Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Bd. 2 - S. 171

1903 - Langensalza : Greßler
171 eine Stunde lang zwischen Moscheeen und Werkstätten hin. In ihr tvohnte S a u l n s , als er von An anias bekehrt ward. Durch Oliven-, Maulbeer- und riesige Aprikosengärten kommt man zum Kirchhose der Christen, wo Saulus durch die himmlische Erscheinung niedergeworfen wurde. An dem vermauerten Stadttore sieht man noch das Fenster, aus welchem Paulus herabgelassen wurde. Geht man an der Stadt- mauer hin, so kommt man an das Haus des Ananias; in der Nähe liegt in Olivengärten das Dorf Goba, wo Elisa den König Hazael von Syrien krönte und Elias in einer Felsenkammer von den Raben gespeist wurde. Außerdem zeigt man die Gräber N o a h s, Abels und Seths. Herrliche Landhäuser in morgenländischem Baustile sind wie ein glänzender Goldgürtel um die Stadt gelagert. Über die iit der Sonne glitzernden Mauern und Türme derselben ragen die Wipfel von Zypressen und andern gewaltigen Bäumen hervor, welche sich anch im Innern der Stadt noch über die Paläste erheben und alles mit ihrem saftigen, dunkeln Grün überkleiden. Im Strahle der Sonne erglänzen die unzählbaren Knppeln der Moscheeen und Paläste. Hinter der Stadt breitet sich ein Horizont ans, grenzenlos wie das Meer und mit dem Purpurrande des Feuerhimmels zusammenfließend, der noch feuriger wird durch den Widerschein des Sandes aus der großen Wüste. Zur Rechten türmen sich die breiten und hohen Bergrücken des A n t i- libanon gleich ungeheueren Nebelwolken übereinander. Um die ganze Stadt zieht sich ein Wald von Frnchtbänmen, die von Weinreben durchflochten sind, welche mit ihren Gewinden die Feigen-, Aprikosen-, Birnen- und Kirschbäume verbinden. Unter diesen Bäumen ist der fruchtbare Boden reichlich mit Gerste, Korn, Mais und allen Hülsen- früchten überdeckt. Überall blicken kleine, weiße Häuser aus dem grünen Fruchtlande hervor, die Wohnungen der Gärtner und die Lusthauser der Eigentümer. Bevölkert sind die Gärten mit Pferden, Schafen, Kamelen und Turteltauben. Diese Gärten verbinden eine Vorstadt mit der andern und bilden ein Netz von 20 bis 30 Stunden in der Runde um Damaskus. Die Straßen der Stadt sind breit und kahl, mit niedrigen Häusern eingefaßt, deren Lehmwände kleine Türen und fast gar keine Fenster haben. Aber im Innern dieser Hänser, d. h. nach dem Hose zu, zeigt sich orientalischer Aufwand. Die Höfe, von Maulbeerbäumen beschattet und vou Springbrunnen abgekühlt, sind mit Marmor und kostbaren Steinen gepflastert, und die Hallen und Zimmer strotzen von Gold- und Silberverzierungen in wahrhaft märchenhafter Pracht. Besonders sehenswert sind die Bazars, lange Straßen mit hohen Gerüsten bedeckt, zu deren beiden Seiten Buden, Schuppen, Magazine und Kaffeehäuser sich hinziehen. Vor den Budeu sitzt der Verkäufer, die Pseise im Munde, mit untergeschlagenen Füßen. Die Magazine sind besonders mit indischen Stoffen angefüllt, welche über Bagdad

