siegten die Lakedämonier. Seit dieser Zeit beschoren die Argeicr ihre Häupter, da jeder vorher langes Haar tragen mußte, und machten ein Gesetz und setzten einen Fluch darauf, daß kein Argeier sollte sein Haar wachsen lassen, auch kein Weib goldnen Schmuck tragen, ehe denn sie nicht Thyrea wieder erobert. Die Lakedämonier aber machten grade das Gegentheil zum Gesetz, daß sie, die vorher nicht langes Haar trugen, es sollten tragen von nun an. Und der eine Mann, welcher übrig geblieben von den dreihundert Männern, Othryades, schämte sich, so erzählt man, heim zu kehren nach Sparta, da seine Genossen gefallen waren, und brachte sich selbst um's Leben allda in Thyrea." 8. Solon, Gesetzgeber der Athener. §. 69. Während die Spartaner an Lykurgs aristokratisch-militärischer Verfassung Jahrhunderte lang sesthielten, führten die lebhaften und erreg- baren Athener alle möglichen Staatsformen bei sich ein. Nach Ko dros' ruhmvollem Tode (§. 58.) wurde die Königswürde abgeschafft. An seine Stelle erhoben die Edelleute (Eupatriden) aus ihrer Mitte einen lebenslänglichen Archonten (Regenten), wobei man anfangs das Ge- schlecht dea Mdros bevorzugte, bis die Formen einer aristokratischen Republik mehr zur Ausbildung kamen. Dann wurde die Regierungszeit der Archonten auf zehn Jahre beschränkt und einige Zeit nachher die Würde selbst allen Adelsgeschlechtern zugänglich gemacht. Ja, damit recht Viele die- ser Ehre theilhaftig werden möchten, traf man zuletzt die Einrichtung, daß jährlich neun Archonten gewählt würden, um der Regierung, den religiösen Angelegenheiten, dem Kriegswesen, der Gesetzgebung und dem Richteramte vorzustehen. Nun hatten die Edelleute alle Macht in Händen und schlossen das unadelige Volk (Demos) von allem Antheil an der Staatsverwaltung, an dem Priesterthum, an dem Gerichtswesen aus. Sie allein sprachen Recht in göttlichen und menschlichen Dingen, weil sie allein die ungeschriebenen, nur auf dem Herkommen und auf der Ueberlieferung beruhenden Gesetze kann- ten, und ihre Rechtspflege war nicht frei von Druck und Willkür, von Par- teilichkeit und Ungerechtigkeit. Diese Beugung des Rechts im Interesse des Standes bewog endlich die Bürger in der Volksversammlung auf die Ab- fassung geschriebener Gesetze zu dringen, wozu die Eupatriden endlich 1068 752. 714. 683.

6. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 644

1847 - Leipzig : Engelmann
644 Die französische Revolution. - vollsten und gebildetsten Männer Frankreichs, in Versailles. Schon in der Tracht (der Adel trug schwarze mit Gold und Spitzen besetzte Sammetmäntel mit Federhüten, der Bürgerstand einfache schwarze Mäntel, Hüte ohne Knöpfe und Federn) mehr aber noch bei der Audienz fühlte sich der dritte Stand zurückgesetzt und verletzt. Desto 'n8usll mehr Geltung verschaffte er sich gleich nach der feierlichen Eröffnung. Bereits in den ersten Sitzungen gerieth er mit den beiden obern Stän- den und der Regierung über die Prüfung d er V ollmachten in Streit, indem die letztem eine nach Ständen gesonderte Untersuchung verlangten, der Bürgerstand dagegen auf einer gemeinschaftlichen be- stand. Da dieses auch gemeinschaftliche Berathung und Abstimmung nach Köpfen zur Folge hatte, wodurch der Adel und die Geistlichkeit, von denen viele den Ansichten des dritten Standes huldigten, in Nach- theil kommen mußten, so wurde dieser Streit mehre Wochen lang i7. Juni hartnäckig fortgesetzt, bis er durch einen kühnen und erfolgreichen Schritt zum Vortheile des Bürgerstandes entschieden ward. Dieser nämlich, der den edeln, von wahrem Enthusiasmus und