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und schon darin wird ein Faktor der Bedeutsamkeit gegeben, daß
Frankreich überhaupt Anteil am Mittelmeer hat, das, Uue es neulich
noch Höckel ausgesprochen hat, als das „interessanteste aller Meere"
bezeichnet werden muß. Die Franzosen hat es daher auch von je
mehr zum Mittelmeer als zum Ocean gezogen, und ihr politischer
Ehrgeiz laust darauf hinaus, das Mittelmeer zu einem französischen
See nmznstempeln.1 Sie haben am afrikanischen Rande wichtige
Kolonieen erworben - und wachen eifersüchtig darüber, daß der Kanal
von Suez ihnen jederzeit offen steht. Die Flotte überhaupt, hat
man gesagt, ist für den Franzosen mehr eine Frage der politischen
Notwendigkeit, und ihn fesselt vor allem sein schönes Heimatland.
Wir wollen uns jetzt diese belle France etwas näher ansehen.
Ein Blick aus die Karte überzeugt uns, daß wir in dem heutigen
Frankreich den Nordwesten von dem Südosten und Süden unter-
scheiden müssen. Dort haben wir Getreide- und Waldboden, hier
von Burgund bis Bordeaux die Rebenzucht, wozu noch im Süden
die Pflege des Maulbeerbaums, der Olive hinzutritt, so daß Seide,
Ol und Südfrüchte als einheimische Erzeugnisse in Betracht kommen.
Dort herrscht die Sprache langue d'oni, hier gilt die langue d'oc,
die provenyalische Mundart: dorthin sind Franken eingewandert, hier
sinden wir Burgunden und Westgoten als älteste germanische Zuzügler
vor; dort ist kirchliche ^Einheit vertreten gewesen unter dem rex
christianissimus oder tres chretien, hier hat sich seit den Zeiten der
Albigenser und Reformierten die Ketzerei geltend gemacht. Die Haupt-
fache aber ist, daß sich von der breit gelagerten Ebene des Nord-
Westens, ebenso hier wie in England und Deutschland, die monarchische
Einheit des Landes vollzogen hat. Dank solchen energischen Königen
wie Ludwig Xi. und Ludwig Xiv. und den allgewaltigen Ministern
Richelieu und Mazarin hat sich Frankreich zu einem geschlossenen
einheitlichen Staatsgebilde entwickelt und seine politisch überlegene
Stellung sehr auf Kosten des zersplitterten Deutschlands ausgenutzt.
Die schroff durchgeführte Centralifierung in Frankreich schließt nicht
aus, daß wir innerhalb des Landes sehr verschiedenartigen territorialen
Typen begegnen.
Wenn wir nun diese einzelnen Landschasten charakterisieren wollen,
so sehen wir ab von den Territorien, die erst seit wenig über 40 Jahren
sranzöfifch geworden sind, von Savoyen und Nizza. Dort haben..wir
Europas Eisriesen, den Mont Blanc mit seiner unwirtlichen Ode,
hier den entzückendsten Küstenstrich der Riviera mit seinen Palmen
und Agaven. Wir wenden uns zu älterem sranzösischen Besitztum
und beginnen zunächst mit dem Südosten Frankreichs. Das sran-
1 Wecken der Freundschaft mit Italien wurde es auch jüngst genannt: das
lateinische Meer par excellence.
2 Deren Gebiet sich jetzt bis zum Kongo erstreckt.
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xi Ludwig Ludwig_Xiv Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Suez Frankreich Burgund Bordeaux England Deutschland Frankreich Deutschlands Frankreich Nizza Europas Frankreichs Italien
— 42 —
Ferner ist zu beachten, daß der Boden dort mit Stauden und Zwiebel-
gewachsen bedeckt ist, daß aber bei dem Mangel an sommerlichem
Regen ganz die rasenbildenden Gräser fehlen. Statt des Rindviehes
und der Pferde erscheinen als Haustiere Büffel und Maultiere. Die
Butter entbehrt man ganz und ersetzt sie durch Ol. — Was sonst
die Vegetationsformen betrifft, so sind ja vom Altertum her bekannt
die Pinie, der Lorbeer und die Cypresse. Letztere in ihrer bleistift-
ähnlichen Form hat den Orientalen als Vorbild für ihre Obelisken und
Minarets gedient. Es hat doch aber in diesen Gebieten künstliche
Einführung und Übertragung fremdartiger Gewächse sehr umgestaltend
auf das Pflanzenkleid eingewirkt. Wir können uns Süditalien und
Sicilien heute gar nicht ohne die stachligen Agaven denken, und doch
sind sie erst seit Entdeckung der neuen Welt dorthin übergesiedelt.
