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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 223

1906 - Langensalza : Gressler
223 sondern sie hatten auch alles Geschütz und Gepäck verloren, und das Silberservice des Kurfürsten war in die Hände der Schweden gefallen. Nachdem Bauer nun die gewonnenen Siegeszeichen hatte ausstellen lassen, ließ er die Generale zusammenkommen und zeichnete Torstensohn besonders aus, und da dieser jede Danksagung ablehnte und meinte, Baner habe den Sieg entschieden, ries dieser: „Nein, Torstensohn, Sie sind ein großer Mann, und wenn ich nicht mehr bin. werden Sie noch Schwedens Schutz und Rettung sein! Ich bin ein alter Kerl und werde wobl keinen solchen Ritt mehr tun. Wenn ihr mich zur Ruhe gebracht habt, so pflanzt eine dieser Standarten auf mein Grab und vreist dabei Gott für das, was er heute an Schweden und an mir altem Graubart getan hat." Zuletzt ließ er Wein bringen und kredenzte ihnen denselben aus den erbeuteten sächsischen Silberpokalen. — Fünf Jahre darauf (1641) starb Bauer in Halberstadt, man sagt an Gift, welches ein französischer Mönch ihm aus Befehl des neidischen Richelieu beigebracht hatte. Ein ähnlicher Held war der junge Herzog Bernhard von Weimar, der treue Kampfgenosse Gustav Adolfs. Als er im Winter 1637—38 die Festung Rh ein selben (im Kanton Aargau > belagerte, zog der kaiserliche Geueral Johann von Werth herbei und zwang ihn zum Rückzüge. Aber nach wenigen Tagen kehrte Bernhard zurück, wars sich unvermutet ans die Feinde und sprengte das Heer auseinander, und Johann von W erth würde mit mehreren Generalen gefangen (3. März 1638). Dann belagerte er die Festung (Alt-) Breisach am Rhein (im Babensch en). Die Soldaten und Bürger verteidigten sich zwar sehr tapfer; aber endlich wurde die Hungersnot so groß, daß viele vor Hunger starben, cinbere den Kalk von den Wnnben kratzten, und daß ein Ei einen Taler und ein Hunbeviertel sieben Gulben kostete. Man vermißte sogar acht Kinder, die vermutlich von den Hungerleibenben verzehrt worben waren. Enblich übergab der Kommanbant die entvölkerte Stobt (19. Dez. 1638), und als nun bic ausgehungerten Bürger und Soldaten ans den Toren strömten, sich der langentbehrten Freiheit zu erfreuen, ließ der eble Herzog Brot und Suppe unter sie austeilen.

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 352

1906 - Langensalza : Gressler
352 General zu: „Kriegskamerad, wie ist es möglich, daß Ihr in Euerm schrecklichen Zustande noch ruhig Tabak rauchen könnt? Ihr seid ja dem Tode nahe!" Der Grenadier nahm seine Pfeife aus den: Munde und sagte kaltblütig: „Was ist daran gelegen? Sterbe ich doch für meinen König!" — Einem andern preußischen Grenadier wurde beim Aufmarsch ein Bein abgeschossen. Er raffte sich von der Erde auf. stützte sich auf sein Gewehr wie auf eine Krücke und schleppte sich so zu einem Platze, wo die übrigen Regimenter vorbei mußten. — Hier rief er den Soldaten mit lauter Stimme zu: „Brüder, fechtet wie brave Preußen! Siegt oder sterbt für euern König!" Mit solchen Soldaten ließ sich freilich etwas ausrichten. Als die Schlacht vorbei war, legten sich die ermüdeten Preußen mit dem unaussprechlich süßen Gesühle, gesiegt zu haben, auf die kalte Erde nieder. Da fing ein Soldat an, laut und langsam das schöne Lied anzustimmen: „Nun danket alle Gott!" Gleich stimmte die Feldmusik ein, und in einer Minute sang das ganze Heer das Lied andächtig mit. Es läßt sich nichts Feierlicheres und Rührenderes denken als diese Szene. Mehr als 20000 Männer, die den Tod den Tag über in so manchen Gestalten gesehen hatten und nun noch lebten, die gestern noch über die Zukunft besorgt waren und nun eben einen so herrlichen Sieg erfochten hatten, fangen in der schauerlichen Stille der Nacht dem Höchsten ein Loblied. Mit welchen Empfindungen der Rührung und des Dankes mußten sie die Worte singen: „Nun danket alle Gott mit Herzen, Mund und Händen, der große Dinge tut an uns und allen Enden!" Einen Beweis seiner Geistesgegenwart legte Friedrich noch denselben Abend ab. Der Marktflecken Lissa liegt etwa eine Stunde seitwärts von Leuthen. Dahin hatten sich viele Feinde zurückgezogen. Es lag aber dem Könige daran, noch diesen Abend die dortige Brücke über das Schweidnitzer Wasser zu besetzen und zu wissen, wie weit der Feind zurückgegangen sei. Er ritt daher mit seinem Gefolge auf Liffa zu und nahm nur zwei Kanonen und den General Zielen mit 12 Husaren mit. Diese mußten voranreiten, um die Gegend auszuspähen, und zwei Bataillone erhielten

