Zweites Buch.
Geschichte des Mittelalters
Einleitung.
§ 1. Mit der Absetzung des Romulus Augustulus durch Odoaker
oder mit dem völligen Verschwinden des kaiserlichen Schattens im
Abendlande wird gewöhnlich die Geschichte der alten Zeit geschloßen,
denn obwohl die Völkerwanderung noch länger fortdauerte, so war doch
die Zertrümmerung des römischen Weltreiches vollendet. Dieses hatte
die alten Völker Italiens, Galliens, Spaniens, Britanniens, Helvetiens
sowie der Lander zwischen Alpen und Donau, in ein einziges Volk, das
römische, aufgelöst, das zuletzt alterschwach und erschöpft unter dem
Drucke des kaiserlichen Despotismus dahin siechte, bis die Germanen Wcltge-
die ihnen von der Vorsehung angewiesene Aufgabe — Europa zu Atmung
verjüngen — erfüllten. Dies thaten sie, indem sie durch die Ver-des Germa-
mischung mit der römischen Bevölkerung neue Nationen, die romani- nenthums.
schen, in das Leben riefen, oder ihren germanischen Nationalcharakter
bewahrend durch die Aufnahme der christlich-römischen Bildung aus der
Barbarei sich erhoben. Die zweite Epoche der Weltgeschichte, das Mittel-
alter, ist demnach vorzugsweise das Werk der Germanen, die sich deß-
wegen als ebenbürtiges Volk an die Griechen und Römer anreihen.
Erstes ñapitci.
Die Germanen.
Das Land der Germanen.
8 2. Die germanischen Stämme, welche auf dem linken Rheinufer Das römi-
von dem Zusammenflüsse des Rheins und der Maas (Älosa) bis an die fd>c ®emct*
Mosel (Mosella) und von der Mosel bis in das obere Elsaß wohnten, afcn'
wurden schon von Cäsar bezwungen und dieses Gebiet später alö die
Bumüllcr, Wcltg. Ii. 4
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
TM Hauptwörter (200): [T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer]]
Extrahierte Personennamen: Cäsar
Extrahierte Ortsnamen: Italiens Galliens Spaniens Britanniens Donau Europa Rheins
2
Geschichte des Mittelalters.
Das Zehent
land.
Provinzen Germania I oder superior und Germania Ii oder inferior (erstes
22/® ^ °bet zweites oder unteres Germanien) bezeichnet. Das eigent-
°nien!^^ Germanien nannten die Römer G. magna oder barbara, nämlich
bag weite 4!and vom Rheine bis zur Weichsel (Vistula), von der Donau
bis zu den Inseln des nördlichen Occans (die skandinavischen Länder
wurden sämmtlich für Inseln gehalten). Seit den Feldzügen des Ti-
berius und Drusus behaupteten die Römer den linken Ufersaum des
Unter- und Mittelrheins, ferner das Gebiet der Mattiaken zwischen, dem
unteren Maine und der Lahn. Da gleichzeitig das Land zwischen den
Alpen und der Donau römisch wurde, so bildete das Gebiet an der
vbern Donau, am Oberrhein und Neckar einen vorspringenden Winkel;
deßhalb räumten es die Germanen als unhaltbar (Th. I. S. 179),
worauf Gallier dasselbe besetzten, denen die Römer folgten, welche es
ihrem Reiche einverleibten (Agri Decumates, wahrscheinlich weil die
Ansiedler den Zehnten entrichteten). Sie deckten dieses militärisch
wichtige Vorland durch eine Schanzenlinie, welche von der Donau
(6 Stunden oberhalb Regensburg) in nordwestlicher Richtung über
Iaxt, Kocher, Odenwald, Main, Taunus und Lahn bis an den Rhein
in der Gegend von Neuwied hinzog, und zuerst limes rhaeticus, so weit
sie das untere Nhätien deckte, dann limes transrbenanus hieß. Die be-
^Städte^" deutendsten römischen Plätze am Rheine waren: Castra vetera
(Xanten), Colonia Agrippinensis (Köln), Moguntiacum
(Mainz), Argentoratum (Straßburg), Augusta Rauracorum
(Augst, unweit Basel); zwischen dem Rhein und dem Iime8: Aquae
Mattiacae (Wiesbaden), Civitas Ulpia (Ladenburg), Aurelia
Aquensis (Baden-Baden), Samulocennae (bei Rottenburg am
Neckar). In den beiden Rhätien: Reginnm (Regensburg), Augu-
sta Vindelicorum (Augsburg), Cambodunum (Kempten), Bri-
gantium (Bregenz), Veldidena (Wilten bei Innsbruck), Guria
(Chur); in Noricum: Laureacum, wo die obere Donauflotte statio-
niert war (Lorch, am Einstuß der Enns in die Donau), Ovilabis
(Wels), luvavia (Salzburg), Virunurn (Völkermarkt), Noreja,
Poetavium (Pettau), Celeja (Cilli); Vindobona (Wien) gehörte
schon zu Pannonien.
