§ 60. Die Drehung der Erde um die Sonne.
137
Wie unsere Erde, so sind alle Planeten dunkle Körper, die ihr
Licht von der Sonne erhalten.
Die Sonne ist, wie alle Fixsterne, von einer glühenden Gasmasse
umgeben, in welcher, wie uns die Spektralanalyse (Fraunhofersche
Linien) lehrt, alle Elemente, aus denen auch unser Erdkörper besteht,
gasförmig vorkommen, besonders auch Wasserstoff und Eisen. Über den
festen Kern der Sonne wissen wir nichts Sicheres. Auch über die Höhe der
an der Sonne herrschenden Temperatur ist man sehr verschiedener Meinung.
Durch ein Fernglas, selten auch mit bloßem Auge, beobachtet man
dunkle Stellen auf der leuchtenden Sonnenscheibe, die Sonnenflecken.
Sie sind ebenfalls noch nicht mit Sicherheit erklärt. Bei Sonnen-
finsternissen besonders beobachtet man an dem Rande der Sonnenscheibe
leuchtende Erhebungen, Protuberanzen; diese sind als gewaltige, aus
der Gasmasse hervorbrechende Massen glühenden Wasserstoffgases erklärt,
die mit ungeheurer Geschwindigkeit, 500 — 800 km in der Sekunde,
bis zu 500000 km Höhe emporflammen.
Die Sonne ist so groß, daß alle sie umkreisenden Planeten zu-
sammen nur etwa ihres Volumens ausmachen. Wäre sie eine
Hohlkugel, so könnte die Erde, in ihrem Mittelpunkte stehend, noch von
dein Monde in seiner wirklichen Entfernung innerhalb der Kugel um-
kreist werden. Der Durchmesser der Sonne ist gleich 109 Erddurchmessern.
Die Ansicht, die wir heute über unser Weltsystem haben, verdanken
wir zwei deutschen Astronomen, dem aus Thorn stammenden Nico laus
Koppernikus (eig. Niklas Koppernigk), f 1543, und dem aus Weil
der Stadt in Württemberg stammenden Johannes Kepler, f 1630.
Koppernikus stellte die Tatsache fest: die Sonne steht still und
die Planeten, unter ihnen die Erde, drehen sich um die Sonne. Die
Fixsterne sind Sonnen. Kepler war es, der die Bahnen der Planeten
als Ellipsen nachwies, und endlich entdeckte der englische Physiker
Jsaac Newton 1727) in dem Gravitationsgesetz die Ursache der
Planetenbewegung.
§ 60.
Die Drehung der Erde um die Sonne.
Die Erde dreht sich in 24 Stunden von W. nach O. um ihre Achse
(W^Mzzimd im Jahre einmal in einer elliptischen Bahn um die
®onne Umdrehung erfolgt von W. nach O. Die
*) Beweise für die Rotation sind: der Benzenbergsche Fallversuch und der
Foucaultsche Pendelversuch.
**) Beweise für die Revolution sind: die Parallaxe der Fixsterne und die
von Bradley entdeckte Aberration des Lichts.
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§ Gl. Der Mond. 141
Der Gürtel rings um die Erde zwischen den Wendekreisen und
den Polarkreisen sind die n. und die s. gemäßigte Zone. Sie haben
eine Breite von je 43 °.
Wir machen uns nun auch
die Stellung der Sonne im Tier-
kreis klar. Die Sonne steht in
Wirklichkeit nicht innerhalb eines
Sternbildes, unser Auge projiziert
sie nur dorthin, indem wir zur
Sonne oder in die Richtung ihres
Standortes am Tage blickend in
unendlichen Fernen dieses Stern-
bild sehen. In Fig. 7 sei So die
Sonne, um sie dreht sich die
F'g- ?-
Erde E und Eu während St und St' die Sternbilder sind, die wir
in beiden Stellungen hinter der Sonne erblicken.
§ 61.
Der Mond.
