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1. Tier-Geographie - S. 60

1893 - Leipzig : Hinrichs
60 Charakter-Vögel Asiens. und Bauch, sonst aber schwarz. Die Nester haben die Form eines vierten Teiles einer Flußmuschel. Ihr Hauptbestandteil ist Schleim, und zwar der eigentliche Speichel des Vogels, der so zähe ist, daß man ihn in ziemlich langen Fäden aus dem Schnabel herausziehen kann und der viel Ähnlichkeit mit einer Lösung von Gummiarabikum hat. Sie scheint auf die Klippen, Inseln und Küsten des südöstlichen indischen Ozeans beschränkt, sowie aus die Ostküste von Kochinchina, Siam und Bengalen und die großen Inseln Java und Borneo. Auf Java werden die Nester größtenteils in unzugänglichen, dunklen Grotten, meist iu Jurakalk, längs der Küste gefunden, da, wo dieselbe aus schroffen, oft mehrere hundert Fuß hohen Felswänden be- steht. Dahin kehren die Vögel, welche sich trotz aller Ver- folgung nicht zu vermindern scheinen, oft in ganzen Schwärmen des Abends aus dem Innern des Landes zurück. Die Nest- sammler sind Leute, welche sich ihrem gefährlichen und wenig einträglichen Berufe von Jugend auf widmen. Einige Tage, bevor die Lese der Nester ihren Ansang nimmt (gewöhnlich sindet sie dreimal im Jahre statt), belustigen sie sich mit Spiel und Tanz und halten ein aus Reis bestehendes Festessen, wobei, wie auch während der ganzen Lesezeit, die etwa 14 Tage dauert, Opium ausgeteilt wird, das die Bewohner jener Gegenden eben so leidenschaftlich lieben, wie viele unserer Handarbeiter den Branntwein. Daß aber der abergläubische Javaner sich auf die gefahrvolle Reise nicht ohne Teufelsbeschwörung begiebt, ist leicht begreiflich; er hat dieses mit so manchen Standesgenossen anderer Erdgegenden, viel- leicht selbst in Europa, wie Bergleuten, Perlenfischern u. s. w., gemein, mit denen man die Vogelnestleser in gar manchen Beziehungen ver- gleichen kann. In dem kleinen Magazine, wo die Nester aufgehoben werden, befindet sich zu dem Zwecke eine Bettstelle mit Gardinen, Kissen und sonstigem Zubehöre, die keiner geringern Person, als dem Teufel selbst oder dem bösen Dämon, der die Grotte bewacht, znge- hört. Um nun diesem Geiste zu gefallen und sich seines Schutzes zu versichern, wird dieses Bett täglich mit frischen Blumen bestreut, mit Weihrauch beräuchert u. s. w. Erst danu gehts an die Arbeit. Gleich den Eiderentenjägern befestigen die Nestleser über der Grotte eine Strickleiter von dickem Rotang, auf welcher sie, mit einem Stocke, einigen Stricken und bisweilen auch Fackeln versehen, hinabsteigen. In der Grotte selbst befindet sich gewöhnlich von frühereu Lesern her noch eine Art von Gerüste aus Bambus, das man benutzt, um ein neues damit herzustellen. Es sind dieses aber nur einzelne Bambus-