§ 3. Das freie Germanien schildern die Römer als ein mit Ge-
birgen, Wäldern und Sümpfen bedecktes, kaltes Land, ohne Reben und
zahmes Obst, nicht fruchtbar an Getreide, jedoch reich an guten Weiden.
Gebirge. Den Gebirgszug von den Donauquellen bis zu den Karpathen nannten
sie den hercynischen Wald; später unterschieden sie: 8ilva Gabreta
(Böhmerwald), Sudeta (Thüringer- und Frankenwald), Asciburgi-
cus oder Vandalicus mons (Riesengebirge), silva Bacenis (an
der Fulda, später Buebonia), silva Teutoburgensis (zwischen Ems,
Lippe, Weser), Taunus (zwischen Main und Lahn), Abnoba mons
und silva Marciana (Schwarzwald), Alba (rauhe Alb).
Von den Flüssen nennen sie den Rhenus mit Nie er, Moenus,
Laugona, Liga, Rura, Luppia (Rhein mit Neckar, Main,
Lahn, Sieg, Ruhr, Lippe), Amisia (Ems), Yisurgis (Weser),
Albis mit Salas (Saale), Viadus (Oder), Vistula (Weich-
sel) , bett Danubius, im untern Laufe Ist er genannt, mit Oenus,
Nablis, Regan um, Marus (Donau mit Inn, Nab, Regen, March).
Flüsse.
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken]]
TM Hauptwörter (200): [T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser]]
Rußland und Preußen kommen empor.
9t
§ 236. Sein Sohn Wasiljei Iv. (Basilius) vereinigte Rjäsan isoöbis
mit Rußland, entriß den Polen Smolensk und Severien (südlich lo 3>
von Smolensk)und machte das Chanat Kasan tributpflichtig. Jwaniv., 3wan iv
der Schreckliche, bezwang die Chanate Kasan und Astrachan, die ^158°)
nogaischen Tataren bis an den Terek, einen Theil der donischen Borgänger
Kosaken, die Baschkiren, das Chanat Turan (am Mittlern Obi Petersd.gr.
und Jrtisch) und bekriegte Polen, Lithauen und die Schwertbrüder; er
nahm den Titel Czar, d. h. König, Großkönig, an. Mit seinem Sohne
Fe odor I. erlosch 1598 der männliche Stamm Ruriks, und sein
Schwager Boris Godunow bestieg den Thron; dieser dehnte die Leib-
eigenschaft auch über diejenigen Bauern aus, welche bisher freies Zugrecht
besessen hatten. Er wurde 1605 mit polnischer Hilfe von einem ehe-
maligen Mönche Jakob Otrepiew gestürzt, welcher sich für den Erb-
prinzen Demetrius ausgab, der nach Boris Versicherung gestorben war
(wahrscheinlich von Boris ermordet). Der falsche Demetrius wurde
1606 durch einen nationalen Aufstand gestürzt, allein Rußland wurde
gleichzeitig von den Polen, Tataren und Schweden angegriffen, so daß
der (1613) neu gewählte Czar Michael aus dem Hause Romanow,
von mütterlicher Seite aus dem Stamme Ruriks, den Schweden Jn-
germanland und Karelien, den Polen Severien, Smolensk
und Tschernigow überlassen mußte; diese Provinzen eroberte jedoch
schon sein Nachfolger wieder.
Rußland wird Großmacht durch Peter den Großen
(1689—1725).
Peter I. erringt die Herrschaft (1669); verschafft sich die Mittet der Eioiti-
sation zur Ausführung seiner Entwürfe.
8 237. Dem blödsinnigen Czar Iwan (1682—1689) sollte sein
junger Halbbruder Peter als Mitregent zur Seite stehen und seiner
Zeit auf dem Throne folgen, er wurde jedoch von seiner Schwester
Sophia verdrängt, die einige Große und die Strelitzen (d. h.
Schützen, die russischen Prätorianer oder Janitscharen) auf ihre Seite
gebracht hatte, allein schon in seinem 17. Jahre bemächtigte er sich durch 1689.
einen Handstreich der Gewalt, schloß seine Schwester in ein Kloster
ein, ließ jedoch Iwan den Titel Czar bis an seinen Tod (1696) fort-
führen.
8 238. Peter erkannte, daß Rußland trotz seiner Ausdehnung und
Volksmasse selbst kleineren Staaten, z. B. Schweden nicht gewachsen
sein und nur eine untergeordnete Stellung einnehmen könne, so lange
es sich die Künste des Krieges und Friedens, welche das christliche
Europa entwickelt hatte, nicht aneignen würde. Daher beförderte er
die Einwanderung fremder, besonders deutscher Gewerbsleute und
berief Ossiziere und Seefahrer nach Rußland zur Heranbildung einer
geregelten Land- und Seemacht. Hierauf besuchte er selbst Deutsch- 1697.
land, Holland, Frankreich und England, widmete dem Seewesen seine
besondere Aufmerksamkeit und verpflanzte alsdann die Früchte seiner
Erfahrungen mit der Energie eines genialen Despoten nach Rußland.
