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ist erfüllt mit einzelnen Berghaufen, so mit dem Musenberg, dem Parnaß und dem kräuterreichen Helikon. Im Südost läuft es in die Halbinsel Attika aus. Diese ist bergig und spärlich bewässert, zeigt aber mit geringer Ausnahme ergiebiges Weideland und gesegnete Olivenwälder. Südwärts von Hellas liegt der Peloponnes, durch den Busen von Leponto von jenem getrennt und durch die Landenge von Korinth mit ihm verbunden. Die Mitte hiervon nimmt das Hochland Arkadien ein, wo die größte Anmuth herrscht. Viele griechische Thäler waren im Alterthum wegen ihrer Anmuth und Fruchtbarkeit ausgezeichnet; ein ewig heiterer Himmel wölbt sich über denselben und beglückte die lebensfrohe Bevölkerung. Das Thal Temp e galt für die erhabenste, paradiesische Natur, welche je von den Göttern sterblichen Menschen zum Wohnplatz angewiesen worden. Das hellenische Land vereinigt überhaupt die beiden Elemente, die der Menschen Kräfte wecken und spannen, Berg und Meer, in vortheilhafter Weise.
Schon in alter Zeit bestand Griechenland aus drei Theilen: aus Nordgriechenland, Mittelgriechenland oder Hellas und Peloponnes. Nordgriechenland umfaßt Thessalien und Epirus; Mittelgriechenland (jetzt Livadien) Akarnanien, Aetolien, Lo-kris, Ph ocis, Doris, Böotien, Attika und Megaris; Peloponnes (jetzt Morea) Arkadien, Lakonien, Messenien, Elis, Achaja, Sicyon, Korinth und Argolis.
Zwischen Griechenland und Kleinasien, im Archipel liegen Euböa und die Cykladen, südlich Kreta, westlich die jonischen Inseln. Im Norden von Griechenland Jllyrien, Macedonien und Thracien. Die Griechen hatten zahlreiche Niederlassungen an den Küsten des Mittelmeeres, namentlich in Kleinasien (Smyrna, Ephesus, Milet) und den nahe gelegenen Inseln Lesbos, Chios, Samos, Rhodus u. s. w.; am schwarzen Meere, in Thracien: Byzanz (später Konstantinopel); Unteritalien war mit griechischen Pflanzorten fo besetzt, daß es davon den Namen Großgriechenland erhielt; auch in Sicilien herrschten die griechischen Einwanderer vor (Syrakus).
Die ältesten Bewohner Griechenlands waren aus Asien eingewandert und hießen Pelasger. Sie trieben Ackerbau und führten aus Steinblöcken, ohne allen Mörtel ungeheure Bauten auf, die Cyklopenmauern genannt wurden. Die Religion der Pelasger war einfach. Sie verehrten den Zeus oder Jupiter, welcher zu Dodona Orakel ertheilte. Hier lauschten Priester dem Rauschen sturmbewegter Eichen, dem Rieseln klarer Quellen oder dem Klange durch den Wind zusammengeschlagener Becken. Aus solchen Zeichen deuteten sie die Zukunft. Die Pelasger wurden später durch die Hellenen verdrängt. Ihre Nachkommen schieden sich in vier Hauptstämme: Aeolier, Dorier, Ionier und Achäer. Zu diesen
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sagte, war bei diesem scheinbaren Müßiggänge sein Zweck Und
darauf verstand er sich vortrefflich.
Auf die leichteste und einfachste Weise verstand es der werfe Mann die Wahrheit seinen Schülern einleuchtend zu machen. So belehrte er den jungen Alcibiad es, als dieser große Schüchternheit verrieth, künftig vor dem Volke als Redner aufzutreten, sollender Art: «Würdest du dich wohl fürchten, vor einem Schuster zu reden?« - »O nein!« — »Oder könnte dich ein Kupferschmied verlegen machen?« — »Gewiß nicht!« - »Aber vor einem Kaufmann würdest du erschrecken!« — »Eben so wenig!« — »Nun «ehe « — fuhr er fort — »aus solchen Leuten besteht das ganze athenische Volk. Du fürchtest die einzelnen nicht, warum wolltest du sie versammelt fürchten?«
So hatte er täglich einen Kreis wißbegieriger Jünglinge um sich ' versammelt, aus denen spater die berühmtesten Männer wurden. Der Ruhm des Sokrates selbst verbreitete sich so weit, daß die Priester zu Delphi ihn für den Weisesten der Menschen erklärten.