Der Mond bewegt sich in der Zeit von etwa 2 7 Ys Tagen einmal
um die Erde. Die elliptische Bahn ist aber gegen die Ebene der Erd-
bahn in einem Winkel von 5° geneigt. Da die Erde den Mond auf
ihrer Bahn um die Sonne mit sich reißt, so entsteht eine freilich ganz
außerordentlich flache, nach der Sonne stets konkave Wellenlinie, die
da, wo sie sich mit der Erdbahn kreuzt, „Knoten" bildet.
Der Mond kehrt der Erde stets dieselbe Seite zu. Ec ist ein
völlig erstarrter Körper, ohne Atmosphäre und ohne Wasser, mit hohen
Ring- und Kettengebirgen. Je nachdem er der Erde seine ganze von
der Sonne beleuchtete Hälfte (Opposition) oder von dieser nur einen
Teil (Quadratur) oder seine ganze unbeleuchtete Hälfte (Konjunk-
tion) zukehrt, unterscheidet man die Mondphasen: Vollmond, erstes
Viertel, Neumond, letztes Viertel.
Bildet die Mondbahn zur Zeit der Konjunktion mit der Erdbahn
einen Knoten, so entsteht, weil der Mond in den Schatten der Erde
tritt, eine Mondfinsternis. Bildet zur Zeit der Opposition die
Mondbahn einen Knoten, so verdeckt die dunkle Mondscheibe uns ganz
oder teilweise die Sonne, es entsteht eine totale oder partielle Sonnen-
sinsternis.
Obwohl der Monddurchmesser nur etwa 3500 km beträgt, erscheint
der Mond dennoch etwa ebenso groß wie die Sonne, weil diese 150 Mill.,
jener nur 384000 km von uns entfernt ist.
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§ 104. Tie Mittel des Weltverkehrs.
207
in der Nähe der Börse stand und einem gewissen Lloyd gehörte. Hier
wurden viele Geldgeschäfte der Seeleute abgewickelt,
d) nach Süd- und Ostasien sowie nach Australien:
1. der Norddeutsche Lloyd von Bremen durch den Suez-Kanal
über Colombo und Singapore nach Hongkong, Schanghai und
nach Adelaide, Melbourne, Sydney, 50 und 53 Tage;
2. die Peninsular and Oriental Steam Navigation
Company, gewöhnlich abgekürzt genannt „P and 0", von
London nach Bombay (26 Tage), Kalkutta (30 Tage) und
Schanghai (45 Tage);
3. die Messageries maritimes von Marseille nach Jokohama,
40 Tage.
c) nach Afrika:
1. der Norddeutsche Lloyd von Bremen über Lissabon, Neapel
durch den Suez-Kanal nach Daressalam, 33 Tage;
2. die Woermann-Linie von Hamburg nach W.-Asrika (Togo,
Kamerun, Swakopmund), 30 Tage.
B. Zu Lande ist der Verkehr viel mehr als zur See gebunden;
er hat sich auch in seinen Transportmitteln den lokalen Verhältnissen
anzupassen. Saumtiere verlangt das Gebirge, schwerfällige Ochsen-
wagen die afrikanische Steppe, Karawanen die Wüste. Aber nur die
Karawanen können als Mittel des Weltverkehrs gelten. 2y2 Monat
braucht die Karawane, um von Tripolis nach Bornu zu gelangen, und
fast dieselbe Zeit erfordert die Wüstenwanderung von Marokko nach
Timbuktu; sie bringen die europäischen Zeuge dem Sudan. Anderthalb
Monate vergehen, bevor die große Teekarawane von Peking Kiachta
(s. des Baikalsees) erreicht.
Ihnen vergleichbar haben jahrhundertelang die Züge der Fracht-
wagen den Austausch der Waren in Europa vermittelt, bis durch die
Eisenbahnen neue Verhältnisse begründet worden find.*) Ein Güter-
zug fährt etwa 30 km in der Stunde (ein Frachtwagen nur 5 — 6),
ein Personenzug 50, ein Schnellzug 70 — 80, ja bis 120.