2. Bd. 2 - S. 197

1903 - Langensalza : Greßler
197 6. Schubrci.* Schubra, ein Lustschloß des Vizekönigs von Ägypten, hat mich nicht weniger als so viele andere Schöpfungen Mehe med Alis überrascht; denn bisher sah ich noch nie einen orientalischen Garten, der mehr als eine große Küchen- und Obstplantage gewesen wäre. Hier fand ich eine Anlage, deren Besitz den König von England ent- zückt haben würde, und die seine Gartenkünstler nicht um das mindeste zierlicher anzulegen und zu erhalten vermocht hätten. Diese musterhafte Ordnung macht im Orient, dem Lande des Schmutzes und des Verfalls, einen doppelt angenehmen Eindruck, wobei freilich auch das für einen Nordländer wohltuende Gefühl mit anzuschlagen ist, sich Ende Januar in freier Luft von einem ununterbrochenen Blumen- und Blütenflor umgeben zu sehen, der allein 3—4 Hektar Landes einnimmt. Und welche Straße führt zu diesem Garten! Zuerst reitet man eine halbe Stunde in den Anlagen Ibrahims hin. Dann gelangt man an eine Feld- und Kleeflur, deren blendendes Grün von den üppigsten unserer Wiesen nicht übertroffen werden kann. Mitten durch sie hindurch führt eine sehr dicht gepflanzte Allee, welche in der Länge einer Stunde keine einzige Lücke hat. Aus immergrünen Sykomoren und einer dunkelblättrigen Akazienart bestehend, welche nur in der heißesten Jahreszeit einige Wochen lang ihr Laub verliert, bildet sie mit ihren ausgedehnten Kronen etil zusammenhängendes, von oben undurchdring- liches Gewölbe von 10 bis 12 Meter Höhe, welches nur zwischen den Stämmen der Bäume weit genug geöffnet ist, um einem fortwährenden Wechsel der reizendsten Durchsichten Raum zu geben; denn links in geringer Entfernung fließt der Nil, bald von Inseln unterbrochen, bald über eine Viertelmeile breit, mit freiem Wasserspiegel in der Sonne flimmernd. Seine diesseitigen Ufer sind mit Landhäusern der Großen oder mit noch palastähnlicheren Fabrikgebäuden, zwischen Gärten und Feldern liegend, locker eingefaßt; die jenseitigen entfalten, vor der sanft wellenförmigen Hügelreihe der Wüste, abwechselnd Palmenwälder oder mit reicher Vegetation umgebene Dörfer, die wie zierliche Bouquets auf dem gelben Sande ausgestreut liegen. Alles erscheint idyllisch; nur im Hintergrunde ragen die ewigen Spitzen der Pyramiden, hoch alles übrige beherrschend, geheimnisvoll aus den Wipfeln. Rechts der Straße ziehen sich die glatten, vom Winde zusammengewehten und häufig ihre Form ändernden Sandberge der andern Seite der Wüste hin; aber mit dem breiten Rande der Oliven- und Obstpslanzungen, der vor ihnen liegt, und in dem viele einzelne freundliche Wohnungen verteilt sind, zeigt die Wüste auch von dieser Seite nur ihren roman- tischen, nicht ihren öden Charakter. Dazu ist die Landschaft den ganzen ^ag über lebendig, und wie in der Stadt, wird man auch hier stets * H. v. Piickler-Muskau.

3. Bd. 2 - S. 206

1903 - Langensalza : Greßler
206 die Menge der Tore; noch heute fällt sie dem Fremden aus, und sie ist wohl Veranlassung gewesen, daß die Griechen Theben die „Hundert- torige" nannten. Man hat aber bei diesem Beinamen an die Ein- gänge der großen öffentlichen Bauten, nicht an Stadttore zu denken. Überraschend ist die Ausschmückung der Wände. Jede Hand breit des härtesten Steins ist mit Reliefs (bei Bildhauern erhabene Arbeit, die frei aus einer Fläche hervortritt), Hieroglyphen und bildnerischen Darstellungen bedeckt. — Auf dem jenseitigen Ufer des Nil lag die große Totenstadt, so groß wie die Stadt der Lebenden selbst; sie er- streckt sich von dem Flusse bis zum Rande der Wüste, über eine halbe Stunde breit und drei Stunden lang. Grab liegt an Grab, alle ge- öffnet und jetzt leer, viele dienen den Fcllahs als Wohnstätte. Es ist fast gefährlich, hier zu reiten; die Gruben find entweder gar nicht oder nur flüchtig wieder zugeschüttet. — Die gutmütige Bevölkerung kam aus ihren Hütten heraus und bot alle möglichen ägyptischen Fundstücke zum Verkauf. Männer und Knaben gingen häufig ganz nackt; alle waren schöne magere elastische Gestalten. Von dem großeil Teinpel, den wir besuchten, ist nur noch wenig vorhanden: eine noch im buntesten Farbenglanz prangende Wand ist aber von hohem wissenschaftlichen Interesse. In einem Winkel zwischen zwei Säulenresten lag ein ganzer Hausen von Mumienresten: Schädel, Beine, Füße, Hände. Die Fellahs benutzen die Mumien häufig als Brennholz. — Der Tempel liegt inmitten eines großen mächtigen, stusenweise aufsteigenden Halbkreises, der iu den Felsenabhang der Wüste gebrochen ist, auf halber Höhe des Berges. Die Sonne begann zu sinken, ehe wir unseren Heimweg antraten. Der Blick von der Höhe des Berges herab auf das mächtige öde Toten- feld, auf den Nil, umsäumt von einem grünen Streifen üppigen Landes und Gruppen hoher Palmen, auf die Ruinen von Lnxor und Karnak, endlich auf die Kette der Berge, die deu westlichen Horizont begrenzten, war in der duftigen Abendbeleuchtung unvergleichlich schön. Am folgenden Morgen früh V26 Uhr brachen wir zunächst auf nach den Königsgräbern. Der Weg führte wieder über das Totenfeld bis an den Rand des Wüstengebirges, dann in dieses hinein durch ein enges, wildes, jeder Spur von Pflanzen leeres Felsental. Gewiß hat in alter Zeit ein breiter, schöner Weg vom Nil hierher in die Wildnis geführt, auf dem in feierlicher Prozession die Leichen der Pharaoneil den Grüften zugetragen wurden. Wir besuchten die Gräber dreier Könige. Mit unendlichem Fleiße sind im gewachsenen Stein Treppen, Gemächer, Gänge ausgehauen, und wieder sind alle Wände und Decken mit hieroglyphischer Schrift oder mit Bildwerken bedeckt, fast immer in vertiefter oder erhabener Arbeit, hierauf bemalt. — Auf steilem, engem Pfade stiegen wir zu