Es war vorauszusehen, daß sich Sokrates durch seine ausgezeichnete Weisheit und Tugend bei dem großen Haufen seiner verdorbenen Mitbürger Haß und Neid zuziehen mußte. Sie verläum-deten ihn und suchten ihn in der Stadt lächerlich zu machen. Und als ihnen alles dies nichts half, verklagten sie ihn öffentlich. Sie beschuldigten ihn, er glaube an die Götter seiner Vaterstadt nicht und verderbe durch seine Lehre die Jugend; er müsse also getödtet werden. Sokrates, bereits ein Greis von 70 Jahren, fand es seiner unwürdig, sich gegen solche Anklagen weitläufig zu vertheidigen Er wies auf sein öffentliches Leben hin; er versicherte, ihm habe seit 30 Jahren nichts mehr am Herzen gelegen, als seine Mitbürger tugendhafter und glücklicher zu machen, und hiezu habe er einen göttlichen Beruf in sich gefühlt. Eine solche freimüthige Vertheidigung erbitterte die Richter; denn sie hatten erwartet, er würde, wie andere Verbrecher, durch eine lange Rede unter Bitten und Thränen um Begnadigung flehen. Sie schickten ihn deshalb vorläufig in's Gefängniß. Hier brachte ihm einer seiner Freunde, Lysias, eine sehr schön ausgearbeitete Vertheidigungsrede; die sollte er halten. Sokrates las sie und fand sie schön. »Aber«, — sagte er, — »brächtest du mir weiche und prächtige Socken, ich würde sie nicht tragen, weil ich es für unmöglich hatte.« Hiermit gab er ihm die Rede zurück.
In der nächsten Versammlung wurden die Stimmen über ihn gesammelt. Eine Mehrheit von drei Stimmen verurtheilte ihn zum Tode. Sokrates hörte sein Todesurtheil mit der größten Ruhe; nicht aber feine Schüler. Sie drängten sich mit Thränen in den
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ließ den künftigen Herrscher ahnen. Dazu hatte ihm die Natur eine große Kraft der Beredtsamkeit gegeben. Keiner konnte seinen Worten widerstehen, wenn er mit Begeisterung sprach.
Auf seinen Reisen beobachtete er Länder und Völker mit großer Aufmerksamkeit; über Alles, was er sah, dachte er nach, und so konnte es nicht fehlen, daß sein Geist Riesenschritte machte. Er hatte sich der Handlung gewidmet und führte von seinem 25. btö 40. Jahre die Geschäfte einer reichen Wittwe mit solcher Thätigkeit, daß sie ihn endlich heirathete, wodurch er ein reicher Mann wnrde. Aber die Bequemlichkeit des Lebens konnte seinen feurigen Geist nicht befriedigen. Wenn er mit großen Karawanen auf den Handelsstraßen hinzog, und die redseligen Reisegefährten schwatzten oder fröhliche Lieder sangen, ritt er schweigend, in tiefe Gedanken verloren, für sich allein, dachte über höhere Dinge, über Gott, Unsterblichkeit und Bestimmung des Menschen nach, und hörte und sah nicht, was um ihn herum vorging. »Die Menschen um dich herum«, so dachte er, »sind im düstern Aberglauben versunken. Wie, wenn du ihnen bessere Begriffe beibrächtest?« Zuerst dachte er an die jüdische Religion; aber die Juden waren damals schon eine verachtete Nation, und ihre Religion erschien ihm so engherzig, daß er kein Herz zu ihr fassen konnte. Auch die christliche Religion sprach ihn nicht an; denn ihren wahren Geist hatte er nicht gefaßt, weil er in den Handelsstädten Kleinasiens, wo er mit den Christen zusammengetroffen war, nur die Streitigkeiten der Parteien, nicht aber den Geist der Liebe, Milde und des Gottvertrauens kennen gelernt hatte. Aber jede dieser Religionen enthielt, wie ihm schien, manches Gute; dies wollte er sammeln, der Fassungskraft seiner Morgenländer anschaulich vorstellen, und so der Stifter einer neuen Religion werden. Dieser