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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
171
eine Stunde lang zwischen Moscheeen und Werkstätten hin. In ihr
tvohnte S a u l n s , als er von An anias bekehrt ward. Durch Oliven-,
Maulbeer- und riesige Aprikosengärten kommt man zum Kirchhose der
Christen, wo Saulus durch die himmlische Erscheinung niedergeworfen
wurde. An dem vermauerten Stadttore sieht man noch das Fenster,
aus welchem Paulus herabgelassen wurde. Geht man an der Stadt-
mauer hin, so kommt man an das Haus des Ananias; in der Nähe
liegt in Olivengärten das Dorf Goba, wo Elisa den König Hazael
von Syrien krönte und Elias in einer Felsenkammer von den
Raben gespeist wurde. Außerdem zeigt man die Gräber N o a h s,
Abels und Seths.
Herrliche Landhäuser in morgenländischem Baustile sind wie ein
glänzender Goldgürtel um die Stadt gelagert. Über die iit der Sonne
glitzernden Mauern und Türme derselben ragen die Wipfel von Zypressen
und andern gewaltigen Bäumen hervor, welche sich anch im Innern
der Stadt noch über die Paläste erheben und alles mit ihrem saftigen,
dunkeln Grün überkleiden. Im Strahle der Sonne erglänzen die
unzählbaren Knppeln der Moscheeen und Paläste. Hinter der Stadt
breitet sich ein Horizont ans, grenzenlos wie das Meer und mit dem
Purpurrande des Feuerhimmels zusammenfließend, der noch feuriger
wird durch den Widerschein des Sandes aus der großen Wüste. Zur
Rechten türmen sich die breiten und hohen Bergrücken des A n t i-
libanon gleich ungeheueren Nebelwolken übereinander. Um die ganze
Stadt zieht sich ein Wald von Frnchtbänmen, die von Weinreben
durchflochten sind, welche mit ihren Gewinden die Feigen-, Aprikosen-,
Birnen- und Kirschbäume verbinden. Unter diesen Bäumen ist der
fruchtbare Boden reichlich mit Gerste, Korn, Mais und allen Hülsen-
früchten überdeckt. Überall blicken kleine, weiße Häuser aus dem grünen
Fruchtlande hervor, die Wohnungen der Gärtner und die Lusthauser
der Eigentümer. Bevölkert sind die Gärten mit Pferden, Schafen,
Kamelen und Turteltauben. Diese Gärten verbinden eine Vorstadt mit
der andern und bilden ein Netz von 20 bis 30 Stunden in der Runde
um Damaskus.
Die Straßen der Stadt sind breit und kahl, mit niedrigen Häusern
eingefaßt, deren Lehmwände kleine Türen und fast gar keine Fenster
haben. Aber im Innern dieser Hänser, d. h. nach dem Hose zu, zeigt
sich orientalischer Aufwand. Die Höfe, von Maulbeerbäumen beschattet
und vou Springbrunnen abgekühlt, sind mit Marmor und kostbaren
Steinen gepflastert, und die Hallen und Zimmer strotzen von Gold-
und Silberverzierungen in wahrhaft märchenhafter Pracht.
Besonders sehenswert sind die Bazars, lange Straßen mit hohen
Gerüsten bedeckt, zu deren beiden Seiten Buden, Schuppen, Magazine
und Kaffeehäuser sich hinziehen. Vor den Budeu sitzt der Verkäufer,
die Pseise im Munde, mit untergeschlagenen Füßen. Die Magazine
sind besonders mit indischen Stoffen angefüllt, welche über Bagdad
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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197
6. Schubrci.*
Schubra, ein Lustschloß des Vizekönigs von Ägypten, hat mich
nicht weniger als so viele andere Schöpfungen Mehe med Alis
überrascht; denn bisher sah ich noch nie einen orientalischen Garten,
der mehr als eine große Küchen- und Obstplantage gewesen wäre.
