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Blattgrün bis zum durchsichtigsten und zartesten Blau spielt, b) Sie sind
Läuterungsbecken der sie durchströmenden Alpenflüsse, welche ihren aus den
Bergschluchten mitgeführten Schutt absetzen und dann gereinigt weiterfließen,
e) Sie können auch verheerende Überschwemmungen der Bäche und Flüsse
verhüten, indem sie in ihrem weiten Räume eine große Menge Wassers aus-
nehmen. 6) Ihre Ufer sind durch ihre bald lieblichen, bald wilden Natur-
schönheiten und wegen ihres milden Klimas die Sammelplätze der
Bevölkerung geworden, e) Sie sind belebte Wasserstraßen für den
Handelsverkehr, f) In früheren Zeiten bauten die Bewohner ihre Hütten
auf Pfähle ins Wasser, wie dies die zahlreich aufgefundenen Pfahlbauten
beweisen. Von geringerer Bedeutung sind die auf dem Hochgebirge und seinen
Abhängen vorkommenden Hochseen. Sie haben meist nur einen geringen
Umfang und öde, einsame Ufer, sind auch zuweilen bis auf den Grund ge-
froren (Eisseen). Ihr Wasser fließt meist unterirdisch ab und wird durch
einmündende Gletscher oder herabstürzende Lawinen ersetzt.
Die Bewohner der Alpen siud im östlichen Teile Slaven, im Innern
und Norden Deutsche und am West- und Südfuße Romanen (Franzosen
und Italiener). Sie sind rüstig (Berglust), von bedächtigem Gang (Berg-
steigen), untersetzter Gestalt (Lasttragen), geistig geweckt (Gefahreu) und auf
Erhaltung ihrer Freiheiten und Sitten bedacht. Sie hängen mit großer Liebe
an der Heimat. Die wichtigsten Beschästiguugeu sind Getreide- und Wein-
bau, Viehzucht (Alpenwirtschast), Jagd, Industrie (Holzschnitzerei, Uhrmachern,
Verarbeitung vou Baumwolle, Flachs und Seide), in den Ostalpen auch
Bergbau und zwar auf Salz (Salzkammergut), Blei (Kärnten), Eisen (Steier-
mark) und Quecksilber (Krain). Da die Alpeu alljährlich das Ziel vieler
Reisenden sind, so giebt die Bewirtung und Führung der Fremden auch
Gelegenheit zu Erwerb. In der Schweiz steht das Wirtshausgewerbe jedem
andern an Bedeutung voran (15 000 Wirtshäuser). Trotzdem zwingt die
Armut der Alpenländer eine große Zahl ihrer Bewohner zum Wandern.
Aus dem armen Savopen gehen jährlich Tausende in die Fremde, suchen
schon als Kuaben ihren Unterhalt durch Vorführung von Kunststücken mit Murmel-
tieren oder Affen, auch als Stiefelputzer oder Schornsteinfeger; hausierende Tiroler
ziehen mit Teppichen, Handschuhen und Lederwaren umher. Aber die Liebe zur
alten, an Naturschönheiten so reichen Heimat führt die meisten wieder zurück.
Die Alpeu werden der Lage nach gewöhnlich in West-, Mittel- und Ost-
alpeu eingeteilt.
A. Die Westalptn, besser Südalpen geuannt, ziehen sich vom Mittel-
nieere östlich von Nizza (zwischen dem Golf von Genua und dem Löwengolf)