Gedanke entzückte ihn so. daß er nun für nichts anderes Sinn hatte. Er gab die Handelsgeschäfte auf, suchte die Einsamkeit, und da sich sein Geist in übersinnliche Grübeleien verlor, sein Körper aber wenig Nahrung erhielt, so war es kein Wunder, daß er manchmal seltsame Gestalten zu sehen glaubte. Endlich bildete er sich wirklich ein, was er so gern glaubte, daß Gott ihn zu seinem Propheten ausersehen habe, daß Engel zu ihm herabfliegen und ihm den Willen Gottes verkündigten. Jetzt war er 40 Jahre alt; er stand da in voller Kraft, ganz dazu gemacht, die Idee, von deren Wahrheit und Wichtigkeit er so sest Überzeugt war, standhaft auszuführen. Er lehrte: »Es ist nur Ein Gott, und Muhamed ist fein Prophet.« t
Anfangs theilte er seine Lehre nur seiner Frau, seinem Better, feinem Freund Abubekr und noch elf anderen Personen mit, bte alle fest an feine göttliche Senbung glaubten. Er gebot ihnen oft wieberholte Waschungen, täglich fünfmal zu beten, reichlich Almosen auszutheilen, und schilderte ihnen die Belohnung der Frommen
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berühmten Spiegelgallerien, seine Gartenanlagen mit den beschnittenen Alleen und Springbrunnen, seine Hoftrachten, Hoffeste, Hofetiquetten wurden das Musterbild von Europa, namentlich in Deutschland. Alle, auch die kleinsten Reichsritterschaften ahmten ihm rasch und eifrig nach; Jeder schuf sich ein Versailles, ein Palais Ludwigs, wie es die Welt vorher nicht gesehen. Auch die kurzen Beinkleider mit dem Frack, die Schuhe mit den seidenen Strümpfen wurden überall eingeführt. Selbst die französischen Perücken fanden Eingang, die allenfalls die leichten, gewandten Franzosen tragen konnten, die sich aber auf den Köpfen der ernsten Deutschen gar übel ausnahmen, und doch zwang die Mode alle Stände, die Perücken zu nehmen, sogar die Geistlichen; ja, so weit verirrte man sich, daß man selbst die Bäume in den Gärten perückenförmig zuschnitt.
Aber nicht nur die Sitten wurden französisch, auch die Sprache ward es, und wenn man Bücher aus jener Zeit liest, so kann man sich eines tiefen Unmuths nicht entwehren, wie schmachvoll das deutsche Volk in jenen traurigen Zeiten sich hat entdeutschen lassen. Nicht nur Gedichte, Romane und Schauspiele wurden nach französischer Weise geschrieben und mit französischen Floskeln gespickt, selbst, was unglaublich ist, die Predigten waren oft davon nicht frei. Und doch hatte Luther eine kräftige, fcböne deutsche Sprache geschaffen, man benutzte sie nicht. Um vornehm zu thun, trat man den Franzosen nach, verbrämte mit französischen Worten die reiche, edle deutsche Sprache, und der außerordentliche Aufschwung, den Luther ihr gegeben, vermochte sie nicht zu halten, bis endlich em Klopslock, Lessing, Göthe, Schiller die deutsche Sprache wieder zu Ehren brachten. Wohl thut ein Volk recht daran, wettn es von andern Nationen das Gute, was es bei ihnen findet, sich anzueignen sucht, aber gar oft hat der Deutsche das Edle'und Treffliche, was in seiner Nation liegt, übersehen und sich lieber dem 3^emden hingegeben. Französische Lehrer und Tanzmeister wurden «iss. Deutschland berufen, um französische Bildung zu lehren; wer Geld hatte, unternahm Reisen nach Paris, um hier im Mittelpunkt der Bildung sich bilden und nebenbei sich mit seinem eckigen Wesen ausspotten zu lassen von den seinen, leichtfüßigen Franzosen. Alles wandte seine Blicke aus Frankreich. Daheim aber verbrannte man Hexen, folterte man die Angeklagten, trieb Alchemie und Astrologie.
