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1. Geographie von Europa mit Ausschluß des Deutschen Reiches - S. 14

1899 - Wittenberg : Herrosé
— 14 — Blattgrün bis zum durchsichtigsten und zartesten Blau spielt, b) Sie sind Läuterungsbecken der sie durchströmenden Alpenflüsse, welche ihren aus den Bergschluchten mitgeführten Schutt absetzen und dann gereinigt weiterfließen, e) Sie können auch verheerende Überschwemmungen der Bäche und Flüsse verhüten, indem sie in ihrem weiten Räume eine große Menge Wassers aus- nehmen. 6) Ihre Ufer sind durch ihre bald lieblichen, bald wilden Natur- schönheiten und wegen ihres milden Klimas die Sammelplätze der Bevölkerung geworden, e) Sie sind belebte Wasserstraßen für den Handelsverkehr, f) In früheren Zeiten bauten die Bewohner ihre Hütten auf Pfähle ins Wasser, wie dies die zahlreich aufgefundenen Pfahlbauten beweisen. Von geringerer Bedeutung sind die auf dem Hochgebirge und seinen Abhängen vorkommenden Hochseen. Sie haben meist nur einen geringen Umfang und öde, einsame Ufer, sind auch zuweilen bis auf den Grund ge- froren (Eisseen). Ihr Wasser fließt meist unterirdisch ab und wird durch einmündende Gletscher oder herabstürzende Lawinen ersetzt. Die Bewohner der Alpen siud im östlichen Teile Slaven, im Innern und Norden Deutsche und am West- und Südfuße Romanen (Franzosen und Italiener). Sie sind rüstig (Berglust), von bedächtigem Gang (Berg- steigen), untersetzter Gestalt (Lasttragen), geistig geweckt (Gefahreu) und auf Erhaltung ihrer Freiheiten und Sitten bedacht. Sie hängen mit großer Liebe an der Heimat. Die wichtigsten Beschästiguugeu sind Getreide- und Wein- bau, Viehzucht (Alpenwirtschast), Jagd, Industrie (Holzschnitzerei, Uhrmachern, Verarbeitung vou Baumwolle, Flachs und Seide), in den Ostalpen auch Bergbau und zwar auf Salz (Salzkammergut), Blei (Kärnten), Eisen (Steier- mark) und Quecksilber (Krain). Da die Alpeu alljährlich das Ziel vieler Reisenden sind, so giebt die Bewirtung und Führung der Fremden auch Gelegenheit zu Erwerb. In der Schweiz steht das Wirtshausgewerbe jedem andern an Bedeutung voran (15 000 Wirtshäuser). Trotzdem zwingt die Armut der Alpenländer eine große Zahl ihrer Bewohner zum Wandern. Aus dem armen Savopen gehen jährlich Tausende in die Fremde, suchen schon als Kuaben ihren Unterhalt durch Vorführung von Kunststücken mit Murmel- tieren oder Affen, auch als Stiefelputzer oder Schornsteinfeger; hausierende Tiroler ziehen mit Teppichen, Handschuhen und Lederwaren umher. Aber die Liebe zur alten, an Naturschönheiten so reichen Heimat führt die meisten wieder zurück. Die Alpeu werden der Lage nach gewöhnlich in West-, Mittel- und Ost- alpeu eingeteilt. A. Die Westalptn, besser Südalpen geuannt, ziehen sich vom Mittel- nieere östlich von Nizza (zwischen dem Golf von Genua und dem Löwengolf) in der Richtung von S. nach N. bis zum Geusersee, liegen größtenteils in Frankreich und bilden eine Grenzmauer zwischen Frankreich und Italien. Sie fallen nach W. zu allmählich, nach 0. zu steil ab, sind darum von Frankreich aus leichter zu übersteigen, als von Italien aus. Der am Meere gelegene Teil führt den Namen Seealp en. In den Westalpen sind namentlich 4 Höhen zu merken: Der Monte Biso lspr. Wiso), der Mont Cenis (spr. Mong Seni), der Kleine St. Bernhard und der Montblanc. Auf dem Monte Vi so entspringt der Po. Über den Mont Cenis führt eine Kuuststraße, welche im Mittelalter die besuchteste Paßstraße nach Italien war, deren sich auch die Deutschen vielfach bedienten. Karl der Große benutzte sie z. B., als er gegen das Longobardenreich nach Italien zog. In der Nähe