4. Bd. 2 - S. 465

1903 - Langensalza : Greßler
465 42. Gin Cag auf den ßochebenen von Peru.* Der Morgen war im Erwachen. Die Sonne begann die mit ewigem Schnee bedeckten Häupter des Gebirges leicht zu röten, und durch die rußige Öffnung im Dache, welche als Rauchfang in der schlechten Schäferhütte diente, drangen die spärlichen Lichter des an- brechenden Tages ins Innere. Ich verließ mein trauriges Lager, hob das Kuhfell vor der Türöffnung auf und kroch hinaus, um nach meinem Maultier zu sehen und es zur Weiterreise zu satteln. Mit einem dankbaren Gefühle für den Schutz der vergangenen Nacht verließ ich die erbärmliche Hütte und suchte trockenen Fußes durch den Morast zu kommen, der sie umgab. Zitternd vor Froste stand mit gesenktem Kopf und eingefallenen Weichen mein treffliches Tier in der Nähe an einen Stein gebunden. Ich sattelte es mit froststeifen Händen und legte die Quersäcke über, in denen sich auf der einen Seite mein Mundvorrat, auf der andern Seite eine kleine Sammlung ausgestopfter Vögel befand, die ich an den vorhergehenden Tagen geschossen hatte. Mein indianischer Hauswirt reichte mir die Flinte, ich bot ihm mit etwas kleiner Münze und einigen Papierzigarren mein Gastgeschenk, fragte nach dem Wege und ritt mit einem dankbaren und freundlichen „Gott schütze Euch!" weg, während er mir halb gleichgültig, halb neugierig nachschaute und dann wieder mit seinen Hunden in die Hütte kroch. Ein dichter, schwerer Nebel bedeckte die ganze Gegend und ver- schmolz mit dem über Nacht reichlich gefallenen Schnee in ein ein- förmiges Weiß. Mein Weg führte mich bei einer alten Indianerin vorbei, die ihre Schafe zur Weide trieb; blökend zog die Herde ihr voran und ließ eine tiefe Furche im Schnee zurück; ungeduldig harrten sie, daß die siegreiche Sonne den Nebel durchbreche und die unwillkommene Decke von ihrem spärlichen Futter wegziehe. Etwas höher traf ich den verwilderten Sohn jener Schafhirtin, emsig be- schäftigt, mit seinem Hunde Rebhühner zu fangen, um sie des Sonntags im nächsten Dorfe für eine Kleinigkeit zu verkaufen. Auf schlechtem Pfade ritt ich die sanfte Abdachung der Höhe hinan. Sümpfe oder Felsen, die nicht zu übersteigen waren, nötigten mich oft zu großen Umwegen. Mehrere Stunden waren verflossen, als endlich die Sonne den Nebel zerteilte, und vor ihrem brennenden Strahl war in wenigen Augenblicken der Nebel verschwunden. Mit neuer Kraft durchdrungen, suchte ich mich auf der menschenleeren Höhe zurecht zu finden. Ich hatte eine Hochebene von fast 4400 Meter über dem Meere erreicht. Von beiden Seiten starrten mich die beeisten Zacken des Gebirges an, aus denen einzelne Pyramiden riesenhaft zum Himmel empor- strebten. Hinter mir lagen tiefer und tiefer die schwarzdunkeln Täler der niedrigeren Bergregion mit kaum erkennbaren Jndianerdörfern und verschmolzen in unabsehbarer Ferne mit dem Saume des * von Tschudi Geogr. Bilder. Ii.» 17te Aufl. oq

