44
Geschichte des Mittelalters.
spann und freie Herberge. Auch von den gerichtlichen Geldbußen fiel
den Grafen ein Antheil zu.
8 131. Zur Unterhaltung seines Haus- und Hofhalts war ein
Theil des Krongutö als sogenanntes Tafelgut bestimmt, das in
einer großen Anzahl Höfe bestand (ein solcher Herrenhof hieß curlis,
lena dominica; ein abhängiger Hof, von freien oder leibeigenen Bauern
bewirthfchaftet, hieß man8u8, daher mansi ingenui und serviles; hoba,
Hufe, war ein vermessenes eingehägtes Gut von 40 Iucharten).
Karl war ein trefflicher Hauswirth und hielt genau Rechnung, daher
bildeten seine Höfe wahre Musterwirthschaften und übten großen Einstuß
auf die Verbesserung des Getreide-, Obst- und Weinbaus.
Karl als Pfleger höherer Bildung.
8 132. Karl war von seinem Vater zum Kriege erzogen worden,
erwarb sich aber noch im Mannesalter die Bildung seiner Zeitgenossen
und sorgte auch in dieser Hinsicht für seine Völker nach Möglichkeit.
Er hatte an seinem Hose beständig gelehrte Männer um sich (Alkuin,
Angilbert, Eginhart, Peter von Pisa, Paul Warnefried, Adelhard re.),
deren Rath und Dienst er in solchen Angelegenheiten benutzte. Er soll
den Monaten und Winden deutsche Namen gegeben und an die Ab-
fassung einer deutschen Grammatik gedacht haben; er legte auch eine
Sammlung alter Heldenlieder an, die leider bald vernichtet wurde.
8 133. Die Kirche unterstützte er eifrig. Er wohnte den meisten
Synoden bei und veranlaßte manche gute Anordnung; er stiftete Bis-
thümer, Klöster und Pfarreien und wies denselben das nothwendige Ein-
kommen an, das in jener Zeit nur in den Abgaben von Dörfern,
Höfen und Gütern bestehen konnte. Für die Bisthümer suchte er den
Zehnten allgemein einzuführen, konnte aber nicht überall durchdringen.
Auf seinen Gütern gründete Karl Schulen für die Söhne seiner Dienst-
leute und beförderte die Kloster-, Dom- und Pfarrschulen; er ließ aus
Italien Sänger zum Unterrichte seiner Franken kommen, erbaute Kirchen,
z. B. in Aachen, wo er am liebsten refidierte, und es war nicht seine
Schuld, daß die nordischen Völker in Kunst und Wissenschaft den Ita-
lienern und Griechen nicht frühzeitig gleich kamen.
Karls Tod den 28. Januar 814 n. Ehr.
8 134. Karl wurde noch bei Lebzeiten von allen Völkern als der
größte Mann seiner Zeit anerkannt; ihm war keine seiner großen Un-
ternehmungen mißglückt, seine Macht hatte beständig zugenommen, aber
am Ziele seines Lebens angekommen sah er sein Haus fast verödet.
Von seinen Söhnen waren Karl und Pipin früh gestorben und nur
Ludwig übrig (geb. 778), dem er im November 813 die Krone über-
gab und dadurch zu seinem Nachfolger einsetzte; er selbst starb 28. Ja-
nuar 814 zu Aachen, in dessen Dom er begraben liegt.
Kaiser Ludwig I. der Fromme (814—840 n. Ehr.).
8 135. Ludwig war wohlunterrichtet, andächtig und mild, aber
er besaß weder die Kraft noch den Scharfblick seines Vaters und war
darum nicht im Stande, dessen Reich zu regieren. Gleich anfangs gab
er zahlreichen Stiften Abgabenfreiheit und entband ihre Lehenöleute von
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Extrahierte Personennamen: Karl Hauswirth Karl Karl Karl Karl Peter_von_Pisa Paul_Warnefried Karl Karl Karls Karl Karl Karl Ludwig Ludwig Ludwig_I. Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Italien Aachen Karls Aachen
Die Dänen in England.
53
daher zwang er den furchtbarsten Wikinger Hastings (Haddin) nach
harten Kämpfen zu Land und See England zu verlassen und sein Glück 893—897.
anderswo zu suchen.
§ 163. Wie Karl der Große war Alfred nicht nur Krieger und Alfreds
Staatswirth, sondern auch Gesetzgeber und Förderer höherer Staatsre-
Bildung. Er stellte die altgermavische Eintheilung in Gaue (Shires),
Hunderte und Zehnten wieder her, und während die Adeligen (die
Thane und Carle) die höchsten Aemter begleiteten und den Reichstag
(Witenagemot) bildeten, gab er den gemeinen Freien (Keorlen) in den
Gauen und Hunderten die alte Gerichtsverfassung zurück; er machte
auch die Bewohner eines Bezirks für die in seinem Umfange begange-
nen Verbrechen verantwortlich und dadurch wachsam. Er stellte die
zerstörten Kirchen und Klöster wieder her, beschäftigte sich mit den da-
mals betriebenen Wissenschaften, sammelte alte Heldenlieder, dichtete
selbst, übersetzte des Bosthius Schrift über den Trost der Philosophie,
die Weltgeschichte des Orosius, des ehrwürdigen Beda Kirchengeschichte
vop England, das Hirtenbuch Papst Gregors I., die Psalmen rc. in das
Angelsächsische, beschrieb die Fahrten, welche englische Seemänner auf
seinen Befehl nach Archangel und Danzig unternahmen und verlangte
von den Edlen, daß sie ihren Söhnen eine ihrer Stellung angemessene
Bildung geben ließen. Er starb 901.