Freiheitssinn durchdrun- genen Abgeordneten von Paris, den Astronomen Bailly, zum Präsi- denten gewählt hatte, aber von den überlegenen Talenten eines Sieyes und Mirabeau geleitet wurde, erklärte sich zur Nationalver- sammlung, und lud die andern Stände zum Beitritt ein, worauf ein Theil der niedern Geistlichkeit sich dem ihr verwandten Bürger- stande anschloß, wahrend die andern in ihrem Widerstände verharrtm. Die Beschlüsse, welche die Nationalversammlung nach diesem wichtigen Schritt faßte, sich nicht eher zu trennen, bis sie der Nation ihre alten Rechte wiedergegeben und indessen dafür zu sorgen, daß die bestehenden Abgaben, so ungesetzmäßig sie auch seien, fort erhoben und die Zinsen der Staatsschuld entrichtet werden sollten, so lange die Stände nicht aus irgend einem Grunde aufgelöst würden, waren klug berechnet, um den Hof zu schrecken und die Nation, besonders die Staatsschuldner, für das Fortbestehen der Versammlung zu in- teressiren. §. 679. Die königliche Sitzung. Diese Vorgänge beun- ruhigten den Hof und gaben ihm den Gedanken ein, der Nation selbst eine neue Verfassung zu verleihen und dadurch die Reichsftände entbehrlich zu machen. Zu diesem Zweck wurde auf den 22. Juni eine königliche Sitzung angeordnet und unterdessen, um die dazu nöthigen Vorkehrungen zu treffen, der Versammlungssaal geschlossen. Als nun Bailly, der erst ganz spät von dem Vorhaben in Kentniß ge- setzt worden, mit sämmtlichen Abgeordneten erschien, wurde ihnen der

7. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 471

1847 - Leipzig : Engelmann
Der Norden Europa's. 471 Lebensthätigkeit geschaffen, ihr über den Kopf wuchsen; die Augsburger Kaufleute Fugger und Welser machten Antwerpen, wohin sie übersiedelten zur glücklichen Nebenbuhlerin von Lissabon und ließen Handelsschiffe nach Ostindien und Amerika absegeln, bis Alba's Härte den Flor von Antwerpen vernichtete und Handel und Verkehr ihren Sitz in Amsterdam nahmen. Große Handelsstraßen durchzogen Deutschland von Danzig nach Genua, von Nürnberg nach Lyon; schlesische Lein- wand, wollene Tücher und Seidenstoffe wurden in Deutschland fabricirt und dem Auslande mit unermeßlichem Gewinn zugeführt. Allgemeiner Wohlstand war die Folge. Mit der Thätigkeit der Hände hielt die Regsamkeit des Geistes gleichen Schritt. Dies alles ging durch den dreißigjährigen Krieg zu Grunde. Der Hanse- bund umfaßte bald nur noch Lübeck, Hamburg und Bremen, neben welchen blos noch Frankfurt und Leipzig lebhaften Handel trieben; die meisten Reichs- städte wurden allmählig von fürstlichen Residenzstädten überholt und verloren ihre Bedeutung; manche gingen ihrer Selbständigkeit verlustig und wurden Landessürsten Unterthan. Die bisherigen Handclswcge konnten der Unsicherheit wegen nicht mehr befahren werden, daher wurden die Märkte und Waarenlager verlegt; baar Geld war wenig im Lande und bis die Wunden des Kriegs geheilt waren, hatten die Niederlande, England und Frankreich einen zu großen Vorsprung gewonnen.— Die schöne Cultur des Reformationsjahrhundcrts ging unter. Die Kunst verschwand ganz und in der Literatur verdrängte die Nachahmung fremder Unnatur die nationalen Geistesprodukte. Frankreichs Sprache, Literatur und Moden herrschten von nun an in Deutschland und im übrigen Europa. Geschmacklose Trachten, gepuderte Haare und Perrücken und die tausend Auswüchse einer unnatürlichen Convenienz galten fortan als Kennzeichen seiner Bildung. Das Spanische wurde durch das Französische verdrängt, aber auch das altdeutsche Volksthum erlag dem Einfluß des Fremden. H. Der Norden Europa's. §. 