in der Richtung von S. nach N. bis zum Geusersee, liegen größtenteils in
Frankreich und bilden eine Grenzmauer zwischen Frankreich und Italien. Sie
fallen nach W. zu allmählich, nach 0. zu steil ab, sind darum von Frankreich
aus leichter zu übersteigen, als von Italien aus. Der am Meere gelegene
Teil führt den Namen Seealp en. In den Westalpen sind namentlich
4 Höhen zu merken: Der Monte Biso lspr. Wiso), der Mont Cenis (spr.
Mong Seni), der Kleine St. Bernhard und der Montblanc. Auf dem
Monte Vi so entspringt der Po. Über den Mont Cenis führt eine
Kuuststraße, welche im Mittelalter die besuchteste Paßstraße nach Italien war,
deren sich auch die Deutschen vielfach bedienten. Karl der Große benutzte sie
z. B., als er gegen das Longobardenreich nach Italien zog. In der Nähe
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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Extrahierte Personennamen: Bernhard Karl
Extrahierte Ortsnamen: Krain Nizza Genua Frankreich Frankreich Italien Frankreich Italien Italien Italien
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Die wichtigsten Erwerliszweige sind Bergbau, Landwirtschaft, Viehzucht, Industrie
und Handel. Der Bergbau ist ergiebig, da Spanien zu den metallreichsten
Ländern Europas gehört; man gewinnt besonders Silber, Blei und Queck-.
silber, außerdem Steinkohlen. Die Bleigew innuug ist so bedeutend,
daß 1u des gesamten Bleis aus Spanien kommt, und A l m a d e n (in der
Sierra Morena) hat die ergiebigsten Q u e ck s i l b e r g r u b e n Europas.
Die Landwirtschaft ist zwar die Hauptbeschäftigung der Bewohuer (etwa
ein Drittel des Bodens ist angebautes Land), steht aber doch auf sehr niedriger
Stufe. Sie liefert alle Getreidearten, namentlich auch Reis. Andere wichtige
Erzeugnisse sind Obst, Südfrüchte und Wein. Die berühmtesten Weinsorten
sind Malaga, Xerez (spr. Cheres, von den Engländern Sherry, spr. Schern,
genannt) und Porto (Portwein). Die Viehzucht ist sehr bedeutend, nament-
lich die Schafzucht (Merinos), die Pferdezucht (in Andalusien) und die Zucht
vou Eseln und Maultieren. Die Seidenraupenzucht steht in manchen Gegenden
(z. B. in Valencia und Murcia, auch in Portugal) in hoher Blüte. Die
Industrie ist nicht sehr bedeutend und befaßt sich in der Hauptsache mit
Verarbeitung von Baumwolle, Seide, Tabak, Leder (spanisches Leder ist be-
rühmt!) und Herstellung von Waffen. Der Handel nach auswärts war
früher viel lebhafter als jetzt. Für geistige Bildung, insbesondere für
das Volksschulwesen, ist auf der Pyrenäen-Halbinsel nicht ausreichend gesorgt;
doch fehlt es nicht an Universitäten (1 in Portugal, 10 in Spanien).
6. Einteilung. Die Pyrenäenhalbinsel zerfällt in die K-ä-u^-g^-^i ch e
Vo. Portugal und Spanien; außerdem liegt in den Pyrenäen die Hirten-
und Banern-R e p n b l i k Andorra (452 qkm und 6000 Einw.) Sie
steht unter französischem und spanischem Schutze.
A. Das Königreich Portugal.
(1600 ^ Meilen oder 90000 qkm und 4s/4 Mill. Einw.)
Portugal soll seinen N a m e n von Portns E a l e erhalten haben.
Am Ausfluß des Duero lag nämlich in alten Zeiten ein Ort mit Namen
Eale; diesem gegenüber entstand am rechten Ufer mit der Zeit ein Ort, der,
weil er der Landung der Schiffe günstiger lag, den Namen Portns, d. h.
Hafen, erhielt, aus welchem die jetzige Stadt Porto hervorgegangen ist. Das
Ganze oder dieser letztere Teil hieß nun Portns Cale, woraus der Name
Portugal entstand. Die Portugiesen zeichnen sich aus durch glühende An-
hänglichkeit an Religion und Vaterland, durch kühuen Unternehmungsgeist,
Tapferkeit, Unerschrockenst und Ausdauer; ihre Fehler sind Gennßsucht und
Prachtliebe, lächerliche Prahlsucht und Empfindlichkeit, Hochmut und diener-
hafte Höflichkeit.
