geschrieben. Erst durch die Schristen Dr. M. Luthers, der ja in
Mitteldeutschland lebte, ward das Hochdeutsche auch in dem nördlichen
Deutschland nach und nach zuerst die Schriftsprache und dann auch die
Umgangssprache der höheren Stände. In unserer Provinz wird noch
heute sast überall in den Dörfern bis nahe an die Südgrenze der Provinz
plattdeutsch gesprochen.
Die Provinz Hannover als Staatswesen.
Entstehung des Staatswesens. Unter großen Anstrengungen
beugte Karl d. Gr. das Volk der Sachsen unter das Kreuz. Ein Jahr-
hundert später regte sich schon das Sachsenvolk, um das Christentum
auch jenseits der Elbe bei den Wenden zur Anerkennung zu bringen.
Kaiser Otto d. Gr. setzte dann die beiden gefürchteten Slavenbezwinger,
Gero und Hermann Billnng, als Markgrafen an der Elbe ein und im
Jahre 950 ernannte er Hermann Billnng zum Herzog vou Sachsen.
Als das Geschlecht der Billunger 1106 ansstarb, erbte Lothar von Supp-
lingenbnrg die Herzogswürde. Lothar, der 1125 anch Kaiser wnrde,
hatte nur eine Tochter, die er dem Herzog Heinrich dem Stolzen von
Bayern vermählte. Durch diesen Heinrich den Stolzen, den Vater
Heinrichs des Löwen, kommt das Geschlecht der Welsen nach Sachsen.
Heinrich der Löwe (geb. 1128, gest. 1195), nach seines Vaters
frühem Tode Erbe der Herzogtümer Bayern und Sachsen, war unter
Kaiser Barbarossa der mächtigste Mann im Reiche. Er hatte zu seiuen
Herzogtümern noch Eigenbesitze (Allode) in Schwaben und Oberitalien
und eroberte daun auch das Slavenland von der Eider bis zur Peene,
Doch wir wissen, daß den stolzen und tüchtigen Mann das Geschick
ereilte; der einstige Freund Barbarossas wurde 1180 geächtet und seiner
Länder für verlustig erklärt, weil er sich geweigert hatte, dem Kaiser in
Italien beizustehen. Westfalen kam an das Erzbistum Köln; das Land
zwischen der Weser und der unteren Elbe nahmen viele geistliche und
weltliche Fürsten und Herreu eiu, die selbständig ohne Herzog regierten,
und das östliche Stück an der mittleren Elbe und Saale erhielt ein Sohn
Albrechts des Bären als Herzogtum. Dieser kleine Teil, das nördliche
Stück der heutigen Provinz Sachsen, wurde jetzt das Herzogtum
Sachsen geuannt. Der Kaiser ließ Heinrich dem Löwen aber seine
Erbgüter, als er versprach, in die Verbannung zu seinem Schwiegervater
nach England zu gehen. Heinrich kehrte aber bald wieder zurück, gewann
einen Teil seiner Länder wieder und sührte den Kampf bis 1194 fort. Sein
Sohn Otto wurde sogar der Gegenkönig der^Stansen; doch brachte die
Krone ihm keinen Segen. Als Otto Vi. 1218 aus der Harzburg starb, ver-
schwaud mit ihm das Welsenhans aus der Reihe der großen Reichssürsten.
Otto das Kind, der Enkel Heinrichs des Löwen, war ein reicher
Privatmann geworden, dessen Allodialbesitznngen allerdings von der
Werra hinab bis zur Elbe bei Harburg reichten. Unter ihm begannen
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Extrahierte Personennamen: Karl_d Karl Otto Gero Hermann_Billnng Hermann_Billnng Lothar_von_Supp- Lothar Heinrich_dem_Stolzen_von
Bayern Heinrich Heinrich Heinrich Heinrichs Heinrich Barbarossa Barbarossa Barbarossas Barbarossas Albrechts Heinrich_dem_Löwen Heinrich Heinrich Heinrich Otto Otto Otto Heinrichs Heinrichs
Extrahierte Ortsnamen: Luthers Mitteldeutschland Deutschland Sachsen Sachsen Sachsen Sachsen Schwaben Oberitalien Italien Sachsen Sachsen England Harzburg Harburg
Die Hohenstaufen.
59
hatte. Zum Dank nahm Friedrich dem Löwen mit eigener Hand den
Helm vom wunden Haupte und strich ihm das Blut aus dem Antlitze.