England von einer dänischen Dynastie beherrscht (1013—1043).
§ 164. Ueber ein halbes Jahrhundert regierten Alfreds Nachfolger
nach seinem Beispiele, daher blieben sie auch Sieger in ihren Kämpfen
mit Normannen, rebellischen Briten, Dänen, mit den Schotten (um
850 war das Königreich der Pikten mit dem der Schotten vereinigt
worden) und den Walisern. Aber König Ethelred Ii. war des Ethelred h.
Thrones in jeder Beziehung unwürdig; er erkaufte von dänischen und
norwegischen Seekönigen den Frieden und ließ dennoch am 13. Novem-
der 1002 die in England längst angesessenen Dänen meuchlerisch
überfallen. Mehrere tausend wurden umgebracht, die in Ostanglien
und Northhumberland setzten sich aber zur Wehre und riefen den
König Sueno (den Glücklichen) zu Hilfe, welcher Ethelred zur Flucht
in die Normandie, zu seinem Schwager, dem Herzoge Richard Ii.
nöthigte. 1013.
§ 165. Sueno starb zwar schon 1014, sein Sohn Kanut gewann Kanut der
jedoch 1017 die Oberhand, und da er auch Dänemark erbte und Norwe- Große,
gen eroberte, da ferner Irland und Schottland seine Oberherrlichkeit an-
erkannten, so war dieser nordische König einer der mächtigsten Herrscher
seiner Zeit, daher er sich auch „Kaiser" nennen wollte. Seine Herr-
schaft durch Krieg und Meuchelmord zu sichern hatte er nicht verschmäht;
nachdem es ihm aber gelungen war, waltete er gerecht, weise, kräftig
und unparteiisch über seine Völker und verschaffte dem Christeuthum den
vollständigen Sieg über Odins Religion im europäischen Norden und
auf Island; unter ihm hörten auch die Fahrten der Wikinger auf.
Seine Dynastie starb in England mit seinem Sohne Hardikuut
schon 1043 aus und die angelsächsische gelangte noch einmal auf den
Thron, erlosch aber 1066, worauf die Großen den Grafen Harald,
von dänischer Abkunft, zum Könige wählten.
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Extrahierte Personennamen: Hastings Karl_der_Große Karl Alfred Alfreds
Staatswirth Carle Beda_Kirchengeschichte Gregors_I. Gregors_I. Sueno Kanut Harald
Extrahierte Ortsnamen: England England England Danzig England Ostanglien Irland Schottland Christeuthum Odins Island England
58
Geschichte des Mittelalters.
verwittweten Schwiegertochter Hugos (dessen Sohn Lothar starb plötz-
850. lich), Adelheid, vermählen wollte und als sie widersprach, in Gefan-
genschaft hielt. Insgeheim bot sie dem deutschen König Otto ihre Hand
851. an, der auch nach Oberitalien zog, Adelheid heirathete und den Titel
eines Königs der Longobarden annahm. Im folgenden Jahre gab er
jedoch Oberitalien Berengarn als deutsches Lehen zurück.
Die Ungarnschlacht auf dem Lechfelde (10. Aug. 955).
§ 179. Ottos Sohn Ludolf sowie sein Schwiegersohn Konrad
von Franken fanden sich gekränkt und gingen in ihrer Feindseligkeit
so weit, daß sie die Ungarn herbeiriefen, die durch Mitteldeutschland
bis über den Rhein streiften. Ludolf jedoch wagte in der Nähe von
Ulm den Kampf gegen seinen Vater nicht, sondern ließ sich mit dem-
selben versöhnen, wobei er aber sein Herzogthum verlor. Im folgenden
Jahre unterwarf sich auch Konrad; Otto theilte jetzt Lothringen in
Ober- und Niederlothringen und verlieh das eine dem Grafen
Friedrich von Bar, das andere seinem Bruder, dem trefflichen
951. Erzbischof Bruno von Köln.
Das folgende Jahr fielen die Ungarn mit größerer Macht als je
in Deutschland ein und stürmten verwüstend durch Bayern bis Augs-
burg vor, das sie belagerten, als Otto mit dem Reichsheere heranzog
und sic in einer gefährlichen blutigen Schlacht vollständig besiegte. Von
dieser Zeit blieb Deutschland von ihren Einfällen frei; auch kam ein
Theil der Ostmark (Ostirichi heißt sie in einer Urkunde von 996) wie-
der zum deutschen Reiche, nämlich das Land von der Enns bis zur
Erlaf, in welchem sich bayerische und schwäbische Kolonisten ansiedelten;
noch blieb aber Melk an der Donau eine Hauptfeste der Ungarn.