Durch strenge Gesetze wollte er auch die barbarischen Gewohnheiten
seines Volkes wegschaffen, was ihm natürlich nicht gelingen konnte;
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Extrahierte Personennamen: Basilius Obi_Petersd.gr Boris_Godunow Jakob_Otrepiew Boris Boris Michael Peter Peter Sophia Peter
Extrahierte Ortsnamen: Polen_Smolensk Smolensk Kasan Kasan Astrachan Polen Schweden Schweden Karelien Polen Smolensk Tschernigow Europa Holland Frankreich England
Die englische Revolution und das Zeitalter Ludwigs Xiv. 85
durch ungeeignete Personen. Sie verordnet Freiheit der Wahlen in das
Parlament, Freiheit der Rede für die Mitglieder des Parlaments, das
Recht der Unterthanen Waffen zu tragen und dem Monarchen Bitt-
schriften einzureichen.
§ 222. Jakob Ii. landete am 11. Mai 1689 bei Kiúsale an
der Küste Irlands und sah sich bald im Besitze des größten Theils der
Insel, allein am 11. Juli 1690 wurde er an der Boyve von
Wilhelm gänzlich geschlagen und flüchtete abermals nach Frankreich, in
Irland aber wiederholte der Oranier die Gräuel aus der Zeit Elisa- Bedrückung
b-,h« °°d Kr°mw°M
Neuer Krieg Ludwigs Xiv. (1689—1697).
§ 223. Als im Jahre 1685 die pfälzische Linie Simmern aus-
starb, sprach Ludwig die Allodialgüter derselben (d. h. die Besitzungen,
die nicht Reichslehen waren) als Erbe für den Herzog von Orleans an,
dessen Gemahlin eine pfälzische Prinzessin aus der Linie Simmern
war. Dieser Uebergriff bewog 1686 die deutschen Fürsten zu einem
Bündnisse, welchem bis 1690 fast alle europäischen Mächte beitraten.
Ludwig begann den Krieg durch raschen Ueberfall der Rheinlande,
die er äusplündern und in den Jahren 1689 bis 1693 in eine Wüste Mordbrenne-
verwandeln ließ, um auf solche Weise die französische Westgränze gegen re,(
den Angriff der deutschen Heere zu decken. Damals verbrannten die
Franzosen z. B. Worms, Speyer mit dem Dome, Frankenthal,
Oppenheim, Mannheim, Heidelberg, die Städte an der
Bergstraße, Durlach, Bruchsal, Rastatt, Alzei, Oberwesel,
Kreuznach, Andernach rc., im Ganzen 1400 größere Ortschaften;
die Einwohner wurden ausgeraubt, mißhandelt, oft getödtet, im kälte-
sten Winter in das Freie hinausgetrieben, die Obstbäume umgehaueu,
die Reben ausgerissen.
§ 224. Dennoch wurde der Krieg von deutscher Seite mit gerin-
ger Thätigkeit geführt, denn der beste Theil der kaiserlichen Streitkräfte
war mit den Türken beschäftigt und die deutschen Fürsten konnten sich
nicht zum Aufgebot aller Kräfte verstehen, einzelne blieben ohnedem mit
Ludwig in Verbindung. In den Niederlanden siegte der Marschall
von Luxembourg bei Fleurus, Steenkerken und Neerwiv- I690 bis
den, in Italien Kativat über den Herzog von Savoyen bei "93.
Staffarda und Marsaglia, während Ludwig von Baden und
der Reichsmarschall von Thüngen mit ihren unzureichenden Truppen
die französischen Mordbrenner nicht immer hindern konnten, bis tief in
Schwaben vorzudringen. Nur zur See wandte das Glück dem „großen"
Könige den Rücken; Admiral Tourville hatte über die englische und
holländische Flotte bedeutende Vortheile errungen (1690), als ihm
Ludwig befahl (1692) die weit überlegene feindliche Macht anzugrei-
fen ; Tourville mußte gehorchen und verlor in der Seeschlacht bei
La Hogue nach der tapfersten Gegenwehr fast sämmtliche Schiffe, so 29. Mai
daß England vor einer französischen Landung unter der Fahne Jakobs Ii. ^92.
gesichert war. Deßwegen entschloß sich der Oranier zum Frieden, der
Herzog von Savoyen folgte seinem Beispiele und dem deutschen Reich
blieb keine andere Wahl, als den von Ludwig angebotenen Frieden an- friere
zunehmeu; der französische König gab alle in diesem Kriege gemachten "1697a''
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs Jakob_Ii Wilhelm Ludwigs Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Staffarda Ludwig_von_Baden Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig
Zeitalter der Revolution.