3. Geschichte der neueren Zeit - S. 209

1906 - Langensalza : Gressler
209 durchlöchert: er blieb unversehrt. Nicht so glücklich ronr Pappen-lieim. Tie glühende Begierde, dem Könige selbst im Kampfe zu begegnen, ritz den Wütenden mitten in das blutigste Schlachtgewühl, wo er seinen edlen Feind am wenigsten zu verfehlen hoffte. Auch Gustav hatte gewünscht, diesen geachteten Gegner von Angesicht zu sehen; aber die Sehnsucht blieb ungestillt, und erst der Tod führte die versöhnten Helden zusammen. Z.vei Musketenkugeln durch- bohrten Pappenheims Brust, und gewaltsam mutzten ihn die ©einigen aus dem Gewühl tragen. Indem man beschäftigt war, ihn hinter das Treffen zu bringen, drang ein Gemurmel zu seinen Ohren, daß Gustav getötet sei. Als man ihm die Wahrheit des Gerüchts bestätigte, erheiterte sich sein Gesicht. ..So hinterbringe man dem Herzoge von yriemand", rief er ans, „daß ich hoffnungslos darniederliege. aber fröhlich dahinscheide, da ich weiß, daß dieser unversöhnliche Feind meines Glaubens an einem Tage mit mir gefallen ist." — Mit Pappenheim schwand das Glück der Kaiserlichen vom Schlachtfeld. Kaum vermißten ihn die Truppen, als sie alles verloren gaben und in schimpflicher Flucht das Weite'suchten. Die Schweden setzten zum drittenmal über die Gräben. Eben neigte sich die ^onrte zum Untergänge. In einem wütenden Kampfe trafen die wenigen standhaften Regimenter Friedlands auf die Schweden. Auch diesem Gefechte machten endlich Nacht und Nebel ein Ende. Pappenheim starb schon am folgenden Tage, in Leipzig an seinen Wunden. Daß die Schweden einen glänzenden Sieg er« fachten hatten, gab ihnen der Herzog von Friedland schon dadurch zu, daß er sein ganzes Gepäck und Geschütz auf dem Schlachtfelde stehen ließ und in Eile nach Leipzig floh, wohin ihm der kleine Rest seines zerstreuten Heeres folgte. Tann ging es weiter nach Böhmen. Erst nach der Schlacht empfand man bei ruhiger Überlegung im schwedischen Lager die ganze Größe des Verlustes. Er, der sie tu den Streit hinaus geführt hatte, lag in feinem Blute, mitten unter den vielen gefallenen Soldaten! Nach langem, vergeblichem suchen entdeckte man endlich den königlichen Leichnam. Von Blut und Wunden bis zur Unkenntlichkeit entstellt, von den Hufen der Meisterwerke. Sb. Ix. Nösselr. Weltgeschichte 111. u

