309
bürg, Mecklenburg, Holstein und Schleswig. Alles ward ausgeplündert,
Protestant und Katholik, ohne Unterschied, und die reiche Beute lockte
immer mehr Abenteurer und Dürftige, zum Theil auch die Ausgeplün-
derten selbst, so daß Waldstein mit einem Heere von 100,000 Menschen
an den Küsten der Ostsee stand und sogar darauf dachte, die Staaten
an der Ostsee, besonders Dänemark, der Obergewalt des Kaisers zu
unterwerfen. 1628 belagerte er einen der wichtigsten Hafenörter,
Stralsund. Da es ihm aber an Schiffen fehlte, konnte er die Stadt
nur von der Landseite einschließen; von der Seeseite her versah sie sich
immer fort ungehindert mit Lebensmitteln und neuen Truppen. Wald-
stein versuchte das Aeußerste und sagte prahlend: ich will diese Stadt
wegnehmen, und wäre sie mit Ketten an den Himmel gebunden. —
Doch sollte jetzt sein Stolz es zum erstenmale erfahren, daß das Kriegs-
glück den Seinigen nicht immer treu bleibt. Die Stadt ergab sich in
den Schutz des Königes von Schweden Gustav Adolf; und Waldstein
mußte nach einem Verluste von 12,000 Mann von Stralsund unver-
richteter Sache abziehen.
Der Kaiser, der nun ganz Deutschland besiegt sah, wünschte
Frieden, und Waldstein, wiewohl er dadurch die Gelegenheit verlor,
an der Spitze eines ihn anbetenden Heeres allen deutschen Fürsten
Gesetze vorzuschreiben, rieth dazu, um sich den König von Dänemark
zu gewinnen und Dänemark von Schweden zu trennen. Im Mai
1629 ward mit Christian Iv. zu Lübeck der Friede geschlossen: es
wurden ihm alle eroberten Länder zurückgegeben; er sollte sich dagegen
nicht weiter in die deutschen Angelegenheiten mischen, und sieb besonders
der verjagten Herzoge von Mecklenburg nicht annehmen, deren Länder
der Kaiser an Waldstein geschenkt hatte.
Nun stand Ferdinand, aller Einschränkungen frei, als Besieger der
Protestanten da, einzig in Deutschland im Besitz einer kriegerischen
Macht. Da erschien das unglückliche Restitutionsedikt noch im März
1629. Nach diesem Edikt (Befehl) sollten die Protestanten alle
Kirchen und Kirchengüter restituiren (wieder zurückgeben), die sie seit
dem Paffauer Vertrage 1532 eingezogen hätten. — Dieses Edikt war
ein Donnerschlag für das ganze protestantische Deutschland. Es ward
auf keine Gegenvorstellungen geachtet, sondern ein Heer stand bereit,
den kaiserlichen Gesandten Gehorsam zu verschaffen. Mit Augsburg
wurde der Anfang gemacht; sechs protestantische Kirchen wurden ge-
schlossen. Eben so mußte der Herzog von Würtemberg die eingezoge-
nen Klöster herausgeben. Dieß schreckte alle Protestanten, die zu ohn-
mächtig waren, sich der Macht des Kaisers zu widersetzen. Mehre
suchten schon durch demüthige Vorstellungen nur Milderung des harten
Befehles zu gewinnen; Andere aber schickten Gesandte an Gustav
Adolf nach Schweden und forderte ihn auf, die Sache der deut-
schen Protestanten gegen die Uebermacht des Kaisers in Schutz zu
nehmen.
Zugleich waren in Deutschland auch die Katholiken nicht mit dem
Kaiser ganz zufrieden, besonders nicht mit seinem General Waldstein,
der die katholischen Länder keinesweges geschont hatte. Vorzüglich
wünschte Maximilian von Baiern den stolzen Böhmen gedemüthiget,
da er, seit Waldstein anführte, zurückgesetzt wurde. Und zugleich suchte
1625
1629
V.