2. Geographie von Europa mit Ausschluß des Deutschen Reiches - S. 43

1899 - Wittenberg : Herrosé
— 43 — Die wichtigsten Erwerliszweige sind Bergbau, Landwirtschaft, Viehzucht, Industrie und Handel. Der Bergbau ist ergiebig, da Spanien zu den metallreichsten Ländern Europas gehört; man gewinnt besonders Silber, Blei und Queck-. silber, außerdem Steinkohlen. Die Bleigew innuug ist so bedeutend, daß 1u des gesamten Bleis aus Spanien kommt, und A l m a d e n (in der Sierra Morena) hat die ergiebigsten Q u e ck s i l b e r g r u b e n Europas. Die Landwirtschaft ist zwar die Hauptbeschäftigung der Bewohuer (etwa ein Drittel des Bodens ist angebautes Land), steht aber doch auf sehr niedriger Stufe. Sie liefert alle Getreidearten, namentlich auch Reis. Andere wichtige Erzeugnisse sind Obst, Südfrüchte und Wein. Die berühmtesten Weinsorten sind Malaga, Xerez (spr. Cheres, von den Engländern Sherry, spr. Schern, genannt) und Porto (Portwein). Die Viehzucht ist sehr bedeutend, nament- lich die Schafzucht (Merinos), die Pferdezucht (in Andalusien) und die Zucht vou Eseln und Maultieren. Die Seidenraupenzucht steht in manchen Gegenden (z. B. in Valencia und Murcia, auch in Portugal) in hoher Blüte. Die Industrie ist nicht sehr bedeutend und befaßt sich in der Hauptsache mit Verarbeitung von Baumwolle, Seide, Tabak, Leder (spanisches Leder ist be- rühmt!) und Herstellung von Waffen. Der Handel nach auswärts war früher viel lebhafter als jetzt. Für geistige Bildung, insbesondere für das Volksschulwesen, ist auf der Pyrenäen-Halbinsel nicht ausreichend gesorgt; doch fehlt es nicht an Universitäten (1 in Portugal, 10 in Spanien). 6. Einteilung. Die Pyrenäenhalbinsel zerfällt in die K-ä-u^-g^-^i ch e Vo. Portugal und Spanien; außerdem liegt in den Pyrenäen die Hirten- und Banern-R e p n b l i k Andorra (452 qkm und 6000 Einw.) Sie steht unter französischem und spanischem Schutze. A. Das Königreich Portugal. (1600 ^ Meilen oder 90000 qkm und 4s/4 Mill. Einw.) Portugal soll seinen N a m e n von Portns E a l e erhalten haben. Am Ausfluß des Duero lag nämlich in alten Zeiten ein Ort mit Namen Eale; diesem gegenüber entstand am rechten Ufer mit der Zeit ein Ort, der, weil er der Landung der Schiffe günstiger lag, den Namen Portns, d. h. Hafen, erhielt, aus welchem die jetzige Stadt Porto hervorgegangen ist. Das Ganze oder dieser letztere Teil hieß nun Portns Cale, woraus der Name Portugal entstand. Die Portugiesen zeichnen sich aus durch glühende An- hänglichkeit an Religion und Vaterland, durch kühuen Unternehmungsgeist, Tapferkeit, Unerschrockenst und Ausdauer; ihre Fehler sind Gennßsucht und Prachtliebe, lächerliche Prahlsucht und Empfindlichkeit, Hochmut und diener- hafte Höflichkeit. Portugal besitzt nur 2 bedeutende Städte. Lissabon (300 T. Einw.) ist die Haupt- und Residenzstadt, hat die schönste Lage von allen Städten der Halbinsel und gehört zu den schönst gelegenen Städten Europas, weshalb ein portugiesisches Sprichwort sagt: „Wer Lissabon nicht gesehen hat, hat nichts gesehen!" Lissabon liegt an der Mündung des Tajo (spr. Tacho), welcher in Portugal Tejo (spr. Teschu) heißt. Die Stadt ist auch als Fabrik- und Handelsstadt wichtig. Im Innern ist sie nicht so schön, als sie von außen erscheint; viele Straßen sind eng, schmutzig und uneben. In den vom Flnßnser aufsteigenden Straßen treiben die Landleute jeden Morgen ihre Ziegenherden von Thür zu Thür und melken ihren Kunden die Kaffeemilch

