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1. Sieben Bücher deutscher Dichtungen - S. 25

1882 - Halle : Hendel
Das erste klassische Zeitalter. 26 In seinen besten Zeiten, bei seinen jungen Tagen, Mochte man viel Wunder van Sigfrideil sagen, Was Ehren an ihm wuchsen und wie schön war sein Leib: Drum dachte sein in Minne manches weidliche Weib. c) wie Sigfrid die Rriemhild zuerst sah. („Wie Tivrit Kricmhilt alrestc ersah-") Ta kam die Minnigliche: so tritt das Morgenrot Hervor aus trüben Wolken. Da schied von mancher Not Der sie im Herzen hegte, was lange war geschehn. Er sah die Minnigliche nun gar herrlich vor sich stehn. Von ihrem Kleide leuchtete gar mancher edle Stein, Ihre rosenrote Farbe gab minniglichen Schein. Was jemand wünschen möchte, er mußte doch gestehn, Daß er ans dieser Erde noch nichts so Schönes gesehn. Wie der lichte Vollmond vor den Sternen schwebt, Des Schein so hell und lauter sich aus den Wolken hebt, So glänzte sie in Wahrheit von andern Frauen gut: Das mochte wohl erhöhen den zieren Helden den Mut. Die reichen Kämmerlinge schritten vor ihr her; Die hochgemuten Degen ließen es nicht mehr: Sie drängten, daß sie sähen die minnigliche Maid. Sigfrid dem edelen war es lieb und wieder leid. Er dachte in seinem Sinne: „Wie könnte das wohl sein, Daß ich dich minnen sollte ganz nach der Hoffnung mein?" Soll ich dich aber meiden, so wär' ich sanfter tot." Er hatte um ihretwillen heimlich Freude und alich Not. cl) Sigfrids Tod. („Wie Sivrit erschlagen wart.") — Als sie von dannen wollten zu der Linde breit, Da sprach von Tronje Hagen: „Ich hörte jederzeit, Es sonnte niemand folgen Kriemhild's Gemahl, Wenn er rennen wollte; hei! schauten wir das einmal!" Da sprach von Niederlanden Sigfrid der Degen kühn: „Das mögt ihr wohl versuchen: wollt ihr zur Wette hin Mit mir an den Brunnen? Wenn der Lauf geschieht, L>oll der gewonnen haben, welchen man gewinnen sieht." „„Wohl, laßt es uns versuchen,"" sprach Hagen der Degen. Da sprach der starke Sigfrid: „So will ich mich legen Hier zu euern Füßen nieder in das Gras." Als er das erhörte, wie lieb war König Günthern das! Da sprach der kühne Degen: „Ich will euch noch mehr sagen! All mein Geräte will ich mit mir tragen, Den Speer samt dem Schilde, dazu mein Birschgewand." Das Schwert und den Köcher er um die Glieder schnell sich band.