Alan muß es daher als einen Anachronismus bezeichnen, wenn Preller
seine Odysseelandschaften überall mit diesen Agaven schmückt. Zum
heutigen Landschaftsbilde gehören ferner die Agrumen und Gold-
orangen, von den Magnolien mit ihren Tulpenblüten ganz zu ge-
schweigen. Die Citrgsarten sind aber aus Indien über Persien ein-
geführt, und der Name Apfelsine deutet schon ohne weiteres in seinem
Namen: chinesischer Apfel auf die fremdländische Herkunft. Peschel
sagt mit Recht, daß die Flora des europäischen Südens, namentlich
Italiens, mit der Zeit völlig umgewandelt ist und als Kunstprodukt
alter Kulturvölker bezeichnet werden muß. Er fügt dann aber weiter
hinzu, daß die Pflanzengebilde Südeuropas ästhetisch unendlich höher
stehen, und daß man sast betroffen ist, wenn man nach Norden zurück-
kehrt, über „die Ordinärheit der Pflanzenwelt, deren Laub- und
Nadelholzmassen schier ungeschlacht und grob erscheinen. Darum" —
und dies ist sein geistvoller Schluß — „ist der Kunstsinn hier im
Süden so früh geweckt worden. Das Akanthusblatt wurde zum
Vorbilde der Arabesken an der korinthischen Säule, das Laub des
Lorbeers schmückte die Stirn des Siegers, und der Zapfen der Pinie
krönte den Thyrsusstab."
Wenn wir die südeuropäischen Halbinseln betrachten, so gebührt
der mittelsten der Vorzug, den unverfälschtesten Ausdruck dieses be-
sonderen europäischen Ländertypus in sich darzustellen, also Italien.
Das alpine Hochgebirge schützt die Halbinsel gegen alle klimatische
Rauhigkeit des Nordens; nur ab und zu spürt man den Wind, die
tramontana, und namentlich im Süden entwickelt das Land allen
Reiz einer ganz eigenartigen Flora und einer weichen, gleichmäßigen
Himmelsluft. Das sind die Eindrücke, die Platen die Verse eingaben:
Zeit nur und Jugend verlor ich in Deutschland, Lebenserquickung
Reichte zu spät Welschland meinem ermüdeten Geist!
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Extrahierte Personennamen: Alan Peschel
Extrahierte Ortsnamen: Indien Italiens Italien Deutschland Welschland
mögen zwei Schilderungen dienen. Die erste beschreibt uns die Frucht-
ebene am Fuße des Monte Pellegrino in Nordsicilien.1 „Reihen
riesiger Agaven ziehen sich längs der Landstraße hin oder trennen
als Zäune die Privatbesitzungen und tragen aus ihren 10 m hohen
Stengeln die armleuchterartig geordneten Blütenbüschel stolz zur
Schau. Haushohe Kakteen, die ihr stachliges Gezweig zu undurch-
dringlichem Labyrinth durchfechten, werden in der Ebene sorgsam
gehegt oder überdecken aus der Höhe weiten Raum nackten Gesteins.
Dattelpalmen ragen hoch empor, nicht die schwächlichen Treibhaus-
pflanzen, wie sie an anderen Stellen Italiens gezogen werden, sondern
Palmen, wie sie Thebens Tempel überschatten und sich im Winde
der Wüste wiegen. Orangenwälder, hier in voller Naturwüchsigkeit,
würzen die Lust, der Ölbaum gedeiht zu riesiger Größe, üppige
Oleanderbüsche prangen mit weißen und roten Blütensträußen. Mit
Recht nennt der Sidlianer diese Fruchtebene die eonea d'oro, die
goldene Muschel, und die Perle dieser Muschel ist — Palermo."