Die großen Knotenpunkte der Eisenbahnen sind die Sammelstellen
des Verkehrs; ihnen führen strahlenförmig von allen Seiten die größeren
oder kleineren Lokalbahnen die Erzeugnisse des Landes zu.
Zu den wichtigsten Eisenbahnlinien in Europa gehören:
*) Die erste Eisenbahn wurde 1830 zwischen Manchester und Liverpool er-
öffnet, die erste deutsche 1835 zwischen Nürnberg und Fürth.
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Extrahierte Ortsnamen: Süd- Ostasien Australien Bremen Colombo Hongkong Schanghai Adelaide Melbourne Sydney London Bombay Kalkutta Schanghai Marseille Afrika Bremen Lissabon Neapel Daressalam Hamburg W.-Asrika Togo Kamerun Swakopmund Tripolis Bornu Marokko Timbuktu Peking_Kiachta Europa Europa Liverpool Nürnberg
130
§,'55. Der Sternhimmel,
14. Das Küstenland Jstrien mit Trieft, der wichtigsten See-
Handelsstadt des Reiches, 180000 Einw. Von hier gehen Dampfer-
linien nach den verschiedensten Punkten des ö. Mittelmeeres bis zum
Suez-Kanal und Indien.
B. Das Königreich Ungarn.
1. Ungarn mit Siebenbürgen. In der Oberungarischen Ebene
liegt die frühere Krönungsstadt Preßburg, 66000 Einw., in Nieder-
Ungarn die in letzter Zeit gewaltig ausstrebende Hauptstadt Ofen-
Pest, 720 000 Einw., an beiden Seiten der Donau, der Mittelpunkt
der Verwaltung, des Handels und der Industrie. An der obern Theiß
das durch seine Weine bekannte Tokai. In Siebenbürgen, das viele
alte Ansiedler aus dem norddeutschen Reichsgebiet (Sachsen) hat, sind die
bedeutendsten Städte Hermannstadt und Klausenburg.
2. Das Königreich Kroatien-Slavonien zwischen Drau, Donau
und Save, mit der Hauptstadt Agram, 61000 Einw. Universität.
3. Die „königlich ungarische Freistadt" Fiume vermittelt den
überseeischen Verkehr von und nach Ungarn.
C. Bosnien und die Herzegowina
stehen unter der Verwaltung des österreichischen Finanzministeriums.
(Wiederhole das bei der Balkanhalbinsel Gesagte! 8 47.)
Iii. Mathematische Geographie.
§ 55.
Der Sternhimmel.
Dem Anscheine nach ruht wie eine gewaltige Halbkugel das
Himmelsgewölbe über der kreisförmigen Erdscheibe. Die Berührungs-
linie beider nennen wir Horizont. Der Punkt, wo am 21. März die
Sonne ausgeht, heißt der O.-Punkt, wo sie untergeht, der W.-Punkt.
Eine zur Verbindungslinie beider Punkte gezogene Senkrechte gibt den
N-- und den S.-Punkt an. Nach N. weist um 12 Uhr mittags
mein Schatten.
Eine im Schnittpunkt beider Linien errichtete Senkrechte trifft das
Himmelsgewölbe im Zenit, ihre Verlängerung durch den Mittelpunkt
der Erde zum Himmelsgewölbe erreicht den Nadir. Die auf der ent-
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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§ 56. Die scheinbaren Bewegungen der Gestirne.
131
gegengesetzten Erdoberfläche wohnenden Menschen sind meine Gegenfüßler
oder Antipoden.
Beobachten wir das Himmelsgewölbe, so scheint sich dieses von
O. nach W. zu drehen. An ihm sind unzählige Sterne sichtbar. Sie
kommen alle mit dem sich drehenden Gewölbe im O. herauf und ver-
schwinden im W. Wir entdecken bald zwei Arten von Sternen: solche,
die in Gruppen stehend, ihre Stellung zueinander nicht — oder nicht
merkbar — verändern, sie scheinen an dem Himmelsgewölbe festgeheftet,
stellae fixae, Fixsterne, die einzelnen Gruppen saßt man nach ur-
altem Brauch zu Sternbildern zusammen (Gr. Bär, Orion usw.).