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 349

1906 - Langensalza : Gressler
349 Feind eingehauen hatte. In ganz Europa gönnte man den Franzosen die erhaltene Züchtigung: selbst die Bundesgenossen der Franzosen freuten sich über ihre Demütigung. Ein merkwürdiges Beispiel von dieser Volksstimmung zeigte sich ans dem Schlachtfelde von Roßbach. Ein preußischer Reiter war im Begriff, einen französischen gefangen zu nehmen. In dem Augenblicke, wo er Hand anlegen will. erblickt er hinter sich einen österreichischen Kürassier, der den Degen über seinem Kopfe schwingt. „Bruder Deutscher!" ruft ihm der Preuße zu, „laß mir den Franzosen!" — „Nimm ihn hin!" antwortet der Österreicher und jagt davon. Zwei Tage nach der Schlacht war von den Franzosen und den Reichstruppen keine Spur mehr in Sachsen und den anstoßenden Provinzen zu sehen. Auf der Flucht wurden viele noch von den erbitterten Bauern aufgefangen. Die, welche entkamen, eilten dem Rheine zu, und manche machten erst Halt, nachdem sie diesen Fluß erreicht hatten. Mit den Franzosen war Friedrich nun fürs erste fertig; jetzt mußte er sich wieder gegen die Österreicher wenden. Diese hatten während seiner Abwesenheit das preußische Heer bei Mops in der Gegend von Görlitz angegriffen, und dabei hatte General von Winterfeld, Friedrichs Liebling, sein Leben verloren. Noch beim letzten Abschiede hatte der König gezeigt, wie lieb er ihn hatte. Friedrich war vom Pferde gestiegen, hatte ihn umarmt und gesagt: „Bald hätte ich vergessen, Ihm seine Instruktion zu geben. Nur diese weiß ich für Ihn: erhalte Er sich mir." - Wie schmerzte ihn nun die Nachricht von seinem Tode! Aber bald traf ihn ein neuer Verlust. Der Herzog von Bevern, der das preußische Heer von Görlitz nach Breslau geführt hatte, wurde bei dieser Stadt zwei Wochen nach der Schlacht bei Roßbach von den Österreichern geschlagen, er selbst gefangen genommen, und Breslau fiel den Österreichern in die Hände. Das waren große Verluste für Friedrich. Schlesien schien jetzt für ihn so gut wie verloren; dazu war der Winter vor der Tür. Aber in des Königs Seele stand der Entschluß fest, Schlesien noch in diesem Jahre zu befreien. In 12 Tagen marschierte er von Leipzig bis an die Oder, um den

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 358

1906 - Langensalza : Gressler
35s da gab Friedrich den Befehl zum Rückzüge, der auch von dem ermatteten Feinde nicht gestört wurde. Aber in welch trauriger Ver-fassung befand sich das preußische Heer! Fast alles Gepäck, fast alle Kanonen waren verloren, die meisten Generale verwundet: selbst der König, der im stärksten Feuer gewesen und dem ein Pserd unter dem Leibe erschossen war, hatte eine leichte Verwundung. Fast wäre er auch gefangen genommen worden. Schon war er von Feinden umringt, und nur durch die Tapferkeit seiner ihn begleitenden Husaren wurde er gerettet. Die niedergeschlagenen Soldaten blickten nun auf ihn, und da sie jähen, daß er ein heiteres Gesicht machte, schöpften sie neuen Mut und meinten, Fritz — so pflegten sie ihn zu nennen — werde schon den Schaden wieder gut machen. Dies Verbauen war es eben, was das preußische Heer so stark machte. So beklommen es auch wohl dem Könige um das Herz sein mochte, so bezwang er sich doch und stellte sich heiter, als wenn der Verlust nicht viel zu bedeuten habe. Er scherzte selbst schon einige Stunden daraus über den Unfall und sagte zu einem feiner Generale: „Mein lieber Goltz, man hat uns nicht gut geweckt!" — Der General antwortete: „Man pflegt diejenigen im Schlafe zu stören, die man am Tage nicht sprechen kann." — „Er hat recht!" sagte Friedrich, ,,aber ich werde den Herren, die uns so geweckt haben, am hellen Tage ihre Unhöflichkeit verweisen!" Die Österreicher glaubten nun Schlesien ganz sicher zu haben, und Dann ließ daher die Festung Neiße belagern. Aber Friedrich war unerschöpflich im Auffinden von Hilfsmitteln. Er schaffte die fehlenden Kriegsbedürfnisse schnell herbei und sprach voll Vertrauen, als er sah, daß Daun ihn nicht verfolgte: „Daun hat uns aus dem Schach gelassen; das Spiel ist noch nicht verloren. Wir wollen uns einige Tage erholen und dann aufbrechen, Neiße zu befreien." Das geschah auch wirklich. Elf Tage nach der Schlacht hatte er schon die Feinde umgangen, war in vollem Marsche nach Schlesien, und Neiße war gerettet51'). *) Archenbolz erzählt in seiner Geschichte des siebenjährigen Krieges folgenden schönen Zug einer edlen Deutschen Frau, der liier zur Nachahmung eine Stelle