2. Tier-Geographie - S. 72

1893 - Leipzig : Hinrichs
72 Charakter-Säugetiere Afrikas. öfter und lieber von den Bäumen, vorzüglich Mimosen und Akazien, und ihr langer Hals und hoher Bau scheint sie auf diese Nahrung weit mehr hinzuweisen, als auf Gras, welches sie nur mit Mühe würde abäsen können. Dabei dient ihr die lange, schwarzblaue, harte und rauhe Zunge, welche sie 6 bis 8 Zoll über die Lippen herausstecken kann, fast als Hand, in- dem sie die Blätter und Zweige der Bäume nicht mit den Lippen faßt, sondern dieselben mit der Zunge ergreift und zum Maule führt. Bald ist das Ende derselben hakenförmig ge- bogen, bald spiralförmig um das Ende der Zweige gewunden, welche auf diese Weise zwischen die Enden der Kinnladen ge- zogen werden. Selbst Heuhalme faßt sie nur niit der Zunge. — So strebt in diesem interessanten Tiere alles nach oben, wozu auch seine stete Unruhe und seine Scheu, sich zu legen, trefflich paßt. Es ist die Säule, der Obelisk im großen Wunderbaue des Tierreiches, zierlich, schlank und glatt, wie diese, nur, wie es die Natur der höhern or- ganischen Welt verlangt, beweglich, und das im höchsten Grade. 6. Verglichen wir die Giraffe mit einem Obelisken, so mag man beim Anblick des Dromedars an die Pyramiden denken, in deren Nähe es so oft weidet und über welche hinaus, in die Wüsten des nördlichen mittleren Afrikas, es die Menschen und ihre Waren trägt, ein lebendes Schiff im weiten Sand- meere. Wir haben das Kamel im allgemeinen bereits im Bilde Asiens hinreichend geschildert, so daß wir hier nur das, was das Dromedar speziell betrifft, ergänzend nachzuholen haben. — Das Dromedar oder einhöckerige Kamel ist viel weiter ver- breitet, als das Trampeltier, und zwar in ganz Nordafrika, außerdem aber auch in Arabien, Indien und selbst in Persien und dem südlichen Tnrkestan. Diese Art ist es eigentlich, welche von der Natur für die heißen und dürren Sandebenen der afrikanischen Wüsten geschaffen ist und ohne deren Hülfe diese öden, fast von allen Pflanzen entblößten, von glühenden Winden durchwehten Landstriche nicht bereist werden können. Doch kennt man auch vom Dromedar mehrere Varietäten, welche nach ibrer Größe und Stärke entweder mehr zum Tragen oder zum Reiten sich eignen und abgerichtet werden. Die braune Varietät scheint die gelehrigste und sanfteste zu fein. Die Sättel, welche man den Dromedaren, die man zum Reiten braucht, auflegt, sind in der Mitte hohl und haben an

3. Tier-Geographie - S. 74

1893 - Leipzig : Hinrichs
74 Charakter-Vögel Afrikas. können, besonders da er, außer in seinem Baue, auch in Schnellig- keit und List seinem Vetter sehr ähnlich ist. b. Vögel. 1. (Übersicht.) In seinen Vögeln ist Afrika weit weniger scharf ausgeprägt, als in seinen Pflanzen und Säugetieren; denn die meisten derselben hat es mit Europa, im Norden, und mit Südasien und den übrigen Tropenländern, im Süden und Westen, gemein. Namentlich dürfte die ganze Nordküste kaum eine einzige Art aufzuweisen haben, welche nicht auch anderen Ländern des mittelländischen Meeres zukäme. Eine große An- zahl nordafrikanischer Vögel geht sogar bis Mitteldeutschland, manche, wie z. B. der reiselustige braune Ibis (der Sichler) und der große Silberreiher noch höher gegen Norden hinauf. Die vorherrschenden Vögel des nördlichen Afrika sind die aus der Ordnung der Wat- und Schwimmvögel, welche sich in sehr mannigfaltigen Arten hier vorfinden. Reiher, Flamingos, Kraniche, Strandreiter, Pelekane, Enten -u. s. w. erheben sich in großen Schwärmen ans dem Schilfuser. Etwas weniger zahlreich sind die Raubvögel in Nordafrika, mit Ausnahme der Aasgeier, welche sich in den Küstenstädten und in ganz Ägypten herdenweise angesiedelt haben. Stehende Singvögel hat das waldarme nordafrikanische Küstenland nur wenige, und nur zur Zeit des Zuges der nordischen Waldsäng^r, welche im Novem- der über das Mittelmeer kommen und weiter nach Süden ziehen, beginnt in den buschigen Schluchten des allerer Hügellandes ein wunderliches Schnabelkonzert in den mannigfaltigsten Lauten. Jenseits der Wüste ändert sich die Szene. Vor allen anderen ziehen das Auge des Wanderers die Honigsauger mit metall- glänzendem Gefieder auf sich, die in großer Zahl um die Blumengrnppen der breitblätterigen Asklepias flattern und, Edelsteinen gleich, in bunten Farben schimmern. In ebenso üppiger Farbenpracht jagen die verschiedenen Arten von Bienen- fressern scharenweise den Insekten nach. Hier ertönt von hohen Bäumen herab das lärmende Geschrei einiger Papageienarten, dort die schnalzende Stimme der sich stets hin und her bewegen- den Glanzstaare, Liebliche kleine Finken, deren große Mannig- faltigkeit wegen ihres kontrastierenden Farbentones doppelt auf- fällt, suchen an den Pflanzenstengeln die reifen Samenkörner,