2. Sieben Bücher deutscher Dichtungen - S. 28

1882 - Halle : Hendel
28 Alte Zelt. die sprach: „Des zeiht ihn niemand, ihn schlug Hägens Hand. Wo er verwundbar wäre macht ich ihm bekannt. Wie konnt ich mich's versehen, er trüg' ihm solchen Haß! Sonst hätt ich wohl vermieden," sprach die Königin, „das, _ „Daß ich verrathen hätte seinen schönen Leib, So ließ ich nun mein Weinen, ich unselig Weib! Hold werd ich ihnen nimmer, die das an ihm gethan!" Zn slehn begann da Geiselher, dieser weidliche Mann. Sie sprach: „Ich muß ihn grüßen, ihr liegt zu sehr mir an. Von euch ist's große Sünde: Günther hat mir gethan So viel Herzeleides ganz ohne meine Schuld; Mein Mund schenkt ihm Verzeihung, mein Herz ihm nimmer die Huld. „Ich will den König grüßen." Als er das vernahm, Mit seinen besten Freunden der König zu ihr kam. Da getraute Hagen sich nicht, zu ihr zu gehen, Er kannte seine Schuld wohl: ihr war Leid von ihm geschehen- Es ward mit so viel Thränen nie eine Sühne mehr Gistiftet unter Freunden. Sie schmerzt' ihr Schade sehr; Doch verzieh sie allen, bis aus den einen Mann: Niemand hätt' ihn erschlagen, hätt' es Hagen nicht gethan. Nun währt es nicht mehr lange, so stellten sie es an, Daß die Königstochter den großen Hort gewann Vom Nibelungenlande und bracht ihn an den Rhein; Ihre Morgengabe war es und mußt' ihr billig eigen sein. Nach diesem fuhr da Geiselher und auch Gernot. Achtzighundert Mannen Frau Kriemhild gebot, Daß sie ihn holen sollten, wo er verborgen lag Und sein der Degen Alberich mit seinen besten Freunden pslag. Als man des Schatzes willen vom Rhein sie kommen sah, Alberich der kühne sprach zu den Freunden da: „Wir dürfen ihr wohl billig den Hort nicht entziehn. Da sein als Morgengabe heischt die edle Königin. „Dennoch sollt' es nimmer," sprach Alberich, „geschehe», Mußten wir nicht leider uns verloren sehn Die gute Tarnkappe mit Sigfrid zumal, Die immer hat getragen der schönen Kriemhild Gemahl. „Nun ist es Sigfriden leider schlimm bekommen. Daß die Tarnkappe der Held hat uns genommen, Und daß ihm dienen mußte all dieses Land!" Da ging dahin der Kämmerer, wo er die Schlüssel liegen fand. Da standen vor dem Berge die Kriemhild gesandt Und mancher ihrer Freunde: man ließ den Schatz zur Hand Zu dem Meere bringen an die Schiffelein Und führt ihn auf den Wellen bis zu Berg in den Rhein. Nun mögt ihr von dem Horte Wunder hören sagen: Zwölf Leiterwagen konnten ihn kaum von dannen tragen In vier Tag' und Nächten aus des Berges Schacht, Hätten sie des Tages den Weg auch dreimal gemacht.

3. Sieben Bücher deutscher Dichtungen - S. 39

1882 - Halle : Hendel
Das erste klassische Zeitalter. 39 Gieb ihnen Frieden gleich zur Stund." Die Kön'gin küßt ihn uns den Mund, Und rief: „Wie konnt ich dus Gebot Des höchsten Gott's auch so verkehren? Soll ich der Vöglein Freude stören?" Da stutzt derknab und fraget: „Gott?"— Ha,Mutter,sprich,was ist das—gott?"— „Mein Sohn, ich sag' dir sonder Spott: Er ist noch lichter denn der Tag, Deß Gnade richt sich mochte schämen Menschenantlitz anzunehmen. Sohn, dieser Lehre denke nach!. Ihn flehe an in jeder Not, Deß Treu der Welt stets Hilfe bot. Doch einer heißet Wirt der Hölle. Schwarz ist er, Untreu' sein Geselle. Von dem kehr' ab stets die Gedanken, Von ihm undvon deszweifels Wanken." Und mehr noch lehrte ihr Bericht Ihn von dem Finstern und dem Licht. 2. Das Rolandslied. Ungefähr um 1175 von dem Pfaffen Konrad auf Veranlassung Herzogs Heinrichs des Löwen nach einem französischem Original gedichtet, behaitdelt dies Epos die Nolandssage. Die Idee, welche zu Grunde liegt und oft in großartigen Zügen durchgeführt wird, ist die: Kaiser und Ritter sind Streiter Gottes und Christi und führen das Schwert zur Ausbreitung und Verherrlichung des Christentums. Rolands Tod. Es fühlt Rolaud, daß er dem Tode nahe, Durch seine Ohren drängt sich das Gehirn; Er fleht zu Gott um seine Kampfgenossen Und fleht für sich zum Engel Gabriel; Er nahm sein Horn, damit ihn niemand tadle. Und mit der andern Hand nahm er sein Schwert. So weit man einen Pfeil vom Bogen schießt, Geht er gen Spanien vorwärts auf ein Brachfeld; Bei einem schönen Baum auf einem Hügel, Da liegen rings der Marmorblöcke vier. Er fällt nach vorn ins grüne Gras hinunter Und liegt in Ohnmacht, nah ist ihm der Tod. Hoch sind die Hügel und gar hoch die Bäume. Vier Felsen ragen dort von Marmor glänzend. Ohnmächtig sinkt Roland ins grüne Gras; Ein Sarazen belauert ihn beständig, Unter den andern lag er, tot sich stellend, Und Leib und Antlitz hob er aus dem Blut, Er springt empor fund nähert sich im Lauf; Schön war er, stark, von großem Rittertum, Tödlichen Haß trug er im Übermut, Er faßte Rolands Leib und Waffen an Und sprach: „Bezwungen ist der Neffe Karls; Dies Schwert hier trag ich in Arabien." Als er dran zog, kam Roland wieder zu sich. Als Roland fühlt, daß er das Schwert ihm raube, schlägt er^die Augen auf und spricht das Wort: „Wie mich bedünkt, der Ünsern bist du keiner!" Den Olifant, den er nie lassen wollte, Faßt er und schlägt ihn auf den zieren Helm, Zerschmettert ihm dabei Stahl, Haupt und Knochen, Ihm stürzen beide Augen aus dem Kopfe, Vor Rolands Füßen wälzt er sich zu Tode.