Portugal besitzt nur 2 bedeutende Städte. Lissabon (300 T. Einw.)
ist die Haupt- und Residenzstadt, hat die schönste Lage von allen
Städten der Halbinsel und gehört zu den schönst gelegenen Städten Europas,
weshalb ein portugiesisches Sprichwort sagt: „Wer Lissabon nicht gesehen hat,
hat nichts gesehen!" Lissabon liegt an der Mündung des Tajo (spr. Tacho),
welcher in Portugal Tejo (spr. Teschu) heißt. Die Stadt ist auch als Fabrik-
und Handelsstadt wichtig. Im Innern ist sie nicht so schön, als sie von
außen erscheint; viele Straßen sind eng, schmutzig und uneben. In den vom
Flnßnser aufsteigenden Straßen treiben die Landleute jeden Morgen ihre
Ziegenherden von Thür zu Thür und melken ihren Kunden die Kaffeemilch
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Extrahierte Personennamen: Portns_Cale
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Europas Spanien Europas Malaga Andalusien Valencia Murcia Portugal Portugal Spanien Portugal Spanien Andorra Portugal Portugal Portugal Portugal Lissabon Europas Lissabon Lissabon Portugal
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Haushaltsregeln
Geschlecht (WdK): Mädchen
445
Militärorchesters, unter der Oberleitung eines Tanzmeisters und
nach dem freundlichen Beispiel europäischer Damen lassen sie sich
in den fürstlichen Sälen des Rokumeikwan, des großen Regie-
rungsklubs von Tokio, von den japanischen Offizieren in Gala, von
den Staatswürdenträgern und von Europäern im Tanze drehen.
Der Sommer bietet die herrlichsten, unvergleichlichsten Er-
holungen. Picknicks und Ausflüge in die überaus lieblichen Um-
gebungen der Städte folgen in zahlloser Reihe aufeinander, der
Hochsommer aber vereinigt die meisten der deutschen Damen in
der erhabenen Szenerie der von mächtigen Gebirgen ein-
geschlossenen großen japanischen Bäder, an den Schwefelquellen
von Miyanoshita, auf dem Hakone-Eebirge. in den Gefilden der
zaubervollen, eine Fülle von Poesie in sich bergenden Tempelstadt
Rikko oder an den Ufern der von keinem Lande der Erde an Schön-
heit der Landschaft und Milde des Klimas erreichten Inland-See.
Aber ich höre die sorgsame Hausfrau auch nach den äußern
Lebensverhältnissen sich erkundigen; zum Glück ist auch hierauf
die Antwort eine durchaus befriedigende: Lebensmittel von un-
übertrefflicher Güte und lächerlicher Billigkeit, Dienstpersonal
von zuverlässiger Treue und ungemeiner Willfährigkeit zu kaum
nennenswerten Löhnen. Die Toilettenfrage ist durch die großen
französischen und- englischen Basare geregelt; eine gute deutsche
Schule, die Anwesenheit namhafter Lehrer erleichtern die Kinder-
erziehung, eine eigne deutsche Kirche dient den geistlichen An-
forderungen. So erscheint Japan auch für das Leben der Frauen
von allen Gebieten des Auslandes als das Paradies und der
Aufenthalt in Japan in keiner Weise als Entbehrung.
A. Neubaur. (Gekürzt.)
251. Die wirtschaftliche und soziale Bedeutung der
weißen Frau in Deutsch Südwestafrika.
Einen äußerst bedeutsamen Faktor in der Hebung der Kultur
unsrer Kolonien bildet das Frauenelement. Die gute deutsche
Frau übt einen heilvollen Einfluß aus auf den Kolonisten so-
wohl wie auch auf die schwarze weibliche Jugend. Die weiße
Frau bewahrt den Ansiedler davor, daß er nicht „verkaffert".