554. Christina von Schweden. Durch Gustav Adolfs shene Herrschertalent und Feldherrngröße nahm Schweden einen mächtigen Aufschwung nach Außen und Innen. Wahrend der Minderjährigkeit seiner Tochter Christine leiteten die 5 höchsten Beamten (worunter Axel Oxenstierna und 2 seiner Verwandten den größten Einfluß besaßen) als Vorsteher des Reichsraths die Angelegenheiten des Staats 12 Jahre lang. im-u. Unter diesem Regiment vermehrte der Adel seine ohncdicß schon sehr hohen Vorrechte, so daß von dieser Zeit an eine mächtige Aristokratie mit dem Königthum in stetem Kampfe lag. Befreiung von Steuern und Zöllen, Jagd- und Fischereirecht und Alleinbesttz der einträglichsten Aemter gehörten zu seinen Privilegien. Der Bauernstand war arm und gedrückt; die Krone hatte ein geringes Einkommen, das unter Christine noch ab- nahm, weil diese Fürstin, um ihre Liebe zu Künsten und Wissenschaften, wie ihren Hang zu glänzenden Hoffesten und zu verschwenderischer Frei-

8. Bd. 1 - S. 205

1883 - Leipzig : Engelmann
§. 116. Die griechische Welt. 205 Kyrene, „dem es gegeben war, das Prunkgewand und den Kittel mit gleichem Anstand zu tragen", lehrte, „daß die angenehmen Empfindungen das höchste Gut seien und es nur darauf ankomme, die geistigen und körperlichen Genüsse so zu verbinden, daß man nicht dabei der Leidenschaft unterliege." Er wurde der Gründer der ky renä i s ch en P h i l o -sophenschule, die eine „Kunst des Genießens" als Zweck des Lebens aufstellte, eine Philosophie, welche der vornehmen Welt sehr zusagte. Im Umgang mit dem Tyrannen Dyonisios, mit der schönen Hetäre Lais in Korinth und mit reichen und vornehmen Kaufleuten in Aegina und Kyrene fanb Aristipp Gelegenheit, seine Lebensansichten gellend zu machen. Seinen Grunbsatz, „man solle die Verhältnisse sich, nicht sich den Verhältnissen «ntisthr-unterwerfen", ließ auch ein anderer Schüler des Sokrates, Antisthenes, bestehen, sol-gerte aber daraus die entgegengesetzte Lehre. Wenn nämlich der reiche und vornehme Aristipp zum Genuß des Lebens aufforberte, so bewies der arme Athener Antisthenes, daß ein Zurückgehen auf den Naturzustand, daß Bedürfnislosigkeit, Genügsamkeit und Entbehrung das höchste Ziel des menschlichen ©trebens sei. Durch seine eigne strenge und genügsame Lebensweise suchte er barzuthun, daß bte innere Freiheit der Seele der äußeren Genüsse entbehren könne; er verspottete die höheren, der Wollust und Weichlichkeit fröhnenben Stände und richtete seine Lehren hauptsächlich an bte in Athen lebenden Fremben und Schutzbürger. Seine Verachtung traf nicht nur den Luxus der Vornehmen, sondern auch die Bildung, die Höflichkeitsregeln und das feinere Benehmen berfelben, was zur Folge hatte, daß manche feiner Schüler nicht nur die sinnlichen Genüsse und die geselligen Formen einer cultiüirten Zeit, sondern sogar die ans Kunst und Wissenschaft gegründete geistige Bildung und den auf Convenienz beruhenben Anstaitb vernachlässigten. — Am weitesten ging in der Enthaltsamkeit des Antisthenes Schüler Diog enes von Sinope, der allen Lebens- Mna genüssen und allen Bequemlichkeiten der Civilisation entsagte, ein „Helbenthum der Entbehrung" übte, aber bennoch in seiner Tonne, bte ihm zur Wohnung biente, die Bewunderung des großen Alexander erregte. Diogenes war ein „philosophischer ^'azzarone", welcher in den Straßen, auf den Marktplätzen verkehrte, in Fässern und unter Säulengängen übernachtete, die Welt sein Vaterlanb nannte, Weiber- und Gütergemeinschaft empfahl und babei stets von der Bebürfnißlosigkeit und Freiheit des Einzelnen rebete. Die von Antisthenes