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 350

1906 - Langensalza : Gressler
350 dreimal überlegenen Feind, der in der Gegend von Breslau stand, anzugreifen. Bor der Lchlacht rief er feine Generale zusammen und hielt an sie eine kurze, aber kraftvolle Rede, welche ihre Gemüter mit feuriger Kampfbegier erfüllte. Nachdem er ihnen feine Lage geschildert hatte, fuhr er fort: „Lassen Sie es sich also gesagt fein, ich werde gegen alle Regeln der Kriegskunst die beinahe drei-mal stärkere Armee des Prinzen Karl angreifen, wo ich sie finde. Es ist nicht die Frage von der Anzahl der Feinde, noch von der Wichtigkeit ihres Postens; das alles, hoffe ich, wird die Herzhaftig. feit meiner Truppen zu überwinden wissen. Ich muß diesen Schritt wagen, oder es ist alles verloren; wir müssen den Feind schlagen, oder uns vor feinen Batterien begraben lassen. So denke ich, so werde ich handeln. Wenn Sie bedenken, daß Sie Preußen sind, so werden Sie sich auch jetzt Ihres Namens würdig beweisen. Ist aber einer unter Ihnen, der sich fürchtet, die letzte Gefahr mit mir zu teilen, der kaun noch heute feinen Abschied erhalten." Tat je eine Rebe Wunder, so war es diese. Einige alte Generale traten vor und versprachen dem Könige im Namen aller, zu siegen ober zu sterben; alle waren tief gerührt; einigen stürzten die Tränen aus den Augen. „Leben Sie nun wohl, meine Herren!" rief ihnen der König nach; „in kurzem haben wir den Feiub geschlagen, ober wir sehen uns nie wieber." — Die Begeisterung der Generale teilte sich balb auch den gemeinen Soldaten mit. Fnebrich ging selbst umher, sprach sreunblich mit ihnen und richtete ihren Mut so auf, daß sie kaum den Befehl zur Schlacht erwarten konnten. Äo brach der Morgen des 5. Dezember an. Friedrich hatte die feinbliche Schlachtorbnung genau ausspähen lassen und erfahren, daß die Österreicher in einer i'inie aufgestellt waren, die etwa eine Meile lang war. In der Mitte bi es er Linie lag das Dorf Leuthen. Bor dem Beginn der Schlacht ritt der König noch einmal zu feinen Regimentern, um sie zum Kampfe anzufeuern. Zu dem Offizier, der ihn begleitete, sagte er: „Ich werbe mich heute der Schlacht mehr aussetzen müssen als sonst. Er mit seinen 50 Husaren soll mir zur Deckung bienen. Er verläßt mich nicht und gibt acht, daß ich dem Feinde nicht in die Hänbe falle. Bleib' ich, so bebeckt Er

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 66

1906 - Langensalza : Gressler
66 sondern ihnen für den Fall, daß sie eine andere Konfession bekannten, die er nicht dnlden wollte, das Auswandern erlauben. Die bis znm Passauer Vertrag eingezogenen Kirchengüter sollten den Protestanten verbleiben; dagegen sollten neue Kirchengüter nicht mehr eingezogen werden. Diese letztere Bestimmung, der sogenannte „geistliche Vorbehalt", sollte wieder eine Quelle neuer Streitigkeiten werden; schon damals protestierten die evangelischen Mitglieder des Reichstages gegen dieselbe. Der tapfere Moritz erlebte diesen Religionssrieden nicht mehr. Ein wilder Mensch, der Markgraf Albrecht von Brandenburg-Kulmbach, hatte schon lange in Deutschland vielen Unfug getrieben, war bald diesem, bald jenem Fürsten ins Land gefallen und hatte auf eigene Hand Krieg geführt. Dem Unwesen mußte endlich gesteuert werden. Moritz ging mit dem alten Herzoge Heinrich von Braunschweig aus ihn los und traf ihn in der Lüneburger Heide bei dem Dorfe Sievershaufen (1553). Schnell griff er ihn an und warf ihn nach einem hartnäckigen Kampfe in die Flucht. Aber der Sieg war teuer erkauft worden. Bald nach dem Anfange der Schlacht wurde dem Herzog Heinrich gemeldet, daß sein trefflicher Sohn, ein kräftiger Mann von 31 Jahren, schwer verwundet fei. Der alte Mann bezwang feinen Schmerz. Aber bald kam ein zweiter Bote mit der Nachricht, auch sein ältester Sohn sei entseelt. „Das ist zu viel!" rief er aus, und die Tränen stürzten ihm ans den Augen. Mit der Wut der Verzweiflung stürzte er sich in den Feind, den Tod suchend, aber nicht findend. Da traf ihn der dritte Schlag, auch Kurfürst Moritz fei verwundet. Eben war der Sieg entschieden worden; da wurde Moritz von hinten von einer Kugel erreicht, die ihm in die Eingeweide fuhr. Man hob ihn vom Pferde und lehnte ihn an eine Weide, von wo er noch den nahestehenden Soldaten zurief, die Feinde nachdrücklich zu verfolgen. Jetzt kam der alte, funnnerbelcistete Heinrich. Beim Anblicke des verwundeten Freundes vergaß er des eigenen Verlustes und sorgte, daß der Kranke ins Lager getragen würde. Dieser glaubte, ungeachtet großer Schmerzen, die Wunde sei nicht gefährlich, und freute sich über die uni ihn heruingesteöten erbeuteten