125
lime und drängte die Oesterreicher über Wipper, Sieg, Lahn bis an
den Main zurück und umschloß Mainz auf dem rechten Stromufer.
Aber bald darauf schlug der österreichische General Ouosdanovich
ein französisches Korps bei Handschuchsheim, Wurmser eines bei
Mannheim, Klairfait ein drittes bei Höchst; dieser erstürmte am
29. Oktober das feindliche Lager vor Mainz, zwang am 21. November
Mannheim zur Uebergabe und ging auf das linke Rheinufer über. Am
1. Januar 1796 trat auf dieser Seite Waffenstillstand ein. Im See-
kriege hatten die Franzosen durch die Engländer nur Niederlagen erlit-
ten, daher konnten sie es auch nicht verhindern, daß eine englische Flotte
am 27. Juni 6000 Emigranten und Vorräthe für eine ganze Armee
auf der schmalen, fast drei Stunden langen Halbinsel Ouibsron
(in der Bretagne) ausschifften, wodurch der Aufstand der Chouans
und Vendeer neu belebt werden sollte. Aber am 6. Juli warf der
General Hoche die vorgerückten royalistischen Haufen in die Halbinsel
zurück, schlug sie am 16. bei einem Ausfälle und erstürmte am 20. und
21. die Schanzen; nur 800 Emigranten retteten sich auf die englischen
Schiffe, 711 Gefangene mußten nach dem Befehle des Konvents er-
schossen werden.
Der Cntscheivungskampf von 1796. Präliminarfriede 311 Leoben (18. Äpril);
Friede 3u Lampo Formio (17. Oktober 1797).
§ 326. Im Juni des folgenden Jahres ging Jo urdan bei
Neuwied über den Rhein und drängte die schwache österreichische
Heeresabtheilung bis Wetzlar zurück, als Erzherzog Karl, der Bru-
der des Kaisers, vom Oberrhein herbeieilte, die Franzosen bei Wetz-
lar und Uckerath (15. und 19. Juni) warf und über den Rhein
zurückdrängte. Am 4. Juni war aber Moreau bei Straßburg
über den Rhein gegangen und zwang durch die Schlachten bei Malsch
und Neresheim den Erzherzog zum Rückzuge bis Ingolstadt, erhob
in Schwaben ungeheure Brandschatzungen, während Jourdan wieder
hervorbrach, die Oesterreicher über Sieg, Lahn und Main zurücktrieb, in
Franken ärntete wie Moreau in Schwaben und das Heer des Erz-
herzogs bereits überflügelte. Da ging dieser plötzlich mit 20,000
Mann Kerntruppen über die Donau, erreichte und schlug Jourdans
Vortrab bei Th einig (22. August), Jourdan bei Amberg (24. August)
und noch einmal bei Würzburg (3. September), worauf das fran-
zösische Heer in wilder Flucht dem Rhein zueilte, aber noch großen
Verlust durch die Bauern im Odenwald und Spessart erlitt. Nun
war auch Moreau, der bis gegen München vorgedrungen war, zum
Rückzuge genöthigt, welchen er auf meisterhafte Weise bewerkstelligte; der
Erzherzog aber eroberte vor Jahresschluß den starken Brückenkopf von
Hüningcn sowie das Fort Kehl.
Napoleon Lonaparte in Gberitalicn (1796—1797).
8 327. In Oberitalien eröffnete der funge General Napo-
leon Bonaparte den Feldzug mit 40,000 Mann gegen die wenig-
stens doppelt so starken Oesterreicher und Piemontesen, siegte vom 11.
bis 21. April bei Montenotte, Dego, Millesimo, Ceva,
Mondovi und zwang den König von Sardinien zum Frieden und zur
Napoleon I
geb. 15.Aiig
1769.
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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Extrahierte Personennamen: Hoche Karl Karl Jourdan Jourdans August Jourdan August Napoleon Ceva Mondovi Napoleon
Die Griechen.
109
Persischer Krieg (334—328 o. Chr.).
Schlacht am Granikus (334) und bei Jssus (im Nov. 333).
