—. 21 —
Eisschollen bricht, so entsteht ein furchtbares Unglück. So geschah es im
März des Jahres 1855, als in der Nähe der Dörfer Groß- und Klein-
Montan der schützende Damm den Wogen nicht mehr zu widerstehen der-
mochte. „Die hereinbrechenden Fluten und Eisschollen rissen in kurzer
Zeit die Häuser fort und schwemmten sie dem Meere zu. Die Menschen
retteten sich zum Teil auf die Dächer und Schollen, mit denen sie fort-
getrieben wurden. Das Vieh ertrank fast ohne Ausnahme. Viele Menschen
verloren entweder sosort in den Fluten ihr Leben oder erstarrten vor
Frost ans den schwimmenden Schollen, mit denen sie dem Haff zugetrieben
wurden. Jene genannten Dörfer waren bis aus wenige Ausnahmen von ~L
der Erde vertilgt und, was mehr sagen will, ihr fruchtbarer Boden ist
noch heute eine Wüste. Viele Meter hoch bedeckt heute der Triebsand
jene gesegneten Fluren."
b. Warum hat man Danzig und Königsberg zu Festungen
gemacht? Danzig soll es verhindern, daß feindliche Schiffe sich der
Weichselmündung nähern, in der Weichsel stromaufwärts gehen und so
die übrigen an der Weichsel liegenden Städte sowie das zu beiden Seiten
des Stromes sich ausbreitende Land bedrohen. — Königsberg soll beson-
ders den Russen den Einmarsch erschweren. Wie ist dies zu denken?
Iv. Wem ist es zu danken, daß Prenszen heute keine
unwirksame, unfruchtbare Landschaft mehr ist?
Der Dank dafür gebührt zunächst
1. Dem deutschen Ritterorden.*) Der deutsche Ritterorden
war ein Ritterbund, der zur Zeit der Kreuzzüge von einem Sohne
Rotbarts gestiftet worden war und die Eroberung des heiligen Landes
und die Pflege verwundeter Kreuzfahrer zum Zwecke hatte. Im An-
fange des dreizehnten Jahrhunderts kam eine Anzahl Ordensritter von
Jerusalem nach Deutschland. Sie sagten, es sei auch ein verdienstvolles
Werk, die Heiden im Norden Deutschlands zu bekehren und dem deutschen
Reiche zu unterwersen, es sei dies so ehrenvoll, wie der Kampf im fernen
Morgenlande mit den Türken, Sarazenen und Arabern. Freilich hatten
sich die Ritter ein gar schweres Werk vorgenommen. Inwiefern? (Es
galt ja die Wälder und Heiden Preußens in fruchtbares Ackerland um-
zuschaffen, die heidnischen Bewohner zu bekehren und sie daran zu ge-
wohnen, die friedlichen Beschäftigungen des Ackerbaus und Handels zu
betreiben.) Doch die Ordensritter gingen mit Eifer an ihr Werk. Ich
kann euch nicht alle Heldenthaten erzählen, die die Ritter unter ihren
Hochmeistern oder Ordenskomthuren, so nannte man ihre Vorsteher, ver-
richtet haben. Nur das sei bemerkt, daß der blutige Streit, den die
Ordensritter mit den alten Preußen führen mußten, fünfzig lange Jahre
währte, also viel länger dauerte als der Kampf, den Karl der Große
mit den heidnischen Sachsen führen mußte. Die alten Preußen, welche
*) Benutzt Dr. Vogel, Deutsche Geschichten.
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Extrahierte Personennamen: Rotbarts Karl_der_Große Karl
Extrahierte Ortsnamen: Danzig Königsberg Danzig Königsberg Jerusalem Deutschland Deutschlands Sachsen
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5. Ortschaften im Odergebiet:
a. An der Oder selbst: Breslau, Frankfurt, Küstrin, Stettin.
b. An Nebenflüssen: Liegnitz, Görlitz, Posen.
Ii. Die Weichsel.
1. Quelle der Weichsel: Karpathen (Österreich!).
2. Lauf der Weichsel: Weiter Bogen nach Osten, zuletzt nördliche
Richtung — Lauf durch Österreich, Rußland (Polen) und Deutsch-
land (Preußen).
3. Mündung der Weichsel: Delta. — Der eine Hauptarm
- mündet in das frische Haff, der andere in die Danziger Bucht.