8. Geschichte der neueren Zeit - S. 127

1906 - Langensalza : Gressler
127 Blüte der Jahre, ein schöner, kraftvoller Mann, dessen Körper und Geist gleich gesund waren, dabei die Tätigkeit selbst, ein Feind der trägen Ruhe und des übermäßigen Schlafes. Seine Mutter war Johanna von Navarra, die kurz vor der Pariser Bluthochzeit so plötzlich gestorben war. So würdig er nun auch der Krone war. so mußte er doch fünf Jahre Krieg führen, ehe er Paris gewann und die Franzosen nur einigermaßen mit sich versöhnte. Seine Feinde, unter denen die Familie der Guisen obenan stand, waren so erbittert auf thu, daß sie gar die Spanier ins Land riefen, um ihm nur widerstehen zu können. Dennoch konnten sie dem tapferen Heinrich nichts auhabeu, der sie überall schlug, wo sie nur auf ihn trafen. Einmal fragten ihn seine Offiziere vor einer Schlacht (bei Jvry, in der Nähe von Paris), wohin man sich zurückziehen solle, wenn die Schlacht verloren ginge. Ta antwortete er: „Unser Abzug geht nur über das Schlachtfeld!" Nachdem er seine Soldaten geordnet hatte, sprach er mit gen Himmel gehobenen Händen: „Tu, Herr, dessen göttliche Blicke durch alle Verstellung dringen, der du mein Herz und das Herz meiner Feinde bis auf den Grund durchschauest und der du alle menschliche Schicksale in deiner Gewalt hast, wenn du siehst, daß meine Regierung deinen Ruhm und das Wohl deines Volkes befördern werde, wenn du weißt, daß ich keinen anderen Ehrgeiz habe, als zu der Ehre deines heiligen Namens und zum Besten dieses Landes beizutragen, so begünstige, o großer Gott, die Gerechtigkeit meiner Waffen. Wenn es dir aber gefallen hat, es anders zu machen, oder wenn du siehst, daß ich zu der Zahl der Könige, die du in deinem Zorn gibst, gehören sollte, so nimm mir mit der Krone das Leben. Dann laß geschehen, daß ich heute das Opfer deines heiligen Willens werde. Mache, daß mein Tod Frankreich von dem Elende des Kriegs be- freie, und daß mein Blut das letzte fei, welches in diesem Streite vergossen wird." Tie Soldaten waren bis zu Tränen gerührt, fühlten sich zu hoher Tapferkeit begeistert und riefen laut aus: „Hoch lebe der König!" Tann fetzte er den Helm auf, von wel^ (hem ein hoher Federbusch emporragte, ritt durch die Reihen und sprach: „Gefährten, wenn ihr heute das Leben für mich wagt, so