5. Bd. 2 - S. 550

1903 - Langensalza : Greßler
550 mehrere gestickte Umformen und andere Kleidungsstücke besitzt. Die Vornehmen, welche bei unserer Audienz alle aus dem Fußboden Platz genommen hatten, waren in einem noch sonderbareren Anzüge; denn die schwarzen Fracks auf dem bloßen Leibe nehmen sich höchst lächer- lich aus. Dazu kommt, daß sie ihnen selten passen. Dem einen Mi- nister saß die Taille hoch auf dem Rücken; nur mit der größten Ge- walt war der Rock zusammengezogen. Er schwitzte in seinem engen Staate, und man sah ihm sein Elend an; aber die Mode erlaubt ihm nicht, sich von dieser Last zu befreien." Der König versprach den Russen, ihnen die verlangten Lebensmittel unentgeltlich zu geben, und bewirtete sie sehr gastfrei. „Wir konnten uns keinen angenehmeren und zuvorkommenderen Wirt wünschen. Eine seiner Frauen spazierte bei unserem Hause vorbei und wünschte mir durch die Tür einen freundlichen guteu Tag, durfte aber nicht hineintreten, da dies des Königs Speisehaus war. Mit des Königs Erlaubnis machten wir mit einem hier wohnenden Engländer einen Spaziergang, wobei uns süns nackte Soldaten als Ehrenwache mitgegeben wurden. Wir be- suchten die Königin Kahnmanna, fanden bei ihr auch die beiden anderen Frauen des Königs, und wurden von allen freundschaftlich em- vfangen. Ihr Haus war sehr niedlich gebaut. Die Diele, auf welcher die drei Fraueu nach asiatischer Sitte Platz genommen hatten, war mit feinen, hübsch gearbeiteten Matten bedeckt, sie selbst waren gehüllt m die feinsten hiesigen Zeuge. Kahumanna saß in der Mitte, an ihren beiden Seiten die anderen Frauen, und ich erhielt die ehrende Ein- ladung, mich ihnen gegenüber aus die Diele zu setzen. Es wurden Wassermelonen gebracht, und Kahumanna war so artig, selbst eine zu zerschneiden und mir ein Stück davon zu reichen. Die Hauptbeschäftigung der Frauen besteht in — Tabakrauchen, sich das Haar auskämmen, mit einem Fächer die Fliegen vertreiben zu lassen, und im Essen. Vor der Tür saß auf einer Matte die Tochter des Königs, ein ziemlich hübsches Mädchen; hinter ihr stand ein kleiner Negerknabe, der ihr einen seidenen Schirm über den Kopf hielt, um sie vor den Sonnenstrahlen zu schützen; ein paar audere Knaben verscheuchten mit roten Federbüschen die Fliegen aus ihrer Nähe. Die ganze Gruppe nahm sich niedlich aus. Zu Mittag kehrten wir nach Tamahmahs Wohnung zurück, und waren überrascht, am Ufer 20 bis 22 Meter lange Lastboote, ganz nach europäischer Art gebaut, zu sehen, die dazu gebraucht werden. Lebens- mittel von einer Insel zur anderen zu bringen. Tamahmah führte uns in ein niedliches, dicht neben dem Morai gebautes Häuschen, wo der Tisch nach europäischer Art schon gedeckt stand. Die Tafel war nur für uns Europäer gedeckt, und der König und feine Minister genossen nichts, weil, wie er sagte, das Schweinefleisch heute für sie tabuh sei. Das Schwein, welches aus einem Palmzweige in der Mitte des Tisches lag. ward von einem der Minister nnter verschiedenen Zeremonieen zerlegt, und außer dieser Speise bewirtete man uns mit süßen Ba-