Unter allen deutschen Fürsten war es der große Kurfürst der es am schmerzlichsten fühlte, welche Schmach es für Deutschland sei, sich von den Franzosen so herabsetzen' zu lassen. Sein Steg bet Fehrbellin (18. Juni 1675) über die gefürchteten Schweden lwb zuerst Brandenburg in der öffentlichen Meinung Einer seiner Nachfolger, Friedrich Wilhelm I., schaffte die Perücken und die französischen Hofkleider ab. Sein Wahlspruch war- »Ich will
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seitdem als Privatmann lebte. Am 29. Juni 1831 starb er nach kurzer Krankheit an einem Schlagflusse.
Stein war von gedrungener, breiter Gestalt und gebieterischem Wesen. Die herrliche Kraft und Hoheit seines Charakters thronte auf seiner breiten Stirn. Eine kräftige Nase und geistreiche, feurige, zugleich aber freundliche Augen vollendeten das Ehrfurcht einflößende Ansehen seines Kopfes. Sein ganzes Wesen hatte vermöge des rascher als in Andern pulsirenden Blutes etwas Heftiges und Stürmisches. Seine Worte waren nach Arndt's Ausdrucke derb, feft, mit kurzer Geschwindigkeit gleich Pfeilen vom Bogen gerade ins Ziel schlagend. Der machtvolle Charakter, der sich in seiner ganzen Erscheinung ausprägte, befähigte ihn dazu, einer politischen Reformation Bahn zu brechen. — Steins Verdienst ist es, daß in das Staatsleben eine sittliche Macht eingeführt ist, wodurch der Staat auf der lebendigen Kraft des Volkes auferbaut wurde. Seine weltgeschichtliche Bedeutung ist es, daß er sich zum Werkzeuge des Geistes machte, der die Zeit im Innersten bewegte. — Indem er mit der Vergangenheit brach, in seiner staatsmännischen Thätigkeit das zusammenfaßte und mit männlichem Muthe durchsetzte, was die Edelsten seiner Zeitgenossen in sich trugen, hat er der staatlichen Regierung Preußens seinen Namen aufgedrückt.
Zum Gedächtniß der Nachwelt wurde dem Begründer deutscher Unabhängigkeit und Freiheit auf dem waldigen Hügel, welcher die Burg Nassau trägt, ein marmornes Standbild errichtet. Am 9. Juli 1872 wurde dasselbe im Beisein des Kaisers Wilhelm I. und des deutschen Kronprinzen enthüllt. Auch in Berlin hat man dem großen Staatsmanne ein Denkmal errichtet, welches am 26. Oktober 1875 enthüllt wurde.
Blücher "*) [geboren 1742, gestorben 1819].
Gebhard Lebrecht von Blücher, geboren in Rostock, kam in seinem 14. Lebensjahre zu seinem Oheim nach der Insel Rügen. Früh schon zeigte der Junker Blücher einen feurigen Sinn, ein offenes, biederes Gemüth. Ehrenfest war der Geist des Hauses, in dem er jetzt lebte; für einen gediegenen Unterricht sorgte aber der Oheim nicht. So mußte denn zumeist das Leben die Schule für Blücher werden. Verwegenen Muthes sah man ihn oft Klippen des Meerufers, die bisher für unzugänglich gehalten worden waren, übersteigen, oder bei heftig bewegter See zur Lust im schwankenden Boote durch die Wellen segeln. Niemand blickte so heiter drein, wenn Gefahr ihn umtoste, als der -schlanke und in Gesundheit blühende Jüngling, der bald auch Kraft genug gewann, das wildeste Roß zu bändigen.
*) Setb. Schmibt und Varnhagen von Ense.
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sollt ihr auch so lang in Frankreich bleiben, bis ihr alle französisch könnt!« Das ganze Bataillon war augenblicklich in gute Laune versetzt. Nichts war merkwürdiger, als wenn er von seinen Kriegsereignissen erzählte. Am liebsten sprach er von den Vorfällen in Schlesien, besonders von der Schlacht an der Katzbach; wenn er die einzelnen Umstände lebendig und anmuthig vortrug, glaubte man darauf schwören zu müssen, daß die Sache so gewesen, wie er sie darstellte, und doch war meistens Alles falsch. Seine Einbildungskraft hielt ihm Lieblingsbilder vor, wie die Sache hätte sein können und am meisten nach seinem Sinne würde gewesen sein, und diesem folgte er dann unbedenklich. Die größten Feldherren, auch Friedrich der Große, sagt man, waren von dieser Uebertragung nicht frei, daß sie die Macht, mit welcher sie auf die Ereignisse selbst wirkten, auch späterhin aus die Erzählung davon zuweilen ausdehnten.
