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1. Neuzeit - S. 84

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 84 — gemeinen Krieg entzündete, trieb den Adel auf Christians Seite, so daß dieser schließlich die Oberhand gewann und nach Besiegung der hanseatischen Gegner als König von Dänemark und Norwegen anerkannt wurde. Hierauf vereinigte der letztere die adeligen, bürgerlichen und bäuerlichen Vertreter der Nation 1536 zu einem Reichstage in Kopenhagen, welcher neben anderen Beschlüssen die Macht der Bischöfe abschaffte, ihre Güter der Krone überwies und die evangelische Glaubensform zur Staatsreligion erhob. Ein Jahr später berief der König Johann Bugenhagen nach der Hauptstadt und ließ durch denselben eine Kirchenordnung auf lutherischer Grundlage abfassen, die den Fortbestand des Reformationswerkes für alle Zeiten sicherte Auch in dem mit Dänemark verbundenen Norwegen gelangte die gereinigte Lehre ohne weitere Schwierigkeiten zur Herrschaft, während in dem fernen Island noch anderthalb Jahrzehnte vergingen, ehe der Katholicismus völlig überwunden war. In Schweden hatte Gustav Wasa das tyrannische Regiment des Dänenkönigs Christian Ii nach schweren Kämpfen gestürzt und mit Zustimmung des Volkes die Krone auf das eigene Haupt gesetzt. Nun galt es aber, seinem Herrscheramte auch das nötige Ansehen zu verleihen, die Nation wieder an geordnete Zustände zu gewöhnen und das Land wehrhaft zu machen gegen äußere Angriffe wie gegen innere Empörungsversuche. Dazu bedurfte es vor allem gesicherter Staatseinnahmen, wie sie nach den langen Wirren augenblicklich nicht vorhanden und auf dem gewöhnlichen Wege nicht zu beschaffen waren. Der König faßte deshalb den Entschluß, den reichbegüterten Klerus, der während des Befreiungskrieges auf dänischer Seite gestanden, seines Überflusses zu berauben und durch Einführung der Reformation die allzu große geistliche Gewalt zu brechen. In diesem Bestreben verschaffte er zunächst der evangelischen Lehre Raum zu ungehinderter Verbreitung, gestattete den beiden Brüdern P et er so n, welche in Wittenberg studiert, lutherische Predigten zu halten und ihre Ansichten in öffentlichen Disputationen zu verteidigen, und begünstigte die Übersetzung der heiligen Schrift in die Landessprache. Dann 1527 veranstaltete er einen Reichstag in Westeräs, zu welchem zum erstenmale außer dem Adel und Klerus auch Vertreter des Bürger- und Bauernstandes hinzugezogen wurden, und auf welchem mit Hilfe der letzteren seine wohlerwogenen Vorschläge trotz vielfachen Widerspruchs zur Annahme gelangten. Bezüglich des Kirchenwesens bestimmte man, daß dem König die geistlichen Güter zur freien Verfügung stehen und die Prediger und Lehrer das reine und lautere Gotteswort ungefährdet verkündigen sollten. Damit war der Sieg der Refor-

