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1. Tier-Geographie - S. 16

1893 - Leipzig : Hinrichs
16 Bedeutung der Tierwelt für die>Menschheit. In Südaustralien und auf Neuseeland sind die ersten, oft nur temporären Niederlassungen von den Walfischjägern aus- gegangen. Die isolierten Inseln des südlichen Eismeeres (St. Paul, Amsterdam u. s. w.) werden nur durch sie dem Gesichts- kreise von Europa näher gebracht. Vergl. auch den Schluß- abschnitt dieses Heftes.

2. Tier-Geographie - S. 19

1893 - Leipzig : Hinrichs
Charakter-Säugetiere Europas. 19 B. Kijaraktertiere Lnropas. a. Säugetiere. Die meisten Arten der Säugetiere hat Europa mit Nordasien und Nordamerika gemein; von allen Geschlechtern kann man keins als ein ausschließliches Eigeutum Europas ausehen. 1. Der Auerochs (Wisent), der riesige Bewohner der Ur- wälder Europas, ist der Elefant unseres Erdteiles. Er schwand mit der ursprünglichen Natur desselben und hat sich nur uoch durch künstliche Schonung im Bialowiczer Walde in Litauen (u. im Kaukasus) erhalten^). Von unserem Hausochsen ist er wesentlich verschieden, namentlich durch die Zahl der Rippen, auch ist der Bau seines Kopfes gedrungener und gewölbter, da- gegen ist er dem nordamerikanischen Büffel eng verwandt. Er ist das größte und stärkste europäische Tier, dem Nashorn an Größe nahe stehend und dem stärksten zahmen Büffel weit über- legen. In Kopf, Brust und Hals muß er eine außerordentliche Kraft haben, und wenn ein andalusischer Stier ein Pferd über- werfen kann, so kann dies der Auerochse gewiß noch viel leichter. Er ist äußerst wild und scheu; daher ist von seiner Lebensweise nur wenig bekannt. Gegen zahmes Rind zeigt er entschiedene Feindschaft. — Die langen Haare an Kopf und Brust haben einen starken Moschusgeruch, der auch den Knochen, nicht aber dem Fleische anhängen soll. Seine Stimme ist mehr ein Grunzen als ein Brüllen. — Von den noch in Polen vorhandenen Auerochsen darf ohne die Erlaubnis des Kaisers keiner geschossen werden. 2. Nur durch ähnliche Schonung wird unserem Erdteile ein zweites charakteristisches Säugetier, obgleich das stärkste und mutigste aller dem Ziegeugeschlechte verwandten Tiere, der Steinbock erhalten werden können, so sehr ihn auch sein Aufeut- 1) Auch den einstigen König unter den Tieren des deutschen Waldes, das Elen oder Elch, findet man seit ca. 100 Jahren nur roch in geringer Anzahl von höchstens 100 Stück in dem Forste Iben- Horst bei Memel, wo es ein kümmerliches Dasein fristet. Außerhalb Deutschlands lebt das Elen noch in Skandinavien und den Ostsee- Provinzen? in ziemlich bedeutender Anzahl findet sich dieser „Roßhirsch* ferner in Asien und Nordamerika. 2*

