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1. Theil 2 - S. 7

1827 - Leipzig : Fleischer
7 alle freudig aus: „ja, ja! wir müssen uns erheben! Wir müs- sen die Fesseln der gedrückten Christenheit sprengen!" Noch in demselben Fahre, im November, hielt Urban eine zweite Versammlung, in Clermont, einer Stadt in der Mitte von Frankreich. Zahllose Schaarcn strömten herbei, die Worte Urbans und Kukupeters zu vernehmen. Der ganze große Platz war dicht mit Menschen bedeckt; in der Mitte sah man ein hohes Gerüst, auf diesem den für den Papst errichteten Thron. Zuerst trat Peter auf. Eine tiefe Stille zeigte die Aufmerksamkeit, mit welcher man auf jedes seiner Worte lauschte. Seine Rede ergoß sich wie ein Feuerstrom; mit solcher Kraft hatte er noch nie geredet; die Zuhörer schauderten bei der Schilderung der Martern, welche die Christen von den Ungläubigen auszustehen hätten, und heiße Thräncn entquollen ihren Augen. Fetzt schwieg Peter; Urban trat auf mit dem ganzen Pomp der päpstlichen Würde, und hielt eine Rede, welche alle Zuhörer tief erschüt- terte. Sie ist uns aufbehalten worden.. „Fch werde ste nicht trocknen, diese Thräncn," so begann er, „welche diese schreckli- chen Bilder in unsre Augen locken. Lasset uns weinen, meine Brüder! Lasset euren Wehklagen freien Lauf! Aber wehe uns, wenn wir nichts als diese Thräncn hätten, wenn wir den Ge- danken ertragen könnten, das Erbe des Herrn noch länger in den Händen der Ruchlosigkeit zu lassen. Fcncs Land, das wir mit Recht das heilige nennen; jener Hügel, wo er für unsere Sünden blutete; jenes Grab, von dannen er als Sieger des Todes hervorging; jener Berg des Friedens, von dem er sich in den Himmel emporhob; jene heiligen Mauern, welche die Versammlung der Apostel in sich geschlossen, und deren Bezirk das kostbare Blut der seligen Märtyrer getrunken hat;— alle, alle diese Gegenstände unsrer Verehrungen, wollen wir sie, ein feiges, verworfenes Volk, noch länger der Barbarei, der Ruch- losigkeit und der Uneinigkeit zum Raube überlassen? Von Zion ging das Wort des Herrn, aus! Auf dann, ihr Bäche, die ihr von daher stießet, kehrt zu eurer Quelle zurück! Soll sich denn Gott andere Krieger erwecken? — Nein, o nein! ihr werdet aus eurer Trägheit erwachen! Auf! wider den Feind des christlichen Namens wendet diese Schwerter, die ihr ohne Aufhören gegen

2. Theil 2 - S. 97

1827 - Leipzig : Fleischer
97 57. Alb recht 1. 1298—1308. — Der Schweizer- bund 1307. Nach Adolphs Fall wurde Al brecht 1. König der Deut- schen. Die Tugenden seines trefflichen Vaters Rudolph hatte ec nicht geerbt; ec war im Gegencheile hart, ungerecht und län- dersüchtig; daher war auch ihr Schicksal so ganz verschieden. Seine ganze Regierung schaute er überall in Deutschland um, wo er wohl mehr Land erwerben könnte; aber es wollte ihm damit nicht gelingen, und endlich überraschte ihn der Tod mitten unter seinen ehrgeizigen Entwürfen, die er besonders in der Schweiz auszuführen gedachte. Die Schweiz gehörte damals zu Deutschland. Die meisten Städte waren freie Reichsstädte, d. i. sie wurden von ihren Magistraten regiert, und standen unmittelbar unter Kaiser und Reich. Derselbe Fall war mit den sogenannten drei Waldstäd- ten Schwyz, Uri und Unterwalden. Hier hatte jeder Familienvater seine Stimme, und an ihrer Spitze stand der Landamman. Nur wenn sich wichtigere Vorfälle ereigneten, sandte ihnen der Kaiser einen Vogt, der aber nach ihren Ge- setzen richtete, unter denen sie bis dahin froh und frei gelebt hatten. In den übrigen Theilen der Schweiz dagegen hatten einige Grafen Besitzungen. Der reichste unter ihnen war der Graf von Habsburg, jetzt König Albrecht. Aber seine Güter lagen zerstreut. Darum ließ er den Waldstädten sagen, sie wür- den wohl thun, wenn sie sich seinem Schutze unterwürfen Ihm zu widerstehen wären sie doch zu schwach. Er wollte sie aber lieber zu seines Hauses lieben Kindern haben, weil er von sei- nem Vater her schon tpisse, daß sie ein tapferes Volk wären, und solche Leute liebe er. Hierauf antworteten sie: „sie wüßten recht wohl, daß der selige König ihnen ein guter Vogt gewesen wäre; aber sie liebten den Zustand ihrer Vorfahren, und woll- ten dabei bleiben. Darum bäten sie um Bestätigung ihrer Frei- heiten.^ Auch schickten sie Werner, Freiherr von Attinghausen, Landammann von Uri, an den König, ihre alten Rechte sich be- stätigen zu lassen. Aber Albrecht hatte keine Zeit dazu, war auch übel zu sprechen. Dagegen schickte er ihnen, um sie seinen Unwillen fühlen zu lassen, zwei stolze, gefühllose Vögte ins Land, Röss. Weltgesch. n. Th. 7 /