2. Neuzeit - S. 91

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 91 — voraus beklagte Glaubenskrieg zum Ausbruch kam. Bei Gelegenheit eines Besuches in Eisleben starb er dort am Morgen des 18. Februar 1546, worauf man seine Leiche unter dem Zuströmen der trauernden Menge nach Wittenberg schaffte und in der Schloßkirche daselbst mit großen Feierlichkeiten beisetzte. Der Kaiser befand sich in Regensburg. von nur 8000 1546 Mann zu Fuß und zu Roß umgeben, als die Schmalkaldener mit beträchtlichen Streitkräften ins Feld rückten. Die sächsischen und hessischen Scharen, die sich südlich vom Thüringer Walde vereinigten, zählten zusammen 20000 Mann, und fast eben so stark war die Truppenmacht Württembergs und der oberdeutscheil Städte, welche der kriegserfahrene Sebastian Schärtlin von Bnrtenbach befehligte. Es Hütte also den Verbündeten nicht schwer fallen können, durch einen raschen Angriff die Lage der Dinge zu ihren Gunsten zu wenden; aber leider trug ihr Verhalten das Gepräge der größten Unentschlossenheit und einer in diesem Augenblicke ganz unerklärlichen Scheu vor der Würde des Reichsoberhauptes. Als Schärtlin eine Abteilung kaiserlicher Landsknechte in Füssen aufjagte und vor sich Hertrieb, verbot man ihm, dieselbe nach Baiern zu verfolgen, um dessen Herzog nicht zu erzürnen; und als er sich durch einen kühnen Handstreich des die Straße nach Innsbruck beherrschenden Schlosses Ehrenberg bemächtigte, untersagte man ihm das Vordringen in Tyrol, weil man thörichterweise den König Ferdinand für neutral hielt. So gewann Karl Zeit, in einem verschanzten Lager bei Landshut seine aus den süddeutschen Werbeplätzen und aus Italien heranziehenden Truppen zu sammeln, um sich dann nach Ingolstadt zu wenden, wo das verbündete Heer ihm gegenüber Stellung nahm. Trotzdem das letztere noch immer in der Überzahl war, wollten die Fürsten doch nichts von einem ihrerseits zu beginnenden Kampfe wissen und ließen cs ruhig geschehen, daß auch die aus den Niederlanden kommenden kaiserlichen Kriegsvölker die feindliche Streitmacht verstärkten. Nun konnte Karl, welcher mittlerweile die Acht über die Bundeshäuser ausgesprochen hatte, selbst angriffsweise vorgehen und rückte die Donau aufwärts in Schwaben ein, wohin ihm die Schmalkaldener auf Schritt und Tritt folgten, ohne sich indes in ein ernsthaftes Gefecht einzulassen. Diese Untätigkeit und die gefahrdrohende Nähe der Gegner bewogen die Augsburger, ihren Feldhauptmann Schärtlin von Bnrtenbach behufs Verteidigung der Stadt abzurufen, und die übrigen oberländischen Gemeinwesen wurden gleichfalls unwillig und verweigerten die weitere Leistung von Geldhilfe, so daß die unbezahlten Söldner in Scharen die Fahnen verließen. Schon begannen sich die Schwierigkeiten bedenklich zu steigern, als auch noch die

3. Neuzeit - S. 105

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 105 — er sich jetzt. Bald dieser, bald jener Partei nachgebend, je nachdem ihn die Umstünde drängten, vermochte er es keiner recht zu machen, und die Reibereien zwischen Katholiken und Protestanten hörten nicht auf. Da er kinderlos war, bestimmte er seinen Neffen Ferdinand von Steiermark zu seinem Nachfolger und bewog zugleich die Böhmen und Ungarn, ihn als künftigen König anzuerkennen. Ferdinand, der sich als Schüler der Jesuiten bereits durch religiöse Unduldsamkeit hervorgethan hatte, übte fortan den größten Einfluß auf die Entschließungen des Oheims aus, ein Einfluß, der in hohem Grade verderblich für unser Vaterland werden sollte. § 84. Der böhmische und pfälzische Krieg. Im Vertrauen aus den Majestätsbrief hatten die Protestanten der böhmischen Orte Braunau und Klostergrab Kirchen gebaut. Die Herren dieser Orte, der Abt von Braunau und der Erzbischof von Prag, sprachen ihren Unterthanen das Recht dazu ab, und die Kirche zu Klostergrab wurde auf kaiserlichen Befehl niedergerissen, die zu Braunau geschlossen. Die Böhmen, für ihre Freiheit besorgt, gerieten in Aufregung, und auf Veranlassung des Grasen Matthias von Thurn kamen die protestantischen Stände in Prag zusammen und wandten sich in einer Beschwerde an den Kaiser. Dieser würdigte sie indes keiner anderen Antwort, als daß er ihnen durch die Statthalterschaft ihr unangemessenes Betragen verweisen ließ und die Auflösung der Versammlung befahl. Die Folge davon war nur eine erhöhte Erbitterung, und da man den Verdacht hegte, die katholischen Mitglieder jener Behörde seien die Urheber des harten Bescheides, zogen die Abgeordneten, von einer großen Volksmenge begleitet, am 23. Mai 1618 unter Thurns Anführung auf das Schloß und warfen nach kurzem Wortwechsel die beiden verhaßtesten Räte Martinitz und Slavata samt dem Geheimschreiber Fabricius zum Fenster hinab. Damit war der Anstoß zum dreißigjährigen Kriege gegeben, dem schrecklichsten, von dem Deutschland je heimgesucht worden ist. Thurn und seine Freunde erkannten recht wohl, daß nach ihrer raschen That kein Zurückweichen sie vor dem Zorne des Kaisers schützen würde. Sie gingen daher noch einen Schritt weiter, rissen die Regierung an sich, stellten ein Heer auf und erbaten die Unterstützung der Union. Durch die Vermittlung der letzteren wurde der Graf Ernst von Mansfeld in den Stand gesetzt, einige tausend Söldner anzuwerben, an deren Spitze er sodann nach Böhmen zog und die dort befindlichen kaiserlichen Streitkräfte vertreiben half. Um diese Zeit starb Matthias, und Ferdinand trat in den Besitz des Erbes, ohne indes überall die Huldigung erlangen zu können. Die Protestanten 28. Mai 1618 1018 bis 1648