3. Lesebuch für die reifere weibliche Jugend - S. 445

1913 - Wittenberg : Herrosé
445 Militärorchesters, unter der Oberleitung eines Tanzmeisters und nach dem freundlichen Beispiel europäischer Damen lassen sie sich in den fürstlichen Sälen des Rokumeikwan, des großen Regie- rungsklubs von Tokio, von den japanischen Offizieren in Gala, von den Staatswürdenträgern und von Europäern im Tanze drehen. Der Sommer bietet die herrlichsten, unvergleichlichsten Er- holungen. Picknicks und Ausflüge in die überaus lieblichen Um- gebungen der Städte folgen in zahlloser Reihe aufeinander, der Hochsommer aber vereinigt die meisten der deutschen Damen in der erhabenen Szenerie der von mächtigen Gebirgen ein- geschlossenen großen japanischen Bäder, an den Schwefelquellen von Miyanoshita, auf dem Hakone-Eebirge. in den Gefilden der zaubervollen, eine Fülle von Poesie in sich bergenden Tempelstadt Rikko oder an den Ufern der von keinem Lande der Erde an Schön- heit der Landschaft und Milde des Klimas erreichten Inland-See. Aber ich höre die sorgsame Hausfrau auch nach den äußern Lebensverhältnissen sich erkundigen; zum Glück ist auch hierauf die Antwort eine durchaus befriedigende: Lebensmittel von un- übertrefflicher Güte und lächerlicher Billigkeit, Dienstpersonal von zuverlässiger Treue und ungemeiner Willfährigkeit zu kaum nennenswerten Löhnen. Die Toilettenfrage ist durch die großen französischen und- englischen Basare geregelt; eine gute deutsche Schule, die Anwesenheit namhafter Lehrer erleichtern die Kinder- erziehung, eine eigne deutsche Kirche dient den geistlichen An- forderungen. So erscheint Japan auch für das Leben der Frauen von allen Gebieten des Auslandes als das Paradies und der Aufenthalt in Japan in keiner Weise als Entbehrung. A. Neubaur. (Gekürzt.) 251. Die wirtschaftliche und soziale Bedeutung der weißen Frau in Deutsch Südwestafrika. Einen äußerst bedeutsamen Faktor in der Hebung der Kultur unsrer Kolonien bildet das Frauenelement. Die gute deutsche Frau übt einen heilvollen Einfluß aus auf den Kolonisten so- wohl wie auch auf die schwarze weibliche Jugend. Die weiße Frau bewahrt den Ansiedler davor, daß er nicht „verkaffert". Nur allzu leicht kommt es vor. daß der Junggeselle in der Wild- nis den äußern Schliff verliert; Toilette macht er wenig oder gar- nicht, Ordnung im Zimmer, in Wäsche und Kleidern kennt er oft nur noch dem Namen nach. In Ermanglung einer weißen Frau fühlt sich der Kolonist zum schwarzen weiblichen Geschlecht hin- gezogen. Die Anzahl der Bastardkinder hat in den letzten Jahren in erschreckender Weise zugenommen. Daß aber bei solchen Zu- ständen auch das religiöse Leben der Männer nur ein klägliches Dasein fristet, kann nicht wundernehmen. Um nun all diesen Gefahren zu steuern, um die Gründung echt deutscher, christlicher Familien zu erleichtern, die zur Schaffung