Nur allzu leicht kommt es vor. daß der Junggeselle in der Wild-
nis den äußern Schliff verliert; Toilette macht er wenig oder gar-
nicht, Ordnung im Zimmer, in Wäsche und Kleidern kennt er oft
nur noch dem Namen nach. In Ermanglung einer weißen Frau
fühlt sich der Kolonist zum schwarzen weiblichen Geschlecht hin-
gezogen. Die Anzahl der Bastardkinder hat in den letzten Jahren
in erschreckender Weise zugenommen. Daß aber bei solchen Zu-
ständen auch das religiöse Leben der Männer nur ein klägliches
Dasein fristet, kann nicht wundernehmen.
Um nun all diesen Gefahren zu steuern, um die Gründung
echt deutscher, christlicher Familien zu erleichtern, die zur Schaffung
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Haushaltsregeln
Geschlecht (WdK): Mädchen
12
auch dann noch, wenn du ihnen nicht mehr in allem gehorchen
kannst. Der Gehorsam der Binder gegen die Eltern ist so lange
unbedingt, wie Kinder nicht selbst imstande sind, für sich recht und
gut zu handeln und daher der Leitung und Fürsorge der Eltern
bedürfen. — Die Mündigkeit der Kinder spricht sie von der voll-
kommenen Unterwürfigkeit los, aber doch nicht von allem Gehorsam.
Wir sollen und müssen als gute Kinder auch dann noch mit Ehr-
erbietung die Wünsche des Vaters und der Mutier erfüllen, wenn
sie nicht höhern Pflichten gegen unsern Beruf widersprechen; wir
sollen und müssen auch in spätern Jahren, wie in den Jugend-
jahren, die gleiche gewohnte Ehrerbietung bezeigen; denn nie haben
sie aufgehört, unsre Eltern zu sein, wenn sie auch aufhörten,
unsre Ernährer und Versorger zu sein. Wir sollen und müssen
ihnen mit zärtlicher Aufmerksamkeit in allen unschädlichen Wünschen
entgegeneilen und nicht Kindespflicht, nicht Kindesdemut verleugnen,
selbst wenn wir durch Gunst des Schicksals über sie erhoben
worden wären und in Rang und Würden, Stand und Reichtum
weit über ihnen ständen. Denn das Verhältnis des Menschen
zuin Menschen geht allen Verhältnissen des bürgerlichen Lebens vor.
Ehre deine Eltern mit frommem Andenken, auch wenn sie
nicht mehr sind. Ehre sie noch durch ein rühmliches Leben nach
dem Tode. Ach, du warst vielleicht ihre letzte Sorge, ihr letzter
Kummer, ihre letzte Freude, ihr letztes Gebet! So sei ihr Grab
dir noch ein Heiligtum! So sei ihr Name und die Erinnerung
ihres liebevollen Lebens noch dein Stolz, deine Freude! So sei
der Blick auf sie, auf die Ewigkeit, wo tiefer Friede wohnt, deine
Hoffnung!
Vater! Mutter! Verklärte! Ihr starbet mit der Liebe für mich im
Herzen. Ich bin von euchgerissen. Ich weine auf Erden allein! Mutier,
o deine Mutterliebe trocknet meine Augen nicht mehr; Vater, deine
Vaterliebe erquickt mich nicht mehr! Ach, ich hatte einst auf Erden einen
Himmel. Da wäret ihr noch. Da wandeltet ihr wie Engel Gottes
um mich und wachtet für mich. O könnte ich wieder in den schönen
Morgentraum meines Lebens heimkehren; wie wohl war mir
bei euch! H. 3scho»e.