und Diogenes gegrünbete Philosophenschule, zu der auch Krates gehörte, nannte man die Iyntf che von dem Gymnasium Kynosarges, wo Antisthenes lehrte; mit Anspielung barauf belegte man den Diogenes häufig mit dem Namen Kyon (Hunb), weil das arme, genußlofe, auf bte unentbehrlichsten Bebürfttisse beschränkte Leben, das er führte, mehr für einen Hunb, als für einen Menschen angemessen schien. Häufig war freilich der grobe Philosophenmantel, der bicke Stock von wildem Oelbaum, der weite Bettelsack und der hölzerne Becher zum Wassers(Hopfen, welche bte Kyniker trugen, nur Maske der Gemeinheit und Eitelkeit, die schon Sokrates aus dem Mantelloche des Antisthenes Herausblicken sah, aber zuweilen wohnte auch unter der schmutzigen Hülle eine große Seele. Erst als die Kyniker in der Folge in ihrem Streben nach der Einfachheit des Naturzustanbes so weit gingen, daß sie Ehe und Hauswesen verwarfen, ein Weltbürgerthum ohne Heimath und Vaterlanb als politisches Glaubensbekenntniß ausstellten, jebe Spur von Bildung abstreiften und auf die Vernachlässigung aller äußern Sitte einen absichtlichen Werth legten, gerieth die ganze Schule in Verachtung. Wie bte kyrenäische Schule die Mutter der epikureischen würde, so die kynische die Mutter der stoischen. Ein britter Schüler von Sokrates war Eukleibes von Megara, der Stifter betmegarifchen Schule. Als bte Athener jeden Megaräer, der sich in ihrer Stadt treffen lassen würde, mit dem Tode bebrohten, schlich sich zur Nachtzeit Eukleides, in Frauenkleiber gehüllt, in das Haus des Sokrates, um des Unterrichts biefes Weifen theilhaftig zu werben, und kehrte dann des Morgens wieder zurück. Eukleibes verbanb die ethische Philosophie des Sokrates mit der formalen der Eleaten; er lehrte, es gebe nur Ein Gutes, das wirklich und unveränderlich fei und des Menschen Glückseligkeit be-grünbe; der Weg zu besten Erlangung sei ein tngenbhaftes, auf kräftiger Werkthätigkeit, vernünftiger Einsicht und sittlicher Stärke beruhenbes Leben. Da er aber die sokratische Dialektik mit dem eleatischen Skepticismus (Zweifelfystem) verbanb, so legte er den Grnnb zu jenen Spitzfindigkeiten und Trugschlüssen, woburch bte megarische Philosophen» schule nicht minber als die sophistische verrufen war.

9. Bd. 1 - S. 424

1883 - Leipzig : Engelmann
Tracht. Der Ehe bund. Gute Sitten. Gast- freiheir. Zechlust. Spiel. Feldbau. Be- stattung. 424 Geschichte der alten Welt. §. 242. dieselben Menschen so sehr den Müßiggang lieben und die Ruhe hassen. — Die allgemeine Tracht ist ein Rock mit einer Spange oder in deren Ermangelung mit einem Dorn zugemacht; im Uebrigen unbedeckt, liegen sie ganze Tage am Herd und Feuer. Die Reichsten zeichnet eigene Kleidung aus, nicht wallend, sondern enge und jedes Glied ausdrückend. Sie tragen auch Thierfelle; diejtächften am Rheirmser ohne Wahl, die Entfernteren auserlesene, da kein Handel ihnen andern «schmuck liefert. Sie suchen Thiere aus und besetzen die abgezogenen Felle mit geflocktem Pelzwerk, das der äußerste Ocean hervorbringt. Die weibliche Tracht ist von der männlichen nicht unterschieden, nur daß die Weiber sich häufiger in leinene Gewänder Hütten, die sie mit Purpurstreifen zieren; die Kleidung läuft oben nicht in Aermel ans, so daß Schultern und Arme nackt sind; auch die Brust ist von Oben unverhüllt. — Bei ihnen ist das Ehebündniß strenge, und in keinem Punkt sind ihre Sitten lobenswürdiger. Denn sie sind fast die einzigen Ausländer, die sich mit Einem Weibe begnügen, sehr wenige ausgenommen, die Standes halber zu mehreren Eheverbindungen angegangen werden. Die