6. Bd. 2 - S. 350

1903 - Langensalza : Greßler
350 Ist das Meer ganz mit Eis bedeckt, so können sie das Gewehr gar nicht mehr benutzen, sie müssen zu den Atemlöchern gehen, welche die Seehunde den ganzen Winter über offen halten, um sie, sobald sie austauchen, zu harpunieren. Um diese Jahreszeit regt sich auch wieder die Reiselust der Eski- mos; Schlitten fliegen von einer Ansiedelung zur andern; Freunde und Verwandte besuchen sich, und ein lebhafter Tauschhandel beginnt mit den Walfischsängerstationen. Zu gleicher Zeit begann auck ich zu reisen, und da ich bald in dieser, bald in jener Ansiedelung lebte, hatte ich Gelegenheit, die Lebensweise und den Charakter der Leute recht gründlich kennen zu lernen. In jeder Ansiedelung hatte ich einen ,Gastfreund', in dessen Hause ich zu wohnen Pflegte, wenn ich dort war, und meist ist ein Weißer ein gern gesehener Gast, da er frischen Vorrat an Tabak und Brot zu bringen Pflegt. Wenn im Mai die Strahlen der Sonne größere Kraft erlangen, pflegen die Seehunde vielfach auf dem Eise zu liegen, um sich in der Sonne zu wärmen. Dann sucht der Eskimo wieder sein Gewehr her- vor. Vorsichtig nähert er sich seinem Opfer, das oft scheu um sich sieht. Er legt sich aus das Eis nieder und ahmt die Bewegungen des Seehundes nach, der sich auch wirklich täuschen läßt. Ist er ihm endlich nahe genug gekommen, so streckt ein wohlgezielter Schuß den Seehund nieder. Da ein Mann bei dieser Jagdweise viele Tiere an einem Tage fangen kann, so haben sie dann eine gute Zeit. Kein Hunger und keine Sorge drückt sie, und bald naht auch der Sommer, die goldene Zeit, in der es einen Reichtum an Vögeln, Eiern, Lachsen, Renntieren, Seehunden und Walrossen gibt, der Sommer mit seinen farbenprächtigen Blumen, den rauschenden Flüssen, der das Meer von den Fesseln des Eises befreit und den auch der Eskimo liebt, dessen Schönheit auch er in Liedern preist. So schließt sich der Kreis des Jahres für dieses bedürfnislose, in den beschränktesten Verhältnissen zufriedene Volk, desfen Gastlichkeit und unverwüstliche Heiterkeit ich während meines Lebens unter ihnen schätzen und lieben lernte." Ende Dezember 1899 ist ein bisher unbekannter Eskimostamm auf Southamton-Jsland, einer einsamen Insel im nördlichen Teil der H u d s o n s b a i, entdeckt. Er ist Jahrhunderte lang nicht mit andern Menschen in Verbindung gekommen. Diese Eskimos befinden sich noch in der Steinzeit; sie kennen keine Metalle. 4. Die Indianer.* Man mag annehmen, daß die Menschen von einem oder daß sie von verschiedenen Paaren abstammen, gewiß sind die Indianer von * Die Vereinigten Staaten von Nordamerika. Von Fr. Raumer. Leipzig, Brockhaus

7. Bd. 2 - S. 373

1903 - Langensalza : Greßler
373 einmal seine Kraft; kalter Schweiß bedeckte seine Stirn; noch nie schien ihm der schrecklichste Tod so nahe; doch diesem Entscheidungspunkt folgt ein Anfall leidenschaftlicher Ermannung. Mit einer Art Wut kroch er weiter, und als er sich um den Vorsprung einer Felsenwand drehte, welcher er stundenlang gefolgt war, bot sich der glänzende Morgen- ftern seinen Blicken dar; er war am Eingange der Höhle und sah sich so unerwartet gerettet. 13. Ein Ccig in der Prciirie»* Leise öffnete ich die Tür, um zum drittenmal in Texas' Prairieen den Morgen zu begrüßen. Noch schlief alles fest in dem Blockhause des Herrenhofes, der, von zwanzig Hütten der Lohnarbeiter umlagert, au dem Saume einer Baumgruppe stand. Breite Blätter- und Flaschen- kürbisse rankten an den Reisigwünden der Hütten in die Höhe; Schling- pflanzen mit ihren bunten Blnmenglöckchen bedeckten die Dächer wie mit einem Netze; traulich schaute die Weinrebe in die offenen Fenster der Schlafgemächer, reichlich bedeckt mit Tautropfen, die wie Tränen vor den Augen perlten. Wenige Schritte — und vor mir lag in un- absehbarer Weite ein unermeßlicher Ozean von Gräsern, der im leisen Hauch des Morgenwindes wogte und seine grünen Wellen in weiter Ferne mit dem Blau des Himmels mischte. Ohne die mindeste Er- höhung oder Senkung lag die weite Ebene da, mit den zartesten, feinsten Gräsern überwachsen, so frisch und rein, als wären sie erst aus der Hand des ewigen Werkmeisters hervorgegangen. Alles war so still und feierlich, wie am ersten Schöpfungsmorgen, den Geist der Einsamkeit seufzte die ganze Ebene. Als aber die Sonne aus den grünen Wogen des Grasmeeres mit unbeschreiblicher Majestät emporstieg, da blickten tausend und aber tausend Augen des reinsten Taues feurig zum wölken- losen blauen Himmelsdome aus. Lange hatte ich dagestanden, bis es lebendig in dem mit einer Kaktushecke umzäumten Hofe des Blockhauses wurde. Als ich zurückkehrte, war mein Pferd schon gesattelt, ein zweites wurde eben von einem Diener des Hauses, der mich auf meiner Fahrt in das Grasmeer begleiten sollte, aus dem Stalle geführt. Nachdem mein freundlicher Wirt mir noch einen Morgenimbiß verabreicht, mich mit Fleisch und gezuckertem Maisbrot versehen, stieg ich zu Pferde und nahm die Flinte nebst einem Kompaß zu mir, ohne welchen selbst die Pflanzer nicht in die Prairie gehen; denn da diese Hügel- und berglos ist, so hat der Verirrte auch nicht das geringste Wahrzeichen. So aus- gerüstet, wünschten mir alle Bewohner des Hauses, die sich nach und nach versammelt, eine glückliche Reise und gaben mir außer manchen Vorsichtsmaßregeln noch vielerlei Aufträge an meinen Freund, den ich heute noch zu umarmen gedachte, und dessen Wohnung, obgleich eine Tagereise entfernt, doch die nächste in dieser menschenleeren Gegend ' Gude.