Hier mag folgendes Geschichtchen stehen, welches wir an mehreren Orten aufgezeichnet finden. Ein fremder Offizier war zu Tische gewesen bei Blücher und bat ihn inständig, von der Schlacht an der Katzbach zu erzählen. Erst wollte er nicht; darauf wendete er sich an Gneisenau, der ihm gegenüber am andern Ende der Tafel faß: »Gneifenau, das müssen Sie doch sagen, daß ich die allein gewonnen habe. Ich sah mir die Gegend an; sie schien mir geeignet, die Franzosen erst über die Katzbach herüber zu lassen und dann wieder hineinzuwerfen. Gneisenau, ich dächte hier. Nein, das geht nicht, meint Gneisenau. Ich dachte, er muß es verstehen, und wendete mein Pferd, um weiter zu reiten. Aber kaum bin ich zehn Schritte geritten, so muß ich das Pferd wieder umdrehen, muß mir die Gegend ansehen; ich reite an Gneisenau; der will aber gar nicht. Wir reiten weiter bis Jauer und bleiben da die Nacht. Ich werfe mich aufs Stroh und wollte schlafen, hatte aber keine Ruhe; die Hügel standen immer noch vor meinen Augen. Ich ging noch zu Gneisenau und sagte, wir müssen da schlagen, wir würden sicher siegen. Wenn Sie's durchaus haben wollen, antwortete der, so mag's geschehen; es wird am Ende wohl gehen. Die Brigaden brachen auf. Und ich hatte diesmal Recht, denn es ging auch.« — Wir wissen jedoch, daß die Schlacht nicht so ganz auf diese Art vorging. Ein andermal sprach Blücher ausführlich von den Schlachten von Brienne und von Champaubert, und seine Erzählung setzte als unbezweiselte Thatsache voraus, daß der letztere Fall dem ersteren vorangegangen; ein Adjutant bemerkt ihm den Irrthum mit bescheidener Beflissenheit; das war aber Blücher ein schlechter Dienst. »Warum nicht gar?« brummte er mit verdrießlichem Seitenblick auf den Berichtiger; »das werde ich doch wohl besser wissen? Wollen mich noch konfuse machen?«
Wahrhaft groß erscheint Blücher in seiner neidlosen Anerkennung des Verdienstes Anderer, sowohl solches, das er selbst nicht theilen
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_der_Große Friedrich Gneisenau Brienne
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Uebermacht gegen sich hatte, dem erhaltenen Befehle gemäß fechtend zurückzog. Seine Absicht ging zugleich dahin, den französischen Kaiser möglichst weit von Dresden abzuziehen, weil er wußte, daß die Hauptarmee sich gegen diese Stadt in Bewegung gesetzt hatte. . Als Napoleon davon Kunde empfing, wandte er sich wieder nach Sachsen, ließ aber den Marschall Macdonald mit 75000 Mann in Schlesien zurück.
Sogleich faßte Blücher den Entschluß, diesen anzugreifen. Am 26. August — drei Tage nach der Schlacht bei Groß-Beeren — rückte er unter dem heftigsten, den Truppen ins Gesicht peitschenden Regen mit der ganzen Armee vor. Macdonald, welcher der Meinung war, Blücher setze seinen Rückzug fort, begann in derselben Zeit die Katzbach und Neiße zu überschreiten, um am nächsten Tage die Preußen zu umgehen. Er ahnte es nicht, wie nahe der Feind ihm war. Doch auch Blücher verrechnete sich in einem Punkte. Er wollte nur eine gewisse Zahl von Feinden über die Flüsse kommen lassen und sich dann auf diese stürzen. Nun aberempfing er Meldung, daß die ganze französische Armee die Flüsse passirt habe. »Desto besser,« entgegnete er, »dann kann Einer dem Andern keinen Vorwurf machen, daß er Prügel bekommen.«
Es war Nachmittags zwei Uhr, da erhob sich der Donner der preußischen Kanonen. Der Regen goß in Strömen herab; sichtlich stiegen mit jeder Minute die Fluthen der Katzbach und der wüthenden Neiße; selbst die kleineren Gebirgsbäche wurden zu reißenden Gewässern; ein düsterer Schleier deckte die ganze Gegend. Da die naßgewordenen Gewehre versagten, mußte auch hier die Kolbe das Beste thun. »Heut, Vater Blücher, geht es gut!« jauchzte die Landwehr dem Feldherrn zu, der mit einem »Vorwärts, Kinder, vorwärts!« antwortete. Mächtig brachen indeß große Massen französischer Reiter in die Landwehr ein, die Schlacht begann ein zweifelhaftes Aussehen anzunehmen.
