I. Lehrgang in der Keimatkunbe.
(Von Adolf Tromnau.)
1. Der Heimatort.
1. Das Schulzimmer. Bestimme die Lage desselben im Schulhause!
Vergleiche es mit den Zimmern im Elternhause! Gieb die Richtung der
Wände (senkrecht), des Fußbodens und der Decke (wagerecht), der Schultisch-
platte (schräge) an! Ausmessung und Zeichnung des Zimmers auf der Wand-
tasel im verkleinerten Maßstabe!
2. Die Himmelsgegenden. Jeden Tag geht die Sonne im Morgen
oder Osten auf, steht mittags im Süden am höchsten, und unser Schatten
fällt dann nach Mitternacht oder Norden; im Abend oder Westen geht
die Sonne unter. Osten, Westen, Norden, Süden heißen die vier Himmels-
oder Weltgegenden. Zwischen ihnen liegen vier Nebenhimmels-
gegenden: Nordost, Südost, Nordwest, Südwest.
Bezeichne die Lage der Wände, Thüren, Fenster, Tische, Bänke, Nachbar-
Häuser:c. nach den Himmelsgegenden! Auf der Tafel oder dem Papier ist
die Richtung nach oben stets Norden, die nach unten Süden, die nach
rechts Osten, und die nach links Westen.
3. Die Umgebung des Schulhauses. Bestimme die Lage des Schul-
böses zum Schulhause, bezeichne seine Gestalt und miß nach Schrittlängen seine
Ausdehnung! Beschreibe den Schulgarten nach Lage, Ausdehnung,
Verwertung! Planzeichnung des Schulgrundstücks auf der Wandtafel!
4. Wanderungen im Heimatorte. Bestimme Lage und Richtung der
Schulstraße oder der nächsten großen Ortsstraße! Was weißt du vom Ver-
kehr in derselben? Nenne öffentliche Gebäude in dieser Straße! Gieb die
Bedeutung von Kirche, Schule, Post :c. an! Beschreibe den Weg nach dem
nächsten Marktplatz! Welcher Bestimmung dient er? Nenne andere wichtige
Straßen, öffentliche Plätze und Gebäude des Heimatortes und bestimme
ihre Lage von der Schule oder vom großen Marktplatz aus! Nenne die Ge-
wässer des Heimatortes! Beschreibe den Lauf des Baches oder Flusses,
bestimme seine Ufer, zähle die Brücken! Vergleiche die etwaigen stehenden
Gewässer des Heimatortes mit dem Fluß! Erzähle von dem Tierleben in
diesen Gewässern! — Planzeichnung des Heimatortes auf der Schultafel!
Wanderungen auf der Planzeichnung!
5. Die Bewohner des Heimatortes. Wie sah es früher im Heimat-
orte aus? (Geschichtliches). Welche Jahreszahlen befinden sich an alten Ge-
bäuden? Welche Sprache reden die Bewohner des Heimatortes? Bestimme hier-
nach ihre Abstammung! Welcher Religion gehören sie an? Welches sind die
Hauptbeschäftigungen der Bewohner? (Nahrungsquellen). Nenne die
wichtigsten Ortsbehörden und weise ihre Aufgabe nach!
2. Die Umgebung des Heimatortes.
1. Landeskundliches. Auf unseren Wanderungen in der Umgebung
des Heimatortes lernten wir verschiedene Bodenformen kennen. Die
Bodengestaltung des Landes war an manchen Stellen eben, an anderen
wellenförmig, an noch andern wies sie Hügel oder Anhöhen und Berge
auf.*) Bestimme die Lage dieser Bodenformen zum Heimatorte! Wo sanden
*) 3m einzelnen ist die Umgebung des jedesmaligen Heimatortes maßgebend; es werden
auch nur solche Begriffe behandelt, die sich an Wirklichkeiten der Heimat veranschaulichen lassen.
- Bei allen nachstehenden Übungen ist die Anschauung durch Tafelzeichnungen zu unter-
stützen oder noch besser eine Karte der Umgebung des Heimatortes (vom Lehrer ans
starkem Kartonpapier entworfen) zu benutzen. Neu austretenden Kartenzeichen wird besondere
Ausmerksamkeit gewidmet. ..
