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um Schonung airflehen. Nun begann die Schlacht Karin wur-
den Viele seiner besten Leute erschlagen. So kam über dem Ge-
fecht der Nachmittag heran. Plötzlich schimmerten oben auf
dem Berge im Rücken der Schweizer blinkende Waffen ; ein neues
Heer zog heran. „Was ist das für ein Volk?" fragte Karl
einen gefangenen Schweizer. „Das erst sind die wahren alten
Schweizer," antwortete er, „die vom hohen Gebirge, die Män-
ner, welche Oestreich schlugen." In demselben Augenblicke hallte
drei Mal das lange Uri-Horn durch die Berge, welches von
den Urnern bei der Heerde wie in der Schlacht geblasen wird,
und erfüllte Karls Herz mit grauenvoller Ahnung. „Ey!" rief
er bedenklich aus, „was wird aus uns werden? Schon die We-
nigen haben uns so ermüdet!" — Die Burgunder wurden in
die Flucht geschlagen, und Karl mußte sein ganzes kostbares Ge-
päck , alle seine reichen Zelte in Stich lassen. Die Beute der
Schweizer war ungeheuer. Sein Silbergeschirr, sein reich mit
Edelgesteinen besetzter Herzogshut, sein Prachtschwert, dessen
Griff von Diamanten, Sapphiren, Rubinen, Hyacinthen und
Perlen strahlte, und andere kostbare Kleinodien fielen den Sie-
gern in die Hände, die so wenig damals mit den Sachen des
Luxus bekannt waren, daß sie die silbernen Teller anfangs für
Zinn hielten, und das Stück für einige Groschen verkauften.
Auch verlor hier Karl seinen großen Diamant, der größer wie
eine wälsche Nuß war, und von ihm höher geschätzt wurde als
eine ganze Provinz. Er war auf der Flucht verloren gegangen.'
Ein Schweizer fand ihn auf der Landstraße, hielt ihn für Glas,
warf ihn verächtlich weg, und steckte nur das Futteral ein.
Endlich bückte er sich doch, das Stückchen Glas den Kindern
mitzubringen. Zu Hause verkaufte er ihn für einen Gulden.
Aber nun erkannte man den Stein; er ging aus einer Hand
in die andere, jedes Mal theurer, und wurde zuletzt für 20,000
Ducaten, noch immer sehr wohlfeil, vom Papste erhandelt.
Karl war außer sich vor Wuth, daß ihn die von ihm so
verachteten Bauern besiegt hatten, warb schnell ein neues, noch
größeres Heer, und griff schon am 22. Juni desselben Jahres
die Schweizer zum zweiten Male an. In der Schlacht bei
Murten verlor er den Kern seiner Leute. Zwanzigtausend
*. Nöff. Weltgesch. Th. 10
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Extrahierte Personennamen: Karin_wur- Karl Karl Karls Karl Karl Karl Karl Karl Karl Nöff
149
den, rheils wegen der Unbekanntschaft mit den dortigen Gegen-
den, theils wegen des Vorurtheils, daß man wegen der Hitze
nicht über die Linie schiffen könnte. Vielleicht hielt man auch
die dortigen Völker für zu wild, um mit ihnen Handelsverbin-
dungen anknüpfen zu können- Auch zu Lande wagte es nicht
leicht ein Europäer in die hinteren und südlicheren Länder Afiens
zu reisen. Und doch waren die Producte des schönen, warmen
Ostindiens schon von Alters her in Europa überaus geschätzt.
Gold, Edelsteine, Gewürze, Elfenbein, Baumwolle, Seide, eine
Menge Apothekerwaaren und viele andere köstliche Producte des
Südens konnten die Europäer nicht wohl entbehren; aber sie
holten sie nicht unmittelbar von dort, sondern kauften sie den
arabischen (maurische«) Kaufleuten ab, die sie von Ostindien
nach dem persischen und arabischen Meerbusen brachten. Hier
lud man sie auf Kameele, und führte sie nach Alexandrien in
Aegypten, oder nach den Häfen Syriens und Klein-Asiens.
Hierhin kamen nun die Europäer, und kauften sie jenen ab;
aber dadurch kamen ihnen die Maaren sehr theuer zu stehen.
