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1. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 105

1861 - Stuttgart : Hallberger
105 Reich zu regieren. Heinrich wurde wirklich gewählt und die Ge- sandtschaft, die ihm die Nachricht von seiner Erhebung auf den deutschen Kaiserthron brachte, traf ihn, als er sich eben mit dem Vogelfang beschäftigte, woher er auch den Beinamen „der Finkler" oder „der Vogler" erhielt. Wir lernen ihn aus den folgenden Er- zählungen näher kennen. 36. Heinrich der Vogelsteller. Ballade. Herr Heinrich sitzt am Vogelherd, recht froh und wohlgemuth; Aus tausend Perlen blinkt und blitzt der Morgenröthe Gluth. In Wies’ und Feld, in Wald und Au, horch, welch’ ein süsser Schall! Der Lerche Sang, der Wachtelschlag, die süsse Nachtigall. Herr Heinrich schaut so fröhlich drein: „Wie schön ist heut die Welt! „Was gilt’s, heut’ giebt’s ’neu guten Fang!“ — Er lugt zum Himmelszelt: Er lauscht und streift sich von der Stirn das blondgelockte Haar; „Ei doch! was sprengt denn dort hervor für eine Reiterschaar?“ Der Staub wallt auf, der Hufschlag dröhnt, es naht*der Waffen Klang; „Dass Gott, die Herrn verderben mir den ganzen Vogelfang! „Ei nun, was giebt’s?“ — Es hält der Zug vor’m Herzog plötzlich an; Herr Heinrich tritt hervor und spricht: „Wen sucht ihr Herrn? sagt an!“ Da schwenken sie die Fähnlein bunt und jauchzen: „Unsern Herrn! „Hoch lebe Kaiser Heinrich, hoch, des Sachsenlandes Stern!“ Sich neigend knien sie vor ihn hin und huldigen ihm still, Und rufen, als er staunend fragt: „'S ist deutschen Reiches Will !“ Da blickt Herr Heinrich tiefbewegt hinauf zum Himmelszelt: „Du gabst mir einen guten Fang; Herr Gott, wie dir’s gefällt!“ (Bogl.) 37. Heinrich I. und seine Gemahlin Mathilde. . Heinrich I., geb. 876 und seit 918 König der Deutschen, war nicht blos durch Klugheit, Thätigkeit und Tapferkeit ausgezeichnet, sondern noch herrlicher durch Vaterlandsliebe, Biederkeit und Frömmigkeit. Schon sein Aeußeres, eine schöne, kräftige Gestalt, sprach für ihn; aber eine noch eindringendere Ge- walt auf menschliche Gemüths hatte seine offene Geradheit und seine zuvorkommende Freundlichkeit. In seinem Beginnen war überall Kraft und Besonnenheit sichtbar, und dabei war er ein Muster weiser Mäßigung: streng, wo Strenge nöthig war, aber nie hart, wo er durch Güte zu seinem Zwecke gelangen konnte. Als Beispiel führen wir nur Folgendes an: Er war nur erst von den Sachsen und Franken, nicht aber

2. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 106

1861 - Stuttgart : Hallberger
106 von den Schwaben, Bayern und Lothringern als König anerkannt worden. So konnte es, ohne Entwürdigung der deutschen Krone, nicht bleiben, und Heinrich fühlte, daß er mit der Königs- würde auch die Verpflichtung übernommen habe, an der Eintracht, Sicherheit und Wohlfahrt Deutschlands zu arbeiteu. Wie er nun in der Folge Lothringen theils durch Waffengewalt, theils durch gütliche Unterhandlungen wieder an Deutschland brachte, eben so suchte er jetzt vor Allem Schwaben und Bayern zum Gehorsam zu bringen. Der Herzog Burkard von Schwaben ward überrascht und Heinrich wendete sich nun nach Bayern, wo Herzog Arnulf den Königstitel angenommen und das feste Regensburg mit seinen Man- nen besetzt hatte. Heinrich kam dahin, aber ehe er Gewalt brauchte, suchte er das Herz des kräftigen Herzogs durch freundliches Zureden zu gewinnen und lud denselben daher zu einer Unterredung ein. Arnulf erschien, und Heinrich nannte ihn Bruder und Freund, er- innerte ihn an die Gefahren, die innerer Zwiespalt dem ohnehin von außen bedrohten Vaterlande bringen könnte, und bat ihn innigst, abzustehen von aller Widersetzlichkeit und sich mit ihm zum Heil des Vaterlandes zu vereinigen. „Dieß Heil," sagte er, ist mein einziges Absehen, nicht aber mich zu erheben oder Jemand Etwas wegzu- nehmen, am wenigsten dir." Diese treuherzigen Vorstellungen fan- den Eingang. Arnulf anerkannte Heinrich als König, behielt da- gegen sein Herzogthum und blieb zeitlebens der treueste Vasall. Unermüdet thätig für das Beste Deutschlands zog er immer umher und untersuchte mit eigenen Augen, was der Umänderung und Besserung bcburftc Wie erfolgreich sein patriotischer Eifer war, beweist die Ruhe, deren sich Deutschland unter ihm erfreute, der Sieg über die Ungarn, den es durch ihn erhielt und der Wohlstand, zu dem es durch seine weise Regierung emporstieg. Aber auch in seinem Privatleben erscheint Heinrich höchst ach- tungswürdig. Mit inniger Liebe war er seiner Gemahlin Ma- thilde ergeben; seinen Kindern war er ein sorgsamer Vater, seinen Freunden ein treuer Freund. Er war munter und ge- sellig, liebte die Jagd, ein fröhliches Gastmahl und heitere Scherze; aber nie verletzte er dabei seine Würde, nie verschwendete er seine Güte an Unwürdige. Unter seinen Söhnen schien ihm der kräftige Otto der Regie- rung am fähigsten, und er empfoljl daher denselben den Fürsten Deutschlands aus einer Versammlung zu Erfurt zu seinem Nach- folger. Dies Werk der Vatcrliebe und Regentcnsorgfalt war sein letztes auf Erden. Bald daraus starb er zu Memleben an der Unstrut, 60 Jahre alt, werth der Thränen, die bei seinem Tode ge- weint wurden, und des Nachruhms, der ihm unvergänglich blüht. An dieses Gemälde reihen wir an:

3. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 107

1861 - Stuttgart : Hallberger
107 38. Einige Züge aus dem Leben einer rdeln deutschen Frau. Mathilde, die Gemahlin Heinrichs I., ist ihrer hohen Tugenden wegen ein nachahmnngswürdiges Vorbild für Alle ihres Geschlechtes; innige Liebe kettete sie an ihren Gemahl, tiefgefühlte Ehrfurcht an Gott und mildthätiges Wohlwollen an die Armen. Sanftmuth, Bescheidenheit und der reinste Christensinn leitete alle ihre Handlungen. Die Veränderung des äußern Glanzes bewirkte keine Veränderung in ihrem Innern; ja sie zeigte sich um so demü- thiger, je höher sie stand. Ihren Unterthanen war sie mit mütter- licher Liebe zugethan, und ihre Sanftmuth milderte die Hitze, die zuweilen in ihrem Gemahl aufloderte. Selbst der Verbrecher fand in ihr eine Fürsprecherin, und immer war sie tief bekümmert, wenn einer zum Tode verurtheilt wurde. Glücklich und in steter Liebe vereint hatte sie 27 Jahre mit ihrem Gemahl verlebt, als ihr derselbe durch den Tod entrissen wurde. Tief verwundete dieser große Verlust ihr zartes Herz; aber sie ertrug ihn mit frommer Ergebung. Gebet und Thränen mil- derten ihren Kummer, und an dem Todtenbette ihres Gemahls er- mahnte sie ihre Söhne, nicht um vergängliche Würden und Vorzüge zu streiten, sondern nach dem Ewigen zu ringen, Gott zu fürchten und in Eintracht zu leben. — O hätte doch dies liebevolle Wort einen bleibenden Eindruck auf das Herz der Söhne gemacht! Wie sehr würden sie sich dadurch selbst geehrt, wie viel Kummer ihrer frommen Mutter erspart haben! Von ihren Söhnen war Otto schon früher zum König gewählt worden, und Heinrich erhielt das Herzogthum Bayern. Beide wur- den bald dadurch gegen ihre edle Mutter eingenommen, daß bos- hafte Verläumder das Gerücht aussprengten, Mathilde besitze un- geheure Schätze, die sie an Unwürdige verschleudere. Sie begeg- neten daher ihrer Mutter mit Härte, und wollten sie sogar nöthigen, ihren Wittwensitz in der Nähe von Quedlinburg zu verlassen und in ein Kloster zu gehen; sie aber zog sich auf ihre Stammgüter in Westphalen zurück und ertrug auch dieses Herzeleid mit Geduld. König Otto hatte jedoch von dieser Zeit an keine Ruhe mehr. Er versank in Traurigkeit und wurde von tiefster Reue ergriffen. Endlich schrieb er an seine Mutter, flehte reumüthig um Vergebung und bat sie zurückzukehren. Hocherfreut über die Sinnesänderung ihres Sohnes und alles Geschehene vergessend, machte sich Mathilde sogleich auf den Weg und kam bis Grona bei Göttingen. Kaum hörte dies der König, so ritt er ihr mit großem Gefolge entgegen. Als er die Gott- geliebte von ferne sah, sprang er vom Pferde, gieng näher, warf

4. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 121

1861 - Stuttgart : Hallberger
121 Und wie der fromme Bischof sie auf das Haupt ihm legt, Und Jedem wohl vor Freude das Herz im Busen schlägt; Da nah’n dem neuen König an dem Altare gleich Die Bitter, Herrn und Fürsten, die kühren in dem Beich*), Den Lehnseid ihm zu leisten, den Jeder gerne schwört, Den Jeder schon im Herzen ihm freudig hat gewährt. 1 Und wie er will empfangen auf’s Scepter ihren Eid, Da, sieh, das ist vergessen, ist nicht zum Dienst bereit. Basch langt er nach dem Kreuze und nimmt es vom Altar, Und reicht es mit den Worten des Reiches Fürsten dar: „Dies Zeichen hat erworben das Heil der ganzen Welt, „Das sei nun statt des Scepters, wenn’s euch, ihr Herrn, gefällt!“ Und es gefiel wohl Allen, und freudig schwuren All, — D’rauf „Heil dem frommen König!“ ertönt’s mit Einem Schall. (Frankl.) Rudolph war vor Allem bemüht, das gesunkene kaiserliche An- sehen Wieder herzustellen. Er nöthigte viele Große, die widerrechtlich eingezogenen Reichsgüter wieder herauszugeben, verkündigte einen all- gemeinen Landfrieden und strafte besonders die Raubritter mit aller Strenge. In Schwaben ließ er 5, in Thüringen aber 66 Raub- schlösser niederreißen, und 29 Räuber, die zu Ilmenau gefangen wurden, hinrichten. Er schrieb an die deutschen Fürsten, daß es sein Vorsatz sei, Ordnung und Ruhe in dem lang zerrütteten deutschen Reiche wieder herzustellen und den Unterdrückten Schutz und Sicher- heit wider die Gewaltthätigkeiten der Mächtigen zu verschaffen. Nun richtete Rudolph seine Macht gegen den stolzen und mächtigen Otto- k a r, König von Böhmen und Mähren und Herrn von Steyermark, Kärnthen und Kram, der sich weigerte, ihn als Kaiser anzuerkennen. Sein Uebermuth wurde jedoch hart gezüchtigt, indem er bei diesem Anlasse Schlacht und Leben verlor. Böhmen und Mähren gab Rudolph dem Sohne des Erschlagenen; Oesterreich aber, sowie Steyermark und Krain verlieh er mit Einwilligung der Reichs- fürsten seinen eigenen Söhnen Albrecht und Rudolph und wurde so der Stammvater des österreichischen Kaiserhauses. In seinem ganzen Betragen zeigte Rudolph die Einfachheit und Leutseligkeit eines wahrhaft großen Mannes. Er gönnte auch Leuten vom niedrigsten Stande Zutritt zu ihm. Als seine Diener einst einen armen Mann, der zu ihm zu kommen suchte, abweisen wollten, sagte er: „Bin ich darum König der Deutschen geworden, um mich vor ihnen zu verbergen?" — Nur vor Schmeichlern befahl er die *) Kühren, so viel als wählen, daher der Name Kurfürsten.

5. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 122

1861 - Stuttgart : Hallberger
122 Thüre zu schließen;-„denn," sagte er, „sie sind Wölfe, die dem Esel hinter den Ohren krabbeln, bis er einschläft, und dann ihn fressen." — In frühern Jahren war er sehr auffahrend; späterhin aber zeigte er eine seltene Mäßigung. Als seine Freunde ihn nun einmal darauf aufmerksam machten, sagte er: „Es hat mich wohl oft gereut, was ich in der Hitze that; nie aber, was ich mit Sanftmuth vollführte." — Einst lag Rudolph mit seinen Rittern bei regnerischer Witterung in der Nähe von Mainz im Felde. Ganz durchnäßt trat er in das Haus eines Bäckers, um sich zu wärmen und seine Kleider etwas zu trmknen. Die Bäckerin wies mit einer Masse von Schimpf- und Schmähworten den ungebetenen Gast aus dem Hause; als er nicht gieng, goß sie Wasser auf ein glühendes Kohlenbecken, um ihn durch Rauch und Dampf zu vertreiben; ja am Ende griff sie gar nach der Ofengabel. Rudolph lachte darüber und erzählte nachher selbst im Lager, was ihm widerfahren war. Als man aber der Bäckersfrau sagte, wer ihr Gast gewesen sei, erschrack sie sehr, suchte den Kaiser auf und wollte Abbitte leisten. Rudolph ließ sie vor sich kommen, und strafte sie blos dadurch, daß sie in Gegenwart seiner Begleiter alle Scheltworte wiederholen mußte, die sie gegen ihn gebraucht hatte, worauf er sie, herzlich lachend, entließ. — Sehr genügsam war der große Kaiser in Speise und Trank. Als seine Soldaten auf einem Zuge gegen den Grafen von Burgund über Mangel an Lebensmitteln murrten, zog er eine Rübe aus einem Ackerfeld, schälte sie und verzehrte sie im Angesichte des Heeres mit den Worten: „Wo sich noch solche Speise findet, werden wir nicht Hungers sterben; nur vorwärts! Haben wir den Feind besiegt, so finden wir schon Vorräthe in seinen Kornhäusern." Auf seinem Zuge nach Mähren litt das Heer großen Durst; nur für ihn hatten Einige ein Gefäß voll Wasser gebracht. Er aber wies es zurück: „Ihr alle habt mit mir gekämpft; ich will auch mit euch dürsten." Diese Leutseligkeit und Herzensgüte, verbunden mit so vielen andern Tugenden, die den großen Rudolph zierten, erwarben ihm die ungetheilteste Liebe, und sein Scheiden wurde betrauert, wie der Tod eines Baters. 48. Deutsche Treue. Rudolphs Sohn Albrecht, ein finsterer, mißtrauischer und län- dergieriger Fürst, war-seinem biedern Vater ganz unähnlich. Er verwaltete auch das Erbe seines Neffen, Johann von Schwaben, und verschob es so lange, dasselbe heraus zu geben, daß dieser end- lich, hierüber auf's Höchste erbittert, seinen Oheim ermordete. Albrecht hatte zwei Söhne, Friedrich und Leopold. Fried- rich, der Aeltere, war in vieler Hinsicht ganz das Ebenbild seines

6. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 110

1861 - Stuttgart : Hallberger
110 T 39. Otto der Große. Heinrichs Sohn, Otto I., war seines großen Vaters würdiger Sohn. Wie Heinrich bei Merseburg (933), so schlug auch Otto die wiederkehrenden Ungarn 22 Jahre später aus dem Lechfelde bei Augsburg, und zwar so entscheidend, daß sie sich nicht mehr nach Deutschland wagten. Mehrere Große, und unter diesen selbst sein Bruder Heinrich, hatten sich gegen Otto wiederholt empört; allein sie wurden besiegt, und in folgender Erzählung ist uns ein schöner Zug der Großmuth und brüderlichen Liebe des Kaisers aufbewahrt worden. 40. Die Versöhnung. 1. Zu Quedlinburg im Dome ertönet Glockenklang, Der Orgel Stimmen brausen zum ernsten Chorgesang; Es sitzt der Kaiser drinnen mit seiner Ritter Macht, Voll Andacht zu begehen die heil’ge Weihenacht. 2. Hoch ragt er in dem Kreise, mit männlicher Gestalt, Das Auge scharf wie Blitze, von gold’nem Haar umwallt; Man hat ihn nicht zum Scherze den Löwen nur genannt, Schon Mancher hat empfunden die löwenstarke Hand. 3. Wohl ist auch jetzt vom Siege er wieder heimgekehrt, Doch nicht des Reiches Feinden hat mächtig er gewehrt; Es ist der eig ne Bruder, den seine Waffe schlug, Der dreimal der Empörung blutrotlies Banner trug. 4. Jetzt schweift er durch die Lande, geächtet, flüchtig hin, Das will dem edlen Kaiser gar schmerzlich in den Sinn; Er hat die schlimme Fehde oft bitter schon beweint. „0 Heinrich, o mein Bruder, was bist du mir so feind!“ 5. Zu Quedlinburg im Dome ertönt die Mitternacht, Vom Priester wird das Opfer der Messe dargebracht; Es beugen sich die Kniee, es beugt sich jedes Herz, Gebet in heil ger Stunde steigt brünstig himmelwärts. 6. Da öffnen sich die Pforten, es tritt ein Mann herein, Es hüllt die starken Glieder ein Büsserhemde ein, — Er 'schreitet auf den Kaiser, er wirft sich vor ihm hin, Die Knie' er ihm umfasset mit tiefgebeugtem Sinn.

7. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 117

1861 - Stuttgart : Hallberger
117 noch Kraft genug, die Christenheit zu führen, wie es mein Beruf erheischt." — Darauf schickte er einen Gesandten an den Sultan Saladin und ließ ihm sagen, daß er ihn mit der unbezwinglichen deutschen Ritterschaft überfallen werde, wenn er nicht alles geraubte Land den Christen zurückgebe. Saladin erschrack; er fürchtete den Kaiser und die Deutschen mehr, als die Franzosen und Eng- länder; aber zur Herausgabe seiner Eroberungen konnte er sich ' dennoch nicht entschließen. Zu Ostern des Jahres 1189 brach der Kaiser mit einem Heere von 150,000 Streitern auf und zog durch Ungarn und das grie- chische Kaiserreich nach dem Morgenlande. Die treulosen Griechen wollten jedoch den Kaiser nöthigen, unverrichteter Sache wieder um- zukehren; sie verderbten daher die Wege, vergifteten die Lebensmittel und verrammelten die Gebirgspässe. Doch unaufhaltsam drang Friedrich gegen Constantinopel vor und setzte bei Galipoli über die Meerenge hinüber, wozu der gedemüthigte griechische Kaiser Isaak die Schiffe liefern mußte. Von hier aus zogen sie bis Laodicea in Kleinasien, wo der Kaiser dem ermüdeten Heere einige Rasttage gönnte. Auch hier litten die Pilger eben so viel durch die Böswilligkeit der Einwohner und die Ueberfälle zahlreicher Räuberbanden, als durch die schlechten Wege und geringe Verkösti- gung; aber die Wachsamkeit des Kaisers und die Tapferkeit seiner Deutschen züchtigte bald die Räuber und verscheuchte sie. Hier wurde manch' heldenmüthige That vollbracht. Als einst ein Mann aus Schwaben, ein Bürger der Stadt Ulm, unter den von den Fein- den Erschlagenen auch seinen Bruder fand, nahm er, entflammt von Durst nach Rache, zehn andere seiner Waffenbrüder zu sich und suchte so lange in den Waldungen, bis er die Mörder, zehn Grie- chen, antraf, die sich auf eine kleine Insel geflüchtet hatten. Obwohl es schwer war, zu ihnen hinüber zu kommen, und obgleich die Be- gleiter des Schwaben erklärten, daß es thöricht sei, die Griechen an diesem Orte anzugreifen, so ließ er sich dennoch nicht abhalten, schwamm allein über das Wasser, siel über sie her, erschlug ihrer neun und trieb den zehnten in die Flucht. In dieser Gegend soll sich auch jene Großthat eines Schwaben ereignet haben, welche uns ein vaterländischer Dichter in folgender Weise erzählt: 45. Schwäbische Kunde. Als Kaiser Rothbart lobesam Zum heil'gen Land gezogen kam, Da musst er mit dem frommen Heer Durch ein Gebirge, wüst und leer.

8. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 120

1861 - Stuttgart : Hallberger
120 Brücke den Fluß Saleph überschritt, wollte der Kaiser, dem dies zu lange dauerte, den Fluß durchschwimmen; allein er wurde von den reißenden Wellen mit unwiderstehlicher Gewalt ergriffen und fortgeführt. Entseelt brachte man ihn an's User. Der Jammer der Seinigen war unbeschreiblich, denn auf ihn, auf den erprobten Feldherrn und Vater, hatten Alle ihr Vertrauen gesetzt; nach seinem Tode könne ihnen kein Glück mehr blühen, so klagten Alle, und in tiefster Trauer geleiteten sie die theure Leiche nach Antiochia, wo sie dieselbe vor dem Altare in der Sankt Peterskirche beisetzten. 46. Rudolph von Habsburg. Nach dem Aussterben der Hohenstaufen, aus welchem Geschlechte sechs Kaiser über Deutschland regiert hatten, trat eine sehr traurige Zeit für unser Vaterland ein, welches viele Jahre gar kein Ober- haupt hatte. Diese Zeit, in welcher Unrecht und Gewalt mit eiser- ner Faust herrschten, heißt das Zwischenreich oder Interreg- num. Sollte das deutsche Reich nicht ganz zerfallen, so mußte bald ein einsichtsvoller und kräftiger Regent Deutschlands Thron besteigen, und zum Glück und Heil unseres Vaterlandes wurde end- lich ein solcher in der Person des Grafen Rudolph von Habs- burg, der große Stammgüter in der Schweiz besaß, gewählt. Er war, wie seine Zeitgenossen sagten, ein Mann gerecht und fromm, gütig und weise, geliebt von Gott und Menschen. Er besaß alle jene Eigenschaften, welche erforderlich waren, das deutsche Reich wieder im Innern zu ordnen und nach Außen zu Ansehen zu bringen. Eine Begebenheit aus dem Leben dieses großen Mannes, welche wir hier nachfolgen lassen, zeichnet uns seinen frommen und biedern Sinn in der anziehendsten Weise. 47. Die Krönung Kaiser Rudolph's I. 1273, den 24. Okt. Zu Aachen in dem Dome, da glänzt's in hellem Strahl Von Gold und Edelsteinen, von Purpur und von Stahl. Durch bunte Fenster schimmert der klare Sonnenschein, Als wollt’ er sich am Glanze, den er vervielfacht, freu’n. Zu Aachen in dem Dome, am strahlenden Altar, Steht ernst, doch mild Herr Rudolph, in rothem Sammttalar. Und unterm Sammte schimmert der Rüstung helles Gold, Wie zwischen Purpurwolken der Sonne Goldstrom rollt. Die Krone zu empfangen in stiller Majestät, Des grossen Karol Krone, der edle Habsburg steht.

9. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 310

1860 - Stuttgart : Hallberger
310 klagte» ihn die Sachsen, und nicht mit Unrecht, daß er ihnen ihre alten Rechte und Freiheiten genommen habe und sie schimpflich behandle. Gregor schickte Botschaft an Heinrich, daß er sich in den nächsten Fasten zu Rom einfinden und sich dort wegen der ihm zur Last gelegten Verbrechen vor dem geistlichen Gericht verantworten solle. Heinrich sammelte sogleich einen Reichstag zu Worms (im Jahr 1076) und fetzte den Pabst ab. Aber dieser sprach dagegen den Bann gegen ihn aus, und band zugleich alle seine Unterthanen von dem ihm geleisteten Eide und Gehorsam gegen ihn los. So wenig das den König schreckte, so benutzten es doch die unzufriedenen Fürsten und erklärten ihm, daß sie unter keinem Herrn stehen wollsen, der im Banne sei. Werde Heinrich sich nicht in Jahresfrist vom Banne losmachen, so wollten sie einen andern König wählen. Nun mußte sich der große Herrscher zw der Demüthi- gung entschließen, selbst zum Pabste zu gehen und um seine Lossprechung zu bitten. Die Reise geschah im Winter durch unwegsame Gegenden über die Eisgebirge der Alpen, da auf allen gebahnten Wegen Heinrichs Feinde lauerten. Der Pabst war in dem festen Schlosse Canossa in Oberitalien, und wollte zuerst den Bittenden gar- nicht vor sich lassen. Drei Tage hinter einander mußte Heinrich bei scharfem Win- terfroste vom Morgen bis zum Abend im Borhofe des Schlosses stehen, baarfuß, mit entblößtem Haupte, in ein wollenes Hemde als ein Büßender gehüllt. Am vierten Tage ließ Gregor ihn endlich vor sich kommen, sprach ihn zwar vom Banne los, verbot ihm aber, von der königlichen Gewalt Gebrauch zu machen, bis auf einem Reichstage entschieden sei, ob er König bleiben könne oder nicht. Doch diese Schmach war zu groß für einen solchen Mann. Heinrich, durch das Unglück gekräftigt, be- kämpfte zuerst seine Feinde in Deutschland, die ihn abgesetzt und den Schwaben- herzog Rudolph statt seiner zum Herzog gewählt hatten. Da mußte namentlich auch Schwabenland Kaiser Heinrichs Rache schwer empfinden, und seine rohen Böhmen hausten gar übel darin. Die Herzogswürde von Schwaben aber verlieh er seinem getreuen Friedrich v. Büren, demselben, der die Burg von Hohenstaufen erbaute. Der Gegenkaiser fiel in der Schlacht. Da führte Heinrich sein Heer nach Italien und mehreremal vor Rom. Zuletzt belagerte er die Stadt über ein Jahr lang, er- oberte sie (im Jahr 1084), setzte den Pabst ab und wählte einen neuen. Gregor that allen möglichen Widerstand und wurde zuletzt von einigen seiner Getreuen nach Salerno bei Neapel in Sicherheit gebracht, wo er im Jahre 1085 starb, noch im Sterben bindend und lösend. Diejenigen unter den Päbsten der folgenden Jahrhunderte, die Muth und Kraft besaßen, traten mehr oder weniger in Gregors Fußstapfen. Die Streitigkeiten mit den weltlichen Fürsten dauerten mit wechselndem Glücke fort. Viele unwürdige Geist- liche saßen ans dem päbstlichen Stuhl. Oft gab es durch innere Zwistigkeiten zwei, einmal gar drei Pabste, die sich unter einander in den Bann thaten. Alle aber fuhren fort, in der Kirche Christi eine geistliche und weltliche Macht und Hoheit zu behaupten, die ihnen nach^ Gottes Wort nicht zukam (Joh. 18, 36. Matth. 20, 25—28.), und die besonders im fünfzehnten Jahrhundert beginnenden Versuche einer Reformation au Haupt und Gliedern zu vereiteln.

10. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 315

1860 - Stuttgart : Hallberger
315 r Der erste Kaiser von Deutschland aus dem Haus der Hohenstaufen war Konrad Iii. Er führte vom Jahr 1138 bis 1152 die Zügel der Regierung mit starker Hand, wie es seine kriegerische Zeit bedurfte. Im Jahr 1147 unternahm er einen Kreuzzug in das heilige Land, doch ohne glücklichen Erfolg, wiewohl er es nicht an Muth und Tapferkeit fehlen ließ; hieb er doch bet der Belagerung von Damaskus in Syrien einem Türken mit einem Streich den Kopf und die linke Schulter vom Rumpfe weg, so daß die übrigen erschrocken davon liefen. Auf diesem Zug wurde Konrad auch von seines Bruders Sohn, Friedrich von Hohenstaufen, begleitet, der sich durch Tapferkeit und Besonnenheit vor Bielen hervorthat. Bald nach seiner Zurückkunft von seinem Kreuzzug starb Kon- rad, und da wurde denn der ebengeuannte Friedrich (1152), damals ein Mann von ein und dreißig Jahren, zu Frankfurt am Main einstimmig von allen Reichssürsten zum deutschen König gewählt. Friedrich war mittlerer Größe und wohlgebaut; sein Haar, wie bei allen Hohen- staufen, blond, nach der Sitte jener Zeit bis unter die Ohren herabhängend und auf der Stirne kurz abgeschnitten und gekräuselt; seine Haut weiß, seine Wangen roth und sein Bart röthlich; weßhalb ihn die Italiener Barbarossa, zu deutsch „Rothbart", nannten. Er hatte feine Lippen, blaue Augen, einen heitern, aber durchdringenden und der innern Kraft sich bewußten Blick. Friedrichs Gang war fest, die Stimme rein, der Anstand männlich und würdevoll, die Kleidung weder ge- sucht noch nachlässig. Keinem stand er auf der Jagd und in Leibesübungen nach. Keinem an Heiterkeit bei Festen; übermäßige Pracht aber und ausschweifende Lust- barkeit haßte er. Seine gelehrten Kenntnisse waren, wie sich von jener Zeit er- warten läßt, nicht sehr ausgebreitet; doch verstand er Lateinisch und las gern und fleißig die römischen Schriftsteller. In der vaterländischen Sprache war er beredt. Obwohl ein geschickter Feldherr, war er doch nicht kriegslustig; furchtbar und streng gegen Widerstrebende, versöhnlich gegen Reuige, herablassend gegen Jedermann, verlor er nie, weder in Freude noch Schmerz, die Würde und Haltung eines großen charakterfesten Mannes. Ein glückliches Gedächtniß, Scharfsinn und seltene Urtheils- krast verbanden sich bei ihm mit großer Willenskraft und Beharrlichkeit und einem .festen Sinn für Recht und Gesetz. Obgleich sein Leben fast ein beständiger Kampf .gegen die übertriebenen Forderungen freiheitslustiger Städte und herrschsüchtiger Päbste war, zeigte er sich doch persönlich fromm nach damaligen Begriffen, ehrerbietig gegen heilige Stätten, und gegen Geistliche als Prediger des Worts Gottes. So schildern ihn die Geschichtschreiber seiner Zeit, mit unverkennbarem Wohlgefallen an dem großen Mann. Er selbst aber war bescheiden genug, in seiner Begeisterung für die großen Vorbilder früherer Zeilen, namentlich Karl den Großen, von seinen eige- nen, wahrlich nicht unbedeutenden Thaten gering zu denken; und als er einst seinem Vetter, dem würdigen Geschichtschreiber Otto, Bischof von Freysing, einige Nach- richten über sein Leben mittheilte, fügte er fast wehmüthig hinzu: „im Vergleich mit dem, was jene herrlichen Männer der Vorzeit leisteten, sind dies vielmehr Schatten als Thaten." Wie weit ihm das Licht der Wahrheit in der Erkenntniß des Hei- landes Jesu Christi aufgegangen sei, können wir freilich nicht mehr unterscheiden; nur so viel sehen wir aus seinem ganzen Leben, daß sein gesunder, heller Verstand Ihm wohl das Unchristliche pabstlicher Anmaßungen und abergläubischer Frömmig- keit aufdeckte, aber doch ihn nicht zum Unglauben abführte, und daß es ihm bei seiner geringen Erkenntniß aufrichtig darum zu thun war, „Gott zu fürchten und recht zu thun".
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