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
TM Hauptwörter (200): [T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone]]
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Verschiedene Verkehrswege verbinden die einzelnen Ortschaften und
dienen dazu, Handel und Verkehr zu fördern. Wir trafen bei unfern Wan-
derungen auf Fußstege, Feldwege, Landwege und wohl auch auf Kunst-
straßen (Chaussee, Eisenbahn).
Giebt es Wasserstraßen in der Umgebung deines Heimatortes und
welche? Nenne die wichtigsten Verkehrswege, welche von deinem Heimatorte
ausgehen! Zeige wichtige Verkehrswege der Umgegend auf der Karte oder
Tafelzeichnung! Beschreibe den Reiseweg vom Heimatorte nach diesem oder
jenem benachbarten Orte! Wanderungen auf der Planzeichnung oder der Um-
gebungskarte! Entfernungen! Veranschaulichung eines qkm!
3. Himmelskundliches. Der Horizont. Von einer Anhöhe kann
man die Gegend am besten übersehen und sich orientieren, fr h. nach den
Himmelsgegenden zurecht finden. Man überschaut rings eine runde Fläche,
die von einer Kreislinie begrenzt wird, in der scheinbar Himmel und Erde
sich berühren. Der Himmel wölbt sich wie eine hohle Halbkugel darüber.
Diese Kreislinie heißt Gesichtskreis oder Horizont. Er wird um so
weiter, je höher ich steige, und verändert sich mit meinem Standpunkte, so
daß ich stets den höchsten Punkt des Himmelsgewölbes, den Scheitelpunkt,
über mir habe. Der Ostpunkt liegt da, wo die Sonne am 21. März und
23. September aufgeht, der Westpunkt da, wo sie an diesen Tagen unter-
geht. Über dem Südpunkte erreicht die Sonne jeden Mittag ihren höchsten
Stand; unser Schatten zeigt dann nach dem Nordpunkte. Aufgaben zum
Zurechtfinden!
Die Sonne. Beschreibe den täglichen Lauf der Sonne! Merke
darauf, daß die Sonne nicht immer an derselben Stelle des Osthimmels auf-
und im gleichen Punkt des Westhimmels untergeht! Zu welchen Jahres-
zeiten geht die Sonne nördlich vom Ostpunkte auf und nördlich vom West-
punkte unter? Wann geht sie südlicher auf und unter? Wann beschreibt sie
kleine, wann große Tagbogen? Wann hat sie mittags ihren höchsten,
wann ihren niedrigsten Stand? — Die Wärme, welche uns die Sonne
spendet, ist nach der Tages- und Jahreszeit verschieden. Zu welcher Tages-
zeit scheint die Sonne am wärmsten? Ihre Strahlen bringen um so mehr
Wärme hervor, je mehr sie sich der senkrechten Richtung nähern, und um so
weniger, je schräger sie fallen. Gieb die Richtung der Sonnenstrahlen am
Morgen, Mittag und Abend, im Sommer und Winter an und vergleiche
damit die jedesmaligen Wärmezustände!
Der Mond und die Sterne schmücken unsern Nachthimmel. Ver-
gleiche das Licht des Mondes mit dem Sonnenlichte! Merke die einzelnen
Lichtgestalten des Mondes! In welcher Lichtgestalt scheint der Mond
die ganze Nacht hindurch? Auch der Mond geht täglich im Osten auf und
im Westen unter. Doch geht er an jedem folgenden Tage fast um 1 Stunde
später auf als am vorhergehenden. — Nach Sonnenuntergang tauchen im
Dämmerscheine einzelne Sterne mit mattem Scheine am Himmel auf.
Wenn die Nacht vollständig hereingebrochen ist, leuchtet das ganze unzählige
Sternenheer in hellem Glänze. In dunkeln Winternächten strahlen sie am
schönsten. Manche leuchten mit hellerem, andere mit matterem Scheine.
Einzelne flimmern in rötlichem, bläulichem und grünlichem Lichte; die meisten
aber strahlen in gelbem oder lichtweißem Glänze. Welche auffälligen Stern-
gruppen (Sternbilder) hast du am Himmel gesehen? Welches Liedchen ver-
gleicht den Mond mit einem Hirten und die Sterne mit seinen Schafen?
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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10
Ii
der Sonne gerade gegenüber, die Erde also zwischen beiden, und zeigt als Voll-
mond seine ganze Scheibe erleuchtet. Im Vollmond kanns geschehen, daß der
Erdschatten auf den Mond fällt und eine Mondfinsternis bewirkt (Fig. 3, Ii).