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Waldstein Gustav_Adolf Gustav Adolf Waldstein Waldstein Christian_Iv Waldstein Ferdinand Gustav
Adolf Gustav Adolf Waldstein Maximilian_von_Baiern Maximilian Waldstein
Extrahierte Ortsnamen: Mecklenburg Holstein Schleswig Ostsee Stralsund Stralsund Deutschland Schweden Deutschland Deutschland Würtemberg Schweden Deutschland
zu verjagen, nachher sollte die Sache der Protestanten ausgemacht
werden. Unter denjenigen, welche den Schweden treu blieben, verdient
vorzüglich genannt zu werden der Landgraf von Hessenkassel.
Indeß wäre es jetzt vielleicht um die Protestanten geschehen ge-
wesen; da erklärte ein König, der selbst zwar Katholik war, aber die
Erniedrigung des östreichischen Hauses wünschte, Ludwig Xhi. von
Frankreich, oder vielmehr sein Minister, Richelieu, gegen Spanien
und Oestreich Krieg. ^ Herzog Bernhard sammelte ein Heer aus den
Trümmern des bei Nördlingen geschlagenen, erhielt Geld von Frank-
1638 reich und eroberte den Elsaß, der damals dem Kaiser gehörte, 1638,
1639 und als er 1639 durch Gift starb, nahmen die Franzosen die von ihm
gemachten Eroberungen in Besitz. (Das Gift bekam er wahrscheinlich
nicht durch östreichische Veranstaltung, sondern durch französische Ver-
rätherei. Denn was er eroberte, das, wollten die Franzosen, sollte er
für sie erobern, und er wollte den Elsaß als Eigenthum für sich be-
halten.)
Auch hatten die Schweden bald wieder durch neue Siege den
Ruhm ihrer alten Tapferkeit gewonnen, und die protestantischen Fürsten
ihre Treulosigkeit bereuen machen. Noch 1635 und mehrmale 1636,
wurden die Sachsen geschlagen; und siegreich drangen die Schweden
unter einem tapferen Anführer, Banner, in Schlesien ein, welches da-
mals auch dem Kaiser gehörte.
Ganz Deutschland wünschte den Frieden: und Kaiser Ferdinand Hi.,
1637 der 1637 seinem Vater gefolgt war, und der die Fürsten nicht nach
seinem Wunsche zu einzelnen Friedensschlüssen bereden konnte, mußte
endlich nachgeben, und alle an dem Kriege theilnehmende Mächte zu
1641 einer Friedensunterhandlung auf den März 1641 einladen: man be-
stimmte Münster und Osnabrück in Westphalen zu den Orten der
Zusammenkunft. Allein der Kaiser machte keinen Emst, die Friedens-
unterhandlungen einzuleiten, er wollte seine Feinde nur täuschen, um
Frist zu gewinnen, daß er sich wieder etwas erholen könne. Seine
Feinde ließen ihm jedoch keine Ruhe; Torstenson, der nach Banners
1642 Tode die Schweden anführte, schlug 1642 den 23sten Oktober die
Oestreicher bei Leipzig auf eben dem Felde, wo zehn Jahre vorher
Gustav Adolf gesiegt hatte. Das kaiserliche Fußvolk wurde gänzlich
aufgerieben: 5000 wurden getödtet, eben so viel gefangen, und alle
Kanonen und alles Gepäck sielen dem Sieger in die Hände.^ — Nun
ward der Kaiser wieder thätiger und bestätigte die vorläufig mit
Schweden und Frankreich verabredeten Friedensbedingungen. — Da
1643 aber 1643 den 24sten November die Franzosen bei Duttlingen ge-
schlagen wurden, da es dem Kaiser gelungen war, Dänemark zum
Krieg gegen Schweden aufzureizen: so stockten wieder alle Unterhand-
lungen. Doch Torstenson brach mitten im Winter aus Mähren auf,
drang in Holstein und Schleswig ein, ein anderes schwedisches Heer
griff andere dänische Besitzungen an, und Dänemark mußte sich durch
1643 Abtretung einiger Provinzen 1645 den Frieden erkaufen. Noch ehe
der Friede geschlossen war, stand Torstenson wieder in Deutschland,
trieb die Kaiserlichen vor sich her, brach in Böhmen ein und erfocht