Blücher zog einige Reiterregimenter zusammen und stürmte an der Spitze derselben gegen den Feind. Da zugleich die Sackensche Reiterei und das Jorksche Korps auf die Franzosen eindrangen, vermochten diese nicht länger das Feld zu behaupten. Reiterei und Fußvolk des Feindes lösten sich auf, es entstand Verwirrung und Flucht. Einern vernichtenden Orkane gleich brauste das preußische Heer den Fliehenden nach und trieb sie den steilen Ufern der hochangeschwollenen Katzbach zu. Tausende von Franzosen fanden an dem Ufer ober in den Fluthen der Katzbach ihren Tod; mit genauer Noth rettete sich der Marschall Macdonald.
Die Verfolgung des Feindes wurde auch noch an dem folgenden Tage fortgesetzt. Die Verbündeten erbeuteten 105 Kanonen, 250 Pulverwagen, 2 Adler und machten 18000 Gefangene, darunter 3 Generale. Der Verlust der Franzosen an Todten und
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Marschall_Macdonald August Macdonald Marschall_Macdonald
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Philosophie, Geschichte, Sprachen und den schönen Wissenschaften zuwandte.
Ohne irgend einer Hülssquelle gewiß zu sein, ließ sich Herder als Student der Königsberger Hochschule einschreiben. Drei Thaler und acht Groschen waren seine ganze Barschaft. Von seinen Eltern durfte er keine bedeutende Unterstützung erwarten; sein Vater starb schon im nächsten Jahre. Die Geldverlegenheit vermehrte sich, da auch der Chirurgus die Hand von ihm zurückzog. Auf eigene Füße gestellt und nur von wenigen edlen Freunden unterstützt, sollte der allseits gehemmte und gedrückte Genius (eine mit ausgezeichnetem Geiste begabte Person) sich selber Bahn brechen. Der Kampf führte indessen bald zum Siege; über die ersten rauhen Stufen, durch die ersten dunkeln Gänge ging es bald rascher und freudiger dem Tempel des Ruhmes zu.
Mit Kraft und Lebensmuth warf sich der junge Student auf mehrere Zweige des Wissens zugleich und schwärmte anfangs wie eine Biene umher, die aus den verschiedenartigsten Blumen Honig saugt; doch blieb sein Hauptstudium die Theologie. Besondere Achtung flößten ihm Kant, Hamann und Lilienthal (Männer, die damals als Lehrer die Königsberger Hochschule zierten) ein. Im Jahre 1763 erhielt Herder ein Stipendium und wurde Gymnasiallehrer am dortigen Friedrichskollegium. Als Lehrer war er ernst und hielt auf Fleiß und Aufmerksamkeit in seinen Klassen; aber eben so streng war er gegen sich selbst.
So reifte die feurige Seele des sonst schüchternen Jünglings allmälig zur männlichen Klarheit und Festigkeit heran. Die an-geborne Blödigkeit des Charakters verlor sich mehr und mehr; seine Lebensansicht erweiterte sich, und die Ideen von bürgerlicher Freiheit und bürgerlichem Wohl, mit denen er sich schon lange im Stillen getragen, erhielten jetzt Gestalt und Umriß, wurden zur That und Wahrheit in ihm.
Durch Hamanns Empfehlung wurde ihm 1764 in Riga an der Domschule die Stelle als Kollaborator zu Theil. Hier blieb er fünf Jahre, bestand dort ein theologisches Examen und predigte auch öfter. Mit großer Liebe und Begeisterung umfaßte er seinen doppelten Beruf. Bald gewann er das Vertrauen und die Liebe der Schüler im hohen Grade. Seine Lehrmethode war so vortrefflich, daß die Schüler keine Lection mit größerer Lust beiwohnten als derjenigen, die von ihm gegeben ward. Als Prediger gefiel er sich nicht in Phantasiespielen und Wortgeklingel, strebte nicht nach Beifall der Beredsamkeit, sondern nach einer gründlichen Erbauung seiner Zuhörer. Darum suchte ihn auch die Behörde in Riga zu fesseln. Herder aber fühlte Sehnsucht, einen größeren Theil der gebildeten Welt kennen zu lernen. Er entschloß sich, eine Reise ins Ausland zu machen (1769), wozu seine Freunde ihn unterstützten.