Von jetzt schwindet das Licht mehr und mehr auf der rechten Seite, und 21
Tage nach Neumond zeigt er im letzten Viertel nur seine linke Seite erleuchtet.
Von da ab schrumpft die Lichtaestalt zuletzt zu einer umgekehrten Sichel oder
zum Anfangsbogen des geschriebenen A --- abnehmender Mond (£) zusammen,
der kurz vor Sonnenaufgang am östlichen Himmel schwebt. Sieben Tage nach
dem letzten Viertel tritt wieder Neumond ein.
2. Die Erdkugel.
1. Die Gestalt der Erde. Die Erde ist keine Scheibe, wie es den
Anschein hat, sondern eine riesige Kugel, die frei im Welträume schwebt.
Eine Kugel muß sie sein, a) weil ferne Gegenstände, wie Türme und Schiffe,
überall kreisrund ist und sich erweitert, je höher man steht; d) weil man
rings um die Erde reisen kann, wie man einen Kreidestrich um eine Kugel
zieht; nach 80 Tagen kann man jetzt wieder daheim sein. Manche schütteln
den Kopf dazu und meinen, wenn die Erde eine Kugel wäre, so müßten doch
die Menschen unten und auf der Seite abfallen wie reife Birnen. Es giebt
aber bei der großen Erdkugel kein oben und kein unten; durch die An-
ziehungs- oder Schwerkraft in ihrem Mittelpunkte zieht sie alle Teile der
Oberfläche mit gleicher Kraft an, so daß man auf jedem Punkte die Erde
unter den Füßen und den Himmel über dem Haupte hat. Eine Abbildung der
Erdkugel heißt Globus. Wenn man demselben gleichsam die Haut abzieht
und in zwei Hälften eben ausspannt, so erhält man Planigloben (Fig. 5).
2. Ihre Größe ist erstaunlich. Der höchste Berg der Erde ist auf
ihrer Oberfläche noch nicht wie ein Sandkorn auf einer Kegelkugel. Die
Erdachse, d. h. eine Linie durch den Mittelpunkt der Erde von einem
Ende der Oberfläche zum andern, beträgt 12 755 km (fast 1720 Meilen).
Die Endpunkte der Erdachse heißen Nord- und Südpol. Der Äquator
oder Gleicher ist eine Kreislinie um den Erdenleib, gleichweit von den beiden
Polen; er mißt 40 000 km (5400 Meilen) und teilt die Erde in eine nörd-
liche und südliche Halbkugel. Er ist in 360 Grade geteilt, von denen
jeder Iii km (15 Meilen) beträgt.
3. Ihre Bewegung ist eine doppelte: um die eigene Achse und um
die Sonne. Erstere bewirkt den Wechsel von Tag und Nacht, letztere den
Wechsel der Jahreszeiten. Die Erde dreht sich in 24 Stunden oder einem
Tage um ihre eigene Achse; die der Sonne zugewandte Hälfte hat Tag, die
abgewandte Nacht. Da sich die Erde von W. nach O. dreht, so muß die
Sonne im O. aufgehen. Von O. nach W. schreitet nun der Sonnenaufgang
fort und wandelt in 24 Stunden rings um die Erde. Je weiter man nach
O. kommt, desto früher hat man Morgen, Mittag und Abend, je weiter nach
W., desto später. Reise ich nach O., so geht meine Uhr nach; reise ich nach
W., so geht sie vor. In ganz Deutschland werden aber jetzt die Uhren ein-
heitlich nach der mitteleuropäischen Zeit gestellt, d. h. nach dem Sonnen-
stände des 15. östlichen Längengrades, unter dem z. B. die Stadt Görlitz liegt.
Fig. 4. Die Kugelgestalt der Erde.
zuerst mit den Spitzen und
erst später beim Näherkommen
mit den untern Teilen sicht-
bar werden (Fig. 4); b) weil
die Erde bei Mondfinster-
nissen einen runden Schatten
wirft; e) weil der Horizont
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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- 12 — Ii
Mit 3651/4 Umdrehungen bewegt sich die Erde in einer Ellipse um die
Sonne. Die Umlaufszeit beträgt 365 Tage und fast 6 Stunden. Man
rechnet aber die gemeinen Jahre nur zu 365 Tagen, sammelt die 6
Stunden 4 Jahre lang zu einem Tage und schiebt ihn als 29. Februar ein
in die sogenannten Schaltjahre. Da diese Rechnung aber immerhin noch
einen kleinen Fehler aufweist, so ist bestimmt worden, daß alle 400 Jahre
3 Schalttage ausfallen sollen.
Eine Veränderung in der Beleuchtung und Erwärmung der Erde und
damit ein Wechsel der Jahreszeiten entsteht dadurch, daß die stets gleich-
bleibende Achsenstellung der Erde eine schiefe ist, d. h. die Achse nicht
senkrecht auf der Ebene der Erdbahn steht, sondern um 23 V2 Grad von der
senkrechten Linie abweicht.