3. Theil 2 - S. 77

1827 - Leipzig : Fleischer
77 spät. Die meisten wurden umgebracht, viele ertranken im Nil, der Ueberrest mußte sich den Saracenen zu Gefangenen erge- den- Unter den letzteren befanden sich auch der unglückliche König, seine Frau Margarethe, und zwei seiner Brüder. Wel- cher Jammer unter den Gefangenen herrschte, laßt sich leicht denken. Nur Ludwig behielt heitern Muth, weil sein fester Glaube an die alles leitende Vorsehung Gottes ihn nie verta- gen ließ. „Des Herrn Wille ist geschehn," rief er; „der Name des Herrn sey gelobt!" Nun suchte der Sultan— Moat- tam hieß er -— schwere Bedingungen von dem Könige zu erpressen, und da dieser sie einzugehen sich weigerte, drohte man ihm mit der Folter, den übrigen aber mit dem Tode. Nichts erschütterte des braven Ludwigs Muth. Endlich einigte man sich dahin, daß Ludwig für seine Person die Stadt Da- miette herausgeben, für sein Heer aber eine Million Goldstücke bezahlen sollte, wovon der Sultan, durch Ludwigs edles Be- nehmen gerührt, ihm den 5ten Theil erließ. Aber ehe noch der Vertrag vollzogen wurde, ereignete sich ein Vorfall, der den König und seine Unglücksgefährten schaudern machte. Vor seinen Augen nämlich fielen die Mamelucken, ein Haufen krie- gerischer Soldaten, die der Sultan in seinen Diensten hatte, und die mit ihm unzufrieden waren, über Moattam her, und mordeten ihn auf gräßliche Weise. Mit noch blutigen Händen und Schwertern traten sie vor Ludwig, und einer rief: „was giebst du mir dafür, daß ich deinen Feind tödtete, der dich, wenn er länger gelebt, gewiß umgebracht hätte?" Und als der König sich schaudernd wegwandte, fuhr er fort: „ich werde dich aus deiner Gefahr befreien; aber erst schlage mich zum Ritter." — „Nur wenn du ein Christ wirst," antwortete Ludwig, „will ich das thun, dich mitnehmen und dir Lohn geben." — Während dessen berathschlagten die andern Mörder, ob man nicht am besten thue, alle Gefangenen zu ermorden. Welche Tage für den König! Dennoch weigerte er sich standhaft, und hatte die Freude, daß man nicht weiter in ihn drang, sondern den Vertrag des Sultans bestätigte. Aber hier trat ein neues Hinderniß unerwartet ein. Die Einen verlangten nämlich, der König sollte bei der Beschwörung

