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1. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 5

1861 - Stuttgart : Hallberger
5 hiezu seine Einwilligung, und darauf machte sich Friedrich mit seinem ganzen Hofstaate auf den Weg nach Königsberg, um sich dort, in der Hauptstadt von Preussen, krönen zu lassen. Man kann sich einen Begriff machen von den grossartigen Anstalten, die hiezu ge- troffen waren, wenn man bedenkt, dass 30,000 Pferde erfordert wur- den, um alle Wagen, die zum Transport von Personen, Geräthschaften, Kleidern, Mundvorräthen u. dgl. nöthig waren, nach Königsberg zu bringen, was zu Anfang des Jahres 1701 geschah. Am 15. Januar verkündigten prächtig gekleidete Beamte unter Pauken- und Trompetenschall auf den Strassen der Stadt, dass das bisherige Herzogthum Preussen zum Königreich erhoben und der Fürst desselben König in Preussen sei. Nachdem man Tags darauf in allen Kirchen Gott um Segen für König und Volk angefleht hatte, stiftete Friedrich den schwarzen Adlerorden, und am 18. Januar wurde die Krönung gefeiert. Die Vornehmsten des Landes hatten sich in dem Krönungssaale versammelt; Alle waren prächtig gekleidet. Um 9 Uhr trat Friedrich in den Saal, in einem mit Gold gestickten Ge- wände von Scharlach, das mit Diamantknöpfen besetzt war, von wel- chen jeder 3000 Dukaten kostete. Um seine Schultern hieng der prachtvolle Königsmantel aus rothem Sammet, auf welchem überall goldgestickte Kronen und Adler zu sehen waren. Drei grosse, un- gemein kostbare Diamanten dienten als Knöpfe. Friedrich liess sich auf dem hiezu errichteten Königsthron nieder, setzte sich die Krone auf und nahm sodann das goldene Scepter in die rechte und den Reichsapfel in die linke Hand, worauf ihm alle Anwesenden huldigten. Nun holte man die Königin ab, welcher der König die Krone auf- setzte, und als sie sich auf den Thron niedergelassen hatte, empfieng sie ebenfalls die Huldigung. Darauf bewegte sich der glänzende Zug nach der Schlosskirche. Der Weg dahin war ganz mit rothem Tuche be- legt, und zu beiden Seiten standen Soldaten in doppelten Reihen. Dichtgedrängt stand das Volk; alle Fenster und Dächer waren mit Menschen besetzt, die mit lautem Jubel das Königspaar begrüssten. In der Kirche fand unter Gebeten und Gesängen die feierliche Sal- bung statt, worauf der Zug wieder in das Schloss zurückkehrte. Hier wurde das Volk mit Braten und Wein bewirthet; man warf goldene und silberne Münzen, die eigens zum Andenken an diesen Tag ge- prägt worden waren, unter die jubelnde Menge, und ein grossartiges Feuerwerk beschloss die Feier dieses merkwürdigen Tages. So trat also am 18. Januar 1701 das Kurfürstenthum Brandenburg unter dem Titel Königreich Preussen in die Reihe der wirklichen Monarchien ein, und Friedrich Iii. als Kur- fürst erscheint von nun an als Friedrich l., König von Preussen. Unter seiner Regierung fielen das Fürstenthum Neuenburg und einige andere Herrschaften in der Schweiz an Preussen. Friedrich starb im Jahr 1713 und hinterliess den Thron seinem Sohne Friedrich Wilhelm I., der in vielen Stücken das Gegentheil seines Vaters war. Er hasste die kostspielige Pracht des Hofes, und seine Sparsamkeit setzte ihn bald in den Stand, die Schulden, die

2. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 16

1860 - Stuttgart : Hallberger
und Frauenzimmern; noch später im elften und zwölften Jahrhundert von Bothnang, Wahlheim, Beinstein, Asberg u. s. w. Weitere Fortschritte machte der Weinbau unter den Hohenstaufen; die Hofgüter waren, wie bei Karl, zugleich Musterwirthschaften, die Weinberge Musterweinberge. Barbarossa ließ in Schwaben Obst- und Weingärten anlegen und sowohl er, als Friedrich U. beschützten die Weinberge durch strenge Gesetze. Allmählich wurde der Weinbau ein Hauptnahrungszweig für Württemberg, und die Neckarweine, wie die württembergischen Weine im Allgemeinen genannt wurden, erfreuten sich im fünfzehnten, sech- zehnten und siebenzehnten Jahrhundert eines ganz besonderen Rufs. Sie waren selbst am kaiserlichen .Hof in^Wien^ sehr^beliebt^Kaiser Maximilian schrieb 1565 an den Herzog Christoph, daß sie von ihm „gar unsers Munds und Trunks ausbündig gut befunden worden", und wieder 1568, daß „er sich zu seinem eigenen Mundgetränke immer keines andern als derselben gebrauche." Selbst die Gemahlin Kaiser Ferdinands I., die doch eine ungarische Prinzessin war, schrieb 1527 an den württembergischen Statthalter in Stuttgart, daß sie den Neckarwein dermaßen gewohnt, daß es ihr ganz „wider und schwär wär, ander Wein zu trinkhen", und er sie daher wieder mit guten Neckarweinen „in die Kindpeth" ^ersmn-Me. Noch im achtzehnten Jahrhundert wurden auf Bestellung mehrere Sendungen von Neckarwein nach England an den Herzog von Marl- borough gemacht, der im Jahr 1704 mit dem Prinz Eugen von Sa- voyen und Ludwig von Baden denselben im Lamm zu Großheppach selber kennen gelernt hatte. Auffallend ist, daß unter die vorzüglichen Gewächse auch Weine von solchen Orten gezählt wurden, die eine weniger gute Lage hassen; aber es waren rothe Weine, die aus Clevnertrauben daselbst erzeugt wurden. Außerdem werden als die gewöhnlichen Rebsorten genannt: die Traminer, Veltliner, Gutedel und Muskateller, also lauter edle Sorten. Wie auf den Samen, so scheint auch auf die Bereitung des Weins mehr Sorgfalt verwendet worden zu sein, als später. Herzog Friedrich I. schickte dem Herzog Heinrich Julius von Braun- schweig 1597 zwei Faß rothen Claretwein, in der Gegend von Stutt- gart gewachsen und „uff Burgundi Art zugerichtet". # -'"~S)er Weinbau hatte in Württemberg ehemals eine viel größere Ausdehnung als gegenwärtig; es wurde in Gegenden Wein gebaut, \

3. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 490

1860 - Stuttgart : Hallberger
490 I. n. Chr. 1819 Tod der Königin Katharina. Einigung des Königs und der Stände über eine Verfassung; Beginn der Landesvermessung; die Gemeinde Kornthal. 1820 Vermählung König Wilhelms mit der Herzogin Pauline von Würt- temberg. 1821 Wilhelmskanal bei Heilbronn. 1822 Saline Wilhelmshall. Entdeckung des Steinsalzlagers bei Hall; Wil- helmsglück. Salzausfuhr Württembergs statt der Salzeinfuhr. 1823 Geburt des Kronprinzen Karl von Württemberg. Taubstummenanstalt zu Gmünd. Gesangvereine. 1824 Dampfboot auf dem Bodensee. Weinverbesserungsgesellschaft. Niedere Getreidepreise. Verheerende Ueberschweinmung. 1825 Pfandgesetz. 1828 Zollverein mit Bayern. Allgemeine Gewerbeordnung. Bisthum Rottenburg. 1830 Hagelversicherungs-Gesellschaft. Erste amerikanische oder Kunstmühle zu Berg. 1832 Gewerbe- oder polytechnische Schule zu Stuttgart. Blindenasyl zu Gmünd. 1834 Württemberg im deutschen Zollverein. Irrenanstalt zu Winnenthal. 1836 Frohnablösungsgesetz. Volksschulgesetz. 1841 Jubelfeier der fünf und zwanzigjährigen Regierung König Wilhelms. Die Befestigung Ulms begonnen. Flachsmaschinenspinnerei in Urach. Heilbronner Neckardampfschiff. 1842 Kunstgebäude zu Stuttgart. Neues Gesangbuch; neueö Kirchenbuch. 1843 Ackerbauschulen. Württembergischer Verein der Gustav-Adolpbsstif- tung. 1845 Eisenbahnstrecke von Cannstatt bis Eßlingen. Kartoffelkrankheit. ^ 1846 Vermählung des Kronprinzen von Württemberg mir der Großfürstin Olga, Tochter des Kaisers Nikolaus von Rußland. 1847 Unruhen wegen der hohen Preise der Lebensmittel. 1848 Wahl der Abgeordneten zur deutschen Reichsversammlung., in Fronkfuri. Volksversammlungen. Bürgerwehren. Ruhestörungen. Württembergische Truppen in Baden und in Schleswig-Holstein. Centralstelle für Gewerbe und Handel. %

4. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 489

1854 - Stuttgart : Hallberger
489 I. n. Chr. 1803 Ulm bayerisch. Württemberg ein Kurfürstenthum. 1805 Württembergische Truppen unter Napoleon gegen Oesterreich. Ueber- gabe Ulms an die Franzosen. 1806 Württemberg ein Königreich; König Friedrich souverain. Vergröße- rung Württembergs, besonders in Oberschwaben und im Hohenlohe- schen, durch Secularisirung und Mediatistrung. Aufhebung der alten Landesverfassung. Vereinigung,von Alt- und Neu-Württemberg. Einziehung des Kirchenguts. Religionsedict: Gleichberechtigung der drei christlichen Confessionen. Militär -Conscription. Württemberg im rheinischen Bund. Württembergische Truppen unter Napoleon gegen Preußen. 1809 Württembergische Truppen unter Napoleon gegen Oesterreich. 1810 Vergrößerung Württembergs. Ulm, Ravensburg, Tettnang, Buchhorn, Wangen, Geislingen, Crails- heim u. a. württembergisch. Abschaffung der Folter. 1811 Vorzüglicher Wein. 1812 Württembergische Truppen unter Napoleon gegen Rußland. Württembergische Kunst- und Industrie-Ausstellung. Gründung von Friedrichshafen. Württemb-'rgische Bibelgesellschaft. 1813 Württembergische Truppen bei Leipzig erst für, dann gegen Napoleon. 1814 Württembergische Truppen in Frankreich gegen Napoleon; Wilhelm, Kronprinz von Württemberg. 18! 5 Württembergische Truppen mit der Okkupationsarmee drei Jahre lang in Frankreich. Landesversammlung, Verfassungsftreit. 1816 Tod König Friedrichs. Wilhelm, König von Württemberg. Königin Katharina, Großfürstin von Rußland. Mißwachs. 1817 Theurung; der Scheffel Dinkel bis 45 fl. Centralleitung des Wohlthätig- keitsvereins; Sparkasse; Suppenanstalten. Eintheilung des Landes in vier Kreise. Centralftelle des landwirth- schaftlichen Vereins. Secularfeier der Reformation. 1818 Oberaintsgerichte. Organisationsedict: Gemeinden und Oberamts- korporationen. Land- und forstmirthschaftliches Institut zu Hohenheim. Landwirrhschastliches Fest zu Cannstatt. Realschule zu Stuttgart.

5. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 490

1854 - Stuttgart : Hallberger
490 I. n. Chr. 1819 Tod der Königin Katharina. Einigung des Königs und der Stände über eine Verfassung; Beginn der Landesvermessung; die Gemeinde Kornthal. 1820 Vermählung König Wilhelms mit der Herzogin Pauline von Würt- temberg. 1821 Wilhelmskanal bei Heilbronn. 1822 Saline Wilhelmshall. Entdeckung des Steinsalzlagers bet Hall; Wil- helmsglück. Salzausführ Württembergs statt der Salzeinfuhr. 1823 Geburt des Kronprinzen Karl von Württemberg. Taubstummenanstalt zu Gmünd. Gesangvereine. 1824 Dampfboot auf dem Bodensee. Weinverbesserungsgesellschast. Niedere Getreidepreise. Verheerende Ueberschwemmung. 1825 Pfandgesetz. 1828 Zollverein mit Bayern. Allgemeine Gewerbeordnung. Bisthum Rottenburg. 1830 Hagelversicherungs-Gesellschaft. Erste amerikanische oder Kunstmühle zu Berg. 1832 Gewerbe- oder polytechnische Schule zu Stuttgart. Blindenasyl zu Gmünd. 1831 Württemberg im deutschen Zollverein. Irrenanstalt zu Winnenthal. 1836 Frohnablösungsgesetz. Volksschulgesetz. 1811 Jubelfeier der fünf und zwanzigjährigen Regierung König Wilhelms. Die Befestigung Ulms begonnen. Flachsmaschinenspinnerei in Urach. Heilbronner Neckardampfschiff. 1812 Kunstgebäude zu Stuttgart. » Neues Gesangbuch; neues Kirchenbuch.- 1813 Ackerbauschulen. Württembergischer Verein der Gustav-Adolphsftif- tung. 1815 Eisenbahnstrecke von Cannstatt bis Eßlingen. Kartoffelkrankbeit. 1816 Vermählung des Kronprinzen von Württemberg mit der Großfürstin Olga, Tochter des Kaisers Nikolaus von Rußland. 1817 Unruhen wegen der hohen Preise der Lebensmittel. 1818 Wahl der Abgeordneten zur deutschen Reichsversammlung in Frankfurt. Volksversammlungen. Bürgerwehren. Ruhestörungen. Württembergische Truppen in Baden und in Schleswig-Holstein. Centralstelle für Gewerbe und Handel.

6. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 36

1910 - Regensburg : Manz
36 Thomas Cranmer. Heinrichs Vermählung mit Anna Boleyn. Thomas Morus. Fisher. Rom gesprochen und an allen Universitäten Europas Gutachten gesammelt und baburch des Königs Gunst und seine hohe Stellung gewonnen hatte. Cranmer war zuerst Laie gewesen und hatte erst nach dem Tode seiner Frau bte Weihe empfangen. Wiberrechtlich hatte er sich nun bei seinem Aufenthalt in Deutschland insgeheim zum zweitenmal vermählt. Seine neue Gemahlin, die Nichte des Reformators Osianber in Tübingen, war, in einem Faß versteckt, nach England gebracht worben. Dieser Schritt zeigt schon, daß Cranmer im Herzen viel weiter ging als der König, welcher sein Leben lang dem Zölibat der Geistlichkeit treu blieb. Heinrich hatte sich dem ganzen Prozesse des geistlichen Gerichtes nur gleichsam ans Gefälligkeit gegen den Erzbischof unterworfen. Er betrachtete sich, seit er mit dem Papste gebrochen, als einen Souverän, der auf Erben keinen Obern hat. Von biefem Gesichtspunkte aus konnte er auch die Ehe mit Anna schließen, ehe das geistliche Gericht seine Ehe mit Katharina gelöst hatte. Er behauptete, mit dieser nie in Ehe, nur in Blutschanbe gelebt zu haben, er habe die Sache vor dem Gerichte seines eigenen Gewissens untersucht, welches erleuchtet und geleitet worben sei durch beit Geist Gottes, der die Herzen der Fürsten lenke. Am 25. Januar 1533 vermählte sich der König mit Anna Boleyn, aber nur in der Stille. Am 7. September, sieben Monate nach Abschließung der Ehe, gebar Anna als gekrönte Königin eine Prinzessin, die nach der Meinung der Anhänger der alten Kirche vor der Ehe erzeugt und in keinem Falle ehelich war, weil Anna nur als ein Kebsweib des Königs betrachtet werben mußte. Diese Prinzessin war Elisabeth. Der Papst erklärte bte Ehe Heinrichs mit Katharina für rechtmäßig und gültig, das Verfahren wiber sie für ungerecht und befahl Heinrich nochmals, die rechtmäßige Gemahlin wieber zu sich zu nehmen. Aber der König appellierte an ein allgemeines Konzil und erlangte vom Parlament die Bestätigung alles beffen, was im Kirchenwesen geänbert worben war. Die ganze Macht des Papstes in England war nun förmlich aufgehoben. Nicht allein alle Beamte, alle Geistliche, auch Mönche und Nonnen mußten beschwören, daß der König ihr geistliches Oberhaupt sei und der Papst kein anberes Recht mehr in England habe als jeber auswärtige Bischof und daß die Ehe des Königs mit Anna die allein rechtmäßige fei und die einzig berechtigte Thronfolge begrünbe. Ein ungeheurer Umschwung warf alle bisherigen Überzeugungen um. Man hörte Cromwell bei jeber Gelegenheit die Pflicht des un-bebingten Gehorsams gegen den König lehren. Thomas Morus, ein allgepriesener gewissenhafter Mann, Wolseys Nachfolger in der Kanzlerwürbe, die er, obwohl Laie, bekleibete, gab sein hohes Amt auf; allein man ließ ihm keine Ruhe. Nicht genug, daß er die neue Thronfolge anerkannte, er sollte auch beschworen, daß die Ehe mit Katharina von Anfang au ungültig gewesen sei. Das konnte und wollte er nicht. Thomas Morus mußte im Tower büßen. Nach einem Jahre Gefängnis bestieg er das Schafott in seinem alltäglichen härenen Gewanbe und mit der ihm eigenen wolkenlosen Heiterkeit des Scherzes. Als er zum Tobes-sireiche nieberfniete, hielt er den Bart und sagte zum Scharfrichter: „Mein Bart hat dem König nichts zuleibe getan, den will ich in Sicherheit bringen." Auch der Bischof Fisher von Rochefter büßte im höchsten Greisenalter das Bekenntnis seiner Überzeugung, daß der neue Suprematseib den Lehren der Kirche zuwiber sei, mit dem Tode. Man sah die Köpfe beiber Märtyrer auf der östlichen Brücke von Lonbou aufgesteckt. Die gesamte geistliche Gerichtsbarkeit lag in der Hand Cromwells. Er führte den Titel eines Generalvikars. Schon balb leitete er die Annaten und Zehnten in die königliche Kaffe. Dem König gefiel es, auf biefem Wege munter fortzufahren, und auf einen Schlag würden zunächst 300 kleinere Klöster aufgehoben. Der beste Teil der Beute fiel dem König zu.

7. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 489

1910 - Regensburg : Manz
Napoleon versorgt seine Verwandten. 489 finden. Zudem ereignet es sich gegenwärtig, wo die geistlichen Würden nicht mehr mit so vielem Reichtum umgeben sind, wie dies früher der Fall war, wohl nicht mehr, daß Adelige, die bisher in der Armee als Offiziere gedient hatten, bei Erledigung fetter Pfründen die militärischen Farben und Zeichen ablegen, um sich mit denen eines Domherrn zu bekleiden, woher es denn auch manchmal kam, daß zwar auf dem Haupte der Helm der kostbaren Mitra, aber nicht auch ebenso im Herzen der soldatische Geist dem priesterlichen Sinne Platz machte. Man darf somit hoffen, in Zukunft zwar einen weniger reichen, aber einen desto erleuchteteren und frömmeren Klerus zu besitzen." Ende des deutschen Reiches. Acht Tage nach dem Preßbnrger Frieden verlieh Napoleon den Kurfürsten von Bayern und Württemberg die Königswürde. Letzterer erhielt zugleich einige vorderösterreichische Herrschaften in Schwaben. Die übrigen mit dem Breisgau, den der Herzog von Modena verlor, bekam der Kurfürst von Baden, der den Titel Großherzog annehmen mußte. Napoleon brauchte keine Kurfürsten mehr, die als solche noch vom deutschen Kaiser und Reich abhängig gewesen wären. Schon dadurch deutete er an, daß die deutsche Reichsverfaffuug nichts mehr für die von Frankreich abhängig gewordenen Fürsten bedeutete. Um die genannten deutschen Fürsten sich noch inniger zu verbinden, vermählte er seinen Stiefsohn Engen Beauharnais, Vizekönig von Italien, mit Augusta, Tochter des Königs von Bayern, seinen jüngsten Brnder Jerome, der eben erst von seiner nordamerikanischen Gattin Patterson geschieden war, mit Katharina, Tochter des Königs von Württemberg, und seine Stieftochter, Eugens Schwester, Stephanie Beauharnais mit dem Erbprinzen Karl von Baden. Weil Salzburg an Bayern gekommen war, mußte Erzherzog Ferdinand von Toscana abermals weiter wandern und erhielt Würzburg. Hierauf versorgte Napoleon seine Verwandten und Günstlinge mit neuerrichteten Reichen. Seinem Bruder Joseph gab er das Königreich Neapel, aus dem er die Königin Karoline vertrieb. Seinen Bruder Ludwig machte er zum König von Holland, indem er die ausgeplünderte batavische Republik, welche schon längst von Frankreich aus regiert worden war, einfach aufhob. Seinen Schwager Murat erhob er zum Großherzog von Berg, seinen ersten Adjutanten und treuen Kriegsgefährten Berthier zum Fürsten von Nenfchael, welches Preußen ihm abtrat. Endlich ließ er seinen Oheim, Kardinal Fesch, zum künftigen Nachfolger des Kurfürsten Dalberg in Regensburg ernennen, um ihm später die Würde des Hauptes der deutschen Kirche zu verleihen. Alle diese französischen Herren blieben Vasallen des Kaisers Napoleon und durch ein Familiengesetz seiner Oberherrschaft unterworfen. Alle Kaiser Franz I. von Österreich.

8. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 515

1910 - Regensburg : Manz
Napoleon mit Josephine kirchlich getraut. 515 losigkeit und verheerende Leidenschaft sein." Man sieht, wie wenig er noch ahnte, was der Charakter einer Nation vermag. Davon sagten ihm seine Tabellen, seine Bureaus, sein Verstand und leider auch die bisherige Erfahrung freilich nichts. Zu seinem vollen äußern Glücke schien dem Kaiser damals nur noch Eines zu fehlen, ein Leibeserbe zur Befestigung seiner Dynastie. Von Josephine hatte er, wie es schien, keine Nachkommen zu erwarten. Schon länger war über eine Scheidnng im Familienrat verhandelt, bei der warmen Liebe seiner Gemahlin zu ihm hatte sich mancher ernste Auftritt abgespielt. Umsonst erinnerte sie ihn an ihren schon adoptierten Sohn Eugene; sie zeigte ihm, wie übelberechnet sein Ehrgeiz sei, da er durchaus mit einer russischen oder österreichischen Prinzessin sich vermählen wollte, um mit den mächtigsten und ältesten Häusern sich zu verschwägern, wie unzufrieden die Nation über die Familienverbindung Ludwigs Xvi. mit Österreich Kathedrale in Tarragona. gewesen, das ihm nur so lange treu sein werde, als er glücklicher Herrscher sei. Josephine mußte sich endlich fügen. Seit dem Tage der Kaiserkrönung hatte sie in gültiger Ehe mit Napoleon gelebt. Damals hatte Josephine nach langem Überlegen und bangem Zaudern sich entschlossen, am Abend vor der Krönung zu Pius Vii. sich zu begeben. Unter einem Strom von Tränen eröffnete sie ihm, daß sie durch bloße Ziviltrauung mit Napoleon verbunden sei, da zur Zeit ihrer Vermählung die kirchliche Trauung untersagt gewesen. Der Papst erklärte ihr, er könne sie, nachdem er von dem Stande der Sache Kenntnis erhalten, zu seinem großen Bedauern unmöglich mit ihrem Gemahl feierlich krönen, wenn nicht vorher die kirchliche Trauung noch nachgeholt würde. Deshalb beauftragte Napoleon seinen Großalmosenier, Kardinal Fesch, mit der Vornahme der Trauung. Fesch begab sich zum Papste und erbat sich persönlich von ihm die Vollmacht und nahm in der Stille der folgenden Nacht in der Kapelle der Tuiterien in Anwesenheit Talleyrands und des Marschalls Berthier als 33*

9. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 516

1910 - Regensburg : Manz
516 Vermählung Napoleons mit Maria Louise. Ludwig Bonaparte. Zeugen die Trauung vor. Die Verbindung Napoleons mit Josephine war also von da an eine rechtmäßige. Und nun warb Napoleon dennoch um die Hand der ältesten Tochter des Kaisers Franz I., Maria Louise, und der Kaiser sagte zu, obwohl mit schwerem Herzen. Am 11. März fand die Trauung durch Prokuration in Wien statt, und als die neue Kaiserin in Paris ankam, wo ihre Großtante auf dem Schafott geblutet, mußten ihr bei der Einsegnung durch den Kardinal Fesch fünf Königinnen die Schleppe tragen. Für seinen Stiefsohn Eugene bestimmte Napoleon das durch Hanau und Fulda bedeutend vergrößerte Großherzogtum Fraukfurt, weil eine Verbindung geistlicher und weltlicher Macht mit den Statuten des Reiches unverträglich sei; Fesch verlor Amt und Würde eines Koadjutors. Natürlich war dies nur eine Vorbereitung zur völligen Einverleibung, wie sie Napoleon, seiner frühern Werfe und Worte spottend, jetzt auch mit Holland vornahm. Napoleon hatte feinem edlen Bruder Ludwig, als er ihm Holland übergab, eingeschärft, daß nur das Ju-tereffe Frankreichs und seines Kaisers ihn leiten dürfe. Ludwig aber erkannte, daß die Vernichtung des Handels zwischen Holland und Eng- land den Lebensnerv des Staates durchschneide, und übte große Nachsicht. Dafür nahm ihm Napoleon am 16. März 1810 Brabant, Holland und Seeland und am 9. Juli das ganze Land. Ohnehin sei Holland mir eine Anschwemmung französischer Flüsse, Frankreich könne also das Land zurücknehmen. Am 4. Juli 1810 wurde Amsterdam die dritte bedeutende Stadt des Reiches nach Paris Österreichischer Grenadier 1809. und Rom und wurde die National- schuld von 90 Millionen eigenmächtig auf 30 herabgesetzt. Der Graf von St. Leu lebte fortan in Graz glücklicher, als der König von Holland in Haag gelebt hatte. In der Nähe der Stadt sah man ihn oft in einem der Mutter Gottes geweihten Kirchlein „Maria Grün", wo alles in der reizenden Einsamkeit des Waldes von Ruhe und Frieden zu ihm sprach. Er selber schildert die Schönheit des Waldes und des einfachen Kirchleins in einem Gedichte, das noch auf einer Tafel in der Nähe der Kirche steht. Ein bisher noch besonders verwalteter Teil von Hannover wurde mit dem Königreich Westfalen verschmolzen. Aber auch da spottete Napoleon bald seines eigenen Werkes, indem er im Moniteur der Welt ein Dekret (vom 10. Dezember) zu lesen gab, daß die Hansestädte und die Länder zwischen der Nord- und Ostsee in einer vom Rhein zur Ems und Werra gezogenen Linie, also auch ein gutes Stück von Westfalen, mit Frankreich ver-

10. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 561

1910 - Regensburg : Manz
Tod seiner Gemahlin. Italienische Reise. 561 Kultus der Freundschaft, ein Charakterzng seiner Zeit, war ein tiefes Bedürfnis seiner Seele; er führte ihn in den Hainbund und begleitete ihn nach Eutin wie später nach Münster, er blieb ihm auch im höheren Mannes- und Greisenalter treu. Sein friedliches Glück wurde aber plötzlich gestört durch den unerwarteten Tod seiner geliebten Gemahlin Agnes. Nun ertrug er die Einsamkeit nicht mehr, indem er fühlte, „daß der bessere Teil seines Selbst von ihm gerissen". Er ergriff bereitwillig den Vorschlag seines Schwagers, als dänischer Gesandter nach Berlin zu gehen. Doch fühlte er sich hier nie heimisch, da ihm der gesellschaftliche Ton und die philosophischen Streitfragen keineswegs zusagten; die Freigeisterei und der Vernuustdünkel trieben ihn vielmehr an, sich in die Wahrheiten seiner christlichen Überzeugung zu vertiefen. In Berlin fand er seine zweite Gemahlin, Gräfin Sophie von Redern, welche seinen vier „Agneskindern" eine gute Mutter werden sollte. Im Jahre 1791 trat er wieder in die Dienste des Fürstbischofs von Lübeck und wurde Präsident der Regierung zu Eutin, jedoch mit einem vorausgehenden Urlaub von anderthalb Jahren zu einer Reise nach Italien, welche schon vorher beschlossen war. Begleitet von seiner jungen Gemahlin, seinem ältesten Sohne Ernst und dessen Erzieher Nikolovius trat Stolberg im Sommer 1791 die italienische Reise an. Aus dem Tagebuche, das er darüber führte, entstand die später berühmt gewordene „Reise in Deutschland, der Schweiz, Italien und Sizilien", das erste größere Profanwerk des Dichters, das zu seiner Zeit viel gelesen wurde. Deutschland wurde rasch durchflogen; doch wurden überall, wie es Stolbergs Freundschastsbedürsnis entsprach, die alten Freunde ausgesucht, neue Bekanntschaften angeknüpft, wie in Osnabrück mit Justus Möser. Von besonderer Bedeutung war der Ausenthalt in Münster. Der Besuch bei der Fürstin Galizyn und ihrem Kreise hinterließ in dem Reisenden die nachhaltigsten Eindrücke und dieser Aufenthalt legte den ersten Grund zu dem spätern engern Freundschaftsbündnis, das auf das innere und äußere Leben der ganzen gräflichen Familie von tiefem Einfluß blieb. Die Reife ging dann über Genf und den Mont Cenis nach Turin, Genua, Pavia, Florenz und am Weihnachtsabend fuhren sie durch das flaminische Tor in Rom ein. Stolbergs erster Gang am Ehrifttag galt der Peterskirche; er war erschüttert von dem Eindrücke: „Niemals ergriff mich ein Werk von Menschenhand gemacht wie dieses." Die Persönlichkeit des 74jährigen Greifes auf dem Apostolischen Stuhle, Pius Vi., von dem er in Privataudienz empfangen wurde, erfüllte ihn mit großer Verehrung. Seine vorzügliche Aufmerksamkeit in Rom widmete der Dichter den Werken der Kunst alter und neuer Zeit. Den höchsten Naturgenuß gewährten ihm die Wunder des neapolitanischen Himmels; er strömt über in Worten des Entzückens über den Zauber „der hesperischen Gärten". Nachdem tue gräfliche Familie noch Sizilien besucht und den Ätna bestiegen hatte, brachte sie drei Wochen auf der Insel Jschia zu, die schönste, jedenfalls die lieblichste Zeit der ganzen Reise. Bei all den mannigfachen günstigen Eindrücken und Anregungen, die er ans dem hesperischen Lande mit in die Heimat nahm, ist jedoch nirgends noch die Rede von einer religiösen Umstimmung, von einer bestimmten Hinneigung zur katholischen Kirche. Das Auge des Reisenden war auf das Schöne und Erhabene gerichtet, das sich in der herrlichen Natur und auf dem klassischen Boden seiner Lieblingsschriftsteller unmittelbar auftat und das er auch mit vollen Zügen in sich aufnahm. Es ist eine willkürliche Behauptung, wenn man sagt, der Glanz des römischen Ritus habe die Sinne des Reisenden bezaubert, im Halbtraum schmachtende Vorliebe für aristokratische Hierarchie in ihm geweckt. Stolberg war eine viel zu innerliche Natur und fein Glaubensgefühl zu tief gegründet, um durch den Schein von Schöppner-König, Charakterbilder. Iii. 4. Aufl. oa
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