Wegen der Sommerhitze zog Friedrich noch in demselben Jahre
zurück. Er wurde auf dem Heimwege von den Römern verfolgt; doch
brach ihm das tapfere Schwert des deutschen Ritters Otto von Wit-
telsbach durch die Engpässe des Etschthales Bahn.
Friedrich belohnte Heinrich den Löwen dadurch, daß er ihm in
Regensburg (1156) auch Bayern zurückgab; dadurch wurde dieser der
Mächtigste nach dem Kaiser. Im Kampfe gegen die Wenden östlich von
der Elbe eroberte und kolonisierte er Mecklenburg. Eingewanderte Sachsen
gründeten sächsiche Dörfer. Lübeck wurde die Lieblingsstadt Heinrichs
und durch ihn die mächtigste Stadt an der Ostsee.
In seinem Stolze soll er gesagt haben: „Bon der Elbe bis an den Rhein, von
dem Harze bis zur See ist mein." Zu derselben Zeit wirkte in ähnlicher Weise sein
Nebenbuhler Albrecht der Bär in der Mark Brandenburg (S. 57). Deshalb
sangen die Niedersachsen:
„Hinrik de Leuw un Albrecht de Bar,
Darto Frederik mit dat rode Haar,
Dat weren dree Heeren,
De künden de Welt verkehren."
Damit Heinrich ungestört die deutsche Macht gegen die Wenden ausbreiten
könne, erließ es ihm Friedrich sogar, auf den späteren Römerzügen ihn zu begleiten.
Zweiter Zug 1158. An der Spitze von 100 000 Mann zu Fuß
und 15 000 Mann zu Roß ging Barbarossa 1158 zum zweitenmal
über die Alpen. Es galt, die stolzen lombardischen Städte zu demütigen.
Auch war der Kaiser vom Papste beleidigt worden, indem dieser das
Kaisertum ein beneficium (d. i. Lehen) des Papstes genannt hatte.
Mit größerem Glanze, als je zuvor, hielt Friedrich die „ronk'alischen Tage".
Hierzu berief er Rechtsgelehrte von den italienischen Universitäten, damit
sie sein Recht über die Städte festsetzten. Diese gelehrten Männer er-
kannten dem Kaiser alle Rechte der römischen Kaiser zu, und damit fielen
die Ansprüche der Städte in nichts zusammen. Der Kaiser gab ihnen
Beamte, meist Deutsche, die mit unbeschränkter Gewalt regieren sollten.
Als sich Mailand diesen Bevollmächtigten des Kaisers widersetzte, sprach
Friedrich über diese Stadt die Acht aus und schwur, nicht eher die Krone
wieder aufs Haupt zu setzen. als bis er die Stadt der Erde gleich ge-
macht habe. (1159.) Die Mailänder hatten auch die Stadt Crema
zum Widerstande gereizt; deshalb belagerte Friedrich zuerst diese Stadt.
Die Belagerung dauerte sieben Monate, und die Erbitterung erreichte
den höchsten Grad. Der Kaiser ließ 40 gefangene Bürger hinrichten. -
Die Kinder der vornehmsten Cremenser wurden an bewegliche hölzerne
Belagerungstürme gebunden, um die Einwohner von der Verteidigung
abzuhalten; aber die Belagerten zerschmetterten mit Steinblöcken die Turme
mit den Kindern zugleich und priesen letztere glücklich, daß sie so jung
den Tod fürs Vaterland stürben. 1160 fiel Crema. Die Bewohner er-
hielten freien Abzug; die Stadt wurde zerstört, wobei die Bewohner von
Lodi und Cremona eifrig halfen.
Gericht über Mailand. Darauf rückte der Kaiser, verstärkt durch ein
neues deutsches Heer, vor M a i l a n d. Der neue Papst, Alexander Iii.,
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Ritters_Otto_von_Wit- Otto Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Heinrichs Heinrichs Albrecht Albrecht Heinrich Heinrich Friedrich Friedrich Barbarossa Barbarossa Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Alexander_Iii Alexander
Heinrich I.