4. Zuflüsse der Weichsel: Bug und Brahe. (Kanal!)
5. Ortschaften im Weichselgebiet:
a. An der Weichsel selbst: Thorn, Marienburg, Danzig.
b. An Nebenflüssen: Bromberg. (Brahe.)
Iii. Fünf preußische Provinzen.
1. Die Provinz Pommern.
a. Lage der Provinz. (Oder!)
b. Bodenbeschaffenheit der Provinz. (Unterschied zwischen
West- und Ostflügel!)
c. Bewässerung. (Oder — Küstenflüsse.)
d. Städte. (Stettin, Stralsund, Kolberg.)
e. Beschäftigung der Bewohner. Ackerbau, Viehzucht (Gänse
und Schafe), Fischfang, Handel.
f. Geschichtliche Erinnerungen. (Gustav Adolf — Wallenstein!)
2. Die Provinz Westprenken.
a. Lage der Provinz. (Weichsel!)
b. Bodenbeschaffenheit. (Fruchtbarkeit der Weichselniederung!)
c. Bewässerung. (Die Weichsel und ihre Gefahren!)
6. Städte. (Danzig, Marienburg, Thorn.)
e. Beschäftigung der Bewohner. Ackerbau, Viehzucht, Handel,
Gewinnung und Verarbeitung des Bernsteins.
f. Geschichtliche Erinnerungen. (Schloß Marienburg!)
3. Die Provinz Ostpreußen.
a. Lage. (Ostlichste Provinz — Pregelprovinz.)
b. Bodenbeschaffenheit. (Einst und jetzt!)
c. Bewässerung. (Memel und Pregel, Seen.)
d. Ortschaften. (Königsberg, Trakehnen.)
e. Beschäftigung der Bewohner. Ackerbau, Viehzucht (Schafe,
Riuder, Pferde), Bienenzucht, Gewinnung und Verarbeitung
von Bernstein, Handel (Königsberg).
f. Geschichtliche Erinnerungen. (Der Deutschorden — Der
18. Januar 1701.)
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolf Gustav Adolf Bernstein
— 33 —
Diese Ritter eroberten das Land und unterwarfen die Bewohner.
Zur Befestigung ihrer Herrschaft erbauten die Ordensritter an
der Nogat eine Burg. Diese erhielt den Namen Marienburg.
1. Die Marienburg ist ein herrliches Gebäude. Es umfaßt
die prächtigen Wohnungen des Hochmeisters und die seiner
Ritter. Es enthält auch eine Reihe herrlicher Säle. Besonders
berühmt ist noch heute eine große Halle, die den Namen
Konventsremter führt. Die Decke dieser Halle ruht auf drei
gewaltigen Pfeilern, welche sich oben ähnlich zu Bogen und
Fächern wölben, wie die Pfeiler in unserer Stadtkirche.
2. In diesem Schlosse saß der Hochmeister des Ritterordens.
Hier empfing er die Abgesandten fremder Völker oder Städte.
Hier hielt er Rat mit seinen Rittern. Hier veranstaltete er
aber auch zuweilen herrliche Feste, bei denen edler Wein aus
gewaltigen Humpen getrunken wurde, und beim Becherklang
manch lustiges Lied ertönte.
Die Marienburg steht noch heute, aber es wandeln keine
Ordensritter mehr durch ihre Säle. Die Macht und Herr-
lichkeit des Deutschordens ist längst verschwunden.
Tischendorf, Deutschland. 2. Abt. 2. Aufl.