Und nun denke man sich am Feste der heiligen Rosalie im Juli den
kolossalen Triumphwagen von über 25 m Höhe, von 56 Maultieren
gezogen, mit Spielleuten, Heiligen und Engeln angefüllt, durch diese
Ebene gezogen und von namenlosem Jubel ungeheurer Volksmassen
empfangen, so wähnt man sich nach Indien versetzt, wo der Wagen
des Jaggernant unter ähnlichem Gepränge seinen Umzug hält. —
Die zweite Stelle findet sich in der Nähe des alten Syrakus. Die
Pracht und Lebendigkeit des alten Syrakus, das zu den volkreichsten
Städten des Altertums zählte und wohl eine Million Einwohner ge-
habt haben soll, ist allerdings unwiederbringlich dahin; das heutige
Siragosa ist ziemlich armselig. Aber noch existieren die alten Latomien
(Steinbrüche), und ihnen gilt unser Besuch. Senkrechte Felswände
von über 30 in umgeben ebene Grundflächen, die wie Saalräume
neben einander liegen. Die steilen Höhen von rotem Kalkstein sind
dicht mit saftigstem, großblättrigem Epheu bedeckt; den entzückendsten
Eindruck macht aber die Tiese da unten. Kein Gewächshaus kann
nämlich eine schönere Vegetation aufweisen. Da sehen wir in üppigem
Durcheinander Orangen, Citronen, Oleander, Myrten, Granaten,
Feigen, die prächtigsten Dattel- und Daturabäume, und am Boden
Hyacinthen, Jonquillen, Tazetten, Veilchen, Lack, rote und weiße
Kletterrosen. Und über einer solchen Vegetation, sagt der bewundernde
Beschauer, wölbt sich der tief dunkelblaue Himmel. ^
1 Nach Daniel.
2 Auch berühmte Bäume giebt es in Sicilien, so die Edelkastanie am Ätna,
der castagno di centi caa~alli, dessen Umfang Berlepsch auf 50 m angiebt („es
sind fünf Astkolosse, die aus einem Stammfundament emporgesprossen sind"). In den
Höhlungen anderer Kastanien zündet sich der caprajo (Ziegenhirt) sein Feuer an, um
das Abendbrot zu bereiten, und dennoch griint der unverwüstliche Baum weiter.
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fuhr des Landes ist ansehnlich an Korinthen, den kleinen getrockneten
Beeren des Rebstocks, und dann an Wein, worunter jetzt wieder der
Malvasier, das Gewächs Spartas, gleich wie im Mittelalter zu Ehren
kommt. Hinderlich ist auch hier der Mangel an Waldwuchs, und
die vorzugsweise gehegten Ziegen lassen auch nicht recht die Bäume
gedeihen. Eine vornehme Einnahmequelle und ein wertvolles Kapital
an Interesse und Beachtung bleibt Griechenland aber immer durch
den stets wachsenden Zuzug der Fremden, die die klassischen Er-
innerungen veranlassen, dem Lande des Perikles, Plato und Sophokles
einen mehr oder minder intensiven Besuch abzustatten. Athen ist daher
mächtig gewachsen; noch in der Türkenzeit hatte es 20000 Einwohner,
jetzt 108000. So wie Edinburgh in Leith seinen Hasen hat, so heißt
Athens Hafen Piräus. Landet man dort, so winken uns schon der
Pentelikon, der Hymettos und Lykabettos entgegen. Fast unmittelbar
an letzterem liegt der Königspalast der neugegründeten Dynastie und
unweit davon die Akropolis mit ihren ehrwürdigen Bauresten. Was
sonst die Ortschaften in und um Griechenland betrifft, so haben die
500 östlich gelegenen Inseln lange nicht mehr die Bedeutung wie im
Altertum. Es ist so, als wenn die ganze Entwickelung des Landes
die körperliche Drehung eines Menschen gemacht hätte; das Antlitz
des Landes sieht nicht mehr nach Osten, nach Asien, sondern man
kann sagen, nach Westen, wo die Schwerpunkte europäischer modernster
Civilisation liegen. Darum sind die westlich von Griechenland be-
findlichen Inseln sehr emporgekommen; man zählt ihrer ungefähr 100.
Volkswirtschaftlich und in Bezug auf Intelligenz haben sie einen be-
deutenden Vorsprung; sie gravitieren nach Italien, haben eine Volks-
dichtigkeit, die diesem benachbarten Königtum ziemlich gleichkommt,
und Korfu (Universität) und Zakynthos sind in jeder Beziehung be-
achtenswerte Städte.
Von den slavischen Landschaften der Balkanhalbinsel, die wie
Montenegro immer selbständig gewesen sind oder sich neuerdings von
der türkischen Oberhoheit losgerissen haben, scheint Bulgarien nebst
Ostrumelien wirtschaftlich am günstigsten zu stehen. Es hat in Varna
und Burgas Häfen am Schwarzen Meere, verfügt noch über nam-
hafte Waldbestände und kann erhebliche Mengen Getreide ausführen.