4. Lesebuch für die reifere weibliche Jugend - S. 12

1913 - Wittenberg : Herrosé
12 auch dann noch, wenn du ihnen nicht mehr in allem gehorchen kannst. Der Gehorsam der Binder gegen die Eltern ist so lange unbedingt, wie Kinder nicht selbst imstande sind, für sich recht und gut zu handeln und daher der Leitung und Fürsorge der Eltern bedürfen. — Die Mündigkeit der Kinder spricht sie von der voll- kommenen Unterwürfigkeit los, aber doch nicht von allem Gehorsam. Wir sollen und müssen als gute Kinder auch dann noch mit Ehr- erbietung die Wünsche des Vaters und der Mutier erfüllen, wenn sie nicht höhern Pflichten gegen unsern Beruf widersprechen; wir sollen und müssen auch in spätern Jahren, wie in den Jugend- jahren, die gleiche gewohnte Ehrerbietung bezeigen; denn nie haben sie aufgehört, unsre Eltern zu sein, wenn sie auch aufhörten, unsre Ernährer und Versorger zu sein. Wir sollen und müssen ihnen mit zärtlicher Aufmerksamkeit in allen unschädlichen Wünschen entgegeneilen und nicht Kindespflicht, nicht Kindesdemut verleugnen, selbst wenn wir durch Gunst des Schicksals über sie erhoben worden wären und in Rang und Würden, Stand und Reichtum weit über ihnen ständen. Denn das Verhältnis des Menschen zuin Menschen geht allen Verhältnissen des bürgerlichen Lebens vor. Ehre deine Eltern mit frommem Andenken, auch wenn sie nicht mehr sind. Ehre sie noch durch ein rühmliches Leben nach dem Tode. Ach, du warst vielleicht ihre letzte Sorge, ihr letzter Kummer, ihre letzte Freude, ihr letztes Gebet! So sei ihr Grab dir noch ein Heiligtum! So sei ihr Name und die Erinnerung ihres liebevollen Lebens noch dein Stolz, deine Freude! So sei der Blick auf sie, auf die Ewigkeit, wo tiefer Friede wohnt, deine Hoffnung! Vater! Mutter! Verklärte! Ihr starbet mit der Liebe für mich im Herzen. Ich bin von euchgerissen. Ich weine auf Erden allein! Mutier, o deine Mutterliebe trocknet meine Augen nicht mehr; Vater, deine Vaterliebe erquickt mich nicht mehr! Ach, ich hatte einst auf Erden einen Himmel. Da wäret ihr noch. Da wandeltet ihr wie Engel Gottes um mich und wachtet für mich. O könnte ich wieder in den schönen Morgentraum meines Lebens heimkehren; wie wohl war mir bei euch! H. 3scho»e. 13. Verzeih! Christus sagte am Kreuz: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun." Das ist der schönste, aber auch der schwerste Gedanke. Denn man braucht lange dazu, um nach allen Seilen auszudenken, was er meint. Wenn man einmal so weit kommt, daß man den Menschen alles ve^eiht, weil man sieht, daß sie aus Unwissenheit und Unbildung fehlen und daß die scheinbare Bosheit auch im Grunde nur traurige Blindheit ist, für die sie selber nichts können — dann ist man erhaben über jeden Zorn und jede Bitterkeit. „Sie wissen nicht, was sie tun," das heißt: Sie sind so kurzsichtig, daß sie ihr eignes Beste nicht