4. Tier-Geographie - S. 117

1893 - Leipzig : Hinrichs
Allgemeine Übersicht über Australien und Polynesien. 117 eine Welt thätiger, organischer Kräfte: in jedem Strauche, in der gespaltenen Rinde des Baumes, in der von Hymenopteren bewohnten aufgelockerten Erde regt sich hörbar das Leben. Es ist wiederum eine der vielen Stimmen der Natur, vernehmbar dem frommen, empfänglichen Gemüte des Menschen. Sinkt aber die Nacht mit ihrem Schleier auf die so lebhaft thätige Schöpfung herab und wenden sich die meisten Tiere der Ruhe zu, so ersteht in den Gebüschen das Heer leuchtender Insekten, und wie durch Feenreiz sehen wir die dunkele Umgebung auf Momente von diesen lebensfrohen Tierchen erhellt. Von jeher aber sind die Schmetterlinge Südamerikas in ihrem bunten Farbenschmelze und ihrer Größe Gegenstand der Bewunderung der Naturfreunde gewesen. Wo sie in zahlreichen Haufen um die feuchten User der Gewässer gaukeln, oder, wie der Pracht- volle, stahlgraue Atlas, geräuschlos und langsam in den dichten und schattenreichen Wäldern umherschweben, oder wenn um die Mittagsstunde diese bunten Geschöpfe in vielen Arten und in einer nur Bienenschwärmen zu vergleichenden Menge teils mit zusammengefalteten, teils mit ausgebreiteten Flügeln auf den sehr erwärmten, aber feuchten Schlammanhäufungen ausruhen: dann erhöhen diese harmlosen Tierchen das lebhafte Kolorit der Tropennatur. Vi. Australien und Polynesien. A. Allgemeine Übersicht. Die ersten Anzeichen der eigentlichen australischen Fauna scheinen mit einigen Eilanden nordwestlich von Neuguinea an- zusangen. Timor und die zunächst liegenden Inseln haben mit Australien und den größeren und kleineren Inseln des großen Ozeans den Mangel großer Säugetiere gemein, welche auf Java und Sumatra noch zahlreich vorkommen. Auch die kleine- ren Vierfüßler sind in Australien selten und meist sehr anomal. Drei Vierteile der Säugetiere sind Beuteltiere. — Der or- nithologische Hauptcharakter dieser Gruppe ist das große Vor- herrschen der saugenden Vögel, welche, mit langen Saugzungen versehen, den Nektar aus den Blüten ziehen. Diese Bildung ist in Amerika nur auf die kleinsten Vögel der Schöpfung, die