3. Tier-Geographie - S. 21

1893 - Leipzig : Hinrichs
Charakter-Säugetiere Europas. 21 Tage, Tag und Nacht, fern von allen menschlichen Wohnungen, meist unter freiem Himmel im Hochgebirge zu verbleiben. Da- her wagt sich ein einzelner Jäger selten auf diese Jagd; denn wenn dieselbe auch glücklich ausfällt, so erfordert fchou das Tragen der schweren Beute — 90 — 100 kg — Mithülfe; da- bei muß er, da die Steiubocksjagd streng verboten ist, alle von andern Menschen betretenen Pfade vermeiden. Und dennoch — so viel Reiz hat für den Menschen das Gefährliche und das Verbotene! — treibt noch jetzt, ungeachtet der verschärften Ver- böte, die kühne Lust oder der im Falle des Glückes zu er- wartende Gewinn Jäger an. das seltene Tier zu verfolgen, welches Naturforscher und Sammler mit hohen Preisen be- zahlen. Dadurch werden sie selbst Ursache der immer größeren Verminderung desselben, welches einst die Zierde unserer Alpen war, nicht den geringsten Schaden thut und durch Haut und Fleisch gleich nützlich ist. 3. In nachbarlichem Vereine mit dem Steinbocke, aber kräftiger in Ertragung der Verfolgungen von Seiten des Menschen, bewohnt die muntere Gemse die schweizerischen, savoyischen und tiroler Alpen. Es giebt wohl nicht leicht ein friedlicheres, aber auch kein furchtsameres Tier als die Gemse; daher hat sie die Natur mit äußerst feinen Sinnen begabt und einer nngewöhn- lichen Stärke und Sehnenkraft, so daß sie über ungeheure Ab- gründe setzen kann. Sie läuft mit eben der Schnelligkeit und Sicherheit über die steilsten Klippen, wie ihre Gattnngsver- wandten, die Antilopen Asiens, über die Sandebenen und Steppen, und da, wo man es für unmöglich halten sollte, daß ein Tier von solcher Größe festen Fuß fassen könnte, eilt sie mit Windesschnelle dahin. Sie springt leichter Berg auf als Berg ab und fttzt mit außerordentlicher Behutsamkeit die Vorder- süße, in denen sie eine große Gelenkigkeit besitzt, auf, damit sie keine Steine loslöse; auf der Ebene dagegen ist ihr Gang schleppend und ungeschickt, da ihr ganzer Bau für die Berge eingerichtet ist, daher sie auch nur springen, nicht aber eigent- lich laufen kann. Ja, ihre Vollkommenheit wächst mit der Höhe, in welcher sie lebt, wie fast alle Tiergattnngen, selbst die Fische der höheren Alpen, Vorzüge vor den Rassen der niederen oder gar der Thäler haben. Man unterscheidet daher auch bei den Gemsen „Grattiere" und ,. Waldtiere": jene leben beständig auf den höchsten und wildesten Höhen und

4. Tier-Geographie - S. 23

1893 - Leipzig : Hinrichs
Charakter-Säugetiere Europas. 23 an allen vier Füßen zusammengebunden und über die Stirn gehängt, so daß der Körper auf dem Nacken des Jägers aufliegt; so beladen steigt er, auf den Alpenstock sich lehnend, behutsam hinunter. Eisige Winde, Schneegestöber, dichte Nebel, Stürme, herabrollende Steine, oder die an unwegsamen Orten hereinbrechende Nacht bereiten Gefahren, denen ein Gemsenjäger in die Länge selten entgeht; dennoch wird ge- rade diese Jagd zur stärksten Leidenschaft, und mancher durch lebens- gefährlichen Sturz zerschellte und verwundete Jäger eilt, kaum geheilt, sogleich wieder ins Gebirge, um sich neuen Gefahren und Beschwerden auszusetzen. Und welchen Preis erhält man für so mühsam erjagtes Wild? Selten mehr als drei oder vier Kronenthaler, je nach der Größe oder Häufigkeit. Vorzüglich geschätzt wird die Haut der Gemse, welche ein vortreffliches Leder liefert. Auch das Fleisch ist gut und schmack- Haft, doch nur von den jüngeren Tieren. 4. Die Gemse der europäischen Ebenen und Waldungen ist das zierliche, behende und schüchterne Reh, ein freundliches Bild der Aufmerksamkeit, wie auch der Anhänglichkeit; denn die Rehe leben familienweise beisammen, und der Bock ver- teidigt seine Familie. Wer kennt das flüchtige Tier nicht? Oder wer konnte es wieder vergessen, der es auch nur ein Mal gesehen, wie es mit vorgestrecktem Kopfe witternd aus dem Vor- holze heraus auf die Waldwiese tritt, oder in fliegendem Laufe in hohen und weiten Sprüngen durch den Wald dahineilt, auf listigen Umwegen sowohl Hund als Jäger täuschend? — Wenn man ihm im Gehölze unvermutet begegnet, so stutzt es einen Augenblick, dann aber eilt die ganze Familie mit einem Sprunge fort, und der Bock sängt an, ein kurzes dreimaliges, lautes Bellen von sich zu geben, welches die Jäger schmälen nennen. List und Wachsamkeit sind, neben der Schnelligkeit, dieses nied- lichen Wildes vorzüglichster Schutz gegeu seine zahlreichen Feinde und sichern seine Erhaltung inmitten der fortschreitenden Kultur. 5. Zu den natürlichen Feinden dieses harmlosen Tieres gehört der ebenfalls Europa eigentümliche Luchs (Lyn* vul- garis). In Deutschland ist er jetzt sehr selten geworden, in England und Frankreich ganz verschwunden; häufiger findet man ihn noch in den Alpen Tirols, der Schweiz, Savoyeus, in den Pyrenäen und Karpathen, sowie auch in Polen, Ruß- land und auf der skandinavischen Halbinsel, überall in den dichtesten Waldungen. Der überwiegend ausgebildete Sinn ist bei dieser Katzenart das Gesicht, weshalb er schon längst als