Man kann dies veranschaulichen, indem man einen Globus mit richtiger
— nicht senkrechter! — Achsenstellung, dessen Nordpol unverrückbar auf ein und
denselben Punkt einer nicht zu nahen Wand gerichtet ist, in einer Ei-Linie um
ein Licht in einem verdunkelten Zimmer führt Der Globus stellt die Erde, der
feste Punkt den Polarstern, das Licht die Sonne, die Ei-Linie die Erdbahn dar.
Die Erscheinungen sind ganz dieselben, ob man den Globus um das Licht oder
das Licht um den Globus führt, wenn nur die schiefe Achsenstellung der Erde
unverändert dieselbe bleibt.
Zweimal im Jahre, den 21. März und den 23. September, geht
die Sonne gerade im Ostpunkte auf, bescheint die ganze Erde von Pol zu
Pol und macht Tag und Nacht überall gleichlang (Frühlings- und Herbstes-
Tag- und Nachtgleiche). Bis zum 21. Juni rückt der Aufgang der
Sonne immer mehr nach N. (links); ihre Tagesbogen am Himmel und damit
unsere Tage werden immer länger, die Nachtbogen und damit die Nächte
immer kürzer. Die nördliche Halbkugel der Erde hat Sommer, die südliche
Winter. Der ganze nördlichste Erdabschnitt liegt im Lichte, der südlichste aber
in Finsternis. Der Nordpol hat vom 21. März bis 23. September */2 Jahr
Tag, an dem die Sonne gar nicht untergeht, der Südpol V2 Jahr Nacht,
in der sie gar nicht ausgeht. Vom 21. Juni ab weicht die Sonne wieder
langsam nach Süden (rechts) zurück, und in demselben Maße, wie unsere Tage
kürzer und die Nächte länger werden, nehmen auf der südlichen Halbkugel
die Tage zu und die Nächte ab. Den 21. Dezember hat sich das Blatt
völlig gewandt; die südliche Halbkugel hat vollen Sommer, die nördliche
tiefen Winter, der Südpol beständigen Tag, der Nordpol beständige Nacht. —
Die Gegenden um den Äquator bekommen die Sonnenstrahlen senkrecht, die
nördlich gelegenen schräg von Süden, die südlich gelegenen schräg von Norden.
4. Das Linien-Netz der Erde. Um sich auf der Erde besser zurecht
finden zu können, denkt man sich dieselbe mit einem Liniennetz überspannen.
Mit dem Äquator gleichlaufend, immer Iii km (15 Meilen) von einander ent-
fernt, denkt man sich auf der nördlichen und südlichen Halbkugel je 90 Breiten-
kreise. Der größte ist der Äquator, die kleinsten sind die neunzigsten,
welche mit den Polen zusammenfallen. Gleichlaufend mit den Breilenkreisen
sind die beiden Polarkreise, 23*.'2** von den Polen, und die beiden Wende-
kreise, 23 V20 vom Äquator. Unter dem nördlichen Wendekreise (des
Krebses) macht am 21. Juni, unter dem südlichen (des Steinbocks) am
21. Dezember die Sonne in ihrer steigenden Höhe gleichsam Halt, steht mittags
den Bewohnern senkrecht über dem Haupte, rückt aber fortan den Polen nicht
näher am Himmel, sondern wendet gleichsam und beschreibt in regelmäßiger
^ Abnahme immer niedrigere Bogen. Unter den Polarkreisen geht an
diesen beiden Tagen die Sonne nirgends unter. Die Breitenkreise werden
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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Ii - 13 -
rechtwinklig durchschnitten von 360 Halbkreisen, die vom Nord- nach dem
Südpole laufen. Sie heißen Meridiane oder Mittagslinien, weil alle
Punkte eines solchen Halbkreises zu derselben Zeit Mittag oder den höchsten
täglichen Sonnenstand haben. Den Null-Meridian, der mit dem 360. zu-
fammenfällt, denkt man sich über die Insel Ferro, westlich von Afrika,
gezogen. Er teilt die Erde in eine östliche und westliche Halbkugel (Fig. 5).