8. Theil 1 - S. 31

1864 - Langensalza : Greßler
31 ihren Hütten und Häusern eingeschlossen, von bettelt sie sich selten und nur, wenn sie dazu genöthigt siitd, entfernen. Klafterhoch liegt der blendend weiße, hart gefrorne Schnee, welcher alle kleineren Unebenheiten des Bodens gleich inacht und so fest ist, daß man, fast ohne eine Spur darin zurückzulassen, über ihn weggehen kann. Die niedrig stehende Sonne hat eine rothe Farbe, und wenn sie unter dem Horizonte steht, verbreiten doch der Schnee und die Sterne in den langen Nächten, selbst wenn kein Mottdschein ist und , kein Nordlicht den Himmel röthet, solche Helle, daß man glaubett könnte, es sei Däutmerung, und matt im Stande ist,^Gegenstände in beträchtlicher Entfernung zu unterscheiden, ja grobe Lchrift zu lesen. Im nördlichen Theile Mittel-Europa's ist ebenfalls die Natur in dicken Schneemantel gehüllt, und die blattlosen, weißstämmigen Birken, die dunkeln, hoch mit Schnee überdeckten Nadelhölzer, die von Schnee- und Eiskrystallen flimmernden Buchen und Eichen, und die jetzt ihrer Blätter beraubten übrigen Laubhölzer ragen aus der Schnee- fläche, welche alles -niedrige Gebüsch und Gesträuch überdeckt hat, hervor. Das Wild kotnmt aus den dichten Waldungen, und nähert sich den menschlichen Wohttungen. In die Gärten, oft über die unter Schnee begrabenen Zäune und Gehege hinweg, kommen die Hasen, dem unter dem Schttee verborgenen Kohl nachspürend, Füchse und Wölfe umschleichett die Dorfschaften, dem Geflügel und den Hausthierett nachstellend, Krähen und Rabett lauern von Bäumen und Gebäuden herab auf Nahrung, und die Goldammern und Sper- linge suchen ganz in der Nähe der Häuser und Ställe, auf beit Straßen und den dampfenden Düngerhaufen itach Futter. Röthlich weiße Rauchsäulen steigen aus den Schornsteinen lothrecht in die Luft, und der Hauch der Menschen zieht als grauer Rauch vom Gesichte weg, oder setzt sich als Reif an Haare und Kopfbekleidung. See'n und Flüsse, welche im Sommer die an ihren Seiten woh- nenden Menschen trennten, sind nun mit so dickem Eise bedeckt, daß schwer beladene Schlitteit und Wagen sicher über sie hinfahren, und sie bilden dann in diesen Ländern, welche an gebauten Straßen so artn sind-, vortreffliche Wege. Im südlichen Theile Mittel-Europa's, in den vor den kalten Ost- tvinden geschützten Ländern, fällt zwar auch Schnee, welcher auf den Gebirgen eine beträchtliche Höhe erreicht, in den ebenen und tieferen Strichen ist er aber von keiner langen Dauer. Nur die langsamer fließenden Gewässer bedecken sich, und das auf nicht lange Zeit, mit Eis. Der Schnee schmilzt öfter tveg und kehrt wieder, und wenn auf eingetretenes Thauwetter plötzlich tvieder Frost folgt, wird die Oberfläche mit Eis (Glatteis) überzogen, tvelches aber bald tvieder entweder durch neu eintretendes Thauwetter, oder wiederum fallenden Schnee beseitigt tvird. Im südlichen Europa werden nur die hohen Gebirge beschneit

