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1. Theil 2 - S. 34

1827 - Leipzig : Fleischer
34 worden zu seyn. Wenn ein Fürst oder ein andrer angesehener Mann ein Tournier veranstalten wollte, so wurde der Tag dazu -im ganzen Lande, zuweilen selbst in den Nachbarländern, durch einen Herold bekannt gemacht. Der Platz dazu wurde geebnet, und mit Schranken versehen, damit das Volk abgehalren würde Hinzuzudrängen. Ringsum waren Sitze für die Zuschauer an- gebracht, und mit Tuch beschlagen; besonders prächtig waren Lie, welche für den Kaiser oder König, oder andere sehr vor- nehme Personen bestimmt waren. An dem dazu bestimmten Tage füllten sich die Platze mit Zuschauern an, die durch Pracht der Kleidung einander zu übertreffen suchten. Jeder nahm den ihm gebührenden Platz ein. Der Schall der Trompeten und Pauken verkündigte die Ankunft der Ritter, welche in glan- zenden Waffen und herrlich geschmückt auf stolzen Rossen in die Schranken einzogen. Auf dem Helme winkte ein hoher, wallen- der Federbusch, und das Visir war geschlossen. Jeder hatte auf dem Schilde sein Wappen,*) und dies mußte er gewissen dazu *) Wenn ein Ritter ganz geharnischt war, so war es unmöglich ihn zu erkennen. Daher war ein äußeres Abzeichen nöthig, und dazu wählte jeder ein Thierbild oder etwas anderes, womit er seinen Schild bemahlte- Einer hatte einen Löwen, ein Andrer einen Hirsch, ein Dritter einen Baum u. s. w. Das nannte man sein Wappen; es war der ganzen Familie gemeinsam, und erbte vorn Vater auf den Sohn. Damit iiurn aber die verschiedenen Sei- tenlinien, die dasselbe Wappen im Schilde führten, unterscheiden konnte, so trug Jeder auf seinem Helme ein sogenanntes Kleinod, d. i. eine Verzierung von Metall, die oft recht abentheuerlich war. Nun brauchte man nur den Schild und das Helmkleinod eines Ritters zu betrachten, so wußte man gleich, wer er war. Um diese Zeit entstanden auch die Namen. Anfangs führte Jeder nur einen Vornamen: Gottfried, Hugo, Siegfried u. d. gl- Um nun die, welche gleichen Namen hatten, zu unterscheiden, setzte man einen Beinamen hinzu, der entweder von dem Wohn- orte, oder von gewissen Eigenthümlichkeiten oder von der Beschäf- tigung hergenommen war; z. B. Peter der Nürnberger, Johann * Kurzfuß, Conrad Fleischer u. d. gl- Die Edelleute erhielten den Namen von ihrem Stammschlosse, z. B. Herrmann von Hohen- burg, weil dies der Name seines Schlosses war. Nachmals wur- den diese Namen erblich, und blieben, auch wenn das Schloß in andere Hände übergegangen war- Nvch jetzt sind diejenigen Na-