Der Handel mit diesen Südproducten war vorzüglich in den
Händen der Italiener, am meisten der Städte Venedig, Ge-
nua, Pisa und Amalfi. Diese verschifften dann die Maa-
ren nach den übrigen Ländern Europa's. Keiner aber dachte
daran, einen bequemen Handelsweg nach Ostindien aufzufinden,
etwa um Afrika herum; denn man wußte noch nicht, wie weit
Afrika sich nach Süden hin erstrecke, und ob es nicht vielleicht
bis an den Südpol reiche.
Da lebte in der ersten Hälfte des löten Jahrhunderts kn
Portugal ein Prinz, Dom Henrique oder Heinrich, den
man nachher Heinrich den Seefahrer nannte, der 3te
Sohn des Königs Johann 1. Dieser Prinz beschäftigte sich gern
mit Mathematik und Schiffahrtskunde, und hatte eine große
Begierde, neue Entdeckungen zu machen. Darum hatte er im-
mer auf seinem Schlosse eine Gesellschaft von Gelehrten um
sich, mit denen er neue Seefahrten ausdachte, und überlegte.
Besonders lag ihm daran die Westküste von Afrika, von der
man kaum den obersten Theil kannte, näher kennen zu lernen.
Einst schickte er ein Schiff unter dem geschickten Seefahrer
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Johann
Extrahierte Ortsnamen: Europa Ostindien Syriens Venedig Amalfi Ostindien Afrika Afrika Portugal Dom_Henrique Afrika
132
und druckte sie so ab. Siehe da! es gelang. Aber die Wör-
ter nahmen sich schlecht und plump aus. Er schnitt zwar neue
Buchstaben aus; aber das kostete viele Zeit; er versäumte dar-
über seine andere Arbeit, gerieth in Schulden und mußte end-
lich Straßburg verlassen. Er kehrte nach Mainz 1445 zurück,
und setzte hier seine Versuche mit Eifer fort, wußte auch einen
reichen Bürger, Johann Fuft oder Faust, so für die Sache
einzunehmen, daß er mit ihm in Verbindung trat, und ihm
zwei Mal 800 Goldgulden (d. i. 2400 rth.) vorschoß, woge-
gen Guttenberg ihm sein ganzes Druckerzeug verpfänden mußte.
Nun nahmen sie noch einen Dritten in die Gesellschaft auf,
Peter Schoiffer, einen geschickten jungen Mann- der eine
köstliche Hand schrieb. Wer war froher als der thätige Gut-
tenberg! Er schlug vor, statt der hölzernen ungeschickten Buch-
staben Lettern von Zinn oder Blei zu machen, und Schoiffer
erfand die Formen zum Gießen dazu. Aber das Metall war
zu weich- und das Eisen wieder zu hart, und durchschnitt das Pa-
pier. Endlich fanden sie eine Mischung heraus, die weder zu
weich noch zu hart war, und statt des Lampenrußes nahmen
sie nun eine Druckerschwärze, die sie aus Leinöl und Kienruß
bereiteteu.
Nuu gingen sie ans Werk, und druckten allerhand kleine
Schriften, die sehr gesucht wurden. Bald aber unternahmen sie
auch eine ganze lateinische Bibel zu drucken, die wahrscheinlich
1456 vollendet wurde, und wovon sich noch ein Exemplar in
der Dombibliothek in Mainz befinden soll. Fust verkaufte sie
zu 100-—200 Gulden, und doch ging sie reißend ab, weil sie
gegen die früheren Preise doch noch sehr wohlfeil war. Je
mehr er dabei gewann, desto mehr ärgerte er sich, daß er mit
Guttenberg theilen mußte, und da er jetzt glaubte ihn entbehren
zu können, so verlangte er sein vorgeschossenes Geld zurück.
Das konnte aber dieser noch nicht abzahlen; darum nahm ihm
der eigennützige Fust das ganze Druckzeug fort, und überließ
den wackern Erfinder der Kunst seinem unglücklichen Schicksale.
Wirklich ist er auch nach 12 Jahren in großer Dürftigkeit ge-
storben, sein Name wird aber noch mit Ehrfurcht genannt.
Fuft und Schoiffer setzten die Arbeit allein fort. Alle Werke
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Extrahierte Personennamen: Johann_Fuft Johann Guttenberg Peter_Schoiffer Guttenberg
im
schlechtdenkender Priester schoß ihm Geld vor, und nun beschloß
er, das Goldland in Südamerika aufzusuchen, und es nach dem
Beispiele des Cortez zu erobern. Von der jenseitigen Küste von
Panama segelte er südlich hinab, und erreichte das Reich Peru.
