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1. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 100

1861 - Stuttgart : Hallberger
100 „Reicht just sein Helmbusch dem Marschall an’s Maul „Doch ist er auch klein, so ist er nicht faul „Zu trotzigem, stolzem Befehle.“ Und wohl vernimmt’s der wack’re Pipin, Bemerkt, wie die Grollenden flüstern, Mit Murren folgend gen Welschland zieh'n, Ihm säumig gehorchen und frevelhaft kühn Sich mürrischer täglich verdüstern. Und stark im Geiste, gewaltig und klug, Erwägt er’s mit weisen Gedanken. „„Sei heut’ des Weges, der Mühen genug, „„Gehemmt der Schaaren gewaltiger Zug! „„Errichtet zum Fechtspiel die Schranken! „„Herbei gebracht den gewaltigen Leu! „„Den Kämpfer will ich ihm stellen! —““ Wohl seltsam scheint die Bestellung und neu, Und mit Neugier murmeln, es murmeln mit Scheu Die trotzigen, stolzen Gesellen. Rings wird der Platz mit Gittern umhegt, Dahinter die Sitze der Ritter, Erhaben des Königs Balkon. — Da frägt Wohl Jeder, zu Unmuth und Sorgen erregt: „Wie schwach doch, wie schwankend das Gitter I „Ein Ruck mit der mächtigen Tatz, und es fällt, „Und das Ungethüm sitzt uns im Nacken. „Doch der dort oben, der winzige Held, „Wohl hat er sich trefflich sicher gestellt, „Zu schaun, wie die Krallen uns packen!“ Und der Leu wird gebracht im vergitterten Haus, An der Schranke geöffnet das Pförtchen. Und der Thiere König er schreitet heraus, Und die Ritter erfasst nun Schrecken und Graus, Und keiner redet ein Wörtchen. Doch zweifelnd sieht sich der Löwe befrei n Und reckt in der Freiheit die Glieder Und schreitet getrost in die Schranken hinein Und zeigt der Zähne gewaltige Reih n, Laut gähnend, und strecket sich nieder.

2. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 331

1860 - Stuttgart : Hallberger
f 331 ^"„Mein Sohn! das sind die Schlegler, die schlagen kräftig drein, — Gib mir den Leibrock, Junge! — das ist der Eberstein, Ich kenne wohl den Eber, er hat so grimmen Zorn, Ich kenne wohl die Rose, sie führt so scharfen Dorn." Da kommt ein armer Hirte in athemlosem Lauf: „Herr Graf, es zieht 'ne Rotte das untre Thal herauf. Der Hauptmann führt drei Beile, sein Rüstzeug glänzt und gleißt, Daß mirs wie Wetterleuchten noch in den Augen beißt." /„Das ist der Wunnensteiner, der gleißend Wolf genannt, — ' Gib mir den Mantel, Knabe! — der Glanz ist mir bekannt; Er bringt mir wenig Wonne, die Beile hauen gut, — Bind mir das Schwert zur Seite! — der Wolf, der lechzt nach Blut." -//Da spricht der arme Hirte: „Deß mag noch werden Rath, Ich weiß geheime Wege, die noch kein Mensch betrat, Kein Roß mag sie ersteigen, nur Geißen klettern dort, Wollt ihr sogleich mir folgen, ich bring euch sicher fort." /£ Sie klimmen durch das Dickicht den steilsten Berg hinan, Mit seinem guten Schwerte haut oft der Graf sich Bahn; Wie herb das Fliehen schmecke, noch hat ers nie vermerkt, Viel lieber möcht er fechten, das Bad hat ihn gestärkt. -/jf In heißer Mittagsstunde bergunter und bergauf! Schon muß der Graf sich lehnen auf seines Schwertes Knauf, Darob erbarmts den Hirten des alten, hohen Herrn, Er nimmt ihn auf den Rücken: „ich thus von Herzen gern." /'^Da denkt der alte Greiner: „es thut doch wahrlich gut, So sänfrlich sein getragen von einem treuen Blut; In Fährden und in Nöthen zeigt erst das Volk sich echt, Drum soll man nie zertreten sein altes, gutes Recht." - ■f5 Als drauf der Graf, gerettet, zu Stuttgart sitzt im Saal, Heißt er 'ne Münze prägen als ein Gedächtnißmal, Er gibt dem treuen Hirten manch blankes. Stück davon, Auch manchem Herrn vom Schlegel verehrt er eins zum Hohn. D.^niit in künft'gen Sommern sich jeder greise Manu, Von Feinden ungefährdet, im Bade jungen kann.*) *) Die Einwohner der Stadt hatten das Entwischen Eberhards hart'bühen titi/fjtti, Ver- bündeten verwüsteten den ganzen Ort.

3. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 330

1854 - Stuttgart : Hallberger
330 suchten sich unabhängig, und andererseits der niedere Adel von seinen Leheusvcr- pflichtunge» gegen den höheren frei zu machen. Die Grafen von Württemberg hatten die Landvogtei in Schwaben; einen Herzog von Schwaben gab es nicht mehr. Ein großer Theil des schwäbischen Adels hatte sich gegen die wachsende Macht der Städte, so wie der Grasen von Württemberg, vereinigt. Man hieß sie Schlegler oder Martinsvögel, nach der Art ihrer Bewaffnung und dem Stiftnngstage des Bundes. Die Hauptlcute desselben waren die Grasen Wolf und Wilhelm von Eber- stein und Wolf von Wnnnenstein, wegen seiner glänzenden Rüstung der gleißend Wolf genannt. Wolf von Eberstein war ein berüchtigter Landfriedensbrccher, weß- halb schon 1357 Graf Eberhard seine Feste Alteberstein in kaiserlichem Auftrag zer- stört hatte. In schönen Sommertageu, wann lau die Lüfte wehn, Die Wälder lustig grünen, die Gärten blühend stehn, Da ritt aus Stuttgarts Thoren ein Held von stksz.er Art, Graf Eberhard der Greiner, der alte Rauschebart. Mit wenig Edelknechten zieht er ins Land hinaus, Er trägt nicht Helm noch Panzer, nicht gehts auf blutgen Strauß, Ins Wildbad will er reiten, wo heiß ein Quell entspringt, Der Sieche heilt und kräftigt, der Greise wieder jungt. Zn Hirsau bei dem Abte, da kehrt der Ritter riit, Und trinkt bei Orgelschalle den kühlen Klvsterwein. Dann gehts durch Tannenwälder ins grüne Thal gesprengt, Wo durch ihr Felsenbette die Enz sich rauschend drängt. Zu Wildbad an dem Markte, da steht ein stattlich Hans, Es hängt daran zum Zeichen ein blanker Spieß heraus; Dort steigt der (Aras-vom Rosse, dort hält er gute tilgst. Den Quell besucht er täglich, der ritterliche Gast. Wann er sich dann entkleidet und wenig ausgeruht, Und sein Gebet gesprochen, so steigt er in die Flnth; Er setzt sich stets zur Stelle, wo ans dem Feffcnspalt Am. heißesten und vollsten der edle Sprudel wallt. Ein angeschoßner <W.r, der sich die Wm>de wusch, Verrieth voreinst den Jägern den Quell in Kluft und Busch, Run ists dem alten Necken ein lieber Zeitvertreib, Zn waschen und zu strecken den narbenvollen Lcill. 1367. Da kommt einsmals gespniugeu, sein jüngster Edelknab: „Herr Gras! cs zieht ein Hanfe das obre Thal herab. Sie tragen schwere Kolben, der Hanptmann führt im Schild Ein Röslein roth von Golde und einen Eber wild."

4. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 331

1854 - Stuttgart : Hallberger
331 „Mein Sohn! das sind die Schlegler, die schlagen kräftig drein, — Gib mir den Leibroñ, Junge! — das ist der Eberstein, Ich kenne wohl den Eber, er hat so grimmen Zorn, Ich kenne wohl die Rose, sie führt so scharfen Dorn/' Da kommt ein arzner Hirte in athemlosem Lauf: „S$jxi Graf, es zieht 'ne Rotche das untre Thal herauf. Der Hauptmann führt drei Beile, sein Rüstzeug glänzt und gleißt, Daß mirs wie Wetterleuchten noch in den Augen beißt." « „Das ist der Wunncnsteiner, der gleißend Wolf genannt, — Gib mir den Mantel, Knabe! — der Glanz ist mir bekannt; Er bringt mir wenig Wonne, die Beile hauen gut,,,— Bind mir das Schwert zur Seite! — der Wolf, der lechzt nach Blut." Da spricht der arme Hsxte: „Deß mag noch werden Rath, Ich weiß geheime Wege, die noch kein Mensch betrat. Kein Roß mag sie ersteigen, nur Geißen klettern dort. Wollt ihr sogleich mir folgen, ich bring euch sicher fort." Sie klimmen durch das Dickicht den steilsten Berg hinan. Mit seinem guten Schwerte haut oft der Graf sich Bahn; Wie herb das Fliehon schmecke, noch hat ers nie vermerkt. Viel lieber möcht er fechten, das Bad hat ihn gestärkt. In heißer Msttagsstnnde bergnnter und bergauf! Schon muß der Grgf sich lehnen auf seines Schwertes Knauf, Darob erbaxusts den Hirten des alten, hohen Herrn, Er nimmt ihn auf den Rücken: „ich tbns von Herzen gern." Da denkt der alte Greiner: „es thut doch wahrlich gut, So sänftlich sein getragen von einem treuen Blut; In Fährden und in Nöthen zeigt erst das Volk sich echt, Drum soll man nie zertreten sein altes, gutes Recht." Als drauf der Graf, gerettet, zu Stuttgart sitzt im Smf, Heißt er 'ne Münze prägen als ein Gedchchlnißmal, Er gibt dem treuen Hirten manch blankes Stück davon. Auch manchem Herrn vom Schlegel verehrt er eins znni Hohn. Dann schickt er tucht'ge Maurer ins Wildbad alsofort. Die sollen Mauern führen rings um den offnen Ort, Damit in künft'gen Sommern sich jeder greise Mann, Von Feinden ungefährdet, im Bade jungen kann.*) *) Die Einwohner der Stadt hotten dos Entwischen Eberhards hart bühcn müssen, die Der' bündeten verwüsteten den- ganzen Ort.

5. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 332

1854 - Stuttgart : Hallberger
2. Die Schlacht bei Reutlingen. 14. Mai 1377. Zu Achalm auf dem Fehseu, da haust manch kühner Mr, Graf Ulrich, Sohn des Greiners, mit seiner Ritterschaar; Wild rauschen ihre Flüge um Reutlingen, die Stadt, §ald scheint sie zu erliegen, vom heißen Drange matt. Doch plötzlich einst erheben die Smier sich zu Nacht, Ins Urachthal hinüber sind sie mit großer Macht, Bald stxilt von Dorf und Mühle die Flamme blutig roth. Die Heerden weggetrieben, die Hirten liegen todt. Herr Ulrich hals vernoinnien. er ruft im grimmen Zopn? „In eure ©Mt soll kommen kein Huf und auch kein Hoxn I" Da sputen sich die Ritter und wappnen sich in Stahl, Sie heischen ihre Uosse, sie retten stracks znthal. Ein Kirchlein stehet drunten, Sanct Leonhard geweiht, Dabei ein grüner der scheint bequem zum Streit. Sie sppmgcu von den Pferden, sie ziehen stolze Reihn, Die laugen Spieße starren, wohlauf! wer wagt sich drein? Schon ziehn vom Urachthale die Städter fern herbei, Man hört der Mäumr Jauchgen, der Heerden wild Geschreis Man sieht sie fürder schreiten, ein ipoülgerüstet Heer; Wie flattern stolz die Banner! wie blichen Schwert und Speer! Nun schließ dich seht zusammen, du rstterliche Schaar! Wohl hast du nicht, geghnet so dräuende Gefahr. Die übermächtgen gtottcu, sie stürmen an mit Schwall, Die Ritter stehn und starren wie Fehs und Mauerwall. Zu Reutlinaen am Zwinger, da ist ein altes Tho.lt, Längst wob mit dichten Ranken der Ephcu sich davor, Man hat es schier vergessen, nun krachts mit einmal auf, llud aus dem Zwinger stürzet gedrgugt ein Bürgerhaus. Den Rittern in den Rüchen fällt er mit gragpser Wuth, Heut will der Städter bgdeu im heißen Ritterblut. Me haben da die Gerher so inemrluh gegerbt! Wie haben da die Färber so pnrpurroth gefärbt! Heut nimmt man ittcht gefangen, heut geht es auf deu Tod, Heut spritzt das Blut wie Regen, der Anger blümt sich roth. Stets drängender umschlossen und w.ütheuder bestürmt, Ist rings von Brnderleichen die Rittcrschaar uinthüriitt.

6. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 378

1854 - Stuttgart : Hallberger
378 So nächtlich auf der Eeisen Verlassen sie den Tross; Und mit verkehrten Eisen Beschlagen beid ihr Ross; Dass nicht die Spur verkünde Den Feinden ihren Weg; Dann geht es durch die Gründe Und über den Felsensteg. »Ihr zögert, es zu nehmen? Was weint ihr über mir? Soll mich an Treu beschämen Dort euer todtes Thier? Das Thier hat euch getragen, Bis dass es niederfiel; Von mir soll Keiner sagen: Er wich von ihm am Ziel.« Die guten Rosse jagen, Als gings auf ebner Erd, Bis es beginnt zu tagen ; Da hinkt des Fürsten Pferd. Es zeigt hispansche Reiter Von fern das Morgenlicht, Das treue Thier will weiter, Bis es zusammenbricht. Der junge Fürst zu Fusse Stand in dem fremden Wald, Er schwang zum Morgengrusse Sein frisches Schwert alsbald. »Ich lasse mich nicht fangen, Ich Sterb in dieser Noth! Wohl vor dem Kloster bangen Darf mir, nicht vor dem Tod!« Mit strafender Geberde Sprach aber: »Das sei fern!« Und stieg dabei vom Pferde Der treue Mann Tiffern. »Es darf ein Fürstenleben Nicht so sich bieten feil; Mein Ross will ich euch geben, Darauf entweicht in Eil!« Zugleich mit raschem Schwünge Setzt er aufs Pferd den Herrn, Das mit behendem Sprunge Rennt in des Waldes Kern. Auf alle Vorsicht denkt er; Das todte Ross sogleich, Die Spur zu tilgen, senkt er Abseits in einen Teich. Er selbst verbirgt im Moore, In Schilf und Büschen sich, Und harrt im feuchten Rohre, Bis dass der Tag verblich. An ihm vorüber flogen - Die Knecht’, es späht ihr Blick; An ihm vorüber zogen Sie Abends leer zurück. Da tritt er aus dem Schilfe Und danket auf den Knien, Dass Gott der treuen Hülfe Hat das Gedeihn verliehn ; Dass er ihn lässet ernten Die Früchte seiner That; Darauf sucht er durch Kärnthen Ins Bayerland den Pfad. Er kommt auf langen Wegen Nach Landshut vor das Schloss, Dort Wiehert ihm entgegen Im Hof sein treues Ross. Erlöst von allem Harme Schaut aus des Ohmes Haus Und recket seine Arme Der Christoph nach ihm aus. Sechs Monate hielt sich Christoph in Landshut auf, dann verliess er die- sen Zufluchtsort und begab sich wahrscheinlich nach Graubündten. Als end- lich sein Vater Ulrich durch die Schlacht bei Lausten (1534) sein Land wieder gewann, da ging auch dem in der Fremde irrenden Flüchtling ein Stern der

7. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 274

1854 - Stuttgart : Hallberger
274 und Wurfspieß waren von früh an fein Spielzeug und bald seine Waffe, die er nie mehr von sich ließ. Ein Lieblingsspiel der Jugend war, auf scharfe Spieße, welche ihnen ältere Männer in ganzen Reihen entgegen hielien, einzuspringen, und Körper und Auge so zu gewöhnen, daß die Schnelligkeit und Gewandtheit des Anlaufs die Gefahr glücklich über- wand. Nicht die verdorbene Luft verschlossener Stuben, nicht ein tage- langes Stillsitzen mit zusammengekrümmten Gliedmaßen, und vor allen Dingen nicht eine verdorbene Einbildungskraft, welche Lüste und Begier- den frühzeitig weckt und den Menschen erschlafft, hemmten die gesunde Ausbildung des Wuchses; denn die Keuschheit war bei ihnen eine so große Tugend, daß ein Jüngling, welcher sie verletzte, von seinen Ge- noffen verachtet wurde. So dürfen wir uns nicht wundern, daß die Deutschen ein so überaus starkes Volk waren und daß sie den Römern, die von Natur mittelmäßigen Wuchses waren, als Riesen erschienen. Teuto- boch, König der Cimbern, setzte über vier bis sechs nebeneinander gestellte Pferde hinweg, und er war nicht der einzige, der das vermochte. Als die Cimbern in Italien an den Etschstuß kamen und keine Brücke fan- den, da stellten sich ihre stärksten Krieger drei bis vier Mann hoch in den Strom quer hinüber und legten Schild an Schild zusammen, um das Wasser aufzustauen, damit das übrige Heer inzwischen durch die auf solche Weise gebildete Furth hinüberziehe; das Wasser war zwar gewalti- ger als ihre Kühnheit und riß die lebendige Mauer hinweg. Aber welches Kraftgefühl müssen diese Völker gehabt haben, daß sie sich sol- ches unterstehen konnten. Die Männer übten sich viel in den Waffen, bald im Kriege, bald aus der Jagd; denn nur diese beiden Beschäftigungen hielten sie eigent- lich für des freien Mannes würdig. Früh nahm der Vater seinen Sohn mit auf die Jagd, daß er seinen Wurfspieß gebrauchen lernte; der schönste Tag für den Jüngling war aber der, wenn er in der öffentlichen Volksversammlung von dem Fürsten oder von seinem Vater- feierlich mit Schwert, Schild und Speer geschmückt und dadurch in die Zahl der Männer aufgenomnlen wurde. Nun durfte er mit in den Krieg ziehen und mit in der Volksversammlung erscheinen und bei den öffentlichen Angelegenheiten auch seine Stimme geben. Vor allen Dingen rühmen die Römer die Treue der Deutschen; Nichts war ihnen verhaßter als Lug und Trug. „Ein Mann, ein Wort!" hieß es bei ihnen. Unwandelbare Treue übte der Mann gegen seine Frau, und die Frau gegen den Mann, Väter und Söhne, Nachbarn, Gemeiudegenosstn rmd die zu einem Völkerbünde Gehörigen unter ein-

