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1. Theil 2 - S. 27

1827 - Leipzig : Fleischer
27 Mauern an; aber die Saracenen schleuderten Steine, Balken, brennenden Schwefel und siedendes Oel auf ihre Köpfe herab, und kaum konnte man die hölzernen Thürme vor ihren Vrandpfei- len schützen. So kanr der Abend heran; ermattet mußten sich die Christen zurückziehen; alles Blut, aller Schweiß war vergebens verronnen, und nur ein Umstand tröstete sie, daß den Feinden nicht gelungen war, ein heiliges Kreuz zu verletzen, welches man auf Gottfrieds Thurm aufgepflanzt hatte. Am andern Morgen wird mit dem Frühsten der Sturm erneuert, und mit noch größerem Grimme suchen die Pilger die Mauern zu ersteigen. Aber alle Anstrengung ist vergeblich. Schon liegen Tausende niedergeschmettert da, Gottfried's Thurm geräth in Flammen, und kann kaum nur mit größter Mühe durch Essig gelöscht werden; sieben Stunden schon hat der Kampf gewahrt; der Schweiß rinnt in Strömen herab, den Ermatteten sinken die Knie zusammen, und ein dumpfes Gemurmel durch- läuft die Reihen der Christen, daß hier alle Anstrengung ver- gebens sey. Da erscheint plötzlich auf der Höhe des Oelbergs ein herrlicher gewappneter Ritter, im Glanze der Sonne, und streckt seinen strahlenden Schild über die unter ihm tosende Stadt aus. Gottfried und Raimund erblicken ihn zuerst, und rufen laut: „dort! dort! seht den heiligen Georg und seine Hülfe!" Alles starrt hin nach der wunderbaren Erscheinung, und frischer Muth kehrt in die verdrossenen Herzen zurück. Die Pilger raffen die letzte Kraft zusammen, der himmlischen Hülfe nun gewiß, stürmen die Leitern hinan, erklimmen die Mauern, und werfen alles vor sich nieder; auch Gottfrieds Thurm bewegt sich in diesem Augenblick gegen die Mauer, die Fallbrücke fallt, Gottfried und sein Bruder Eustach sind die ersten auf der Zinne, und hinter ihnen her dringt ein Wald von Lanzen vor. Hurah! die Stadt ist gewonnen, die Thore werden eingeschlagen, und ein dichter Strom von Kreuzfahrern walzt sich durch die Straßen. Aber wer beschreibt das Ge- metzel, welches nun entstand. Die langverhaltene Wuth bricht nun los, und sucht sich durch Mord zu stillen. „Gott will es haben! Gott will es haben!" tönt durch alle Straßen. Ueberall bildeten sich Lcichenhügel; denn die Sense des Schnitters kann

2. Theil 2 - S. 134

1827 - Leipzig : Fleischer
134 ergebenen Kaisern regiert wird, von denen einer dem andern den Thron zu entreißen sucht. Außer ihren europäischen Besitzungen — der jetzigen Tür- kei — besaßen die Kaiser früherhin auch Klein-Asien und die zu- nächst dahinter liegenden asiatischen Lander. Aber erst hatten die Araber ihnen einige derselben entrissen. Dann kamen die Seld- schucken, ein türkischer Stamm, aus den Gegenden hinter dem Aralsee, und unterwarfen sich ganz Vorder-Asien. Ein Theil von ihnen stiftete in Klein-Asien das Reich von Iconium, und diese Seldschucken waren es, die den Kreuzfahrern bei ihren Durchzügen so viel zu schaffen machten. So wie aber für jeden Eroberer zu seiner Zeit ein Mächtigerer kommt, und ihn bezwingt, so drangen in der Mitte des 13ten Jahrhunderts die Mongo- le n, die in den Steppen von Mittel - Asien ihre Heerden weiden, bis Klein-Asien vor, und machten dem Reiche von Iconium um das Jahr 1300 ein Ende. Mehrere türkische Emirs hatten sich in die Gebirge geflüchtet. Um den Glücklichsten sammelten sich die Meisten. Dies war Osman, welcher den nordwestlichen Theil von Klein-Asien eroberte, und der Stifter des os mani- schen oder — wie wir es jetzt nennen — türkischen Reichs wurde. Die Hauptstadt dieses neuen Reiches war Prusa. Die Osmanen waren tapfre, kriegerische Leute, die alles ihrem Schwerte verdanken wollten. Os man errichtete aus seinen Fuß- soldaten das Corps der I a n i t sch a r e n, und aus seinen Reitern das Corps derspahis, und ihrem wilden Andrange vermochte lange keine Macht zu widerstehen. Nicht lange, so setzten die Türken über die Meerenge, und fielen ins griechische Kaiserthum ein. Die elenden, in innere Streitigkeiten verwickelten Griechen waren viel zu schwach, sie zu- rückzuwerfen, und mußten zusehen, wie ihnen die Türken die schön- sten Provinzen Wegnahmen, und der Sultan Murad 1. gar in Adrianopel seinen Sitz aufschlug. Mit Besorgniß sahen die Fürsten des Abendlandes auf diesen keck vordringenden Feind hin; aber lange konnten sie sich nicht entschließen, dem bedräng- ten griechischen Kaiser Beistand zu leisten. Siegismund, damals König von Ungarn — derselbe, der nachher deutscher Kaiser wurde, machte sich endlich auf, und zog mit einem un-