29
Gräber." Nun war aber die Bevölkerung in den Marken von jeher
zum Kampfe verpflichtet; von dieser mußte jetzt der neunte Mann in die
Stadt ziehen. Für die übrigen acht wurde auch Wohnung und Vorrat
in der Stadt bereit gehalten, damit alle zur Kriegszeit hier Zuflucht finden
konnten. Dafür mußte das Drittel alles Ertrages der Felder in die
Städte geliefert werden. Doch nicht nur Festungen, auch eine wohl-
geübte Kriegsmacht mußte Heinrich haben. Bei den Sachsen be-
stand zwar das Aufgebot aller freien Männer, der Heerbann; aber
ste kämpften nur zu Fuß. Da man den ungarischen Reitern so nicht
begegnen durfte, gewöhnte der König die Seinen an den Kampf zu Roß,
und um denselben zu üben, soll er zuerst Turniere, d. i. Kampfspiele,
eingerichtet haben. Das Fußvolk lehrte er, den Pfeilregen mit den
Schilden aufzufangen; die Reiterei konnte den Feind verfolgen.
o. Kampf gegen die Wenden. Darauf übte Heinrich sein Volk
im Kampfe gegen die Slaven oder Wenden östlich von der Saale
und Elbe. Sie waren noch Heiden, der Krieg gegen sie galt als heilig,
als ein Kreuzzug. Unter dem Banner des Erzengels Michael zogen die
Sachsen zunächst gegen die Haveller und drangen bis zu ihrer Haupt-
stadt Brennabor (dem heutigen Brandenburg) vor. Die Bewohner
derselben fühlten sich sicher, weil die Stadt rings von der Havel um-
flossen war. Da wartete Heinrich bis zum Winter und besiegte die
Feinde durch „Eis, Eisen und Hunger". Dann zog er gegen die Da-
leminzier im heutigen Sachsen, links von der Elbe. Ihre Hauptstadt
Jana wurde nach 30 Tagen erobert, die Männer wurden erschlagen,
die Kinder als Sklaven verkauft. Selbst Böhmen machte er tribut-
pflichtig. (928.)
Als dies geschehen, brach 929 noch einmal ein großer Aufstand der 929
nördlichen Slaven aus. Aber in der furchtbaren Schlacht bei Lenzen,
in der Nordwestspitze der Provinz Brandenburg, siegte Heinrich; 100 000
Wenden sollen hier gefallen sein.
cl. Schlacht bei Merseburg. Vier Jahre später erschienen die
Gesandten der Ungarn wieder und forderten ihren Tribut. Heinrich ver-
weigerte ihnen denselben, und als sich darauf ihre zahllosen Scharen
wieder über Deutschland ergossen, vernichtete er dieselben 933 in der
Schlacht bei Merseburg. 933
Heinrich sprach zu seinem versammelten Volke: „Bisher habe ich alles, was
euren Kindern gehört, hingeben müssen. Jetzt müßte ich die Kirche plündern, denn
alles übrige haben sie. Wollt ihr, daß ich hinwegnehme, was zur Ehre Gottes be-
stimmt ist, und uns damit von den Feinden Gottes den Frieden erkaufe? Oder
wollen wir, wie es Deutschen geziemt, fest vertrauen, daß er uns erlösen werde, der
in Wahrheit unser Herr und Erlöser ist?" Da erhob das Volk die Stimme und die
Hände zum Himmel und schwur zu streiten. Jetzt gab Heinrich den Gesandten zum
Zeichen des höchsten Schimpfes einen räudigen Hund, dem man Schwanz und Ohren
abgeschnitten hatte, und ließ sagen, wer einen anderen Zins haben wolle, der möge
kommen und ihn holen. Da brach ein fürchterlicher Heereszug plündernd in Sachsen
und Thüringen ein. Heinrich traf auf ihn bei Merseburg. Beim Heran-
nahen des Königs zündeten die Ungarn Feuer an, um durch Rauch und Flammen
die zerstreuten Ihrigen zu sammeln. Vor Heinrich her wallte das Banner des
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_I. Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Michael Heinrich Heinrich Jana Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich
34
Mittlere Geschichte.
Sohn Ludolf heiratete die Tochter des Schwabenherzogs und erbte
später dessen Amt; Lothringen erhielt sein Schwiegersohn Konrad,
Bayern hatte sein Bruder Heinrich inne. Franken, Sachsen und
Thüringen verwaltete er selbst; erst später machte er den getreuen Her-
mann Billung zum Herzoge von Sachsen.
Daneben bemühte Otto sich, das Land der Wenden zwischen Elbe
und Oder der deutschen Sitte und dem Christentume zu unterwerfen.
Hermann Billung arbeitete hier an der unteren Elbe und an der Ostsee,
Markgraf Gero an der Spree und Havel. Einst machten die Wenden
einen Anschlag, um Gero, wenn er sich sicher dünke, zu überfallen und
zu töten ; doch er war listiger als sie und vergalt ihnen ihre Tücke.
Dreißig ihrer Häuptlinge lud er, als er von ihrem Anschlage vernahm,
zu einem festlichen Mahle; hier trank er ihnen tüchtig zu, bis sie vom
Weine berauscht zu Boden sanken, dann ließ er sie alle erschlagen. Diese
That war das Zeichen zu einer neuen, allgemeinen Empörung der Wenden.