13. Verzeih!
Christus sagte am Kreuz: „Vater, vergib ihnen, denn sie
wissen nicht, was sie tun." Das ist der schönste, aber auch der
schwerste Gedanke. Denn man braucht lange dazu, um nach allen
Seilen auszudenken, was er meint. Wenn man einmal so weit
kommt, daß man den Menschen alles ve^eiht, weil man sieht,
daß sie aus Unwissenheit und Unbildung fehlen und daß die
scheinbare Bosheit auch im Grunde nur traurige Blindheit ist,
für die sie selber nichts können — dann ist man erhaben über
jeden Zorn und jede Bitterkeit. „Sie wissen nicht, was sie tun,"
das heißt: Sie sind so kurzsichtig, daß sie ihr eignes Beste nicht
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
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Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Haushaltsregeln
Geschlecht (WdK): Mädchen
40
Wenn sie kleinern Geschwistern gegenüber nicht herrisch, sondern
ein liebevoller Beistand, gleichalterigen Brüdern oder Schwestern
eine freundliche Gefährtin ist, Befreundeten der Eltern, die das
Haus besuchen, eine rücksichtsvolle Aufmerksamkeit widmet, so wird
sie ein Schmuck all dieser kleinen kreise sein. Mit freundlicher
Artigkeit und Respekt — ein Wort, von dem die heutige Jugend
oft nicht viel wissen will — begegne sie fremden und ältern Personen.
Sind Gäste geladen, so darf die Tochter nie der Mutter die
Bedienung dieser überlassen, sondern muß sich zeitig üben, sie mit
Geschick zu besorgen. Ein Mädchen soll sich nicht vorlaut in die
Unterhaltung Älterer mischen, doch freundlichen Bescheid geben,
wenn man sie dazu auffordert. Unangenehm berührt von jungen
Mädchen ein scharfes, absprechendes Urteil und das entschiedne
Behaupten einer entgegengesetzten Meinung. Auch ältern Herren
gegenüber gelten diese Angaben.
Von jungen Männern aber ist das gebildete Mädchen be-
rechtigt, Artigkeit und Zuvorkommenheit zu erwarten. Sie darf
und soll sich keine Vertraulichkeit von ihnen gefallen lassen und
diese im Notfälle streng zurückweisen.
Gegen die im Hause Dienenden sei die Tochter freundlich,
ohne Vertraulichkeit. Sie lasse sich sowenig als möglich be-
dienen, verlange die nötigen Dienstleistungen nur mit Bitte und
nehme sie mit Dank an. Wie schön ist es, wenn sie auch den
Dienstboten Teilnahme in Krankheit und Kummer widmet!
Wenn so die Tochter des Hauses jedem, der mit dem Hause
in Berührung kommt, wohltuend und erfreuend begegnet, dann
nur wird sie wirklich ein Schmuck des Hauses sein.
Marie v. Lindeinan.
36. Alte Sprüche.
1. Anfang, Mitte und End' allein
laß Gott in all deinen Sachen sein!
Denn was mit Gott wird angefangen,
ist niemals übel ausgegangen.
2. Im Unglück trag eines Löwen Mut,
trau auf Gott, es wird wohl wieder gut!
Drum leid und meid,
bis kommt die Zeit,
daß alles von dannen scheid't;
denn nur Geduld, der edle Schatz,
behält allzeit den besten Platz.
Heinrich Hoffmann von Fallersleben.
37. Die Engel am Scheidewege.
Wo das Kindesalter in das Jugendalter übergeht und das
Mädchen sich in die Jungfrau verliert, teilt sich der Weg des
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Hoffmann_von_Fallersleben Heinrich
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Haushaltsregeln
Geschlecht (WdK): Mädchen
man erlaube ihm auch nicht, alle Sachen, die gar nicht
für Kinder gehören, in die Hände zu nehmen oder gar unter
die Spielsachen zu mischen. Man leite es liebevoll, sanft und
mit Geduld zu allem Guten und Nützlichen an. Jedes Verbot
und Gebot sei aber bestimmt und konsequent.
Ungehorsam erheischt
Strafe.
Die Bestrafung des Kindes mutz immer dem Vergehen an-
gemessen sein. So wie der Arzt zum Schneiden und Brennen
bei den Kranken nur ungern und in Notfällen seine Zuflucht
nimmt, so Vater und Mutter zu härtern Strafen. Es ist ein
Irrtum, wenn man glaubt, datz härtere Strafen immer die
wirksamsten sind: auch die leichteste Bestrafung wirkt heilsam,
wenn sie nur mit dem nötigen Ernst verbunden ist. Körperliche
Züchtigungen sollen immer erst in letzter Reihe zur Anwendung
kommen. Alle Strafen, die der Gesundheit schaden, müssen durch-
aus vermieden werden.