§ 314. Im Frühjahr 334 ging Alexander über den Hellespont
und opferte in der Ebene von Troja den Heroen, welche den ersten
hellenischen Heereszug nach Asien unternommen hatten. Sein Heer
zählte ungefähr 45,000 Mann, größtentheils Makedonier, wie denn auch
mit wenigen Ausnahmen nur Makedonier befehligten; ihm konnte Da-
rius Kodomanus, der persische König, ein weit überlegenes Land-
heer entgegenstellen, aber nur die persische Reiterei und die griechischen
Söldner taugten etwas, denn die Kontingente der Satrapien erschwerten
nur die Märsche und waren in der Schlacht unlenksam, wie es sich
schon unter Terres gezeigt hatte. Dagegen vermochte Alexander die
persische Seemacht durch keine gleich starke zu bekämpfen, wenn er nicht
die Griechen in Anspruch nahm, und das wollte er nicht, weil er ihnen
nicht traute. Er mußte zudem fürchten, daß Darms in Griechenland
das Kriegsfeuer entzünde, denn der Großkönig besaß ja mehr als genug
Geld, um Sparta oder Athen rc. in den Stand zu setzen ein großes Söld-
nerheer anzuwerben und den Krieg nach Thessalien und an die makedo-
nische Gränze zu tragen, und es war sehr die Frage, ob der als Reichs-
verweser zurückgelassene Antipater mit seinen 25,000 Mann stark
genug sein werde die Gefahr zu bewältigen, so daß Alexander nicht
wie ehemals Agesilaus aus Asien nach Böotien und dem Peloponnes
zurückgerufen würde. Es war Alexanders Glück, daß der Perserkönig
dem Rhodier Memnon, der ihm einen solchen Kriegsplan vorlegte,
nicht unbeschränkte Vollmacht gab, sondern ihn dem Kriegsrathe seiner
vorderasiatischen Satrapen unterordnete.
Z 315. Als Memnon von einer Landschlacht abrieth und einen
Rückzug vorschlug, auf dem das Land möglichst verwüstet werden sollte,
um den Makedoniern die Beischaffung der Lebensbedürfnisse zu erschwe-
ren, drangen die Satrapen auf eine Schlacht und nahmen an dem
Flüßchen Granikus, das von den troischen Gebirgen herab in die Schlachtam
Propontiö fließt, eine schlechte Stellung. Die persische Reiterei wurde?3r?nitug
von der makedonischen und theffalischen geworfen, das Fußvolk stob J '
auseinander und die griechischen Söldner, die wacker Stand hielten,
wurden größtentheils getödtet. Der Preis des Sieges war Jonien,
Aeolis und Lydien, dessen Satrap die starke Burg von Sardes
ohne Widerstand übergab; hierauf unterwarf Alexander die Seestädte
bis Pamphylien (nur Milet und Halikarnaß wurden vertheidigt), zog
dann landeinwärts bis Gordium in Phrygien und kehrte durch Kappa-
dokien nach Kilikien zurück, als er hörte, Darius stehe mit dem Reichs-
heere im nördlichen Syrien. Derselbe führte es hierauf durch die
Pässe des Amanus in die kleine Küstenebene bei Jssus und erlitt eine Schlacht bei
furchtbare Niederlage, worauf er bis Persien zurückfloh. Alexander be- 3fí'ls 333-
handelte die gefangenen königlichen Frauen auf eine edle, die Orienta-
len sehr überraschende Weise, und ließ durch Par men ion, der schon
Philipp die wichtigsten Dienste geleistet hatte, Damaskus mit der
persischen Kriegskaffe und dem Hoflager wegnehmen.
TM Hauptwörter (50): [T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König]]
TM Hauptwörter (100): [T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T31: [Athen Athener Spartaner Flotte Perser Stadt Sparta Krieg Schlacht Griechenland], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T85: [König Alexander Reich Sohn Perser Tod Syrien Darius Cyrus Provinz], T37: [Athen Athener Flotte Perser Stadt Spartaner Schiff Heer Schlacht Sparta]]
Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander Alexanders_Glück Alexanders Rhodier_Memnon Alexander Alexander Darius Darius Alexander Alexander Philipp Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Troja Asien Griechenland Sparta Athen Thessalien Asien Schlachtam
Propontiö Sardes Pamphylien Kappa- Kilikien Syrien Jssus Persien Damaskus
Die Griechen.
111
den heutigen Masenderan, Dahistan, Sedschestan, Khorasan, Afgha-
nistan entsprechend), und drang im Frühfahr über den Paropamisus 320,
oder indischen Kaukssus (Hindukusch) in Baktrien (Balkh) ein. Bessus
entfloh über den Orus nach Sogdiana (Bokhara), wurde aber von dem
Satrapen der Provinz an Alerander ausgeliefert, der ihn nach orienta-
lischer Weise verstümmeln und pfählen ließ. Er eroberte die Haupt-
stadt Marakanda (Samarkand) und die ganze Provinz, sowie
Marghiana diesseits des Orus und drang nördlich bis an den
Jar artes vor, wo er den skythischen Stammen Achtung vor der ma-
kedonischen Kriegsweise einflößte.