Auch nimmt, wie in der Türkei, der Rosenstrauch als Ackergewächs
weite Flächen ein, so daß an Rosenöl über 1 x/2 Millionen Lei
(— 1 Frank) in den Handel kommt. Die beiden andern Staaten,
das Königreich Serbien und das Fürstentum Montenegro, stehen
wirtschaftlich zurück und sind schon um ihrer Lage willen ganz von
Osterreich abhängig, das über Belgrad und Eattaro den Handels-
verkehr besorgt. Serbien ist nicht unfruchtbar, spielt aber zumeist
durch seine Schweinemast eine bedeutsamere Rolle. Die Serben um-
gab seit älterer Zeit eine ganz eigene Romantik, ihre Volkslieder
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— 67 —
werk der römisch-katholischen Kirche betrachtet werden. Diesen Ruf
hat es sich seit Kaiser Ferdinand Ii. erkämpft. Schon war in der
zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts der Protestantismus im Oster-
reichischen gewaltig verbreitet. Um 1560 rechnete man 20, ja
60 Lutheraner auf einen Katholiken, um 1600 war in Kärnten
nur der zwanzigste Teil der Bewohner katholisch, da kam die er-
folgreichste Reaktion der katholischen Kirche. Ferdinand Ii., der in
Steiermark, wo er srüher herrschte, mit eisernem Besen die neue
Lehre ausgerottet und der in Loretto gelobt hatte, seine Dienste wie
in Spanien Philipp Ii. dem alten Glauben zu weihen, ist nach seinem
Siege in Böhmen auf das unbarmherzigste darauf bedacht gewesen,
alles in seinem Lande katholisch zu machen. Er wolle lieber in einer
Wüste herrschen, sagte er, als über einen Staat voll Ketzer. Und
wirklich haben er und seine.nachfolger es erreicht, daß der Katho-
licismus uneingeschränkt in Österreich Geltung hat. Im 18. Jahr-
hundert ist ein zweiter unduldsamer Fürst in den Gebieten, die jetzt
im österreichischen Staatenleibe vereinigt sind, zu erwähnen. Es ist
der Erzbischof Firmian von Salzburg, der seine protestantischen Unter-
thanen grausamer Weise aus dem Lande trieb. Zum Glück fand sich
ein Landesfürst, Friedrich Wilhelm I. von Preußen, der die Ver-
triebenen mit offenen Armen aufnahm und ihnen in Litauen neue
Wohnsitze anwies. Heute bilden diese Salzburger Kolonisten einen
erfreulichen und wertvollen Zuwachs der alteinheimischen preußischen
Bevölkerung, und die damals geübte fürstliche Wohlthat hat tausend-
fältige Frucht getragen. — Ist nun aber auch Osterreich ein Hort
des Katholicismus, so hat darum doch nicht die ganze Monarchie
einen einheitlichen Glauben. Je weiter nach Osten, desto bunter wird
die Mischung, und in einzelnen Städten hat man viererlei, sogar
sechserlei Gotteshäuser. Da finden sich Anhänger der griechischen
Kirche, die aber noch den Papst als Oberhaupt anerkennen, daneben
aber auch orthodoxe Griechen, die sich ganz losgesagt haben;
Evangelische Augsburger Konfession erscheinen neben Evangelischen
Helvetischer Konfession. Die Israeliten bilden mit fast 2 Millionen,
namentlich in Galizien, einen starken Prozentsatz der Bevölkerung,
und endlich zählt „die apostolische Majestät" des österreichischen Kaisers
seit der Besitzergreifung von Bosnien und der Herzegowina auch
islamitische Unterthanen, die durch die Stimme der Muezzine in
ihre Moscheen gerufen werden.
Die zweite Kulturaufgabe, die Osterreich seit je obgelegen hat
und die auch heutzutage als sein nobile officium zu betrachten ist,
besteht darin, das Deutschtum unter dieser östlichen und fremdartigen
Bevölkerungswelt aufrecht zu halten und ihm stets und immer den
gebührenden Rang in dem seltsamen Völkergemisch zuzuweisen. Wie
ein Keil schiebt sich das Deutschtum an der Donau zwischen den
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand_Ii Ferdinand Ferdinand_Ii Ferdinand Philipp_Ii Philipp Friedrich_Wilhelm_I._von_Preußen Friedrich Wilhelm_I.