Eine Menge Strafen werden sich besonders in spätern Jahren
erübrigen, wenn man dem Kinde schon in den ersten Lebens-
jahren das Rechte angewöhnt. Deshalb pflege man frühzeitig die
Wahrheitsliebe
in dem Kinde, indem man es anleitet, stets nur die Wahrheit
zu reden und jede Lüge zu verabscheuen.
Die
Schamhaftigkeit
wird im Kindesalter bleibend anerzogen, wenn man das Kind
früh daran gewöhnt, seine Bedürfnisse abseits an den geeig-
neten Orten zu verrichten, und wenn man nie duldet, datz es
entblößt einherlaufe.
Den Grund zur
Höflichkeit
legt man in dem Kinde, wenn man es dazu anhält, zu grüßen,
um alles zu bitten und für jede Gabe zu danken.
Die
Ordnungsliebe
findet ihre Vorbereitung darin, datz das Kleine daran gewöhnt
wird, seine Spielsachen selbst aufzuräumen und an einen be-
stimmten Platz zu bringen.
Das
Mitgefühl
als Grundstein für die spätere werktätige Menschenliebe wird
geweckt, wenn man das Kind neben entsprechenden Belehrungen
damit beauftragt. Bettlern Almosen zu reichen, hungernde Vögel
zu füttern und Zimmerpflanzen zu pflegen.
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Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Haushaltsregeln
Geschlecht (WdK): Mädchen
275
Gewicht auf die Wahl der Paten legen müssen. Man nimmt da-
zu gern jüngere Personen aus dem Verwandten- oder engern
Freundeskreise. Weil die Paten mit dem Täufling in eine
geistige Verwandtschaft treten und mit den Eltern gemeinschaftlich
an der Erziehung des Kindes arbeiten sollen, so sehe man bei der
Wahl weniger auf den Wert des Patengeschenks als auf den
Charakter der Person. Das übliche Patengeschenk besteht in
einem den Verhältnissen entsprechenden wertvollen Gegenstände;
gewöhnlich schenkt man das Taufmützchen oder Taufkleidchen. In
andern Füllen wird das Geschenk zu Weihnachten oder an dem
Jahrestage überreicht und immer gern angenommen.
„Die Jahre fliehen pfeilgeschwind." Aus dem zarten Wesen,
das so hilfsbedürftig in den Windeln liegt, wird ein frisches,
muntres Kind. Bald ist das sechste Jahr erreicht, und mit diesem
beginnt ein neuer Lebensabschnitt; denn an der Erziehung nimmt
nun auch die Schule teil, und dadurch tritt zum ersten Male der
Ernst des Lebens an das Kind heran. Aber auch die Schulzeit
geht vorüber, die Schule hat ihr Werk getan und entläßt den
Knaben hinaus in das feindliche Leben, während das Mädchen
in den meisten Fällen in den Schoß der Familie zurückkehrt. Ein
Markstein dieser Lebenswendung ist die Einsegnung oder Kon-
firmation. Der junge Christ bestätigt bei diesem feierlichen
Akte persönlich den Taufbund, er übernimmt die ernsten Ver-
pflichtungen. die bei der Taufe an seiner Stelle die Paten gegen-
über der Kirche eingegangen sind, und empfängt zum ersten Male
das Abendmahl. Mit dem Ernst dieser Feier ist der übertriebene
Reichtum im Anzuge, wie er oft bei Mädchen beobachtet werden
kann, nicht vereinbar. Ein einfaches weißes oder dunkles Kleid,
das Haar schlicht geordnet, in der Hand ein kleines Blumen-
strüußchen und als einzigen Schmuck ein goldnes Kreuz am
schwarzen Bande: das ist ein der Feier würdiger Anzug, nicht
aber Ringe, Armspangen, dicke goldne Ketten und übertrieben
große Blumensträuße. Daß ein so wichtiger Tag in dem Leben
eines Kindes im Familienkreise gefeiert wird, ist nur natürlich;
doch entspricht es jedenfalls nicht der Würde des Tages, wenn die
Feier in einen ausgelassenen Lärm oder wohl gar in einen Fa-
milienball ausartet. — Es ist eine schöne Sitte, wenn Eltern und
Verwandte dem Konfirmanden zum Andenken an diesen Tag ein
Geschenk überreichen. Dieses bestehe in einem wertvollen Buche
mit der entsprechenden Widmung oder in einem als Schmuck
dienenden Gegenstände. Im Volksmunde wird der Einsegnungs-
tag als ein sogenannter ..Glückstag" bezeichnet.