Hier fand ich eine Anlage, deren Besitz den König von England ent-
zückt haben würde, und die seine Gartenkünstler nicht um das mindeste
zierlicher anzulegen und zu erhalten vermocht hätten. Diese musterhafte
Ordnung macht im Orient, dem Lande des Schmutzes und des Verfalls,
einen doppelt angenehmen Eindruck, wobei freilich auch das für einen
Nordländer wohltuende Gefühl mit anzuschlagen ist, sich Ende Januar
in freier Luft von einem ununterbrochenen Blumen- und Blütenflor
umgeben zu sehen, der allein 3—4 Hektar Landes einnimmt. Und
welche Straße führt zu diesem Garten! Zuerst reitet man eine halbe
Stunde in den Anlagen Ibrahims hin. Dann gelangt man an eine
Feld- und Kleeflur, deren blendendes Grün von den üppigsten unserer
Wiesen nicht übertroffen werden kann. Mitten durch sie hindurch
führt eine sehr dicht gepflanzte Allee, welche in der Länge einer
Stunde keine einzige Lücke hat. Aus immergrünen Sykomoren und
einer dunkelblättrigen Akazienart bestehend, welche nur in der heißesten
Jahreszeit einige Wochen lang ihr Laub verliert, bildet sie mit ihren
ausgedehnten Kronen etil zusammenhängendes, von oben undurchdring-
liches Gewölbe von 10 bis 12 Meter Höhe, welches nur zwischen den
Stämmen der Bäume weit genug geöffnet ist, um einem fortwährenden
Wechsel der reizendsten Durchsichten Raum zu geben; denn links in
geringer Entfernung fließt der Nil, bald von Inseln unterbrochen, bald
über eine Viertelmeile breit, mit freiem Wasserspiegel in der Sonne
flimmernd. Seine diesseitigen Ufer sind mit Landhäusern der Großen
oder mit noch palastähnlicheren Fabrikgebäuden, zwischen Gärten und
Feldern liegend, locker eingefaßt; die jenseitigen entfalten, vor der
sanft wellenförmigen Hügelreihe der Wüste, abwechselnd Palmenwälder
oder mit reicher Vegetation umgebene Dörfer, die wie zierliche Bouquets
auf dem gelben Sande ausgestreut liegen. Alles erscheint idyllisch;
nur im Hintergrunde ragen die ewigen Spitzen der Pyramiden, hoch
alles übrige beherrschend, geheimnisvoll aus den Wipfeln. Rechts der
Straße ziehen sich die glatten, vom Winde zusammengewehten und
häufig ihre Form ändernden Sandberge der andern Seite der Wüste
hin; aber mit dem breiten Rande der Oliven- und Obstpslanzungen,
der vor ihnen liegt, und in dem viele einzelne freundliche Wohnungen
verteilt sind, zeigt die Wüste auch von dieser Seite nur ihren roman-
tischen, nicht ihren öden Charakter. Dazu ist die Landschaft den ganzen
^ag über lebendig, und wie in der Stadt, wird man auch hier stets
* H. v. Piickler-Muskau.
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Extrahierte Personennamen: Schubrci Schubra
Extrahierte Ortsnamen: Alis England Orient Ibrahims
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206
die Menge der Tore; noch heute fällt sie dem Fremden aus, und sie
ist wohl Veranlassung gewesen, daß die Griechen Theben die „Hundert-
torige" nannten. Man hat aber bei diesem Beinamen an die Ein-
gänge der großen öffentlichen Bauten, nicht an Stadttore zu denken.
Überraschend ist die Ausschmückung der Wände. Jede Hand breit
des härtesten Steins ist mit Reliefs (bei Bildhauern erhabene Arbeit,
die frei aus einer Fläche hervortritt), Hieroglyphen und bildnerischen
Darstellungen bedeckt. — Auf dem jenseitigen Ufer des Nil lag die
große Totenstadt, so groß wie die Stadt der Lebenden selbst; sie er-
streckt sich von dem Flusse bis zum Rande der Wüste, über eine halbe
Stunde breit und drei Stunden lang. Grab liegt an Grab, alle ge-
öffnet und jetzt leer, viele dienen den Fcllahs als Wohnstätte. Es ist
fast gefährlich, hier zu reiten; die Gruben find entweder gar nicht oder
nur flüchtig wieder zugeschüttet. — Die gutmütige Bevölkerung kam
aus ihren Hütten heraus und bot alle möglichen ägyptischen Fundstücke
zum Verkauf. Männer und Knaben gingen häufig ganz nackt; alle
waren schöne magere elastische Gestalten.