4. Sieben Bücher deutscher Dichtungen - S. 96

1882 - Halle : Hendel
96 Sechstes Luch. Neue Zeit. Das zweite klassische Zeitalter. Diogenes und der Bettler. Der weise Diogen — der Till Der Philosophen — thronte still Und sorgenlos in seiner Tonne. Ein krummer Bettler non Athen Trot höhnisch vor ihn hin. Freund! geh' mir ans der Sonne! Die Well ist groß; sprach Diogen. Der Sanskulotte schwingt die Krücke: Meinst du, ich sei ein Narr, wie Phi- lipps Sohn? Verseht er, schlägt das Faß in Stücke Und wankt gleich einer Gans davon. Der Weise regle keinen Finger; Er sah halb lachend, halb betrübt Die Trümmer an — sprach: ich sehe wohl, es giebt Was schlimmres noch als Weltbezwinger. Pfefscl. Die Stufenleiter. Ein Sperling fing auf einem Ast Einst eine Fliege. Weder Streben Noch Jammern hals, sie ward gefaßt. „ Ach," rief sie flehend, „laßmich leben!" ,,Nein," sprach der Mörder, „du bist mein; Denn ich bin groß, und du bist klein." Ein Sperber fand ihn bei dem Schmaus. So leicht ward nie ein Späh gefangen, Als dieser Spatz. „Gieb", rief er aus, „Mich frei! Was hab ich denn be- gangen?" „Nein," sprach der Mörder, „du bist mein; Denn ich bin groß, und du bist klein." Ein Adler sah den Schelm und schoß Ans ihn herab und riß den Rücken Ihm auf. „Herr König, laß mich los!" Rief er, „du hackst mich ja in Stücken." „ Nein," sprach der Mörder, „du bist mein; Denn ich bin groß, und du bist klein." Er schmauste noch, da kam im Nu Ein Pfeil ihm in die Brust geflogen. ,,Tyrann!" rief er dem Jäger zu, ,,Warum ermordet mich dein Bogen?" „Ei," sprach der Mörder, „du bist mein; Denn ich bin groß, und du bist klein." Pfeffel. Ibrahim. Eh' Ferdinand *) mit frommer Wut Die Mauren von sich stieß, Floß Omars junges Heldenblut Durch Gusmanns Ritterspieß. Ans Furcht der Rache — reich und groß War dieser Saracen — Floh Gusmann und blieb athemlos Vor einem Garten stehn. Hoch war die Mauer; doch er schwang Sich wie ein Pfeil hinein Und fand in einem Bogengang Den Herrn des Guts allein. Er fleht um Schuh. Mit seinem Stab Schlägt Emir Ibrahim Voll Ernst jetzt einen Pfirsich ab Und teilet ihn mit ihm. „Nimm hin," sprach er, „du bist mein Gast; Dies ist des Schutzes Pfand, Den du von mir zu hoffen hast," Und gab ihm seine Hand. Doch plötzlich rief ein Mütterlein Den edlen Greis hinaus. Er schloß, um unentdeckt zu sein, Den Gast in's Gartenhaus. Es wurde Mitternacht; es kam Der neue Gastfreund nicht. Nun kömmt er; aber bleicher Gram Entstellet sein Gesicht. „ Den du erschlugst, grausamer Christ," Sprach er, „der war mein Sohn. Schön ist die Rache, schöner ist Gehalt'ner Treue Lohn. „Fleuch! Vor der Gartenthüre steht Mein bestes Pferd. Man sucht Dich an der See. Fleuch nach Toled! Gott schütze deine Flucht!" Siehst du im Greis den halben Gott? Wer wohlthut seinem Feind, Mein Kind, wär er ein Hottentott, So ist er Gottes Freund. Pfeffel. *) Ferdinand V., der Katholische, König von Spanien, verjagte im Jahre 1492 die Mauern (Mauro - Araber) aus seinem Reiche.