„Vom Mädchen reißt sich stolz der Knabe." Während der
letztere mit Ernst und Ausdauer an die Erreichung eines Berufes
geht, um sich seine Lebensstellung zu sichern, lernt das Mädchen
unter Leitung der Mutter die Führung des Haushalts und alle
Gesetze des Anstandes und der guten Sitte kennen. In Begleitung
der Eltern wird es in größere gesellschaftliche Kreise eingeführt
18*
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TM Hauptwörter (200): [T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Haushaltsregeln
Geschlecht (WdK): Mädchen
38
rechne und wenig aufschreibe, so könne er nicht nachkommen, wo
ein solcher Verstoß herrühre.
Margarete schilderte ihm darauf sein Betragen, die Art, wie
er einnehme und ausgebe, den Mangel an Aufmerksamkeit; selbst
seine gutmütige Freigebigkeit kam mit in Anschlag, und freilich ließen
ihn die Folgen seiner Handlungsweise, die ihn so sehr drückten,
keine Entschuldigung aufbringen.
Margarete konnte ihren Gatten nicht lange in dieser Verlegen-
heit lassen, um so weniger, als es ihr so sehr zur Ehre gereichte,
ihn wieder glücklich zu machen. Sie setzte ihn in Verwunderung,
als sie zu seinem Geburtstage, der eben eintrat, und an dem sie
ihn sonst mit etwas Brauchbarem anzubinden pflegte, mit einem
Körbchen voll Geldrollen ankam. Die verschieden Münzsorten
waren besonders gepackt, und der Inhalt jedes Röllchens war
mit schlechter Schrift, jedoch sorgfältig, darauf gezeichnet. Wie er-
staunte der Mann, als er beinahe die Summe, die ihm fehlte,
vor sich sah, und die Frau ihm versicherte, das Geld gehöre ihin
zu! Sie erzählte darauf, was sie ihm entzogen, und was durch
ihren Fleiß erspart worden sei. Sein Verdruß ging in Entzücken
über, und die Folge war, daß er Ausgabe und Einnahme der
Frau völlig übertrug, seine Geschäfte nach wie vor, nur mit noch
größerm Eifer besorgte, von dem Tage an aber keinen Pfennig
Geld mehr in die Hände nahm. Margarete verwaltete das Amt
eines Kassierers mit großen Ehren; kein falscher Laubtaler, ja,
kein verrufener Sechser ward angenommen, und durch ihre Tätig-
keit und Sorgfalt setzten sie sich nach dem Verlaufe von zehn Jahren
in den Stand, den Gasthof mit allem, was dazu gehörte, zu kaufen
und zu behaupten. Wolfgang (v.) Goethe.
33. Wirtschaftsregeln in Sprichwörtern.
Ordnung ist die halbe Arbeit. — Wie man's treibt, so geht's. —
Wer die Augen nicht auftut, muß den Beutel auftun. — Müh'
und Fleiß bricht alles Eis. — Aufschub bringt Gefahr. — Morgen-
stunde hat Gold im Munde. — Samt und Seide löschen das
Feuer in der Küche aus. — Früh auf und spät nieder bringt
verlorne Güter wieder. — Trägheit geht langsam voran, Armut
holt bald sie ein. — Wer seine Schulden bezahlt, verbessert seine
Güter. — Ordnung hilft haushalten. — Viele Hände machen
bald ein Ende.