4. Theil 2 - S. 206

1827 - Leipzig : Fleischer
206 garn. Ja 1529 waren sie gar bis vor Wien vorgedrungen, und hätten die Stadt beinahe im Sturme weggenommen. Sich selbst zu helfen, war Ferdinand viel zu schwach. Daher mußte er unaufhörlich die deutschen Fürsten um Hülfe ansprechen. Die Evangelischen wollten aber nicht eher helfen, bis man ihnen freie Religionsübung bewillige. Nach langem Hin- und Her- streiten wurde dann 1532 ein sogenannter Religionsfriede in Nürnberg abgeschlossen, der aber eigentlich nur als ein Waffenstillstand betrachtet werden konnte, weil weder die Einen noch die Andern damit zufrieden waren. Es wurde darin ver- sprochen, daß Keiner bis zu dem nächstens zu haltenden Concil seines Glaubens wegen beeinträchtigt werden sollte. Nun erst gaben die Evangelischen die von ihnen verlangte Unterstützung gegen die Türken, denen aber Ferdinand nicht viel anhaben konnte. Kaum waren die Katholischen und Evangelischen fürs erste etwas beruhigt worden, so fingen auf einer andern Seite Un- ruhen an. Die Anhänger Münzers waren in Deutschland überall hart verfolgt worden, und darum nach den Niederlanden ge- gangen. Von hier schickten die Schwärmer, die sich nun Wie- dertäufer nannten, Missionarien nach Westphalen, um ihren Anhang zu vergrößern. Zwei von ihnen kamen 1533 nach Münster in Westphalen. Johann Bockold, ein Schneider von Leiden, und Johann Ma t t h i e se n, ein Bäcker aus Har- lem. Nach und nach brachten sie viele Bürger auf ihre Seite, selbst den Prediger R o r t m a n n, der doch ein Schüler Luthers gewesen war. Der Magistrat jagte die Unruhestifter mehrmals aus der Stadt, aber sie kamen bald heimlich wieder, und ihr Anhang wurde endlich so stark, daß sie sich der Herrschaft be- mächtigten, den Bischof und den Magistrat vertrieben, und daß die verständigeren Bürger freiwillig die Stadt verließen, in der es nun ganz unvernünftig zuging. Die Wiedertäufer sandten Leute aus, welche alle ihre Anhänger in die Stadt einluden; sie sollten zu Hause nur alles stehen und liegen lassen; denn sie sollten es in Münster zehnfach ersetzt erhalten. Man kann denken, welche Menge Gesindel herbeiströmte. Ein gewisser Knipperdolling wurde zum Bürgermeister gewählt. Dann

5. Theil 2 - S. 179

1827 - Leipzig : Fleischer
179 dem Rücken in der Stadt umher, um Brot, Eier, Käse u. d. gl. einzusammeln, er mußte die Thurmuhr stellen, die Kirche und die Kreuzgänge ausfegen, die Abtritte ausraumen, und wem, er in den wenigen Augenblicken, die ihm blieben, fleißig in der Bibel las und ftudirte, so schalten ihn die andern Mönche, und meinten: man müsse sich dem Kloster nicht durch Studiren, son- dern durch Einsammeln von Geld, Brot, Korn, Eier, Fischen und Fleisch nützlich machen. Dazu kam, daß Luther die größ- ten Qualen der Seele empfand; denn immer glaubte er, noch nicht genug zu thun, und jeder Gedanke an die Welt und seine früheren Verhältnisse schien ihm eine große Versündigung. Da- her schwanden ihm seine Körperkräfte; denn er aß manchen Tag nichts als ein Stück Brot und einen magern Häring. Allein Gott nahm sich seiner väterlich an. Er sandte ihm Trost zu durch einen ehrwürdigen alten Mönch des Klosters, dem Luther oft beichtete, und der ihn auf die Vergebung der Sün- den hinwies, die Jesus dem Reuigen verheißen habe. Diese Worte trösteten ihn ungemein. Auch besuchte ihn oft Johan- nes von Staupitz, Generalvicar des Ordens, der ihn recht lieb gewonnen hatte. „Du willst," sagte er ihm eines Tages, „mir Gewalt ein Sünder seyn, und hast doch keine rechte Sünde. Soll Christus dir helfen, so mußt du nicht mit solchem Hum- pelwerk und solchen Puppensünden umgehen, und aus jedem Gedanken dir gleich eine Sünde machen." Dennoch hätte endlich der Körper seinen Anstrengungen und seinem Trübsinn unterliegen müssen, wäre er nicht aus dieser drückenden Lage herausgerissen worden. Der Kurfürst von Sach- sen, Friedrich der Weise, hatte 1502 eine Universität in Wittenberg gestiftet, und da er einen geschickten Professor der Phi- losophie suchte, so schlug ihm Staupitz Luthern vor. So sehr sich auch dieser dagegen sträubte, seine enge Zelle zu verlassen, und ins Leben zu treten, so ließ Staupitz nicht nach, bis er einwilligte. So reifte er 1508, im 25ften Jahre seines Lebens nach Wittenberg, damals die Residenz des Kurfürsten, und be- zog eine Zelle im dortigen Augustinerkloster, die noch jetzt nebst einigem Hausgeräts), welches ec gebraucht hat, den Fremden gezeigt wird. Nach einiger Zeit redete ihm Staupitz zu, doch 12»