Von dem großeil Teinpel, den wir besuchten, ist nur noch wenig
vorhanden: eine noch im buntesten Farbenglanz prangende Wand ist
aber von hohem wissenschaftlichen Interesse. In einem Winkel zwischen
zwei Säulenresten lag ein ganzer Hausen von Mumienresten: Schädel,
Beine, Füße, Hände. Die Fellahs benutzen die Mumien häufig als
Brennholz. — Der Tempel liegt inmitten eines großen mächtigen,
stusenweise aufsteigenden Halbkreises, der iu den Felsenabhang der Wüste
gebrochen ist, auf halber Höhe des Berges.
Die Sonne begann zu sinken, ehe wir unseren Heimweg antraten.
Der Blick von der Höhe des Berges herab auf das mächtige öde Toten-
feld, auf den Nil, umsäumt von einem grünen Streifen üppigen Landes
und Gruppen hoher Palmen, auf die Ruinen von Lnxor und Karnak,
endlich auf die Kette der Berge, die deu westlichen Horizont begrenzten,
war in der duftigen Abendbeleuchtung unvergleichlich schön.
Am folgenden Morgen früh V26 Uhr brachen wir zunächst auf
nach den Königsgräbern. Der Weg führte wieder über das Totenfeld
bis an den Rand des Wüstengebirges, dann in dieses hinein durch ein
enges, wildes, jeder Spur von Pflanzen leeres Felsental. Gewiß hat
in alter Zeit ein breiter, schöner Weg vom Nil hierher in die Wildnis
geführt, auf dem in feierlicher Prozession die Leichen der Pharaoneil
den Grüften zugetragen wurden.
Wir besuchten die Gräber dreier Könige. Mit unendlichem Fleiße
sind im gewachsenen Stein Treppen, Gemächer, Gänge ausgehauen,
und wieder sind alle Wände und Decken mit hieroglyphischer Schrift
oder mit Bildwerken bedeckt, fast immer in vertiefter oder erhabener
Arbeit, hierauf bemalt. — Auf steilem, engem Pfade stiegen wir zu
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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42. Gin Cag auf den ßochebenen von Peru.*
Der Morgen war im Erwachen. Die Sonne begann die mit
ewigem Schnee bedeckten Häupter des Gebirges leicht zu röten, und
durch die rußige Öffnung im Dache, welche als Rauchfang in der
schlechten Schäferhütte diente, drangen die spärlichen Lichter des an-
brechenden Tages ins Innere. Ich verließ mein trauriges Lager, hob
das Kuhfell vor der Türöffnung auf und kroch hinaus, um nach
meinem Maultier zu sehen und es zur Weiterreise zu satteln. Mit
einem dankbaren Gefühle für den Schutz der vergangenen Nacht verließ
ich die erbärmliche Hütte und suchte trockenen Fußes durch den Morast
zu kommen, der sie umgab. Zitternd vor Froste stand mit gesenktem
Kopf und eingefallenen Weichen mein treffliches Tier in der Nähe an
einen Stein gebunden. Ich sattelte es mit froststeifen Händen und legte
die Quersäcke über, in denen sich auf der einen Seite mein Mundvorrat,
auf der andern Seite eine kleine Sammlung ausgestopfter Vögel befand,
die ich an den vorhergehenden Tagen geschossen hatte. Mein indianischer
Hauswirt reichte mir die Flinte, ich bot ihm mit etwas kleiner Münze
und einigen Papierzigarren mein Gastgeschenk, fragte nach dem Wege
und ritt mit einem dankbaren und freundlichen „Gott schütze Euch!"
weg, während er mir halb gleichgültig, halb neugierig nachschaute und
dann wieder mit seinen Hunden in die Hütte kroch.
Ein dichter, schwerer Nebel bedeckte die ganze Gegend und ver-
schmolz mit dem über Nacht reichlich gefallenen Schnee in ein ein-
förmiges Weiß. Mein Weg führte mich bei einer alten Indianerin
vorbei, die ihre Schafe zur Weide trieb; blökend zog die Herde
ihr voran und ließ eine tiefe Furche im Schnee zurück; ungeduldig
harrten sie, daß die siegreiche Sonne den Nebel durchbreche und die
unwillkommene Decke von ihrem spärlichen Futter wegziehe. Etwas
höher traf ich den verwilderten Sohn jener Schafhirtin, emsig be-
schäftigt, mit seinem Hunde Rebhühner zu fangen, um sie des Sonntags
im nächsten Dorfe für eine Kleinigkeit zu verkaufen. Auf schlechtem
Pfade ritt ich die sanfte Abdachung der Höhe hinan. Sümpfe oder
Felsen, die nicht zu übersteigen waren, nötigten mich oft zu großen
Umwegen. Mehrere Stunden waren verflossen, als endlich die Sonne
den Nebel zerteilte, und vor ihrem brennenden Strahl war in wenigen
Augenblicken der Nebel verschwunden. Mit neuer Kraft durchdrungen,
suchte ich mich auf der menschenleeren Höhe zurecht zu finden. Ich
hatte eine Hochebene von fast 4400 Meter über dem Meere erreicht.