Doch rechnet man heute meistenteils nach dem Nullmeridian, der durch die
Sternwarte von Greenwich (spr. Grinnidsch) in England geht.
Die Meridiane sind alle gleichlang; die Breitenkreise werden nach den
Polen zu immer kürzer. Alle Breitenkreise sind Iii km (15 Meilen) von
einander entfernt, die Meridiane nur unter dem Äquator, dann nähern sie sich
immer mehr und fallen in den Polen zusammen. Die Breitenkreise laufen von
W. nach D-, die Meridiane von N. nach S. Alle Orte unter demselben Meridian
haben zu derselben Zeit Mittag, diejenigen unter gleichem Breitenkreise häufig
ähnliches Klima. Die Entfernung eines Ortes vom Äquator ist seine geo-
graphische Breite, vom Null-Meridian seine geographische Länge.
5. Die Zonen der Erde. Die Gegenden unter gleichen Breitengraden
mit ähnlichem Klima bilden Gürtel oder Zonen rings um die Erde. Das
Klima wird durch tiefe und geschützte Lage, warme Luft- und Meeres-
strömungen und fleißigen Anbau des Bodens gemildert. Man unterscheidet
5 Zonen. Die heiße liegt zu beiden Seiten des Äquators zwischen den
Wendekreisen des Krebses im N. und des Steinbocks im S. Die beiden
kalten, nördliche und südliche, liegen um die Pole bis zu den Polarkreisen,
die beiden gemäßigten, nördliche und südliche, zwischen der heißen und der
kalten Zone (Fig. 5).
Die heiße Zone hat ziemlich gleichlange Tage und Nächte; in den
gemäßigten wechselt die Tag- und Nachtlänge zwischen 1—23 Stunden, in den
kalten zwischen 24 Stunden und einem halben Jahre. Die heiße Zone hat nur
eine trockene und eine nasse Jahreszeit, letztere mit häufigen Regengüssen
und Stürmen, die gemäßigten haben Frühling, Sommer, Herbst und Winter,
die kalten nur einen kurzen, heißen Sommer und einen langen, kalten Winter.
— Der Pflanzenwuchs ist in der heißen Zone üppig und farbenprächtig
(Palmen), in den gemäßigten mannigfaltig (Kulturpflanzen und Laubwälder),
in den kalten eintönig und verkümmert (Moose und Flechten). — Die Tier-
weit hat in der heißen Zone große und prächtige, aber auch reißende und
giftige Geschöpfe (Elefant, Löwe, Tiger, Schlangen), in der gemäßigten unsere
Haustiere und die lieblichen Singvögel, in der kalten nur Pelztiere und Meer-
bewohner. — Die Menschen der heißen Zone (z. B. die Neger) sind dunkel,
leidenschaftlich, genußsüchtig und träge, in der gemäßigten (z. B. die Europäer)
hellfarbig, mäßig und thätlg, die der kalten (z. B. die Eskimos) klein und ver-
kümmert. In der kalten Zone ist der Mensch ein verkommener Sohn der
Bettlerhütte, in der heißen ein verwöhnter Sohn des Reichtums, in der ge-
mäßigten ein Sohn des goldenen Mittelstandes. In der kalten und heißen
Zone überwältigt die Natur den Menschen und fesselt seinen Geist, in der ge-
mäßigten unterwirft der Mensch die Natur durch Vernunft und Arbeit und
macht sich zum Herrn der Erde.
3. Das Meer. (Nach dem Globus).*)
1. Lage und Größe. Das Meer schlägt seinen feuchten Mantel um
den Erdball. Aus seinem Schöße haben sich die Landmassen als 5 Erd-
teile und viele Inseln erhoben. Die größte Wassermasse bedeckt die südliche
Halbkugel; die Landmasse drängt sich auf der nördlichen zusammen. Das
Wasser nimmt fast 3u, das Land wenig mehr als 'fa der Erdoberfläche ein.
*) Vergl. Fig. 5 und Karte I (Erdkarte) am Schlüsse des Buches!