Otto römischer Kaiser (2. Februar 962).
§ 180. Nach Ottos Heimkehr aus Italien spielte Berengar
den Meister und bald riefen unaufhörliche Klagen, besonders von Sei-
ten der Bischöfe, den deutschen König nach Italien. Berengar wagte
keine Schlacht, hielt sich aber in einigen Festungen. Otto zog nach
Rom und ließ sich 962 zum Kaiser krönen. Seitdem behaupteten die
deutschen Könige die kaiserliche Krone, daher später auch Deutschland
. . das heilig e römische Reich genannt wurde (bis zur Niederlegung
schreichs der Kaiserkrone durch Franz Ii. — 6. August 1806).
Doch brachte die Kaiserkrone schon ihrem ersten Träger schwere
Kämpfe und Verlegenheiten; denn Berengar wurde zwar zur Ergebung
961. genöthigt und starb bald in einem deutschen Gefängnisse, aber in Rom
selbst erhoben sich gegen den Kaiser und den von ihm beschützten Papst
Aufstände, die von Otto mit eiserner Strenge unterdrückt wurden.
Er dachte an die Unterwerfung von ganz Italien und knüpfte
mit dem griechischen Kaiser Nikephorus Unterhandlungen an, um
durch eine Heirath seines Sohnes Otto mit einer griechischen Prinzessin
die griechischen Besitzungen in Untcritalien zu erwerben. Allein dieses
führte nur zu einem Kriege zwischen den beiden Kaisern; doch kam nach
972. der Ermordung des Nikephorus wenigstens die Vermählung des jungen
Otto mit der griechischen Prinzessin Theophano (Tochter Roma-
nuö Ii.) zu Stande.
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Extrahierte Personennamen: Hugos Lothar Adelheid Otto Ottos Ludolf Konrad
von_Franken Konrad Ludolf Konrad;_Otto Konrad Otto Friedrich_von_Bar Friedrich Bruno_von_Köln Otto Otto Ottos Berengar Otto Franz_Ii Franz August Otto Nikephorus Otto Otto
Extrahierte Ortsnamen: Oberitalien Oberitalien Ottos Rhein Ulm Lothringen Niederlothringen Ungarn Deutschland Deutschland Donau Ungarn Ottos Italien Italien Rom Deutschland Rom Italien
Deutschland ein Wahlreich.
59
Otto I. an den dänischen und slavischen Gränzen.
§ 181. Otto züchtigte die Dänen härter als sein Vater (wahr-
scheinlich 947); er vertrieb den König Harald aus Schleswig und
verfolgte ihn durch Jütland bis au den Lymsiord. Harald selbst wurde
Christ, Otto aber gründete die drei Bisthümer Schleswig, Ripen,
und Aarhuus, die dem Erzbisthum Bremen untergeordnet wurden.
Gegen die überelbischen Slaven gewann Otto entscheidende
Erfolge. Er zwang die mächtigen Herzoge von Böhmen und Po-
len zur Anerkennung der deutschen Oberhoheit und knüpfte Böhmen
für immer an Deutschland, wodurch er auch das Christenthum in diesen
Ländern sicherte. In dem eroberten Gebiete an der Elbe, Havel und
Spree gründete er die Bisthümer Merseburg, Brandenburg,
Havelberg, Meißen und Zeitz, welche dem Erzstifte Magde-
burg untergeordnet wurden. (Mark Ostsachsen, die heutige Lausitz.)
Gito li. (973-983).
§ 182. Otto I. starb 973, nachdem er seinen Sohn Otto Ii.
schon früher als deutschen König hatte erklären und als römischen
Kaiser durch den Papst krönen lassen. Der junge Herrscher hatte mit
den gleichen Schwierigkeiten wie sein Vater zu kämpfen; Herzog
Heinrich (der Zänker) von Bayern wollte ihm die Krone streitig
machen und-der französische Karolinger Lothar fiel plötzlich in Lothrin-
gen ein, räumte es jedoch bald wieder. Otto Ii. unternahm einen
Rachezug bis Paris, wurde später an der Aisne und Maas zwar ge-
schlagen, behauptete aber dessenungeachtet Lothringen.
Auch gegen die Dänen und Slaven dauerte ein verheerender
Krieg mit kurzen Unterbrechungen fort, und Italien war ärger zer-
rüttet als jemals. Otto Ii. stellte die Ordnung einigermaßen wieder
her und zog hierauf nach Unteritalien, das er als Mitgift seiner
Gemahlin Theophano in Anspruch nahm. Die Griechen riefen aber
die sicilianischen Araber zu Hilfe und Otto verlor mit seinem Ge-
folge das Treffen bei Basantello oder Squillare; er selbst wartrcffenbci
schon gefangen und rettete sich wie durch ein Wunder, starb jedoch schon ®a™n2tcltp
983 in Rom, erst 29 Jahre alt.
Um 975 hatte Otto dem Babenberger Leopold die Ostmark ver-
liehen, der dieselbe durch einen glücklichen Krieg gegen die Ungarn bis
an die Thaya und den Kahlenberg erweiterte.