Von beiden Seiten starrten mich die beeisten Zacken des Gebirges
an, aus denen einzelne Pyramiden riesenhaft zum Himmel empor-
strebten. Hinter mir lagen tiefer und tiefer die schwarzdunkeln Täler
der niedrigeren Bergregion mit kaum erkennbaren Jndianerdörfern
und verschmolzen in unabsehbarer Ferne mit dem Saume des
* von Tschudi
Geogr. Bilder. Ii.» 17te Aufl. oq
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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mehrere gestickte Umformen und andere Kleidungsstücke besitzt. Die
Vornehmen, welche bei unserer Audienz alle aus dem Fußboden Platz
genommen hatten, waren in einem noch sonderbareren Anzüge; denn
die schwarzen Fracks auf dem bloßen Leibe nehmen sich höchst lächer-
lich aus. Dazu kommt, daß sie ihnen selten passen. Dem einen Mi-
nister saß die Taille hoch auf dem Rücken; nur mit der größten Ge-
walt war der Rock zusammengezogen. Er schwitzte in seinem engen
Staate, und man sah ihm sein Elend an; aber die Mode erlaubt ihm
nicht, sich von dieser Last zu befreien." Der König versprach den
Russen, ihnen die verlangten Lebensmittel unentgeltlich zu geben, und
bewirtete sie sehr gastfrei. „Wir konnten uns keinen angenehmeren
und zuvorkommenderen Wirt wünschen. Eine seiner Frauen spazierte
bei unserem Hause vorbei und wünschte mir durch die Tür einen
freundlichen guteu Tag, durfte aber nicht hineintreten, da dies des
Königs Speisehaus war. Mit des Königs Erlaubnis machten wir
mit einem hier wohnenden Engländer einen Spaziergang, wobei uns
süns nackte Soldaten als Ehrenwache mitgegeben wurden. Wir be-
suchten die Königin Kahnmanna, fanden bei ihr auch die beiden
anderen Frauen des Königs, und wurden von allen freundschaftlich em-
vfangen. Ihr Haus war sehr niedlich gebaut. Die Diele, auf welcher
die drei Fraueu nach asiatischer Sitte Platz genommen hatten, war mit
feinen, hübsch gearbeiteten Matten bedeckt, sie selbst waren gehüllt m
die feinsten hiesigen Zeuge. Kahumanna saß in der Mitte, an ihren
beiden Seiten die anderen Frauen, und ich erhielt die ehrende Ein-
ladung, mich ihnen gegenüber aus die Diele zu setzen. Es wurden
Wassermelonen gebracht, und Kahumanna war so artig, selbst eine zu
zerschneiden und mir ein Stück davon zu reichen. Die Hauptbeschäftigung
der Frauen besteht in — Tabakrauchen, sich das Haar auskämmen, mit
einem Fächer die Fliegen vertreiben zu lassen, und im Essen. Vor der
Tür saß auf einer Matte die Tochter des Königs, ein ziemlich hübsches
Mädchen; hinter ihr stand ein kleiner Negerknabe, der ihr einen seidenen
Schirm über den Kopf hielt, um sie vor den Sonnenstrahlen zu schützen;
ein paar audere Knaben verscheuchten mit roten Federbüschen die Fliegen
aus ihrer Nähe. Die ganze Gruppe nahm sich niedlich aus. Zu
Mittag kehrten wir nach Tamahmahs Wohnung zurück, und waren
überrascht, am Ufer 20 bis 22 Meter lange Lastboote, ganz nach
europäischer Art gebaut, zu sehen, die dazu gebraucht werden. Lebens-
mittel von einer Insel zur anderen zu bringen. Tamahmah führte
uns in ein niedliches, dicht neben dem Morai gebautes Häuschen, wo der
Tisch nach europäischer Art schon gedeckt stand. Die Tafel war nur
für uns Europäer gedeckt, und der König und feine Minister genossen
nichts, weil, wie er sagte, das Schweinefleisch heute für sie tabuh sei.