3. Theil 2 - S. 256

1827 - Leipzig : Fleischer
256 „Bist du Cokigni?" schrie Böhm, ein junger Offizier. „Ich bin es!" war die Antwort, „achte meine grauen Haare!" Mein Böhm stieß ihm den Degen tief in den Leib, zog ihn rauchend wieder heraus, und hieb ihm so lange in's Gesicht, bis er todt zu Boden sank. Sodann rief Böhm zum Fenster hinaus: „es ist vorbei!" Guise aber rief hinauf: „der Herzog von Angouleme will es nicht glauben, bis er ihn zu seinen Fü- ßen liegen sieht." Man stürzte die Leiche hinab; Angouleme wischte ihm das Blut aus dem Gesichte, um ihn zu erkennen, und trat ihn dann mit dem Fuße. Dies geschah im Hause des Admirals. Aber auch in den Quartieren der andern Hugenotten hatte gleich nach dem Ge- läute der Glocke der Mord begonnen. Die dazu angestifteten Katholiken stürzten mit Mordgeheul von allen Seiten herbei. Die Unglücklichen hatten sich meist schon zu Bette gelegt. Schlaftrunken, halb angekleidet, kamen sie hervor, um zu sehen, was es gäbe, und wurden sogleich niedergestochen. Einige woll- ten sich nach der Wohnung Coligni's retten, wurden aber an der Thnre mit der Pike- ermordet. Andere flüchteten sich nach dem Louvre, um bei dem Könige Schutz zu suchen, wurden aber von der Wache zuruckgetrieben, und sielen nun auf dem Rückwege den Soldaten Guise's oder den Bürgerwachen in die Hände, die fürchterlich unter ihnen metzelten. Nachdem alle, welche sich auf der Straße hatten sehen lassen, ermordet waren, schlugen die Mörder die Hausthüren ein, und drangen in die Wohnungen. Wer beschreibt die Scenen des Jammers, die sich nun überall darboten! Vater und Mütter wurden vor den Augen der kreischenden Kinder, diese in den Armen ihrer El- tern niedergehauen; überall hörte man das Schreien der Ver- folgten, das Acchzen und Wimmern der Sterbenden und das Mordgeheul ihrer Verfolger. So dauerte es bis zum Morgen. Die aufgehende Sonne beleuchtete ein entsetzliches Schauspiel. Ueberall lagen die Leichen auf den Straßen umher; aus den Fenstern wurden die Getödteten hinauögeftürzt, während andere durch die Straße nach der Seine hin geschleift wurden. Guise und Andere vom Hofe schritten umher, und ermunterten die Bürger, den versteckten Hugenotten nachzuspüren und sie zu