Dito Ili. (983-1002).
§ 183. Ottos dreijähriger Sohn Otto Iii. regierte bis zu seiner
Mündigkeit unter der Vormundschaft seiner Großmutter Adelheid,
seiner Mutter Theophano und des trefflichen Mainzer Erzbischofs
Willegis, und behauptete seine Krone gegen die Anfechtung verwand-
ter und nicht verwandter Großen. Auch unter ihm störten Dänen und
Slaven den Frieden des Reichs, während das Unwesen in Italien und
Rom alle Schranken durchbrach. Otto zog in seinem 16. Jahre nach Rom
und ließ sich zum Kaiser krönen, kam aber das nächste Jahr nochmals, 996.
weil Rom abermals in die Gewalt des Krescentius, eines kühnen
Parteihauptes, gefallen war. Otto Iii. strafte furchtbar, konnte aber den
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Extrahierte Personennamen: Otto_I. Otto Harald Harald Otto Otto Otto_I. Otto Heinrich Heinrich Lothar Otto Otto Otto Basantello Otto Leopold Leopold Ottos Otto Adelheid Otto Otto
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Schleswig Schleswig Deutschland Brandenburg Havelberg Zeitz Lothrin- Paris Lothringen Italien Unteritalien Rom Ostmark Ungarn Kahlenberg Ili Ottos Italien Rom Rom Rom
Das Mittelalter geht zu Ende.
113
stützten, geriethen darüber in Streit, in welchem die ersten vollständig
obsiegten; denn der von ihnen erwählte Regent Georg Podiebrad Georg Po-
behauptete sich bis zu des Ladislaus Tod (1457), wurde dann zum ^kbrad.
Könige erwählt und regierte mit Klugheit und Kraft bis zu seinem
Tode (1471). Ungarn, das von den Türken bedroht wurde, übertrug
während der Minderjährigkeit des Thronfolgers Ladislaus die Krone
dem König Ladislaus Vi. von Polen, der 1444 bei Warna gegen Johannes
die Türken siel, woraus der Held Johannes Hunyad als Statthal- Hunyad.
ter Ungarn bis zu seinem Tode gegen die Türken vertheidigte. 1456.
§ 339. König Ladislaus von Böhmen und Ungarn starb 1457; von
seinem Erbe siel das Herzogthum Oesterreich au Friedrich Iii. und
dessen Bruder Albrecht, die Böhmen wählten den Regenten Podiebrad
zum Könige, die Ungarn Hunyads Sohn Mathias Korvinus (1458
bis 1490). Dieser schlug die Türken mehrmals zurück, richtete aber seine
Waffen nicht vorzugsweise gegen diese Barbaren, sondern entriß dem Nach-
folger Podiebrads Mähren, Schlesien und die Lausitz, dem Kaiser
Unterösterreich mit Wien, wo er 1490 an einem Schlagflusse starb.
Auf diese Weise kam Friedrich Iii. wieder zu seinem Herzogthum
und beerbte auch seinen Bruder Albrecht; 1456 hatte er die erledigte
Grafschaft Cilly eingezogen und als Herzog Sigismund 1490 Friedrichs
Sohne Maximilian Tyrol übertrug, sah der alte Kaiser das ganze
habsburgische Erbe wieder vereinigt, aber seit 1480 auch
die verwüstenden Streifzüge der Türken nach Kärnthen und Steyermark.
Die osmanischen Türken. Eroberung Konstantinopels
(29. Mai 1451).
8 340. Die türkischen Fürstentümer in Vorderasten warfen das
mongolische Joch frühe ab, worauf sich unter ihnen die Dynastie der
Osmanen rasch zur herrschenden erhob. Osman, der Sohn Er-
to^ruls, kam 1296 an die Spitze der von ihm benannten Horde und
gründete seine Herrschaft am trojanischen Olymp. Sein Sohn Orchan Reg. 1326
eroberte Brusa, Nikäa und Ni komedia und nahm den Titel Pa- bis 1359.
dischah an (Herr des Thrones). Er errichtete ein stehendes Fußvolk,
die Janitscharen (Jenitscheri, d. h. junge Leute), und die Reiterei
der Späh i. Ein Spahi, der im Dienste des Sultans einen glücklichen Die Späht.
Feldzug gemacht hatte, erhielt von diesem ein Lehen (Timar), das ihn
zum Auszuge auf das Gebot des Sultans verpflichtete; das Lehen war
aber nicht erblich, sondern die Spahisöhne mußten sich durch Kriegsdienst
erst Lehen erwerben, daher waren alle voll Kriegslust. Orchans Sohn
So lim an setzte 1356 über den Hellespont und eroberte Gallipoli;
Murad I. bemächtigte sich Adrianopels (1361), wo er seine Re-Reg. 1359
stdenz aufschlug, sowie Thessalonikas (1386) und umspannte da- bis 1389.
durch das byzantinische Reich, auch unterwarf er sich die kleinen türki-
schen Reiche in Vorderasieu.