8. Für die Oberstufe - S. 291

1879 - Stuttgart : Hallberger
291 13. Dort liegen mehr denn sechzig so blutig und so bleich, Nicht jeder Knapp erkennet den todten Herrn sogleich; Dann wird ein jeder Leichnam von treuen Dieners Hand Gewaschen und gekleidet in weißes Grabgewaud. 14. Auf Bahren und auf Wagen getragen und geführt, Mit Eichenlaub bekränzet, wie's Helden wohl gebührt, So geht es nach dem Thore die alte Stadt entlang, Dumpf tönet von den Thürmen der Todtenglocken Klang. 15. Götz Weißenheim eröffnet den langen Leichenzug, Er war es, der im Streite des Grafen Banner trug; Er hatt' es nicht gelassen, bis er erschlagen war, Drum mag er würdig führen auch noch die todte Schar. 16. Drei edle Grafen folgen, bewährt im Schildesamt, Von Tübingen, von Zollern, von Schwarzenberg entstammt. O Zollern, deine Leiche umschwebt ein lichter Kranz: Sahst du vielleicht noch sterbend dein Haus im künftgen Glanz? 17. Von Sachsenheim zween Ritter, der Vater und der Sohn, Die liegen still beisammen in Lilien und in Mohn;*- Auf ihrer Stammburg wandelt von Alters her ein Geist, Der längst mit Klaggebärden ans schweres Unheil weist. 18. Einst war ein Herr von Lustnau vom Scheintod auferwacht, Er kehrt' im Leichentuche zu seiner Frau bei Nacht, Davon man sein Geschlechte die Todten hieß im Scherz; Hier bringt man ihrer einen, den traf der Tod ins Herz. 19. Das Lied, es folgt nicht weiter; des Jammers ist genug. Will jemand alle wissen, die man von dannen trug: Dort auf den Rathhausfenstern in Farben bunt und klar Stellt jeden Ritters Namen und Wappenschild sich dar. 20. Als nun von seinen Wunden Graf Ulrich ausgeheilt, Da reitet er nach Stuttgart, er hat nicht sehr geeilt. Er trifft den alten Vater allein am Mittagsmahl; Ein frostiger Willkommen; kein Wort ertönt im Saal. 21. Dem Vater gegenüber sitzt Ulrich an den Tisch, Er schlägt die Augen nieder; man bringt ihm Wein und Fisch. Da faßt der Greis ein Messer, und spricht kein Wort dabei, Und schneidet zwischen beiden das Tafeltuch entzwei. **) *) Wappenzeichen derer von Sachsenheim. ) Dieser Gebrauch kommt als Ehrenstrafe siir Ritter und Edelleute auch sonst im Mittelalter vor.

9. Für die Oberstufe - S. 293

1879 - Stuttgart : Hallberger
293 11. Was gleißt und glänzt da droben und zuckt wie Wetterschein? Das ist mit seinen Reitern der Wolf von Wunnenstein. Er wirft sich auf die Städter, er sprengt sich weite Bucht; Da ist der Sieg entschieden, der Feind in wilder Flucht. 12. Im Erntemond geschah es, bei Gott, ein heißer Tag! Was da der edlen Garben auf allen Feldern lag! Wie auch so mancher Schnitter die Arme sinken läßt! Wohl halten diese Ritter ein blutig Sichelfest. 13. Noch lange traf der Bauer, der hinterm Pfluge gieng, Auf rosige Degenklingen, Speereisen, Panzerring; Und als man eine Linde zersägt und niederstreckt, Zeigt sich darin ein Harnisch und ein Geripp versteckt. 14. Als nun die Schlacht geschlagen und Sieg geblasen war, Da reicht der alte Greiuer dem Wolf die Rechte dar: „Hab Dank, du tapfrer Degen, und reit mit mir nach Haus, Daß wir uns gütlich Pflegen nach diesem harten Strauß." 15. „Hei," spricht der Wolf mit Lachen, „gefiel Euch dieser Schwank? Ich stritt aus Haß der Städte und nicht um Euren Dank. Gut Nacht und Glück zur Reise! Es steht im alten Recht." Er sprichts und jagt von dannen mit Ritter und mit Knecht. 16. Zu Döffingen im Dorfe, da hat der Graf die Nacht Bei seines Ulrichs Leiche, des einzgen Sohns, verbracht. Er kniet zur Bahre nieder, verhüllet sein Gesicht; Ob er vielleicht im stillen geweint, mau weiß es nicht. 17. Des Morgens mit dem frühsten steigt Eberhard zu Roß, Gen Stuttgart fährt er wieder mit seinem reis'gen Troß. Da kommt des Wegs gelaufen der Zuffenhanser Hirt. „Dem Mann ists trüb zu Muthe, was der uns bringen wird?" 18. „Ich bring Euch böse Kunde: Rächt ist in unsern Trieb Der gleißend Wolf gefallen; er nahm, so viel ihm lieb." Da lacht der alte Greiner in seinen grauen Bart: „Das Wölflein holt sich Kochfleisch, das ist des Wölfleins Art." 19. Sie reiten rüstig fürder, sie sehn aus grünem Thal Das Schloß von Stuttgart ragen, es glänzt im Morgenstrahl. Da kommt des Wegs geritten ein schmucker Edelknecht. „Der Knab will mich bedünken, als ob er Gutes brächt." 20. „Ich bring Euch frohe Märe: Glück zum Urenkelein! Antonia hat geboren ein Knäblein hold und fein." Da hebt er hoch die Hände, der ritterliche Greis: „Der Fink hat wieder Samen! Dem Herrn sei Dank und Preis!" Uhland, f 1862.