Hier sah er bald, daß das Gold in Ueberfluß sey; denn goldene
und silberne Gefäße waren ganz gewöhnlich. Aber mit den 113
Mann, die er bei sich hatte, konnte er ein großes bevölkertes
Reich nicht erobern. Er fuhr daher wieder zurück, nahm 180
Mann in Dienst, und kehrte mit einigen Pferden und Kanonen
nach zwei Jahren, 1529, nach Peru zurück. Er benutzte einen
Thronftceit, den zwei Brüder mit einander führten, recht geschickt,
und nahm den gerade herrschenden Inka (König) Atahualpn
gefangen. Dieser, als er die Gier der Spanier nach Golde sah,
versprach, ein großes Zimmer, in welchem er gefangen saß, so
tveit, als man mit aufgehobenen Armen reichen könnte, mit gol-
denen Gefäßen zu füllen, wenn Pizarro ihn für diesen Preis frei
lassen wollte. Atahualpa hielt Wort; das Zimmer war bald ge-
füllt. Nicht so Pizarro. Ec nahm das Gold, und ließ den ar-
men Inka unter leeren Vorwänden hinrichten. Seit dieser
Schandthat war es mit seinem Glücke aus. Ec unterwarf sich
zwar das ganze Land, und vertheilte es nebst den Eingebohrneu
unter die Spanier; aber nun veruneinigte er sich mit seinen Offi-
zieren, und wurde endlich von ihnen ermordet.
Wie auf Haiti, in Mexico und Peru wurden die armen In-
dianer in allen von den Spaniern eroberten Ländern behandelt.
Daß die Spanier eigentlich gar kein Recht hätten, ihnen ihr Land
wegzunehmen, daran dachte kein Mensch; ja es wurde in Spa-
nien in allem Ernste die Frage aufgeworfen, ob denn wohl die
Indianer wirkliche Menschen, oder nur menschenähnliche Thiere
wären. Man zwang sie, sich taufen zu lassen, aber ohne sie in
der christlichen Religion zu unterrichten, und wenn sie sich weiger-
ten, wurden sie als hartnäckige Heiden verbrannt. Einmal sollte
ein Kazik auf Cuba verbrannt werden. Ein Mönch wollte ihn
noch vorher bereden, sich taufen zu lassen, damit er in den Him-
mel komme. „Giebt es auch Spanier darin?" fragte jener
schnell. — „Ja!" antwortete der Mönch, „aber nur gute." —
„O gehe mir mit den guten," sprach der Indianer; „auch die
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305
der Mathematik in Pisa ernannte. Als solcher stellte er wich-
tige Versuche auf dem etwas schief hängenden Thurme dieser
Stadt über die Geschwindigkeit fallender Körper an, und zeigte,
daß die Meinung des Aristoteles (des Erziehers Alexanders des
Großen) darüber falsch scy. So sehr auch dies seinen Ruhm
erhöhte, so machte er stch doch auch viele Feinde dadurch, weil
Aristoteles damals von allen Professoren und Studenten als
untrügliches Orakel verehrt wurde. Mancherlei Verdrießlichkei-
ten bewogen ihn, nach zwei Fahren sein Amt niederzulcgen,
und nach Florenz zu gehen, wo ihn ein reicher Freund bei
sich aufnahm. Fn dessen Hause lernte ihn ein vcnetianischcr
Senator kennen, und dieser brachte cs dahin, daß Galilei nach
Padua als Lehrer der Mathematik berufen wurde. Hierhin
strömte nun eine Menge Schüler herbei, ihn zu hören; auch
ältere Leute besuchten seine Vorlesungen; selbst Fürsten und
Prinzen kamen nach Padua, um seine Bekanntschaft zu ma-
chen. Dabei machte er hier viele nützliche Erfindungen. Er
soll das Thermometer zuerst erfunden haben, dessen Erfindung
man sonst auch dem Holländer Cornelius Drebbel zu-
schrcibt; er erfand ein Mittel, die Kraft des Magnets bedeu-
tend zu verstärken. Seine wichtigste Entdeckung war aber die
der Ferngläser.