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
56
Vii. Die Verwertung geographischer Lehrmittel.
2. Der Globus.
Ein Globus wird von der Schulbehörde für jede einfachste Volksschule
verlangt. Seine mannigfache Bedeutung macht ihn zu einem unentbehrlichen
Lehrmittel im erdkundlichen Unterricht.
Aus naheliegenden Gründen tritt er in erster Linie bei der Behandlung
der Stoffe aus der allgemeinen Erd- und Himmelskunde auf. Man erklärt
daran die Kugelgestalt der Erde, das Gradnetz, Erdteile und Weltmeere,
die Zonen, die Bewegung der Erde um ihre Achse und bestenfalls noch ihre
Bewegung um die Sonne. Dann stellt man ihn — namentlich wenn man
besondere Planigloben hat — fein säuberlich weg und holt ihn erst wieder
hervor, wenn abermals dergleichen Stoffe behandelt werden sollen.
So soll's aber nicht sein. Der Globus leistet auch bei der Übersicht-
lichen Betrachtung der Erdoberfläche und bei der Länderkunde hochwichtige
Dienste. Er ist a ein ein richtiges Abbild der Erde und ihrer Oberfläche;
bei ihm allein erscheinen Erdteile und Weltmeere in richtigem Größenver-
hältnis und in richtiger Lage zu einander. Jede Landkarte ist eine mehr
oder weniger falsche Verzerrung der wahren Gestalt der Erdräume, und je
größer die dargestellte Länder- oder Meeresfläche ist, um so weniger ist das
Bild getreu. Schrumpfen doch die 4 größten Kugelkreise, die den Inhalt
der Kugeloberfläche ausmachen, bei den Planigloben auf 2 größte Kugel-
kreise zusammen! Die Ausdehnung der Ozeane, die Lage der Weltverkehrs-
linien, die Ausbreitung der Völkerrassen, Tiere und Kulturpflanzen lassen
sich klar und bestimmt nur am Globus verdeutlichen.
Je größer der Globus ist, desto bessere
Dienste wird er leisten. Der Weidt'sche
Globus hat einen Durchmesser von 65 eru,
kostet aber auch 75 M. mit Halbmeridian;
indes liefern Heymann, Schotte in Berlin und
andere Firmen auch bereits solche brauchbare
Globen von 30 cm. Durchmesser und darüber
für etwa 20 M. Unter diese Anforderung
sollte aber auch die einfachste Volksschule nicht
hinabsteigen.
Selbstverständlich muß ein Schulglobus die
schräge Achsenstellung von 23a/20 Abweichungs-
winkel von der Senkrechten haben, sonst läßt
sich in dem himmelskundlichen Unterricht nichts
mit ihm anfangen. Einen vollständig armierten
Globus mit Horizontscheibe, Ganzmeridian,
Abbildung des Weidt'schen Globus.
Berlin, Rosenbaum u. Hart.
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima]]
Extrahierte Personennamen: Rosenbaum
Extrahierte Ortsnamen: Weltverkehrs- Berlin Ganzmeridian Berlin
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
c. Lehrgang.
143
bilder, z. B. der Himmelswagen (große Bär), das Siebengestirn. Be-
wegung des Sternhimmels.
4. Der Gesichtskreis oder der Horizont. Umschau in der Ebene
und vom Berge. Die Größe des Horizonts nimmt zu, wenn der
Beobachter einen höhern Standpunkt einnimmt. Der Horizont richtet
sich auch nach der Sehweite. Der Horizont verändert sich mit dem
Standpunkt des Beobachters; das Dorf, welches vor kurzem am
Rande des Horizonts lag, liegt jetzt unter der Mitte der Himmels-
wölbung. Der Himmel wölbt sich also nur scheinbar über der über-
sehbaren Erdfläche; er scheint auf der Grenzlinie des Gesichtskreises
zu ruhen. Das Auge täuscht uns.
5. Beobachtungen und Beschreibungen von mancherlei Sinnes-
täuschungen. Die Bäume und Telegraphenstangen scheinen sich
schnell in entgegengesetzter Richtung des Eisenbahnzuges zu bewegen.
Wir haben dabei die Vorstellung, als ob der Zug stillstände. —
Wir sind uns manchmal über die Richtung des Zuges oder Dampfers
auf Augenblicke im Unklaren. — Der Mond scheint schnell durch
die zerissenen, dunklen Wolkenmassen zu eilen, während in Wirk-
lichkeit die Wolken vom Winde in entgegengesetzter Richtung ge-
trieben werden :c.