10. Für die Oberstufe - S. 244

1879 - Stuttgart : Hallberger
244 standen sie den Veränderungen der Luft, der Hihe und Kälte, dem Regen und dem Schnee. Eine Bären- oder Wolfshaut, auf die Erde gebreitet, war ihr Lager, dieselbe Haut, wenn der Knabe heranwuchs, fein Mantel, der kühle Vach seine Erfrischung sogut im Winter als im Sommer, die einfachsten Speisen, Milch und Brot, und das Fleisch von Rindvieh, Wild- bret, wohl auch Pferdefleisch seine Nahrung. Bogen und Wurfspieß waren von früh an sein Spielzeug und bald auch seine Waffe, die er nie mehr von sich ließ. Ein Lieblingsspiel der Jugend war, auf scharfe Spieße, welche ihnen ältere Männer in ganzen Reihen entgegen hielten, einzuspringen und Körper und Auge so zu gewöhnen, daß die Schnelligkeit und Gewandtheit des Anlaufs die Gefahr glücklich überwand. Nicht die verdorbene Lust verschlossener Stuben, nicht ein tagelanges Stillsitzen mit zusammengekrümm- ten Gliedmaßen und vor allen Dingen nicht eine verdorbene Einbildungs- kraft, welche Lüste und Begierden frühzeitig weckt und den Menschen er- schlafft, hemmten die gesunde Ausbildung des Wuchses. Die Keuschheit war bei ihnen eine so große Tugend, daß ein Jüngling, welcher sie ver- letzte, von seinen Genossen verachtet wurde. 4. So dürfen wir uns nicht wundern, daß die Deutschen ein so überaus starkes Volk waren, und daß sie den Römern, die von Natur mittelmäßigen Wuchses waren, als Riesen erschienen. Teutoboch, König der Teutonen, setzte über vier bis sechs nebeneinander gestellte Pferde hinweg, und er war nicht der einzige, der das vermochte. Als die Cimbern in Italien an den Etschfluß kamen und keine Brücke fanden, da stellten sich ihre stärksten Krieger drei bis vier Mann hoch in den Strom quer hinüber und legten Schild an Schild zusammen, um das Wasser aufzustauen, damit das übrige Heer inzwischen durch die auf solche Weise gebildete Furt hinüberziehe. Das Wasser war zwar gewaltiger als ihre Kühnheit und riß die lebendige Mauer hinweg; aber welches Krastgefühl müssen diese Völker gehabt haben, daß sie sich solches unterstehen konnten! 5. Die Männer übten sich viel in den Waffen bald im Kriege bald aus der Jagd; denn nur diese beiden Beschäftigungen hielten sie eigentlich des freien Mannes für würdig, obgleich sie auch tüchtige Bauern waren. Früh nahm der Vater seinen Sohn mit auf die Jagd, daß er feinen Wurf- spieß gebrauchen lernte. Der schönste Tag für den Jüngling war aber der, wenn er in der öffentlichen Volksversammlung von dem Fürsten oder von seinem Vater feierlich mit Schwert, Schild und Speer geschmückt und dadurch in die Zahl der Männer aufgenommen wurde. Nun durfte er mit in den Krieg ziehen und mit in der Volksversammlung erscheinen und bei den öffentlichen Angelegenheiten auch seine Stimme geben.
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