9. Geschichte der neueren Zeit - S. 224

1906 - Langensalza : Gressler
224 Man erzählt, ein Soldat habe sich ihm gegenübergesetzt und ihn immer angesehen, und da man ihn gefragt, warum er nicht esse, die Antwort gegeben, er könne sich an dem großen und frommen Helden nicht satt sehen. Bernhard starb schon sieben Monate darauf, erst 35 Jahre alt, in' Neuenburg am Rhein (4 Meilen nördlich von Basel), man glaubt an Gift, welches Richelieu ihm habe reichen lassen. Tenn nachdem er mit diesem, der durchaus verlangte, daß Breisach den Franzosen überliefert werden solle, einen heftigen Streit gehabt, erkrankte er plötzlich: es zeigten sich schwarze Flecken auf seinem Körper und er selbst war der Meinung, daß der Kardinal ihn habe vergiften lassen. Als er seinen Tod nahe fühlte, ließ er seinen Waffengefährten, General Rosen, an sein Bett kommen, sprach ein frommes Gebet und sagte: „Mein treuer Freund in Not und Gefahr, fasse du meinen letzten Pulsfchlag auf: du weißt, was er sagt. Dein Arm hat mir im Streite wider die Feinde redlich geholfen; lege ihn unter mein Haupt, damit ich zuletzt noch darauf ruhe!" Nicht lange vorher war Kaiser Ferdinand Ii. gestorben (1037), und die Kurfürsten wählten seinen ältesten Sohn zum Kaiser, der sich Ferdinand Iii. nannte und von 1637—57 regiert hat. Noch einen großen schwedischen Feldherrn müssen wir nennen, Leonhard Torstensohn, der nach Bauers Tode den Oberbesehl des schwedischen Heeres erhielt. In der Natur dieses Mannes war ein merkwürdiger Gegensatz. Während sein Körper durch Gichtschmerzen so mitgenommen wurde, daß er selten zu Pferde steigen, nicht ohne Krücke gehen konnte und sich in feiner Sänfte tragen lassen mußte, arbeitete in seinem Kopse ein so lebendiger, kräftiger Geist, daß er seinen Feinden mehr als jeder andere zu tun machte und mehr als einmal mit beispielloser Schnelligkeit Deutschland von einem Ende bis zum andern, von Österreich bis Dänemark, durchzog. Auf demselben Felde bei Breitenfeld unweit Leipzig, auf welchem 11 Jahre früher Gustav Adolf den fchönen Sieg über Tilly erfochten, gewann auch er eine große Schlacht (2. Nov. 1642) gegen Piccolomini und Erzherzog Leopold. Noch entscheidender war ein zweiter Sieg über die Kaiserlichen

10. Geschichte der neueren Zeit - S. 274

1906 - Langensalza : Gressler
274 gemeinsame Sache beseelt bewiesen; allein Euer Durchlaucht Gegenwart haucht ihnen jenen Feuergeist ein, den Sie mit Wohlgefallen in ihren Augen lesen." Die Folge ihrer Vereinigung war ein glänzender Sieg, den beide (1704) bei Höchstädt in Bayern, nahe am linken Ufer der Donau, über die Franzosen erfochten, wobei der französische Mar--schall Tallard gefangen wurde. Aber mehr Ehre noch als der Sieg machte beiden die Menschenfreundlichkeit, mit welcher sie die Besiegten behandelten. Sie besuchten den gefangenen Marschall, der gebeugt, niedergeschlagen und verwundet dasaß. Teilnehmend fragte ihn Marlborough: „Was kann ich Ihnen anbieten, um ihre bedauernswürdige Lage erträglicher zu machen?" Tallard lehnte alle Anerbietungen dankbar ab und äußerte nur Verlangen nach seinem eigenen, bequem eingerichteten Wagen. Sogleich wurde ein Trompeter danach ins feindliche Lager geschickt. Auch die innige Eintracht beider verbündeter Feldherren ist eine seltene Erscheinung; beide waren in gegenseitiger Lobeserhebung unerschöpflich. Mitten im Gedränge der Kriegesbegebenheiten gedachte Marlborough mit inniger Liebe seiner daheimgebliebenen Frau. Am Tage nach der Schlacht schrieb er: ,,Jch bin noch so erhitzt, nachdem ich gestern 17 Stunden hindurch nicht vom Pferde gekommen, daß ich noch keinen meiner Freunde schreiben kann. Ich bin über das Vollbrachte so entzückt, daß ich meinen Brief nicht endigen kann, ohne in einer Anwandelung von Eitelkeit dir zuzurufen, meine teuerste Seele, daß seit Menschengedenken kein so vollständiger Sieg erfochten worden wie der gestrige, und da ich deine innige Liebe für mich kenne, so bin ich überzeugt, du erfreust dich über das Geschehene ebensosehr in Rücksicht meiner, als wegen des Vorteils. der dem Allgemeinen zufließt." Wie menschenfreundlich Marlborough gegen feine Feinde dachte, ficht man aus folgendem Briefe an feine Frau. Der Kurfürst von Bayern hielt es nämlich mit den Franzosen und mußte, nachdem er bei Höchstädt zugleich mit den Franzosen geschlagen worden war, sein Land und seine Familie im Stiche lassen. „Die arme Kurfürstin," schreibt Marlborough, ,,hatte fünf ihrer Kinder mitgenommen, um ihrem Gemahle nach»
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