Dann aber entdecken wir in geringerer Zahl solche Sterne, die an
dem sich drehenden Gewölbe noch ihre eigenen Bahnen wandeln,
Wandelsterne, Planeten geheißen.
Quer über das Himmelsgewölbe zieht sich ein leuchtendes Band,
die Milchstraße, sie besteht ebenso wie die an anderen Stellen des
nächtlichen Himmels bemerkbaren, leuchtenden Sternnebel aus unendlich
fernen Fixsternmassen.
Ganz unregelmäßig erfolgt endlich das Auftreten der Kometen
(= Haarsterne). Die Bahnen, welche diese Himmelskörper verfolgen,
sind derartige, daß sie bisweilen in Jahren, oder Jahrhunderten, wieder
am Himmel sichtbar werden können, von einzelnen nimmt man an,
daß sie überhaupt in den Bereich unseres Sonnensystems nicht wieder-
kommen können, nachdem sie sich einmal unserer Sonne genähert hatten.
Man unterscheidet bei den Kometen den Kern, die sie umgebende, leuch-
tende Hülle und den Schweif. Im Mittelalter betrachtete man das
Erscheinen eines Kometen („Himmelsrute") als göttliche Ankündigung
kommenden Unheils (Krieg, Pest).
Die kleinsten Himmelskörper, die den Weltenraum durchziehen,
sind die Meteoriten; sie werden uns als Sternschnuppen oder
Meteore auf Augenblicke sichtbar, wenn sie die Atmosphäre der Erde
durchschneiden und infolge der Reibung weißglühend bei Nacht puf-
leuchten. Manche fallen dabei als Meteorsteine auf die Erde herab. Sie
bestehen aus denselben Gesteinen wie unsere Erde, vorherrschend, oft ganz
aus Eisen. Sie sind meist nicht sehr groß, jedoch hat man solche von 300
bis 15 000 kg- gefunden. Der heilige Stein der Kaaba ist wahrscheinlich
ein Meteorit.
§56.
Die scheinbaren Bewegungen der Gestirne.
Die Erscheinungen an dem sich drehenden Himmelsgewölbe, die wir
in § 55 betrachteten, wollen wir einer genaueren Untersuchung unterziehen,
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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132
§ 56. Die scheinbaren Bewegungen der Gestirne.
Wir nehmen Fig. 1 zu Hilfe. Auf der kreisrunden Horizontscheibe Nosw
bezeichne M unseren Standpunkt, an dem Rande des Horizontes bei 0
kommen mit dem sich drehenden Gewölbe Nzsp alle Gestirne herauf.
Wir stellen bald fest, daß die Bahnen der einzelnen Fixsterne miteinander
parallel laufen. Nennen wir einige dieser Sterne abcd usw., so er-
scheinen diese Gestirne stets an derselben Stelle am Horizont, beschreiben
stets denselben Bogen und verschwinden an derselben Stelle, um nach
24 Stunden wieder zu erscheinen. Wir müssen annehmen, daß sie unter
unserer Horizontebene ihren Weg zum Kreise ergänzt haben. Alle diese
Kreise liegen parallel zueinander. Die Bogen, die wir beobachten, nennen
wir Tagbogen, die wir nicht sehen können, Nachtbogen. Es ist
klar, daß die zwischen 0 und 8 heraufkommenden Sterne ade einen
kleineren Tagbogen haben als etwa der zwischen^ und 0 heraufkommende
Stern d. Der in 0 selbst aufsteigende und in W untergehende Stern a
aber beschreibt einen Kreis, bei dem Tag - und Nachtbogen einander gleich
sind; dieser Kreis ist zugleich der größte Kreis, den man ziehen kann,
er ist also der Äquator am Himmelsgewölbe, der Himmelsäquator.