— 68 —
Nordslaven und Südslaven vor und hat sich hier eine wenn auch
gefährdete, so doch ungemein dankenswerte Stellung geschaffen. Schon
unter den Babenbergern war im Mittelalter Osterreich ein teurer
deutscher Besitz. Hier fand die edle Sangeskunst die aufmerksamste
Pslege, und Walther von der Vogelweide hat oft und gern bei den
babenbergischen Herzögen geweilt. In den früheren Jahrhunderten
hat man den Deutschen auch von je ihre bevorrechtete Stellung be-
lassen, neuerdings erhebt sich, da sich die Völker der anderen Zungen
von ihren alten Lehrmeistern emancipiert haben, ein gewaltiger Kamps
gegen das Vorrecht der Deutschen. Numerisch können ja unsere
Stammesbrüder auch nicht mehr ihre Überordnung ausrecht erhalten;
denn unter den über 40 Millionen österreichischer Staatsangehörigen
giebt es nur etwa zum vierten Teile Deutsche. Ein Glück ist es,
daß ihre sprachlichen Gegner, die alle zusammen die bedeutende
Majorität haben, unter sich nicht einig sind und daß so das alte
lateinische Wort divide et impera einigermaßen zur Geltung kommt.
Den Deutschen stehen gegenüber Magyaren, jener eigentümliche Volks-
stamm, der als einziger unter den nichtindogermanischen in Europa1
sich eine beachtenswerte Stelle in der oceidentalischen Kulturwelt er-
obert hat, Tschechen in Böhmen, Polen und Ruthenen in Galizien,
Slowenen in Kram, Kroaten und Serben südlich davon, Slovaken
im nördlichen und Rumänen im südöstlichen Ungarn, endlich Italiener
in Jstrien und Südtirol. Wenn der alte Jahn Österreich einen
„Bölkermang" nennt, wo für die Gesundheit des Kaisers in 7 Sprachen
gebetet wird, so dürste dies Rechenexempel heute noch nicht einmal
genügen. Recht bunt erscheint diese Mischung der Nationalitäten in
der ungarischen Neichshälste, und man hat zur Charakterisierung der
Bevölkerungselemente das boshafte Beispiel erfunden, wonach der
Deutsche, als er mit seinen Kameraden einen Raum verläßt, äußert,
da stand ein silbernes Kruzifix. Der Magyar antwortet darauf: das
hätten wir können stehlen. Der Slovake sagt mit schmunzelndem
Gesicht: hob's schon, und der Rumäne raunt ihm zu: host's gehobt;
denn in demselben Moment hat er dem Kameraden das gestohlene
Gut schon wieder wegstibitzt. — Die transleithanische Hälfte der
Monarchie hat unter diesem Gegensatz der Nationalitäten weniger zu
leiden als die diesseitige, und hier ist namentlich in Böhmen der
Kampf recht erbittert. Es sind wohl 3/<t der Bewohner Tschechen,
und selbst in Prag zählt man nur 1/1 Deutsche. Jener tschechische
Kutscher brummte, die Deutschen gucken uns rund herum ins Böhmer-
land hinein, und wirklich ist es so. Die Randgebiete sind im Besitze
der fleißigen Deutschen, die die Landwirtschaft und den Hopfenbau
am intensivsten betreiben, so daß Leitmeritz als böhmisches Paradies
1 Er ist aus türkisch-filmischen Volkselementeu zusammengesetzt.
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gilt; ebenso sind die Jndustriebezirke vorzugsweise von den Deutschen
bewohnt. Das erweckt den Neid der Tschechen, und in unseren Tagen
wogt da ein heißer Streit. — Wenn man alle diese verschiedenen
Nationalitäten ins Auge faßt, so fragt man wohl erstaunt, was hält
denn diese. Völkergruppen eigentlich noch zusammen? Die Antwort
ist: Die gemeinsame Dynastie und — die deutsche Heeressprache. Das
ist der letzte, aber ein recht fester Kitt, und wenn die Tschechen beim
Namensaufruf mit ihrem Zde! statt: Hier! antworten, so kommen sie
übel an. — Die österreichischen Slaven sind uns ziemlich fremd; aber
wir müssen beachten, daß Ortsnamen in Kram identisch sind mit
pommerschen, wie z. B. Triglaw; es erinnert ja auch die Bezeichnung
für den Peloponnes Morea an Pommern (= po more am Meere;
Morea heißt Meerland). Endlich mögen wir in Norddeutschland noch
bedenken, daß die herumziehenden Drahtbinder und Mausefallenhändler
ungarische Slovaken sind, die sich in ihrer walachifchen Schafhirten-
tracht recht malerisch ausnehmen. An ihnen können wir den süd-
slavischen Typus studieren.