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Extrahierte Personennamen: Tischendorf
Extrahierte Ortsnamen: Marienburg Marienburg Marienburg Deutschordens Deutschland
ihr Land und ihre Sitten liebten,! wollten eben weder von den Ordens-
rittern, noch von der christlichen Religion etwas wissen, und unterwarfen
sich erst, als ihre besten Anführer getötet waren. Als die Preußen sich
unterworfen hatten, konnten die Ordensritter ihre segensvolle Thätigkeit
voll und ganz entfalten. Es wurden Städte angelegt, z. B. Thorn und
Graudenz (Zeigen!), fleißige deutsche Handwerker in diese Städte heran-
gezogen, deutsche Bauern gewonnen, welche die unterworfenen Bewohner
des Landes lehrten, wie man auf dem urbar gemachten Boden Getreide
und nützliche Pflanzen bauen könne: ja der Weinstock ward hierher in
dieses rauhe Land verpflanzt und gedieh so prächtig, daß der Wein der
Ordensritter damals weit und breit berühmt war. Der Hauptsluß des
Landes, die Weichsel, ward eingedämmt, und das an einem Arme des
Flusses, an der Nogat, erbaute Schloß Marienburg so wunderbar ver-
schönert, daß es heute noch zu den herrlichsten Bauwerken der altdeutschen
Baukunst gezählt wird. Besonders berühmt ist noch heute die große Halle
des Schloffes, in der sich alltäglich der Hochmeister und seine höchsten
Beamten, sowie die Ordensritter versammelten, um miteinander zu ver-
kehren, um gemeinschaftlich zu effen und zu trinken, oder sich am Damen-
spiel und Schachbrett zu ergötzen. Diese Halle hieß der Konventsremter
und gehört zu dem Herrlichsten und Großartigsten, das von der alt-
deutschen Baukunst übrig geblieben ist. Es giebt feine zweite Halle, bei
welcher die Säulen und Pfeiler so zierlich und leicht in die Höhe steigen
und sich zu Bogen wölben.
Lange Jahre hindurch war der Orden der Deutschen mächtig und
gefürchtet. Später aber, als die Ritter übermütig und stolz, dabei ver-
schwenderifch und lasterhaft wurden, sank die Macht des Ordens, und er
mußte sich zuletzt sogar dem Könige von Polen unterwerfen, nachdem
in der blutigen Schlacht bei Tannenberg (Zeige!) gegen die Polen über
40 000 Mann von dem Heere der Ordensritter gefallen waren, darunter
der beste Teil der Ritterschaft. Im sechzehnten Jahrhundert ward Ost-
Preußen ein Herzogtnm, welches später — wie uns aus der Geschichte
bekannt ist — der Markgraf von Brandenburg erbte, und das endlich
am 18. Januar 1701 zum Königreich erhoben wurde. (Vergl. S. 49.)
2. Auch die Hoheuzolleru haben viel für Prenßen gethan.
Sie haben Sümpfe austrocknen und in fruchtbares Land verwandeln,
haben neue Ortschaften anlegen oder bereits vorhandene durch Mauern
befestigen lassen.
Die Provinzen Ost- und Westpreußeu.
1. Lage der Provinzen.
2. Bodenbeschaffenheit (Sonst und jetzt!).
3. Bewässerung.
4. Beschäftigung der Bewohner.
5. Ortschaften.
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— 23 —
3. Die Provinz Posen.
Ziel: Wir lernen heute die Provinz näher kennen, die
durch die Teilung Polens an Preußen gekommen ist. Wir be-
trachten die Provinz Posen.
Nachdem die Schüler noch einmal angegeben haben, was ihnen aus
dem Geschichtsunterrichte über die Teilung Polens bekannt ist, werden die
beiden Hauptfragen aufgeworfen.
1. Wo liegt die Provinz?
Mit Hilfe der Karte wird festgesetzt: Die Provinz Posen ist eine
Grenzprovinz. Sie breitet sich aus zu beiden Seiten der Warthe, eines
Nebenflusses der Oder, und grenzt im Osten an Rußland, im Norden
an Westpreußen, im Westen an Brandenburg und im Süden an Schlesien.
U Ii. Hat der Hohenzollernstaat in der Provinz Posen
einen wertvollen Zuwachs erhalten?
1.. Als Posen zu Preußen geschlagen wurde, war es wenig
wert. Es besaß nur wenige große Ortschaften. Die meisten Städte
waren klein, hatten enge und schmutzige Gassen und elende Häufer.*)
Die Dörfer bestanden fast durchgängig aus Lehmhütten, die mit Stroh
und Schilf gedeckt und von faulen und schmutzigen Menschen bewohnt
wurden. Nur ganz wenige Dorfbewohner konnten lesen und schreiben.
Die meisten hatten in ihrem Leben niemals eine Schule besucht. Die
um die Dörfer herumliegenden Wiesen waren versumpft und voller Schilf.
Auf den Feldern lagen zahlreiche Steine, die das Pflügen erschwerten
und die Ernte beeinträchtigten. Ganze weite Landschaften, fo die Niede-
rungen an der Warthe und Netze (Zeigen!) waren Sumpfland, wo man
Schlamm, Schilf und braunes Wasser, nicht aber wohlangebante Felder
und Wiesen vorfand.