Ausstattung bringt nicht das Weib dem Manne, sondern der Mann dem Weibe zu. Eltern und Verwandte sind zugegen, die Geschenke zu mustern; Geschenke, nicht ausgesucht zu weiblicher Tändelei, noch zum Aufputze der Neuvermählten; Rinder vielmehr und ein aufgezäumtes Roß, ein Schild sammt Frame und Schlachtschwert. Damit nicht die Gattin von Gesinnungen des Heldenmuths und den Schicksalen des Kriegs sich befreit wähne, so ermahnt sie die Eintrittsfeier des beginnenden Ehestandes selbst, sie komme als Genossin der Arbeiten und Gefahren, um Gleiches im Frieden, Gleiches im Kriege zu tragen und zu wagen: Dies kündigen das Rindergespann, dies das aufgerüstete Roß, dies die dargebrachten Waffen an. — So leben sie, unter der Obhut reiner Sitten, nicht durch verführerische Schauspiele, noch durch wollustreizende Gastmähler verdorben. Dort lacht Niemand des Lasters; verführen und verführt werden heißt nicht Zeitgeist, und mehr gelten dort gute Sitten als anderswo gute Gesetze. — Sowohl die Feindschaften des Vaters oder des Anverwandten, als seine Freundschaften zu übernehmen, ist Pflicht; sie dauern aber nicht unversöhnlich fort. Bewirthnng und Gastrecht übt kein Volk so freigebig ans. Irgend einen Menschen vom Hanse abweisen, wird für fündlich gehalten; Jeder bewirthet den Gast nach Vermögen mit reichlicher Kost. Gebricht der Vorrath, so gehen sie, der bisherige Gastwirth, nun Wegweiser, und fein Gefährte ungeladen ins nächste Haul; dies thut jedoch nichts; man nimmt sie mit gleicher Freundlichkeit auf. — Gleich nach dem Schlafe, den sie meistens bis in den Tag hinein dehnen, baden sie; nach dem Bade speisen sie. Dann gehen sie an die Geschäfte, nicht selten auch zu Trinkgelagen, in Waffen. Tag und Nacht ununterbrochen fortzuzechen, ist Keinem Schande. Häufig entstehen, als unter Betrunkenen, Zänkereien, die selten mit Schmachworten, öfter mit Wuudeu und Todtfchlag enden. Aber auch wechselseitige Aussöhnung von Feinden, Abschließung von Eheverbindungen, Wahl der Häupter und endlich Frieden und Krieg wird meistens beim Gastmahl verhandelt, als ob zu keiner Zeit für aufrichtige Gedanken offener die Seele oder für große feuriger fei. Dieses Volk, ohne List und Trug, öffnet noch das Innere der Brust bei zwangloser Fröhlichkeit. Hat nun Jeder ohne Rückhalt feine Meinung dargelegt, so wird dieselbe des folgenden Tages neuerdings vorgenommen, und jedem Zeitpunkt widerfährt fein Recht. Sie rathfchlagen, wo keine Verstellung, und beschließen, wo keine Bethörung stattfindet. —Das Würfelspiel treiben sie, sonderbar genug, nüchtern als ernsthaftes Geschäft, mit solcher Tollkühnheit bei Gewinn oder Verlust, daß sie, wenn Alles hin ist, ans den äußersten Wurf Person und Freiheit setzen. Der Verlierende begibt sich freiwillig in die Knechtschaft; wenn auch jünger, wenn auch stärker, läßt er sich binden und verkaufen. So weit geht in schlimmer Sache die Hartnäckigkeit, ihnen heißt es Redlichkeit. Sklaven dieser Art verhandeln sie, um zugleich sich selbst der Schande des Gewinns zu entledigen. — Zins-gewerb und Wucher ist unbekannt und darum besser verhütet, als durch Verbote. Die Ländereien werden nach der Zahl der Anbauer von der Gesammtheit abwechselnd in Besitz genommen und dann unter die Einzelnen nach dem Range vertheilt. Sie wechseln alljährlich mit dem Saatland um: manches bleibt brach liegen, denn ihre Thätigkeit steht mit der Fruchtbarkeit und der Ausdehnung des Bodens in keinem Verhältniß. Nur Getreide wird dem Erdboden abgefordert, daher sie auch das Jahr nicht in vier Zeiten theilen; nur Winter, Frühling und Sommer haben bei ihnen Sinn und Benennung; des Herbstes Name ist, wie seine Gaben, unbekannt. — Bei Bestattungen keine Rangsucht. Weder Prachtdecken noch Wohlgerüche werden auf den Holzstoß gehäuft. Jedem wird seine Rüstung, Manchem auch sein Streitroß ins Feuer mitgegeben. Die Grabstätte bildet ein Rasenhügel. Der Denkmäler stolze, thürmende Pracht verschmähen sie als die Abgeschiedenen