Das Schwein, welches aus einem Palmzweige in der Mitte des Tisches
lag. ward von einem der Minister nnter verschiedenen Zeremonieen
zerlegt, und außer dieser Speise bewirtete man uns mit süßen Ba-
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
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350
Ist das Meer ganz mit Eis bedeckt, so können sie das Gewehr
gar nicht mehr benutzen, sie müssen zu den Atemlöchern gehen, welche
die Seehunde den ganzen Winter über offen halten, um sie, sobald sie
austauchen, zu harpunieren.
Um diese Jahreszeit regt sich auch wieder die Reiselust der Eski-
mos; Schlitten fliegen von einer Ansiedelung zur andern; Freunde und
Verwandte besuchen sich, und ein lebhafter Tauschhandel beginnt mit
den Walfischsängerstationen.
Zu gleicher Zeit begann auck ich zu reisen, und da ich bald in
dieser, bald in jener Ansiedelung lebte, hatte ich Gelegenheit, die
Lebensweise und den Charakter der Leute recht gründlich
kennen zu lernen. In jeder Ansiedelung hatte ich einen ,Gastfreund',
in dessen Hause ich zu wohnen Pflegte, wenn ich dort war, und meist
ist ein Weißer ein gern gesehener Gast, da er frischen Vorrat an Tabak
und Brot zu bringen Pflegt.
Wenn im Mai die Strahlen der Sonne größere Kraft erlangen,
pflegen die Seehunde vielfach auf dem Eise zu liegen, um sich in der
Sonne zu wärmen. Dann sucht der Eskimo wieder sein Gewehr her-
vor. Vorsichtig nähert er sich seinem Opfer, das oft scheu um sich
sieht. Er legt sich aus das Eis nieder und ahmt die Bewegungen
des Seehundes nach, der sich auch wirklich täuschen läßt. Ist er ihm
endlich nahe genug gekommen, so streckt ein wohlgezielter Schuß den
Seehund nieder. Da ein Mann bei dieser Jagdweise viele Tiere an
einem Tage fangen kann, so haben sie dann eine gute Zeit. Kein
Hunger und keine Sorge drückt sie, und bald naht auch der Sommer,
die goldene Zeit, in der es einen Reichtum an Vögeln, Eiern, Lachsen,
Renntieren, Seehunden und Walrossen gibt, der Sommer mit seinen
farbenprächtigen Blumen, den rauschenden Flüssen, der das Meer von
den Fesseln des Eises befreit und den auch der Eskimo liebt, dessen
Schönheit auch er in Liedern preist.
So schließt sich der Kreis des Jahres für dieses bedürfnislose, in
den beschränktesten Verhältnissen zufriedene Volk, desfen Gastlichkeit und
unverwüstliche Heiterkeit ich während meines Lebens unter ihnen schätzen
und lieben lernte."
Ende Dezember 1899 ist ein bisher unbekannter Eskimostamm
auf Southamton-Jsland, einer einsamen Insel im nördlichen
Teil der H u d s o n s b a i, entdeckt. Er ist Jahrhunderte lang nicht mit
andern Menschen in Verbindung gekommen. Diese Eskimos befinden
sich noch in der Steinzeit; sie kennen keine Metalle.
4. Die Indianer.*
Man mag annehmen, daß die Menschen von einem oder daß sie
von verschiedenen Paaren abstammen, gewiß sind die Indianer von
* Die Vereinigten Staaten von Nordamerika. Von Fr. Raumer. Leipzig, Brockhaus
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San]]
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
373
einmal seine Kraft; kalter Schweiß bedeckte seine Stirn; noch nie schien
ihm der schrecklichste Tod so nahe; doch diesem Entscheidungspunkt folgt
ein Anfall leidenschaftlicher Ermannung. Mit einer Art Wut kroch er
weiter, und als er sich um den Vorsprung einer Felsenwand drehte,
welcher er stundenlang gefolgt war, bot sich der glänzende Morgen-
ftern seinen Blicken dar; er war am Eingange der Höhle und sah sich
so unerwartet gerettet.