Was die örtliche Lage des österreichisch-ungarischen Staates be-
trifft, so ist zunächst eines zu bemerken. Ein jedes Volk sucht mög-
lichst zum Meere zu dringen, denn von ihm strömen Waren und
Reichtümer in das Land. Für Österreich ist als Axe alles Aus-
tausches und Handelsverkehrs die Donaustraße gegeben, und gerade
da, wo diese Straße sich am meisten dem Meere nähert, sind alle
Vorbedingungen für die Entwickelung eines großen Gemeinwesens
erfüllt. Ein Blick auf die Karte genügt, um zu erkennen, daß alle
diese besonderen und günstigen Umstände bei Wien zutreffen. Und
wenn man fagen will, der Handelsverkehr in Österreich hat mehr
eine nordsüdliche als eine ostwestliche Richtung, so erscheint um so
mehr Wien als selten bevorzugt. In der That, die Kaiserstadt ist
„der Spinne im Kreuz" zu vergleichen; wir haben an dieser Stelle
den „Tummelplatz des Orients und Occidents", und von Ost und
West, von Nord und Süd laufen alle Verkehrs- und Handelsstraßen
auf dieses Centrum. Der Meereshafen von Wien tft, Triest, die
citta fidissima, das südliche Hamburg. Und dieselben Überlegungen
erklären uns auch das Emporkommen der Konkurrentin von Triest,
des zur ungarischen Reichshälfte gehörigen Fiume (ad flumen).
Wenn die polnisch-ungarischen Völker den Weg zum Meere suchten,
so traf etwa von Lemberg aus ihre Straße den Golf von Quarnero,
eben da, wo Fiume liegt und wo auch heute der große Schienen-
sträng der Bahn, die von Lemberg zum Meere sührt, mündet. Und
an dem Schnittpunkte dieser uralten Handelsstraße mit der Donau
liegt — Budapest, die Hauptstadt der ungarischen Monarchie. Durch
unsere bisherigen Ausführungen erhellt die hohe Bedeutung der iftri-
schen Halbinsel für die österreichisch-ungarische Monarchie. Wie eine
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Ortsnamen: Pommern Norddeutschland Wien Wien Ost Nord Wien Triest Hamburg Triest Fiume Lemberg Lemberg Donau Budapest
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„Weintraube" hängt sie in das Meer hinaus, und dies Bild paßt
vorzüglich, mag man dabei an die südliche Vegetation denken oder
an den üppigen Reichtum, der sich an den Besitz des Landes knüpft.
An der Spitze der Halbinsel liegt Pola, das schon zur Römerzeit
wichtig war und das man jetzt als Kriegshafen der österreichischen
Marine das österreichische Portsmouth nennt. Ebenso hat Luffin
Piccolo im Quarnerifchen Busen eine große Anzahl von Fracht-
schiffen. Der eigentliche Wohlthäter Triests ist Karl Vi., und seit
1833 begann der österreichische Lloyd seine Dampser zu bauen, um
den Verkehr mit dem Orient zu unterhalten. Aber es ist thöricht,
wenn jetzt französische Hetzblätter Italien einreden wollen, in betreff
des Mittelmeeres und des Handels auf ihm drohe ihm nicht von
fetten Frankreichs die Gefahr, sondern Osterreich habe es zu sürchten.
Denn Triest und die dalmatinischen Häfen liegen doch nur an einem
Busenmeer des ohnedies schon als Binnenmeer zu betrachtenden
Mittelmeers. Die Handelsrichtung dieser österreichischen Häsen geht
nach dem östlichen Mittelmeer, „nach der Levante. In Bezug aus
den oceanischen Handel kommt Osterreich wenig in Betracht, es be-
sitzt auch keine Kolonieen. Die wachsende Bedeutung Triests könnte
also höchstens Venedig unbequem werden, das früher so verächtlich
von dem Schilfrohrnest (slav. Terst = Schils) zu sprechen pflegte.