4. Neuzeit - S. 122

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 122 — auf neue Siegesnachrichten und damit auf günstigere Bedingungen rechnete. Endlich, nachdem Leidenschaft, Eigennutz und nichtswürdige Staatskunst fast ein halbes Jahrzehnt lang das kriegsmatte Deutschland hingehalten hatten, kam am 24. Oktober 1648 24 der westfälische Friede zu stände, dessen Festsetzungen sich 1648 folgendermaßen gestalteten. Schweden erhielt unter der Hoheit des deutschen Reichs Vorpommern und Rügen, einen Teil von Hinterpommern mit (Stettin, Usedom und Wollin. die Stadt Wismar, die Bistümer Bremen und Verden und außerdem fünf Millionen Thaler Kriegskosten. Frankreich wurde in dem unbeschränkten Besitz der bereits 1552 weggenommenen Bistümer Metz, Toul und Verdun bestätigt und gewann dazu den österreichischen Teil des Elsaß nebst der Festung Breisach sowie die Schutzherrschaft über zehn dortige Reichsstädte. Brandenburg bekam das östliche H'mterpommern und als Entschädigung für seine Ansprüche auf das ganze, seit Bogislaws Tode erledigte Herzogtum die Bistümer Magdeburg, Minden, Halberstadt und Kamin. Baiern behielt die Oberpfalz, mußte aber die Unterpfalz an Friedrichs V Sohn zurückgeben, für welchen eine achte Kurwürde errichtet wurde. Sachsen erlangte endgiltig die Lausitz, Hessen die Abtei Hersfeld und die Grafschaft Schaumburg, Mecklenburg die Bistümer Schwerin und Ratzeburg, und die vertriebenen Fürsten von Würtemberg, Baden und Nassau durften in ihre Länder heimkehren. Der Augsburger Religiousfriede fand seine erneute Bestätigung, und zwar unter Ausdehnung desselben auf die Reformierten; der Bekenntnisstand sollte verbleiben,- wie er 1624 gewesen, in Zukunft aber den Landesherren wieder das Recht gewahrt fein, ihre Unterthanen zum Glaubeuswechsel oder zur Auswanderung zu zwingen; ebenso wurde die Einziehung der geistlichen Güter, soweit letztere bis zu dem gleichen Jahre 1624 in weltlichen Besitz übergegangen waren, gutgeheißen und betreffs aller später in Beschlag genommenen kirchlichen Stifter die Herausgabe verfügt. Einen besonderen, freilich nichts weniger als heilsamen Gewinn trug die Fürstenmacht davon, welche sich zu einer vorher nicht gekannten Höhe emporschwang. Die einzelnen Stände erhielten in allen gemeinsamen Angelegenheiten statt der bisher bloß beratenden eine beschließende Stimme, innerhalb ihrer Gebiete aber säst völlige Unabhängigkeit und dazu die Befugnis, Bündnisse einzugehen und Kriege zu führen, nur nicht gegen Kaiser und Reich. So zersplitterte sich Deutschland in mehr als dreihundert größere und kleinere Staaten, von denen jeder seine eigenen Wege einschlug und feine eigenen Interessen verfolgte, während das Gefühl für nationale Ehre und Eintracht allmählich verloren ging und die einstige Herrlichkeit des