Dennoch gelang es Otto, sie wieder zu unterwerfen. In den unter-
worfenen Ländern wurden Bistümer errichtet: Oldenburg im östlichen
Holstein, Havelberg, Brandenburg, Merseburg, Meißen,
Zeitz und im fernen Polen Posen. Uber alle diese Bistümer setzte
Otto später das Erzbistum Magdeburg.
Ebenso wurde auch im Norden das Christentum befestigt und ver-
breitet. Von Bremen aus wirkte Adeldag unter den Schweden und
Dänen. Letztere waren unter Harald Blauzahn über ihre Grenzen
gekommen. Otto demütigte sie auf einem Zuge und schleuderte von
der Nordspitze Jütlands seinen Speer ins Meer, zum Zeichen, daß hier
erst des Reiches Grenze sei. Seitdem heißt der dortige Sund „der Otten-
sund". Der Dänenkönig mußte sich zum Vasallen des deutschen Reiches
bekennen; bald nachher wurde er auch Christ. In seinem Lande wurden
drei neue Bistümer angelegt: Schleswig, Rügen und Aarhus. —
Im Süden hielt Heinrich treue Wache; hier verbreitete sich das Christen-
tum von Regensburg und Passau aus.
6. Vermählung mit Adelheid. So war Otto bisher alles ge-
lungen; überall erkannte man ihn als den ersten Fürsten des Abend-
landes an. Sein höchstes Streben aber war, die Kaiserkrone zu
gewinnen; deshalb war sein Auge stets auf Italien gerichtet. Hier
herrschten seit dem Aussterben der Karolinger Parteikämpfe zwischen den
großen Familien; auch die Päpste beteiligten sich dabei , die Sitten des
Volks und der Geistlichen waren verwildert. Der mächtigste Mann war
damals Berengar von Ivrea, nördlich von Turin. Seinen früheren
Gegner, König Hugo, hatte er überwunden und dessen Sohn Lothar
wahrscheinlich vergiftet. Von der 19jährigen Witwe Lothars, der schönen
und edlen Adelheid, verlangte er, daß sie seinem Sohne ihre Hand
gebe. Als Adelheid diesen Bund verschmähte, wurde sie am Gardasee
in strenger Haft verwahrt. Es gelang ihr aber Hu entfliehen; sogleich
schickte sie eine Gesandtschaft an'otto und ließ ihn um Hülfe bitten.
Dieser eilte herbei, demütigte Berengar und machte Adelheid zu seiner
951 Gemahlin.
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Extrahierte Personennamen: Ludolf Konrad Konrad Heinrich Heinrich Otto Hermann_Billung Gero Gero Otto Otto Harald_Blauzahn Otto Heinrich Heinrich Otto Berengar_von_Ivrea Hugo Lothar Adelheid Adelheid
Mittlere Geschichte,
Ätz
Stückweise riß man ihm seine Priesterkleidung ab, stieß ihn damit aus dem
priestcrlichcn Stande und übergab „seinen Leib dem Tode, seine Seele dem Teufel."
„Und ich", sprach Huß, „befehle sie in die Hände meines Herrn Jesu Christi." Eine
papierne, mit Teufeln bemalte Mühe mit der Inschrift: „Erzkeher!" ward ihm aus-
geätzt. Aber alle Verspottung konnte ihn in seiner Standhaftigkeit nicht erschüttern;
er sprach: „Mein Herr Jesus Christus hat für mich armen, sündigen Menschen eine
noch viel schmählichere Dornenkrone bis zu seinem schmählichen Tode am Kreuze ge-
tragen." Dann ward er dem Psalzgrafen übergeben, daß derselbe mit ihm wie mit
einem Ketzer verfahre; dieser übergab ihn dem Vogte, daß er ihn verbrennen lasse.
Huß ward zum Richtplatze geführt. Vor dem Holzstoß fiel er auf seine Kniee
und betete; die Henker banden ihn mit sechs Stricken an einen Pfahl und legten
noch eine Kette um seinen Hals. Zufällig blickte sein Gesicht nach Osten. Da schrieen
einige, es gezieme sich nicht, daß der Ketzer so sterbe, und der Henker mußte ihn mit
dem Gesichte nach der Abendseite drehen. Dann umlegte man ihn bis an den Hals
mit Holz und Stroh. Ein Bauer glaubte auch noch ein christliches Werk zu thun,
indem er zur Verbrennung des Ketzers eine Tracht Holz herbeischleppte. Huß sah ihm
lächelnd zu und rief: „O heilige Einfalt!" Die Flamme loderte empor, und Huß
sang laut: „Christe, du Lamm Gottes, erbarme dich!" Als er dies zum dritten-
mal thun wollte, trieb ihm der Wind Rauch und Flamme ins Gesicht, daß er er-
stickte. Seine Asche ward in den Rhein gestreut, damit den Böhmen nichts bliebe,
das sie verehren könnten. — Im folgenden Jahre starb auch Huß' Freund, Hiero-
nymus von Prag, den Feuertod.