6. Theil 2 - S. 181

1827 - Leipzig : Fleischer
181 hielt einige donnernde Predigten gegen den Unfug. Derselbe Mann, der noch vor wenigen Jahren sich kaum'getraut hatte zu predigen, wagte nun , da er im Namen Gottes sprechen zu müs- sen glaubte, gegeir den Papst und die katholische Kirche in die Schranken zu treten. Solchen Muth giebt das Bewußtseyn, nach Pflicht und Gewissen zu handeln. Am Abend des 3lsten Octobers 1517 schlug er einen großen Bogen mit 95 Sätzen, die meist gegen den Ablaß gerichtet waren, an die Thüre der Schloß- kirche in Wittenberg, und erbot sich, sie gegen eineir Jeden, schrift- lich und mündlich, zu vertheidigen. Tezel, ein unwissender Mensch, machte sich gleich fort, ging nach Frairkfurt an der Oder, und ließ sich hier vom Professor Wimpina eine Schmähschrift gegen Luther aufsetzen. Die 95 Theses aber wurden vielfach abgeschrie- den und abgedruckt, und durchflogen schnell ganz Deutschland. Die Schlechtdenkenden nannten Luthern einen Ketzer, und selbst die Vernünftigen schüttelten bedenklich den Kopf, lobten ihn zwar, aber riechen ihm doch, um des Friedens Willen lieber zu schwei- gen. Aber der wackere Luther gab ihnen die schöne Antwort: „liebe Vater, ist's nicht in Gottes Namen angefangen, so ist es bald gefallen; ist es aber in seinem Namen angefangen, so lasse denselbigen machem" — „Da schwiegen sie," fahrt er fort zu erzählen, „und gehet noch so bisher, und wird, ob Gott will, auch noch daß gehen bis ans Ende." Am meisten kränkte ihn, daß feine Feinde ihn beschuldigten, er wolle nur Aufsehen machen, und dadurch Vortheil gewinnen. Ein Dominicaner, Silvester Prierio, der am päpstlichen Hofe ein angesehener Mann war, schrieb unter andern- „wann du, o lie- der Luther, von unserm Herrn dem Papste ein fettes Bisthum mit vollkommenem Ablaß zu Reparirung deiner Kirche bekämest, würdest du wohl gelindere Saiten aufziehen, und den Ablaß, wel- chen du jetzt so schwarz machest, selbst erheben." Da antwortete ihm Luther: „du beurtheilft mich vermutlich nach deinem eige- nen Kopf. Wenn ich nach einem Bisthum strebte, redete ich ge- wiß das nicht, welches dir in deinen Ohren so wehe thut; denn meinest du, ich wisse nicht, wie man in Rom zu Bisthümern und Prälaturen gelangt?" Auch an den Papst Leo 10. schrieb er, stellte ihm die Entscheidung anheim , versicherte, daß er nur die Ehre

7. Theil 2 - S. 191

1827 - Leipzig : Fleischer
Hofgebrauch in Gebehrden erzeigen sollte, mires gnädigst zu gut halten, als der ich nicht zu Hof gewest, sondern immer im Kloster gesteckt bin, und von mir anders nicht zeugen kann, denn daß ich in dem, was von mir bishero mit einfältigem Her- zen gelehrt und geschrieben worden, allein Gottes Ehre und der Christgläubigen Nutz und Seligkeit, damit dieselben recht- schaffen und rein unterrichtet würden, angesehen und gesucht habe." Darauf erklärte er sich mit anständiger Freimüthigkeit über seine Bücher. Alles dies sprach er deutsch. Da erinnerte man ihn, der Kaiser verstehe das Deutsche schwer. Er wieder- holte daher die ganze Rede in lateinischer Sprache, ob er gleich sehr schwitzte, wegen des Getümmels und weil er so nahe bei den Fürsten stand. Endlich unterbrach ihn ein vornehmer Geistlicher, und meinte, er solle eine runde, richtige Antwort geben, ob er widerrufen wolle oder nicht. „Gut!" sprach Lu- ther, „weil denn Kaiserliche Majestät, Km-und fürstliche Gna- den eine schlichte, einfältige, richtige Antwort begehren, so will ich die geben, so weder Hörner noch Zähne haben soll, nämlich also: es sey denn, daß ich mit Zeugnissen der heiligen Schrift oder mit öffentlichen, klaren und hellen Gründen und Ursachen überwunden und überwiesen werde, so kann und will ich nichts widerrufen, weil weder sicher noch gerathen ist, etwas wider das Gewissen zu thun Hier steh' ich; ich kann nicht anders; Gott helfe mir! Amen!" Diese freimüthige Erklärung machte auf die Fürsten und andern Zuhörer einen ungemein günstigen Eindruck. Er wurde ohne Weiteres entlassen, und noch denselben Abend schickte ihm der alte Erich, Herzog von Braunschweig, obgleich ein eifriger Katholik, eine silberne Kanne mit eimbecker Bier; er solle sich damit erquicken. „Welcher Fürst," fragte Luther, „hat meiner also in Gnaden gedacht?" Als man ihm Erich nannte, und dazu fügte, er habe selbst zuvor daraus getrunken, so fürchtete Luther nichts Arges, trank, und sprach: „wie heute Herzog Erich meiner gedacht, also gedenke seiner unser Herr Christus in seinem letzten Kampfe. " Dieser Worte erinnerte sich nach- mals der Herzog auf dem Sterbebette. Auch wurde Luther von mehreren Fürsten in seiner Wohnung besucht, und vor derselben