13. Ein Ccig in der Prciirie»*
Leise öffnete ich die Tür, um zum drittenmal in Texas' Prairieen
den Morgen zu begrüßen. Noch schlief alles fest in dem Blockhause
des Herrenhofes, der, von zwanzig Hütten der Lohnarbeiter umlagert,
au dem Saume einer Baumgruppe stand. Breite Blätter- und Flaschen-
kürbisse rankten an den Reisigwünden der Hütten in die Höhe; Schling-
pflanzen mit ihren bunten Blnmenglöckchen bedeckten die Dächer wie
mit einem Netze; traulich schaute die Weinrebe in die offenen Fenster
der Schlafgemächer, reichlich bedeckt mit Tautropfen, die wie Tränen
vor den Augen perlten. Wenige Schritte — und vor mir lag in un-
absehbarer Weite ein unermeßlicher Ozean von Gräsern, der im leisen
Hauch des Morgenwindes wogte und seine grünen Wellen in weiter
Ferne mit dem Blau des Himmels mischte. Ohne die mindeste Er-
höhung oder Senkung lag die weite Ebene da, mit den zartesten, feinsten
Gräsern überwachsen, so frisch und rein, als wären sie erst aus der
Hand des ewigen Werkmeisters hervorgegangen. Alles war so still und
feierlich, wie am ersten Schöpfungsmorgen, den Geist der Einsamkeit
seufzte die ganze Ebene. Als aber die Sonne aus den grünen Wogen
des Grasmeeres mit unbeschreiblicher Majestät emporstieg, da blickten
tausend und aber tausend Augen des reinsten Taues feurig zum wölken-
losen blauen Himmelsdome aus. Lange hatte ich dagestanden, bis es
lebendig in dem mit einer Kaktushecke umzäumten Hofe des Blockhauses
wurde. Als ich zurückkehrte, war mein Pferd schon gesattelt, ein zweites
wurde eben von einem Diener des Hauses, der mich auf meiner Fahrt
in das Grasmeer begleiten sollte, aus dem Stalle geführt. Nachdem
mein freundlicher Wirt mir noch einen Morgenimbiß verabreicht, mich
mit Fleisch und gezuckertem Maisbrot versehen, stieg ich zu Pferde und
nahm die Flinte nebst einem Kompaß zu mir, ohne welchen selbst die
Pflanzer nicht in die Prairie gehen; denn da diese Hügel- und berglos
ist, so hat der Verirrte auch nicht das geringste Wahrzeichen. So aus-
gerüstet, wünschten mir alle Bewohner des Hauses, die sich nach und
nach versammelt, eine glückliche Reise und gaben mir außer manchen
Vorsichtsmaßregeln noch vielerlei Aufträge an meinen Freund, den ich
heute noch zu umarmen gedachte, und dessen Wohnung, obgleich eine
Tagereise entfernt, doch die nächste in dieser menschenleeren Gegend
' Gude.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung]]
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Inhalt: Zeit: Geographie
31
ihren Hütten und Häusern eingeschlossen, von bettelt sie sich selten
und nur, wenn sie dazu genöthigt siitd, entfernen. Klafterhoch liegt
der blendend weiße, hart gefrorne Schnee, welcher alle kleineren
Unebenheiten des Bodens gleich inacht und so fest ist, daß man,
fast ohne eine Spur darin zurückzulassen, über ihn weggehen kann.
Die niedrig stehende Sonne hat eine rothe Farbe, und wenn sie
unter dem Horizonte steht, verbreiten doch der Schnee und die
Sterne in den langen Nächten, selbst wenn kein Mottdschein ist und ,
kein Nordlicht den Himmel röthet, solche Helle, daß man glaubett
könnte, es sei Däutmerung, und matt im Stande ist,^Gegenstände in
beträchtlicher Entfernung zu unterscheiden, ja grobe Lchrift zu lesen.
Im nördlichen Theile Mittel-Europa's ist ebenfalls die Natur in
dicken Schneemantel gehüllt, und die blattlosen, weißstämmigen Birken,
die dunkeln, hoch mit Schnee überdeckten Nadelhölzer, die von Schnee-
und Eiskrystallen flimmernden Buchen und Eichen, und die jetzt
ihrer Blätter beraubten übrigen Laubhölzer ragen aus der Schnee-
fläche, welche alles -niedrige Gebüsch und Gesträuch überdeckt hat,
hervor. Das Wild kotnmt aus den dichten Waldungen, und nähert
sich den menschlichen Wohttungen. In die Gärten, oft über die
unter Schnee begrabenen Zäune und Gehege hinweg, kommen die
Hasen, dem unter dem Schttee verborgenen Kohl nachspürend, Füchse
und Wölfe umschleichett die Dorfschaften, dem Geflügel und den
Hausthierett nachstellend, Krähen und Rabett lauern von Bäumen
und Gebäuden herab auf Nahrung, und die Goldammern und Sper-
linge suchen ganz in der Nähe der Häuser und Ställe, auf beit
Straßen und den dampfenden Düngerhaufen itach Futter. Röthlich
weiße Rauchsäulen steigen aus den Schornsteinen lothrecht in die
Luft, und der Hauch der Menschen zieht als grauer Rauch vom
Gesichte weg, oder setzt sich als Reif an Haare und Kopfbekleidung.