2. Theil 2 - S. 9

1827 - Leipzig : Fleischer
9 des Ewigen, daß es sein Werk ist, welches ihr beginnt, und daß er mit euch ziehen werde. Laßt diese glücklichen Worte das Feldgeschrci seyn, an welchem sich die Krieger der heiligen Miliz erkennen. Allen den Streitern Jesu gebührt es auch, ein un- terscheidendes Zeichen an sich zu tragen, welches sie vom Pöbel sondere, und am Tage der Schlacht den Christen von dem Un- gläubigen unterscheide. Die Abbildung des heiligen Kreuzes sey dieses ehrwürdige Zeichen. So schmücke sich denn Jeder, der diesem verdienstlichen Zuge sich zugesellt, auf seiner rechten Schul- ter mit einem Kreuze. Den Christen sey es ein Band einer allgemeinen Verbrüderung, den Sarazenen ein Schrecken- — Aber nur denen sey der heilige Weg geöffnet, deren Rüstigkeit seinen Beschwerden sich gewachsen fühlt. Alle Uebrige, Greise, Schwache, Weiber und Kinder seyen davon losgesprochen, und mögen durch Gebet, Rath und Almosen zur Befreiung der hei- ligen Orte beitragen. Auch den Mönchen, Priestern und Geist- lichen untersagen wir, ohne die Erlaubnis; ihrer Obern zu reisen. Habt ihr den Segen der Bischöfe empfangen, so eilt, und zö- gert nicht. Jeder raffe schnell zusammen, was er zur Reise bedarf; der Reiche biete dazu dem Armen die Hände, und so macht euch mit Zuversicht und Freude auf den Weg, sobald euch die milden Strahlen des Frühlings leuchten; denn: Gott will es haben!" Als nun Urban die Hände zum Segen emporhob, empfin- gen Alle ihn kniend und mit Andacht. Ehe aber noch das Gewirr der Menschenmasse sich auflöfte, knieten einige Bischöfe vor dem päpstlichen Throne nieder, und baten um die Erlaub- niß, den Weg Gottes — wie sie es nannten — zu betreten. Sogleich heftete er ihnen ein Kreuz von rorhem Zeuge auf die Schulter. Nun traten die Gesandten des alten, mächtigen Grafen Raimund von Toulouse hervor, und meldeten, der Graf habe zwar nicht selbst erscheinen können, sich aber be- reits mit dem Kreuze bezeichnet, um mit einer großen Anzahl Ritter die Reise zu unternehmen. Alle priesen die Frömmigkeit des tapfern Grafen, und sein Beispiel brachte bei unzähligen Rittern den Entschluß zur Reife, sich dem Zuge anzuschließen. Die Wirkung der Versammlung war unbeschreiblich. Jeder

3. Theil 2 - S. 15

1827 - Leipzig : Fleischer
Alle jauchzten dem mannhaften Jünglinge Beifall zu; er aber eilte auf den blutenden Gegner los, und ging nicht eher voü dannen, bis er ihn untergebracht sah. Schon in der Jugend hatte Gottfried das Gelübde gethan, für die Befreiung des heiligen Grabes zu kämpfen; wie klopfte ihm nun das Herz, zur Lösung seines Gelübdes das Schwert zie- hen zu können! An der Spitze des stattlichen Heeres zog er über den Rhein, durch Deutschland, und kam an Ungarns Gränze. Es war kein Wunder, daß der König nach so vielen Übeln Er- fahrungen nicht geneigt war, fernerhin den Kreuzfahrern den Durchweg zu erlauben. Indessen ließ er sich endlich bedeuten- daß die Neuangekommenen bessere Leute wären als jene früheren, und versprach ihnen Lebensmittel in Fülle, wogegen die Kreuz- fahrer die strengste Mannszucht gelobten, und — auch hielten. Auch beim Zuge durch das Land der Vulgaren lief alles fried- lich ab. Um so mehr war dies im griechischen Kaiserthum zu erwarten. Aber Alexius hatte seinen Sinn geändert. Er hatte zwar die abendländischen Fürsten um Hülfssoldaten gebeten; aber Laß sich, wie es schien, das ganze Abendland erheben wurde, hatte er nicht vorausgesehen. An 300,000 Kreuzfahrer waren schon bei ihm vorübergefluthet, und hatten fast sämmtlich be- reits den Tod gefunden. Nun hörte er, jetzt käme erst das Haupt- heer, dem wieder neue Schwarme folgen sollten. Dabei ergriff ihn der Argwohn, ob wohl die Sache auf seinen eignen Thron abgesehen wäre, und von nun an bewies er sich feindlich gegen die Kreuzfahrer. Ihnen offen entgegenzutreten, dazu war er zu schwach; aber alle Kunstgriffe der Heimtücke übte eran ihnen aus, die alle zu erzählen die Zeit nicht erlaubt. Auch an Gott- fried wollte er seine Tücke auslassen; aber dieser wußte ihm zu begegnen- Als nämlich Alexius seinen Unterthanen verboten hatte, das Lager der Kreuzfahrer mit Lebensmitteln zu versehen, wie er doch versprochen hatte, so befahl Gottfried seinen Leuten, nur selbst zuzugreifen, und das thaten diese auch so nachdrücklich, daß Alexius schnell das Lager mit allem Ueberflusse versorgte. Ueberhaupt war der Charakter dieses Kaisers ein Gemisch von Hochmuth, Feigheit und Tücke, und die Kreuzfahrer muß- ten sich sehr vor chm hüten- Als nun außer Gottfried noch viele