5. Neuzeit - S. 126

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 126 — gen. Am 6. Mai 1527 wurde die Stadt erstürmt und hierauf mehrere Wochen hindurch einer schonungslosen Plünderung unterworfen, die zu verhindern kein Führer Ansehen genug besaß, zumal Bourbon bei Ersteigung der Mauern gefallen war. Unterdessen halten die Franzosen in Oberitalien beträchtliche Fortschritte gemacht und wandten sich nun gegen Neapel, das sie aus der Landseite eng einschlössen, während es der Doge von Genua, Andreas Doria, mit einer Flotte von der See her bedrängte. Da jedoch im Belagerungsheere eine bösartige Seuche ausbrach, an welcher auch der Marschall Lautrec starb, und Doria wegen erfahrener Kränkung die Partei des Kaisers ergriff und seinen bisherigen Verbündeten die Zufuhr abschnitt, sahen sich die letzteren zu einem verlustvollen Abzüge gezwungen. 1529 Infolge dessen bequemte sich Franz I zu dem Frieden von Cambray, in welchem er wiederum auf Mailand verzichtete, den Besitz Burgunds aber einstweilen zugestanden erhielt. Ein Jahr später empfing Karl zu Bologna vom Papste die 1530 Krönung, die letzte, die überhaupt ein deutscher Kaiser von einem römischen Kirchenfürsten begehrte. Während der Habsburgische Herrscher um das Übergewicht seines Hauses in Italien kämpfte, drohten dem Reiche weit größere Gefahren von Osten her, durch die Türken. Diese hatten unter ihrem kriegerischen Sultan Soliman Ii im Jahre 1521 Belgrad erobert und waren dann in Ungarn einge-1526 drnngen, dessen König Ludwig Ii bei Mohacz Schlacht und Leben gegen sie verlor. Zum Nachfolger des letzteren wählte ein Teil der Großen des Landes den Bruder des Kaisers, Ferdinand, ein anderer den Johann Zapolya, der auf Frankreichs Betreiben die Anerkennung und Unterstützung des Sultans erhielt. Um seinem Schützling die Krone zu sichern und damit zugleich fein eigenes Machtgebiet zu erweitern, zog Soliman 1529 die Donau aufwärts und rückte mit 250 000 1529 Mann vor Wien, das von nur 17 000 Mann verteidigt wurde Doch das kleine Häuflein wehrte sich mit solcher Tapferkeit und Ausdauer, daß die Türken die Belagerung aufgeben mußten, noch ehe das gegen sie aufgebotene deutsche Hilfsheer eingetroffen 1532 war. Drei Jahre später erneuerte der Sultan seinen Einfall in Ungarn, mit der ausgesprochenen Absicht, sich zum Herrn des Abendlandes zu machen und als „Kalif von Rum" die römische Kaiserkrone ans sein Haupt zu setzen. Da schloß Karl V mit den evangelischen Ständen den Nürnberger Religionsfrieden und bewog dadurch die protestantischen Fürsten, sich eifrig an der Aufbringung ungewöhnlich starker Streitkräfte zu beteiligen, bei deren Herannahen Soliman von der österreichischen Grenze zurückwich. Doch vermochte Ferdinand Ungarn nicht völlig zu