4. Theil 2 - S. 235

1827 - Leipzig : Fleischer
235 rieten Personen, und schleppten sie ins Gefängniß. Die Richter mußten schon am folgenden Tage das Urtheil über sie sprechen, und es wurden schleunig die nöthigen Anstalten zur Hinrichtung getroffen. Die Thore wurden geschlossen, unter Trompetenschall den Bürgern verboten, die Wohnungen zu verlassen, oder nur Fenster und Thüren zu öffnen. Jetzt gingen die Thore des Pallastes auf, und die Verurtheilten, 94 an der Zahl, die An- gesehensten des Königreichs, denen man nicht einmal das Abend- mahl vorher zu genießen gestattet hatte, wurden in ihren Prunk- kleidern, in denen sie vor zwei Tagen in froher Hoffnung er- schienen waren, hinausgeführt auf den zur Hinrichtung bestimm- ten Platz. Die ersten Reichsbeamten, die Reichsrathe, zwei Bischöfe, die Vornehmsten des Adels, und der ganze Magistrat von Stockholm, von Henkern geführt, schritten Paar und Paar langsam vor. Christian selbst schaute aus einem Fenster des Rathhauses herab. Einer der Bischöfe trat vor, und rief laut, der König handle als ein Verräther an den Schweden; er rief das Volk, welches ungeachtet des Verbots die Straßen füllte, zur Hülfe auf, und sichte den Himmel um Rache an. Dasselbe thaten mehrere Andere; das Volk wehklagte laut, war aber wehrlos, und Viele darunter wurden von den däni- schen Soldaten niedergehauen. Jetzt begannen die Hinrichtun- gen. Alle starben gefaßt. Unter ihnen war auch Erichsons Vater. Das Blut floß im eigentlichsten Verstände in Bachen vom Markte nach den anstoßenden Gassen, und mit Recht wer- den daher jene Ermordungen das Stockholmer Blutbad genannt. Christi na, Sten Sture's Wittwe, sollte wählen, ob sie wollte verbrannt, ertrankt oder lebendig begraben wer- den. Endlich wurde ihr das Leben geschenkt, und sie zu ewiger Gefangenschaft in Ketten verurtheilt. Die Leichname der Ge- richteten wurden auf dem großen Markte in drei Haufen ge- worfen, die Geistlichen, die Edelleute und die Bürgerlichen be- sonders. So blieben sie, ein grauenvoller Anblick, drei Tage lang liegen, und der häufig fallende Regen vermehrte noch das Schreckliche der Scene. Unter den Verurtheilten waren auch zwei kleine Knaben, von 6 und von 9 Jahren, deren Vater dem Könige verhaßt war. Um sie recht zu martern, sollte der

5. Theil 2 - S. 346

1827 - Leipzig : Fleischer
346 \ der Kinder erstochen, Frauen kn den Armen ihrer Männer er- würgt, und Kinder an der Wand zerschmettert. Nicht einmal die schwachen Mädchen werden verschont. Manche, von ihnen stürzen sich vor Angst von den Fenstern der oberen Stockwerke hinunter, oder suchen in den Wellen der Elbe Rettung. Kroaten machen sich ein Vergnügen daraus, Kinder, die auf den Gassen herumirren und nach ihren Müttern schreien, bei den Beinen zu ergreifen, und in die brennende Glut zu schleudern, oder sic zu spießen, und langsam zu braten; Wallonen sah man, welche Säuglinge an der Brust ihrer Mütter aufspießtcn, und mit höl- lischem Gelächter umhertrugcn. In einer Kirche wurden 53 Frauen, die sich dorthin gcftüchtet hatten, die Hände auf den Rücken gebunden, und dann die Köpfe abgeschlagen. Einige Offiziere der Liga, von diesen Schändlichkcitcn empört, eilten zu Tilly, der vor dem Thore auf seinem kleinen Grauschimmel hielt, und baten ihn, dem Blukbade ein Ende zu machen. „Kommt in einer Stunde wieder," antwortete er kalt; „ich werde dann sehen, was ich thun werde. Der Soldat muß für seine Arbeit auch etwas haben." Gleich anfangs war auf der einen Seite der Stadt durch die Kaiserlichen Feuer angelegt worden, um die Verwirrung zu vermehren; dasselbe hatten die Bürger in einem andern Theile selbst gethan, um die Feinde abzuhalten. Jetzt erhob sich ein Sturmwind, und peitschte die Flamme bald zu ei- nem großen Feuermeere, und während unten das Mordgeheul er- tönte, prasselten oben in der kochenden Luft die gen Himmel schlagenden Flammen. Welch ein Tag! Die Flammen flogen schnell von Straße zu Straße, und binnen zehn Stunden war von einer der schönsten und wohlhabendsten Städte Deutschlands nichts anders übrig, als die Domkirche, das Liebe - Fraucnklostcr und eine Reihe elender Fischerhütten längs der Elbe. Alles Ue- brige lag in Asche und Graus. Als nun ganze Straßen in Flam- men standen, und die Luft glühte, mußten sich die Würger eiligst zurückziehen. Von diesem Tage an ist von Tilly alles Glück gewichen! Bis dahin rühmte er sich, keine Schlacht verloren zu haben; von nun an aber war der Segen des Himmels von ihm genommen, und er fand bald feinen Tod. Wer könnte hierin wohl die gerechte

