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1. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 136

1861 - Stuttgart : Hallberger
136 Seiten hin zu erweitern und bedrohten besonders Deutschland. Schon im Jahre 1529 war Sultan Soleimann, ein gewaltiger Krieger, bis nach Wien vorgedrungen und hatte die Stadt hart bedrängt,' allein an der geistigen Ueberlegenheit und Wachsamkeit des Herzogs Philipp von Bayern, der mit einer Besatzung von nur 16,000 Mann Wien vertheidigte, scheiterte des Sultans Kriegsglüä. Nach- dem er 30,000 seiner besten Krieger vor den Mauern der Stadt verloren hatte, hob er die Belagerung auf, und Alles mit Feuer und Schwert verwüstend, zog er sich nach Ungarn und von da in sein Reich zurück. In noch größere Bedrängniß wurde Wien versetzt, als die Tür- ken den 14. Juli 1683 unter dem Großwessir Kara Mustapha die Stadt abermals belagerten. Die Festungswerke waren in schlech- tem Zustande; es fehlte an Mundvorrath, an Geschütz, und die Be- satzung zählte blos 10,000 Mann, die jedoch unter ihrem wackern Commandanten, Gras Rüdiger von Stahremberg muthig und unverdrossen stritten. Als aber die Noth ans das Höchste gestiegen war, eilten die Kurfürsten von Bayern und Sachsen, der König von Polen und der Herzog von Lothringen mit einem Heere von 84,000 Mann herbei, schlugen die Türken und eroberten ihr Lager mit einer Menge von Schätzen und Kriegsbedürfnissen, wie dies in den nachfolgenden Gedichten umständlicher erzählt wird. 55. Die Befreiung Wiens. 1683 den 13. Sept. 1. Ein Falke späht vom Felsennest so weit, so weit in's Land, Er späht nach Ost und späht nach West, hinab, hinauf den Strand. 2. Der Falke ist Gras Stahremberg hoch auf dem Stephansthurm; Doch Türken nur und Türken nur sieht nahen er zum Sturm. 3. Da rief im Zorn er kummervoll: „Die Noth, die klag'ich Gott. „Daß ihr mich so verlassen habt, dem argen Feind zum Spott! 4. „Nun pflanz' ick auf den Stephansthurm die heil'ge Kreuzessahn', „Ihr Sinken klag' den Christen all', daß wir dem Falle nah'n. 5. „Und stürzt die Fahn' vom Stephansthurm, dann stehe Gott uns bei! „Dann decke sie als Leichentuch den Stahremberger frei." 6. Der Sultan rief dem Stahremberg: „„Bei Allah! hör' mein Wort, „„Die Fahne stürzt vom Stephansthurm, den Halbmond pflanz' ich dort. 7. „„Ich mache Wien zur Türkenstadt, Sankt Stephan zur Moschee, „„Entreiß'das Kind der Mutterbruft, bring' Allen Leid undweh.""

2. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 201

1861 - Stuttgart : Hallberger
201 necken sich und spielen mit einander, können nicht singen, sondern nur zwitschern, machen Nester aus Schlamm und mauern sie ordent- lich an Dächer und Balken an, sind gerne bei Menschenwohnungen und Menschen, lieben diese mehr als irgend ein Thier der untern Klassen, und ziehen in Schaaren in wärmere Länder. Es ist, als ob einzelne auf der Heimreise nicht auf die andern warten können oder wollen; sie fliegen voran, kommen oft acht bis vierzehn Tage vor den andern wieder bei uns an, daher das Sprüchwort: „eine Schwalbe macht noch keinen Sommer," fliegen wieder fort, die an- dern einzuholen, und kommen mit diesen dann wieder. Wenn sie in voller Zahl da sind, ist es Sommer. Sie kündigen am Abend durch ihre heiteren, lustigen Flüge, einander wie Buben herumtrei- bend, heitere Witterung auf den folgenden Tag an. Kaum ein Vogel kennt seinen Nestplatz alljährlich so sicher wieder. Die Zug- kraft des Südens erweist sich an ihnen am allerstärksten, denn sie ziehen bis nach Senegambien, im westlichen Afrika, ins rechte Son- nen- und Glutland, wo die Sonne sticht und Alles verbrennen will. Sie müssen reisen; je weiter, je lieber! Man hat sie auf dem Meer bei tausend Meilen weit vom Lande angetroffen. Alles an ihnen ist Zug, — Reiselust und Ortssinn. Wer ohne ihren Sinn fände den Weg hin und her nach Afrika, nach Europa, nach Württemberg oder Hohenzollern, ins alte Dorf oder Stadt und Nest? Wie wird man aus dem äußern Anschauungsvermögen sich eine solche Erschei- nung erklären können? Der Mensch mit dem vollkommensten An- schauungsvermögen und Gedächtniß müßte unterwegs tausendmal fragen. Wie einzelne zu früh ankommen und sich in der Zeit verfehlen, so verspäten sich auch einzelne. Sie bauen Nester für sich. Sie bauen sie mit dem Schnabel, und dieser ist ihre Nadel, Scheere, Zange und Kelle. Sie kneten Heu, Stroh und Schlamm zusam- men. Den Schlamm holen sie in den Teichen, das Stroh in den Straßen. In die Rundung legen sie Wolle oder Moos. und was sie weiches für die zarte Jugend finden. Sie lieben die Jungen sehr. Aus dem Nest auf die Straße heruntergefallen, holen sie eins nach dem andern sorgfältig wieder herauf, und das Kindlein weiß sich recht gut an die Mutter zu halten. Die Schwalben müssen sich oft mit Sperlingen um den Besitz eines Nestes zanken; der Sperling will ein schon fertiges Schwalbennest lieber in Besitz neh- men, als ein eigenes bauen. Das sieht ihm gleich; er ist frech und unverschämt, wenn auch nicht faul, und erndtet immer, wo er nicht gesäet hat. Sie müssen auch oft mit der Uferschwalbe zanken, die überaus streitsüchtig ist, und einen Vorwand zum Hader an der Hecke abbricht. Man hat ja nur so lange Friede, als der Nach- bar will.

3. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 329

1860 - Stuttgart : Hallberger
329 Und der Graf beg^^M zu'trauern, Denn des Kaisers Z^Wst schwer ; Aber aus «den offnen Lücken Tritt hervor manch Angesicht, Brust an Brust zusammenrücken, £ Und die Mauer selber ficht. Abends spiegelt noch am Himmel Sich des Kampfes dunkle Glut, Bis mit seines Heers Gewimmel Rudolph in den Zelten ruht. Doch den Bürgern in der Mauer Keine Rast gegeben ward; Sie umstehn in nächtger Dauer Ihren Vater Eberhard. Aber als mit Morgenhelle Sah der Kaiser von den Höhn, Wie sie hinterm Blut der Wälle Neuem Sturm entgegeustehu, Mußt ihn selbst des Sturms ver- drießen, Schickt den Herold in die Stadt: Laßt den Vater mich begrüßen, -§er so treue Kinder hat. Und Versöhnung ward geschlossen, Frieden ist dem Land geschenkt; Rudolph hat mit Mann und Rossen Seinen Zug ins Reich gelenkt; Aber auf zerbrochnen Zinnen War dem Grafen wohl bewußt: Schutz, wie keiner zu gewinnen, Sei des Volkes treue Brust. Zwischen rebumkränzten Höhen Kennt ihr die gepriesne Stadt, Wo die besten Mauern stehen, Die kein Sturm bezwungen hat? Trotzend allen Kriegesschauern, Als zerbrochen war der Stein, Stellten Bürger sich zu Mauern: — Stuttgart soll ihr Name sein. Kaiser Rudolph, der erste aus dem Geschlecht Habsburg, nu 'ste mehrmals gegen, den streitlustigen Grafen Eberhard I., den Erlauch- ten, von Württemberg, dessen Wahlspruch war: „Gottes Freund und aller Welt Feind", zu Feld ziehen; die Belagerung von Stuttgart zog sich durch Eberhards Tapferkeit und der Bürger Treue und Muth - so lange hin, daß der Kaiser gerne die Hand zum Frieden bot. Die Mauern ,mußten geschleift werden, Eberhard um Verzeihung bitten und Ruhe versprechen, aber erst 1287 unterwarf er sich dem Kaiser gänzlich; Stuttgart ließ er wieder befestigen. 149. Grus Eberhard der Rauschebart. 1. Der Ujbjxfaü int Wildbad. Graf Eberhard Ii. von Württemberg, mit dem Beinamen der Greiner (d. h. Zänker), regierte von 1344 — 1392, in einer höchst unruhigen Zeit. Die deutschen Kai>er, Karl Iv., Wenzel und Ruprecht kümmerten sich zum Theil um die Reichs- angclegenheiten nicht, theils fehlte ihnen vie Kraft, den Landfrieden aufrechtzu erhalten. . Die schwäbischen Städte, durch die Erfolge der Schweizer ermiithigt.

4. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 334

1860 - Stuttgart : Hallberger
Als nun von seinen Wunden Graf Ulrich ausgeheilt, Da reitet er nach Stuttgart, er hat nicht sehr geeilt Er trifft den alten Vater allein am Mittagsmahl; Ein frostiger Willkommen! kein Wort ertönt im Sacu. 2 4 Dem Vater gegenüber sitzt Ulrich an dem Tisch, Er schlägt die Augen nieder, man bringt ihm Wein und Fisch; Da faßt der Greis ein Meffer und spricht kein Wort dabei, Und schneidet zwischen beiden das Tafeltuch entzwei.*) 3. Die Döffinger Schlacht. 23. August 1388. Die Verbindungen der Reichsstädte unter einander bewogen die Fürsten und Edeln gleichfalls zu Vereinigungen, von denen die wichtigste der Löwenbund war. Er breitete sich durch Schwaben und Franken und die überrheinischen Länder aus und ward in mehrere Kreise getheilt, von denen jeder seine Hauptleute hatte. Eberhards Sohn, Ulrich, war einer der Hauptleute des schwäbischen Kreises. Der Sieg der schweizerischen Eidgenossen bei Sempach (1386) über den Erzherzog Leo- pold, den Schwager Eberhards, erhöhte den Uebermuth der schwäbischen Reichsstädte gegen Eberhard, dessen Völker auch mit bei Sempach gefochten hatten. Neun und zwanzig Reichsstädte brachen ins württembergische Gebiet ein und verheerten Alles weit und breit. Viertausend Manu belagerten den stark befestigten Kirchhof zu i Döffingen bei Böblingen, als ihnen Eberhard mit den Hülfsvölkern vieler Mitglieder des Löwenbundes entgegenzog und eine Schlacht lieferte. Dem Wolf von Wunnen- verdankte Eberhard vorzüglich den Sieg. >'Am Ruheplatz der Todten, da pflegt es still zu sein, Man hört nur leises Beten bei Kreuz und Leichenstein! Zu Döffingen wars anders, dort scholl den ganzen Tag Der feste Kirchhof wieder von Kampfruf, Stoß und Schlag. Die Städter sind gekommen, der Bauer hat sein Gut Zum festen Ort geflüchtet und hälts in tapfrer Hut; Mit Spieß und Karst und Sense treibt er den Angriff ab, Wer todt zu Boden sinket, hat hier nicht weit ins Grab. t Graf Eberhard der Greiner vernahm der Seinen Noth, Schon kommt er angezogen mit starkem Aufgebot; Schon ist um ihn versammelt der besten Ritter Kern, Dom edeln Löwenbunde die Grafen und die Herrn. /,Da kommt ein reis'ger Bote vom Wolf von Wunnenstein: „Mein Herr, mit seinem Banner will euch zu Dienste sein." Der stolze-Graf entgegnet: „ich hab sein nicht begehrt, Er hat umsonst die Münze, die ich ihm einst verehrt." *) Dieser Gebrauch kommt als Ehrenstraft Ar Otter und Edelleute auch sonst im Mittelalter oor. 1

5. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 332

1860 - Stuttgart : Hallberger
332 2. Die Schlacht bei Reutlingen. 14. Mai 1377. V Zu Achalm auf dem Felsen, da haust manch kühner Aar, Graf Ulrich, Sohn des Greiners, mit seiner Nitterschaar; Wild rauschen ihre Flüge um Reutlingen, die Stadt, Bald scheint sie zu erliegen, vom heißen Drange matt. / Doch plötzlich einst erheben die Städter sich zu Nacht, Ins Urachthal hinüber find sie mit großer Macht, Bald steigt von Dorf und Mühle die Flamme blutig roth, Die Heerden weggetrieben, die Hirten liegen todt. f Herr Ulrich hats vernommen, er ruft im grimmen Zorn: „In eure Stadt soll kommen kein Huf und auch kein Horn'/ Da sputen sich die Ritter und wappnen sich in Stahl, Sie heischen ihre Rosse, sie reiten stracks zuthal. / Ein Kirchlein stehet drunten, Sanct Leonhard geweiht, ' Dabei ein grüner Anger, der scheint bequem zum Streit. Sie springen von den Pferden, sie ziehen stolze Reihn, Die langen Spieße starren, wohlauf! wer wagt sich drein? j Schon zieh» vom Urachthale die Städter fern herbei, Man hört der Männer Jauchzen, der Heerden wild Geschrei, Man sicht sie fürder schreiten, ein wohlgerüstet Heer; Wie flattern stolz die Banner! wie blitzen Schwert und Speer! Jj Nun schließ dich fest zusammen, du ritterliche Schaar! Wohl hast du nicht geahuet so dräuende Gefahr. Die übermächtgcn Rotten, sie stürmen an mit Schwall, Die Ritter stehn und starren wie Fels und Mauerwall. ¿s Zu Reutlingen am Zwinger, da ist ein altes Thor, Längst wob mit dichten Ranken der Ephen sich davor, Man hat es schier vergessen, nun krachts mit einmal auf. Und ans dem Zwinger stürzet gedrängt ein Bürgerhanf. X Den Rittern in den Rücken fällt er mit grauser Wuth, Heut will der Städter baden im heißen Rittcrblut. Wie haben da die Gerber so meisterlich gegerbt! Wie haben da die Färber so purpurrvth gefärbt! f Heut nimmt man nicht gefangen, heut geht es auf den Tod, Heut spritzt das Blut wie Regen, der Anger blümt sich roth. Stets drängender umschlossen und wüthender bestürmt. Ist rings von Bruderleichen die Nitterschaar umthürmt.

6. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 333

1860 - Stuttgart : Hallberger
333 ^--^Das Fähnlein ist verloren, Herr Ulrich blutet stark, Die noch am Leben blieben, sind müde bis ins Mark. Da haschen sie nach Nossen und schwingen sich darauf, Sie hauen durch, sie kommen zur festen Burg hinauf. yy „Ach Allm" — stöhnt' einst ein Nitter, ihn traf des Mörders Stoß Allmächtger! wollt er rufen — man hieß davon das Schloß. Herr Ulrich sinkt vom Sattel, halbtodt, voll Blut und Qualm, Hätt nicht das Schloß den Namen, man hieß es jetzt Achalm. ^ Wohl kommt am andern Morgen zu Reutlingen ans Thor Manch trauervoller Knappe, der seinen Herrn verlor. Dort auf dem Nathhaus liegen die Todten all gereiht. Man führt dahin die Knechte mit sicherem Geleit. "/¡f Dort liegen mehr denn sechzig, so blutig und so bleich. Nicht jeder Knapp erkennet dep todten Herrn sogleich. Dann wird ein jeder Leichnam von treuen Dieners Hand Gewaschen und gekleidet in weißes Grabgewand. Auf Bahren und auf Wagen getragen und geführt, Mit Eichenlaub bekränzet, wie's Helden wohl gebührt, So geht es nach dem Thore, die alte Stadt entlang, Dumpf tönet von den Thürmen der Todtenglocken Klang. Götz Weißenheim eröffnet den langen Leichenzug, Er war es, der im Streite des Grafen Banner trug, Er hatt es nicht gelassen, bis er erschlagen war, Drum mag er würdig führen auch noch die todte Schaar. Drei edle Grafen folgen, bewährt im Schildesamt, Von Tübingen, von Zollern, von Schwarzenberg entstammt. O Zollern! deine Leiche umschwebt ein lichter Kranz: Sahst du vielleicht noch sterbend dein Haus im künftgen Glanz? V'fc ^cn Sachsenheim zween Nitter, der Vater und der Sohn, Die liegen still beisammen in Lilien und in Mohn, *) Auf ihrer Stammburg wandelt von Alters her ein Geist, Der längst von Klaggeberden auf schweres Unheil weist. Einst war ein Herr von Lustnau vom Scheintod auferwacht, Er kehrt im Leichentuche zu seiner Frau bei Nacht, Davon man sein Geschlechte die Todten hieß im Scherz, Hier bringt man ihrer einen, den traf der Tod ins Herz. y^Das Lied, es folgt nicht weiter, des Jammers ist genug, Will Jemand Alle wissen, die man von dannen trug: Dort auf den Nathhausfenstern, in Farben bunt und klar, Stellt jeden Ritters Name und Wappenschild sich dar. i *) Wnpx«nzeichcn dcr von Sachscnheim.

7. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 378

1860 - Stuttgart : Hallberger
378 So nächtlich auf der Reisen Verlassen sie den Tross; Und mit verkehrten Eisen Beschlagen beid ihr Eoss; Dass nicht die Spur verkünde Den Feinden ihren Weg; Dann geht es durch die Gründe Und über den Felsensteg. Die guten Eosse jagen, Als gings auf ebner Erd, Bis es beginnt zu tagen; Da hinkt des Fürsten Pferd. Es zeigt hispansche Beiter Von fern das Morgenlicht, Das treue Thier will weiter, Bis es zusammenbricht. -Ihr zögert, es zu nehmen? Was weint ihr über mir? Soll mich an Treu beschämen Dort euer todtes Thier? Das Thier hat euch getragen, Bis dass es niederfiel; Von mir soll Keiner sagen: Er wich von ihm am Ziel.« / Zugleich mit raschem Schwünge Setzt er aufs Pferd den Herrn,5 Das mit behendem Sprunge Eennt in des Waldes Kern. Auf alle Vorsicht denkt er; Das todte Eoss sogleich, Die Spur zu tilgen, senkt er Abseits in einen Teich. Der junge Fürst zu Fusse Stand in dem fremden Wald, Er schwang zum Morgengrusse Sein frisches Schwert alsbald. -Ich lasse mich nicht fangen, Ich Sterb in dieser Noth! Wohl vor dem Kloster bangen Darf mir, nicht vor dem Tod!« '-.Mit strafender Geberde ,Sprach aber: »Das sei fern!« Und stieg dabei vom Pferde Der treue Mann Tiffern. -Es darf ein Fürstenleben Nicht so sich bieten feil; Mein Eoss will ich euch geben, Darauf entweicht in Eil!« '/ Er selbst verbirgt im Moore, In Schilf und Büschen sich, Und harrt im feuchten Bohre, Bis dass der Tag verblich. An ihm vorüber flogen Die Knecht’, es späht ihr Blick; An ihm vorüber zogen Sie Abends leer zurück. (¿/Da tritt er aus dem Schilfe v Und danket auf den Knien, Dass Gott der treuen Hülfe Hat das Gedeihn verliebn; Dass .er ihn lässet ernten Die Früchte seiner That; Darauf sucht er durch Kärnthen Ins Bayerland den Pfad. f Er kommt auf langen Wegen Nach Landshut vor das Schloss, Dort wiehert ihm entgegen Im Hof sein treues Eoss. Erlöst von allem Harme Schaut aus des Ohmes Haus Und recket seine Arme Der Christoph nach ihm aus. L Sechs Monate hielt sich Christoph in Landshut auf, dann verliess er die- sen Zufluchtsort und begab sich wahrscheinlich nach Graubündten. Als end- lich sein Vater Ulrich durch die Schlacht bei Lausten (1514) sein Land wiedei gewann, da ging auch dem in der Fremde irrenden Flüchtling ein Stein dm

8. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 423

1860 - Stuttgart : Hallberger
Mist, die Thore selbst standen weit offen. Einige Offiziere, die sich in sie hineingewagt, brachten die Nachricht, in den Gaffen sei es wie ausgestorben. Napoleon wurde bestürzt, — eine trübe Ahnung ergriff seine Seele; er hielt seinen Einzug; cs herrschte das Schweigen der Wüste; man hörte nichts als die Hufschläge der Roffe und die Fußtritte der Soldaten. Der Kaiser nahm seine Wohnung in dem Kreml, die Soldaten in den Häusern der Stadt; aber fast keine Seele trafen sie in denselben an. Alles hatte die Stadt verlassen; nur hie und da begegneten sie dem von Mordlust und teuflischer Freude ver- zerrten Gesicht eines Sträflings, der aber schnell wieder verschwand. Lebens- mittel und Reichthümer fanden sie die Fülle; und man fing an, sich froheren Hoffnungen hinzugeben. Da erhoben sich um Mitternacht an drei verschiede- nen Orten der Stadt Feuersäulen; die Flamme griff mit Windesschnelle um sich; zwar wurden die Franzosen an zwei Orten des Feuers Meister, aber nicht am dritten. Aus ganz unbewohnten Häusern hörte man je und je einen Knall dringen, sah dann einen leichten Rauch aufsteigen, der immer dicker und dunkler wurde, bis zuletzt eine helle Flamme ausbrach, und schon am zweiten Tag geschah dies an so vielen Orten, daß über die eigentliche Veranlassung kein Zweifel mehr sein konnte. Rostopschin, der Befehlshaber von Moskau, hatte den ungeheuern Plan gefaßt, um die Franzosen zu verder- den, die ganze Czarenstadt mit all ihren Reichthümern und Kostbarkeiten auf- zuopfern. Die Bevölkerung nöthigte er, mit ihm wegzuziehen; 2000 Ver- brecher und Galeerensträflinge aber entließ er aus den Gefängnissen und gab ihnen den Auftrag, durch Brandfackeln, Pechkränze und Granaten die Stadt den Flammen zu überliefern; und mit teuflischer Freude vollzog die mörderische Rotte den schauerlichen Auftrag. Die Flammen wälzten sich indessen immer näher zum Kreml heran, und der Sturm heulte drein. Napoleon schlief; da erweckte ihn die Helle. Die Nacht schien zum Tag ge- worden. Voll Entsetzen sprang er auf. „Jsts möglich!" rief er aus, „das haben sie selbst gethan! Welche Menschen!" Am dritten Tag waren die Flammen schon so nahe gekommen, daß der Kreml wie von einem Feuermeer umgeben schien. Es war die höchste Zeit, sich zu retten. Noch eine einzige enge, krumme Straße bot einen Ausgang. Nur mit Mühe und mit halb verbrannten Kleidern entging noch der Kaiser dem schrecklichen Feuertod. Aber viele der Soldaten suchten, mit Lebensmitteln und Schätzen beladen, vergeblich einen Rückweg; sie starben in den Flammen. Nach sechs Tagen erst erlosch die Glut; nur der zehnte Theil der einst so herrlichen Stadt war erhalten; alles klebrige, Paläste und Kirchen, versank in Asche und Graus. Der Untergang Moskaus war auch das Grab für die Plane und das Glück Napoleons. Vergebens hatte er noch mit Alerattder Friedensunter-

9. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 437

1860 - Stuttgart : Hallberger
437 dafür", sagte der edle Mensch, und es trat ihm eine Thräne ins Auge, die wie aus einem überwältigten Herzen kam, wenigstens über- wältigte sie dem Herrn Charles das seinige. ,Mon8l6ur Charles!“ dachte er, „und ein armer polnischer Fuhrmann!" — und als der Pole schon anfing, eines der Kinder nach dem andern zum Abschied zu küssen, und sie auf polnisch zur Folgsamkeit und Frömmigkeit er- mahnte, „guter Freund", sagte Herr Charles, „bleibt noch ein wenig da. Ich bin doch so arm nicht, daß ich euch nicht euren wohlver- dienten Fuhrlohn bezahlen könnte, so ich doch die Fahrt euch abge- nommen habe", und gab ihm die fünfhundert Rubel. Also sind jetzt die Kindlein versorgt, der Fuhrlohn ist bezahlt, und so ein oder der andere geneigte Leser vor den Thoren der großen Stadt hätte zwei- feln mögen, ob der Vetter auch zu finden sein, und ob er es thun werde, so hat doch die heilige Vorsehung ihn nicht einmal dazu von- nöthen gehabt. 202. Die sonderbare Mauer. Die Leute eines einsamen Bauernhofes waren während des letzten Kriegs in großen Aengsten. Besonders war eine Nacht für sie sehr- fürchterlich. Der Feind nahte sich der Gegend, der nächtliche Him- mel war bald da bald dort von Feuersbrünsten roth wie Blut. Zu- dem war es Winter und das Wetter sehr kalt und stürmisch. Die guten Leute waren keinen Augenblick sicher, ausgeplündert und jetzt zur rauhesten Jahreszeit von Haus und Hof verjagt zu werden. Großeltern, Eltern und Kinder blieben die ganze Nacht hin- durch in der Stube bei einander auf und beteten beständig. Die Großmutter las aus einem Gebetbnche mit Inbrunst die Worte, die in einem älteren Kirchenliede sich finden: „Eine Mauer um uns bau, Daß dem Feinde dafür grau." Der junge Bauer, der andächtig zugehört hatte, meinte jedoch, das Aufführen von einer Mauer sei gar zu viel von dem lieben Gort verlangt. Indeß ging die Nacht vorüber, ohne daß ein feindlicher Soldat in das Haus kam. Alle im Hanse wunderten sich darüber. Als sie aber Morgens sich vor die Thüre wagten, sieh, da war gegen jene Seite hin, wo die Feinde stunden, der Schnee vom Winde hoch wie eine Mauer aufgethürmt, so daß man gar nicht hindurch kommen konnte.

10. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 423

1854 - Stuttgart : Hallberger
423 blickt, die Thore selbst standen weit offen. Einige Offiziere, die sich in sie hineingewagt, brachten die Nachricht, in den Gaffen sei es wie ausgestorben. Napoleon wurde bestürzt, — eine trübe Ahnung ergriff seine Seele; er hielt seinen Einzug; es herrschte das Schweigen der Wüste; man hörte nichts als die Hufschläge der Rosse und die Fußtritte der Soldaten. Der Kaiser nahm seine Wohnung in dem Kreml, die Soldaten in den Häusern der Stadt; aber fast keine Seele trafen sie in denselben an. Alles hatte die Stadt verlassen; nur hie und da begegneten sie dem von Mordlust und teuflischer Freude ver- zerrten Gesicht eines Sträflings, der aber schnell wieder verschwand. Lebens- rnittel und Reichthümer fanden sie die Fülle; und man sing an, sich froheren Hoffnungen hinzugeben. Da erhoben sich um Mitternacht an drei verschiede- nen Orten der Stadt Feuersäulen; die Flamme griff mit Windesschnelle um sich; zwar wurden die Franzosen an zwei Orten des Feuers Meister, aber nicht am dritten. Aus ganz unbewohnten Häusern hörte man je und je einen Knall dringen, sah dann einen leichten Rauch aufsteigen, der immer dicker und dunkler wurde, bis zuletzt eine helle Flamme ausbrach, und schon am zweiten Tag geschah dies an so vielen Orten, daß über die eigentliche Veranlassung kein Zweifel mehr sein konnte. Rostopschin, der Befehlshaber von Moskau, hatte den ungeheuern Plan gefaßt, um die Franzosen zu verder- den, die ganze Czarenstadt mit all ihren Reichthümern und Kostbarkeiten auf- zuopfern. Die Bevölkerung nöthigte er, mit ihm wegzuziehen; 2000 Ver- brecher und Galeerensträflinge aber entließ er aus den Gefängnissen und gab ihnen den Auftrag, durch Brandfackeln, Pechkränze und Granaten die Stadt den Flammen zu überliefern; und mit teuflischer Freude vollzog die mörderische Rotte den schauerlichen Auftrag. Die Flammen wälzten sich indessen immer näher zum Kreml heran, und der Sturm heulte drein. Napoleon schlief; da erweckte ihn die Helle. Die Nacht schien zum Tag ge- worden. Voll Entsetzen sprang er auf. „Jsts möglich!" rief er aus, „das haben sie selbst gethan! Welche Menschen!" Am dritten Tag waren die Flammen schon so nahe gekommen, daß der Kreml wie von einem Feuermeer umgeben schien. Es war die höchste Zeit, sich zu retten. Noch eine einzige enge, krumme Straße bot einen Ausgang. Nur mit Mühe und mit halb verbrannten Kleidern entging noch der Kaiser dem schrecklichen Feuertod. Aber viele der Soldaten suchten, mit Lebensmitteln und Schätzen beladen, vergeblich einen Rückweg; sie starben in den Flammen. Nach sechs Tagen erst erlosch die Glut; nur der zehnte Theil der einst so herrlichen Stadt war erhalten; alles klebrige, Paläste und Kirchen, versank in Asche und Graus. Der Untergang Moskaus war auch das Grab für die Plane und das Glück Napoleons. Vergebens hatte er noch mit Alexander Friedensunter-
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