5. Tier-Geographie - S. 65

1893 - Leipzig : Hinrichs
Charakter-Amphibien Asiens. 65 und feinen Gegner anzugreifen gedenkt; dann richtet es sich ans, geht mit funkelnden Augen und in pfeilschnellen Sprüngen auf ihn los und verfetzt ihm vermittelst der beiden großen, scharfen Fangzähne einen Biß, wobei die Giftbläschen, welche unweit der Zahnwurzel gelegen sind, zusammengepreßt werden und sich durch seine Kanäle, welche durch die Zähne selbst gehen, in die Wunde ergießen. Die Folgen des Giftes sind gräßlich: der Mensch fällt sogleich in Zuckungen, der Schlund wird zusammen- geschnürt, und wenn nicht schleunige Hülse durch Ausschneiden, Unterbinden, Brennen oder gar Aussaugen der Wunde gebracht wird, erfolgt in kurzer Frist der Tod. Die Eingeborenen In- diens wenden bei Schlangenbissen besonders zwei Mittel an, den Schlangenstein und die Wurzel einer Aristolochia. Ungeachtet aber die Brillenschlange eine der giftigsten und gefähr- lichsten ihres Geschlechtes ist, wird sie doch sehr oft in Indien von Gauklern eingefangen und gewissermaßen gezähmt. Gewöhnlich brauchen diese Gaukler — deren schon die Alten Erwähnung thnn und die noch jetzt ihr Wesen auch in Ägypten treiben — die Vorsicht, die Schlange vorher mehrere Male in ein Stück Tuch beißen zu lassen, wodurch sich ihr Giftvorrat entleert und demnach der Biß unschädlich wird. Bis- weilen werden ihr auch die Zähne ausgerissen. In Malabar genießt die Brillenschlange eine Art von Verehrung: man unterhält und zeigt sie in den Pagoden und richtet Gebete au sie. Die Brahmanen be- schwören sie; die Gläubigen aber bringen ihnen Milch und andere Lebensmittel in die Wälder oder ihre sonstigen Schlupfwinkel und bitten sie, niemandem etwas Leids zu thuu, Findet ein Einwohner von Mala- bar eine Schlange in seinem Hause, fo bittet er sie, hinauszugehen; hilft das nicht, so hält er ihr Speisen vor, um sie hinauszulockeu; wirkt auch dieses nicht, so holt er Brahmanen, welche nun ihr Be- schwörnngswerk an ihr versuchen. So übt diese Schlange an dem Menschen die Zauberkraft, deren Wirksamkeit an den Tieren noch immer ein Gegenstand des Zweifels ist, und liefert einen neuen Beweis für die alte, tiefeingewurzelte Scheu des Menschen vor diesem gefährlichen Geschöpfe, das schon in den Uranfängen der Menschengeschichte und in den heiligen Schriften A. und N. Testamentes als das Sinnbild der Klugheit, aber auch des Truges und der Heim- tücke aufgestellt erscheint, und das noch jetzt als böser Dämon in dem Paradiesgarten Indiens seine Wohnung hat, so wie die Drachen und Basilisken der Fabel in der dortigen „geflügelten" Eidechse ihr eigentliches Urbild finden, damit nichts fehle, die alte Asia als das Land der Wunder zu charakterisieren. Buchholz, Tiergeographie. 2. Aufl. 5