6. Theil 2 - S. 527

1827 - Leipzig : Fleischer
527 Endlich trat auch Spanien gegen England auf, und auf den eu- ropäischen Meeren wurde mit Erbitterung für und gegen Amc- rika's Unabhängigkeit gekämpft. Unter den Kriegsthaten in Eu- ropa ist keine berühmter geworden, als die Belagerung von Gibraltar 1782. Wir wissen, daß diese Felsenfcstung seit dem spanischen Erb- folgekricge in den Händen der Engländer war. Sobald die Spa- nier den Krieg den Engländern erklärt hatten, unternahmen sie mit den Franzosen vereint, die schwierige Belagerung. Anfangs versuchten sie es zu Lande; aber hier war der Angriff ganz un- nütz, so lange die See offen blieb. Also wurde eine große Flotte gegen den Felsen abgeschickt, und um ihn von dieser Seite zu be- schießen, hatten die Franzosen eine besondere Art von Fahrzeugen erfunden, die sie schwimmende Batterien nannten. Es waren kleine runde, überall ganz bedeckte Schiffe von sehr star- kem Holze und doppeltem Boden und Decke. Zwischen der äu- ßern und innern Wand war Sand geschüttet, um die Gewalt der feindlichen Kugeln zu lähmen, und oben waren sie außerdem noch mit elastischem Korbgeflechte überzogen, damit die Kugeln abprellen möchten. Zur Vorsicht waren sie noch mit einem künst- lichen Nöhrenwerk versehen, durch welches beständig Wasser durch die Wände getrieben wurde. Als endlich alle Nustungen fertig waren, begann das fürchterliche Feuer. Aus 400 Kanonen und Mörsern wurde so anhaltend geschossen, daß die Erde rings am Ufer erbebte, und weithin Thürcn und Fenster zersprangen. Nur Elliot, der englische Eommandant, erbebte nicht. An seinem Felsen prallten alle Kugeln ab, und nun eröffncte er seinerseits ein nicht minder heftiges Feuer. Auf glühenden Rosten ließ er Kugeln erglühen, und schoß einen Hagel von Bomben und Brandkugcln herab, daß die Schiffe der Spanier und Franzosen hier und da, trotz aller Vorsichtsmaßregeln, vom Feuer ergriffen wurden. Welche fürchterliche Scene zeigte sich nun! Die un- glücklichen Seesoldaten sahen sich plötzlich vom Wasser, vom Feuer und von den feindlichen Schüssen zugleich angegriffen; ein dreifacher Tod schien sich um ihr Leben zu streiten. Da erbarm- ten sich die Feinde selbst der Hartbedrängten. Sie stellten schnell ihr Feuer ein, und eilten der Mannschaft mit edelm Eifer zu

7. Theil 2 - S. 565

1827 - Leipzig : Fleischer
565 machen. Einige. Male prallten Kugeln gegen den Wagen, und jeden Augenblick mußte die erhabene Familie erwarten, von dem wilden Pöbel ermordet zu werden. Eudlich langte der Wagen bei dem Stadthause in Paris an. Als der König ausftieg, hörte man mehrere Stimmen rufen: „an die Laterne! an die Laterne mit ihm!" Er entfärbte sich, siieg aber festen Schritts die Stufen hinan, wo ihn der Maire empfing, und den schönen Tag pries, welcher den König in die Mitte sei- ner treuen Pariser führte. Der König crwiederte, er sey mit Vergnügen gekommen, und die Königin äußerte, sie trete mit Vertrauen in diese gute Stadt. So suchte man sich ge- genseitig durch schöne Worte zu betrügen. Darauf wurde der königlichen Familie das Schloß der Tuilerien zur Wohnung angewiesen; aber hier war man so wenig darauf eingerichtet, daß sie in der ersten Nacht auf geborgten Betten schlafen mußten. Von der Zeit an war der König ein Gefangener seiner Hauptstadt, und hatte keinen Willen mehr. Die Nationalver- sammlung verlegte nun auch ihren Sitz nach Paris; aber mehr als 300 Deputirte, gerade die gemäßigsten, verließen die Ver- sammlung, weil sie wohl sahen, daß sie künftig nicht mehr mit Freiheit würden berathschlagen können. Das war aber den Freunden der Unordnung gerade recht; nun hatten sie desto freiere Hand. Der Ort der Versammlung war eine Reitbahn, die im Garten der Tuilerien lag, und in der Geschwindigkeit mit rundlaufenden Bänken in Form eines Amphitheaters, und oben mit einer Gallerie für die Zuschauer versehen wurde. In der Mitte des Saals stand der Stuhl des Präsidenten. Die Freunde der Revolution hatten sich auf die linke Seite gesetzt; die Gemäßigteren nahmen die rechte Seite ein. Auf den höch- sten Bänken der linken saßen die wüthcndstcn Verfechter der Volksparthei, und führten daher späterhin den Namen „der Berg." Die Gallerie wurde von solchen Leuten eingenommen, welche sich über die sichtliche Zunahme der Unordnung freuten. Sie klatschten den heftigsten Volksrednern Beifall zu, und zischten dagegen die Reden der Vernünftigeren aus. Dafür wurden sie von den Revolutionsfreunden reichlich^mit Speise