5. Lesebuch für die reifere weibliche Jugend - S. 40

1913 - Wittenberg : Herrosé
40 Wenn sie kleinern Geschwistern gegenüber nicht herrisch, sondern ein liebevoller Beistand, gleichalterigen Brüdern oder Schwestern eine freundliche Gefährtin ist, Befreundeten der Eltern, die das Haus besuchen, eine rücksichtsvolle Aufmerksamkeit widmet, so wird sie ein Schmuck all dieser kleinen kreise sein. Mit freundlicher Artigkeit und Respekt — ein Wort, von dem die heutige Jugend oft nicht viel wissen will — begegne sie fremden und ältern Personen. Sind Gäste geladen, so darf die Tochter nie der Mutter die Bedienung dieser überlassen, sondern muß sich zeitig üben, sie mit Geschick zu besorgen. Ein Mädchen soll sich nicht vorlaut in die Unterhaltung Älterer mischen, doch freundlichen Bescheid geben, wenn man sie dazu auffordert. Unangenehm berührt von jungen Mädchen ein scharfes, absprechendes Urteil und das entschiedne Behaupten einer entgegengesetzten Meinung. Auch ältern Herren gegenüber gelten diese Angaben. Von jungen Männern aber ist das gebildete Mädchen be- rechtigt, Artigkeit und Zuvorkommenheit zu erwarten. Sie darf und soll sich keine Vertraulichkeit von ihnen gefallen lassen und diese im Notfälle streng zurückweisen. Gegen die im Hause Dienenden sei die Tochter freundlich, ohne Vertraulichkeit. Sie lasse sich sowenig als möglich be- dienen, verlange die nötigen Dienstleistungen nur mit Bitte und nehme sie mit Dank an. Wie schön ist es, wenn sie auch den Dienstboten Teilnahme in Krankheit und Kummer widmet! Wenn so die Tochter des Hauses jedem, der mit dem Hause in Berührung kommt, wohltuend und erfreuend begegnet, dann nur wird sie wirklich ein Schmuck des Hauses sein. Marie v. Lindeinan. 36. Alte Sprüche. 1. Anfang, Mitte und End' allein laß Gott in all deinen Sachen sein! Denn was mit Gott wird angefangen, ist niemals übel ausgegangen. 2. Im Unglück trag eines Löwen Mut, trau auf Gott, es wird wohl wieder gut! Drum leid und meid, bis kommt die Zeit, daß alles von dannen scheid't; denn nur Geduld, der edle Schatz, behält allzeit den besten Platz. Heinrich Hoffmann von Fallersleben. 37. Die Engel am Scheidewege. Wo das Kindesalter in das Jugendalter übergeht und das Mädchen sich in die Jungfrau verliert, teilt sich der Weg des

6. Lesebuch für die reifere weibliche Jugend - S. 235

1913 - Wittenberg : Herrosé
man erlaube ihm auch nicht, alle Sachen, die gar nicht für Kinder gehören, in die Hände zu nehmen oder gar unter die Spielsachen zu mischen. Man leite es liebevoll, sanft und mit Geduld zu allem Guten und Nützlichen an. Jedes Verbot und Gebot sei aber bestimmt und konsequent. Ungehorsam erheischt Strafe. Die Bestrafung des Kindes mutz immer dem Vergehen an- gemessen sein. So wie der Arzt zum Schneiden und Brennen bei den Kranken nur ungern und in Notfällen seine Zuflucht nimmt, so Vater und Mutter zu härtern Strafen. Es ist ein Irrtum, wenn man glaubt, datz härtere Strafen immer die wirksamsten sind: auch die leichteste Bestrafung wirkt heilsam, wenn sie nur mit dem nötigen Ernst verbunden ist. Körperliche Züchtigungen sollen immer erst in letzter Reihe zur Anwendung kommen. Alle Strafen, die der Gesundheit schaden, müssen durch- aus vermieden werden. Eine Menge Strafen werden sich besonders in spätern Jahren erübrigen, wenn man dem Kinde schon in den ersten Lebens- jahren das Rechte angewöhnt. Deshalb pflege man frühzeitig die Wahrheitsliebe in dem Kinde, indem man es anleitet, stets nur die Wahrheit zu reden und jede Lüge zu verabscheuen. Die Schamhaftigkeit wird im Kindesalter bleibend anerzogen, wenn man das Kind früh daran gewöhnt, seine Bedürfnisse abseits an den geeig- neten Orten zu verrichten, und wenn man nie duldet, datz es entblößt einherlaufe. Den Grund zur Höflichkeit legt man in dem Kinde, wenn man es dazu anhält, zu grüßen, um alles zu bitten und für jede Gabe zu danken. Die Ordnungsliebe findet ihre Vorbereitung darin, datz das Kleine daran gewöhnt wird, seine Spielsachen selbst aufzuräumen und an einen be- stimmten Platz zu bringen. Das Mitgefühl als Grundstein für die spätere werktätige Menschenliebe wird geweckt, wenn man das Kind neben entsprechenden Belehrungen damit beauftragt. Bettlern Almosen zu reichen, hungernde Vögel zu füttern und Zimmerpflanzen zu pflegen.

