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1. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 259

1861 - Stuttgart : Hallberger
259 Wir suchen nun die einzelnen Provinzen Oesterreichs aus der .Karte auf, betrachten dieselben nach Form und Lage genau, zeich- nen sie aus die Schiefertafeln, bestimmen die Grenzen, suchen Flüsse, Gebirge und Städte auf und merken uns von Allem das Wichtigste. 1) Im Erzherzogthum Oesterreich, das über 7w Q.m. groß ist, wohnen etwa dritthalb Millionen Menschen. Von Ge- lingen merken wir uns nur den Kahlenberg und denwiener- wa'ld, von den Flüssen die Donau, den Inn und die Enns. Wir suchen gegen Südwest den Traun-, Atter- und Hallstädter- see auf, worauf wir sogleich auf die Hauptstadt des ganzen Kaiser- staates losmarschiren, um dieselbe mit ihren Merkwürdigkeiten näher kennen zu lernen. ° Wien. Obgleich Wien fast eine halbe Million Einwohner zählt, so giebt es doch noch größere Städte in Europa, wie z. B. London, Paris, Constantinopel und Petersburg. In Deutschland aber ist Wien die größte Stadt. Auch hinsichtlich seiner Lage kann sich Wien mit Neapel, Lissabon, Stockholm und Constan- tinopel nicht messen, und in München, Petersburg und an- dern Städten trifft man auch schönere Gebäude als hier; dessen- ungeachtet ist für uns Deutsche Wien dennoch die merkwürdigste Stadt. Jahrhunderte lang war Wien der Sitz der deutschen Kaiser, von welchen Viele in der Geschichte so merkwürdig geworden sind; hier wurden aus dem Congreß im Jahr 1815 die Verhältnisse fast aller europäischen und besonders der deutschen Staaten neu geordnet; vor den Wällen dieser Stadt erlagen die übermüthigen Türken zweimal der Tapferkeit der Christen, und so knüpft sich noch manche Erinnerung aus der Geschichte an diese Stadt. Wien ist die Residenz des Kaisers und der Sitz der Regie- rung und eines Erzbischofs. Die eigentliche, alte Stadt ist von 34 Vorstädten umgeben, von welchen die meisten schöner ge- baut sind, als die innere Stadt, wo die Straßen sehr enge und wegen der hohen Häuser auch sehr finster sind. Die Vorstädte haben herrliche Gärten, Spaziergänge, große und angenehme Plätze und Vergnügungsorte, schöne Paläste und luftige Straßen. Unter den vielen merkwürdigen Gebäuden erwähnen wir zuerst der kaiserlichen Burg, welche ein unregelmäßiges Viereck bildet und drei Höfe einschließt. In den mit der höchsten Pracht aus- geschmückten Sälen befinden sich kostbare Sammlungen von Ge- mälden und andern Seltenheiten von großem Werthe. In der Schatzkammer werden die Reichskleinodicn, bestehend in Krone, Scep- ter, Schwert und Reichsapfel, nebst vielen andern Kostbarkeiten auf- \

2. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 271

1861 - Stuttgart : Hallberger
271 in den Alpengegenden der Schweizerwirthschaft nahe. Die Schaf- und Schweinezucht wird ebenfalls stark betrieben. Neben dem Acker- bau blühen aber auch Fabriken und Manufakturen, und viele baye- rischen Kunsterzeugnifse haben einen weltberühmten Namen erlangt. Bayern wird in folgende 8 Kreise eingetheilt: 1) Oberbayern mit der Hauptstadt München, einer der schönsten Städte Deutschlands (120). Prachtvolle Ge- bäude, wozu die königliche Residenz, der leuchtenbergische Palast, die Bibliothek, eine der größten in der Welt, mit 800,000 Bänden, nebst vielen prächtigen Kirchen zu zählen sind, schmücken die Stadt. Die Glyptothek, ein prachtvolles Gebäude, enthält die kostbarsten Arbeiten berühmter Bildhauer alter und neuer Zeit, und in der alten und neuen Pinakothek sind die ausgezeichnetsten Kunst- werke der Malerei gesammelt. Die Wände der vielen Säle sind von unten bis oben mit den vortrefflichsten Gemälden, von welchen oft ein Einziges mit vielen Tausend Gulden bezahlt wurde, bedeckt. Das Theatergebäude ist groß und schön. Merkwürdig sind auch die bedeckten Gänge des sogenannten Bazars, einer Reihe von Kaufläden am Hosgarten. Diese Gänge sind nämlich mit den schön- sten Wandgemälden geschmückt, und dienen bei jeder Witterung dem Spaziergänger zum Vergnügen, zur Unterhaltung und zur Beleh- rung. Der Hofgarten, sowie der englische Garten sind be- lebte Vergnügungöorte. Die vorzüglichsten Platze sind der Markt- platz, der Max-Iosephsplatz, der Promenadeplatz, der Maximilians-, der Karolinen- und der Ludwigsplatz. Sehenswerth ist auch ein 100 Fuß hoher Obelisk, welchen König Ludwig zum Andenken an die 40,000 Bayern, die im russischen Feldzuge sielen, errichten ließ; noch merkwürdiger aber ist das auf einem kleinen Hügel aufgestellte kolossale Bild der Bavaria aus Gußeisen, 1560 Zentner schwer und mit dem marmornen Fußgestelle 102 Fuß hoch. Auf einer Treppe kaun mau im Innern des Bildes bis in das Haupt hinauf steigen, worin 8 bis 10 Personen Platz finden. Außer einer berühmten Universität'besitzt München verschie- dene Kunstschulen, Institute, Lehranstalten, Sammlungen und Ka- binete für Kunst und Wissenschaft und steht, besonders was Kunst betrifft, unter allen deutschen Städten obenan. Wir haben schon oben der schönen Kirchen dieser Stadt er- wähnt; wir wollen nun noch einige derselben näher kennen lernen. Einen größern, ernsteren, zugleich aber ansprechenderen Eindruck macht wohl keine der neueren Kirchen Münchens, als die Basilika des hl. Bvnifazuis. Das Aeußere derselben ist einfach und gefällt

3. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 282

1861 - Stuttgart : Hallberger
282 wächst der berühmte Affenthaler Wein. Lahr hat viele Fabriken und ist, bezüglich des Handels, eine der ersten Städte des Landes. In Pforzheim werden sehr viele Goldwaaren verfertigt. 4) Der Unterrbeinkreis. Die Hauptstadt ist Mannheim. Sie ist so groß als Karlsruhe, hat schöne Gebäude, wie z. B. das Schloß mit einem herrlichen Garten, die Sternwarte, das Kauf- haus, die Stückgießerei, das Zeughaus, das Theater, das Lyceum und die sehr schöne Iesnitenkirche. — Die günstige Lage der Stadt am Zusammenflüsse des Neckars und Rheins macht, daß in Mann- heim nicht blos ein großer Holzhandel, sondern auch ein bedeutender Handel mit Landespkodukten betrieben wird, und daß die fremden Waaren, welche Süddeutschland bezieht, vielfältig dort ausgeladen werden. Nebstdem fehlt es Mannheim, wie dem badischen Lande überhaupt, nicht an Fabriken verschiedener Art; denn das Volk ist regsam und die Bevölkerung für den bloßen Ackerbau zu dicht. Eine zweite Universität des badischen Landes ist Heidelberg, woselbst sich auch eine Forstschule befindet. Sehenswerth ist die schöne Neckar- brücke und die Ruine des alten Residenzschlosses der ehemaligen Pfalzgrafen bei Rhein, in dessen Keller das weitberühmte, 36 Fuß lange und 24 Fuß hohe Weinfaß liegt. Vi. Das Königreich Sachsen. Sachsen ist so groß als Baden, steht aber hinsichtlich seiner Einwohnerzahl gleich mit Württemberg, und die Bevölkerung ist also noch dichter als in jenem Staate. Nur die große Gewerbs- thätigkeit, welche in Sachsen herrscht, macht es möglich, daß so viele Menschen in diesem Lande Brod und Unterhalt finden können. So würde z. B. das im südlichen Theile Sachsens liegende Erzgebirge eine nur dünne Bevölkerung zu ernähren im Stande seyn, wenn dieselbe von Viehzucht und Ackerbau leben müßte, während jetzt eine zahlreiche Einwohnerschaft von Bergleuten, Leinewebern, Spitzen- klöpplern und Strumpfwebern dort wohnt. Diese Leute haben nun auch ein nicht gar glänzendes Loos; denn wenn es für die verfer- tigten Waaren an Absatz fehlt und vollends gar Theurung eintritt, so entsteht oft eine ungemein große Noth unter ihnen. Das ebenere Land'an der Elbe und in der Gegend von Leipzig ist dagegen fruchtbarer und versorgt größtentheils jene bergigen Gegenden mit seinen Erzeugnissen. Die Gebirge Sachsens enthalten reiche Me- tallschätze, weßhalb zahllose Bergwerke dieselben durchziehen. Die reichen Silbergruben bei Freiberg, Schneeberg und Annabercs werden schon seit mehreren Jahrhunderten bebaut. Die Hauptstadt des Landes ist Dresden (90). Sie liegt an beiden Seiten der Elbe, über welche eine 1400 Fuß lange und 36 Fuß breite schöne

4. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 299

1861 - Stuttgart : Hallberger
299 unter andern Kostbarkeiten den silbernen Sarg des Erzbischofs Engel- bert, und in der Kapelle der hl. drei Könige besindet sich der gol- dene Sarg mit den Reliquien derselben. Die gemalten Fenster über- treffen Alles, was man anderwärts von schönen Glasmalereien sieht. Ein Verein, dem der König von Preußen alljährlich eine be- deutende Summe zustellen läßt, und der auch sonst namhafte Bei- träge erhält, sucht diesen Wunderbau weiter zu führen, und unsern Nachkommen wird vielleicht das Glück zu Theil, denselben in seiner Vollendung zu schauen. 9. Die hohenzollernschen Lande. 25 Q.m. — 67.000 Ew. Theils auf der Höhe der rauhen Alp, größerntheils aber am Fuße derselben, von Württemberg und Baden eingeschlossen, liegen die Fürstenthümer Hohenzollern-Hechingen und Sigmaringen. Der Boden des Landes ist im Allgemeinen, selbst auf den Höhen der Alp, ziemlich fruchtbar und liefert daher an Getreide mehr als den Bedarf. Im Donau- und Lauchertthal wird die Viehzucht durch herrliche und gut bewässerte Wiesen begünstigt. In mehreren Gegenden findet sich Eisenerz in Menge, das auf zwei bedeutenden Schmelz- und Hammerwerken, Thiergarten und Lauchertthal, verarbeitet wird. Außerdem sind auch mehrere andere Fabriken vorhanden, und nahe bei Haigerloch findet sich ein sehr ergiebiges Salzwerk. Die Bewohner der hohenzollernschen Lande, dem Stamme der Schwaben angehörend, haben großenteils den Charakter ihrer bieder- herzigen Voreltern bewahrt. Sie sind ein kräftiges, arbeitsames Volk,Z>as Sinn und Liebe für alles Gute zeigt. Sigmaringen an der Donau, ehemals die Residenz des Lan- desfürsten und gegenwärtig der Sitz der Regierung, hat ein Gym- nasium und mehrere schöne Gebäude, worunter das Ständehaus, der Prinzenbau und das Regierungsgebäude zu nennen sind. Gam- mertingen, ein angenehm gelegenes Städtchen an der Lauch ert, ist der Hauptort der ehemaligen spetischen Herrschaft. Trochtel- fingen war zur Zeit des 30jährigen Krieges durch Mauern ge- schützt und diente den Schweden längere Zeit zum Aufenthalt, von wo aus sie die ganze Umgegend plünderten, brandschatzten und verheerten. Bei Salmendingen finden sich die höchsten Punkte des Landes, das Köbele, der Kornbühl, ein freistehender, kegelförmiger Berg mit einer Kapelle, und der Schönberg, welcher bei dem sogenann- ten Dreifürstenstein eine herrliche Aussicht gewährt. Hechingen ist die ehemalige Residenz des Fürsten und gegenwärtig der Sitz des Kreisgerichtes. Sehenswerth ist die schöne, in Form eines Kreuzes

5. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 314

1861 - Stuttgart : Hallberger
314 Paris. Eine der merkwürdigsten und wichtigsten Städte der Erde ist Paris, die Hauptstadt Frankreichs, die jetzt wohl anderthalb Millio- nen Menschen beherbergt. Ein ungewöhnliches Gewühl von Menschen drängt sich hier stetsfort in den Straßen. Elegant gekleidete Herren und Damen, Arbeiter und Bettler, Vornehme und Arme, fleißige Leute und Müssiggänger, Fußgänger, Reiter und Kutscher, — Alles füllt im buntesten Durcheinander die Straßen, die öffentlichen Plätze und Vergnügungsorte, so daß man glaubt, es könne in ganz Paris kein Mensch mehr zu Hause seyu. Obwohl auch hier unter 1200 Straßen manche krumm und winkelig sind, so findet man dagegen auch wieder viele, die in geradester Linie mit den großartigsten Häu- sern und Palästen besetzt sind. Die herrlichen Bauten, denen man hier fin jeder Straße begegnet, die prachtvollen Kaufläden, die sich in einer Straße oft zu Hunderten aneinander reihen, die wunder- schönen Brücken, die großen, oft mit den schönsten Statuen besetzten öffentlichen Plätze, sodann die reichen Kunstsammlungen und eine Menge anderer Gegenstände beschäftigen das Auge des Fremden Monate lang und setzen ihn alle Augenblicke in Staunen und Ver- wunderung. Die Königreiche Selgicn und Holland. Beide Königreiche bildeten früher das Königreich der Nieder- lande. Im Jahre 1831 riß sich aber der südliche Theil des Lan- des von dem nördlichen los, wählte sich einen König und bildet seitdem das Königreich Belgien, das aus 536 Q.m. 4'2 Mill. Einwohner zählt, die größtenthcils der katholischen Kirche angehören. Die Hauptstadt des Landes ist Brüssel. Antwerpen, Gent, Lüttich, Meäicln und Brügge sind wichtige Fabrik- und Handelsstädte. Das Königreich Holland ist so groß als Belgien, zählt aber nur 3 Millionen Menschen. Es ist "ein Land ohne Berg und Wald und liegt an manchen Stellen tiefer, als die Nordsee, gegen welche es durch kostspielige Dämme geschützt werden muß. Holland hat herrliche Wiesen und Weiden, und daher auch eine treffliche Vieh- zucht, die nebst dem Härings- und Walfischfang und bedeutendem Fabrikbetrieb eine Hauptnahrungsquelle der Einwohner bildet. Der Handel und die Schifffahrt beschäftigen ebenfalls Tausende von Men- schen; denn in fast allen Meeren trifft man holländische Schiffe an. Die Residenzstadt des Landes ist Haag. Gkßcr und wich- tiger aber ist Amsterdam (225). • Sie ist der Sitz eines großarti- gen Weltverkehrs und wird hierin nur von London übertroffen. Der sumpfige Boden macht es hier nothwendig, daß vor Erbauung

6. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 260

1861 - Stuttgart : Hallberger
260 bewahrt. Hier sieht man auch den 139 Karat schweren Diamant Karls des Kühnen, der 1v'4 Million Gulden werth seyn soll. — In dem kaiserlichen Zeuqbause werden vielerlei Merkwürdigkeiten gezeigt: unter diesen die Rüstung Attila's, des Hunnenkönigs, den Koller Gustav Adolph's, welchen er an seinem Todestage bei Lützen trug, und die große, 600 Zentner schwere Kette von 8000 Gliedern, mit welcher die Türken bei Ofen die Donau sperren wollten. — Eines der schönsten Denkmäler alter Baukunst ist die St. Stephanskirche. Sie ist 171 Schritte lang, 117 Schritte breit, 76 Fuß hoch und ruht auf mächtigen, 5 Stockwerke enthalten- den Gewölben. Die 3 untern werden nie geöffnet, die 2 obern sind zu Todtengrüften eingerichtet, worin die Leichname nicht verwesen, sondern vertrocknen. Der Thurm mißt 435 Fuß und enthält eine 10 Fuß weite und 367 Zentner schwere Glocke, die aus den Kano- nen gegossen wurde, welche die Türken bei der Belagerung Wiens 1683 zurücklassen mußten. Unter andern merkwürdigen Gebäuden zählen wir noch 130 schöne Paläste, 23 Klöster, 64 Kirchen und Bethäuser, das Jnvalidenhaus, die Reiterkaserne, den 300 Schritte langen kai- serlichen Marstall für 400 Pferde und die Porzellan-Manufak- tur, welche in der Vorstadt Lichtenthal eine ganze Straße ein- nimmt und 500 Menschen beschäftigt. Das höchste Wohngebäude der Stadt ist das 7 Stockwerke enthaltende Haus zur Weintraube. Das ehemalige Bürger- hospital hat 10 Höfe und enthält 220 Wohnungen, welche jetzt vcrmiethet sind und jährlich 80,000 Gulden eintragen. Das ist wohl viel, allein der Palast des Fürsten von Stahremberg ist zu 300 Wohnungen eingerichtet und trägt jährlich 180,000 Gulden Miethgeld. -Das allgemeine Krankenhaus enthält 111 Zimmer mit 2000 Betten, und es werden jährlich mehr als 30,000 Kranke in demselben verpflegt. Erwähnenswerth ist besonders auch noch die Hofbibliothek, eine Sammlung von mehr als 300,000 Bänden; eine Menge von Büchern, die euch staunen machen würde, wenn ihr sie sehen könntet. Nebst der Universität findet man in Wien noch eine Menge von Unterrichtsanstalten für Künste und Wissenschaften, Indu- strie-, Zeichnungs- und Musikschulen, Waisen-, Taub- stummen- und Blind en anst alten, Kunsts ammlangen, meh- rere Theater, mitunter von der Größe, daß 500 Menschen und 50 Pferde zugleich aus der Bühne auftreten können. Unter den zahl- reichen Vergnügungsorten der Stadt ist der Prater der be- rühmteste. Nahe bei Wien liegt das schöne kaiserliche Lustschloß Schönbrunn. Von andern Städten merken wir uns Linz, die Fabrikstadt

7. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 265

1861 - Stuttgart : Hallberger
265 10,000 Ellen nur ein Loth wiegen. In der Glasfabrikation haben es bekanntlich die Böhmen am weitesten gebracht, und es sind gegenwärtig nicht weniger als 75 Glashütten und 22 Glasschlei- sereien vorhanden. Einen eigenthümlichen und überraschenden Eindruck macht Böh- mens Hauptstadt Prag, besonders wenn wir sie mit Berlin ver- gleichen, das'auf einer flachen, einförmigen Sandebene an der un- scheinbaren Spree liegt. — Prag, in einem wechselreichen Hügel- lande, zum Theil selbst auf Bergeshöhen erbaut, an den malerischen Ufern der Moldau gelagert, ist hierin entschieden im Vortheil. Um Berlin her zeigt sich die Natur des norddeutschen Tieflandes mit seinen dunkeln Kieserwaldungen, — um Prag die schon süddeutsche Natur, mit Wein- und Obstgärten. Die Straßen von Berlin alle breit, regelmäßig und geradlinig, — in Prag dagegen kaum zwei breite Straßen, alle andern krumm und eckig; in Berlin fast alle Häuser wie Paläste, schön, freundlich, aber einförmig, ohne geschicht- liche Erinnerungen, — in Prag viel rußige, alterthümliche Häuser, unregelmäßig mit gewölbten Vorbauen und Laubengängen, die Pa- läste aus ältester Zeit, kein Haus dem andern gleich, ein bunter Wechsel; in Berlin Alles fein, abgeschliffen^ elegant, vornehm, — in Prag viel Schmutz, an allen Ecken und Enden Fleisch- und Semelbuden, Höckerweiber und dämpfende „Würstel". Wie im lmnde, so zeigt sich auch im Charakter des Böh- men noch mauigfach eine gewisse Natürlichkeit. Ein hervorstechender Zug ist besonders seine unterthänige Höflichkeit. Wenn man z. B. an den meisten Orten einander einfach „guten Morgen"-wünscht, und der höfliche Sachse daraus einen „schönen guten Morgen" macht, so kann es der Böhme dabei noch nicht bewenden lassen und vollendet den Satz: guten Morgen wünsch' ich!" Damit noch nicht zufrieden, muß aber gewöhnlich auch noch ein „gehorsamster Diener" damit verbunden werden, und ein vollständiger Nachtgruß lautet: „Gute Nacht wünsch' ich, Ihr gehorsamster Diener; schlafen Sie wohl!" Besonders höflich ist der Bauer seinem Gutsherrn gegenüber, und er hat schon seinen Hut unter dem Arme, wenn er denselben von Weitem erblickt. Muß er mit ihm sprechen, oder kommt er sonst in seine Nähe, so begrüßt er ihn mit einem Handkuß. Diese Sitte hat etwas Patriarchalisches und Zutrauliches, und ist viel besser als das Kniebeugen der Polen. Ebenso höflich ist der Böhme gegen die Geistlichkeit, welche er hoch in Ehren hält. Das anziehendste Schauspiel bietet Böhmen in der Mischung zweier grund- verschiedenen Nationen, die seine Bevölkerung bilden. Von 4v2 Millionen sind nämlich 2 Millionen Deutsche, die Uebrigen Cze- chen (Tschechen). Wie zwei feindselige Elemente sind diese zwei

8. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 273

1861 - Stuttgart : Hallberger
273 Mehrere andere schöne Kirchen der Stadt übergehend, eilen wir über die Jsarbrücke hinüber in die Vorstadt Au hinaus, um auch die dortige schöne Kirche zu betrachten. Die Höhe derselben beträgt bis zum Thurmkreuze 270, die Länge 235, die innere Höhe der Wöl- bung 83 Fuß. Der schönste Schmuck dieser Kirche sind 19 Fenster von 52 Fuß Höhe und 13 Fuß Breite mit Darstellungen aus dem Leben der heiligen Jungfrau. Diese köstlichen Glasgemälde, die in den feurigsten Farben erglänzen, verbreiten ein angenehmes Däm- merlicht in der Kirche selbst, das dem Gemüthe wunderbar zusagt und ganz geeignet ist, den Menschen zur Einkehr in sich selbst, zur geistigen Sammlung und zur Andacht zu stimmen. Verlassen wir nun München mit seinen Prachtbauten und Kunst- schätzen, worüber man ganze Bände schreiben könnte, und lernen noch die weiteren Kreise des Landes mit den wichtigsten Städten kennen! 2) Niederbaycrn hat Landshut zur Kreishauptstadt, in welcher die schöne Domkirche mit einem 454 Fuß hohen Thurme merkwürdig ist. Bei Passau, am Inn und an der Donau, finden wir in der Nähe der Stadt über den Rothfluß eine Brücke, die von einem Widerlager bis zum andern aus einem einzigen Bogen be- steht, der 200 Fuß Weite hat. 3) In der Oberpfalz ist Regensburg die Hauptstadt. Sie war einst wichtiger als jetzt, indem dort der deutsche Reichstag sei- nen Sitz hatte, bis 1806, nach der Stiftung des Rheinbundes, das deutsche Reich sich auflöste. Sehenswerth ist hier der Dom zu St. Peter mit herrlichen Glasmalereien. 4) Schwaben. Die Hauptstadt Augsburg ist geschichtlich Merkwürdig durch den Reichstag, der dort 1530 zur Schlichtung der Religionsstreitigkeiten gehalten wurde, auf welchem die Pro- testanten ihr Glaubensbekenntniß übergaben, das man deshalb die Augsburger Confession nennt. Das Ralhhaus ist eines der schön- sten in Deutschland; der sogenannte goldene Saal in demselben ist 110 Fuß lang und 52 Fuß hoch; er enthält eine werthvolle Samm- lung von Gemälden. Zu den schönen Gebäuden gehören auch die Domkirche und die Kirche zu St. Ulrich., Die Fuggerei besteht aus vielen Gebäuden, von den reichen Grafen von Fugger dazu erbaut, um armen Bürgern theils unentgeltich, theils gegen ge- ringen Miethzins Wohnungen zu verschaffen. 5) Im Kreis Mittelfrankrn ist Ansbach die Hauptstadt. Berühmter als diese ist jedoch Nürnberg (50), eine Stadt voll Kunstfleiß. Sie ist die Heimat des Erfinders der Taschenuhren (Peter Hele) und des berühmten Meistersängers Hans Sachs, der Schuster und Dichter in Einer Person war und von sich selbst zu sagen pflegte: „Ich mache Schuh' und Reime dazu!" Reiser, der Volksschule« t. d. Odcrklasse. 18

9. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 275

1861 - Stuttgart : Hallberger
275 „G arten Deutschlands" zu nennen, denn im Ganzen ist das Land sehr fruchtbar, besonders das mittlere und untere Neckar- thal mit den Seitenthälern, wo Wein, Obst und Getreide wohl gedeihen. Auch das obere Neckarthal, die Gegend zwischen Ravensburg und Weingarten, das obere Donauthal und mehrere Gegenden am Fuße der Alp sind sehr ergiebig. Nebst dem Getreide-, Wein-, Obst-, Hopfen-, Flachs- und Hanfbau ist auch die Viehzucht sehr wichtig, und kein Land hat einen verhältnißmäßig so großen Viehsland auszuweisen, als Württemberg. Der Werth desselben wird zu 46 Millionen angeschlagen. Die Iudustrie ist im Ganzen ausgezeichnet und in Folge des Anschlusses an den deutschen Zollverein in stetem Fortschritte begriffen. Der Württem- berger steht hinsichtlich seiner geistigen Anlagen und deren Ausbil- dung keinem andern Volke nach. Er ist besonders fleißig und be- triebsam und ergreift mit Eifer jeden Nahrungszweig, daher trifft man auch in fast allen Ländern der Erde Württemberger an. Der Handel, durch gute Landstraßen, Eisenbahnen und di^Schifffahrt auf dem Neckar und dem Bodensee unterstützt, steht in ziemlicher Blüthe. Die wichtigsten Handelsplätze sind: Stuttgart, Ulm, Heil- bronn, Cannstadt, und Friedrichshafen als Stapelplatz für den Handel nach der Schweiz. Württemberg wird in folgende 4 Kreise eingetheilt: 1) in den Neckarkreis mit der Hauptstadt Stuttgart (50). Sie liegt in einem, von Weinhügeln umschlossenen Thale am Nesen- bache und ist die Residenz des Königs und der Sitz der hohen Staatsbehörden. Die Stadt hat in neuerer Zeit durch Vergrößerung und Verschönerung viel gewonnen. Zu den schönen Gebäuden sind zu zählen: die Residenz, der Kronprinzenpalast, der Königsbau, die Stiftskirche mit einer prächtigen Orgel, das Katharinenhospital, das Theater, die neuen Kasernen und die Bibliothek. Sehenswerth sind die schönen Parkanlagen und das königliche Lustschloß Rosenstein. Unter diesem Schlosse hindurch führt die Eisenbahn durch einen Tunnel nach Cannstadt, dem eigentlichen Stapelplatz für die Neckar- schissfahrt. Handel, Wein- und Feldbau sind nicht unbedeutend und die hiesigen Mineralquellen werden von vielen Badegästen besucht. Ludwigsburg ist die zweite schön und regelmäßig gebaute Residenz- stadt, mit einem prächtigen Schlosse und geschmackvollen Garten- anlagen; auch ist daselbst eine Kriegsschule und eine Kanonengießerei. Heilbronn ist eine zwar kleine, aber nicht unbedeutende Handels- stadt; auch Schifffahrt und Weinbau sind von Belang. Bei dem Städtchen Weinsberg erblickt man die Ruinen einer mittelalter- lichen Burg, von welcher uns die Geschichte eine merkwürdige Be- gebenheit aufbewahrt hat, die ich euch hier mittheilen will. Diese Burg heißt nämlich

10. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 277

1861 - Stuttgart : Hallberger
277 höhle, die einst dem vertriebenen Herzog Ulrich zum schützenden Auf- enthalte diente und sich gleich, nachdem man die Treppe am Ein- gang hinabgestiegen ist, kirchenhoch über den Besucher wölbt, 600 Fuß weit in den Berg hineinreichend. Die vorhandenen Tropf- steine sehen von ferne mancherlei Bildern ähnlich, und wenn man die Einbildungskraft ein wenig zu Hilfe nimmt, so kann man eine Parthie mit einer Orgel, eine andere mit einer Kanzel, eine dritte mit einem Marienbilde vergleichen u. s. w. Ein Paar Stunden von hier entfernt liegt bei dem Dorfe Erp singen die fast eben so große Karlshöhle, worin versteinerte Knochen, Kinnbacken und Zähne von den großen, jetzt nicht mehr vorkommenden Höhlenbären ge- funden wurden. Eine besondere Zierde des Honauerthales ist das auf einen hohen Felsen im mittelalterlichen Style neu erbaute Schlöß- chen Lichtenstein, das von unten gesehen eine ungemein schöne An- sicht, und auf seinem Wartthurme eine herrliche Aussicht gewährt. Tübingen, Universität und Oberamtsstadt am Neckar, hat ein wohlerhaltenes, mittelalterliches Schloß mit einer Sternwarte, einer zahlreichen Bibliothek und einem schönen Naturalienkabinet. In den ungeheuren Kellern des Schlosses zeigt man einen aus Sandsteinen gehauenen Brunnen, der bis unter das Bett des Neckars hinabreichen soll. In einem andern Gewölbe liegt ein aus Balken verfertigtes ungeheures Faß, das 286 Württembergische Eimer (zu 160 Maaß) halten soll. Das Spundloch ist so groß, daß ein Mann hinein- steigen kann, und im Innern dieses Riesenfasses kann man Kegel schieben. Röttenburg ist der Sitz des katholischen Landesbischofs und seines Domkapitels. 3) Im Donaukreise ist Ulm, eine deutsche Bundesfestung, die Hauptstadt. Hier treffen wir eine der größten Kirchen Deutsch- lands, mit einem 337 Fuß hohen Thurme, der nach dem ursprüng- lichen Plane beträchtlich höher werden sollte. Dieser Dom enthält die größte Orgel in der Wett mit 100 Registern. Von hier aus führt eine Eisenbahn nach Stuttgart, Augsburg und nach dem Bo- densee. Friedrichöbafen, der Anfangspunkt der Württembergischen Eisenbahn, liegt am Bodensee,, der sich hier mit seinen herrlichen Umgebungen in seiner vollsten Schönheit darstellt, hat ein könig- liches Lustschloß, einen Hasen und starke Dampfschifffahrt. Göp- pingen, eine der gewerbsamsten Städte des Landes, hat mehrere Fabriken. 4) Im Jaxtkreise ist Ellwangen, einst der Sitz des Landes- bischoss, die Hauptstadt. Hall, wo die ersten Heller (Haller ge- nannt) geprägt wurden, hat eine Saline. Anderthalb Stunden ent- fernt liegt das Steinsalzbergwerk Wilhelms glück. Es ist 400 Fuß tief und die obern Schichten sind durch dicke Pfeiler, die man
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