1645 den 25sten Februar bei Jankowitz, 3 Meilen von Tabor, einen
blutigen Sieg. Der Kaiser, der sich zu Prag aufhielt, flüchtete nach
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Hessenkassel Ludwig_Xhi Ludwig Richelieu Oestreich Bernhard Ferdinand_Hi Ferdinand Gustav_Adolf Gustav Adolf
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Frankreich Spanien Elsaß Schweden Sachsen Schweden Schlesien Deutschland Schweden Leipzig Frankreich Schweden Holstein Schleswig Deutschland Jankowitz Tabor
— 104 —
tionsed ikt, welches von den Protestanten alle
Kirchen und Klöster zmückfoderte, die sonst in ihren
Ländern den Katholiken gehört hatten. Die Prote-
stanten, ohnmächtig sich selbst zu helfen, wandten
sich au G u ft avadolph, König von Schweden/,
und baten diesen um Hülfe. — Wallenstein hatte
iudeß durch seine Plünderungen die Kcitholiken eben
so sehr erbittert, als die Protestanten, und auf einer
Kurfürstenversammlung zu Rcgensburg 1630 ward
der Kaiser gezwungen, einen Theil seines Heeres zu
entlasten, und Wallenstein abzusetzen. Dieser ver-
ließ mit heimlichem Unwillen das Heer, 'ging nach
Böhmen, wo er mir königlicher Pracht lebte, und
wartete im Stillen auf eiue Gelegenheit, sich an dem
Kaiser zu rachen.
53*
1630 den 24 Juni landete Gustav Adolph
in Pommern. Er war der größte Feldherr seiner
Zeit, und ein wahrhaft frommer König. Wiewohl
die Protestanten ihn eingeladen hatten, traueren sie
ihm jetzt doch nicht; und Brandenburg und Sachsen
betrugen sich feindlich gegen ihn. Aus Pommern
vertrieb er die Kaiserlichen bald ; Brandenburg zwang
er sich mit ihm zu verbinden; und Sachsen , das sich
dem Restitutionsedikt widersetzt hatte und deswegen
von Tilly feindlich angegriffen wurde, rief nun den
erst verschmaheten König der Schweden zu Hülfe,
1631. — Jndeß war eine der wichtigsten pro-
testantischen Städte, Magdeburg von Tilly er-
obert und mit grausender Wildheit zerstört worden den
io Mai; denn Gustav Adolph hatte, durch Bran-
denburg und Sachsen aufgehalten, nicht zur Hülfe
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolph Gustav Tilly Tilly Gustav_Adolph Gustav
108
t - •-<. ■' í ,
gen Friedrich Ii. So entstand der siebenjährige
Krieg, von 1756 — 1763. Friedrich kam seinen
Feinden zuvor, nahm 1756 die ganze sächsische Armee
gefangen, siegte 1757 den 6. Mai bei Prag, und
wiewohl den 16. Juni bei Collin geschlagen, zwangen
doch neue glänzende Siege, der 5. Novbr. über die
Franzosen bei Roßbach, den 5. Decbr. über die Oester-
reicher bei Leulhen, 1758 den 25. August über die
Russen bei Zorndorf/ die Feinde Friedrichs, seine
Staaten zu räumen. Allein die Niederlage bei Cu-
nersdorf 1759, die Plünderungen der Feinde und die
ungeheuren Anstrengungen aller Kräfte des Landes und
Volkes erschöpften ihn, und es schien am Ende 1760
und im Jahre 1761, als ob die Hoffnungen seiner
Feinde in Erfüllung gehen sollten. Da starb im Jar
nuar 1762 Elisabeth von Rußland; ihr Nachfolger
Peter Iii. ließ die russischen Heere zu den preußischen
stoßen, und wiewohl er im Juli schon starb, schloß
doch seine Gemalin Katharina I!. mit dem Könige Frier
den; und da auch Frankreich aus Mangel an Geld
den Krieg nicht fortsetzen konnte, kam es 1765 zu ei-
nem allgemeinen Frieden, durch den Friedrich Ii. auch
nicht einen Fuß breit Landes verlor. Wie er sein Land
durch diesen Krieg auswärts furchtbar gemacht hatte,
so suchte er ihm durch Gesetze und Manufakturen im
Innern Kraft und Wohlstand zu geben. Er starb, den
Regenten seiner Zeit ein Muster, 1786 den 17. Au-
gust.