9. Theil 1 - S. 108

1864 - Langensalza : Greßler
108 10. Die Köhler und die Vogelsteller des Brockens. Rings um den Brocken herum finden sich Meiler, in denen die Kohlen gebrannt werden. J>n Innern der Meiler brennen Holz- stöße, welche mit vieler Kunst aufgethürmt und mit einer Decke von Zweigen und Erde umhüllt sind, daß das Ganze eine große, hohe Halbkugel bildet. In der Decke sind Löcher angebracht, aus denen der Rauch in die Höhe steigt. Durch das Schließen und Oeffnen dieser Löcher wird das unsichtbar fortbrennende Feuer in regel- mäßigem .Zuge erhalten. Nach wochenlangem Brennen stürzt der Berg zusammen; das Holz aber ist alsdann in eine glänzende Kohle verwandelt und wird nun nach den Hochöfen der Eisenhütten und nach den Werkstätten der Schmiedemeister gefahren. Die Leute, welche das Meilergeschäft betreiben, heißen Köhler. Das Leben der- selben ist ähnlich dem der Sennhirten. Ist der Schnee in den Bergen geschmolzen, so ziehen sie mit ihren zweiräderigen Kohlenkarren fort von Weib und Kind und kehren erst kurz vor Anbruch des Winters wieder heim. Sie sind unter allen Harzbewohnern diejenigen, welche am längsten im Walde verweilen. Der Köhlermeister hat, wie der Sennhirt, seine Handbuben, die ihn bei der Arbeit unterstützen; auch Glocken klingen beständig um ihn; es sind die Glocken seiner Pferde, die das Holz auf Schlitten über Moos und Gras aus dem Walde herbeischaffen. Diejenigen seiner Leute, welche den Schlitten zu laden und das Holz zum Meiler zu fahren haben, heißen Schlittner. Die erste Arbeit, welche nach der Ankunft im Walde vorgenommen wird, ist der Aufbau einer Hütte, welche sie die Köthe nennen. Sie ist einfach genug und bald gemacht. Junge Tannenstämme werden mit den Spitzen zusammengestellt und alsdann mit Baumrinde ganz überkleidet. Eine einzige Oeffnung vertritt Thür und Fenster. In der Mitte ist die Feuerstelle, über welcher an einem eisernen Haken ein Kessel hängt. In die Zelt- stangen sind Pflöcke geschlagen; an diese werden Beutel mit Salz, Zwiebeln u. dgl., so wie auch Kleidungsstücke gehängt. Einige höl- zerne Kisten, Laden genannt, nehmen Brot, Kartoffeln, Wurst, Mehl u. dgl. auf. Die Lagerstätte besteht aus breiten Bänken, von dünnen Baumzweigen zusammengefügt, auf denen Moos und Moos- säcke statt der Federbetten liegen. Jede Woche, gewöhnlich Mitt- wochs oder Sonnabends, kommen die Frauen der Köhler, um die nothwendigsten Lebensmittel zu bringen. Abends wird die beliebte Scheibensuppe gekocht. Man schneidet nämlich Brotscheiben in einen Napf, gießt kochendes Wasser darauf, thut etwas Butter, viel Salz und Kümmel daran, und die Suppe ist fertig. Ist einer von der Gesellschaft noch im Walde beschäftigt, so wird ihm ein Zeichen durch einen hölzernen Hammer gegeben, mit welchem auf ein glattes

10. Theil 1 - S. 134

1864 - Langensalza : Greßler
134 und gegen 20,000 Kühe und 12,000 Ziegen halten. Diese Bauden sind von Holz, auf einer steinernen Grundlage erbaut, welche eine Klafter hoch über den Boden hervorragt. Der Eingang ist durch das überhängende Dach vor dem Wetter geschützt; die Wohnstube, mit einem großen Kachelofen, einigen Tischen und Bänken ausgestattet, ist geräumig, daneben eine Kammer, und gegenüber, durch Hausflur und Küche getrennt, befindet sich der Stall. Das Dach ist mit Schin- deln bedeckt und reicht bei den an Bergabhängen stehenden Bauden an der Hinterseite bis auf den Boden hinab; unter demselben ist der Futtervorrath und zuweilen die Schlafstelle für einen Theil der Familie oder der Gäste. Der Reisende findet darin eine gute Herberge. Im Frühjahre ist das Viehaustreiben, im Sommer die Wan- derung auf die Waldweide die Freude und Belustigung der Be- wohner dieser einsamen Berghütten und Dörfer am Fuße des Ge- birges. Ilm Johannis wird gewöhnlich das Vieh aus den Ställen »zu Berge getrieben«. Beim Schalle langer, hölzerner Schalmeien, Hellahörner genannt, bei fröhlichem Gesänge und dem Geläute der Glocken, deren jedes Rind eine an einem verzierten Bügel am Halse trägt, treibt man die blökenden Heerden zwischen Fichten und Tannen zu den Sommerbauden in das Hochgebirge, welches nun 14 bis 15 Wochen lang von diesen fröhlichen Tönen wiederhallt. Das ist die Zeit der Ernte: da wird Butter und Käse viel gemacht für den eigenen Bedarf und für auswärtigen Absatz; vorzüglich lobt man die runden Kräuterkäse (Koppenkäse), denen ein gewürztes Pul- ver von Majoran, Thymian, Bergsalbei, Bergmünze, Steinklee und Schafgarbe beigemischt ist. Ein stets schneereicher Winter, welcher vom October bis in den Mai dauert, verkürzt die Frühlings- und Herbstzeit auf wenige Wochen, wie in den Gegenden des hohen Nordens. Der Herbst selbst beginnt mit Frösten, welche auf den Gebirgsrücken meistens von Schneegestöber begleitet sind, während derselbe im Flachlande noch von feuchter, regnerischer Beschaffenheit ist. Auf den höchsten Gebirgs- rücken schmilzt dann gewöhnlich der Schnee nicht mehr, und nur aus den niedern Abhängen und in den Thälern herrscht vor dem gänzlichen Einwintern noch einige Wochen der Wechsel von Frost und Thauwetter. Die angehäufte Schneemasse, gewöhnlich die Höhe einer Klafter übersteigend, setzt dann die Baudner oft Wochen, ja Monate lang aus aller Verbindung mit den Thalbewohnern und macht den Verkehr schwierig, selbst lebensgefährlich. Oft müssen die Bewohner den Ein- und Ausgang durch die Dachluken oder den Schornstein suchen, die Richtung der gewöhnlichen Wege durch aufgesteckte lange Stangen bezeichnen und, falls ein Sterbefall in der Familie eintritt, die Leichen so lange im Schnee aufbewahren, bis das Thauwetter es ihnen erlaubt, sie hinab auf den Kirchhof ihres Ortes zu bringen. Diese großen Schneemassen verursachen aber auch hier, wie in allen
   bis 10 von 89 weiter»  »»
89 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 89 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 1
1 1
2 0
3 5
4 0
5 68
6 0
7 42
8 0
9 4
10 2
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 2
17 0
18 3
19 2
20 0
21 0
22 1
23 0
24 3
25 0
26 0
27 1
28 0
29 1
30 28
31 0
32 0
33 2
34 0
35 0
36 0
37 15
38 30
39 0
40 0
41 1
42 0
43 0
44 0
45 5
46 0
47 0
48 0
49 1