10. Bd. 1 - S. 355

1883 - Leipzig : Engelmann
§. 208. Das Römerreich. 355 sehr in Schatten. Marius ertrug es ungern, daß sein Vorgänger den Namen des Siegers von Numidien annahm; er brauste zornig auf, als König Bocchns später ein goldenes Bildwerk auf dem Capitol weihte, welches die Auslieferung des Jngnrtha an Sulla darstellte. Es wäre auf diese militärischen Rivalitäten wenig angekommen, wenn sie nicht ht politischen Parteikampf eingegriffen hätten; wenn nicht die Opposition durch Marius den senatorischen General verdrängt, nicht die Regierungspartei Metellus und mehr noch Sulla mit erbitternder Absichtlichkeit als dir Militärischen Koryphäen gefeiert und sie dem nominellen Sieger vorgezogen hätte." *) Masiuissa 238—149.______________ Mtcipsa f 118 Gulussa Mastanabal Adherbal Hiempsal Massivs Gauda Jugurtha t 112 t c. 117. t Hl 1- vor 82. t 104. Hiempsal Ii. Juba I. Juba Ii. b) Cimbern und Teutonen. §. 208. Noch hatte Marius den afrikanischen Krieg nicht beendigt, als längs der Donau von Morgen nach Abend die Cimbern, von Norden nach Süden die Teutonen die Grenzen des römischen Reichs bedrohten. Es waren nordische Völker germanischen Stammes von hoher, schlanker Gestalt, blondgelocktem Haar und riesenmäßiger Stärke, die mit Weib, Kind und aller Habe ausgezogen waren, um neue Wohnsitze zu suchen. Karren mit überspanntem Lederdach bildeten ihr bewegliches Haus, wo neben dem Geräthe sich noch Platz fand für die Frau und die Kinder. Sie waren in Thierfelle und Eisenpanzer gekleidet, trugen mannshohe Schilde nebst langen Schwerten, schweren Streitkolben und kupfernen, reich geschmückten Helmen, und die Zahl ihrer geharnischten Ritter wird auf 15,000 angegeben. Die Schlacht eröffneten sie mit entsetzlichem Gelärm und Gebrüll, um dem Feinde Schrecken einzujagen; die Gefangenen opferten greise Priesterinnen in weißen linnenen Gewändern auf den Altären ihrer Götter, und aus dem rinnenden Blute deuteten sie die Zukunft. Der den Germanen inwohnende Wanderungstrieb und Hang nach Abenteuern und der geheimnißvolle Zug des Nordländers nach den Reizen des Südens mochten, verbunden mit Uebervölkerung, mit Sturmfluthen und andern örtlichen Ursachen, die Auswanderung bewirkt haben. Unftät irrten sie einige Jahrzehnte am nördlichen Saume der von den Kelten bewohnten Landschaft an den Ufern der Donau, bis sie an die Thore des Römerreichs pochten. Die Cimbern schlugen zuerst im erzreichen Kärnthen bei der blühenden L>tadt Noreja nördlich von Klagenfnrt die in einem Hinterhalt lauernden Römer in einer blutigen Schlacht, zogen dann, verbunden mit den stammverwandten Teutonen, mit den Helvetiern und andern keltischen Völkerschaften, die sich auf der langen Wanderung als Waffengefährten angeschlossen, über Rhein und Jura und trugen, da ihrem Ansuchen um neue Landanweisungen nicht willfahrt wurde, nach Gallien Raub, Mord und Verwüstung. Sie vernichteten, unterstützt von der Zwietracht, Käuflichkeit und Unbotmäßigkeit der römischen Führer und Feldherren, innerhalb vier Jahren an der Rhone und au den hügeligen und morastigen Usern des Lemanischen See's fünf konsularische Heere 23*
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