§ 341. Er vollendete die Organisation der Janitscha-Die Janit-
ren, die er vorzugsweise aus kräftigen Christenknaben heranzog; sparen,
dieselben wurden entweder in Kriegszügen erbeutet, oder aus den unter-
worfenen Christenfamilien von Zeit zu Zeit (wie etwa der Zehnten)
ausgehoben und auf Kosten des Sultans zum Christenhasse und Waffen-
dienste nach spartanischer Weise erzogen. Dieses Fußvolk, welches an die
Bumüller, Wkltg. Ii. o
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Extrahierte Personennamen: Georg_Podiebrad_Georg_Po- Ladislaus Ladislaus Ladislaus Ladislaus Johannes_Hunyad Ladislaus Friedrich_Iii Friedrich Albrecht Albrecht Mathias_Korvinus Friedrich_Iii Friedrich Albrecht Sigismund_1490_Friedrichs Friedrichs Maximilian_Tyrol Maximilian Brusa
Zweites Buch.
Geschichte des Mittelalters
Einleitung.
§ 1. Mit der Absetzung des Romulus Augustulus durch Odoaker
oder mit dem völligen Verschwinden des kaiserlichen Schattens im
Abendlande wird gewöhnlich die Geschichte der alten Zeit geschloßen,
denn obwohl die Völkerwanderung noch länger fortdauerte, so war doch
die Zertrümmerung des römischen Weltreiches vollendet. Dieses hatte
die alten Völker Italiens, Galliens, Spaniens, Britanniens, Helvetiens
sowie der Lander zwischen Alpen und Donau, in ein einziges Volk, das
römische, aufgelöst, das zuletzt alterschwach und erschöpft unter dem
Drucke des kaiserlichen Despotismus dahin siechte, bis die Germanen Wcltge-
die ihnen von der Vorsehung angewiesene Aufgabe — Europa zu Atmung
verjüngen — erfüllten. Dies thaten sie, indem sie durch die Ver-des Germa-
mischung mit der römischen Bevölkerung neue Nationen, die romani- nenthums.
schen, in das Leben riefen, oder ihren germanischen Nationalcharakter
bewahrend durch die Aufnahme der christlich-römischen Bildung aus der
Barbarei sich erhoben. Die zweite Epoche der Weltgeschichte, das Mittel-
alter, ist demnach vorzugsweise das Werk der Germanen, die sich deß-
wegen als ebenbürtiges Volk an die Griechen und Römer anreihen.
Erstes ñapitci.
Die Germanen.
Das Land der Germanen.
8 2. Die germanischen Stämme, welche auf dem linken Rheinufer Das römi-
von dem Zusammenflüsse des Rheins und der Maas (Älosa) bis an die fd>c ®emct*
Mosel (Mosella) und von der Mosel bis in das obere Elsaß wohnten, afcn'
wurden schon von Cäsar bezwungen und dieses Gebiet später alö die
Bumüllcr, Wcltg. Ii. 4
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Extrahierte Personennamen: Cäsar
Extrahierte Ortsnamen: Italiens Galliens Spaniens Britanniens Donau Europa Rheins
2
Geschichte des Mittelalters.
Das Zehent
land.
Provinzen Germania I oder superior und Germania Ii oder inferior (erstes
22/® ^ °bet zweites oder unteres Germanien) bezeichnet. Das eigent-
°nien!^^ Germanien nannten die Römer G. magna oder barbara, nämlich
bag weite 4!and vom Rheine bis zur Weichsel (Vistula), von der Donau
bis zu den Inseln des nördlichen Occans (die skandinavischen Länder
wurden sämmtlich für Inseln gehalten). Seit den Feldzügen des Ti-
berius und Drusus behaupteten die Römer den linken Ufersaum des
Unter- und Mittelrheins, ferner das Gebiet der Mattiaken zwischen, dem
unteren Maine und der Lahn. Da gleichzeitig das Land zwischen den
Alpen und der Donau römisch wurde, so bildete das Gebiet an der
vbern Donau, am Oberrhein und Neckar einen vorspringenden Winkel;
deßhalb räumten es die Germanen als unhaltbar (Th. I. S. 179),
worauf Gallier dasselbe besetzten, denen die Römer folgten, welche es
ihrem Reiche einverleibten (Agri Decumates, wahrscheinlich weil die
Ansiedler den Zehnten entrichteten). Sie deckten dieses militärisch
wichtige Vorland durch eine Schanzenlinie, welche von der Donau
(6 Stunden oberhalb Regensburg) in nordwestlicher Richtung über
Iaxt, Kocher, Odenwald, Main, Taunus und Lahn bis an den Rhein
in der Gegend von Neuwied hinzog, und zuerst limes rhaeticus, so weit
sie das untere Nhätien deckte, dann limes transrbenanus hieß. Die be-
^Städte^" deutendsten römischen Plätze am Rheine waren: Castra vetera
(Xanten), Colonia Agrippinensis (Köln), Moguntiacum
(Mainz), Argentoratum (Straßburg), Augusta Rauracorum
(Augst, unweit Basel); zwischen dem Rhein und dem Iime8: Aquae
Mattiacae (Wiesbaden), Civitas Ulpia (Ladenburg), Aurelia
Aquensis (Baden-Baden), Samulocennae (bei Rottenburg am
Neckar). In den beiden Rhätien: Reginnm (Regensburg), Augu-
sta Vindelicorum (Augsburg), Cambodunum (Kempten), Bri-
gantium (Bregenz), Veldidena (Wilten bei Innsbruck), Guria
(Chur); in Noricum: Laureacum, wo die obere Donauflotte statio-
niert war (Lorch, am Einstuß der Enns in die Donau), Ovilabis
(Wels), luvavia (Salzburg), Virunurn (Völkermarkt), Noreja,
Poetavium (Pettau), Celeja (Cilli); Vindobona (Wien) gehörte
schon zu Pannonien.