2. Heute ist die Provinz Posen ebenfalls ein wertvoller
Teil des Hohenzollernstaates. Wir finden jetzt neben großen
Wäldern gute Wiesen und fruchtbare Felder. Auf den Wiesen
weiden große Schafherden oder schnelle und kräftige Pferde und stattliche
Rinder. In den Dörfern sieht es ebenfalls viel besser aus als ehemals.
Wohl trifft man noch heute viele mit Stroh gedeckte Häuser und noch
manche Lehm- und Holzhütte an, aber daneben erheben sich auch schon
zahlreiche Gebäude, die sorgfältig wie bei uns ans Ziegeln und Steinen
hergestellt sind. Viele der Ortschaften, die noch vor hundert Jahren klein
und unbedeutend waren, sind jetzt zu schönen und blühenden Städten
herangewachsen, so z. B. Bromberg und Posen. Zeige diese Städte
und bestimme ihre Lage! (Posen liegt an der Warthe, ungefähr in der
Mitte der gesamten Provinz. — Bromberg liegt an einem Nebenflusse
der Weichsel, an der Brahe. Beide Orte sind wichtige Handelsstädte.
*) Bromberg hatte 1772 nur 500 Einwohner.
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— 32 —
4. Erkläre den pommerschen Volksreim:
„Das blaue Meer, der weiße Sand
umsäumen unser Heimatland."
5. Erkläre das Sprichwort: „Je fester die Faust, je uäher nach
Pommern."
6. Erkläre: „Soll's dich nicht jucken, laß die Pommern in Ruh."
7. Nenne Gegenden, die wir als sehr fruchtbar kennen lernten!
(Weichselniederung, Oderbruch, Umgebung von Magdeburg, Umgebung von
Liegnitz, Marschland, Rheinthal u. s. w.)
8. Nenne Gegenden, in denen die Viehzucht blüht! (Schafzucht in
Pommeru, Posen, Schlesien und in der Lüneburger Heide, Pferdezucht
in Ostpreußen und in der Marsch, Rind Viehzucht in den Alpen, in den
Marschen und in Ostpreußen, Schweinezucht in Posen.)
9. Schildre das Leben, das einst im Marieenburger Schlosse herrschte!
(Ernste Beratungen und fröhliche Feste im Remter!)
10. Beziehe auf die Thätigkeit der Ordensritter den früher gewon-
nenen Satz; „Fleiß und Ausdauer werden überall belohnt!"
11. Schlesien ist sehr stark bevölkert. Wie erklärst du dir dies?
12. Man nennt manchmal Breslau „das Herz Schlesiens". In-
wiefern paßt dieser Name? (Breslau liegt in der Mitte der Provinz,
wie das Herz ungefähr in der Mitte des Körpers. Breslau stcht durch
den schiffbaren Fluß, durch seine Eisenbahnlinien und Landstraßen mit
allen Teilen der Provinz in Verbindung, wie das Herz durch die Adern
mit allen Teilen des Körpers in Verbindung steht u. s. w.)
13. Wo haben wir bis jetzt innerhalb der Grenzen unseres Vater-
landes Leute getroffen, die nicht die deutsche Sprache reden? (Wenden
an der Spree, Polen in Posen.)
14. Welche Bedeutung hat der Bromberger Kanal?
15. Erkläre Ordensritter, Remter, Hochmeister, Gestüt, polnische
Wirtschaft, Galmei.
Zur Konzentration des Unterrichts.
1. Lesen und Besprechen?
a. Vaterland: Die Sturmflut iu der Ostsee. — Der Glockenguß
zu Breslau.
b. Muttersprache Liv: Lebensgeschichte der Leinwand (Schlesien!)
-— Die Schreckensnacht am Ostseestrande.
2. Aussatz:
Das Schloß Marienburg.
(1. Die Räume des Schlosses. — 2. Vorgänge im Schlosse.)
Vor ungefähr sechshundert Jahren sandte der deutsche Ritter-
orden eine Anzahl Krieger in das Gebiet der alten Preußen.
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— 114 —
Dnjeprbecken:
Lauf des Dnjepr? — nach 8. Warum? — im N Westrussischer Land-
rücken, im O Mittelrussische Landhöhe, im Sw die podolische Platte.