4. Theil 2 - S. 42

1827 - Leipzig : Fleischer
42 lassen, der auch Heinrich hieß, und wegen feiner Tapferkeit späterhin den Beinamen: der Löwe erhielt. Dieser entsagte dem Herzogthume Baiern, behielt aber, trotz der Aechtung seines Vaters, das Herzogthum Sachsen. Denn die treuen Sachsen verließen den Sohn ihres bisherigen Herrn nicht, jagten Albrccht den Bar aus ihrem Lande, fielen selbst in die Mark Brandenburg verwüstend ein, und setzten es endlich durch, daß ihr Land dem kleinen Heinrich zurückgcgeben wurde. Albrccht der Bär mußte mit Brandenburg zufrieden ftyn. Was war aber indessen aus dem Königreiche Jerusalem ge- worden? — Anfangs bestand es nur aus den Städten Jerusa- lem und Joppe (letzteres ein Secstädtchcn, wo die Kreuzfahrer zu landen pflegten,) und noch etwa 20 andern Städten. Nach und nach wurde es aber erweitert. Denn kaum hatte die frohe Nach- richt von der Eroberung von Jerusalem Europa durchflogen, als sich neue und immer neue Schaaren aufmachten, das heilige Grab zu fchen. Zwar kamen fast alle unterwegs um; aber das schreckte die Folgenden nicht ab. Zugleich gingen unaufhörlich Schiffe von Venedig und Genua nach Joppe hin und her, brachten Pilger für gute Bezahlung hin, und holten dafür ganze Schiffsladungen von geweihter Erde aus Jerusalem und Flaschen mit Jordans-Wasser zurück, und setzten sie für schweres Geld in Europa ab. Denn Jeder, der nicht selbst das gelobte Land sehen konnte, schätzte sich glücklich, wenigstens etwas Erde und Wasser von da her zu be- sitzen, und glaubte, sein Kind, mit solchem Wasser getauft, würde vor Unglück bewahrt bleiben, und er selbst seliger werden, wenn man ihm heilige Erde mit in den Sarg legte. Daß Gott- fried von Bouillon 1100 gestorben sey, wissen wir schon. Ihm war sein Bruder Balduin, der sich zuerst König von Jerusa- lem nannte, gefolgt, und diesem mehrere Andere, alle aus seinem Haufe entsprossen. Indessen hatten die Seldschuckcn sich von dem ersten Schrecken erholt, und den Krieg gegen die Christen unaufhörlich erneuert. 1144 hatten sie gar die Stadt Edefsa erobert, 46,Oo0 Einwohner erschlagen, und die Stadt gänzlich zerstört. Diese Nachricht setzte das Abendland in Schrecken. Aber so groß auch die allgemeine Theilnahme war, so würde doch ohne den Abt Bernhard von Clairvaux kein neuer