6. Die Hussitenkriege. Die Böhmen entbrannten bei der Nachricht
von dem Tode ihres geliebten Lehrers in wildem Zorne. Als nach
Wenzels Tode der „wortbrüchige Sigismund" auch König von Böhmen
werden sollte, erregten die Anhänger des Huß, die Hussiten, den
furchtbaren Hussitenkrieg (1419—1436), in welchem Böhmen, Bayern,
Franken und Meißen verwüstet ward. Vergebens wurde das Reichsheer
gegen sie aufgeboten: man mußte ihnen den Kelch beim Abendmahle,
den sie vor allem verlangten, zugestehen. Jetzt erst (1436) durfte Sigis-
mund als König in Prag einziehen; er starb aber schon im folgenden
Jahre ohne Nachkommen.
k. Friedrich Vi. In dankbarer Anerkennung der großen Verdienste,
welche sich der Burggraf von Nürnberg, Friedrich Vi. von
Hohenzollern, sowohl auf dem Konzile wie in dem Hussitenkriege
erworben hatte, übertrug Sigismund diesem die Markgrafschaft Branden-
burg (1415) und belehnte ihn feierlich damit zu Konstanz (1417). (Siehe
den dritten Teil!)
Xv. Maximilian; 1493—1519.
9. Die nächsten Vorgänger Maximilians. Auf Sigismunds
Wunsch hatten die deutschen Fürsten seinen Schwiegersohn Albrecht!!.
(1438—1439) zu seinem Nachfolger erwählt. Von nun an blieb die
Kaiserwürde bis zu ihrem Erlöschen beim Hause Östreich.
Albrecht starb schon im folgenden Jahre, und ibm folgte sein Vetter
Friedrich Iii. (1440—1493). Er war seiner Aufgabe durchaus nicht
gewachsen, so daß das Reich nach innen wie nach außen in Verfall geriet.
Die Böhmen und Ungarn fielen vom Hause Habsburg ab. Noch
größere Gefahr drohte durch die Türken. Diese waren nach der
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Extrahierte Personennamen: Jesu_Christi Jesus_Christus Friedrich_Vi Friedrich Burggraf_von_Nürnberg Friedrich_Vi Friedrich Sigismund Maximilian Maximilian Maximilians Sigismunds Albrecht Albrecht Friedrich_Iii Friedrich
•134
Neue Geschichte.
Virginien. ' Im Jahre 1600 bewilligte Elisabeth englischen Kauf-
leuten das Recht des Alleinhandels nach Indien. Sie traten zu einer
Gesellschaft, der sogenannten „englisch-ostindischen Kompanie,"
zusammen und wurden so die Veranlassung zur Unterwerfung Ostindiens
unter die englische Herrschaft. Die Kompanie legte Festungen an, hielt
ein stehendes Heer und schlug eigene Münzen; 1858 wurde die Herrschaft
der Kompanie aufgehoben, und Indien fiel an die Krone Englands.
o. Tod. Die letzten Jahre wurden der Königin durch mannigfachen
Kummer verbittert; vor ihrem Ende verfiel sie in düsteren Trübsinn. Sie
starb 1603 in ihrem 70. Lebensjahre, nach einer 45 jährigen Regierung.
Zu ihrem Nachfolger hatte sie ihren Verwandten, den König Jacob Vi.
von Schottland, den Sohn der unglücklichen Königin Maria Stuart,
bestimmt. Da Irland schon seit 1172 zu England gehörte, so vereinigte
der Nachfolger Elisabeths als Jacob !. England, Irland und Schottland
und nannte sich „König von Großbritannien und Irland."
»I. Der dreißigjährige Krieg; 1618—1648.