5. Tier-Geographie - S. uncounted

1893 - Leipzig : Hinrichs
Empfehlenswerte Lehrmittel aus dem Verlage der J. C. Hinrichs'schen Buchhandlung in Leipzig'. Vogel und Delitsch, Höhenschichten-Wandkarten auf Wachstuch mit Stäben. Hemisphären 153 zu 153 cm. Wandnetz 1 Blatt M. 14.— Aus- gabe 1880. Wandkarte 2 Blatt auf schwarzem Grunde. M. 48.—, auf blauem M. 54.— Europa 125 zu 145 cm. Wandnetz M. 13.— Wandkarte auf schwarzem Grunde M. 21.—, auf blauem M. 24.— Mitteleuropa (Deutschland, Preussen, Polen, ganz Österreich, Ober- italien, die Donau-Tiefländer, die Niederlande und die Schweiz umfassend). 124 zu 145 cm. Wandnetz M. 13.60. Wandkarte auf schwarzem Grunde M. 25.—, auf blauem M. 28.— Mitteleuropa. Orographisch - hypsometrisch und hydrographisch dargestellt von Otto Delitsch. Erläuterung. M. —.75. Flussnetz-Wandkarten von Europa und Deutschland von Dr. E. Schauenburg, Direktor der Realschule zu Crefeld. Zweite ganz umgearbeitete Aufl. auf Wachstuch. 146 zu 129 cm. mit polierten Stäben. Preis jeder Karte M. 18.— Vogel S >etzatlas auf Wachspapier zum Kartenzeichnen. 11. Auflage. 7 Blätter. M. 1.50, einzeln M. —.25 Europa, Asien, Afrika, Nord- u. Süd-Amerika, Deutschland, Österreich. Ergänzungsblätter: Heimatskunde. Königreich Sachsen. Vereinigte Staaten von Nordamerika (auch für Ost- und West- Asien passend) ä 25 Pf. Delitsch's neuer Netzatlas auf Wachspapier zum Karten- zeichnen. 10 Blatt. Folio. M. 2.40, einzeln M. —.25. Diese lediglich die Längen- und Breitengrade ohne jede weitere An- gabe enthaltenden Netze in wesentlich grösserem Format eignen sich zu Zeichnungen der verschiedensten Länder ebensowohl nach Ferro und Paris, wie auch nach Greenwich und Washington.

6. Tier-Geographie - S. uncounted

1893 - Leipzig : Hinrichs
Verlag der J. C. Hinrichs'sclien Buchhandlung in Leipzig. P. F. Curie's Anleitung die im mittleren und nördlichen Deutschland wild- wachsenden und angebauten Pflanzen auf eine leichte und sichere Weise durch eigene Untersuchung zu bestimmen. 13. verbesserte Auflage unter Zugrundelegung der Bearbeitung von August Lüben, f Seminardir. in Bremen, fortgeführt von Prof. Dr. Franz Buchenau, Dir. der Realschule I in Bremen. Neue Ausgabe mit Tabelle zum Bestimmen der Familien, unter Anlehnung an das natürliche System. 1891. 23 und 438 Seiten. Mit 233 Holzschn. Gebunden M. 4.— Einzelpreis dieser Tabelle zum Bestimmen der Familien 70 Pf. Centraiorgan für Realschulwesen. Berlin 1880. Juni: Dieser An- leitung hat Direktor Buchenau durch seine Neubearbeitung einen wesentlichen Dienst geleistet. Besonders ist in dieser Beziehung der Abschnitt „Vorbereitung zum Pflanzenbestimmen" hervorzu- heben, weil in diesem ein präziser Abriss der neueren, leider von manchen Schulbüchern grundlos ignorierten Morphologie dargeboten ist, welcher seinen Zweck, die Kenntnis der morphologischen Grund- anschauungen im Kreise der Volksschullehrer mehr zu verbreiten, gewiss nicht verfehlen wird. In der neuen Auflage wurde ausser- dem besondere Sorgfalt der richtigen Accentuierung der Namen, der Autorenbezeichnung, der Synonymie und den Grössenangaben gewid- met. Einzelne schwierigere Gattungen, wie Rubus, Rosa u. a. wurden ganz umgearbeitet. Auch kam eine nicht unbedeutende Anzahl von Abbildungen hinzu, die zergliederte Blüten resp. Habi- tusbilder darstellen, Im Übrigen ist die dichotomibche Anordnung der Tabellen, der Gattungsschlüssel nach Linne und die Aufein- anderfolge der Familien und Gattungen unverändert geblieben, so dass die alte Auflage neben der neuen noch verwendbar bleibt. In ihrer neuen Gestalt verdient die „Anleitung" an allen Schul- anstalten Beachtung. Durch die Beifügung eines Schlüssels zum Bestimmen der Familien nach dem natürlichen System" hoffen Herausgeber und Verleger die Brauchbarkeit des altbewährten Buches wesentlich gefördert zu haben. Druck von W. Hartmann in Leipzig.