§ 3. Das freie Germanien schildern die Römer als ein mit Ge-
birgen, Wäldern und Sümpfen bedecktes, kaltes Land, ohne Reben und
zahmes Obst, nicht fruchtbar an Getreide, jedoch reich an guten Weiden.
Gebirge. Den Gebirgszug von den Donauquellen bis zu den Karpathen nannten
sie den hercynischen Wald; später unterschieden sie: 8ilva Gabreta
(Böhmerwald), Sudeta (Thüringer- und Frankenwald), Asciburgi-
cus oder Vandalicus mons (Riesengebirge), silva Bacenis (an
der Fulda, später Buebonia), silva Teutoburgensis (zwischen Ems,
Lippe, Weser), Taunus (zwischen Main und Lahn), Abnoba mons
und silva Marciana (Schwarzwald), Alba (rauhe Alb).
Von den Flüssen nennen sie den Rhenus mit Nie er, Moenus,
Laugona, Liga, Rura, Luppia (Rhein mit Neckar, Main,
Lahn, Sieg, Ruhr, Lippe), Amisia (Ems), Yisurgis (Weser),
Albis mit Salas (Saale), Viadus (Oder), Vistula (Weich-
sel) , bett Danubius, im untern Laufe Ist er genannt, mit Oenus,
Nablis, Regan um, Marus (Donau mit Inn, Nab, Regen, March).
Flüsse.
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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Der Islam.
31
bis in die Urzeit zurückführt. Laut denselben stammen die nördlichen
Stämme von Jsmael, dem Sohne Abrahams, die südlichen von Jok-
tan ab (womit auch die alttestamentliche Erzählung übereinstimmt),
sind also Semiten. Si^ verehrten Sonne, Mond und Sterne (Sa-
bäismus) sowie verschiedene örtliche Gottheiten. Ein nationales Heilig-
thum war schon in alter Zeit die Kaaba, ein würfelförmig gebauter
kleiner Tempel zu Mekka, in welchem der sogenannte schwarze
Stein ausbewahrt wird, der vom Himmel gefallen sein soll (ein Me-
teorstein). Frühe fand auch das Judenthum Eingang und es gab
ganze jüdische Stämme, welche gegen das Christenthum, das gleichfalls
zahlreiche Bekenner, besonders in den Städten fand, große Feindseligkeit
zeigten. Im sechsten Jahrhundert n. Ehr. war die Blüte Petras und
Sabas längst vorbei (der Fall Babylons und Tyrus hatte sie ge-
brochen), die ganze Halbinsel der Schauplatz des einförmigen Treibens
der nomadischen Stämme und ihrer zahllosen Fehden.
Mohammed, Hedschra 16. Juli 622 n. Chr. (mohammedanische Äera).
§ 87. Im Jahr 569 oder 571 wurde Mohammed (d. h. der
Berühmte, Preiswürdige) zu Mekka geboren; er gehörte der Familie
Haschern aus dem edlen Stamme Koreisch an, welcher in gerader
Linie von Abraham und Jsmael abstammen wollte und das Ehrenrecht
genoß, das Heiligthum der Kaaba zu überwachen und für die ankom-
menden Pilger zu sorgen. Seinen Vater Abdallah verlor er ganz
frühe und wurde von seinem Großvater und seinen Oheimen erzogen;
später machte er mehrere Handelsreisen mit seinen Verwandten, zuletzt
im Dienste der reichen Wittwe Chadidscha, die er in seinem
25. Jahre heirathete. Auf seinen Reisen nach Damaskus und Jerusalem,
im Umgänge mit Christen und Juden gewann er eine zwar nur oberfläch-
liche Kenntniß der mosaischen und christlichen Religion, verfiel aber
allmälig der Schwärmerei in einem solchen Grade, daß er sich als das
von Gott erwählte Werkzeug ansah, um der Welt die wahre Religion
mitzutheilen. Bald glaubten die meisten seiner Verwandten an seine
Sendung, doch sand er bei dem Volke Mekkas wenig Anhang, bei
seinen Stammgenoffen, den Koreischiten, sogar erbitterte Feindschaft.
§ 88. Diese nöthigten ihn zur Flucht nach Medina, woi6.Iuli622
sein Anhang die Oberhand hatte; von hier aus bekriegte er Mekka n. Chr.
und bemächtigte sich desselben 630 nach dem Treffen bei Beder. 630.