5. Sieben Bücher deutscher Dichtungen - S. 211

1882 - Halle : Hendel
I. Älterer Zeitabschnitt. (1740-1800). 211 Zauberwagen nach Askalon entführt, zugleich aber auch des Kalifen Zähne und Barthaar herbeischafft. Nachdem Hüon und seine Braut, zuerst durch einen Sturm auf eine Insel verschlagen, nachher auch in Tunis in Gefangenschaft geraten und zum Flammentode verurteilt, einander stets in treuer Liebe ergeben geblieben, versöhnt sich Oberon mit Titania wieder und bringt zugleich das schwergeprüfte Brautpaar glücklich nach Paris. Nachstehend geben wir den Schluß der herrlichen Dichtung. Schon steht der gräßliche Altar Zum Opfer aufgetürmt; schon drängt sich, Schar an Schar Das Volk herzu, das, gern in Angst gesetzet, An Trauerspielen dieser Art Die Augen weinend labt und schaudernd sich ergötzet. Schon stehn, zum Leiden und zum Tode noch gepaart. An einen Marterpfahl gebunden. Die einzgen Liebenden, die Oberon rein erfunden. Ein edles Paar in Eins verschmolzner Seelen, Das treu der ersten Liebe blieb; Entschlossen, eh' den Tod in Flammen zu erwählen, Als ungetreu zu sein, selbst einem Thron zu Lieb'! Mit nassem Blick, die Herzen in der Klemme, Schaut alles Volk gerührt zu ihnen auf, Und doch besorgt, daß nicht den freien Lauf Des Trauerspiels vielleicht ein Zufall hemme. Den Liebenden, wie sie gebunden stehen. Ist zwar der Trost versagt, einander anzusehen; Doch, über alles, was sie leiden Und noch erwarten, triumphiert Die reinste, seligste der Freuden, Daß ihre Lieb' es ist, die sie hierher geführt. Der Tod, der ihre Treu' mit ew'gem Lorbeer ziert, Ist ihres Herzens Wahl; sie konnten ihn vermeiden. Inzwischen siehet man mit Fackeln in den Händen Zwölf Schwarze sich dem Opfer paarweis' nahn. Sie stellen sich herum, bereit, es zu vollenden, Sobald der Aga winkt. Er winkt. Sie zünden an. Und stracks erdonnerts laut, die Erde scheint zu beben, Die Flamm' erlischt, der Strick, womit das treue Paar Gebunden stand, fällt wie versengtes Haar, Und Hüon sieht das Horn an seinem Halse schweben. Im gleichen Augenblick, da dies Geschah, zeigt sich von fern in zwei verschied'nen Reihen, Von ängstlicher Bekümmerniß Gespornt, Almansor hier und dort Almansaris, Er Zoradinen, sie den Hassan zu befreien. Halt! hört man sie aus allen Kräften schreien; Auch stürzt mit blitzendem Schwert durch die erschrockne Menge Ein schwarzer Rittersmann sich mitten ins Gedränge. 14*