7. Tier-Geographie - S. 11

1893 - Leipzig : Hinrichs
Bedeutung der Tierwelt für die Natur. 11 B. Bedeutung der Tierwelt. I. Für die Natur. Das Tierreich trägt viel weniger zur Zerstörung und Er- Haltung der Erdoberfläche bei als das Pflanzenreich. Viel wichtiger aber ist i. die Vermehrung der Erdmasse durch die niedere Tierwelt. Große Werkmeister siud besonders die Korallentiere. „Auf dem Rücken unterseeischer Gebirge bauen Milliarden dieser geselligen Polypen ihr gemeinschaftliches Gerüst, indem sie kalkige Skelette aussondern. Jedes dieser kurzlebigen Tiere läßt im Tode einen solchen fast unzerstörbaren Rest zurück. So er- zeugen diese Tiere den Stoff zu den großartigsten Felsbildungen, besonders in den lichtlosen Tiefen des Ozeans zwischen den Wendekreisen. Skelette reihen sich an Skelette, bis endlich das Riff die Oberfläche des Meeres erreicht und dort die Grenze seines Wachstumes findet. Fest steht das Hans der Polypen mitten in dem Ungestüm der Wogen, welche der Ozean der- geblich gegen die steinernen Mauern wälzt. Der Wellenschlag muß vielmehr das begonnene Werk vollenden helfen, indem er Seegras, Gerolle und Sand in die Poren des zarten Geflechtes treibt und dasselbe zu einer festen Masse verdichtet. Der Kalk- sand, der durch Zerreibung jener tierischen Schalen entstand, bietet dem strandenden, keimenden Pflanzensamen einen schnell treibenden Boden dar. Von fernen Landen bringen die Meeres- strömungen ganze Baumstämme herbei, und mit ihnen landen als erste Bewohner Insekten, Amphibien u. s. w. Noch ehe die Bäume sich zum grünen Kranze vereinigen, ertönt hier der Gesang der Vögel; verirrte Landtiere nehmen ihre Zuflucht zu den Gebüschen, und ganz spät, nachdem die Schöpfung längst geschehen, findet auch der Mensch sich ein und nennt sich Herr und Besitzer dieser Welt. Unzählige Inseln und weite Küsten- striche, die Tausenden von Menschen zum Wohnsitze dienen, er- heben sich auf den Bauwerken dieser Polypen. Ja, große Strecken unseres eigenen Erdteiles haben keinen anderen Ur-