Z 320. Er brachte zwei Jahre in diesen Ländern zu, denn er er-
kannte ihre ganze Wichtigkeit als Marken gegen Nomadenvölker Mit-
telasiens, die schon so oft die Kultur Vorderasiens zerstört haben. Am
Jarartes gründete er deßwegen die starke Gränzfestung Alexandria
e sch ata (das äußerste Alexandrien, südlich vom heutigen Taschkend);
andere Alexandrien wurden zur Behauptung des östlichen Iran an-
gelegt: das arische Alexandria (Herat), das arachosische (Kandahar), das
am Kaukasus (wahrscheinlich zwischen Kabul und Bamian). Alle diese
Festungen waren zugleich große griechische Kolonien, welche nicht nur
die Heer- und Handelsstraßen zwischen Indien und Vorderasien deckten,
sondern auch der neu auflebenden Kultur sichere Haltpunkte gewährten.
Bewegung in Griechenland. Schlacht bei Megalopolis
(August 330 v. Chr.).
§ 321. Im fernen Osten vernahm Alerander, daß die von ihm
befürchteten Unruhen in Griechenland zum Ausbruch gekommen, aber
auch glücklich gedämpft seien. Es hatte nämlich der König Agis Ii.
von Sparta den kühnen Plan gefaßt, die makedonische Herrschaft
über Griechenland zu stürzen und nahm zu diesem Zwecke 8000 grie-
chische Söldner, die sich aus der Schlacht bei Jssus gerettet und über
das Meen in den Peloponnes gewandt hatten, in seine Dienste, ries
die Griechen zur Freiheit auf und brachte fast den ganzen Pelopon-
nes unter die Waffen. Aus Haß gegen Sparta folgte aber Mega-
lopolis dem Aufrufe nicht und während es Agis belagerte, eilte An-
tipater mit Uedermacht herbei und erfocht einen blutigen Sieg; Agis
wählte den Heldentod, cs waren aber auch 3500 Makedonier gefallen,
mehr als bei Jssus und Arbela. Alerander rächte sich weiter nicht an
den Spartanern, als daß er ihnen 120 Talente als Entschädigung an
Megalopolis zu bezahlen gebot.
Indischer Feldzug und Rückkehr (327—325 v. Chr.).
§ 322. Im Frühfahr 327 unternahm Alerander seinen indischen
Feldzug; ein Theil des Heeres unter Hephästion zog von Kabura
(Kabul) am Kophes (Kabulfluß) an den Jndusstrom, marschirte also
durch die Kheyberpässe. Alexander selbst führte sein Heer über den Hin-
dukusch, eroberte mehrere Bergfestungen und traf den Hephästion in der
Nähe des heutigen Attok, wo derselbe bereits eine Schiffbrücke ge-
schlagen hatte.
Die indischen Stämme im Gebirge und oberen Stromgebiete (im
heutigen Pendschab) waren von vielen kleinen Fürsten (Radschaö) be-
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
TM Hauptwörter (100): [T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat], T31: [Athen Athener Spartaner Flotte Perser Stadt Sparta Krieg Schlacht Griechenland]]
TM Hauptwörter (200): [T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T85: [König Alexander Reich Sohn Perser Tod Syrien Darius Cyrus Provinz], T15: [Athen Theben Sparta Griechenland Krieg Philipp Stadt Spartaner Athener König]]
Extrahierte Personennamen: August Kabura Alexander Alexander
112
Geschichte der alten Welt.
herrscht, die nicht zusammenhielten, daher sie auch trotz aller Tapferkeit den
Makedoniern unterlagen. Mit dem Radscha Taxiles, der zwischen dem
Indus und Hydaspes (Behud oder Dschelum) herrschte und dem Rad-
scha Abisares im heutigen Kaschmir hatte Alexander von Baktra
aus Verbindungen angeknüpft, besiegte den Radscha Po rus jenseits
des Hydaspes, ging unter fortwährenden Kämpfen über den Akesines
(Dschinab), Hyarotis (Rawi) und kam an den Hyphasis (Beiah oder
Setledsch), wo sich seine Soldaten beharrlich weigerten weiter zu ziehen.
Er wählte die Rückkehr stromabwärts, welchen Weg das Heer theils zu
Wasser, theils zu Land zurücklegte und endlich nach manchem Kampfe
zu Pattala an der Spitze des Jndusdelta ankam. Diesen Ort hatte
er zu einem Hauptplatze bestimmt, denn er wollte einen Verkehr zu
Schiffe zwischen Indus und Euphrat, Pattala und Babylon Herstellen,
daher sein Admiral Nearch aus dem Indus den Seeweg zur Euphrat-
mündung erforschen mußte.
8 323. Einen Theil des Heeres führte Kraterus durch Arachosia
und Drangiana nach Karamanien (Kerman), Alexander selbst zog mit dem
andern durch die gedrosische Wüste (in Beludschistan) unter schauderhaf-
ten Entbehrungen und Mühseligkeiten, so daß er % der Mannschaft
verlor, bis er endlich Pura im angebauten Karamanien erreichte, von
wo er sich nach Persis und zuletzt nach Susa begab und sein ganzes
Heer, Offiziere und Soldaten, wahrhaft königlich belohnte und bewirthete.