7. Lesebuch für die reifere weibliche Jugend - S. 275

1913 - Wittenberg : Herrosé
275 Gewicht auf die Wahl der Paten legen müssen. Man nimmt da- zu gern jüngere Personen aus dem Verwandten- oder engern Freundeskreise. Weil die Paten mit dem Täufling in eine geistige Verwandtschaft treten und mit den Eltern gemeinschaftlich an der Erziehung des Kindes arbeiten sollen, so sehe man bei der Wahl weniger auf den Wert des Patengeschenks als auf den Charakter der Person. Das übliche Patengeschenk besteht in einem den Verhältnissen entsprechenden wertvollen Gegenstände; gewöhnlich schenkt man das Taufmützchen oder Taufkleidchen. In andern Füllen wird das Geschenk zu Weihnachten oder an dem Jahrestage überreicht und immer gern angenommen. „Die Jahre fliehen pfeilgeschwind." Aus dem zarten Wesen, das so hilfsbedürftig in den Windeln liegt, wird ein frisches, muntres Kind. Bald ist das sechste Jahr erreicht, und mit diesem beginnt ein neuer Lebensabschnitt; denn an der Erziehung nimmt nun auch die Schule teil, und dadurch tritt zum ersten Male der Ernst des Lebens an das Kind heran. Aber auch die Schulzeit geht vorüber, die Schule hat ihr Werk getan und entläßt den Knaben hinaus in das feindliche Leben, während das Mädchen in den meisten Fällen in den Schoß der Familie zurückkehrt. Ein Markstein dieser Lebenswendung ist die Einsegnung oder Kon- firmation. Der junge Christ bestätigt bei diesem feierlichen Akte persönlich den Taufbund, er übernimmt die ernsten Ver- pflichtungen. die bei der Taufe an seiner Stelle die Paten gegen- über der Kirche eingegangen sind, und empfängt zum ersten Male das Abendmahl. Mit dem Ernst dieser Feier ist der übertriebene Reichtum im Anzuge, wie er oft bei Mädchen beobachtet werden kann, nicht vereinbar. Ein einfaches weißes oder dunkles Kleid, das Haar schlicht geordnet, in der Hand ein kleines Blumen- strüußchen und als einzigen Schmuck ein goldnes Kreuz am schwarzen Bande: das ist ein der Feier würdiger Anzug, nicht aber Ringe, Armspangen, dicke goldne Ketten und übertrieben große Blumensträuße. Daß ein so wichtiger Tag in dem Leben eines Kindes im Familienkreise gefeiert wird, ist nur natürlich; doch entspricht es jedenfalls nicht der Würde des Tages, wenn die Feier in einen ausgelassenen Lärm oder wohl gar in einen Fa- milienball ausartet. — Es ist eine schöne Sitte, wenn Eltern und Verwandte dem Konfirmanden zum Andenken an diesen Tag ein Geschenk überreichen. Dieses bestehe in einem wertvollen Buche mit der entsprechenden Widmung oder in einem als Schmuck dienenden Gegenstände. Im Volksmunde wird der Einsegnungs- tag als ein sogenannter ..Glückstag" bezeichnet. „Vom Mädchen reißt sich stolz der Knabe." Während der letztere mit Ernst und Ausdauer an die Erreichung eines Berufes geht, um sich seine Lebensstellung zu sichern, lernt das Mädchen unter Leitung der Mutter die Führung des Haushalts und alle Gesetze des Anstandes und der guten Sitte kennen. In Begleitung der Eltern wird es in größere gesellschaftliche Kreise eingeführt 18*