Folgendes Ereigniß hatte ihn zuerst darauf geleitet. Die
Kinder eines Brillenmachers in Middelburg in Holland, Cor-
nelius Jansen, spielten einmal im Fahre 1609 mit mehre-
ren Gläsern aus ihres Vaters Werkstatt. Dabei hielten sie
ein convex und ein concav geschliffenes hinter einander, -sahen
hindurch, und erstaunten, als sie den Wctterhahn des Kirch-
thurms, nach welchem sie ihre Gläser gerichtet hatten, so nahe
erblickten. Sie erzählten ihre Entdeckung dem Vater, und der
benutzte sie, um zwei solche Gläser in ein Rohr zusammenzu-
setzen. Da er aber kein denkender Kopf war, so wendete er
das neue Fnstrument zu nichts anderem an, als zur Spielerei
und Befriedigung der Neugier.
Ganz anders war es mit Galilei. Kaum hörte er noch
in demselben Fahre von jener Entdeckung, so eilte er auch, sie
aufs weiseste zu nutzen. Er kaufte eine Menge geschliffener
Röff. Weltgcsch. H, Th. 20
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784
zu ermorden, und Gottes Nichteramt zu verwalten? Sand
hatte zwar gleich nach der That sich selbst eine Wunde ver-
setzt, war aber erhalten worden, und wurde nun am 20sten
May 1820 in Manheim hingerichtet. Indessen schreckte dies
die, welche ähnliche Grundsätze hatten, nicht ab; sie betrachte-
ten Sand als einen Märtyrer der Freiheit, und fuhren fort,
an der Nevolutionirung Deutschlands zu arbeiten. Allein die
Regierungen forschten nun weiter nach, und fanden, daß das,
was sie bisher für Kindereien gehalten und verachtet hatten,
allerdings wichtige Folgen für die Ruhe Deutschlands haben
könnte. Es wurde eine Untersuchungs-Commission in Mainz
niedergesetzt, viele junge Leute wurden cingekcrkert, das Tur-
nen verboten, und die Universitäten unter genaue Aufsicht ge-
nommen. Dadurch gelang es, jene demagogischen Verbindun-
gen, deren Thorheit die meisten Theilnehmer bei gereifterer Er-
fahrung selber cinschen mußten, zu unterdrücken.
Revolutionen in Spanien, Portugal, Nea-
pel und Sardinien. Daß die Spanier mit der Regie-
rung Ferdinands 7. nicht zufrieden scyn konnten, war wohl
sehr natürlich; er wurde ja von unwissenden Geistlichen gelei-
tet, hatte die Inquisition wieder eingeführt, und verfuhr mit
rücksichtsloser Strenge sowohl gegen Alle, die von Joseph
Bonaparte einst ein Amt angenommen hatten, als gegen die
Anhänger der Cortes. Am Isten Januar 1820 brach die Un-
zufriedenheit zuerst aus. Einige Regimenter, die zwischen Ca-
diz und Sevilla lagen, und nach Südamerika eingeschifft wer-
den sollten, weigerten sich zu gehorchen, und steckten unter
ihrem Anführer Riego zuerst die Fahne der Empörung auf.
Schnell verbreitete sich der Aufstand unter dem Heere; andere
Truppen gingen zu ihm über. Es wählte den Oberst Q.u i-
roga, einen tüchtigen, unternehmenden und verständigen
Mann, zum obersten Anführer, und die gegen die Empörer
ausgeschickten Soldaten gingen zu ihnen über. Selbst in Ma-
drid wurde laut der Wunsch ausgesprochen, daß Ferdinand
die Verfassung der Cortes annehmen möchte. Schon war die
ganze Stadt in Gährung, und mehr als 40,000 Menschen
vor dem Pallaste versammelt, als der König dem Drange der
/
*
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Extrahierte Personennamen: Ferdinands Joseph
Bonaparte Ferdinand
5t
129
Moere fahren; denn auch beim dunkelsten Himmel zeigte ihnen
der Compaß genau, nach welcher Himmelsgegend sie fuhren.
So wichtig diese Erfindung für den Handel war, so tief
wirkte die Erfindung des Schießpulvers'auf die Art Krieg zu
führen ein. Bei den Chinesen und Arabern soll das Schieß-
pulver, d. i. eine Mischung von Schwefel, Kohlen und Salpeter,
schon lange vorher bekannt gewesen seyn. Aber sie gebrauchten
es nur zu Feuerwerken, und kamen nicht darauf, es auch für
den Krieg anzuwenden. Diese Erfindung war den nachdenken-
den Deutschen Vorbehalten. Im Jahre 1354 laborirte einmal
ein Mönch in Freiburg im Breisgau (Großherzogthum Baden),
Berthold Schwarz, und setzte allerhand Materien zusam-
men, um, wer weiß was? — vielleicht Arzneien zu bereiten.