6. Neuzeit - S. 130

1894 - Halle a.S. : H. Peter
I — 130 — durch die Wegnahme der Franche-Comte, letzteres durch freche Angriffe auf fein Gebiet veranlaßt, an Ludwig den Krieg, der 'Kaiser schickte frische Streitkräfte nach der Grenze, der Kurfürst von Brandenburg erschien wieder auf der Walstatt, und auch die Pfalz und Lothringen beteiligten sich nunmehr an dem bisher thörichterweife gemiedenen Kampfe. So gelang es, die Feinde ans allen Punkten zurückzudrängen, ohne freilich verhindern zu können, daß dieselben unter Xurenne die Pfalz aufs grauenvollste verheerten. Die meiste Thätigkeit entwickelte Kurfürst Friedrich Wilhelm, welcher im Verein mit dem kaiserlichen Feldherrn Bonrnonville am Oberrhein focht und die Gegner, die den letzteren bereits geworfen, in dem blutigen Gefecht bei Türkheim unweit Colmar aufs Haupt fchfug. Da bewog König Ludwig die Schweden zu einem Einfalle in die Mark, und der Kurfürst mußte den Kriegsschauplatz im Süd-westen verlassen, um fein Land aus der Gewalt der nordischen 1075 Feinde zu befreien. Nach seinem Abzüge eilte der tapfere und umsichtige Montecuculi, der bisher die kaiserlichen Truppen am Niederrhein befehligt, herbei und fetzte an Stelle des unfähigen Bournonville den Kampf gegen die mittlerweile in Baden eingedrungenen Franzosen fort. Eine zeitlang hielt ihm Tureune das Gleichgewicht, bis dieser im Juli 1675 bei Sas-bach Schlacht und Leben verlor, worauf sich fein Heer gezwungen sah, über den Rhein zurückzugehen. Ihren Weg aber bezeichneten die weichenden Feinde durch die furchtbarsten Verwüstungen, denen sie sich auch weiterhin in wahrhaft mord-brennerischer Weise überließen, so daß zwischen Neckar und Mofel,^ zwischen Schwarzwald und Vogesen mehr als vierhundert Städte und Dörfer in Asche sanken. Trotzdem betrieb der Kaiser den Krieg von jetzt ab ziemlich lau, was den Gegnern die Möglichkeit verschaffte, manche der ihnen entrissenen Vorteile wiederzugewinnen und sogar Freiburg im Breisgau zu erobern. Ebenso drangen sie anss neue in Holland vor, und nur die allmählich sich einstellende Erschöpfung und die Drohung Englands, sich den Verbündeten anzuschließen, konnten den König bewegen, mit den einzelnen Mächten in Unterhandlung 1678 F treten. So kam der Friede von Nymwegen zu stände, in welchem Frankreich von Spanien die Freigraffchaft Burgund (Franche-Eomte) und vierzehn niederländische Grenzplätze mit Cambray und Valeneiennes und vom deutschen Reiche die Stadt Freiburg im Breisgau erhielt. Brandenburg war von dem auf fein Emporstreben eifersüchtigen Kaiser sich selbst überlassen worden irnd sah sich im nächsten Jahre durch Ludwigs Angriffe auf seine Gebiete am Rhein und in Westfalen zu dem Frieden