8. Tier-Geographie - S. 31

1893 - Leipzig : Hinrichs
Charakter-Vögel Europas. 31 Dieser ihrer Bedeutung und Würde scheint sie fast sich bewußt zu sein; denn sie ist ein höchst kecker, man möchte fast sagen stolzer Vogel: alle ihre Bewegungen haben etwas Würdiges und gleichsam Abgemessenes. Gegen den Menschen ist sie zutraulich und wohnt, wie das gleichfalls europäische Rotkehlchen und viele andere kleine Sänger, in seiner Nähe, eine stets willkommene, werte Nachbarin, die seinen zartesten und geheimsten Em- pfindungen Ton und Melodie verleiht und den Frühlingshain — vom April bis Mitte Juni — für ihn zum Konzertsal macht. Doch singen nicht alle Nachtigallen gleich gut: es giebt unter ihnen mittelmäßige und schlechte; und dies soll oft ganze Gegenden betreffen. So sollen die an den pommerschen Seeküsten wohnenden die schlechtesten, die in der Gegend von Wörlitz und Dessau die besten Sänger sein, weil ihre Kunst forterbt und die Kinder so singen, wie sie es von den Eltern gehört haben; da nun dieselben Nachtigallen jedesmal die gleiche Gegend wieder beziehen, so erstreckt sich auch der gute oder schlechte Gesang auf ganze Landstriche. 5. Ganz anderen Interessen der zivilisierten Menschheit Europas dient ein anderer Charaktervogel seines Bereiches, den wir nicht uubesprochen lassen können: die Giderelljt. Dieser Vogel bettet den Menschen weich und warm mit den Federn, welche er für seine eigne Brut sich selbst ausrupft und dem Menschen gleichsam ins Haus, ja in Norwegen zuweilen in die Küchen der Baueruhöfe trägt. Island ist ein Hauptbrüteplatz der Eiderenten. Hier ist oft an einigen Stellen der Boden mit den Nestern der Eiderenten ganz bedeckt, so daß man sich in acht nehmen muß, nicht in dieselben zu treten. Rund lim das Wohnhaus, an der Gartenmauer, auf den Dächern, selbst im Innern der Häuser und in der Kapelle sitzen Enten auf ihren Nestern. Die Nester selbst siud mit weichem Flaum (Eider- daunen) ausgefüttert, welchen die Ente sich mit dem Schnabel aus der Brust rauft, und auch um das Nest herum hat sie solchen liegen, um damit die Eier zu bedecken, wenn sie auf Nahrung geht, was gewöhnlich in den Stunden der Ebbe ge- schieht. Man nimmt der Ente diese Daunen zweimal aus dem Neste, so daß sie gezwungen wird, sich dreimal zu rupfen, ja zuweilen muß sie es viermal thun. Hat sie alles das Ihrige hergegeben, so ersetzt das Männchen das Fehlende. Auch nimmt man gewöhnlich mit den Dunen die Eier — deren sie jedesmal

9. Tier-Geographie - S. 46

1893 - Leipzig : Hinrichs
46 Charakter-Säugetiere Asiens. und scheint der charakteristische Zug seiner Stimmung zu sein. Die alten Männchen werden ca. 4 Fuß hoch. Die Nacht hin- durch verweilt der Orang-Utan am liebsten in den weniger dem Winde und Regen ausgesetzten Niederungen des Urwaldes. Hier wählt er sich irgend einen großen Farrenkraut- oder Orchideen- fmsch, der als Parasit auf einem dicken Stamme wuchert, als Ruhestelle, oder er schlägt auch sein Nachtlager auf dem Gipfel eines einzeln stehenden kleinen Baumes auf. Zu diesem Zwecke biegt er die dünnen Zweige kreuzweise zusammen und legt als- dann, um sein Lager weicher zu machen, noch eine Masse loser Blätter von Orchideen, Farren darüber hin. Schon hierdurch, daß sich der Orang-Utan eine Art Bett bereitet, zeichnet er sich vor allen seinen Familiengenossen augenfällig aus; noch mehr aber charakterisiert er sich dadurch, daß er nicht, wie alle übrigen Affen, sitzend schläft, sondern sich meist auf den Rücken oder aus die Seite legt. Bei unfreundlichem Wetter bedeckt er des Nachts feinen Körper, zumal den Kopf, mit Blättern. Das Einfangen eines ausgewachsenen Exemplares soll fast un- möglich sein. Von den übrigen Affen sei nur noch einer genannt und zwar das natürliche Vorbild aller häßlichen Masken, der von der Natur in Gesicht und Farbe — das schwarze, fratzenhafte Gesicht umgiebt oben ein brennendroter und unten ein hellgelber, dichter Haarwuchs — fast humoristisch ausgestattete Nasen- äffe (Kahau). Auch er ist auf Borneo heimisch, wo er in Herden lebt, die besonders bei Sonnenauf- und Untergang auf den Bäumen an den Flüffen, unter fortwährendem lauten Ge- schrei, sich versammeln. Er zeigt sich im Ganzen minder schnell in seinen Bewegungen, als die meisten andern seiner Geschlechts- genossen, und trachtet daher oft, wenn er plötzlich überfallen wird, sich durch Verstecken zwischen den Gabeln der dicken Baumzacken zu retten, oder er nimmt auch wohl seine Zuflucht zu dem dunkeln Krüppelholze auf dem Boden, wobei ihm die längs der Ufer der Flußmündungen so reichlich wachsenden Nipabüsche und das dornige Unkraut der Rohrarten vortrefflich zu statten kommen. Die Volksstämme Borneos lieben sein Fleisch sehr und stellen ihm daher eifrig nach. 6. Dasselbe Kindervolk, welches vor dem Affen, wie eben erwähnt, heilige Scheu hegt, hat. auch, wie die alten Ägypter, einem Stier einen Platz unter den dreißig Millionen