Dennoch zeigte es bald darauf zu Opis am Tigris offene, bis zur
Meuterei gesteigerte Unzufriedenheit. Alexander konnte es nämlich seinen
Soldaten und vielen Offizieren nicht begreiflich machen, warum er die
besiegten Orientalen nicht als verächtliche Barbaren behandeln und
ausrauben ließ, sondern ihnen griechische Bildung und Sitte mittheilen
wollte, um sie zu Unterthanen seines großen asiatischen Reiches zu machen.
Er hatte vornehme Perser in sein Gefolge ausgenommen, andern die
Verwaltung von Provinzen übertragen, 30,000 Mann griechisch bewaff-
nen und einüben lassen. Er hatte auch mit Rücksicht auf die Orientalen
manchmal den persischen Königsschmuck angelegt, verlangte aber alsdann
auch die orientalischen Ehrenbezeugungen, welche den Makedoniern und
Griechen als sklavische verhaßt waren. Ueberhaupt wurde er nach und
nach von einem Geiste des Uebermuths befangen, der ihm sonst fremd
war, und mehrere Verschwörungen zur Folge hatte, die jedoch recht-
zeitig entdeckt und bestraft wurden. Zu Opis brach endlich der allge-
meine Unmuth tobend aus, den jedoch Alexander durch die Macht seiner
Persönlichkeit und seines Wortes unterdrückte und dessen Anstifter er in
dem Tigris ertränken ließ. Dann durften die alten Soldaten heimziehen
und erhielten reiche Geschenke, deren Reiz aus Makedonien und Griechen-
land wieder zahlreiche Mannschaft in des Königs Dienst nach Asien lockte.
Alexanders Entwürfe und Tod (11. Juni 323 v. Ehr.).
§ 324. Zu Babylon erwog Alexander seine Entwürfe für die
nächste Zukunft: Babylon war zur Hauptstadt des Weltreiches be-
stimmt; die Kanäle des Euphrat und Tigris sollten wieder hergestellt,
der Euphrat bis an das Meer für die größten Schiffe fahrbar gemacht,
Arabien umschifft und unterworfen werden, so daß. von Aegypten bis
Indien der See- und Landweg offen stünden. Zugleich ordnete er die
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Extrahierte Personennamen: Radscha_Taxiles Alexander_von_Baktra Alexander Admiral_Nearch Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander Alexanders Alexander Alexander
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Geschichte der alten Welt.
beitete; sie hellenisierte sich aber vollständig und die neu gegründete
Residenz Ni ko media war eine reingriechische Stadt, die an Reich-
thum und Pracht von wenigen übertroffen wurde.
3. Kappadokien und Paphlagonken (300 v. Chr. bis 17. n. Chr.)
behielten ebenfalls einheimische Dynastien; die kappadokische leitete ihren
Stamm von Kyruö ab. Paphlagonien war bald selbstständig, bald von
Armenien abhängig.
4. Armenien (189 v. Chr.), s. röm. Geschichte.
5. Pontus
nannten die Griechen das von rohen kriegerischen Stämmen bewohnte
Gebirgsland vom untern Halys bis an den Phasis; es wurde von
Alexander nicht berührt und seine Dynasten, die gleichfalls achämeni-
dischen Stammes sein wollten, breiteten ihre Herrschaft allmälig über
die griechischen Küstenstädte aus, von denen Sinope Residenz wurde
(s. röm. Geschichte).
6. Galatien (250 v. Chr. bis 20 n. Chr.).
Von den gallischen Schwärmen, welche 280 Makedonien, Thrakien
und Griechenland bis Phokis verwüsteten, rief Nikomedes l. von
Bithynien einen Theil nach Asien gegen den syrischen König zu Hilfe.
Sie gewannen nach längeren Kämpfen Wohnsitze im östlichen Phrygien,
wo sich die Stämme der Tolistobojer, Tektosagen und Trok-
mer niederließen und nach vaterländischer Weise einrichteten, jedoch
den griechisch-orientalischen Einflüssen nicht lange widerstehen konnten.
7. Judäa (s. röm. Geschichte).
8. Parthien (256 v. Chr. bis 226 n. Chr.).
Die Parther, ein rohes kriegerisches Hirtenvolk, erkämpften sich
256 v. Chr. unter Arsakes ihre Unabhängigkeit und breiteten später
ihre Herrschaft auch gegen Vorderasien aus; sie blieben Barbaren und
ihre Herrscher sultanische Despoten.
9. Baktrien (255-134 v. Chr.).
Dieses Königreich, das nicht bloß die schönen Provinzen am Orus
und Jaxartes umfaßte, sondern sich bis Indien erstreckte und 1000 blü-
hende Städte gezählt haben soll, stiftete der Statthalter Diodot. Es
unterlag den Anfällen der Parther und Skythen; letztere besetzten den
östlichen Theil desselben (Indoskythen).
Aegypten unter den drei ersten Ptolemäern (323—221 o. Chr.).