6. Sieben Bücher deutscher Dichtungen - S. 297

1882 - Halle : Hendel
Ii. Jüngerer Zeitabschnitt (1800-1830). 297 Versprach er fleh'nd dem Werten: Siegfried nichts sagte wider, Das Haupt warf er zur Erden Und schlug den Meister nieder. Auf saß er dann zu Rosse Und nahm ein Sturmgewand. Nicht sucht er die Genossen, Weit fuhr er durch das Land. L. Tieck. Der wilde Säger. Der wilde Jäger bei dunkeler Nacht Im wildesten Dickicht des Forstes erwacht, Er höret den Sturm und erhebt sich im Zorn, Er nimmt seine Hunde, das tönende Horn. Besteigt seinen Rappen, mit Blitzesgewalt Durchfährt er laut schnaubend den zitternden Wald, Es wiehert sein Roß, tönt das Horn in die Runde, Er hetzt die Gefährten, es bellen die Hunde. „Wohlauf, meine Jagd! wohlauf, meine Jagd! Das Revier ist unser, denn jetzt ist es Nacht; Von flüchtigen Geistern wird gerne gehetzt. Wer sich vor Geheul und Gebelle entsetzt." So fahren sie polternd durch Lüfte dahin, Ein Grauen dem frommen und furchtsamen Sinn; Doch wer sich vor Wald und vor Nacht nicht entsetzt, Der wird vom Getümmel der Geister ergötzt. L. Tieck. Bergmanns-Leben. Der ist der Herr der Erde, Wer ihre Tiefen mißt Und jeglicher Beschwerde In ihrem Schoß vergißt. Wer ihrer Felsenglieder Geheimen Bau versteht, Und unverdrossen nieder Zu ihrer Werkstatt geht. Er ist mit ihr verbündet. Und inniglich vertraut, Und wird von ihr entzündet. Als wär' sie seine Braut. Er sieht ihr alle Tage Mit neuer Liebe zu, Und scheut nicht Fleiß und Plage, Sie läßt ihm keine Ruh. Die mächtigen Geschichten Der längst verfloss'nen Zeit Ist sie ihm zu berichten Mit Freundlichkeit bereit. Der Norwelt heil'ge Lüfte Umweh'n sein Angesicht. Und in der Nacht der Klüfte Strahlt ihm ein ew'ges Licht. Er trifft auf allen Wegen Ein wohlbekanntes Land, Und gern kommt sie entgegen Den Werken seiner Hand. Ihm folgen die Gewässer Hülfreich den Berg hinauf; Und alle Felsenschlösser Thun ihre Schätz' ihm auf. Er führt des Goldes Ströme In seines Königs Haus, Und schmückt die Diademe Mit edlen Steinen aus. Zwar reicht er treu dem König Den glückbegabten Arm, Doch frägt er nach ihm wenig Und bleibt mit Freuden arm. Sie mögen sich erwürgen Am Fuß um Gut und Geld, Er bleibt auf den Gebirgen Der frohe Herr der Welt. Novalis.