Dies Mal hatte er Schwefel, Kohlen und Salpeter in einen
eisernen Mörser zusammengemengt, und einen Stein darauf ge-
legt. Zufällig fiel ein Funke hinein, und siehe da! plötzlich fuhr
der Stein mit einem fürchterlichen Geprassel an die Decke.
Schwarz wußte nicht, wie ihm geschah. Er dachte darüber nach,
wie das so gekommen seyn könnte, machte dann dieselbe Mi-
schung, und als er einen Funken hineinwarf, erfolgte derselbe
Knall. Nun machte er sich eine Röhre von Eisen, füllte ein
Häufchen von dem Pulver da hinein, und der Knall war nun
noch größer. Diese Röhre wird noch in Dresden in der Rüst-
kammer aufbewahrt. *) Ueber diese neue Erfindung dachte man
nun weiter nach, und erfand bald sogenannte Donnerbüchsen,
durch welche man mit Hülfe des Pulvers Kugeln in die Weite
schleuderte. Im Kriege wurden sie anfangs nur wenig ge-
braucht; ja Viele meinten, solche Gewehre wären eine heim-
tückische Waffe, die sich für einen ehrlichen Krieger nicht schicke.
Auch waren die ersten Gewehre sehr ungeschickt. Die Kanonen
waren so plump, daß man 20 und mehr Pferde davor spannen
mußte, und die Flinten konnte man nicht anders abschießen,
*) Nach den neusten Untersuchungen soll das Pulver zwischen den
Jahren j3oo—iz3o erfunden worden seyn- Entweder müßte
also Schwarz um öo Jahr eher gelebt haben, oder nicht der erste
Erfinder gewesen seyn.
Nöss. Weltgesch. Ii. Th.
9
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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347
Vergeltung der Vorsehung verkennen! Wohl ist längst jede Angst
und jeder Schmerz der gemordeten Bewohner Magdeburgs über-
standen ; langst die Hände aller derer, die an jenem Lage so viel
unschuldiges Blut vergossen, im Grabe vermodert; aber ihre
Seelen stehen vor Gott!
Sobald sich die Wuth des Brandes nur etwas gelegt hatte,
kehrten die Soldaten mit erneuerter Beutegier nach dem Schutte
der Stadt zurück, um unter den rauchenden Trümmern nach
Schätzen zu wühlen. Manche haben viel gefunden; andere aber
erstickten an dem aufsteigenden Dampfe. Erst am 13ten Mai
konnte Lilly in die Stadt kommen, weil man nicht eher damit
fertig werden konnte, die Straßen von Schutt und Leichen zu
reinigen. Welche Scenen stellten sich auch hier noch dar! Man
sah Lebende, die unter den Leichen halbverhungert hervorkrochen,
Kinder, die mit herzzerschneidendem Geschrei ihre Eltern riefen,
und Säuglinge, die an der todten Brust ihrer Mütter sogen.
In die Elbe wurden allein 6440 Leichen geworfen., die ungerech-
net, welche begraben wurden, oder in ihren Verstecken verbrannt
und erstickt waren. Ein Zeitgenosse giebt die Zahl der Ermorde-
ten auf 40,000 an. Welche Blutschuld! Nur 4oo der reichsten
Bürger waren durch die ligistischen Offiziere ins kaiserliche Lager
gerettet worden, um von ihnen ein hohes Lösegeld zu erpressen.
Als Lilly am 14ten Mai seinen feierlichen Einzug hielt,
meldete man ihm, daß in dem Dome an 1000 Einwohner sich
befänden, die seit dem Lage der Eroberung nichts gegessen hatten,
und seine Erbarmung anflehten. Er schenkte ihnen das Leben,
und ließ Brot unter sie austheilen. Dann ging er selbst in diese
Kirche, und ließ das Tedeum stngen *), um dem Gotte, der ihn
verworfen hatte, seinen Dank darzubringen. An den Kaiser
schrieb er mit Wonnegefühl: „seit dem Untergange von Troja
und Jerusalem ist kein ähnlicher Sieg erfochten worden." Auch
pflegte er wohl jenes Blutbad mit grausamem Spotte die mag-
deburgische Hochzeit zu nennen.
*) Aus dem schönen, noch vorhandenen Taufsteine von Porphyr
schlug er aus Uebermuth ein Stück heraus, um es als Andenken
zu vernxrhren.
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