8. Lesebuch für die reifere weibliche Jugend - S. 19

1913 - Wittenberg : Herrosé
19 Greift. Wohlangewendet sind die Ausgaben für eine saubere Kleidung, für eine gesunde, heitre Wohnung, für eine gute Er- ziehung der Binder. Unsittlich dagegen sind die Ausgaben für Unmäßigkeit, Trunksucht, Verschwendung, unsittlich überhaupt die Befriedigung jeder niedern Leidenschaft, selbst bei reichlichen Ein- nahmen; unzulässig die Ausgabe für Mode, für Lurus, für Tabak usw. bei allen jenen Leuten, deren Einnahmen nur wenig die Ausgaben für notwendige Bedürfnisse übersteigen. Denn sie ver- stoßen gegen das Wort: „Wer sich nicht nach der Decke streckt, dem bleiben die Füße unbedeckt." Der Mann mit kleiner Einnahme hüte sich besonders vor dem Schuldenmachen; denn es ist besser, ohne Brot zu Bette gehen, als mit Schulden aufstehen. Kommt der Ärmere einmal in Schulden, so kann er sich nur mit der größten Mühe daraus frei machen.^ Vielen gelingt es gar nie mehr. Man braucht in ärm- lichen Verhältnissen eine gewisse Beschränkung und Beherrschung, nur einzukaufen und zu verbrauchen, was man zahlen kann. Allein wer einkauft und bar zahlt, kauft am besten und billigsten. Das Barzahlen ist eine der wichtigsten wirtschaftlichen Regeln, nicht nur für den Geschäftsbetrieb, sondern auch für das gewöhn- . liche Haushalten. Aut-nheim-r. 23. Es sei dir nichts zu klein! 1. Es sei dir nichts zu klein, den Sinn darauf zu lenken, zu unbedeutend nichts, es achtsam zu bedenken! 2. Der winz'ge Same wächst empor zum Riesenstamme, der winz'ge Funke facht sich an zur Riesenflamme. 3. Klein ist die Quelle und doch schwillt sie an zum Strome, und Stein auf Stein gelegt, wölbt endlich sich zum Dome. 4. Der klein in: Binsenkorb, klein in der Krippe lag, wirkt weltbeherrschend fort bis an den Jüngsten Tag. 6. Und bist und bleibst du klein bis an des Lebens Ende, so ist dein Wirken doch zu Großem eine Spende. 6. Ob Same, Funke du. ob Quelle oder Stein, du wirst, wenn noch so klein, doch groß im ganzen sein. Friedrich ©üu. 2*

9. Lesebuch für die reifere weibliche Jugend - S. 38

1913 - Wittenberg : Herrosé
38 rechne und wenig aufschreibe, so könne er nicht nachkommen, wo ein solcher Verstoß herrühre. Margarete schilderte ihm darauf sein Betragen, die Art, wie er einnehme und ausgebe, den Mangel an Aufmerksamkeit; selbst seine gutmütige Freigebigkeit kam mit in Anschlag, und freilich ließen ihn die Folgen seiner Handlungsweise, die ihn so sehr drückten, keine Entschuldigung aufbringen. Margarete konnte ihren Gatten nicht lange in dieser Verlegen- heit lassen, um so weniger, als es ihr so sehr zur Ehre gereichte, ihn wieder glücklich zu machen. Sie setzte ihn in Verwunderung, als sie zu seinem Geburtstage, der eben eintrat, und an dem sie ihn sonst mit etwas Brauchbarem anzubinden pflegte, mit einem Körbchen voll Geldrollen ankam. Die verschieden Münzsorten waren besonders gepackt, und der Inhalt jedes Röllchens war mit schlechter Schrift, jedoch sorgfältig, darauf gezeichnet. Wie er- staunte der Mann, als er beinahe die Summe, die ihm fehlte, vor sich sah, und die Frau ihm versicherte, das Geld gehöre ihin zu! Sie erzählte darauf, was sie ihm entzogen, und was durch ihren Fleiß erspart worden sei. Sein Verdruß ging in Entzücken über, und die Folge war, daß er Ausgabe und Einnahme der Frau völlig übertrug, seine Geschäfte nach wie vor, nur mit noch größerm Eifer besorgte, von dem Tage an aber keinen Pfennig Geld mehr in die Hände nahm. Margarete verwaltete das Amt eines Kassierers mit großen Ehren; kein falscher Laubtaler, ja, kein verrufener Sechser ward angenommen, und durch ihre Tätig- keit und Sorgfalt setzten sie sich nach dem Verlaufe von zehn Jahren in den Stand, den Gasthof mit allem, was dazu gehörte, zu kaufen und zu behaupten. Wolfgang (v.) Goethe. 33. Wirtschaftsregeln in Sprichwörtern. Ordnung ist die halbe Arbeit. — Wie man's treibt, so geht's. — Wer die Augen nicht auftut, muß den Beutel auftun. — Müh' und Fleiß bricht alles Eis. — Aufschub bringt Gefahr. — Morgen- stunde hat Gold im Munde. — Samt und Seide löschen das Feuer in der Küche aus. — Früh auf und spät nieder bringt verlorne Güter wieder. — Trägheit geht langsam voran, Armut holt bald sie ein. — Wer seine Schulden bezahlt, verbessert seine Güter. — Ordnung hilft haushalten. — Viele Hände machen bald ein Ende. Wer erst sein Tagewerk getan, kann dann ruhn: o fördre dich, geschwind dein Tagewerk zu tun. Rückert. Arbeit ist des Bürgers Zierde, Segen ist der Mühe Preis; ehrt den König seine Würde, ehret uns der Hände Fleiß. Friedr. v. Schiller.