5. Theil 2 - S. 43

1827 - Leipzig : Fleischer
43 Kreuzzug zu Stande gekommen seyn. Dieser Mann hatte schon in der Jugend durch Fleiß, Einfachheit, Bedachtsamkcit und Ge- horsam sich hervorgcthan, und vor allen sich selbst zu beherrschen gelernt. Gegen die sinnlichen Freuden, gegen Esten, Trinken und schöne Kleider, war ergänz gleichgültig; jeder Augenblick, ohne dringende Noth schlafend zugcbracht, schien ihm ein Verlust am Leben; denn sein Gemüth war immer auf etwas Höheres ge- richtet. In einer wüsten Gegend hatte er das berühmte Kloster Clairvaux gegründet, und hier lebte er mit der größten Strenge. So zurückgezogen aber auch sein Leben als Mönch war, so we- nig kannte er Menschcnfurcht, wenn es darauf ankam, die Ehre Gottes zu befördern. Der damals lebende Papst Eugen 3. erkannte, daß der Abt Bernhard ganz der Mann sey, wie einst Kukupeter, die Abend- länder zu einem neuen Kreuzzuge zu bereden, und gab ihm daher den Auftrag, das Kreuz zu predigen. Dabei kam dem Abt sehr zu Statten, daß der König von Frankreich Ludwig 7. gerade damals die heftigsten Gewiffcnsbistc fühlte. Er hatte nämlich in einem Kriege mit dem Grafen von Champagne die Stadt Vitry erobert, und dabei waren in einer Kirche 1300 Menschen, die sich dahin geflüchtet hatten, verbrannt worden. Nur durch einen Kreuzzug glaubte der König die große Schuld sühnen zu können. Das Beispiel des Königs, und vorzüglich auch die Versicherung des beredten Bernhard, daß der Kreuzzug glücklich ausfallen würde, und allen Theilnehmern vollständige Vergebung ihrer Sünden zu Theil werden sollte, brachte eine Menge Menschen in Frankreich in Bewegung. Ludwig, seine Frau, sein Bruder, viele Grafen, Bischöfe und Edle nahmen das Kreuz, ugd zwar in solcher Men- ge, daß die wollenen Kreuze, dle Bernhard bei einer dazu ge- haltenen Versammlung austheilte, lange nicht zureichten, und er seinen eigenen Mantel zu Kreuzen verschneiden mußte, um nur den Andrang zu befriedigen. Nun wandte er sich auch nach Deutschland. Aber Kaiser Conrad 3. war nicht geneigt dazu; denn er hatte in Deutsch- land und Italien alle Hände voll zu thuw. Bernhard indessen war nicht der Mann, ein angefangenes Werk so schnell aufzuge- den. Er reiste dem Kaiser, der ihm auszuweichcrr suchte, nach, /

6. Theil 2 - S. 44

1827 - Leipzig : Fleischer
44 bis er ihn in Speier fand, und hielt eine donnernde Predigt, welche der Kaiser und viele Fürsten und Prälaten mir anhören mußten. Hier redete er jenem so zu Herzen, daß, als ec aus- rief: „wie wirst du einst am jüngsten Lage sagen können, du habest deine Pflicht erfüllt?"— der Kaiser gerührt aufstand, und sprach: „ja, ich erkenne den Willen und die Gnade Gottes; er soll mich nicht undankbar finden!" Zugleich nahmen sein Neffe Friedrich , der nachmalige Kaiser, und eine Menge Große das Kreuz, und der Andrang, dem heiligen Bernhard die Hände und Füße zu küssen, war so groß, daß der Kaiser den schwachen Mann auf seinen Armen aus der Kirche tragen mußte, um ihn nur vor dem Erdrücken zu retten. Dieser zweite Kreuzzug geschah im Jahre 1147. Zuerst zogen die Deutschen. Nach vielen Unglücksfällen und Treulosigkeiten der Griechen kamen sie über Ungarn und Constantinopel nach Kleinasien. Hier erging es ihnen gar elend. Die griechischen Wegweiser ließen sie im Stiche, als sich das Heer in einer wüsten, wasserlosen Einöde befand. Dazu wur- den sie von den leichtberitlenen Bogenschützen der Feinde um- schwärmt, und endlich von der ganzen feindlichen Macht über- fallen. Von 70,000 wohlbewaffneten deutschen Kriegern wur- den bis auf 7000 alle erschlagen, die Unbewaffneten, die Wei- der und Kinder nicht einmal gerechnet. Und der Kaiser! Miß- müthig kehrte er bis Constantinopel zurück, nachdem er unter- wegs auf die nachrückenden Franzosen gestoßen war. Diesen ging es nicht besser. Zwar schlugen sie einen an- dern Weg durch Kleinasien ein; aber auch hier waren ihnen die Muhamedaner unaufhörlich zur Seite, und neckten sie ohne Unterlaß. Die Noch wurde endlich so groß, daß Pferde- und Eselsfleisch als Leckerbissen galten. König Ludwig schiffte sich nun an der Südküfte ein, und setzte nach Antiochien über. Aber sein unglückliches zurückgelassenes Heer wurde nun vollends eine Beute des Hungers und des Schwertes der Feinde. Auch hier handelten die Griechen recht treulos, plünderten die Wehr- losen rein aus, und zuletzt wurde die Noch der Franzosen so groß, daß selbst die Türken von Mitleid ergriffen wurden, und unter die Schmachtenden Brod und Geld austheilten.