Bodeugestalt dieses Beckens? Tiefland mit Niederungen. User der
Flüsse? — seicht. Viele Nebenflüsse münden hier ans kurzer Strecke.
Folge? — Stauung der Wasser (Ungar. Tiefebene) — große Sümpfe,
Rokitnosümpfe: 6(3 Ml. lang und 30 Ml. breit — Dnjepr mit
Weichsel und Njemen durch zahlreiche Kanäle verbunden — im Früh-
jahr gleicht das Becken einem großen Binnensee, aus dem sich Inseln
mit dichten Urwäldern erheben — an der Beresina und am rechten
Ufer des Dnjepr bis Kiew nur Wald — hier das größte Jagd-
revier. Boden an den Rändern des Dnjeprsbeckens? — schwarzer,
fetter und gut bewässerter Humusboden.
Produkte und Beschäftigung? — viel Getreide, Futterkräuter (Klee,
Futterwicken) und Gräser. Man baut Weizen, Roggen, Mais in
Fülle, ohne je zu düngen; nur in nördlichen Gegenden, wo viel
Regen fällt, sieht man viel Waldungen, nach 8 nur fruchtbare Felder;
denn die Zone der „schwarzen Erde" (Tschernosenfläche) leidet an
großer Holzarmut. Die Bewohner treiben hier Ackerbau und Vieh-
zncht.
Ansiedelungen? — große Bauerndörfer, die Städte Kursk (52000
Einw.) Penfa, Bender — inmitten der fruchtbaren Ukraine liegt
Kiew am Dnjepr (190000 Einw.) mit Universität, in Polen
Warschau (450000 Einw.), Hauptstadt, Lodz, Hauptindustriestadt
Polens in Woll- und Banmwollweberei, das „polnische Manchestr."
Das obere Wolgabecken:
Quelle der Wolga? Lauf? — iu Spitzbogen nach 0—dann nach 8.
Warum? — im N Nordrussischer Landrücken — im S Mittel-
russische Landhöhe — im O Ural-Erzgebirge und Wald-Ural.
Nebenflüsse? — Oka mit Moskwa und die Kama.
Boden? — int Becken der fruchtbare Schlammboden — an der Mittel-
russischen Landhöhe die schwarze Modererde — von der Moskwa
bis zum Eismeer ein breites Kohleuflötz, ebeufo östlich der Kama
— im Ural-Erzgebirge Eisen-, Kupfer-, Silbererze, Platin,
Marmor und Edelsteine (Malachit, Jaspis, Topas).
Beschäftigungen? — Ackerbau. (Wo? Warum?) — die drei Be-
dingungen der Fruchtbarkeit hier vorhanden. — Bergbau im Ural
— Eisenindustrie in Perm und Kasan, Moskau und Tula —
Handel in Nischni-Nowgorod (300000 Einw.), wo auf deu großen
Messeu die europäischen Waren (konkret) gegen die asiatischen um-
getauscht werden. Warum? — wichtige Verkehrsstraßen zu
Wasser und zu Lande: im Wolga- und Kamathal über Kasan, Perm
nach Jekateriuburg, in der Niederuug zwischen Waldai-Höhe und
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
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— 115 —
Nordrussischem Landrücken über Moskau, Twer nach Petersburg
und Sibirien Eisenbahnen — zwischen Wolga, Düna, Dnjepr
Kanäle (aufsuchen) — nach Asien Straßen.
Welche Waren werden aus diesem „Weltjahrmarkt" feilgeboten?
— Pelz- und Metallwaren, Tuche, Leinwand, Zucker, Honig, Perlen,
Edelsteine, Teppiche und Shawls.
Moskau, die alte Hauptstadt des Reiches, der Hauptstapelplatz des
russischen Binnenhandels — durch seine Universität der wissen-
schaftliche .Brennpunkt des Reiches. Woher diese Vorzüge?