7. Neuzeit - S. 151

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 151 — und zu dem ruhelosen Leben eines Flüchtlings gezwungen; sein Oheim Johann Georg von Jägerndvrf, der sich der böhmischen Erhebung angeschlossen, verlor das ihm überkommene Erbe und starb in der Verbannung, während Ferdinand Ii das eingezogene Herzogtum mit Hintenansetzung der Rechte des Kurhauses dem Grafen von Lichtenstein verlieh; Christian Wilhelm, ein zweiter Oheim des seinen Vorfahren so unähnlichen Zollernfürsten, erfuhr als Verweser des Erzbistums Magdeburg einige Jahre später das gleiche Schicksal, indem ihm das Restitutionsedikt die genannte Stellung.und Würde absprach und der Triumph der kaiserlichen Truppen ihn thatsächlich daraus verdrängte. Selbst dann noch blieb Georg Wilhelm parteilos, als die Gefahr ihm unmittelbar nahe trat, als Tilly von Westen und Wallenstein von Süden her gegen die in Niedersachsen sich sammelnden (Streitkräfte Christians von Dänemark und Ernsts von Mansfeld vorrückten. Nicht einmal auf den Schutz des eigenen Landes zeigte er sich bedacht, und so machte der Kriegssturm, der 1626 über die norddeutschen Gaue dahinbrauste, auch an den Grenzen der Mark nicht halt, sondern bereitete dieser dieselben Leiden wie den Gebieten derjenigen Fürsten, welche die Neutralität verschmäht hatten. Unfähig, dem Übel zu steuern, fehlte ihm zugleich der Mut und die Hingebung, die wachsende Not mit seinen Unterthanen zu teilen; er verließ Berlin und siedelte nach Preußen über, wo er fand, was er am meisten liebte, nämlich ungestörte Ruhe, eine gutbesetzte Tafel und reichliches Jagdvergnügen. Brandenburg aber wurde der Tummelplatz kämpfender, durchziehender und lagernder Heere, die seine Felder verwüsteten, seine Dörfer niederbrannten und seinen Bewohnern so schwere Lasten auferlegten, daß die direkten Abgaben und Leistungen allein bis zum Jahre 1630 an 20 Millionen Thaler betrugen. In diesen Verhältnissen änderte sich auch nach dem Erscheinen Gustav Adolfs nicht viel, denn Georg Wilhelm wollte aus Furcht vor dem Kaiser und ans Mißtrauen gegen den nordischen Nachbar, der übrigens der Gemahl seiner Schwester war, von keinem Bündnis mit dem letzteren etwas wissen und forderte daher den König selbst zu einem feindseligen Auftreten heraus. Erst dessen Drohung, Berlin in den Grund schießen zu lassen, konnte ihn zum Anschluß an Schweden bewegen, von dem er sich jedoch im Prager Separatfrieden wieder lossagte, um die so zweifelhafte kaiserliche Freundschaft zurück zu gewinnen. Die Folge davon war, daß man ihn auf keiner Seite sonderlich achtete, daß die eine der streitenden Parteien fein Land nicht schonte und die andere nicht schützte, ja daß sie beide förmlich wetteiferten, die Marken zu verheeren und auszusaugen. Eine Hauptschuld an der schwankenden, verderblichen Haltung des