10. Lesebuch für die reifere weibliche Jugend - S. 237

1913 - Wittenberg : Herrosé
237 heiten und einige Gewandtheit zeigen, wenn es gilt, die Glieder zu gebrauchen. Das alles braucht das Kind in der Schule, weil sich der Lehrer dem einzelnen Schüler zu wenig widmen kann. Man erzähle dem Kinde von der Schule nicht als von einer Besserungsanstalt und vom Lehrer nicht als von einem Büttel. Das Kind mutz mit Freuden und Vertrauen ins Schulhaus schreiten und nicht in banger Erwartung der schrecklichen Dinge, die hier seiner harren sollen. Endlich, und das soll als ein Haupterfordernis bezeichnet werden, mögen die Eltern und Kinderpflegerinnen das Kind zu einem vernünftigen Sprechen anhalten und nicht durch eignes Beispiel zum „Lallen" und „Tatschen" verleiten. Jeder Laut ist dem Kinde so vorzusprechen, wie er klingen soll, auch der harte und schwere. Ein Kind, das schlecht spricht, wird nicht eher ein tüchtiger Schüler werden, bis die schlechte Sprache gehoben ist. Alan übe also mit dem Kinde Laute, die ihm schwer fallen, in Wörtern und Sätzen so lange, bis die richtige Aussprache glückt. Wenn Eltern in dieser Weise für das vorschulpflichtige Kind gesorgt und es in Reinlichkeit und Ordnung erzogen haben, dann mögen sie es getrost der Schule überantworten; es wird dort mehr Fortschritte machen, als wenn es schon beim Eintritt das ganze Alphabet schreiben und die Zahlenreihe bis ins Unendliche aufsagen kann. Von einem Abschluß der häuslichen Erziehung kann beim Eintritt des Kindes in die Schule selbstverständlich nicht die Rede sein. Vielmehr werden die Eltern Bedacht darauf zu nehmen haben, die dem Kinde eingepflanzten Tugenden auch weiter sorglich zu pflegen, damit sie immer fester Wurzeln fassen, und so der Schulerziehung tatkräftig zur Seite stehen. Die physische Verschiedenheit der beiden Geschlechter sowie deren verschiedenartige Bestimmung im Leben machen auch eine verschiedne Erziehungsweise notwendig. Daher wird das zu- nehmende Alter der Kinder auch den Eltern ein Mahnwort sein, in der Erziehung der Knaben und Mädchen gewisse Unterschiede zu machen. Nach Verschiedenen. Grundsätze für die Erziehung der Knaben. 1. Der Knabe strebt nach Selbständigkeit, ein Streben, das ihn leicht widerspenstig und trotzig macht; der Erziehung kommt es daher zu. ihn zu lehren, seine Freiheit weise zu gebrauchen. 2. Dem männlichen Geschlecht ist ein hohes Maß von Ernst und Beharrlichkeit, von Mut und Gemeinsinn eigen; die Er- ziehung hat diese Eigentümlichkeiten zu berücksichtigen und durch die Pflege des religiös-sittlichen Sinnes jede Ausartung in Härte, Gefühllosigkeit, Waghalsigkeit, Frechheit. Unvorsichtigkeit. Sorg- losigkeit usw. zu verhüten. 3. Seiner körperlichen wie geistigen Beschaffenheit nach braucht und erträgt der Knabe eine strenge und nachdrücklich gehandhabte
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