58.
England hat jetzt die größte Anzahl von Kriegs»
chiffen, und seine Handelsflotten segeln auf allen Mee-
ren. Zu dieser ausgebreiteten Macht Englands legte
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TM Hauptwörter (200): [T198: [Friedrich Schlacht Heer Schlesien Sachsen Armee Sieg General Mann Feind], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T150: [Maria König Theresia Kaiser Franz Karl Friedrich Joseph Frankreich Sohn], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Friedrich August Friedrichs Peter_Iii Katharina_I Frier Friedrich_Ii Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Prag Roßbach Oester- Friedrichs Frankreich England Englands
544
breitete, um alle Gewaltthätigkeiten zu rechtfertigen, den
Glauben aus, die protestantische Lehre reize zu Unge-
horsam und Aufruhr; und alle Bemühungen der Ketzer
seien darauf gerichtet, sich von der landesherlichenober^
gemalt los zu machen. Einen solchen Fürsten mußte
Böhmen scheuen.
Und überall zeigten sich Freunde; Schlesien unter-
stützte, Mahren ward gewonnen; in einem Theile Oe-
sterreichs hoben sich die unterdrückten Protestanten wie-
der. Dadurch muthig gemacht, erwählen die Böhmen
Friedrich von der Pfalz, einen reformieren Fürsten
Ku ihrem König. Er schwankte lange, die gefährliche
Würde anzunehmen; doch seine Gemalin eine Tochter
des Königs von England trieb ihn dazu: Kannst du dich
vermessen, die Hand einer Königstochter anzunehmen,
und dir bangt vor einer Krone, die man dir freiwillig
entgegen bringt? Ich will lieber Brod essen an deiner
königlichen Tafel, als an deinem kurfürstlichen Tische
schwelgen. >— Er nahm das Königthum an, und die
Krönung wurde zu Prag mit beispielloser Pracht vollzo-
gen. — Doch Friedrich war nicht der Mann, der sich
in einer so mißlichen Lage zu behaupten verstanden hätte:
er verschwendete seine Zeit in Ergötzlichkeiten; zerstreue-
re die Einkünfte seiner Länder in eitlem Prunk und drück-
te das Volk durch Austagen. So machte er sich in Kur-
zem allgemein verhaßt: seine Soldaten wurden muthlos,
und wurden 1620 den 8ten November auf dem weißen
Berge unweit Prag geschlagen. Friedrich saß wahrend
dieser Schlacht bei einem großen Gastmalc in Prag, und
da er hörte, daß seine Soldaten gänzlich zerstreut wä-
ren, entsteh er Nachts mit solcher Eilfertigkeit, daß er
seine Krone und seine geheimsten Papiere zurückließ. Ich
weiß nun, wer ich bin, sagte dieser unglückliche Fürst
zu denen, welche ihm Trost zusprachen. Es giebt Tu-
genden, welche nur das Unglück uns lehren kann, und
nur
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_von_der_Pfalz Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
56 4
Indeß wäre es jetzt vielleicht um die Protestanten
geschehen gewesen. Da erklärte ein König, der selbst
zwar Katholik war, aber die Erniedrigung des österrei-
schen Hauses wünschte, Ludwig Xiii von Franks
reich oder vielmehr sein Minister Richelieu gegen
Spanien und Oesterreich Krieg. Herzog Bernhard
sammelte ein Heer aus den Trümmern des bei Nördlin-
gcn geschlagenen, erhielt Geld von Frankreich, und er-
oberte den Elsaß, der damals dem Kaiser gehörte,
1638, und als er 1639 durch Gift starb, nahmen
die Franzosen die von ihm gemachten Eroberungen in
Besitz. (Das Gift bekam er aber wahrscheinlich nicht
durch österreichische Veranstaltung, sondern durch fran-
zösische Vcrrätherei. Denn was er eroberte, das woll-
ten die Franzosen, sollte er für sie erobern, und er woll-
te den Elsaß für sich als Eigenthum behalten.)