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 7
1 2
2 0
3 5
4 5
5 2
6 5
7 0
8 0
9 2
10 0
11 18
12 10
13 1
14 1
15 1
16 46
17 27
18 1
19 1
20 1
21 78
22 0
23 9
24 9
25 0
26 3
27 3
28 28
29 1
30 0
31 0
32 1
33 0
34 2
35 0
36 8
37 2
38 0
39 16
40 5
41 1
42 36
43 1
44 0
45 30
46 0
47 3
48 3
49 9
50 5
51 0
52 4
53 0
54 83
55 0
56 0
57 0
58 1
59 1
60 0
61 0
62 2
63 0
64 9
65 2
66 1
67 1
68 1
69 1
70 8
71 11
72 3
73 2
74 0
75 48
76 52
77 89
78 1
79 21
80 0
81 2
82 24
83 0
84 40
85 0
86 1
87 67
88 0
89 2
90 1
91 165
92 93
93 2
94 79
95 19
96 0
97 3
98 9
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 158
1 5
2 38
3 20
4 8
5 2
6 355
7 1
8 0
9 4
10 11
11 8
12 112
13 159
14 17
15 4
16 2
17 21
18 3
19 9
20 6
21 24
22 4
23 1
24 62
25 163
26 5
27 2
28 85
29 3
30 12
31 8
32 111
33 69
34 132
35 8
36 10
37 5
38 3
39 14
40 2
41 5
42 155
43 92
44 8
45 5
46 9
47 13
48 23
49 3
50 79
51 312
52 2
53 4
54 0
55 1
56 9
57 1
58 10
59 119
60 2
61 18
62 7
63 1
64 6
65 26
66 2
67 2
68 4
69 0
70 5
71 6
72 8
73 2
74 2
75 9
76 9
77 3
78 4
79 2
80 3
81 638
82 59
83 47
84 20
85 5
86 8
87 12
88 0
89 115
90 36
91 7
92 0
93 4
94 6
95 14
96 13
97 4
98 0
99 1
100 92
101 3
102 165
103 2
104 17
105 3
106 1
107 9
108 1
109 17
110 44
111 43
112 28
113 15
114 35
115 8
116 14
117 7
118 6
119 25
120 7
121 81
122 16
123 83
124 28
125 89
126 5
127 21
128 1
129 54
130 7
131 232
132 3
133 33
134 4
135 11
136 63
137 29
138 6
139 9
140 16
141 3
142 86
143 72
144 0
145 1
146 0
147 6
148 4
149 0
150 5
151 14
152 118
153 6
154 14
155 12
156 57
157 14
158 1
159 17
160 17
161 7
162 4
163 1
164 22
165 0
166 32
167 25
168 34
169 21
170 4
171 9
172 1
173 29
174 3
175 200
176 3
177 35
178 6
179 40
180 12
181 3
182 23
183 165
184 22
185 14
186 3
187 9
188 4
189 17
190 4
191 3
192 5
193 20
194 5
195 90
196 114
197 3
198 11
199 7