8. Theil 2 - S. 707

1827 - Leipzig : Fleischer
707 So war also abermals so vieles Menschenblut vergebens geflossen, um Europa von den Anmaßungen Napoleons zu be- freien, und wohl konnte man es den Gutgesinnten nicht ver- argen, wenn sie an der Hoffnung verzweifelten, bessere Zeiten zu erleben. Aber so pflegt cs die göttliche Vorsehung zu ma- chen: will sie die Menschen in einen glücklichern Zustand füh- ren, so läßt sie es erst recht arg werden, damit sie das Glück der bürgerlichen Ruhe recht erkennen, sich mit vollem Verteauen an Gott halten, und die schlummernden Kräfte Hervorrufen und üben. Dann kommt sie mit ihrer Hülfe, ehe wir es den- ken, wenn es die rechte Zeit dazu ist; vorher aber scheitern alle menschlichen Entwürfe. Gerade so war es auch bei der Deformation; Wiklefs, Huß's und anderer wacftrn Männer Bemühungen scheiterten, bis es Luther, Melanchthon, Zwingli und Calvin gelang, weil es da der Wille der Vorsehung war. Baiern'." Eben will er aus der Hinterthüre entspringen, als er schon das Geräusch von Flintenkolben hört, welche die Soldaten vor der Thüre auf die Erde setzen- Er fliegt nach der Vorder- thüre; aber hier sieht er eben 7 Manu von dem Berge herab ihm eutgegenkomnien. .Doch die Geistesgegenwart verlaßt ihn nicht. Er ergreift einen kleinen Schlitten, der an der Schwelle liegt, wirft ihn, als wäre er ein Knecht des Hauses, auf die Schultern, und geht damit den Soldaten, als wolle er Holz aus dem Walde holen, getrost entgegen. Die Baiern rufen ihm zu, ihnen aus dem Wege zu gehen; er aber erwiedert ihnen keck, das sey ihre Pflicht; er habe noch drei Lasten Holz nach Hause zu fahren, und so entkommt er in den Wald. — Nachmals lebte er in einer Höhle, ganz mit Schnee bedeckt, unter den größten Entbehrungen. Hier verrenkte er sich einst die Hüfte; mit Mühe kroch er nach seiner Wohnung, wo ihm der treue Knecht unter den Dielen des Stalles ein Lager bereitete, in welchem er, mit Mist und Stroh bedeckt, kaum athmen konnte. Hier lag er fast 7 Wochen verscharrt; nur der Knecht kannte seinen Aufenthalt, und speiste ihn täglich. Oft gingen Baiern, ihn suchend, über ihn hinweg. Als seine Frau nun hörte, wo er so lange gewesen, weinte sie überlaut. Nachdem er sich etwas erholt hatte, floh er über die Gebirge, ohne Rast, weil ihn die Kalte nicht lange ruhen ließ, bis er endlich Oestreich erreichte. 45 *