8. Theil 2 - S. 242

1827 - Leipzig : Fleischer
242 511 fen (unter dem kleinen Belt). Hier hat er 20 Jahrelang Zeit gehabt, über seine Vergehungen nachzudenken. Erst Chri- stian 3., Friedrichs Nachfolger, ließ ihn los, erlaubte ihm, in Kallundborg, einem Städtchen auf Seeland, zu wohnen, und that alles, dem nun zum Greise gealterten Manne seine langen Trübsale vergessen zu machen. Noch lebte er hier 8 Jahre; dann starb er, 78 Jahre alt. 77. Ferdinand 1. 1556 — 64. — Maximilian 2. 1564 — 76. — Rudolph 2. 1576 — 1612. — Matthias 1612—1619. Ferdinand 1., Kaiser Karls Bruder, hatte sich schon als römischer König als einen gemäßigten, milddenkenden Mann gezeigt, und so war er auch als Kaiser. Weder in seinen Erb- ländern, namentlich in Schlesien, wo die evangelische Lehre im- mer mehr Freunde fand, noch im übrigen Deutschlande, ver- fuhr er gewaltthätig gegen die Evangelischen, so innig und fest er selbst auch an dem katholischen Glauben hing, und nur durch Milde suchte er die sich anfeindenden Partheien auszusöhnen. So innig sich auch jeder Menschenfreund hatte freuen müssen, als Luther die Mißbräuche der katholischen Kirche an- gegriffen, und die Christen zu der einfachen Lehre Jesu, wie die Evangelisten selbst sie uns mittheilen, zurückgeführt hatte, so zeigte es sich doch auch hier bald, wie unvollkommen alles menschliche Beginnen ist, und wie der Mensch durch seine Lei- denschaft auch das Edelste verdirbt und verunstaltet. Zunächst war ein bittrer Haß zwischen Lutheranern und Reformirten entstanden, obgleich beide sich so leicht hätten einigen können. Selbst in der lutherischen Kirche zerfiel man in zwei Partheien. Die gemäßigtere folgte dem sanften Melanchthon, während die heftigere sich genau an Luthers Worte hielt, der doch auch nur ein irrender Mensch, und in manchen Vorurtheilen, die er in seiner Jugend eingesogen hatte, befangen gewesen war. Ueber- haupt waren es mehr die Worte, um welche man stritt, als der Geist der Religion. Statt durch Gründe den Andersden- kenden zu belehren, schimpfte man lieblos auf ihn, und jede Parthei versiuchte die andere, ein sicheres Zeichen, daß keine