11 Zier böhmische Krieg; 1618-1621.
u. Der böhmische Aufstand. Die beiden nächsten Nachfolger Karls V.,
Ferdinand 1. (1556—1564) und Maximilian Ii (1564—1576), gewährten
den Protestanten Ruhe. Als aber Rudolf Ii. (1576—1612), ein Zögling
der Jesuiten, zur Regierung kam, begannen die Unterdrückungen auf's
neue. Unter seiner Regierung geschah es, daß die Bewohner der Stadt
Donauwörth (nordwestlich von'augsburg) eine Prozession des letzten
noch übrigen Klosters in der Stadt' störten. Der Kaiser sprach die Acht
über die Stadt aus und übertrug die Ausführung derselben dem tüchtigen
katholischen Herzoge Maximilian von Bayern. Als dieser nun die
Stadt eroberte und zum Ersatz der Kriegskosten in seiner Gewalt behielt,
traten die protestantischen Fürsten zusammen und bildeten die Union, '
1608 an deren Spitze Friedrich Iv. von der Pfalz stand. Sie bestand meist
aus Reformierten und stützte sich auf Frankreichs Schutz. Die übrigen
protestantischen Fürsten (Kursachsen, Württemberg und andere) schlossen sich
leider dieser Verbindung nicht an. Namentlich ihre Geistlichen warnten
sie, „weil man nicht an gleichem Joch ziehen dürfe mit den Ungläu-
bigen." (Calvinisten.) Schon im folgenden Jahre bildeten die süddeutschen
katholischen Fürsten, unter ihnen viele geistliche, unter Maximilian von
1609 Bayern die Liga. In demselben Jahre erzwangen sich die Böhmen
von dem Kaiser Rudolf die Religionsfreiheit. Sein Bruder Matthias
hatte ihn nämlich mit Hülfe der'protestanten aus Östreich, Mähren und
Ungarn vertrieben und ihm nur Böhmen gelassen. Matthias hatte den
Protestanten für ihre Unterstützung Religionsfreiheit gewährt; gleiches
Recht beanspruchten nun auch die 'böhmischen Protestanten von Rudolf,
und dieser sicherte ihnen dasselbe in dem sogenannten Majestätsbriefe 1
1 Virgo — Jungfrau.
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Extrahierte Personennamen: Jacob_Vi Maria_Stuart Maria Jacob_! Karls_V. Karls_V. Ferdinand_1._( Ferdinand Maximilian_Ii Maximilian Rudolf_Ii Rudolf Maximilian_von_Bayern Maximilian Friedrich_Iv Friedrich Maximilian Maximilian Rudolf Rudolf Matthias Matthias Rudolf Rudolf
Extrahierte Ortsnamen: Indien Ostindiens Indien Englands Schottland Irland England England Irland Schottland Irland Donauwörth Frankreichs Württemberg Ungarn
94
Mittlere Geschichte.
1356 auf dem Reichstage zu Metz die goldene Bulle erließ. Durch
dieses Neichsgesetz ward die Wahl des Königs geordnet. Das Wahl-
recht oder die Kurwürde erhielten die Erzbischöfe vonmainz, Trier
und Köln, der König von Böhmen als Erzschenk, der Pfalzgraf
bei Rhein als Erztruchseß, der Herzog von Sachsen als Erz-
marfchall und der Markgraf von Brandenburg als Erzkämmerer
des Reichs. Als Ort der Wahl ward Frankfurt a. M., als Krönungs-
stadt Aachen bestimmt. Der Erzbischof von Mainz hatte als Erzkanzler
die Wahlfürsten einzuladen. Sehr segensreich war auch die Bestimmung
der goldenen Bulle, daß die weltlichen Kurfürstentümer immer ungeteilt
auf die Erstgebornen vererben sollten. — Durch große Geldsummen
brachte Karl es dahin, daß noch bei feinen Lebzeiten sein Sohn Wenzel
(l378 —1400) zu feinem Nachfolger bestimmt wurde. Dieser vernach-
lässigte aber fein Erbland Böhmen ebenso wie das Reich; deshalb fetzten
die Fürsten ihn ab und wählten Ruprecht von der Pfalz (1400 bis
1410), der aber ebenfalls die Ruhe und Ordnung im Reiche nicht herzu-
stellen vermochte. Nach dessen Tode bewarben sich drei Fürsten um die
deutsche Krone: Wenzel von Böhmen, der wegen feiner Unthätig-
keit von den Fürsten abgefetzt war, dessen Bruder Sigismund,
König von Ungarn und Markgraf von Brandenburg, und ihr Vetter
Jobst von Mähren. Die Fürsten, welche es mit dem Reiche wohl
meinten, fetzten ihre Hoffnung auf Sigismund, und wirklich gelang es
Friedrich Vi. von Hohenzo'llern, Burggrafen von Nürnberg, dessen
1410 Wahl, wenn auch nur mit drei Kurstimmen durchzusetzen. Bald starb
Jobst; Wenzel ließ sich mit dem Titel eines römischen Königs, den Reichs-
kleinodien und der Hälfte der Reichseinkünste beruhigen, und Sigismunds
Wahl wurde nun (1411) von allen Fürsten bestätigt.