B. Himmel und Lrde nach der Wirklichkeit.
Hauptkursus: a) das 5. und 6. Schuljahr.
1. Die Erde eine Kugel. Beweise: «) Die Sonne geht den nach
Osten gelegenen Orten früher auf, als den weiter nach Westen ge-
legenen. (Zeitunterschied z. B. zwischen Königsberg—bromberg—
Berlin.) ß) Erdumsegelungen, y) Schiffe 2c. werden bei ihrer An-
Näherung trotz der ebenen Meeresfläche nur allmählich fichtbar.
8) Der Erdschatten bei Mondfinsternissen, e) Der Horizont.
2. Der Globus, ein kleines Modell der Erdkugel. Die Erdachse.
Die Pole. Der Äquator. Wendekreise und Polarkreise.
3. Die Bewegung der Erde um ihre Achse. Zeit der Umdrehung.
Tag und Nacht. Der scheinbare tägliche Umlauf der Sonne und
Gestirne hierdurch erklärt.
4. Geographische Länge und Breite.
5. Die Zonen. Zonenbilder.
b) das 7. und 8. Schuljahr.
Wiederholungen.
7. Die Sonne ein Fixstern. Ihre Entfernung. Größe (durch
Vergleiche).
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian]]
TM Hauptwörter (200): [T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
d. Lehrweise.
145
Was genau und scharf beobachtet ist, wird in der Unterrichtsstunde durch-
gearbeitet, zusammengefaßt, das Ergebnis hervorgehoben und fest eingeprägt.
Während im 3. und 4. Schuljahr allein die Natur zur Veranschau-
lichung benutzt wird, treten im weitern Unterricht neben den Naturbeob-
achtungen künstliche Veranschaulichungsmittel auf, welche in pädagogisch
richtiger Weise zu benutzen sind. Man hüte sich dabei vor unzeitiger und
verfrühter Anwendung derselben.
Wenn den Schülern z. B. die Kugelgestalt der Erde erklärt und bewiesen
ist, wenn sie sich die Erkenntnis derselben durch anstrengendes Denken und rege
Phantasie erarbeitet haben, dann erst tritt als Modell der Erdkugel der Globus
auf, aber nicht früher, oder wohl gar als Ausgangspunkt des Unterrichts.
Außer dem Globus sind die wichtigsten Anschauungsmittel ein Tellurium
und eine Karte zur mathematischen Geographie, z. B. die von Wetzel. Es
hängt indes von den Verhältnissen und den Geldmitteln der Schule ab, welche
Anschauungsmittel ihr gewährt werden können. Da nun die genannten Lehr-
mittel nicht behördlich vorgeschrieben sind, wird der Lehrer oftmals in die Lage
kommen, zur Selbstverfertigung von mancherlei Anschauungsmitteln zu greifen.
So veranschaulicht nebenstehende Figur ein selbstgefertigtes Horizon-
tarium. Auf einem Holzfuße von 25 era Höhe ist eine hölzerne kreisrunde
H o ri z o n t sch e i b e von 36 cm Durchmesser
angebracht. Zwei rechtwinkelig zu einander
verlaufende biegsame Holzreifen (es kann
auch feines, biegsames Rohr verwendet
werden!), die um die Horizontscheibe gelegt
sind (in der Figur die vollkommen darge-
stellte Kreislinie und die perspektivisch
wiedergegebene Kreislinie m—m), veran-
schaulichen zwei Himmelsmeridian-
kreise oder vier Himmelsmeridiane.
Im Bogenabstand von 521/2° (Horizont
von Berlin!) von der Horizontscheibe führt
man in Gestalt eines Eisendrahtes von b
nach d die Himmelsachse. Ein senkrecht ^ , a • .
..r c (-.-n■ 11 r *, , ~ . rr ./ Selbstgefertigtes Horizontanum.