Seitdem verkündete er seine Lehre (den Islam, d. h. Hingebung) mit
großem Erfolge und erlebte es noch, daß alle arabischen Stämme dersel-
den zusielen, denn sie entsprach der schwärmerischen Phantasie der Araber,
ihren Leidenschaften und ihrem kriegerischen Feuer, daher sie auch heut-
zutage noch bei rohen kriegerischen Völkern, keineswegs aber bei gebildeten,
Anhang findet. Ihre Hauptsätze sind: es ist nur ein Gott und Mo-
hammed ist sein Prophet, der das Werk Mosis und Jesu vollendet
und wieder herstellt, denn Juden und Christen haben die reine Lehre
verdorben. Der Islam soll allen Völkern verkündet werden; wider-
stehen sie demselben, so sollen sie von den wahren Gläubigen mit der
Schärfe des Schwertes vertilgt oder zu Knechten gemacht werden.
Fünfmal des Tages sollen die Gläubigen die Hände waschen und beten,
sollen öfters fasten und Almosen geben, sich des Weines und Schweine-
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Extrahierte Personennamen: Abrahams Petras Mohammed Mohammed Abraham Abdallah
70
Geschichte des Mittelalters.
Alexius schnell nach Asien überschiffte; sie wurden bald von den
Seldschukken überfallen und bis auf einen kleinen Rest (dabei Peter)
m'edergehauen.
Auf demselben Wege folgte im Sommer 1096 das eigentliche
Gottfried Kreuzheer unter Anführung des Herzogs Gottfried von Nieder-
vonbouillon. lot^xs^oen; ein Theil, die Südländer, kamen zu Schiffe nach Dal-
matien und zogen von dort auf dem Landwege nach Konstantinopel.
Mit Kaiser Alexius schloßen sie einen Vertrag, kraft dessen sie die er-
oberten Länder, die früher zum römischen Reiche gehört hatten, von ihm
als Lehen empfangen sollten.
§ 208. Auf dem weiten Wege vom Bosporus bis Jerusalem
Eroberung schlugen sie die Seldschukken, eroberten Ni käa, trafen zu ihrer Freude
Tarsus^An- "" Taurus armenische Christen, welche sich unabhängig erhalten hatten,
liochicn und gründeten unter Gottfrieds Bruder Balduin die Grafschaft
Jerusalem Edessa, eroberten Tarsus und nach unsäglichen Entbehrungen und
1 .Zu dv. ^^^oungen und neunmonatlicher Belagerung Antiochia, schlugen
ein türkisches Heer und überließen Antiochia als Fürstenthum dem
Normannen Boemund. Nach furchtbaren Leiden kam das erschöpfte
christliche Heer, kaum noch 40,000 Streiter zählend (7. Juni) vor Je-
rusalem an. Ein erster Sturm mißlang und erst, als sie hölzerne
Thürme an die Mauern gebracht hatten, siel Jerusalem (15. Juli 1099,
Nachmittags 3 Uhr) nach langem blutigen Kampfe in die Gewalt der
stürmenden Kreuzfahrer, welche in ihrer Wuth die ganze mohammeda-
nische Bevölkerung vertilgten.
Das König- § 209. Zum König von Jerusalem wählten sie den Herzog
Gottfried, der bald darauf ein großes ägyptisches Heer bei A s-
kalon besiegte, aber schon im Jahr 1100 starb, worauf sein Bruder
Balduini. Balduin König wurde, welcher dafür Edessa an seinen Vetter Balduin
r^lioobis von Bourges abtrat. Balduin I. war im Ganzen glücklich in den -
unaufhörlichen Kämpfen gegen die Moslemin. Zwar fanden ^rei neue
Kreuzheere, welche nach einander den Landweg durch Kleinasien nahmen,
durch Entbehrungen und die Waffen der Seldschukken den Untergang,
darunter auch ein deutsches, kleinere Abtheilungen bewaffneter Pilger
langten aber fortwährend in Palästina an, seitdem Venedig, Pisa
und Genua einen regelmäßigen Verkehr zur See mit den syrischen
Hafeuplätzen unterhielten.
Kaiser Lothar Ii. der Sachse (1125—1137).
§ 210. Nach dem Tode Heinrichs V. erwählten die Fürsten den
Herzog Lothar von Sachsen und übergingen den nächsten Ver-
wandten des verstorbenen Kaisers, den schwäbischen Herzog Friedrich
den Hohenstaufen. Von diesem und seinem Bruder Konrad
verlangte Lothar die Herausgabe der Reichsleheu, welche sie von
Heinrich V. empfangen hatten, und ihre Weigerung führte zu einem
zehnjährigen verheerenden Kriege, der durch einen Vergleich beendigt
wurde, welcher Lotharn die Ehre, den Hohenstaufen dagegen die stritti-
gen Güter ließ. Gleichzeitig rief Lothar einen allgemeinen Land-
frieden auf zehn Jahre aus, wofür ihm das Volk freudig dankte.