Auch hatten die Schweden bald wieder durch neue
Siege den Ruhm ihrer alten Tapferkeit gewonnen, und
die protestantischen Fürsten ihre Treulosigkeit bereuen
lassen. Noch 1635 und mehreremale 1636 wurden
die Sachsen geschlagen; und siegreich drangen die
Schweden unter einem tapferen Anführer Ban ne r, in
Schlesien ein, welches damals auch dem Kaiser gehörte.
Ganz Deutschland wünschte den Frieden; und der
Kaiser Ferdinand Iii, der 1637 seinem Vater ge-
folgt war, und der die Fürsten nicht nach seinem Wun-
sche zu einzelnen Friedensschlüssen bereden konnte, mußte
endlich nachgeben, und alle an dem Kriege Theilneh-
menden Machte zu einer Friedensnnterhandlung auf den
Marz 1641 einladen: man bestimmte Münster und
Osnabrück i n W e st p h a l e n zu den Orten der Zu«-
sammenkunft. Allein der Kaiser machte keinen Ernst die
Friedensunterhandlungen einzuleiten; er wollte seine Fein-
de nur tauschen, um Frist zu gewinnen, daß er sich wie-
der etwas erhöhten könnte. Aber seine Feinde ließen
ihm
* ; • r. . . ' ' V w ' • .
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xiii_von_Franks Ludwig Bernhard Ferdinand_Iii Ferdinand Ernst
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Oesterreich Frankreich Elsaß Schweden Sachsen Schweden Schlesien Deutschland
55i
tue. Immer geschäftig versagte er sich alle leere Zer-
streuungen , wodurch andere das Leben verschwenden.
Er war von großer Statur, hager, gelblicher Gesichts-
forbe, röthlichen kurzen Haaren, kleinen aber funkeln-
den Augen. Ein furchtbarer, zurückschreckender Ernst
saß auf seiner Stirne; Alles zitterte vor ihm, und nur
das Ucbermaaß seiner Belohnungen konnte ihm Diener
gewinnen und erhalten.
■ A -
53*
Dreißigjähriger Krieg.
Fortsetzung.
Eo lebte Wallenstein, als den 24.^11 Juni 1630, an
welchem Tage hundert Jahre vorher die Protestanten ihr
Glaubensbekenntniß zu Augsburg überreicht hatten, G u-
siav Adolf mit 15000 Mann an der pommerschen
Küste landete.
Gustav war ohne Widerspruch, selbst Wallen-
stein erkannte ihn dafür, der größte Feldherr seiner
Zeit, und der tapferste Soldat in seinem Heere. Er
machte wichtige Verbesserungen in der Kriegskunst, theil-
te die Reuterei in kleinere Haufen, daß sie sich leichter
und schneller bewegen konnte; stellte die Armee, die
gewöhnlich nur eine einzige Linie einnahm, in einer
doppelten Linie in Schlachtordnung, daß die zweite an-
rücken konnte, wenn die erste zum Weichen gebracht war;
und die Wichtigkeit des Fußvolkes in Schlachten lernte
Europa erst von ihm. Ganz Deutschland bewunderte
die Mannszucht, wodurch sich die Schweden anfangs so
rühmlich auszeichneten. Alle Ausschweifungen wurden
strenge geahndet; am strengsten Gotteslästerung, Raub,
Spiel und Duelle. In den schwedischen Kriegsgesetzen
wur-
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei]]
Extrahierte Personennamen: Ernst Adolf Adolf Gustav Gustav
' 6 07
sserrekch. Diesen benutzte Friedr ich gleich nach dem An-
trit seiner Regierung, um bei dieser Gelegenheit die
schlesischen Fürftenthümer Liegnitz, Brieg, Wohlan
und Jagerndorf zu erhalten, die er rechtmäßig federn
zu können meinte; besonders aber, um dem kleinen ver-
achteten Königreiche Preussen durch Vergrößerung seiner
Macht und kühne Entschlossenheit Achtung vor der Welt
zu verschaffen a). Theresia schlug die Federung ab,
und so rückten noch im Dezember 1740 preussische Trup-
pen in Schlesien ein, und im Jahre 1741 war ganz
Schlesien erobert. Da zugleich die Franzosen siegreich
bis Prag vordrangen, sah Theresia sichgenöthiget 1742
den Uten Juni zu Breslau einen Frieden zu schließen,
worin sie ganz Schlesien bis auf ein kleines Gebier dem
König Friedrich abtrat. Doch schloß Maria Theresia
diesen Frieden nur, um ihre ganze Macht gegen Frank-
reich vereinigen zu können; und hatte sie hier gesiegt,
sich dann mit ihrer vereinigten Gewalt gegen Friedrich