Die große Ausdehnung der österreichisch-ungarischen Monarchie
^Cattaro 42^°, Reichenberg beinahe 51° n. Br.; Bregenz beinahe
10°, Ostgrenze 261// ö. L.) bedingt es, daß sich in Natur und
Klima bedeutsame Gegensätze ergeben werden. „In den Umgebungen
von Triest sieht man nichts als Weinberge, Ölbäume und Gärten
voll Feigen, Oleandern, Granaten, Pfirsichen und sogar einige
Cypressen. Dagegen haben wir im österreichischen Schlesien ein rauhes
Gebirgsklima; in Galizien brechen sich die kalten Nordwinde an den
Karpaten und fallen auf das Land zurück, und die Weichsel hat
14—20 Tage den Eisgang fpäter als die Oder, und gar 3—4 Wochen
beträgt der Zeitunterschied gegen die Schmelzperiode der Donau. Natür-
lich sind bei den vertikalen Erhebungen die klimatischen Gegensätze
von ähnlicher Schroffheit. Riva am Gardasee genießt alle Vorzüge
der oberitalischen Seeuser, die Edelkastanie, des südlichen Alpenlandes
schönster Laubbaum, entfaltet ihre mächtige Krone, und bei den
österreichischen Eisriesen der Tauernkette wagt es kaum noch der be-
haarte Gletscherhahnensuß, gegen die unwirtlichen Gipfel vorzudringend
Görz nennt man das österreichische Nizza, Töplitz- ist das böhmische
Paradies, und im Karst haben wir eine völlige Wüste, ohne Baum
und Strauch, ja sast ohne krautartige Pflanzen, wo nur nackte
' Er dringt nvch bis 3600 in nach oben vor.
* Ebenso Reichenberg. S. oben.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T160: [Insel Hafen Meer Küste Stadt Halbinsel Neapel Straße Einw. Hauptstadt], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert]]
Extrahierte Personennamen: Pola Luffin
Piccolo Karl_Vi Karl
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Steinhaufen das Land bedecken und die eisige Bora über den Boden
fegt. Außer diesen physikalischen Gegensätzen werden wir in merkan-
Wischer und wirtschaftlicher Beziehung genug Unterscheidungen inner-
halb der völkerreichen Monarchie vorfinden, und wir wollen zu diesem
Zwecke die vornehmsten Landschaften nacheinander einer Besprechung
unterziehen.
Man zählt im Osterreichischen Alpen-, Sudeten-, Karpaten- und
Karstlandschaften auf. Wir wollen zunächst mit den Sudetenland-
schasten beginnen. Voran steht Böhmen, das nördlichste Kronland —
aber darum nicht das schlechteste. Es ist ein von Sw nach No ab-
gedachtes Terrassenland von archäischer Bodenformation mit jüngerem
Eruptivgestein und hat daher Kohlen, was für Österreich sehr wesent-
lich ist. Denn das salz- und eisenerzreiche Gebiet der Ostalpen steht
nun in blühendstem Austausch mit dem kohlenreichen, aber salzarmen
Böhmen. Aber auch sonst ist Böhmen ein Industrieland ersten
Ranges und hat in seinem Nordostrande eine Volksdichtigkeit von
über 150 Menschen auf 1 □km. Reichenberg blüht durch Baum-
Wollenwebereien, nach den Gebirgen zu liegen die Glashütten, und
neuerdings wird der schöne böhmische Hopfen verwertet zur Vier-
brauerei. Pilsen genießt darum Weltruf. Dagegen ist der Ruhm des
böhmischen Weines zurückgegangen. Im 16. Jahrhundert gehörte er
zu den gesuchtesten, und der Wachtmeister in dem Schillerschen Wallen-
stein schlürft mit Behagen sein Gläschen Melniker. Die böhmischen
Edelsteine sind gleichermaßen bekannt, namentlich die Granaten. Zudem
i)t das Land äußerst fruchtbar an Getreide, und wenn wir südwärts
nach Mähren vordringen, so gelangen wir an das „mährische Kanaan",
die reiche Getreideebene der Hannaken. Der natürliche Mittelpunkt
des Landes ist Prag, das böhmische Nürnberg, eine herrlich gelegene,
turmreiche Stadt mit lebhaftester Industrie. Aber das macht sie
nicht allein jedem Deutschen wert, vielmehr haben in Böhmens
Blüteperiode die Luxemburgischen Regenten hier die erste deutsche
Universität gestiftet, die kurz vor dem Auszuge der deutschen Stu-
deuten 30000 Universitätsgenossen gezählt haben soll. Der Luxem-
burger Karl Iv. ist überhaupt in jeder Beziehung Böhmens Wohl-
thäter gewesen, was ihm auch die Bezeichnung eintrug: Böhmens
Vater, des heiligen römischen Reiches Erzstiesvater. Die Karlsbrücke
in Prag und sein Standbild an derselben verewigen den Namen
dieses thätigen und erfolgreichen Regenten. — Gewiß haben die
Tschechen in Böhmen allen Grund, den Deutschen dankbar zu sein;
das Land hat überdies immer in der engsten Beziehung zu Deutsch-
laud gestanden, Böhmens Herrscher war einer der 7 Kursürsten des
Reiches und versah auch bei der Krönung sein Erzamt: „es schenkte
der Böhme des perlenden Weins". Und dennoch hat, wie ich schon
oben erwähnte, der tschechische Übermut in den letzten Jahrzehnten
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß]]
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Thor den ganzen Donaufluß befahren, und man kann sich denken,
wie Handel und Perkehr sich an dieser wichtigen Erdstelle konzentriert.