10. Tier-Geographie - S. 112

1893 - Leipzig : Hinrichs
112 Charakter-Vögel Südamerikas. welches sich willkürlich am weitesten von der Oberfläche unseres Erdballes entfernt. 7. Die eigentlichen Zaubervögel der neuen Welt aber sind die winzigen Kolibris, diese „Vogelmücken, mit Rubin-, To- pasen- und Smaragdleibern," die wie das farbige Rädchen eines Feuerwerkes die Blüten umstimmen, mit ihren langen, dünnen Schnäbeln ihr Futter — Honigsaft und kleine Infekten — aus den Kelchen derselben im Fluge nippen oder naschen. Wenn ein Kolibri vor einen Blütenbüschel kommt, so ruht er gleich- sam zwei oder drei Sekunden so fest auf seinen verhältnismäßig langen Flügeln, daß dieselben unter den raschen Schwingungen unsichtbar werden oder nur wie ein farbiges Nebelwölkchen er- scheinen; dann aber schießt er plötzlich auf den Gegenstand seines Appetites los, nicht als wollte er den Blumen etwas nehmen, sondern vielmehr ihnen seine eigene lebendige Seele einhauchen als Genius und Bote des Schöpfers, der ihn mit allen den Reizen ausgestattet und in ihm den tropischen Teilen der neuen Welt vielleicht ihren schönsten Schmuck verliehen hat; denn unter allen beseelten Wesen ist der Kolibri das zierlichste der Gestalt und das glänzendste dem Kolorite nach. Die durch unsere Kunst geschliffenen edlen Steine und Metalle sind diesem köstlichen Ge- schmeide der Natur nicht zu vergleichen. Sie hat ihn — mit Ausuahme des Gesanges, der ihm fehlt — mit allen Gaben überschüttet, welche den übrigen Vögeln nur vereinzelt beschieden worden sind: Leichtigkeit, Geschwindigkeit, Gewandtheit, Anmut, üppiger Farbenschmuck — alles ist diesem ihrem kleinen Lieb linge zu teil geworden. Alle Edelsteine funkeln auf seinem Ge- fieder, das er nie mit dem Staube der Erde beschmutzt; denn sein ganzes, durchaus ätherisches Leben hindurch sieht man ihn kaum auf Augenblicke den Rasen berühren; er ist stets in der Luft, von Blume zu Blume gaukelnd, deren Frische wie deren Glanz ihm eigen ist; er nippt von ihrem Nektar und bewohnt nur die Himmelsstriche, wo sie sich immerdar erneuen, im Ge- leite eines ewigen Lenzes. Nirgends aber kommen die Kolibri- arten in größerer Menge und Mannigfaltigkeit vor, als in den Urwäldern Guyanas und in Brasilien. In jenen unermessenen Einöden, wo sich ohne Unterlaß neue Blumen und Blütenfloren erschließen, wohnen diese zarten Blumenspechte besonders auf den hier und da vorkommenden Blößen. Ragt jedoch von dem Hange irgend eines Hügels ein hoher Erythrinenbaum, oder
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