zu wenden und diesen zu strafen. Dieser durchschauete
den Plan, und blieb gerüstet. 1743 gewann There-
sia Sachsen für sich, die französischen Heere werden ge-
schlagen: und schon sah Friedrich nahen, was er gefürch-
tet hatte. Da kömmt Er aber zuvor, und fallt 1744
in Böhmen ein. Er mußte sich zwar im Winter wieder
zurückziehen; allein im nächsten Sommer gewann er den
herlichen Sieg bei Hohen friedberg den 4ten Juni,
vertrieb die Oesterreicher wieder aus Schlesien, und nö-
thig-
2) Recht absichtlich hatte Oesterreich den König Friedrich
Wilhelm verächtlich behandelt, erstmitihm ein Bünd-
nis geschlossen, und nachher gegen dies Dündnrß ge-
handelt, ohne dem König ein Wort zu sagen. Er
spanne immer die Waffen, spottete man, aber drücke
nie los. Und Georg Ii von England pflegte ihn fei-
nen Bruder den Unteroffizier zu nennen und des hei-
ligen römischen Reiches Erzsandstrener.
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T198: [Friedrich Schlacht Heer Schlesien Sachsen Armee Sieg General Mann Feind], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T150: [Maria König Theresia Kaiser Franz Karl Friedrich Joseph Frankreich Sohn], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Theresia Theresia Theresia Theresia Friedrich Friedrich Maria_Theresia Maria Theresia Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm Georg_Ii_von_England
56z
ihm keine Ruhe: Torsten son, der nach Banners To-
de die Schweden anführte, schlug 1642 den 2gsten
Oktober die Oesterreicher bei Leipzig auf eben dem Felde,
wo elf Jahre vorher Gustav Adolf gesiegt hatte. Das
kaiserliche Fußvolk wurde gänzlich aufgerieben; 5202
wurden getödtet, eben so viel gefangen, und alle Kano-
nen und alles Gepäck fielen dem Sieger in die Haube.
— Nun ward der Kaiser wieder thätiger, und bestätig-
te die. vorläufig mit Schweden und Frankreich verabre-
deten Friedensbedingungen. — Da aber 1643 den
24-ten November die Franzosen bei Dütrlingen geschla-
gen werden; da cs dem Kaiser gelungen, Dänemark
zum Kriege gegen Schweden aufzureizen: da stockten
wieder alle Unterhandlungen. Doch Torstenson brach
mitten im Winter aus Mahren auf, drang in Holstein
und Schleswig ein, ein anderes schwedisches Heer grif
andere dänische Besitzungen an; und Dänemark mußte
sich durch Abtretung einiger Provinzen 1645 den Frie-
den erkaufen. Noch ehe der Frieden geschlossen war,
stand Torstenson wieder in Deutschland, trieb die Kai-
serlichen vor sich her, brach in Böhmen ein, und er-
focht 1645 den 2zten Februar bei Jankowitz, 3 Mei-
len von Tabor, einen blutigen Sieg. Der Kaiser, der
sich zu Prag aufhielt, siüchtere nach Regenoburg; Tor-
stenson drang in Oesterreich ein, am Rhein siegten die
Franzosen: nun fingen die Friedensunterhandlungen zu
Münster und Osnabrück würklich an, den iqten April
1945. Aber hier zeigten sich so viel widersprechende
Wünsche, daß man kein Ende absah: Alle wollten ge-
winnen, und Keiner verlieren. Besonders strebte der
Kaiser, se i n e Sache geltend zu machen, und die deut-
schen protestantischen Fürsten und ihre Bundesgenossen,
Schweden und Frankreich, zurückzuweisen. Ihn konnten
nur die fortgesetzten Bewegungen der feindlichen Armeen
zur Nachgiebigkeit zwingen. Wie sich aber 1647 Fran-
zosen
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff]]
Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolf Gustav Adolf len_von_Tabor
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Leipzig Frankreich Schweden Holstein Schleswig Deutschland Jankowitz Regenoburg Oesterreich Rhein Schweden Frankreich
311
ungen, wodurch andere das Leben verschwenden. Er war hager, von
großer Statur, gelblicher Gesichtsfarbe, röthlichen kurzen Haaren, kleinen
aber funkelnden Augen. Ein furchtbarer, zurückschreckender Ernst ruhete
auf seiner Stirne; alles zitterte vor ihm, und nur das Uebermaaß seiner
Belohnungen konnte ihm Diener gewinnen und erhalten.