Die Industrie ist darum in der Stadt auch großartig entwickelt, und
z. B. die Wiener Shawls haben seit alter Zeit ihren Weltruf be-
hauptet. Weltruf haben ferner die kostbaren Sammlungen Wiens
und die medizinischen Kollegien und Anstalten der uralten berühmten
Universität; kurzum man fühlt es dem Österreicher nach, wenn er
voll Stolz singt und dichtet:
es giebt nur a Kaiserstadt, es giebt nur a Wien!
Und nun erst die Umgebungen der Stadt! Bis mitten in die
Stadt sollen der Sage nach die Ausläuser der Alpen hineingereicht
haben, und da steht als Merkpsahl „der Stock im Eisen", das Wahr-
zeichen der Handwerksgesellen. An die Vorhöhen der Alpen hinan
ziehen sich Villen, Lustorte, Schlösser und Klöster. Schönbrunn,
Laxenburg und Hietzing sind bekannte Namen, und in diesen para-
diesischen Stätten haben mit Vorliebe die depossedierten Fürsten ihre
Wohnsitze genommen, sowohl die italienischen, wie die Bourbons und
Estes, als auch die deutschen, wie die Familie des früheren Königs
von Hannover.
Die Wiener unternehmen in Extrazügen oft eintägige Ausflüge
nach Mürzzuschlag; wir wollen sie begleiten. Zunächst durchfährt
der Zug das schöne und reiche Österreich und kommt dann nach
Steiermark. Hier lernen wir den Anziehungspunkt der ganzen Reise
kennen, nämlich den Semmeringpaß. Der Semmering ist nicht hoch
(980 111), und in jenen älteren Tagen begnügte man sich damit, diese
Berghindernisse in endlosen Serpentinen zu ersteigen, während man
heute den Tunnelbau vorgezogen hat. Am Fuße des Berges sieht
man den höchsten Punkt bei Gloggnitz eigentlich ganz nahe und
deutlich vor sich liegen; es dauert aber noch zwei Stunden, ehe man
über Viadukten und in stetiger bedeutender Steigung den Gipfel des
Berges erklommen hat. Aus den Stationen werden Sträuße von
Edelweiß seilgeboten, und man empsängt in ihnen den ersten Alpen-
grüß. In Mürzzuschlag kann man recht das muntere Treiben der
Steiermärker beobachten; die überschäumende Lebenslust tobt sich in
Jodlern, Gesängen und lebhasten Tänzen aus, und der Norddeutsche
wird dessen inne, daß hier doch ein anderer Menschenschlag wohnt
wie zu Hause unter dem bleiernen Himmel und bei der kümmerlicheren
Vegetation. Grün ist die Steiermark durch ihre Wiesen, grün der
Anzug des Steirers, grün und freudig seine Lebensführung. Die
Hauptstadt des Landes ist Graz an der Mur. Der Franzose macht
hier ein witziges Wortspiel und spricht von der ville des graces sur
la riviere de Tamour. Die Stadt mit ihrer Universität ist eine
wackere Vertreterin des Deutschtums. Bald hinter Graz beginnt dann
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde]]
TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See]]