6. Tier-Geographie - S. 45

1893 - Leipzig : Hinrichs
Charakter-Säugetiere Asiens. 45 Pflanzungen anrichten. Die Affen ihrerseits benutzen dieses ihnen so günstige Vorurteil und wohnen dort mitten unter den Menschen, welche sie gleichsam beherrschen; denn sie kommen selbst in die Häuser und nehmen den Bewohnern die Speisen aus den Händen. Es sind übrigens Tiere von großen geistigen Fähigkeiten, sehr verschlagen und listig; gezähmt werden sie sehr zutraulich, einschmeichelnd und artig, verlieren aber mit dem Alter diese guten Eigenschaften und werden böswillig und gefährlich, ihrer tückischen Natur treu bleibend. — Außer ihnen verdienen die Langarmaffen oder Gibbons, als eine charakteristische Affenform Indiens genannt zu werden, wobei wir nur noch bemerken wollen, daß diese Affen, wie überhaupt alle Geschöpfe der alten Welt, vollkommener sind, als die amerikanischen. Wenn wir den großen indischen Archipel als eine Vor- maner, als einen Ringwall gegen die Gewalt der Südsee an- sehen dürfen, so mag es auch wohl gestattet sein, jene großen Affen als die äußersten Vorposten des asiatischen Tierreiches anzusehen, welches die vollkommensten Organismen aufzuweisen hat bis an feine letzten Grenzen. Als dazu gehörig ist aber Borneo anzusehen, welches nur widerstrebend den Namen einer Insel annimmt und auch durch seine Tierwelt seine Ansprüche auf die Würde eines Kontinentes-" unterstützen kann. Denn nur hier haust der rote Orang-Utan, d. h. Waldmensch, dieses Zerrbild des menschlichen Typus, obgleich es vollkommen aus- gemacht ist, daß er der Auszeichnung durch aufrechten Gang nicht teilhaftig ist. Nur zufällig und oft mit Hülfe von Zweigen, die er ergreift oder indem er steile Abhänge hinanklettert, geht der Orang einige Augenblicke lang auf seinen Hinterfüßen allein. Auch eignet er sich seinem ganzen Körperbaue nach nicht dazu; er ist und bleibt dazu bestimmt, seinen Rumpf auf seine vier Glieder zu stützen, und wird schon deshalb immer nur für ein sehr unvollkommenes Gegenstück des Menschen angesehen werden können. Das Gesicht sowie auch die inneren Flächen der Füße und Hände des Orangs sind nackt und glatt, bis auf den schwachen Bart des Männchens, der übrige Körper aber ist, besonders an den Seiten, mit langen rotbraunen Haaren be- deckt. Er macht weder die Grimassen der anderen Affen, noch fcheint er überhaupt zu Neckereien geneigt. Ein der Trauer nahe kommender Ernst spricht sich in seinen Gesichtszügen aus