7. Sieben Bücher deutscher Dichtungen - S. 346

1882 - Halle : Hendel
346 lieue Zeit. Das zweite klassische Zeitalter. Wirf den Schandenbund, Geschlecht Edler Fürsten, ihm zu Füßen! Und ein Blut wird für dich fließen, Volkestreue, purpurecht. Eurer Töchter stolzen Schmuck Mußtet ihr um Schmach verkaufen. Auf den Thron der Hohenstaufen Steigen soll sein Mameluck? Auf! am Ebro nicht allein Ist ein Heldenstamm entsprossen, Auch allhier in Saragossen Weroen wir dem Tod' uns weih'n, Eh' des Weltverwüsters Reick- Wurzeln soll in deutscher Erde. Auf, zu Waffen! auf, zu Pferde! Samt Romana Karl zugleich! F. A. v. Stägemann. 4. Schwäbische Dichter. Taillefer. Normannenherzog Wilhelm sprach einmal: „Wer singet in meinem Hof und in meinem Saal? Wer singet vom Morgen bis in die späte Nacht So lieblich, daß mir das Herz im Leibe lacht? „Das ist der Taillefer, der so gerne singt Im Hofe, wenn er das Rad am Brunnen schwingt, Im Saale, wenn er das Feuer schüret und facht, Wann er abends sich legt und wann ec morgens erwacht" Der Herzog sprach: „Ich hab' einen guten Knecht, Denn Taillefer; der dienet mir fromm und recht: Er treibt mein Rad und schüret mein Feuer gut Und singet so hell: das höhet mir den Mut." Da sprach der Taillefer: „Und wär' ich frei, Biel besser wollt' ich dienen und singen dabei. Wie wollt' ich dienen dem Herzog hoch zu Pferd! Wie wollt' ich singen und klingen mit Schild und mit Schwert!" Nicht lange, so ritt der Taillefer ins Gesild Aus einem hohen Pferde mit Schwert und mit Schild. Des Herzogs Schwester schaute vom Turm ins Feld; Sie sprach: „Dort reitet, bei Gott! ein stattlicher Held." Und als er ritt vorüber an Fräuleins Turm, Da sang er bald wie ein Lüftlein, bald wie ein Sturm. Sie sprach: „Der singet, das ist eine herrliche Lust: Es zittert der Turm und es zittert mein Herz in der Brust." Der Herzog Wilhelm fuhr wohl über das Meer; Er fuhr nach Engelland mit gewaltigem Heer. Er sprang vom Schiffe; da siel er auf die Hand: „Hei," rief er, „ich fass' und ergreife dich, Engelland!" Als nun das Normannenheer zum Sturme schritt, Der edle Taillefer vor den Herzog ritt: „Manch' Jährlein hab' ich gesungen und Feuer geschürt. Manch' Jährlein gesungen und Schwert und Lanze gerührt.

8. Sieben Bücher deutscher Dichtungen - S. 352

1882 - Halle : Hendel
352 Tteuc Zeit. Das zweite klassische Zeitalter. Ein Kirchlein stehet drunten, Sankt Leonhard geweiht. Dabei ein grüner Anger: der scheint bequem zum Streit. Sie springen von den Pferden, sie ziehen stolze Reihn, Die langen Spieße starren: wohlauf! wer wagt sich drein? Schon ziehn vom Urachthale die Städter fern herbei: Man hört der Männer Jauchzen, der Herden wild Geschrei; Man sieht sie fürder schreiten, ein wohlgerüstet Heer: Wie flattern stolz die Banner! wie blitzen Schwert und Speer! Nun schließ dich fest zusammen, du ritterliche Schar! Wohl hast du nicht geahnet so dräuende Gefahr. Die übermächt'gen Rotten, sie stürmen an mit Schwall: Die Ritter stehn und starrren, wie Fels und Mauerwall. Zu Reutlingen am Zwinger, da ist ein altes Thor: Längst wob mit dichten Ranken der Epheu sich davor; — Man hatt' es schier vergessen, nun kracht's mit einmal auf Und aus dem Zwinger stürzet gedrängt ein Bürgerhaus'. Den Rittern in den Rücken fällt er mit grauser Wut; Heut' will der Städter baden im heißen Ritterblut. Wie haben da die Gerber so meisterlich gegerbt! Wie haben da die Färber so purpurrot gefärbt! Heut' nimmt man nicht gefangen: heut' geht es auf den Tod; Heut' spritzt das Blut wie Regen: der Anger blümt sich rot. Stets drängender umschlossen und wütender bestürmt, Ist rings von Bruderleichen die Ritterschar umtürmt. Das Fähnlein ist verloren, Herr Ulrich blutet stark; Die noch am Leben blieben, sind müde bis ins Mark. Da haschen sie nach Rossen und schwingen sich darauf, Sie hauen durch, sie kommen zur festen Burg hinauf. „Ach Allm!" stöhnt' einst ein Ritter: ihn traf des Mörders Stoß; „Allmächt'ger!" wollt er rufen: man hieß davon das Schloß. Herr Ulrich sinkt vom Sattel, halbtot, voll Blut und Qualm: Hätt' nicht das Schloß oen Namen, man hieß' es jetzt Achalm! Wohl kommt am andern Morgen zu Reutliugen ans Thor Manch trauervoller Knappe, der seinen Herrn verlor. Dort auf dem Rathaus liegen die Toten all' gereiht: Man führt dahin die Knechte mit sicherem Geleit. Dort liegen mehr denn sechzig, so blutig und so bleich: Nicht jeder Knapp' erkennet den toten Herrn sogleich. — Dann wird ein jeder Leichnam von treuen Dieners Hand Gewaschen und gekleidet in weißes Grabgewand. Auf Bahren und auf Wagen, getragen und geführt, Mit Eichenlaub bekränzet, wie's Helden wohl gebührt, So geht es nach dem Thore, die alte Stadt entlang. Dumpf tönet von den Türmen der Totenglocken Klang. Götz Weißenheim eröffnet den langen Leichenzug: Er war es, der im Streite des Grafen Banner trug; Er hatt' es nicht gelassen, bis er erschlagen war: Drum mag er würdig führen auch noch die tote Schar.