Verfolgen wir weiter die Gestirnbahnen nach N und S hin, so sehen
wir, daß bei Np Sterne sich in Kreisen drehen, die unserem Auge über-
Haupt nicht entschwinden, während sich umgekehrt um 8p Sterne drehen,
z
p
Fig- 1-
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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§ 57. Die scheinbaren Bewegungen der Sonne (Äquator- und Polhöhe). 133
die wir von unserer Horizontebene aus niemals sehen werden (Zirkum-
Polarsterne). Die Kreise aller sich mit dem Himmelsgewölbe drehenden
Sterne, die zueinander parallel laufen, haben jeder einen Mittelpunkt.
Diese Mittelpunkte liegen aus einer graden Linie, die sich allein nicht
mit den Kreisen mitdreht, ihre Endpunkte liegen in Np und Sp, es
sind die Himmelspole und die sie verbindende Linie ist die Himmels-
achse. In unmittelbarster Nähe von Np befindet sich ein hell leuchtender
Stern, der einen kaum wahrnehmbaren kleinsten Kreis um Np be-
schreibt. Das ist der Polarstern.
§57.
Die scheinbaren Bewegungen der Sonne (Äquator- und Polhöhe).
Die bisher gemachten Beobachtungen sind uns leicht geworden,
da wir sie zur Nacht machen konnten. Selbstverständlich ist das
Himmelsgewölbe auch am Tage mit Sternen besät, wir können sie
wegen des blendenden Sonnenlichts nur nicht sehen. Nur ein Stern
kann von uns am Tage beobachtet werden, die Sonne. Auch die Sonne
erscheint an der mit 0 bezeichneten Seite unserer Horizontebene, steigt
mit dem Himmelsgewölbe empor und geht an der Seite nach W zu hinab.
Aber dieser Auf- und Niedergangspunkt ist nicht, wie bei den anderen
Sternen, jahraus jahrein derselbe. Vielmehr, wenn die Sonne z. B. an
der Stelle des Sternes a, also auch in a am Morgen emporstiege, so
würde sie ihren Weg so nehmen, daß sie am nächsten Tage nicht in a,
sondern etwa in b heraufkäme, am folgenden in c usw. Ergänzen wir
diese Tages- und Nachtbogen, so kommen nicht in sich selbst zurückkehrende
Kreislinien heraus, sondern eine Spirale. Und in der Tat bewegt sich die
Sonne in solchen Spiralen an: Himmelsgewölbe auf- und abwärts.
Während nun jeder andere Stern seine eigene Bahn hat und diejenige
der anderen niemals berührt', gerät die Sonne in die Bahnen anderer
Sterne oder Sterngruppen hinein und wandelt, gewissermaßen in einem
Sternbilde mitten inne stehend, am Himmel dahin.
Wenn wir nun die Bahn der Sonne an einem bestimmten Tage,
z. B. am 21. März, verfolgen, so finden wir folgendes: 1. sie kommt
genau in Punkt 0 herauf, folgt dem Himmelsäquator und geht in W
unter. Ihr Nachtbogen ist an diesem Tage dem Tagbogen gleich, für
jeden Weg braucht sie 12 Stunden. Der Bogen, den sie macht, steht
schräg zu unserer Horizontebene, wie die Bogen aller Sterne. Sie
geht also von 0 in Richtung auf 8 empor. Wir stellen ihre höchste Höhe
am Mittag fest, indem wir eine Visierungslinie (Mso Fig. 2) nach der
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian]]
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134 § 57. Die scheinbaren Bewegungen der Sonne (Äquator- und Polhöhe).
Sonne richten und oen Winkel zwischen Horizontebene und Visierungslinie
messen (zisoms). Angenommen, wir wohnten unter 50° n. Br., so
würden wir ^8o^I8--40° finden. Diesen Winkel nennen wir
die Äquatorhöhe für den Ort unter 50°, die Äquatorhöhe ergänzt
sich mit der geographischen Breite zu 90°.