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Zunächst ging Herder über Nantes nach Paris. Hier machte er Bekanntschaft mit den berühmtesten Männern. Nachdem er auch Holland und die Niederlande gesehen, kehrte er über Hamburg nach
?tna Ir1 Vurä?‘ • f f0r ^ise besuchte er Lessing, Clau-; c? ?' Retmams und den Pastor Götze. Unter diesen sehr verschiedenen Geistern trat Claudius, der Wandsbecker Bote am nächsten tn bte Rechte der Herderschen Freundschaft ein. '
Wr{5’men!, Lras-! der ihm in Paris geworben war, den
f?ien* tn ?etn-Oldenburg auf Reisen zu begleiten, begab
.5 an ^en Hos zu Eutln. Die Reise mit dem Prinzen führte ihn über Darmstadt, wo er die erste Bekanntschaft mit seiner nachmaligen Gattrn (Karolina von Flachsland) machte. In Slrak-bnrg wo Herder sich längere Zeit aufhielt, um zugleich an seinem kranken Auge sich opertren zu lassen, besuchte er G othe und Junget tllmg. Letzterer sagt über Herder in einem Briefe: »Niemals habe er einen Menschen mehr bewundert, als diesen Mann; von tym habe er einen Stoß erhalten zur ewigen Bewegung; er hat nur einen Gedanken, und dieser ist eine ganze Welt.« — »Was in
Tri111 ®eifte (sagt Göthe) für eine Bewegung, was in einer
solchen Natur für eine Gähmng müsse gewesen sein, läßt sich weder fassen noch darstellen. Groß aber war gewiß das eingehüllte Streben tote man leicht eingestehen wirb, wenn man bebenkt, wie
viele ^ahre nachher und was er alles gewirkt und geleistet hat«____________
»^n jemen^ugenbjahrett«, sagt Göthe, »hatte Herber etwas Weiches tn seinem Betragen, das sehr schicklich und anstänbig war, ohne öaft es eigentlich abrett gewesen wäre, ein rundes Gesicht eine bedeutende Stirn, eine etwas stumpfe Nase, einen aufgeworfenen aber angenehmen, liebenswürdigen Mund.« —
Wir treten jetzt der Mannesgestalt Herders näher und folgen im tn feiner amtlichen, öffentlichen Wirksamkeit in Kirche und öcfiu.e. rjtn Mai 1771 berief ihn der Graf von Schaumburg--tppe als Konsistorialrath und Superintendenten nach Bückeburg.
er ^ anfangs, ungeachtet feines häuslichen Glücks, und schien sich mit dem ernsten Grasen nicht zu verstehen. Trotzdem vergab _ er feinem Berufe nichts, sondern trat mit Freimuts) utto Festigkeit auf. ^ Später lernte ihn der Graf immer höher schätzen, und thr Verhältniß wurde inniger. Besonders aber fanden Herder und feine Gattin in der Gräfin Maria eine herrliche, eben so fromme als teilnehmende Seele, die ihnen mit aufrichtiger Liebe ergeben war. — Seine in Bückeburg gehaltenen Predigten über das leben Jesu brachten bei der Gemeinde großen Eindruck hervor, ^te sind etnem Felde voll ausgestreuter Samenkörner zu ver-gleichen, die alle ihre weitere Befruchtung vom Himmel gewärtigen. Ueberbtes ließ ihm das Amt hinlängliche Muße zur Schriftstellerei. Die frischesten, anregendsten, feurigsten Genüsse der Phantasie und
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Extrahierte Personennamen: Lessing Claudius Karolina_von_Flachsland Göthe Göthe Maria
Extrahierte Ortsnamen: Nantes Paris Holland Niederlande Hamburg Paris Darmstadt Slrak-bnrg Bückeburg Gräfin_Maria Bückeburg