7. Tier-Geographie - S. 72

1893 - Leipzig : Hinrichs
72 Charakter-Säugetiere Afrikas. öfter und lieber von den Bäumen, vorzüglich Mimosen und Akazien, und ihr langer Hals und hoher Bau scheint sie auf diese Nahrung weit mehr hinzuweisen, als auf Gras, welches sie nur mit Mühe würde abäsen können. Dabei dient ihr die lange, schwarzblaue, harte und rauhe Zunge, welche sie 6 bis 8 Zoll über die Lippen herausstecken kann, fast als Hand, in- dem sie die Blätter und Zweige der Bäume nicht mit den Lippen faßt, sondern dieselben mit der Zunge ergreift und zum Maule führt. Bald ist das Ende derselben hakenförmig ge- bogen, bald spiralförmig um das Ende der Zweige gewunden, welche auf diese Weise zwischen die Enden der Kinnladen ge- zogen werden. Selbst Heuhalme faßt sie nur niit der Zunge. — So strebt in diesem interessanten Tiere alles nach oben, wozu auch seine stete Unruhe und seine Scheu, sich zu legen, trefflich paßt. Es ist die Säule, der Obelisk im großen Wunderbaue des Tierreiches, zierlich, schlank und glatt, wie diese, nur, wie es die Natur der höhern or- ganischen Welt verlangt, beweglich, und das im höchsten Grade. 6. Verglichen wir die Giraffe mit einem Obelisken, so mag man beim Anblick des Dromedars an die Pyramiden denken, in deren Nähe es so oft weidet und über welche hinaus, in die Wüsten des nördlichen mittleren Afrikas, es die Menschen und ihre Waren trägt, ein lebendes Schiff im weiten Sand- meere. Wir haben das Kamel im allgemeinen bereits im Bilde Asiens hinreichend geschildert, so daß wir hier nur das, was das Dromedar speziell betrifft, ergänzend nachzuholen haben. — Das Dromedar oder einhöckerige Kamel ist viel weiter ver- breitet, als das Trampeltier, und zwar in ganz Nordafrika, außerdem aber auch in Arabien, Indien und selbst in Persien und dem südlichen Tnrkestan. Diese Art ist es eigentlich, welche von der Natur für die heißen und dürren Sandebenen der afrikanischen Wüsten geschaffen ist und ohne deren Hülfe diese öden, fast von allen Pflanzen entblößten, von glühenden Winden durchwehten Landstriche nicht bereist werden können. Doch kennt man auch vom Dromedar mehrere Varietäten, welche nach ibrer Größe und Stärke entweder mehr zum Tragen oder zum Reiten sich eignen und abgerichtet werden. Die braune Varietät scheint die gelehrigste und sanfteste zu fein. Die Sättel, welche man den Dromedaren, die man zum Reiten braucht, auflegt, sind in der Mitte hohl und haben an