7. Theil 2 - S. 45

1827 - Leipzig : Fleischer
45 Kai sec Conrad war indessen von Constantinopel aus zu Schiffe gegangen, und mit dem kleinen Reste seines Heeres in Palästina gelandet. Hierhin kam auch König Ludwig. Sie erreichten Je- rusalem, beteten am heiligen Grabe, und fragten sich nun: was denn weiter geschehen sollte? Man kam dahin überein, daß man Damascus angreifen wollte. Was nur von Bewaffneten zu finden war, wurde zu einem Heere gesammelt, und man zog vor die Stadt. Hier wurden aber alle Maßregeln so verkehrt genom- men, daß die Belagerung zuletzt aufgehoben werden mußte. Auch verlangte man in Deutschland und Frankreich sehr nach der Rück- kunft der beiden Herrscher. Beide hatten langst eingesehen, daß bei der allgemeinen Uneinigkeit unter den christlichen Großen in Palästina nichts zu machen wäre, und kehrten mißmüthig 1149 nach ihren Staaten zurück. So hatte sich also dieser zweite Kreuzzug ganz ohne Nutzen geendigt. Als man den Abt Bern- hard fragte, wie es denn komme, daß seine Weißagungen so schlecht eingetroffen wären, erwiederte er: „auch die Widerwär- tigkeiten kommen von Gott, und die Uebereilungen der Fürsten und die schlechten Sitten der Kreuzfahrer haben den Zorn des Himmels herbeigeführt." Bald darauf starb Kaiser Conrad 3., 1152. 49. Kaiser Friedrich Barbarossa. — Dritter Kreuzzug. Als Conrad den Tod nahe gefühlt, hatte er die Reichskleino- dien nicht seinem Sohne, der noch zu jung war, sondern seines Bruders Sohne, Friedrich, der sich schon durch manche tapfere That ausgezeichnet hatte, übergeben. Die Deutschen wählten ihn auch zum König, und er hieß nun Friedrich 1., und hat den Beinamen Nothbart oder Barbarossa erhalten. Ec war ein gar tüchtiger Kaiser. Ei- nen so kraftvollen Mann hatten die Deutschen seit lange nicht auf dem Throne gesehen. Schon seine große, männliche Gestalt, seine scharf blickenden Augen, und seine feste, stolze Haltung ver- kündigten den gewaltigen Herrscher, währeich. seine Freundlichkeit und seine feine Sitte ihm das Vertrauen der Untergebenen er- warben. Eine seiner ersten Handlungen war die Aussöhnung der