— liegt im Herzen des Landes — ist Knotenpunkt der nach
allen Richtungen ausstrahlenden Eisenbahnen — infolge der Kohlen-
schätze in der Umgegeud viel Industrie (822000 Einw.) Ansicht
(Bild von Moskau!) Das Stadtgebiet, auf niedrigen Hügeln aus-
gebreitet, von der Moskwa durchschlängelt, 5 Meilen im Umfang,
hat weitläufige Gärten, viele Paläste (des russischen Adels) und
Hunderte von Kirchen mit flimmernden, vergoldeten Turmspitzen,
Kuppeln und Kreuzen. Der Kremel, eine förmliche Stadt von
Schlössern, ist durch hohe Mauern von der übrigen Stadt getrennt.
Ii, 2.
Warum kounte sich nur in Rußland der größte Strom
Europas entwickeln? Rußland ist das größte Binnenland Europas;
das Quellgebiet der Wolga ist weit oben im N in der Nähe des Meeres,
von welchem viele Wasserbläschen aufsteigen, die infolge einer günstigen
Windrichtung an die bewaldeten Höhen Nordrußlands getrieben werden
und dort in großen Mengen niederfallen. Sein Lauf dehnt sich über
die weite Tiefebene aus und reicht bis an die äußerste Südostecke Europas.
Warum ist es im obern Wolgabecken so fruchtbar? Guter
Bodeu (Schwarzerde) — reiche Bewässerung — tiefe und geschützte Lage.
Warum habeu die Russen manchmal über Mißernten zu
klagen? — große Hitze und Regenarmut im Sommer — zeitige Winter
und starke Nachtfröste.
Welches find die Produkte dieses Gebiets und welche Be-
schästignngen ergeben sich hieraus? Getreide — Getreidehandel
und Getreideausfuhr; Hanf — Seilerei; Flachs — Leinweberei; Wal-
dungen von Linden — Bienenzucht — Honigbereitung; Zuckerrüben —
— Zuckerbereitung; Kohlen und Eisenerze — Eisenindustrie.
Wie gelangen die Produkte Mittelrußlauds ius Ausland?
Zeige die vielen natürlichen und künstlichen Wasserstraßen (Kanäle) und
Haupteiseubahuliuieu, die aus dem Innern Rußlands nach der Ostsee,
nach dem Nördlichen Meere führen. Bedeutung Mosfans, Nischui-Now-
gorods, Rigas für Industrie, Handel und Verkehr — Aus- und Einfuhr-
artikel.
Wodurch hatte das Heer der Franzosen in Rußland 1812
schwer zu leiden? — auf dem Hinmarsche unter der furchtbaren Hitze
8*
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Extrahierte Ortsnamen: Moskau Petersburg Sibirien Wolga Asien Moskau Moskau Moskwa Europas Europas Europas Ostsee Rigas
— 119 —
und Kräuter mit nahrhaften und schmackhaften Wurzeln, welche den
Nagetieren zur Nahrung dienen. Das hohe Gras liefert den Pferden,
Rindern lind Schafen reichliches Futter. Diese Weidetiere aber locken
Füchse, Wolfe und Infekten an.
Bedeutung Astrachans, Odessas und Kievs!
Worin liegt die Einheit des russischen Kaiserreichs von
Natur begründet? Rußland ist eine große zusammenhängende Länder-
masse mit gleichartiger Bodengestalt. Das weite Tiefland ist durch
feine bedeutenden Höhenkämme (Völkerscheiden) in kleinere abgeschlossene
Landschaften (wie in Deutschland und Griechenland) geteilt. Die niedrigen
Wasserscheiden begünstigen die Verbindungen der Flüsse durch Kanäle.
Daher durchziehen das weite Flachland Verkehrswege zu Wasser und zu
Lande und ermöglichen einen raschen Anstansch der verschiedenen Pro-
dukte der einzelnen von einander sehr weit entfernten Landschaften.
Folge? — ein unumschränktes Oberhaupt in Staat und Kirche.
Die russische Nationalkirche ist der einheitlichen Verwaltung im Reiche
nur förderlich.
Warum ist Rußland gegenüber andern europäischen Staa-
teu in der Kultur zurückgeblieben? Das Land wurde in seiner
Entwickelung durch die Mongolenherrschaft im Mittelalter gehemmt und
verschließt sich uoch gegenwärtig in manchen Beziehnngen den Kultnrbe-
wegnngen des europäischen Westens. Die rohen asiatischen Hirtenvölker
drangen öfters durch das osteuropäische Völkerthor und verwüsteten Handels-
saktoreien und friedliche Niederöfflingen. Die großen Völkerbewegungen
dauerten im O. 500 Jahre läuger als in Westeuropa.