8. Tier-Geographie - S. 49

1893 - Leipzig : Hinrichs
Charakter-Säugetiere Asiens. 49 nicht stören in der dankbaren Anerkennung der großen und wesentlichen Dienste, welche es der Menschheit leistet; denn was wollten die Grenzbewohner der Wüsten und Steppen anfangen, wie mit einander verkehren, wenn sie das Kamel nicht hätten? Abgesehen davon, daß es das einzige Lasttier ist, welches durch seine Stärke, Schnelligkeit und Ausdauer die kahlsten und ödesten Gegenden der alten Welt bewohnbar macht, und einen Verkehr über eine Schranke unterhält, welche sonst unüberschreit- bar sein würde, giebt das Kamel jenen Völkern, wie das Renn- tier dem Lappländer, Nahrung und Kleidung; denn die fette Milch in ihren verschiedenen Formen, so wie das Fleisch be- sonders der jüngeren Tiere, nährt ihre Familien, aus der Haut werden Schuhe und Reitzeug, aus den Haaren Kleidungsstücke und Zelte gemacht, und selbst der Mist desselben hat eine höhere Bedeutung, indem er getrocknet in jenen holzarmen Gegenden das gewöhnliche Brennmaterial liefert. So kann es nicht be- fremden, daß der Wohlstand der Nationen in den genannten Ländern hauptsächlich nach ihren Kamelherden berechnet wird, und der Reichtum des einzelnen dort für unermeßlich gilt, wenn man die Zahl seiner Kamele nicht kennt. Einige trockene Blätter, einige stachlichte und dürre Kräuter stillen schon ihren Hunger und sie bedürfen dabei, des glühenden Sandes und der Hitze ungeachtet, nur alle 5—6 Tage Wasser, bei saftiger Pflanzennahrung können sie es wochenlang entbehren. Ihr vor- trefflicher Geruch wittert aber aus weiter Ferne die dürftige Quelle im weiten Sandmeere; den Kopf hoch in die Luft haltend, verdoppeln sie dann ihre Schritte, um bald das gewünschte Ziel zu erreichen und den Durst löschen zu können, der gewöhnlich ihre Herren noch mehr plagt als sie selbst. Auch die unserm Auge so häßlich vorkommenden Höcker gehören mit zu den wunderbaren Organen des merkwürdigen Tieres und vermehren dessen Brauchbarkeit; denn sie sind Fettmagazine, welche die überflüssigen Nahrungsstoffe, die zur Zeit einer reichlichen Weide sich absondern, auf die Zeit der Not aufbewahren. Nach langen Reisen sind daher diese Höcker klein, schlaff und fast hängend kaum 2—3 kg schwer, füllen sich aber bei eintretender Ruhe und reichlicher Nahrung bald wieder an und erhalten ihre vorige Härte und Größe wieder und sind bis 15 kg schwer. Das noch weiter verbreitete, aber etwas schwächer und kleinere ein- höckerige Kamel oder Dromedar wird uns in Afrika be- Buchholz, Tiergeographie. 2. Aufl. 4

9. Tier-Geographie - S. 78

1893 - Leipzig : Hinrichs
78 Charakter-Vögel Afrikas. auf den großen dürren Ebenen vom Kap landeinwärts bis zum Südrand der Sahara. Ein stattlicher Vogel, fast von der Größe unseres Kranichs; denn er mißt, wenn er ausrecht steht, über 3 Fuß. Er scheint nur zum Segen für die afrikanische Menschheit bestimmt zu sein, weshalb ihm die Natur auch Schlauheit und Scharfblick genug verliehen hat, sich seinen Feinden zu entziehen, obgleich er mehr läuft als fliegt. Sein Gang ist leicht, und er tragt seinen Körper mit Anstand. Nur wenn er überrascht wird, oder wenn man ihn zu Pferde ver- folgt, fliegt er, aber immer nnr knrze Strecken und nie hoch. Seine Nahrung besteht vorzüglich in Reptilien, und er soll die giftigsten Schlangen ebensowohl angreifen, als die unschädlichen, denn seine langen Beine schützen den Körper vor dem Biß dieser Tiere. Bemerkt er eine Schlange, so eilt er ihr nach; richtet sie sich gegen ihn, so macht er starke Sprünge nach allen Seiten, und ein solcher Kampf ist sehr unterhaltend für den Zuschauer. Dem Angriffe und den Zähnen der Schlange setzt er besonders seine Flügel entgegen; beißt die Schlange, so trifft ihr Biß die Federn, und so entleert sich ihr Gift, indem sie zugleich von den wiederholten Flügelschlägen, welche der Vogel mit großer Schnelligkeit austeilt, betäubt wird, wobei ein stumpser Sporn am Flügel als tüchtige Waffe besonders kräftig mitzuwirken scheint. So ermüdet er die Schlange bald, zer- bricht nun mit einem Schnabelhiebe den Kopf derselben und verschlingt sie ganz, wenn sie nicht groß ist. Größere zer- stückelt er mit Schnabel und Klauen. Neben den Schlangen nährt er sich von Eidechsen, kleinen Schildkröten und Insekten, besonders Heuschrecken. Demnach scheint er in diesen trockenen Regionen ganz dieselben Dienste zu leisten und gleiche Be- stimmnng zu haben, wie das zahlreiche Heer der Reiher und Störche in den sumpfigen Niederungen der verschiedenen Erd- teile; nur daß er im Kampfe gegen die giftigen Schlangen noch weit besser gerüstet ist. Man hält ihn am Kap häufig gezähmt, und zwar nicht blos zum Vergnügen, sondern auch, damit er Ratten, Mäuse, Schlangen und anderes Getier, welches oft in die Hühnerhöfe eindringt, vertreibe, und hat ihn zu gleichem Zwecke selbst nach Westindien, namentlich nach Guadeloupe und Martinique, zu verpflanzen gesucht. 4. Weit länger bekannt und als Symbol und Bote segnen- der Naturkräfte schon vor Jahrtausenden in Ägypten dankbar