58.
Dreißigjähriger Krieg. Fortsetzung.
So lebte Waldstein, als den 24. Juni 1630, an welchem Tage
hundert Jahre vorher die Protestanten ihr Glaubensbekenntniß zu Augs-
burg überreicht hatten, Gustav Adolf mit 15,000 Mann an der pom?
merschen Küste landete.
Gustav war ohne Widerspruch, selbst Waldstein erkannte ihn dafür,
der größte Feldherr seiner Zeit, und der tapferste Soldat in seinem
Heere. Er machte wichtige Verbesserungen in der Kriegskunst, theilte
die Reiterei in kleinere Haufen, daß sie sich leichter und schneller be-
wegen konnte, stellte die Armee, die gewöhnlich nur eine einzige Linie
einnahm, in einer doppelten Linie in Schlachtordnung, daß die zweite
anrücken konnte, wenn die erste zum Weichen gebracht war; und die
zweckmäßigere Benutzung des Fußvolks in Schlachten lernte Europa
erst von ihm. Ganz Deutschland bewunderte die Mannszucht, wodurch
sich die Schweden anfangs so rühmlich auszeichneten. Alle Aus-
schweifungen wurden strenge geahndet, am strengsten Gotteslästerung,
Raub, Spiel und Duelle. In den schwedischen Kriegsgesetzen wurde
die Mäßigkeit befohlen, und man erblickte in dem Lager, selbst in den
Zelten des Königes, weder Silber noch Gold. Gustav wachte mit eben
der Sorgfalt über die Sitten der Soldaten, wie über die kriegerische
Tapferkeit. Jedes Regiment mußte zum Morgen- und Abendgebet
einen Kreis um seinen Prediger schließen und unter freiem Himmel
seine Andacht halten, und nie entzog sich der König diesen Andachts-
übungen. Eine ungekünstelte lebendige Gottesfurcht erhöhte seinen Muth
und auch in seinem höchsten Kriegsglück blieb er noch Mensch und
Christ. Alles Ungemach des Krieges ertrug er. gleich dem Geringsten
im Heere, stets fand man ihn auf dem Wege der furchtbarsten Gefahr,
und seine natürliche Herzhaftigkeit ließ ihn oft vergessen, daß er als
Feldherr mehr das Ganze lenken solle. — Den Offizieren, die ihn baten,
sein Leben weniger zu wagen, gab er zur Antwort: Gott hat mir die
königliche Würde übertragen, und meine Pflicht ist es, sie nicht durch
Furcht oder Faulheit zu vernachlässigen. Und was könnte mir Rühm-
licheres begegnen, als wenn ich in der Vertheidigung der Ehre Gottes
und des Vaterlandes mein Leben verlöre? — Seinem Freunde und
Staatskanzler, Oxenstierna, sagte er bei einer ähnlichen Veranlassung:
Ihr seid doch in allem Eurem Thun gar zu kalt und hemmet mich
in meinem Laufe. Aber Oxenstierna erwiderte: Es ist wahr, ich bin
es. Wenn ich aber auch nicht zuweilen ein wenig Wasser in Euer
Feuer gösse, so wären Eure Majestät schon längst verbrannt. — Ehe
er Schweden verließ, hatte er seiner vierjährigen Tochter Christina
1630
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Extrahierte Personennamen: Ernst Waldstein Gustav_Adolf Gustav Adolf Gustav Gustav Waldstein Gustav Gustav Oxenstierna
Extrahierte Ortsnamen: Europa Deutschland Gottes Oxenstierna Schweden