9. Theil 2 - S. 718

1827 - Leipzig : Fleischer
718 mußte sich Fürst Schwarzenberg, der die Oestreicher und Sachsen befehligte, mit dem russischen Heere, welches von der Türkei kam, herumschlagcn. Wir können hier nur Napoleon selbst auf seinem Zuge begleiten. So wie er vorrückte,, zogen sich die Nüssen unter Bar- >clay de Tolly's Oberbefehl zurück, weil sie zum Wider- stande zu schwach waren, und brannten ihre Magazine ab. Erst bei Smolensk machten sie Halt. Diese Stadt gilt den Nüssen für heilig, theils wegen ihres Alters, theils weil sie ein wunderthatigcs Marienbild enthalt. Schon murrten sie über das Zurückweichen ihres Feldherrn; hatte er die hei- lige Stadt nicht vertheidigt, so wäre es um sein Ansehen ganz geschehen gewesen. Hier stellte er seine Russen auf; jen- seits rückten am 16ten August die Franzosen stürmend gegen die Stadt heran. Die Nacht brach über dem Gefechte ein. Es war eine fürchterliche Schlacht, die am Morgen des 17tm begann. Die Nüssen vcrtheidiglen die Stadt mit Heldenmuth, und wie auch die Frauzofen heranstürmten, und mit einem Hagel von Kanonenkugeln Menschen und Mauern niederstürz- lcn, doch wankten jene nicht. Am Abend endlich ließ Napo- leon Granaten in die Stadt werfen; dicke schwarze Rauch- wolken stiegen auf, endlich walzten sich ungeheure Flammen- siröme gen Himmel, und verzehrten die Stadt größtentheils. Der Kaiser betrachtete, vor seinem Zelte sitzend, das entsetzliche Schauspiel in tiefem Schweigen. Wahrend der Nacht zogen die bluffen ab, und am andern Morgen rückten die Franzosen in die mit Schutt, Asche und gräßlich zerfleischten Leichen er- füllte Stadt ein. Schweigend und in sich gekehrt, durchritt Napoleon die öden Gaffen, durch welche sich die französischen Verwundeten schleppten, und sein Blick verweilte auf den rau- chenden Aschenhaufen, auf welchem einige ausgedörrte und vom Feuer geschwärzte Menschcngerippe lagen. Rasch folgte Napoleon den zurückgehenden Russen. Diese aber murrten laut über Barclay de Tolly, daß er keine ent- scheidende Schlacht wagen wollte, und ließen den Muth sin- ken. Um ihn neu zu beleben, schien dem Kaiser nöthig, ihnen einen andern Feldherrn zu geben. Kutusow, ein Wassen- M

10. Theil 2 - S. 722

1827 - Leipzig : Fleischer
722 gcnden Gefahr bringen. Nasch schritt er vor unter dem Sau-, sen der Flammen, dem Knistern der Lohe, und vor, hinter und neben ihm krachten Gewölbe zusammen, und brennende Balken stürzten nieder. Die Hitze war kaum zu ertragen, und der Nauch zum Ersticken. Schon stockte der Kaiser; zu seinem Glück erkannten ihn plündernde Soldaten, stürzten herbei, und rissen ihn mit halbverbrannten Kleidern aus den rauchenden Trümmern. Er bezog ein Schloß in der Nahe Moskau's. Wahrend des beispiellosen Brandes drangen die Soldaten plündernd durch die Straßen, schlugen Hausthüren ein, begin- gen jede Unthat, eilten mit Schätzen beladen davon, und viele von ihnen verbrannten elendiglich, weil sie aus dem brennen- den Chaos keinen Ausweg mehr fanden. Denn am löten September hatte sich ein furchtbarer Sturm erhoben, der die einzelnen Flammen zu einem* Ocean von Feuer angeblasen halte, und diesen fast über die ganze Stadt verbreitete. So wahrte cs bis zum 6ten Tage; da erst erlosch das Feuer nach und nach, weil es ihm an Stoff gebrach; nur der zehnte Theil der Häuser war erhal-tcn worden, alles klebrige, die herr- lichsten Palläste, die kostbarsten Kirchen, die seltensten Samm- lungen und die größten Neichthümer in Asche und Graus versunken. So war denn also die auf Moskau gegründete Hoffnung der Franzosen zu Grunde gegangen, und nun hätte Napoleon sogleich umkehrcn sollen, um die noch gute Iahrszcit zum Rück- züge zu benutzen. Aber sein Geist war verblendet, weil die Vorsehung den Untergang seiner Macht beschlossen hatte. Ver- gebens wartete er, daß ihn Alexander um Frieden bitten sollte, und da dies nicht geschah, so trug er selbst den Frieden an; aber Kutusow hielt ihn mit Fricdcnshoffnungen hin, bis der Winter vor der Thüre war. Indessen war das russische Heer von Tage zu Tage stärker geworden, während das französische sich täglich durch Krankheiten verminderte, und besonders wa- ren die Pferde im kläglichsten Zustande; kaum konnten sie sich selbst schleppen; wie sollten sie also das viele Gepäck, die reiche in Moskau gefundene Beute nach Frankreich bringen? Am 19ten October verließ Napoleon Moskau, nachdem er
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