Verfolgen wir die Bewegungen der Sonne nun mehrere Tage lang,
so werden wir merken, wie sie ihren Aufgangs- und Untergangspunkt
allmählich nach N zu verschiebt, und wie ihr Kulminationspunkt sich Z
(unserem Zenit) nähert, ihre Spiralen drehen sich also am Himmels-
gewölbe empor, ihre Tagbogen werden größer, die 'Nachtbogen kleiner,
daher auch die Tage selbst länger, die Nächte kürzer. Am 21. Juni
messen wir die Kulminationshöhe und finden, daß sie um 231/2° zu-
genommen hat. Der letzte Kreis, den die Sonne am 21. Juni beschrieben
Fig. 2.
hat, befindet sich also 23^° vom Himmelsäquator entfernt. Nun aber
tritt ein Stillstand und bald eine rückläufige Bewegung ein, die Sonne
schraubt sich bis zum 23. September auf ihren frühen Stand zurück, an
diesem Tage geht ihr Weg wieder über den Himmelsäquator, ihre Auf-
gangs- und Untergangspunkte fallen wieder in 0 und W. Bald aber
beobachten wir ihre Verschiebung nach 3 hin. Ihr Kulminationspunkt
hat einen immer größeren Abstand von unserem Zenit, ihr Tagbogen
nimmt ab, der Nachtbogen zu, und am 21. Dezember finden wir eine
Kulminationshöhe, die um 231/2 0 niedriger ist als die vom 23. September.
Die Abstände des Auf- und Untergangspunktes vom 0- und W-
Punkt nennt man Morgen- und Abend weite. Die Stellung
der Sonne am 21. März und 23. September bezeichnet man
als Frühlings- und Herbst-Tag- und Nachtgleichen (Äqui-
noktien), die Stellung am 21. Juni und 21. Dezember dagegen
als Sommer- und Winterfolstitium, oder Sommer- und
Wintersonnenwende, die Kreise 231/2° n. und s. des Äquators
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§ 58. Der Tierkreis.
135
als Wendekreis des Krebses und Wendekreis des Stein-
bocks.
Es bleibt noch übrig, festzustellen, in welchem Winkel denn die
Himmelsachse zu unserer Horizontebene steht. Wir visieren nach dem
Polarsterne und stellen den Winkel zwischen dieser Visierungslinie
(siehe Fig. 2) und der Horizontebene fest. Angenommen, wir machten
diese Messung unter 50° n. Br., so würden wir einen Winkel von
50° finden, d. h. der Polarstern steht über dem 50° n. Br. in 50°
Höhe. Diese Höhe nennt man die Polhöhe eines Ortes. Die Pol-
höhe ist gleich der geographischen Breite. Aus der Polhöhe
kann ich also die geographische Breite eines Ortes feststellen (wichtig
für den Seefahrer).
Beide, Äquatorhöhe und Polhöhe, ergänzen sich also zu 90°.
Beispiele: 1. Äquatorhöhe für einen Ort unter 0°, d.h. am
Äquator selbst? Antwort 90°. Die Sonne steht am 21. März im Zenit,
am 21. Juni steht sie unter 23^° nach N, am 21. Dezember 23y2°
nach S. Zwischen diesen Grenzen bewegt sich die Sonne, so daß sie
auf jedem Punkt innerhalb der beiden Wendekreise zweimal im Jahre
senkrecht scheint. Polhöhe unter dem Äquator--0°, d.h. den Polar-
stern sieht man im Horizont.
2. Äquatorhöhe für einen Ort unter 90° n. Br. (am Nordpol)?
Antwort 0°. Die Sonne steht am 21. März im Horizont, am 21. Juni
steht sie 231// über, am 21. Dezember 231/2° unter dem Horizont,
sie schraubt sich also in Spiralen, die annähernd mit der Horizont-
ebene parallel laufen, auf- und abwärts. Im Sommer geht sie nicht
unter, im Winter geht sie nicht auf, im Frühling und Herbst bleibt
sie ununterbrochen im Horizont. An den Polen decken sich Tages-
und Jahreszeiten. Polhöhe am Äquator = geogr. Breite = 90 °, der
Polarstern steht im Zenit.