Wer erst sein Tagewerk getan, kann dann ruhn:
o fördre dich, geschwind dein Tagewerk zu tun.
Rückert.
Arbeit ist des Bürgers Zierde,
Segen ist der Mühe Preis;
ehrt den König seine Würde,
ehret uns der Hände Fleiß.
Friedr. v. Schiller.
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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TM Hauptwörter (200): [T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Haushaltsregeln
Geschlecht (WdK): Mädchen
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heiten und einige Gewandtheit zeigen, wenn es gilt, die Glieder
zu gebrauchen. Das alles braucht das Kind in der Schule, weil
sich der Lehrer dem einzelnen Schüler zu wenig widmen kann.
Man erzähle dem Kinde von der Schule nicht als von einer
Besserungsanstalt und vom Lehrer nicht als von einem Büttel.
Das Kind mutz mit Freuden und Vertrauen ins Schulhaus
schreiten und nicht in banger Erwartung der schrecklichen Dinge,
die hier seiner harren sollen.
Endlich, und das soll als ein Haupterfordernis bezeichnet
werden, mögen die Eltern und Kinderpflegerinnen das Kind
zu einem vernünftigen Sprechen anhalten und nicht durch eignes
Beispiel zum „Lallen" und „Tatschen" verleiten. Jeder Laut
ist dem Kinde so vorzusprechen, wie er klingen soll, auch der harte
und schwere. Ein Kind, das schlecht spricht, wird nicht eher ein
tüchtiger Schüler werden, bis die schlechte Sprache gehoben ist.
Alan übe also mit dem Kinde Laute, die ihm schwer fallen, in
Wörtern und Sätzen so lange, bis die richtige Aussprache glückt.
Wenn Eltern in dieser Weise für das vorschulpflichtige Kind
gesorgt und es in Reinlichkeit und Ordnung erzogen haben, dann
mögen sie es getrost der Schule überantworten; es wird dort
mehr Fortschritte machen, als wenn es schon beim Eintritt das
ganze Alphabet schreiben und die Zahlenreihe bis ins Unendliche
aufsagen kann.
Von einem Abschluß der häuslichen Erziehung kann beim
Eintritt des Kindes in die Schule selbstverständlich nicht die
Rede sein. Vielmehr werden die Eltern Bedacht darauf zu
nehmen haben, die dem Kinde eingepflanzten Tugenden auch
weiter sorglich zu pflegen, damit sie immer fester Wurzeln fassen,
und so der Schulerziehung tatkräftig zur Seite stehen.
Die physische Verschiedenheit der beiden Geschlechter sowie
deren verschiedenartige Bestimmung im Leben machen auch eine
verschiedne Erziehungsweise notwendig. Daher wird das zu-
nehmende Alter der Kinder auch den Eltern ein Mahnwort sein,
in der Erziehung der Knaben und Mädchen gewisse Unterschiede
zu machen. Nach Verschiedenen.
Grundsätze für die Erziehung der Knaben.
1. Der Knabe strebt nach Selbständigkeit, ein Streben, das
ihn leicht widerspenstig und trotzig macht; der Erziehung kommt
es daher zu. ihn zu lehren, seine Freiheit weise zu gebrauchen.
2. Dem männlichen Geschlecht ist ein hohes Maß von Ernst
und Beharrlichkeit, von Mut und Gemeinsinn eigen; die Er-
ziehung hat diese Eigentümlichkeiten zu berücksichtigen und durch
die Pflege des religiös-sittlichen Sinnes jede Ausartung in Härte,
Gefühllosigkeit, Waghalsigkeit, Frechheit. Unvorsichtigkeit. Sorg-
losigkeit usw. zu verhüten.
3. Seiner körperlichen wie geistigen Beschaffenheit nach braucht
und erträgt der Knabe eine strenge und nachdrücklich gehandhabte
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