Sigismund war von hohem Wüchse und blondgelocktem Haar, in
Künsten' und Wissenschaften wohl erfahren, von ritterlichem Wesen, leut-
selig und freigebig. Aber es fehlte ihm an Thatkraft; er war wankelmütig
und unentschlossen, den Weltfreuden zu sehr ergeben und ein Verschwender.
Auch er sah, wie fein Vater und Bruder, mehr auf das Wohl feiner
eigenen Länder als auf das des Reiches. Die Sorge für fein Königreich
Ungarn, besonders die Verteidigung desselben gegen die Türken, zwang
ihn, häufig von Deutschland abwesend zu fein.
b. Das Schisma. Gleich bei feiner Wahl war Sigismund zur
Pflicht gemacht, die Einigkeit in der christlichen Kirche wieder herzustellen.
Schon seit 30 Jahren gab es nämlich zwei Päpste, einer wohnte zu Rom,
der andere zu Avignon (spr. Awinjong) in Süd-Frankreich. Während
dieser Zeit der Kirchenspaltung (Schisma genannt) war die Kirche
ganz verderbt. Die Päpste handelten mit Ablaß und Ämtern wie mit
einer Ware. Von den Bischöfen und Geistlichen hieß es: „Die sonst
Hirten ihrer Schafe waren, sind jetzt deren Wölfe und Verzehrer. Viele
Bischöfe haben nie ihre Städte gesehen, nie ihre Kirche betreten, nie ihre
' Gemeinde besucht; sie verwenden Tag und Nacht auf Jagd. Tanz, Spiel
und Gastmähler." In den Klöstern herrschte die Unzucht. Um dem
Übel abzuhelfen, berief man 1409 ein Konzil, das beide Päpste absetzte
und einen neuen wählte; da die beiden alten aber nicht gingen, so
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Sigismund Jobst_von_Mähren Sigismund Friedrich_Vi Friedrich Jobst;_Wenzel Sigismunds Sigismund Sigismund
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Sachsen Brandenburg Frankfurt_a._M. Mainz Ungarn Brandenburg Nürnberg Ungarn Deutschland Rom Avignon Süd-Frankreich
Elisabeth, Königin von England.
133
sie auch manches von der äußeren Pracht und den Gebräuchen der
katholischen Kirche beibehalten.
b. Begründung der englischen Seemacht. Unter Elisabeth nahm
Englands Seewesen und Schiffahrt einen bis dahin ungeahnten
Aufschwung. Der Reichtum und Ruhm, welchen sich Portugiesen und
Spanier in Indien und Amerika erworben hatten, lockten auch in Eng-
land ruhmbegierige Männer auf die Bahnen, auf denen jene Helden ihre
Schätze gesammelt und ihre Lorbeeren gepflückt hatten. Unter vielen
anderen ist besonders Drake (spr. Dreek) berühmt, der 1586 die Kartoffel
nach England brachte.
Um' wegen der vielen Angriffe auf seine Besitzungen Rache zu neh-
men, beschloß Philipp von Spanien, mit eiffem großen Schlage
Englands Seemacht zu vernichten. Auch hatte ihn die Hülfe, welche
Elisabeth den Holländern 1 geleistet hatte, in Wut gesetzt; dazu hielt er
einen Zug gegen die englischen „Ketzer" für Gewissenssache. Eine Flotte
von 130 Schiffen, 2600 Geschützen und 20 000 Mann auserlesener
Truppen ward ausgerüstet; Philipp selbst nannte sie die „unüberwind-
liche." Die Kosten der Ausrüstung wurden auf 180 Mill. Mark geschätzt.
Bei dieser drohenden Gefahr zeigte sich Elisabeths Geist und Helden-
mut im hellsten Lichte. Sie befestigte die Küsten, erinnerte ihre Unter-
thanen an die äraurigen Zeiten, welche sie unter Philipp und Maria
erlebt hatten, eilte selbst zu Pferde in das Lager und ermutigte die
Truppen durch begeisterte Worte. Die ganze Nation beeiferte sich, ihr
Beweise der Liebe und Aufopferung zu geben. London gab zweimal so
viel als man begehrte, «so kam eine Flotte von 200 Schiffen zusammen,
die es wegen ihrer besseren Bauart mit denen der spanischen „unüber-
windlichen" Armada wohl aufnehmen konnten.
