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1. Geschichte des Mittelalters - S. 4

1901 - München [u.a.] : Franz
4 Germanien und die Germanen. Waffen: Speer, Schild und Schwert, die schönste Zierbe des Weibes Wohnweife. war ihr langes, golbgelbes Haar. Aus Lehmerde und Holz bauten sie ihre mit Stroh gebeckten und bunt bemalten Häuser, die sie gern inmitten des Grundbesitzes errichteten.1) Städte kannten sie nicht, und selbst ihre Dörfer ^) legten sie so weitschichtig an, daß Geistige niemand sich vom Nachbarn belästigt fühlte. Sie waren gastfreund-Ergenschasten. lich^ treu, von kriegerischem Mute, ausgeprägtem Rechtsgefühl und menschlich milder Sinnesart gegen Schwache und Untergebene. Sie neigten aber auch zu Würfelspiel und gaben sich gern, „auf der Bärenhaut liegend", dem Trunke hin. Im trunkenen Zustande fingen sie dann oft Streit an. Im ganzen jedoch zeigten sie sich als ein einfaches, unverdorbenes Naturvolk, bei welchem „gute Sitten mehr vermochten als anderswo gute Gesetze." Stellung Ihre Sittenreinheit muß ganz besonders in ihrem Verhältnis der Frauen zum weiblichen Geschlechte hervorgehoben werden. Kein Volk kam Er-iehunq derben alten Deutschen in der Verehrung der Frauen gleich. Daher Kinder. 9°^ es auch keine Vielweiberei. „Sie sind fast die einzigen Barbaren," -jagt ein römischer Schriftsteller, „welche sich mit je einer Häusliches Frau begnügen." Die Frau führte im Hause die unumschränkte ^ und Oberherrschaft; sie gebot den Knechten und Mägden, sie pflegte und leben!'11 = er3°S die Kinder, sie besorgte die Arbeiten in Haus und Feld. In ihrer Gegenwart setzte sich niemand; alles schwieg, wenn sie das Wort ergriff. Man sah in der Frau etwas Höheres, Heiliges, und fast göttlich verehrte man biejentgen Frauen und Jungfrauen, beuen die Sehergabe verliehen war. „Weise Frauen" ober Alruuen3) hießen die berühmten Wahrsagerinnen, beren Rat namentlich in Kriegszeiten gesucht würde. Eine der bekanntesten war Veleba, die durch ihre Siegesweissagungen die niederrheinischen Stämme zur Tapferkeit und Einigkeit in ihrem Freiheitskampfe gegen die Römer (um das Jahr 70 n. Chr.) anfeuerte. Die Ehe würde ganz befonbers heilig gehalten; äußerst selten würde sie gebrochen. Der Ehebruch würde aufs härteste bestraft. L-cheibung kam nicht vor; bis in bert Tod hielt das Weib die Treue, die es gelobt. Bei manchen Stämmen bürste eine Witwe nicht wieber heiraten. „Wie es nur ein Leben gebe, so müsse es auch nur eine Ehe geben." Ehen bürsten nur zwischen Angehörigen des gleichen Staubes eingegangen werben. So bestaub bei den Sachsen noch bis zum 9. Jahrhundert das Verbot der Eheschließung *) Sieh: Lehmanns kulturgeschichtliche Bilder, Germanisches Gehöft. 2) Wiener Bilderbogen für Schule und Haus. Nr. 10. „Germanisches Dorf." 3) Rnna — Geheimnis; daher Alrune oder Alraune — Allwissende. Nach Einführung des Christentums wurden derartige Seherinnen später oft als „Hexen" verfolgt und verbrannt.

2. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 219

1861 - Stuttgart : Hallberger
219 ist dieses das Bilsenkraut, das als Arzneimittel sehr gute Dienste leistet. Es wird, wie ihr sehet, eine Elle hoch, hat wollige, aus- gezackte Blätter und schmutziggelbe, mit dunkleren Aederchen durch- zogene Blüthen. Die ganze Pflanze sondert eine fettige, unangenehm riechende Feuchtigkeit ab, weßhalb man sie nicht gern berühren mag. „Dort sehe ich auch noch ein kleines Sträuchlein, das mir selbst einmal einen bösen Streich spielte. Es ist der Seidelbast mit sei-. nen ruthenförmigen Stämmchen und den rothen Beeren daran. Ihr habt seine schönen, blaßrothen Blüthen wohl noch nie gesehen, denn sie kommen schon im Februar und Merz zum Vorschein und riechen so angenehm, wie eine Hyazinthe. Noch als Knabe gieng ich ein- mal durch den Wald und brach ein schönblühendes Zweiglcin von dieser Pflanze ab, um es zu betrachten und daran zu riechen. Ich wollte es mit nach Hause nehmen, und weil ich nicht wußte, daß die Pflanze giftig sei, nahm ich sie in den Mund. Bald aber war es mir, als ob ich Pfeffer im Munde hätte; ich mußte beständig ausspucken und merkte jetzt erst, daß das Brennen in meinem Munde von dieser Pflanze herrühre. Ich warf sie sogleich weg, bekam aber den ganzen Mund voll Blasen, die erst nach ein Paar Tagen wieder heilten. „Wir wollen nun den Rückweg antreten," fuhr der Vater fort. „Dort unten aus den Wiesen werden wir wohl Gelegenheit finden, noch mehrere Giftpflanzen kennen zu lernen." 22. Der Gifthahnenfuß und die Schierlinge. Im Thale angekommen, schlug der Vater einen Fußweg ein, der unsere kleine Reisegesellschaft über viele Wiesen führte. Hier riß der Vater eine Pflanze aus und ließ sie von den Kindern genau betrachten. Sie war etwa anderthalb Fuß hoch, hatte einen starken, hohlen Stengel, und die Wurzel bestand aus vielen weißen Fasern. Die Blätter waren dreilappig und umfaßten unten am Stamme die Aeste, welche kleine, blaßgelbe Blüthen trugen. „Seht, Kinder," sagte der Vater, „das ist der Gifthahnenfuß, von dem es bei uns mehrere Arten giebt, die theils auf Aeckern, theils auf Wiesen oder in Sümpfen wachsen. Der Saft dieser Pflanze bringt auf der Haut Blasen hervor und kann, innerlich genommen, tödtlich wirken. „Hier treffen wir auch den gefleckten Schierling," sprach der Vater, indem er auf eine etwa 3 Fuß hohe Pflanze mit einem fingerdicken, hohlen Stängel zeigte, der mit braunrothen Flecken be- sprengt war. Betrachtet die Blätter," fuhr er fort, „sie gleichen der Petersilie und sehen aus, als ob sie aus vielen kleinern Blätt- chen zusammengesetzt seien. Nun wollen wir auch noch die Wurzel sehen," sagte er, indem er die Pflanze ausriß und den Kindern die

3. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 240

1861 - Stuttgart : Hallberger
240 Landschaft hin, und so weit das Auge reichte, so weit dehnte sich auch das schöne Gemälde aus. „Ach, Vater!" rief endlich die kleine neunjährige Sophie, „aber hier sieht man gewiß die ganze Welt!" Vater: O nein, liebes Kind ! Zur ganzen Welt gehört gar viel. Wenn man sagt: „die Welt", so versteht man darunter Sonne, Mond und Sterne, nebst der Erde, auf der wir wohnen. Sophie: Die ganze Erde meinte ich. Otto: Hier sieht man freilich viele Orte, aber ich glaube doch nicht, daß dies die ganze Erde ist, denn dieses Land, das wir hier sehen, könnte man ja in ein Paar Tagen durchreisen. Vater: Da möchtest du dich doch wohl irren, denn bis an jene blauen Berge hin, die wir fast ringsum sehen, hätten wir we- nigstens 15 bis 20 Stunden zu gehen, und das gäbe denn schon einen ziemlichen Umkreis. Was du hier siehst, ist nur ein Theil unseres Vaterlandes, und auch unser Vaterland ist wieder nur ein Theil von einem größern Lande, das man Deutschland nennt. Franz: Ja, und auch Deutschland ist wieder nur ein nicht gar großer Theil von Europa, das weiß ich von der Schule her. Sophie: Aber Europa ist doch die ganze Erde! Franz: Ei Gott bewahre! Die Erde ist noch viel größer. Otto: Das ist doch erstaunlich! Vater: Ja wohl! Europa ist nur Ein Erdtheil, wie es im Ganzen fünf giebt. Franz wird uns sagen können, wie sie heißen. Franz: Die fünf Erdtheile heißen: Europa, Asien, Afrika, Amerika und Australien. Vater: Nun seht, Kinder! in all' diesen Erdtheilen könnt ihr eine Menge solcher Berge treffen, wie ihr hier auf einem stehet; auf vielen derselben könntet ihr noch weit mehr Städte und Dörfer sehen, als hier. Wenn ihr aber auch uach und nach tausend Berge besteigen würdet, so hättet ihr noch lange nicht Alles gesehen, was auf der Erde ist. Auf diese Weise unterhielt sich die kleine Reisegesellschaft noch lange, genoß dabei die herrliche Aussicht und trat endlich ganz ver- gnügt die Rückreise an. 2. Verschiedenheit der Erdbewohner. Auf dem Heimwege hatten die Kinder noch eine Menge Fragen an den Vater zu richten, denn ihre Wißbegierde war einmal geweckt, und darum forschten sie immer weiter. „Sage mir doch, lieber Vater," sagte Sophie, „sind denn in andern Erdtheilen auch Men- schen wie wir? Vater: Allerdings, was die Gestalt betrifft, sind sich die

4. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 39

1861 - Stuttgart : Hallberger
39 40. Wohlthätigkeit. Periode. Wo der bescheidene Arme im Verborgenen seufzt und es nicht wagt, sich herbeizudrängen und um Hilfe zu bitten; wo widrige Vorfälle den fleißigen Mann, den Mann, der einst bessere Tage gesehen hat, zu Boden schlagen; wo eine zahlreiche Familie mit allem Fleiß durch die tägliche Arbeit ihrer Hände nicht so viel er- ringen kann, um sich gegen Hunger, Blöße und Krankheit zu schützen; wo auf hartem Lager, in durchwachten, durchseufzten Nächten scham- hafte Thränen über gerungene Hände rollen: — dahin, menschen- freundlicher Wohlthäter, dahin dringe dein Blick; da kannst du deine Gelder, den Ueberfluß dessen anbringen, was dir der Schöpfer an- vertraut hat, und Zinsen damit erwerben, die keine Bank auf Erden dir zusichern kann. (v. Knigge.) 4t. Nächstenliebe. Perioden. 1. Wer dieser Erde Güter hat und sieht die Brüder leiden, Und macht den Hungrigen nicht satt, lässt Nackende nicht kleiden: Der ist ein Feind der ersten Pflicht und liebt auch seinen Nächsten nicht. 2. Wer seines Nächsten Ehre schmäht und gern sie schmähen höret; Sich freut, wenn sich sein Feind vergeht, und Nichts zum Besten kehret; Nicht dem Verläumder widerspricht: der liebtauch seinen Nächsten nicht. 3. Wer harret, bis ihn anzufleh’n, ein Dürftiger erscheinet, Nicht eilt dem Frommen beizusteh’n, der im Verborg nen weinet, Nicht gütig forscht, ob’s ihm gebricht: der liebt auch seinen Nächsten nicht. 4. Wahr ist es, du vermagst es nicht, stets durch die That zu lieben; Doch bist du nur geneigt, die Pflicht getreulich auszuüben Und wünschest dir die Kraft dazu und sorgst dafür: ,— so liebest du! (©eitert.) 42. Die vier Brüder. Räthsel. 1. Vier Brüder geh’» Jahr aus Jahr ein im ganzen Land spazieren: Doch jeder kommt für sich allein, uns Gaben zuzuführen. 2. Der erste kommt mit leichtem Sinn in reines Blau gehüllet, Streut Knospen, Blätter, Blüthen hin, die er mit Düften füllet. 3. Der zweite tritt schon ernster auf, mit Sonnenschein und Regen, Streut Blumen aus in seinem Laus, der Erndte reichsten Segen.

5. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 47

1861 - Stuttgart : Hallberger
47 sich die schönsten mit eigener Hand erzog. Darum sehnte sie sich nach dem Frühlinge und daß der Winter vorüber gehen möchte. 2. Da sprach der Vater: „Siehe, Sophie, ich habe dir eine Blumenzwiebel mitgebracht, du mußt sie dir aber selbst mit Sorgfalt erziehen!" 3. „Wie vermöchte ich das, mein Vater," antwortete das Mädchen. „Es ist ja Schnee draußen, und die Erde ist hart wie Stein." — So redete sie, denn sie wußte nicht, daß man auch in Scherben Blumen erziehen kann, und hatte es niemals gesehen. 4. Der Vater gab ihr ein Töpfchen mit Erde, und Sophie that die Blumenzwiebel hinein. — Aber sie sah den Vater an und lächelte, zweifelnd, ob er auch im Ernste geredet; denn sie meinte, es müsse ein blauer Himmel über der Blume schweben und Früh- lingslüftchen um sie her, und unter ihren Händen könne solche Herr- lichkeit nicht gedeihen. 5. Nach einigen Tagen hob sich die Erde in dem Scherben; grüne Blättchen trugen sie empor auf ihren Spitzen und kamen an das Licht. Da frohlockte Sophie', klatschte in die Hände und ver- kündete dem Vater und der Mutter und dem ganzen Hause die Ge- burt des jungen Pflänzchens. Darauf benetzte Sophie die Pflanze mit Wasser und lächelte mit Wohlgefallen auf sie hernieder. Ü. Der Vater sah es an und sprach: „So recht, mein Kind! Dem Regen und Thau muß der Sonnenschein folgen. Der Strahl des freundlichen Auges giebt der Wohlthat, welche die Hand reicht, ihren Werth. — Dein Pflänzchen wird wohl gedeihen, Sophie!" 7. Nun kamen die Blätter aus dem Schooße der Erde ganz hervor und glänzten mit lieblichem Grün. Da ward Sophiens Freude noch größer. „O," sagte sie, „ich will auch wohl zufrieden seyn, wenn keine Blüthe kommt." „Genügsame Seele," sprach der Vater, „dir wird mehr gegeben werden, als du zu hoffen wagst!" Er zeigte ihr den Keim der Blume, der zwischen den Blättern ver- borgen lag. 8. Sophiens Sorgfalt und Liebe wuchs mit jedem Tage, so wie die Blume sich allmählich entfaltete. Mit vorsichtiger Hand sprengte sie Wasser daraus und fragte, ob es genug oder zu viel und ob es nicht wohl zu kalt seyn möchte. — Und wenn ein Son- nenblick durch die Fenster kam, dann trug sie, leise wandelnd, die Pflanze hinüber in den Sonnenschein, und ihr Odem hauchte den Staub von den Blättern, so wie ein Morgenlüftchen die Rose um- haucht. 9. Mit dem Gedanken an ihre Blume schlief Sophie am Abend ein und erwachte mit ihm des Morgens. Mehrmals erblickte sie auch im Traume ihre Hyazinthe in voller Blüthe, und wenn sie dann am Morgen noch nicht blühte, und Sophie sich getäuscht sah,

6. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 241

1861 - Stuttgart : Hallberger
241 Menschen auf der ganzen Erde gleich; nur der Hautfarbe nach und wohl auch .sonst in einiger Rücksicht sind sie verschieden. Franz! kannst du uns vielleicht sagen, wie die verschiedenen Menschenstämme aussehen? Franz: Ja wohl, lieber Vater! Wir selbst gehören zum kau- kasischen oder weißen Menschenstamm; in Asien haben die Menschen eine gelbe, in Afrika eine schwarze, in Amerika eine rothe und in Australien eine kupferbraune Hautfarbe. Otto: Das muß kurios aussehen — rothe, schwarze, - gelbe und braune Menschen. Sophie: Solche Menschen würde ich fürchten. V. Unsere Hautfarbe kommt ihnen gerade so auffallend vor, als die ihrige uns. O. Woher mag es wohl kommen, daß die Menschen nicht auf der ganzen Erde. eine gleiche Hautfarbe haben? V. Das kommt hauptsächlich von dem Unterschied der Wärme und Kälte in den verschiedenen Erdgegenden her. In Afrika zum Beispiel, welches in jener Richtung liegt, wo die «sonne am Mittag steht, ist es fast das ganze Jahr unerträglich heiß, und daher sind die Menschen dort ganz schwarz. S. Bei uns werden die Menschen im Sommer auch fast schwarz. V. Du hast Recht, Sophie! das kommt von der gleichen Ur- sache, und wenn es bei uns das ganze Jahr so heiß wäre, wie im Sommer, so würde' uns am Ende die dunkle Hautfarbe auch bleiben. S. Da bin ich doch froh, daß es wieder Winter wird. Unter solchen Gesprächen kam die kleine Gesellschaft nach Hause. Der Vater gieng an seine Geschäfte und versprach den Kindern, auf den Abend ein Mehreres von der Beschaffenheit der Erde zu erzählen. 3. Die Erdtheile. Am Abend erinnerten die Kinder den Vater sogleich wieder an sein Versprechen. Er- nahm darauf eine Kegelkugel und sprach: „Seht, Kinder ! Die Erde hat eine ähnliche Gestalt, wie diese ^ugel, und nun will ich euch zeigen, wie die großen Länder, die man Erd- theile nennt, aus der Oberfläche dieser Kugel liegen. Der Vater machte nun mit der Kreide einen Fleck auf die Kugel und sagte: Dieser Fleck bedeutet den Erdtheil, in welchem wir wohnen, nämlich Europa. Hierauf zeichnete er einen zweiten Fleck, und Franz, der aufmerksam zusah und in der Schule schon Manches aus der Erdbeschreibung gelernt hatte, rief sogleich: „Das ist Asien, der größte Erdtheil!" V. Du hast Recht! Weißt du aber auch, wo Asien von uns aus liegt? Reiser, der Volksschüler i. d. Oberklasse. 16

7. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 189

1860 - Stuttgart : Hallberger
189 Es war am 15. September des Jahrs 1831 ..als zwei Männer von Sasbach bei Breisach in Baden des Abends in einem kleinen, mit Holz beladenen Schifflein über den Rhein zurückfuhren. Das Waffer war stürmisch, und der Wasserftand ungewöhnlich hoch. Da schlug Plötzlich — mitten auf dem Strom — eine mächtige Welle über das Schifflein, warf es um, und die beiden Männer fielen in den Rhein. Doch waren sie so glücklich, wieder aufzutauchen und das umgekehrte Fahrzeug so zu erfassen, daß sie sich daran festhalten konnten. Unfern davon, rheinabwärts, am Fuße des in Trümmern liegen- den Schlosses Limburg, wo die Rheiuüberfahrt sich befindet, hütete Susanna Reisacher die Ziegen des Fahrwirths, ein zwölfjähriges Mägdlein, die Tochter rechtschaffener, aber armer Leute, ein fleißi- ges und sittsames Schulkind aus der nemlichen Gemeinde. Sie hörte das Angstgeschrei der Unglücklichen, welche von den Wogen des ge- waltigen Stromes mitten auf dem Thalweg desselben Herumgetrieben wurden; sie rief um Hülfe, aber ihre Stimme verhallte; es war sonst Niemand in derselben Gegend, als die Ehefrau des Fahrwirths Magdalena Schneider. Das Herz des Mägdleins brannte; eiligst holte sie zwei Ruder, gibt eines der Wirthin und fordert sie auf, mit ihr auf dem Fahrtschiffe den in Todesnoth schwebenden Männern zu Hülfe zu kommen. Die Wirthin zagt: sie seien beide des Fah- rens unkundig, sie seien bei dem hohen stürmischen Rhein verloren. ^ — Susanna springt dem Fahrtschm zu, macht die Ketten los,» und will das gefahrvolle Werk allein beruften. Aber wie sind die Arme des Kindes so schwach! Es vermag nicht einmal, das Schiff vom Ufer abzustoßen. Inständig bittet es die Wirthin darum. Diese wendet Alles an, das kühne Mägdlein zurückzuhalten; aber verge- bens. Da gibt die Wirthin dem Schiff einen Stoß, befiehlt das Kind dem Schutze Gottes und eilt dem Dorfe zu, um Hülfe nach- zusenden. Schon waren dke beiden Männer, Georg und Martin Bitsch, jener verheiratet, diejer ledig, an der Rheinfahrt vorbeigetrieben, als das tapfere Kind, sich selbst vergessend, das Herz auf die Elenden und den Herrn gerichtet, durch die surchrbare Strömung des Thal- wegs bis mitten auf den Rhein sich Bahn machte W> mit Aufbie- tung aller Kräfte das Ziel zu erreichen strebte. Bon einem Strahl der Hoffnung durchdrungen, sahen die Verunglückten das Schiff mit der kleinen Susanna nachkommen, und sie ermuthigten sich durch gegenseitiges Zurufen.

8. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 354

1860 - Stuttgart : Hallberger
354 zeuge gewesen im Plane der Vorsehung zur Veredlung der Menschen. Ein solcher Entdecker war aiuch Christoph Columbus. E?. chwh-_ej.g e nt sich Colombo, und war-um Jahr 1435 oder 1436 zu Genua in Italien geboren. Sein Vater war ein rechtschaffener, aber armer Mann und ernährte sein Weib und seine vier Kinder mit Wollekämmen. Dennoch sparte er, so weit seine Mittel reichten, nichts an der Erziehung seiner Kleinen, und Christoph, sein ältester, durfte lesen und schreiben, rechnen, zeichnen und malen lernen. Es war aber gleich etwas Besonderes mit dem Knaben. Er machte seine Schularbeiten nicht nur, nm sie gemacht zu haben, wie so Viele thun, aus denen weiter nichts als etwas Mittelmäßiges werden wird, son- dern was unser Christoph angriff, darin wollte ers zur Vollkommenheit bringen. Er schrieb eine so schone Hand, als wenn er zeitlebens gar nichts anderes als ein Schreibmeister hätte werden sollen; und im Zeichnen erwarb er sich eine solche Fer- tigkeit, daß er nur schon dadurch allein jederzeit hätte sein Brod verdienen können. Die Eltern aber dachten: konnte er das lernen, so kann er auch noch mehr lernen, und wer weiß? — und schickten ihn darum für einige Zeit aus die hohe Schule zu Pavia. Hier lernte er tüchtig Latein und trieb besonders alle die Wissenschaften, die einem künftigen Seemann nützlich sind, als Geometrie (Größenlehre), Erdbeschrei- bung, Astrologie (wie man damals für Astronomie oder Sternkunde sagte) und Schifffahrtskunde. Denn schon in seiner frühesten Kindheit hatte er, wenn er im Hafen von Genua die Schiffe ankommen und abfahren sah, einen großen Trieb zum Seeleben in sich verspürt und bei sich selber gedacht, er würde zeitlebens ein glücklicher Mensch sein, wenn er nur einmal auch in das weite Meer hinaus fahren und neue, seltsame Länder aufsuchen könnte. Dieser Trieb stund. je größer er ward, desto fester in seinem Herzen, und in seinen spätern Lebensjahren noch, wenn er au die großen Dinge, die durch ihn herbeigeführt worden, gedachte, so dachte er auch mit einem feierlichen Gefühl an diesen Trieb seiner Kindheit zurück und konnte nicht anders glauben, als daß ihn Gott selber in seine Seele gelegt habe. Mit dem vierzehnten Jahr ging der junge Columbus zur See, und übte seine Tüchtigkeit und stählte seine Gegenwart des Geistes in tausend kriegerischen Abenteuern, wie sie in jenen Zeiten auf den Gewässern des mittelländischen Meers fast unausgesetzt vorkamen. Damals dachte man nun gerade viel darüber nach, auf welchem Wege mau am bequemsten, sichersten und fchnellsten nach dem schönen Lande Ostindien im süd- östlichen Asien kommen könnte, wo der Pfeffer wächst, Reis, Zimmt und das Zucker- rohr, einem Lande reich an Gold und Edelsteinen. Columbus dackte auch darüber nach und meinte: „Ostindien liegt weit, weit gegen Osten. Da nun die Erde eine Kugel ist, so muß man ja auch dahin können, wenn man immer nach Westen fährt!" So meinte Columbus, und er wäre nm sein Leben gern einmal nach Westen ge- fahren; aber — er hatte keine Schiffe. Er theilte daher den Rathsherren seiner Vaterstadt Genua seine Meinung und seinen Wunsch mit; aber die dachten: „Co- lnmbns ist ein Narr!" und gaben ihm keine Schiffe. Schon vorher hatte er im Königreich Portugal darum gebeten, aber vergebens. Nun ging er nach Spanien, wo König Ferdinand gerade daran war, alle Muhammedaner oder Mauren aus sei- nem Lande zu jagen. Anfangs hörte man auch nicht auf ihn. „Du Thor", sag- ten die Mönche, „wenn du nach Westen segelst, gehts ja immer bergunter, weil die Erde eine Kugel ist, wie willst du denn wieder zurückkehren und den Wasserberg hiuaufschiffen können?" Königin Jsabclla war aber verständiger. I Als Columbus

9. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 358

1860 - Stuttgart : Hallberger
358 Knäblein lesen und schreiben, die zehn Gebote, den Kinderglauben, das Vater- unser, neben der Sprachlehre und christlichen Gesängen, fein fleißig und schleu- nig gelernet. Sein Vater hat ihn, da er noch gar klein gewesen, oft selbst in die Schule getragen und dem Schulmeister vertrauet. Dieser muß auch gar streng gewesen sein; Luther sagt: „Ich bin einmal Vormittags in der Schule sünfzehnmal nach einander wacker gestrichen worden." — Hernach, da Marti- nus in sein vierzehntes Jahr ging, hat ihn sein Vater gen Magdeburg in die Schule gesandt, welche damals vor vielen andern weit berühmt war. Daselbst ist dieser Knabe, wie manches ehrlichen und wohlhabenden Mannes Kind, nach Brod gegangen und hat vor den Bürgerhäusern gesungen. Was groß soll werden, muß klein angehen; und wenn die Kinder zärtlich und herrlich erzogen werden, schadet es ihnen ihr Leben lang. — Auf folgendes Jahr hat Martin, auf Befehl seiner Eltern, stch nach Eisenach begeben, wo er seiner Mutter Freundschaft hatte. Als er daselbst nun eine Zeit lang vor den Thüren sein Brod ersang, nahm ihn eine andächtige Frau, Namens Cotta, an ihren Tisch, dieweil sie, um seines Singens und herzlichen Gebetes willen in der Kirche, sehnliche Zuneigung zu ihm trug. „Darum verachte mir nicht die Gesellen", sagte Luther später, „die vor den Thüren den ! Brodreigen singen; ich bin auch solcher gewesen und Habs vor den Häusern genommen, sonderlich zu Eisenach, in meiner lieben Stadt; wie wohl mich her- nach mein lieber Vater mit aller Liebe und Treue in der hohen Schule zu Erfurt hielt und durch seinen sauern Schweiß und Arbeit dahin geholfen hat, dahin ich kommen bin. Aber dennoch bin ich ein Singknabe gewesen und nun dahin kommen, daß ich jetzt nicht wollt mit dem türkischen Kaiser tauschen, daß ich sein Gut sollt haben und meiner Kunst entbehren. Ja, ich wollte der Welt Gut, vielmal gehäuft, nicht dafür nehmen!" — In der Schule zu Eisenach fand Luther einen Lehrer, Johannes Trebonius, der die Sprachlehre besser lehrete, als sonst der Brauch war; und da Luther eines sehr guten Verstandes und sonderlich geneigt zum Wohlreden gewesen, hat er alsbald angefangen, in seinen Schriften alle Worte wohl zu setzen und ein Ding weitläustig zu han- deln, und ist also in diesem Stück, und auch in lateinischen Versen zu schreiben, seinen Gespielen bald weit überlegen gewesen. In freien Stunden übt er sich im Drechseln, im Gesang und im Spielen aus der Flöte und der Laute. Da er nun gemerkt hat, wie ein lieblich Ding es sei um die Lehre, hat er alsbald aus brünstiger Begierde zum Lernen Lust zur hohen Schule bekommen, dieweil er- hielt, daß aus derselbigen als aus einem Brunnquell alle Künste herflöfsm. Im Jahr 1501 senden ihn seine lieben Eltern, nachdem er gegen vier Jahre in Eisenach zugebracht, auf die hohe Schule zu Erfurt, welche damals in solchem Ansehen war, daß alle andern dagegen für Schützeuschulen angesehen wurden. Hier fängt Luther an, die Sprachen und Wissenschaften nebst den freien Künsten mit großem Ernst und besonderem Fleiß gründlich zu studiren. Wiewohl er von Natur ein hurtiger und fröhlicher Geselle war, fing er doch alle Morgen sein Lernen mit herzlichem Gebet an; wie denn dies sein Sprichwort gewesen: „fleißig gebetet ist über die Hälfte studirt." Er versäumt keine Lektion, fragt gerne seine Lehrer und bespricht stch in aller Ehrerbietigkeit mit ihnen. „Daneben", sagt Melanchthon, „liest er fleißig die vornehmsten alten lateinischen Schriften, und zwar also, daß er nicht allein die Worte daraus

10. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 399

1860 - Stuttgart : Hallberger
399 darunter: „Was thust du für mich?" — Nach einiger Zeit fiel dies der Wirthin auf, die davon so erschüttert wurde, daß sie in Thränen ausbrach. Sie rief ihren Mann, und er ward auch sehr ergriffen. Beide sanken auf ihre Kniee. Nach einer Weile erst konnten sie aus- rufen: „Gott segne den, der uns dies zum Heile schrieb. Was wir nie gethan haben, wollen wir nun thun!" Und nun gaben sie sich knieend die Hände darauf, daß sie von nun an dem Herrn in rechter Treue nachfolgen wollten. Ihr Hauswesen und Leben wurde von nun an ein ganz anderes, und an der gesegneten Stelle knieten sie täglich nieder. Nach etlichen Jahren reiste der Graf wieder durch jene Gegend, und richtete es ein, daß er vor demselben Hause abstieg. Gegen sein Erwarten ward er schon durchs Fenster erkannt, und Mann und Frau eilten ihm entgegen, bewillkommten ihn mit Thränen des Dankes, nannten ihn Freund, Wohlthäter und Bruder. Als er sich dagegen unwissend äußerte, führten sie ihn wie im Triumph ins Zimmer vor das Crucifix mit der durch einen Glasrahmen wohlerhaltenen Schrift, und ohne weiter ein Wort zu sagen, knieten sie im Augenblick rechts und links neben ihn hin und dankten dem Heiland so herzlich für ihre Seelenrettung, daß, als beide geendigt hatten, auch der Graf, der gleich anfangs mit auf seine Kniee gesunken war, von Herzen betete und der ewigen Liebe für diese Gnadenerfahrung dankte. 185. Die württembergische Tabea. (t 1730.) In der Apostelgeschichte (9, 36 ff.) wird von einer Jüngerin Jesu, .'Namens Tabea, erzählt: sie war „voll guter Werke und Almosen, die sie that". Württemberg hat auch seine Tabea; so hat man nemlich, mit geringer Versetzung der Buchstaben in ihrem Vornamen, die durch ihre ungeheuchelte und ausgezeichnete Frömmigkeit bekannte Be ata Sturm in Stuttgart genannt, derer: Leben Konrad Rieger beschrieben hat. Ihr Vater war ein angesehener Beamter zu Stuttgart, im Wort und in den Wegen Gottes wohl erfahren. Ihre Eltern ermahnten sie nicht gar viel mit Worten, aber deren Wandel war eine beständige Ermahnung; wie denn auch bei Erziehung der Kinder^ mehr auf Erempel als viele Worte und Vorstellungen zu halten ist. Obgleich sie als Kind eine Zeit lang ganz blind war und immer blöde Augen behielt, las sie doch die heilige Schrift etliche dreißig Mal durch und hörte das Wort fieißig. So kam sie mehr und mehr zu einem tief gegrün- deten evangelischen Glauben, dessen Gesundheit und Kraft sich in allerlei Werken der Liebe kund gab.
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