8. Theil 2 - S. 27

1827 - Leipzig : Fleischer
27 Mauern an; aber die Saracenen schleuderten Steine, Balken, brennenden Schwefel und siedendes Oel auf ihre Köpfe herab, und kaum konnte man die hölzernen Thürme vor ihren Vrandpfei- len schützen. So kanr der Abend heran; ermattet mußten sich die Christen zurückziehen; alles Blut, aller Schweiß war vergebens verronnen, und nur ein Umstand tröstete sie, daß den Feinden nicht gelungen war, ein heiliges Kreuz zu verletzen, welches man auf Gottfrieds Thurm aufgepflanzt hatte. Am andern Morgen wird mit dem Frühsten der Sturm erneuert, und mit noch größerem Grimme suchen die Pilger die Mauern zu ersteigen. Aber alle Anstrengung ist vergeblich. Schon liegen Tausende niedergeschmettert da, Gottfried's Thurm geräth in Flammen, und kann kaum nur mit größter Mühe durch Essig gelöscht werden; sieben Stunden schon hat der Kampf gewahrt; der Schweiß rinnt in Strömen herab, den Ermatteten sinken die Knie zusammen, und ein dumpfes Gemurmel durch- läuft die Reihen der Christen, daß hier alle Anstrengung ver- gebens sey. Da erscheint plötzlich auf der Höhe des Oelbergs ein herrlicher gewappneter Ritter, im Glanze der Sonne, und streckt seinen strahlenden Schild über die unter ihm tosende Stadt aus. Gottfried und Raimund erblicken ihn zuerst, und rufen laut: „dort! dort! seht den heiligen Georg und seine Hülfe!" Alles starrt hin nach der wunderbaren Erscheinung, und frischer Muth kehrt in die verdrossenen Herzen zurück. Die Pilger raffen die letzte Kraft zusammen, der himmlischen Hülfe nun gewiß, stürmen die Leitern hinan, erklimmen die Mauern, und werfen alles vor sich nieder; auch Gottfrieds Thurm bewegt sich in diesem Augenblick gegen die Mauer, die Fallbrücke fallt, Gottfried und sein Bruder Eustach sind die ersten auf der Zinne, und hinter ihnen her dringt ein Wald von Lanzen vor. Hurah! die Stadt ist gewonnen, die Thore werden eingeschlagen, und ein dichter Strom von Kreuzfahrern walzt sich durch die Straßen. Aber wer beschreibt das Ge- metzel, welches nun entstand. Die langverhaltene Wuth bricht nun los, und sucht sich durch Mord zu stillen. „Gott will es haben! Gott will es haben!" tönt durch alle Straßen. Ueberall bildeten sich Lcichenhügel; denn die Sense des Schnitters kann

9. Theil 2 - S. 66

1827 - Leipzig : Fleischer
aus. ,-Das Maaß seiner Frevel ist voll," nef er, ,,Gott ver- stößt ihn von seinem Angesichte, und nimmt ihm die Königs- und Kaiserkrone." Dann drehten Alle, zum Zeichen der Ver- wünschung, die brennenden Kerzen um, die sie in der Hand tru- gen, und löschten das Licht aus. Taddeo aber schlug sich im tiefen Schmerze an die Brust, und rief: „dies ist ein Tag des Wehs und des Jammers l" So verließ er den Saal. Als Friedrich erfuhr, daß man ihn entsetzt habe, warf er einen fin- stern Blick über die ihn gerade umgebende Menge hin, und sprach: „so hat mich denn dieser Papst in seiner Synode ver- worfen; er hat mich meiner Krone beraubt. Geht und bringt mir meine Kleinodien." Aus der ihm dargereichten Schachtel nahm er eine der Kronen, setzte sie sich aufs Haupt, und rief, sich mit drohendem Blicke erhebend: „nein! noch ist sie nicht verloren, meine Krone! und ehe ich sie hingebe, müssen noch Ströme von Blut fließen." Leider gingen auch diese Worte in Erfüllung; denn der Papst zettelte überall gegen Friedrich Empörungen an, und Friedrich schlug dagegen wacker darein. Auf Innocenz Betrieb wählten viele deutsche Fürsten 1246 einen andern König, Hein- rich Raspe, Landgrafen von Thüringen. Dieser brave Mann nahm die ihm dargebotene Krone nur ungern an, und machte sich so viele Gewissensbisse, nachgegeben zu haben, daß er schon im folgenden Jahre starb- Darauf wurde von Friedrichs Fein- den der Graf Wilhelm von Holland gewählt, ein Mann von weniger Kraft. Wahrend sich Conrad, Friedrichs Sohn, mit ihm und seiner Parthei tapfer in Deutschland herumschlug, hatte Friedrich mit den Lombarden alle Hände voll zu thun. Aber diese Kriege waren es weniger, die seinen hohen Geist beugten, als nagender Herzenskummer. Die Einwohner von Bologna hatten seinen liebsten Sohn, E n z i o, gefangen genom- men, und weigerten sich hartnäckig, ihn jemals wieder frei zu geben. Auch ist er wirklich in der Gefangenschaft, erst'nach 22 Jahren, gestorben. Ferner wurde ihm sein Geheimschreiber und vieljähriger Freund, Peter de Bin eis, untreu, und gar über dem Versuche betroffen, seinen Herrn zu vergiften. Das alles beugte ihn so tief, daß er sich recht ernstlich nach der