8. Neuzeit - S. 158

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 158 — Infolge bessert mußte dem Könige Karl in erhöhtem Maße daran liegen, die nachdrückliche Unterstützung Brandenburgs zu gewinnen, die ihm Friedrich Wilhelm jedoch erst nach längeren Verhandlnngen durch den im Juni 1656 abgeschlossenen Vertrag von Marienburg zusagte, wobei er sich als Preis den Besitz der Gebiete von Posen und Kalisch gewährleisten ließ. Nun richteten die beiden Verbündeten ihren Marsch ans Warschau, vor dessen Thoren sie den stark verschanzten, mehr als doppelt überlegenen Feind am 18. Juli 1656 angriffen und nach dreitägigem, mörderischem Kampfe vollständig aufs Haupt schlugen. Zu einer gänzlichen Vernichtung des polnischen Gegners wollte aber der Kurfürst aus den angegebenen Gründen nicht mitwirken, vielmehr ging er bald nach errungenem Siege nach Preußen zurück, um dort die weitere Entwickelung der Dinge abzuwarten und je nach Befinden seine Maßregeln zu treffen. So konnte sich denn Johann Kasimir von dem empfangenen Schlage rasch wieder erholen und abermals an die Weichsel vordringen, während gleichzeitig die Russen in das von Schweden besetzte Livland einfielen und auch die Holländer und Dänen nebst dem deutschen Kaiser Miene machten, sich zu Polens Gunsten in den Streit zu mischen. Angesichts dieser ringsum drohenden Gefahren hielt es Karl X für geraten, sich der als höchst wertvoll erkannten Hilfe des Kurfürsten noch fester zu versichern, und schloß mit ihm am 20. November 1656 den Vertrag von Labiau, in welchem er demselben die Unabhängigkeit des Herzogtums Preußen zugestand. Trotzdem war Friedrich Wilhelm nach wie vor wenig geneigt, Schwedens Größe fördern zu helfen, und als sein Bundesgenosse die polnischen Eroberungen aufgab und sich gegen Dänemark wandte, betrieb er eifrig die schon früher versuchte Annäherung an Johann Kasimir, dessen Truppen eben verwüstend die Grenzen der Neumark überschritten. Unter kaiserlicher Vermittelung einigte er sich denn auch am 19. September 1657 mit Polen zu dem Vertrage 1657 von Weh lau, der ihm die Souveränität Preußens seitens seines bisherigen Lehnsherrn in aller Form verbürgte und ihm dafür die Verpflichtung auferlegte, 4000 Mann zum Kampfe gegen Schweden zu stellen. Dieses Verhalten erregte begreiflicherweise den heftigsten Groll Karls X, und der Kurfürst durfte sich darauf gefaßt machen, daß ihn der König nach glücklicher Beendigung des dänischen Feldzuges seine ganze Rache fühlen lassen werde. Er feuerte deshalb seinen jetzigen Verbündeten zur nachdrücklichsten Führung des Krieges an und drang 1658 in Gemeinschaft mit den Kaiserlichen in Schleswig-Holstein ein, entriß den Schweden 1659 das er-

9. Neuzeit - S. 159

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 159 — oberte Jütland und ließ dann seine Truppen an einer Expedition nach der ebenfalls vom Feinde in Besitz genommenen Insel Fünen teilnehmen, wo sie wesentlich zu dem Siege von Ny borg beitrugen. Nicht minder thätig zeigte er sich zur Vertreibung der Gegner aus Vorpommern, Westpreußen und Kurland, so daß Karl X auf allen Punkten in Verlust geriet, während er gleichzeitig vergebens Kopenhagen belagerte. Da fand der letztere einen mächtigen Beistand an Frankreich, dessen Drohungen die Einleitung von Unterhandlungen bewirkten, welche durch den plötzlichen Tod des Schwedenkönigs eher gefördert als gehemmt wurden. So kam am 3. Mai 1660 der Friede von Oliva zum Abschluß, der dem Kurfürsten die 1660 allseitige Anerkennung der Souveränität Preußens brachte, im übrigen aber die Verhältnisse vor dem Kriege ausnahmslos wiederherstellte. Friedrich Wilhelm war mithin der einzige, der aus dem langen Kampfe Vorteil gezogen, und wenn man dieses Ergebnis hauptsächlich seiner klugen und verschlagenen Politik zuschrieb, so mußte man doch auch einräumen, daß er sich als ein ungemein tapferer und geschickter Feldherr bewiesen hatte. Nun that der neue Souverän die geeigneten Schritte, um seine Herrschermacht in Preußen voll und ganz zur Geltung zu bringen. Die fürstliche Gewalt war dort bisher eine sehr beschränkte gewesen, denn in allen wichtigen Dingen hatte die Entscheidung bei dem Landtage gelegen, namentlich durfte ohne dessen Bewilligung keinerlei Steuer ausgeschrieben und eingezogen werden. Ein solches Verhältnis konnte dem selbstherrlichen Sinne Friedrich Wilhelms nicht zusagen; er gedachte die Stände womöglich gar nicht mehr zu hören, forderte Adel und Bürgerschaften einzeln zur Huldigung auf und erhob nach freiem Ermessen die ihm nötig erscheinenden Abgaben. Infolge dessen brach eine stetig zunehmende Unzufriedenheit im Lande aus, und da der Kurfürst bei seinen Ansprüchen beharrte und immer strengere Befehle ergehen ließ, bereitete man sich zum offenen, entschlossenen Widerstände vor. Die Seele desselben war der Königsberger Schöppenmeister Rhode, ein Mann von lebhaftem Ehrgeiz, großer Freiheitsliebe und unbeugsamer Willenskraft, der in den verschiedensten Kreisen der Bevölkerung ein wohlverdientes Ansehen genoß. Auf sein Betreiben kamen etwa zweihundert Edelleute in Königsberg zusammen, um unter dem Vorsitz des ihm gleichgesinnten Generals Albrecht von Kalckstein über die Mittel und Wege zu beraten, wie die Rechte des Landes zu wahren seien. Jetzt entsprach nun zwar der Kurfürst dem allgemeinen Verlangen nach Einberufung der Stände; aber er mutete diesen zu, ihm bedingungslos als