Bei einer strittigen Papstwahl unterstützte Lothar Innocenz Ii. gegen
den Gegenpapst Anaklet, welchen Robert Guiskards Großneffe Roger
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Extrahierte Personennamen: Alexius Peter) Gottfried_Kreuzheer Gottfried_von_Nieder- Alexius Gottfrieds_Bruder_Balduin Gottfried Balduini Balduin Balduin Lothar_Ii Heinrichs_V. Heinrichs_V. Lothar_von_Sachsen Friedrich Friedrich Konrad Konrad Lothar Heinrich_V. Heinrich_V. Lothar Lothar_Innocenz_Ii Innocenz
Die Reformation in Deutschland.
21
Bauernaufstand verschuldet, den er nur mit Hilfe der Ritterschaft und
der Städte bewältigen konnte, wofür er den Ständen Rechte zugesteheu
mußte (Tübinger Vertrag oder „das alte Recht" 1514), welche
die fürstliche Macht außerordentlich beschränkten. Bald darauf ärgerte
er die deutschen Fürsten durch die Streitigkeiten mit seiner Gemahlin
Sabina, einer bayerischen Prinzessin, den deutschen Adel aber durch die
Ermordung des Ritters Hans von Hutten, welchen er der Buhl-
schaft mit der Herzogin beschuldigte, 1519 endlich bekriegte er die
Reichsstadt Reutlingen, weil Bürger derselben in einem Streite
einen Burgvogt erschlagen hatten, zwang sie zur Uebergabe und machte
sie zur württembergischen Landstadt. Als er keiner Mahnung des
schwäbischen Bundes Folge gab, sondern auf 12,000 schweizerische
Söldner pochte, schritt dieser zu bewaffneter Erecution, die Schweizer
verließen ihn, und da sich für ihn kein Arm erhob, so mußte er aus dem
Lande fliehen, der schwäbische Bund aber überließ Württemberg
gegen die Bezahlung der Kriegskosten dem König Ferdinand, ohne
auf die Kinder des Herzogs Rücksicht zu nehmen. Ulrich versuchte
während des Bauernkrieges vergeblich das Landvolk für sich zu gewin-
nen, er mußte abermals fliehen.
§ 53. Endlich nahm sich Landgraf Philipp seiner an, warb mit
französischem Gelde ein Heer, schlug bei Laufen am Neckar den 1531.
österreichischen Statthalter in Württemberg, worauf König Ferdinand,
der für die Behauptung Württembergs weder zureichende Mittel noch
Bundesgenossen hatte, in dem Vertrage von Kadan seine Ansprüche
aufgab. Ulrich reformierte, wie er natürlich dem Landgrafen zugesagt
hatte, das Herzogthum und die Universität Tübingen, und als der h^"ndna>
Markgraf von Baden-Durlach seinem Beispiele folgte, war die den-Durlach
Reformation im südwestlichen Deutschland gesichert. protestantisch.
§ 54. Durch beide Fürsten erhielt der Bund von Schmal-
kalden, dem die wichtigsten Reichsstädte im Südwesten Deutschlands
bereits angehörten, eine wesentliche Verstärkung, daher schloßen die
Herzoge von Bayern, die Erzbischöfe von Mainz und Salzburg, Kathousi^e
der Herzog Georg von Sachsen (Meißen) und Heinrich von Braun- °
schweig - Wolfenbüttel ein katholisches Gegenbündniß, der Kaiser
verhinderte aber den Ausbruch des einheimischen Krieges und gewährte
auch den nach dem Nürnberger Frieden übergetretenen Ständen 1532.
die Vortheile desselben. Balv darauf starb Georg von Sachsen, 1539.
worauf sein Bruder Heinrich das Land reformierte; dasselbe geschah
in Brandenburg nach dem Tode des Kurfürsten Joachim I.; auch Sachsen,
die Bischöfe von Lübeck, Kamin und Schwerin (ein funger Prinz Brandenburg
von Mecklenburg) traten über, der Erzbischof von Mainz mußte die ^sthüme"
Reformation in Magdeburg und Halberstadt gewähren lassen, protestantisch.
Hamburg und Bremen hatten schon früher Luthers Lehre angenom-
men, so daß fast ganz Norddeutschland ihr angehörte. Der
katholische Herzog Heinrich von Braunschweig - Wolfenbüttel
gerieth mit den schmalkaldischen Fürsten, besonders mit Johann Frie-
drich von Sachsen in heftigen Streit, woraus ein Krieg ent- Braun-
stand, in welchem Heinrich besiegt (1542) und zuletzt (1545) gefangen schweig pro-
wurde, worauf auch er sein Land reformieren lassen mußte. testanusch.
§ 55. Der Erzbischof Hermann von Köln wurde von der Re-
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
Extrahierte Personennamen: Sabina Hans_von_Hutten Ferdinand Philipp Philipp Ferdinand Georg_von_Sachsen Heinrich_von_Braun-_° Heinrich Georg_von_Sachsen Heinrich Heinrich Heinrich_von_Braunschweig Heinrich Johann_Frie- Johann Heinrich Heinrich Hermann_von_Köln
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Württemberg Kadan Deutschland Deutschlands Bayern Mainz Salzburg Brandenburg Sachsen Schwerin Mainz Magdeburg Halberstadt Hamburg Norddeutschland Sachsen