10. Theil 2 - S. 70

1827 - Leipzig : Fleischer
70 zeigte vor allen eine große Liebe zu seinen Nebenmenschen. Als er 36 Jahre alt war, reiste er durch Frankreich. Hier in dem Gebirge der Sevennen, besonders um das Städtchen Albi herum, lebten damals viele christliche Gemeinden, welche sich Albigenser nannten, von den Katholiken für Ketzer gehalten wurden, aber höchst fromm und sittlich waren. Die vielen Mißbräuche in der katholischen Kirche hatten mehrere fromme Männer auf den Gedanken gebracht, daß es gewiß gottgefälliger wäre, bloß nach den Vorschriften des neuen Testaments zu leben und Gott zu verehren. Sie verwarfen alle erst nachher eingeführten Ge- bräuche, wollten von Verehrung der Heiligen, Ablaß, Fegefeuer, Mönchsleben u. d. gl. nichts wissen, gehorchten der Obrigkeit, lebten in Stille und Frieden, und hatten Geistliche, die nicht nach irdischen Gütern trachten durften. So wacker nun auch diese Albigenser waren, so wurden ste doch von den umwoh- nenden Katholiken als verabscheuungswürdige Menschen ange- sehen; dahin kann die Unduldsamkeit führen! — Als Guzman durch ihr Land reifte, jammerte es ihn, daß diese sonst guten Leute ein Raub des Teufels — so meinte er — werden müß- ten. Er suchte sie deshalb von ihren vermeintlichen Jrrkhümern zu bekehren, und blieb deshalb zehn Jahre lang bei ihnen. Zu- letzt kam er auf den Gedanken, es müsse ja recht verdienstlich seyn, einen Orden zu stiften, der sich ganz der Bekehrung der sogenannten Ketzer widmete. Papst Honorius 3. bestätigte die- sen Orden 1216. Er wurde auch der Predigerorden ge- nannt, weil die Dominicaner umherreisten, und die Erlaubniß hatten, überall zu predigen und Beichte zu hören. — So ein braver Mann Dominicus sonst auch war, so war er doch ein Schwärmer, und legte einen viel zu großen Werth auf äußere Gebräuche. So hatte er z. B. stch neun Arten zu beten aus- gedacht: in gebückter Stellung, auf dem Bauche liegend, abwech- selnd niedeckniend und dann wieder aufspringend, die Arme wie ein Kreuz ausgeftreckt u. s. w. Er starb 51 Jahre alt, auf der Erde liegend, in einer härenen Kutte, und eine Kctt'b um den Leib. Anfangs waren sein Orden, wie der des Franziscus jetzt noch, ein Vettelorden, ist es aber seit dem i4ten Jahrhun- dert nicht mehr.
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