10. Neuzeit - S. 170

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 170 — für die Erlangung des gesamten Erbes sich zur Herausgabe von Schwiebus an Österreich verpflichtete. Hierauf gestützt, stieß er denn auch nach seinem Regierungsantritt das väterliche Testament um und fand seine Stiefmutter und seine Stiefbrüder durch Jahrgelder, Güter und Ämter ab. Der älteste Sohn Dorotheas, Markgraf Philipp, erhielt dabei die Herrschaft Schwedt, wo er eine Seitenlinie des Hauses Brandenburg stiftete, die 1788 ausgestorben ist. Die Erfüllung der dem Wiener Hofe gegenüber eingegangenen Verpflichtung hätte der Kurfürst gern vermieden, allein er wünschte mit dem Kaiser in gutem Einvernehmen zu bleiben, und so entschloß er sich endlich 1694 zur Wiederabtretung von Sckwiebus, das Friedrich Wilhelm acht Jahre zuvor als Entschädigung für seine Ansprüche an Schlesien erlangt hatte. In der auswärtigen Politik wandelte Friedrich Iii ganz die Wege seines Vaters, der stets die Sache des deutschen Reiches und der evangelischen Kirche verfochten. Als im November 1688 der protestantische Wilhelm von Oranien in England einfiel und seinen katholischen Schwiegervater Jakob H vertrieb, waren es braudenburgische Truppen, welche ihm jenseits des Kanals zum Siege tierhalfen und ihm diesseits desselben den Rücken deckten. Gleichzeitig verbündete sich der Kurfürst mir dem Kaiser, um die Heere Ludwigs Xiv zu bekämpfen, welche in die Rheinlande einbrachen und die Pfalz aufs grauenvollste verwüsteten. Er rettete das wichtige Köln, ließ Westfalen vom Feinde säubern, eroberte Kaiserswerth und Rheinbergen und nahm nach mehrmonatlicher Belagerung das hartnäckig verteidigte Bonn ein. Vergebens suchte ihn der französische König durch die lockendsten Anerbietungen aus seine Seite zu ziehen; Friedrich wies alle derartigen Vorschläge zurück und erklärte schließlich kurzweg, „wer ihm noch einmal ein solches Schreiben bringe, den werde er aufhängen lassen". So stritten seine Brandenburger beharrlich weiter in den Reihen der wider Frankreich verbündeten Mächte, und wie gegen die westlichen Nachbarn zogen sie auch mit den Kaiserlichen in den Krieg gegen die Erbfeinde im Osten, gegen die Türken. Sie halfen unter dem General Barfuß die Schlacht bei Sa-lankemennnd unter dem General Schlabrendorf die Schlacht bei Zenta gewinnen, und in beiden Fällen erkannten die Oberfeldherren ihre Tapferkeit und Tüchtigkeit in den schmeichelhaftesten Ausdrücken an. Als höchstes und würdigstes Ziel erschien dem Kurfürsten von Anfang an die Erwerbung der Königskrone. Bei seinem lebhaften Gefühl für äußere Ehre mußte es ihn stets empfindlich kränken, wenn man die brandenburgischen Ge-
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