See'n und Flüsse, welche im Sommer die an ihren Seiten woh-
nenden Menschen trennten, sind nun mit so dickem Eise bedeckt, daß
schwer beladene Schlitteit und Wagen sicher über sie hinfahren, und
sie bilden dann in diesen Ländern, welche an gebauten Straßen so
artn sind-, vortreffliche Wege.
Im südlichen Theile Mittel-Europa's, in den vor den kalten Ost-
tvinden geschützten Ländern, fällt zwar auch Schnee, welcher auf
den Gebirgen eine beträchtliche Höhe erreicht, in den ebenen und
tieferen Strichen ist er aber von keiner langen Dauer. Nur die
langsamer fließenden Gewässer bedecken sich, und das auf nicht lange
Zeit, mit Eis. Der Schnee schmilzt öfter tveg und kehrt wieder,
und wenn auf eingetretenes Thauwetter plötzlich tvieder Frost folgt,
wird die Oberfläche mit Eis (Glatteis) überzogen, tvelches aber bald
tvieder entweder durch neu eintretendes Thauwetter, oder wiederum
fallenden Schnee beseitigt tvird.
Im südlichen Europa werden nur die hohen Gebirge beschneit
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
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10. Die Köhler und die Vogelsteller des Brockens.
Rings um den Brocken herum finden sich Meiler, in denen die
Kohlen gebrannt werden. J>n Innern der Meiler brennen Holz-
stöße, welche mit vieler Kunst aufgethürmt und mit einer Decke von
Zweigen und Erde umhüllt sind, daß das Ganze eine große, hohe
Halbkugel bildet. In der Decke sind Löcher angebracht, aus denen
der Rauch in die Höhe steigt. Durch das Schließen und Oeffnen
dieser Löcher wird das unsichtbar fortbrennende Feuer in regel-
mäßigem .Zuge erhalten. Nach wochenlangem Brennen stürzt der
Berg zusammen; das Holz aber ist alsdann in eine glänzende Kohle
verwandelt und wird nun nach den Hochöfen der Eisenhütten und
nach den Werkstätten der Schmiedemeister gefahren. Die Leute,
welche das Meilergeschäft betreiben, heißen Köhler. Das Leben der-
selben ist ähnlich dem der Sennhirten. Ist der Schnee in den Bergen
geschmolzen, so ziehen sie mit ihren zweiräderigen Kohlenkarren fort
von Weib und Kind und kehren erst kurz vor Anbruch des Winters
wieder heim. Sie sind unter allen Harzbewohnern diejenigen, welche
am längsten im Walde verweilen.
Der Köhlermeister hat, wie der Sennhirt, seine Handbuben, die
ihn bei der Arbeit unterstützen; auch Glocken klingen beständig um
ihn; es sind die Glocken seiner Pferde, die das Holz auf Schlitten
über Moos und Gras aus dem Walde herbeischaffen. Diejenigen
seiner Leute, welche den Schlitten zu laden und das Holz zum Meiler
zu fahren haben, heißen Schlittner. Die erste Arbeit, welche nach
der Ankunft im Walde vorgenommen wird, ist der Aufbau einer Hütte,
welche sie die Köthe nennen. Sie ist einfach genug und bald gemacht.