9. Sieben Bücher deutscher Dichtungen - S. 354

1882 - Halle : Hendel
354 Heue Zeit. Das zweite klassische Zeitalter. Er sprengt zu seinem Vater: „Heut' zahl' ich alte Schuld; Will's Gott, erwerb ich wieder die väterliche Huld. Nicht darf ich mit dir speisen auf einem Tuch, du Held; Doch darf ich mit dir schlagen aus einem blut'gen Feld." Sie steigen von den Gäulen, die Herrn vom Löwenlmnd, Sie stürzen auf die Feinde, thun sich als Löwen kund. Hei! wie der Löwe Ulrich so grimmig tobt und würgt! Er will die Schuld bezahlen: er hat sein Wort verbürgt. Wen trägt man aus dem Kampfe, dort auf den Eichenstumpf? „Gott sei mir Sünder gnädig!" — Er stöhnt's, er röchelt's dumpf. O königliche Eiche, die hat der Blitz zerspellt! O Ulrich, tapfrer Ritter, dich hat das Schwert gefällt! Da ruft der alte Recke, den nichts erschüttern kann: „Erschreckt nicht! Der gefallen, ist wie ein andrer Mann! Schlagt drein! Die Feinde fliehen!" — Er ruft's mit Donnerlaut; Wie rauscht sein Bart im Winde! hei! wie der Eber haut! Die Städter Han vernommen das seltsam list'ge Wort. „Wer flieht?" so fragen alle; schon wankt es hier und dort. Das Wort hat sie ergriffen gleich einem Zauberlied: Der Graf und seine Ritter durchbrechen Glied auf Glied. Was gleißt und glänzt da droben und zuckt wie Wetterschein? Das ist mit seinen Reitern der Wolf von Wunnenstein. Er wirft sich auf die Städter, er sprengt sich weite Bucht: Da ist der Sieg entschieden, der Feind in wilder Flucht Im Erntemond geschah es: bei Gott, ein heißer Tag! Was da der edeln Garben auf allen Feldern lag! Wie auch so mancher Schnitter die Arme sinken läßt! Wohl halten diese Ritter ein blutig Sichelfest. Noch lange traf der Bauer, der hinterm Pfluge ging, Auf ross ge Degenklinge, Speereisen, Panzerring; Und als man eine Linde zersägt und niederstreckt, Zeigt sich darin ein Harnisch und ein Geripp versteckt. Als nun die Schlacht geschlagen und Sieg geblasen war, Da reicht der alte Greiner dem Wolf die Rechte dar: „Hab' Dank, du tapfrer Degen, und reit' mit mir nach Haus, Daß wir uns gütlich pflegen nach diesem harten Strauß!" „Hei!" — spricht der Wolf mit Lachen — „gefiel euch dieser Schwank? Ich stritt aus Haß der Städte und nicht um euren Dank! Gut' Nacht und Glück zur Reise! Es steht im alten Recht." Er spricht's und jagt von dannen mit Ritter und mit Knecht. — Zu Döffingen im Dorfe, da hat der Graf die Nacht Bei seines Ulrichs Leiche, des einigen Sohn's, erbracht. Er kniet zur Bahre nieder, verhüllet sein Gesicht: Ob er vielleicht im Stillen geweint, man weiß es nicht. Des Morgens mit dem Frühsten steigt Eberhard zu Roß; Gen Stuttgart fährt er wieder mit seinem reis'gen Troß: — Da kommt des Wegs gelaufen der Zuffenhauser Hirt: „Dem Mann ist's trüb zu Mute: was der uns bringen wird?"