10. Tier-Geographie - S. 82

1893 - Leipzig : Hinrichs
82 Charakter-Amphibien Afrikas. nach seinem Kahne, mit welchem ihm ein Gehülfe zueilt. Ein an der Harpune durch ein langes Seil befestigtes Holz schwimmt auf dem Wasser und zeigt den Weg, welchen das Krokodil geht; man faßt den Strick und zieht das Tier an die Wasserfläche, wo es bald ein zweiter Wurfspieß verwundet. Die Geschicklichkeit bei dieser Jagd besteht darin, der Lanze die gehörige Kraft zu geben, um die harte Panzerhaut zu durchbohren. Das verwundete Krokodil bleibt indes nicht müßig: es giebt derbe Schläge mit seinem Schwänze und sucht den Strick der Harpune zu zerbeißen. Um letzterem vorzubeugen, besteht dieser Strick aus etwa 30 neben einander liegenden einzelnen Strickchen, die alle 2 Fnß lang zusammen gebunden sind; die dünnen Fäden aber fügen sich im Rachen des Tieres in die Lücken der Zähne Sehr oft reißen die Harpunen beim Herausziehen aus der Fleischmasse, und das Krokodil entweicht. Es kommt uns fast unglaublich vor, daß zwei Menschen ein 14 F. langes Krokodil — es erreicht nicht selten eine Länge von 30 F. — aus dem Wasser schleifen, ihm dann zuerst die Schnauze zu- binden, dann die Füße über dem Rücken zusammen knebeln, endlich mit einem scharfen Eisen in den Nacken des Tieres stoßen und es durch Teilung des Nervenstranges der Wirbelsäule töten. Das Fleisch und Fett der Krokodile wird von den Berbern gegessen und gilt selbst für einen Leckerbissen; beides hat immer einen moschusartigen Geruch. Die vier Moschnsdriisen des Krokodils sind übrigens mit ein Hauptgewinn bei dieser Jagd. Zwei öffnen sich am Unterkiefer zu Seiten des Zungenbeines, und zwei unten am Bauche. Die Berbern bezahlen unter sich für diese vier Drüsen oft 4—6 Speziesthaler (eine Summe, für welche man sich dort 2 halberwachsene Rinder erwerben kann) und bedienen sich derselben zur wohlriechenden Einreibung für den Körper und das Haupthaar Die Krokodile bewohnen vorzüglich die Ufer großer, oft- mals austretender Ströme — in Ägypten sind sie jetzt fast aus- gerottet — und großer Süßwasserseen, an deren schlammigen Gestaden sie sich verbergen und ihrem Raube auflauern können. Da, wo die Menschenzahl sie nicht zwingt, zerstreut zu leben, trifft man sie immer in zahlreichen Haufen beisammen. Was die Alten vom Ichneumon, als einem Feinde des Krokodils, fabelten, daß es dem Tiere in den Rachen krieche, sich in seine Eingeweide einfrefse und es anf diese Weise töte, bedarf keiner Widerlegung. Aber der alte Herodot erzählt auch, daß das Krokodil, wenn es ans Land komme, den Angriffen kleiner Tiere ausgesetzt sei, welche sich in seinem, durch keine Lippen zu verschließenden und einer beweglichen Zunge entbehrenden Rachen festsetzen, sich von seinem Blute nähren und ihm da-
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