§ 336. Das glücklichste Loos unter den eroberten Ländern traf
Aegypten, denn die Ptolemäer (oder Lagiden nach dem Vater des
Ptolemäuö I. benannt) trachteten nicht wie die andern Diadochen nach
323—283 ungemessener Ausdehnung ihres Reiches. Ptolemäus l. schlug die
v. Chr. Angriffe des Perdikkas, Antigonus und Demetrius glücklich zurück, ver-
einigte Kypern und Kyrene mit seinem Reiche und behauptete auch
längere Zeit Phönikien und Palästina, aus welchem er mehrere
tausend Juden nach Aegypten verpflanzte. Sein Nachfolger Ptole-
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
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Extrahierte Personennamen: Kyruö Alexander Alexander Nikomedes
Roms Kampf um die Weltherrschaft.
153
römischen Bundesgenossen zu bekriegen. Den größeren Theil des ab-
getretenen Gebietes schenkten die Römer dem pergamenischen König
Eumenes, die lykische und karische Küste den Rhodiern, den
asiatischen Galliern schärften sie durch einige Treffen Ruhe ein
und sahen es gerne, daß Armenien sich unabhängig machte.
Die Aetoler hatten sich tapfer vertheidigt, mußten aber alles Land
außerhalb ihrer Berge abtreten und 700 Talente erlegen; die Römer
behielten nur die Inseln Kephalonia und Zakynthus.
§ 457. Hannibal entfloh von Antiochus, der ihn nicht mehr schützen
konnte, und fand zuletzt bei dem bithynischen Könige Prusias eine
Zuflucht, dem er gegen den König Eumenes treffliche Dienste leistete;
als er auch hier sich von den Römern verfolgt und keinen Weg zur
Flucht mehr sah, nahm er Gift, das er für solche Fälle längst bei
sich trug. Im gleichen Jahre starb auch der Sieger von Zama auf l83v Chr.
seinem Landgute bei Liternum, wohin er sich voll Aergers über das Be-
nehmen der Tribunen zurückgezogen hatte, welche von ihm und seinem
Bruder Rechenschaft über die syrische Beute verlangten.
Zweiter makedonischer Krieg (171 — 168 v. Chr.).
§ 458. König Philipp Ii!. hatte den Römern im syrischen Kriege
wesentlich genützt, wurde aber nach dem Kriege so kränkend behandelt,
daß er sich auf das nachdrücklichste zu einem Kriege auf Leben und Tod
rüstete. Ihn zu führen war ihm jedoch nicht mehr erlaubt, da er dem
Grame über das Unheil seines Hauses erlag; denn den einen Sohn,
Demetrius, hatte er als verrätherischen Römerfreund ermorden
lassen und mußte später erfahren, daß er dem anderen, dem boshaften
Perseus, zu viel geglaubt habe. Perseus setzte übrigens die Rüstun- Perscus.
gen eifrig fort, verstärkte sich durch Bündnisse mit dem thrakischen
Könige Kotys, dem illyrischen Gentius, pflog Einverständniß mit
den Aetolern und Böotern und machte Miene, sich an die Spitze
aller Hellenen zu stellen, die durch das gebieterische Wesen der
latinischen Schutzmacht erbittert waren. Die Römer waren durch
Eumenes über alles genau unterrichtet und eröffneten 171 den Krieg,
führten ihn jedoch die zwei ersten Jahre so ungeschickt, daß sie gewiß
in schwere Bedrängniß gerathen wären, wenn Perseus mit mehr Klug-
heit und Entschlossenheit bereits errungene Vortheile benutzt hätte.
§ 459. Er bewog 168 den Illyrier Gentius zum Kriege gegen
die Römer, verweigerte ihm aber die versprochenen Hilfsgelder, wie er
auch einen Schwarm bastarnischer Reiter durch Knauserei im Solde zur
Heimkehr reizte; als endlich der Konsul Aemilius Paullus ent-
schlossen vorrückte, wich der König zurück und ließ sich bei Pydna zur Schlacht bei
Schlacht zwingen, in welchem das makedonische Heer nach rühmlichem
Kampfe vernichtet wurde. Perseus flüchtete mit seinen Schätzen nach Chr" *
Samothrake, wurde aber gefangen und im Triumphe zu Rom aufge-
führt (er starb zu Alba; sein Sohn fristete sich das Leben als Schreiber).
Aus Makedonien machten die Römer vier Republiken: Amphi-
po lis, Thessalonike, Pella und Pelagonia, welche jährlich
100 Talente an Rom entrichten sollten.
König Gentius wurde in einem dreißigtägigen Kriege besiegt und
gefangen, sein Gebiet darauf zur römischen Provinz gemacht.
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
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Extrahierte Personennamen: Hannibal Philipp_Ii! Philipp Aemilius_Paullus
Extrahierte Ortsnamen: Armenien Samothrake Rom Makedonien Rom