10. Sieben Bücher deutscher Dichtungen - S. 440

1882 - Halle : Hendel
440 lieue Zeit. Das zweite klassische Zeitalter. Die tödliche Krankheit nagt ihm das Mark; Doch ist noch immer der Talisman stark; Bald will er beleben nun Kinder und Weib, Sich selber verjüngen den welkenden Leib! Die Hoffnung verscheucht ihm die Schmerzen. An einem Morgen, da müd' er erwacht, Beschließet er fest: heut sei es vollbracht! Er schlummerte ein und schlummerte fort, Der Tod, der eilende, nahm ihm das Wort Von der bleichen, lächelnden Lippe. Die Nachbarn fanden den Alten tot, Der immer so froh war in Armut und Not, Sie schmückten den Sarg mit dem seltsamen Band, Und keiner von allen Weisen im Land Vermochte die Zeichen zu deuten. G. Pfizer. Griechischer Lseldensinn. Von Thessaliens Gebirgen bricht herein der Perser Macht, Dumpf erschallt der Völker Brausen, Rosse wiehern nach der Schlacht; Aufgegangen ist die Sonne fern im Osten blutig rot, Und der Sparter kühne Herzen träumen schon von Kampf und Tod, Zittern nicht, hinabzusteigen aus der Jugend frischem Glan; In des Hades Nacht als Schatten mit dem bleichen Lorbeerkranz. Aber kein verworrner Jubel giebt die Todesweihe kund, Und wie vormals spielt ein mildes Lächeln um der Helden Mund. Wie das Opfer schwer von Golde und bekränzt tritt zum Altar, Schmücken sie, zu sterben sicher, sorgsam sich das braune Haar. Wie zu heil'gen Göttertänzen auf der Heimat grünen Plan, Führt die Charis noch zum Sterben die geweihten Scharen an. G. Pfizer. Die Sommergeister. Sommers laufen in Mittagsglut, Ohne die Sohlen zu ritzen, Lustige Geister ohne Blut Über der Ähren Spitzen. Wenn die Erde recht dürr und heiß, Werden sie erst lebendig; Wenn der Himmel von Hitze weiß, Spielen sie fort beständig. Jedes Wölkchen die Kinder verscheucht, Daß sie sich eilig verschlupfen; Wenn ihnen würden die Füßchen feucht, Stürben sie hin am Schnupfen. Leicht gekleidet, im güldenen Hemd Glänzen die weißen Gliedchen, In silberner Sprache seltsam und fremd Singen sie köstliche Liedchen. Doch wenn die Sichel mit drohendem Schall Schwingen gebräunte Hände, Dann hat der glänzende Kinderball, Das Spiel des Sommers ein Ende. Fröstelnd in Höhlen kauern sie Sich jetzt im Herbste zusammen; Sehnend und weinend betrauern sie Des Sommers liebliche Flammen. G. Pfizer. Frühlingseinzug. Die Fenster auf, die Herzen auf! Geschwinde! geschwinde! Der alte Winter will heraus. Er trippelt ängstlich durch das Haus, Er windet bang sich in der Brust Und kramt zusammen seinen Wust, Geschwinde, geschwinde.
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