Junge Tannenstämme werden mit den Spitzen zusammengestellt und
alsdann mit Baumrinde ganz überkleidet. Eine einzige Oeffnung
vertritt Thür und Fenster. In der Mitte ist die Feuerstelle, über
welcher an einem eisernen Haken ein Kessel hängt. In die Zelt-
stangen sind Pflöcke geschlagen; an diese werden Beutel mit Salz,
Zwiebeln u. dgl., so wie auch Kleidungsstücke gehängt. Einige höl-
zerne Kisten, Laden genannt, nehmen Brot, Kartoffeln, Wurst,
Mehl u. dgl. auf. Die Lagerstätte besteht aus breiten Bänken, von
dünnen Baumzweigen zusammengefügt, auf denen Moos und Moos-
säcke statt der Federbetten liegen. Jede Woche, gewöhnlich Mitt-
wochs oder Sonnabends, kommen die Frauen der Köhler, um die
nothwendigsten Lebensmittel zu bringen. Abends wird die beliebte
Scheibensuppe gekocht. Man schneidet nämlich Brotscheiben in einen
Napf, gießt kochendes Wasser darauf, thut etwas Butter, viel Salz
und Kümmel daran, und die Suppe ist fertig. Ist einer von der
Gesellschaft noch im Walde beschäftigt, so wird ihm ein Zeichen
durch einen hölzernen Hammer gegeben, mit welchem auf ein glattes
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
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und gegen 20,000 Kühe und 12,000 Ziegen halten. Diese Bauden
sind von Holz, auf einer steinernen Grundlage erbaut, welche eine
Klafter hoch über den Boden hervorragt. Der Eingang ist durch
das überhängende Dach vor dem Wetter geschützt; die Wohnstube,
mit einem großen Kachelofen, einigen Tischen und Bänken ausgestattet,
ist geräumig, daneben eine Kammer, und gegenüber, durch Hausflur
und Küche getrennt, befindet sich der Stall. Das Dach ist mit Schin-
deln bedeckt und reicht bei den an Bergabhängen stehenden Bauden an
der Hinterseite bis auf den Boden hinab; unter demselben ist der
Futtervorrath und zuweilen die Schlafstelle für einen Theil der Familie
oder der Gäste. Der Reisende findet darin eine gute Herberge.
Im Frühjahre ist das Viehaustreiben, im Sommer die Wan-
derung auf die Waldweide die Freude und Belustigung der Be-
wohner dieser einsamen Berghütten und Dörfer am Fuße des Ge-
birges. Ilm Johannis wird gewöhnlich das Vieh aus den Ställen
»zu Berge getrieben«. Beim Schalle langer, hölzerner Schalmeien,
Hellahörner genannt, bei fröhlichem Gesänge und dem Geläute
der Glocken, deren jedes Rind eine an einem verzierten Bügel am
Halse trägt, treibt man die blökenden Heerden zwischen Fichten und
Tannen zu den Sommerbauden in das Hochgebirge, welches nun
14 bis 15 Wochen lang von diesen fröhlichen Tönen wiederhallt.
Das ist die Zeit der Ernte: da wird Butter und Käse viel gemacht
für den eigenen Bedarf und für auswärtigen Absatz; vorzüglich lobt
man die runden Kräuterkäse (Koppenkäse), denen ein gewürztes Pul-
ver von Majoran, Thymian, Bergsalbei, Bergmünze, Steinklee und
Schafgarbe beigemischt ist.
Ein stets schneereicher Winter, welcher vom October bis in den
Mai dauert, verkürzt die Frühlings- und Herbstzeit auf wenige
Wochen, wie in den Gegenden des hohen Nordens. Der Herbst selbst
beginnt mit Frösten, welche auf den Gebirgsrücken meistens von
Schneegestöber begleitet sind, während derselbe im Flachlande noch von
feuchter, regnerischer Beschaffenheit ist. Auf den höchsten Gebirgs-
rücken schmilzt dann gewöhnlich der Schnee nicht mehr, und nur
aus den niedern Abhängen und in den Thälern herrscht vor dem
gänzlichen Einwintern noch einige Wochen der Wechsel von Frost und
Thauwetter. Die angehäufte Schneemasse, gewöhnlich die Höhe einer
Klafter übersteigend, setzt dann die Baudner oft Wochen, ja Monate
lang aus aller Verbindung mit den Thalbewohnern und macht den
Verkehr schwierig, selbst lebensgefährlich. Oft müssen die Bewohner
den Ein- und Ausgang durch die Dachluken oder den Schornstein
suchen, die Richtung der gewöhnlichen Wege durch aufgesteckte lange
Stangen bezeichnen und, falls ein Sterbefall in der Familie eintritt,
die Leichen so lange im Schnee aufbewahren, bis das Thauwetter es
ihnen erlaubt, sie hinab auf den Kirchhof ihres Ortes zu bringen.
Diese großen Schneemassen verursachen aber auch hier, wie in allen
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
TM Hauptwörter (200): [T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus]]