§ 58.
Der Tierkreis.
Wir haben gesehen, daß außer der Sonne alle Fixsterne, also auch
die Sternbilder, jahraus jahrein ihre Stellung am Himmelsgewölbe,
mithin auch ihre Bahnen innehalten. An dem mit Sternbildern bedeckten
Himmelsgewölbe ändert nur die Sonne ihre Stellung, indem sie sich
innerhalb eines Gürtels, dessen Ränder je 23y2° vom Himmelsäquator
entfernt liegen, in Spiralen auf- und abwärts dreht. In diesem Gürtel
liegen nun eine Menge Sternbilder und seit alter Zeit hat man diejenigen
festgestellt, in denen, wenn auch bei Tage nicht sichtbar, unsere Sonne,
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde]]
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136 § 59. Unser Sonnensystem.
in jedem der zwölf Monate des Jahres stehend, ihre Bahn wandelt.
Diese 12 Sternbilder sind:
Widder, Stier, Zwillinge, die Frühjahrszeichen,
Krebs, Löwe, Jungfrau, die Sommerzeichen,
Wage, Skorpion, Schütze, die Herbstzeichen,
Steinbock, Wassermann, Fische, die Winterzeichen.
Wenn die Sonne am 21. Juni ihren größten Tagesbogen macht,
steht sie im Zeichen des Krebses, man nennt daher den Kreis, 23*/./
vom Himmelsäquator entfernt, nach dessen Durchlaufung die Sonne sich
wieder zurückwendet, den Wendekreis des Krebses und dement-
sprechend den der Wintersonnenwende den Wendekreis des Stein-
bocks (f. § 57).
§ 59.
Unser Sonnensystem.
In unserer bisherigen Betrachtung sind wir lediglich dem Anschein
gefolgt und von der Voraussetzung ausgegangen, die auch die Alten
ihren astronomischen Beobachtungen zugrunde legten. Auch sie folgten
dem Augenschein, indem sie nach ihrem großen Geographen Ptolemaeus
(um 150 n. Chr.) die Erde für eine Fläche, das Himmelsgewölbe für
eine diese Fläche umgebende Hohlkugel hielten. Heute wissen wir, daß
dieser Anschein täuscht.
Wir wissen, daß unsere Erde ein Himmelskörper ist, wie Tausende
ja Millionen anderer. Wir wissen, daß sie ein Planet ist, und daß sie sich
nebst ihren Bewohnern mit ungeheurer Geschwindigkeit durch den Welten-
räum bewegt. Es ist nur eine Täuschung, wenn wir glauben, die Erde
stehe fest und das Himmelsgewölbe bewege sich, eine Täuschung, wie
wir sie auch erleben, wenn wir in der langsam fahrenden Eisenbahn oder
auf einem ruhig dahinfahrenden Schiffe oder in einem Luftballon sitzen.
In Wahrheit also dreht sich unsere Erde mit noch einigen anderen
Planeten um ihren Fixstern, die Sonne. Die Bahnen, in denen sich
diese Planeten um die Sonne bewegen, sind Ellipsen. Und zwar
umkreisen folgende Planeten die Sonne: als nächster Merkur, dann
Venus (Morgen- und Abendstern), Erde, Mars, Jupiter, Saturn,
Uranus, Neptun. Einige dieser Planeten werden wieder von kleineren
Gestirnen, Monden oder Trabanten, umkreist; die Erde hat 1,
Mars 2, Uranus 4, Jupiter 5, Saturn sogar 9 Monde. Be-
merkenswert ist noch, daß Saturn außerdem von einem leuchtenden
Ringe umgeben ist. Zwischen Mars und Jupiter bewegt sich ferner noch
eine Menge kleiner Planeten, die sog. Planetoiden, um die Sonne.
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T30: [Periode Abschnitt erster zweiter Zeitraum dritter Jahr Kapitel Sonne Planet]]
TM Hauptwörter (200): [T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung]]