9. Theil 2 - S. 323

1827 - Leipzig : Fleischer
323 sehr vorteilhaften Frieden bewilligte, in welchem er ihm einen Theil von Obcrungarn abtrat. Das Beispiel des tapfcrn Mansfeld weckte noch andere Fürsten zum Beistände des unglücklichen Pfalzgrafcn auf. Der Markgraf Georg Friedrich von Baden trac seinem Sohne sein Land ab, um sich ganz dem Dienste Friedrichs zu widmen, warb ein Heer, und vereinigte sich mit Mansfeld. Aber unglücklicherweise trennten sie sich bald wieder, weil sie über die Beute nicht einig werden konnten; Tilly zog nun ge- schwind den General Cordova an sich, griff den Markgrafen bei Wimpfen an, und brachte ihm eine solche Niederlage bei, daß er für alle fernern Unternehmungen den Muth verlor, seine noch übrigen Soldaten abdankte, und sich in die Stille des Privatlebens zurückzog. Kaum war dieser abgetreten, als schon ein neuer Fürst auftrat, sich der hoffnungslosen Sache des Kurfürsten anzu- nehmen. Herzog Christian von Braun schweig, Admi- nistrator von Halbcrstadt, warb, von jugendlichem Ucbcrmuthc und glühendem Haffe gegen die katholische Geistlichkeit getrie- den, ein Heer an, um es, wie Mansfeld, auf Kosten der geist- lichen Fürsten zu ernähren. Zn Holland hatte er die Pfalz- grafin kennen gelernt; ihre hülflose Lage hatte ihn tief gerührt. Er erbat sich von ihr ein Zeichen ihrer Gunst, und als sie ihm einen ihrer Handschuhe gab, befestigte er ihn auf seinen Hut, und schwur voll ritterlichen Sinnes, nicht eher dies Wahrzei- chen heruntcrzunehmen, bis er sie in ihr Land zurückgeführt habe. Aufseinen Fahnen las man die Devise: tout pour Dieu et pour eile. Als das Heer beisammen war, warf sich Christian zunächst auf die geistlichen Stifter in Westphalen und Niedersachscn, und hinterließ überall die fürchterlichsten Spuren der Verwüstung. Als er nach Paderborn kam, nahm er die silbernen Bildsäulen der Apostel vom Altare der Domkirche, indem er spottend sagte: „ihr seid nicht bestimmt, müßig zu stehn, sondern in alle Welt zu gehn." Er schickte sie in die Münze, und die daraus geprägten Thalec erhielten die Um- schrift: Gottes Freund, der Pfaffen Feind. Als er endlich aus We>lphalen vertrieben wurde, machte er sich auf, nach der 21*

10. Theil 2 - S. 383

1827 - Leipzig : Fleischer
383 menrufà Er that es, und kaum war es beisammen, so zeigte cs deutlich, daß es entschlossen sey, die bisherige Verfassung ganz umzustürzen, und die königliche, so oft gemißbrauchte Gewalt einzuschränken. Es währte von 1640 — 48, und wird daher das lange Parlament genannt. Der Graf Strafford, der Bischof Laud und andere Räthe des Königs wurden als Staats- verräthcr auf Leib und Leben angcklagt, und ins Gcfängniß ge- führt, alle Beschlüsse des Königs seit den letzten Jahren für nich- tig erklärt, die wegen politischer Meinungen gefangen Gesetzten befreit, und die neue Liturgie abgcschafft. Karl war viel zu ohn- mächtig, dies alles hindern zu können; er glaubte sich im Ge- gentheil durch Nachgiebigkeit retten zu können; aber sie half ihm jetzt nichts mehr, da es um seine Achtung geschehen war. Straf- ford wurde nun zum Tode verurtheilt, ob er gleich ein so aner- kannt trefflicher Mann war, daß ihm ein vor hundert Jahren lebender englischer Geschichtschreiber^) das Zeugniß giebt: „nie hat ein Mann auf einem solchen Schauplatze mit größerer Weis- heit, Standhaftigkeit und Beredtsamkeit, mit mehr Vernunft, Beurthcilung und Mäßigung und mit besserem Anstande in Wor- ten und Handlungen eine solche Rolle gespielt, als dieser große Und treffliche Mann." Ungeachtet er sich gründlich vertheidigte, so war doch den Feinden des Königs zu sehr an feinem Tode ge- legen, als daß er hätte können losgefprochen werden. Als er auf dem Blutgerüste stand, sprach er zu den Umstehenden: ,,nun trete ich meinen Tod an. Ein Streich wird meine Gattin zur Wittwe, meine geliebten Kinder zu Waisen machen, und mich von meinem guten Bruder und allen meinen Freunden trennen. Aber Gott sey mit euch in allem. Ich danke Gott, daß ich den Tod nicht fürchte, sondern mein Haupt jetzt eben so freudig niederlegen kann, als ich es jeden Abend aufs Ruhekissen legte." „Vielleicht," dachte Karl, „werden die Schotten nachgiebi- ger seyn." Er reiste nach Edinburgh, und versammelte hier ein Parlament; aber er mußte hier dieselben bittern Wahrheiten hö- ren, die man ihm in London gesagt hatte, und selbst von den Kanzeln herab donnerten die Geistlichen auf ihn los. Mißmuthig *) *) Whitelvke.
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