Ii. 3.
Weißes Meer. Es ist 7 Monate lang mit Eis und Schnee bedeckt.
Tundra — baumlose Gegend.
Archangel — Stadt des Erzengels Michaels, durch eiu dem Erzengel
Michael geweihtes Kloster entstanden.
Petersburg vou Peter dem Großen gegründet und von ihm nach dem
Apostel Petrus genannt.
Ural —Gürtel. Botten—boden.
B e r e si n a — Birkenfluß.
Rokitna von rokyta = Salweide.
Moskau — Stadt ein der Moskwa.
Nischni von Nisa, Nis(s)awa = Niederung, Thalflnß und Nowgorod —
Neustadt.
Kasan — Kessel, Thalkessel.
Perm — Hochebene.
Jekaterinenbnrg von Peter dem Großen, dem Begründer des uralischen
Bergbaus, gegründet und nach seiner Gemahlin benannt.
Don, Donau, Düna, Dwina — Fluß.
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
TM Hauptwörter (200): [T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß]]
Extrahierte Personennamen: Michaels Michael Peter Apostel Petrus Rokitna Nischni_von_Nisa Peter_dem_Großen
— 122 _
cc. Stromschnellen bei Durchbrüchen der Landrücken,
dd. Mündungen in Biuueumeere, dereu Ausgänge in fremden
Händen sind (Konstantinopel);
4. durch die gleichartige Bevölkerung, gleichartig
a. nach Abstammung und Sprache:
aa. Staden (Polen, Lithauer, Kosaken, eig. Russen),
bb. Mongolen (Finnen, Esthen, Lappen Samojeden, Kirgisen),
b. nach Religion:
aa. herrschend ist die griechisch-römische Kirche, deren Oberhaupt
der Zar ist —
bb. Ausnahmen: Polen zur römisch-katholischen Kirche, Bewohner
Finnlands und der Ostseeprovinzen zur protestantischen Kirche. —
Jude», Mnhammedaner (türk. und tartar. Völker) —
c. nach Beschäftigung (hauptsächlich Landwirtschaft — Ackerbaustaat).
Ii. Staatliche Einheit notwendig infolge
1. der Abhängigkeit der einzelnen natürlichen Abschnitte:
a. dem Tundrengebiet fehlen Holz, Getreide. Salz, allerlei Geräte,
b. dem Waldgebiet Getreide, Salz und Werkzeuge,
c. dem Ackerbau. Snmpf- und Steppengebiete Holz, Metalle u. f. w.
2. des niedrigen Kulturzustandes und der Uubildung vieler Völker-
stamme.
Iii. Formen der staatlichen Einheit.
1. Verfassung: unbeschränkte Monarchie (der Zar ist Gesetzgeber und
Richter — Reichsrat, Syuode, Senat sind vom Kaiser selbstgewählte
Korporationen).
2. Verwaltung: Einteilung des Landes in Gouvernements — Verwal-
tungsbeamten bestechlich.
Iii, 2.
Rußlands Bodengestalt (Seen- und Steppenplatten, Landrücken und
breite muldenartige Thalebenen), Klima (kalte, nördlich gemäßigte Zone,
kontinentales und ozeanisches Klima) und Pflanzenregionen (der Moose
und Flechten — des Waldes — des Ackerbaues und der Steppe).
Vergleiche die russische, ungarische, französische und norddeutsche
Tiefebene nach Ausdehnung, Bodenbeschaffenheit, Bewässerung!
Der augeschwemmte Boden ist Marsch- und Gestland, der gnte
Boden mit verwesten Pflanzenstoffen ist der Humusboden (Schwarzerde).
Die Plateaus bestehen aus Grämt. Je näher dem Meere, desto Wasser-
reicher der Boden. Weichbodenarten sind Sümpse, Moore, Maremmen,
Tundren. Die Sümpfe haben noch einen sichtbaren Wasserspiegel, Moore,
Maremmen und Tundren eine zusammenhängende Pflanzendecke. Die
Moore Schwabens heißen Riede, die Bayerns Möfer und die Böhmens
Filze. Ebenen mit meist trocknem Boden sind Heide, Pußte, Steppe
(grasige, salzige und sandige Steppe.)
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel]]
TM Hauptwörter (200): [T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung]]