Diese hatte auf ihrer ganzen Reise widrige Witterung. Auf der
Höhe von England ward sie von den englischen Schnellseglern empfangen,
gegen welche die unbeholfenen spanischen Schiffe nichts ausrichten konnten.
Dazu hatten die Engländer günstigen Wind und geschicktere Matrosen.
Fünf Gefechte verloren die Spanier; sie wagten nicht, durch den Kanal
zurückzukehren, sondern segelten um Schottland, wobei die meisten Schiffe
durch den Sturm verloren gingen. Viele Millionen waren also ganz
umsonst verschleudert. Philipp nahm die Unglücksbotschaft scheinbar mit
dem größten Gleichmute auf und sagte: „Ich habe die Flotte gegen
Menschen, nicht gegen Stürme und Klippen geschickt."
Dieser Sieg verschaffte der jungen englischen Flotte Selbstvertrauen
und Ansehen. Die Engländer setzten die gewinnbringenden Angriffe
gegen die spanischen Besitzungen jetzt noch kühner und offener fort als
vorher. Neue Handelswege wurden gefunden, neue Handelsgesellschaften
gestiftet. In N or d am eri kg gründete Waltherraleigh (spr. Rali)
die erste englische Niederlassung und nannte sie nach seiner Königin
1 Die Niederlande hatten sich unter ihren Vorkämpfern Egmont, Horn und
Wilhelm von Oranien gegen die Tyrannei Philipps Ii. erhoben und sich 1581 ganz
fori Spanien losgejagt. Leider ging dies wichtige Küstenland auch für das deutsche
Reich verloren.
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Extrahierte Personennamen: Elisabeth Elisabeth Philipp_von_Spanien Philipp Philipp Philipp Elisabeths Philipp Philipp Maria Maria Philipp Wilhelm Philipps
Extrahierte Ortsnamen: England Englands Indien Amerika England Englands England Schottland Spanien
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Die Weltgeschichte.
2s4
unter sich auch selbst der Groömeisterdes Ordens, Johann
von Mulüy, befand, ohne sic verhört zu haben, un-
menschlich foltern und dann lebendig verbrennen, der
Pabst aber hob seiner Seits im Jahr 1312 den ganzen Orden
in allen Ländern auf, obgleich unter vielen Millionen
Menschen auch nicht ein einziger mit Grunde dem Orden
etwas Schädliches nachsagen konnte, wohl ab-er Muth,
Herzhaftigkeit und große, edle Thatcn zugestehn mußte.
Au so ganz satanischen Wüterichen, lieben Leser, konnte
also die Habsucht einen Pabst und einen König machen.
Man erzählt, daß der Grosmeisier, als der Henker ihn
zum Scheiterhaufen schleppte, laut ausgerusen habe: „er
sterbe unschuldig, und erwerbe feine beyden unmensch-
lichen Richter nächstens vor dem Throne des Weltrich-
ters sprechen/'' So wenig auch diese zum Himmel drin-
gende Wehklage des unglücklichen Mannes als ein Wei-
ßagung angesehen werden konnte, so ist doch so viel gewiß,
daß deyde der Pabst — Clemens 5. hieß er, und Philipp
zwey Jahre darauf plötzlich starben. Einer von des letz-
ter« nächsten Nachfolgern, Philipp 6, erneuerte den
Krieg mit den Engländern; allein der Feldzug lief höchst
unglücklich für ihn ab : denn der englische König, Eduard 3,
brachte in der schon erwähnten Schlacht bcy Clecy der
französischen Armee eine so fürchterlich-blutige Nieder-
lage bey, daß 40,000 Franzosen auf dem Platze blieben
und daß bald darauf Calais, einer der festesten Sees
plätzc, in die Hände der Engländer fiel. Dagegen machte
hoch Philipp nachher wiederum einige Eroberungen, vor-
nemlich aber errang er die Provinz Dauphine, von
welcher nachher der jedesmalige Kronprinz Dauphin ge-
nannt wurde. Allein nach langen und blutigen Kriegen
geriethen endlich die Franzosen unter ihrem König Carl 6
fast ganz unter die Bothmäßigkeit der Engländer. Die-
ser Prinz war anfänglich so liebenswürdig und klug, alö die
Frau-
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Extrahierte Personennamen: Johann
von_Mulüy Johann Muth Clemens Philipp Philipp Philipp_6, Philipp Eduard Eduard Philipp Philipp Carl