über dem Mittelpunkt der Honzontscheibe a-a Horizontscheibe, b-b Himmelsachse.
in Punkt z angebrachter Stift veranschau- c—c Himmels-Äquator, d—d Wendekreis
licht d°nz°ni.h, Im Bogenabstand v°n
371/2 0 von der Horizontscheibe legt man um m—m Meridian, z Zenith.
dieselbe den Himmelsäquator c—c; parallel zu ihm, 230 entfernt, die
beiden Wendekreise d—d und e—e. In einer Entfernung von 23 !/2 0 um die
Pole legt man (mit eingekerbten Reifen!) die beiden Polarkreise. Ein Kreis-
Tromnau, Geographie in der Volksschule. 2. Aufl. 10
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
146
Xi. Der Unterricht in der Himmelskunde.
ring g—g in der Diagonale zwischen den Wendekreisen stellt die Ekliptik dar.
— An diesem Apparat lassen sich alle Horizontbeobachtungen und die scheinbaren
Bewegungen der Sonne:c. veranschaulichen. Durch Einfügung eines kleinen
G l o.b u s in das Centrum des Apparats wird derselbe zu einer kleinen Armil-
larsphäre. Will man dem Apparat ein gefälliges Aussehen geben, so streiche
man die Reifen mit Ölfarbe an, und zwar die Parallelkreise rot, die Meridiane
weiß oder auch dunkel, die Ekliptik gelb. Dem Himmelsäquator kann man leicht
auch eine Graduierung von 10 zu 10 geben, ebenso einem Meridiankreise. Das
Holzmaterial für den beschriebenen Apparat lieferte mir — eine Tortenschachtel.
Die Apparate, welche im Unterricht verwendet werden, müssen ge-
nügend groß sein, um von jedem Schüler in der Klasse genau gesehen zu
werden, dürfen den Schüler nicht durch komplizierte Maschinerien ver-
wirren und zerstreuen, müssen zerlegbar sein, um die einzelnen Erscheinungen
auch je besonders veranschaulichen zu können, und sind so wenig zerbrechlich
als möglich einzurichten.
2. Unterrichte entwickelnd! Im Unterricht in der mathematischen
Geographie ist das Dozieren leider noch zu sehr an der Tagesordnung, und man
raubt durch diese einseitige Lehrweise diesem Unterricht den besten Teil seines
Bildungswertes. „Ein unendlicher Unterschied liegt dazwischen," sagt Diesterweg
in seiner Himmelskunde, „ob ich doziere: das ist so, und hier ist der Beweis;
oder ob ich sage und verlange: denke darüber nach, wie es ist! Ein Erddiameter
liegt zwischen diesen Weisen und — worauf es ankommt — ihren Resultaten. —
Ohne Selbstthätigkeit des Lernenden, ohne dem Lernstoff entgegenkommendes
(aber darum nicht von vornherein als daseiend, existierend vorauszusetzendes)
Interesse bringt er (der Schüler) es höchstens zum äußerlichen Wissen, Gehört-
und, wenn er ein glückliches Gedächtnis hat, zu einer Art Innehaben, und im
allerbesten Falle Begreifen, aber darum noch nimmermehr zum Besitz und zu
freier Verwendung des Besitztums. Worüber der Mensch geistig frei soll
schalten und walten können, das muß er, er selbst, sich erarbeiten!"
Selbstthätiges Denken und Urteilen, eigenes Erarbeiten
der Erkenntnisse sind also die Merkmale eines entwickelnden Unterrichts.
Man sage dem Schüler z. B. nicht: „Die Erde dreht sich von Westen nach
Osten um ihre Achse"; sondern lasse dies aus der scheinbaren Bewegung der
Sonne ic. schließen. Aus der Eigenart der Mondphasen schließen die Schüler
auf die jedesmalige Stellung des Mondes zur Sonne und Erde; aus dieser
Thatsache und der Beobachtung, daß er uns stets dieselbe Seite zukehrt,
schließen sie auf die Zeit seines Umlaufs. Aus dem Wechsel der Jahres-
zeiten mit ihrem verschiedenartigen Klima schließen sie aus die Thatsache,
daß die Erdachse zur Sonne eine wechselnde Stellung einnehmen muß.
Der entwickelnde Unterricht versetzt die Schüler in geistige Regsamkeit,
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
156
Anhang: Kurze Geschichte des geographischen Unterrichts.
als Mantel eines Cylinders, dessen Höhe die Hälfte seines Umfanges beträgt.
Demnach hat eine Karte nach Mercators Projektion die Gestalt eines Rechtecks,
das noch einmal so breit als hoch ist. Da aber auf der Kugel nach den
Polen zu die Abstände der Mittagskreise immer geringer werden, während
die Abstände der Breitenkreise gleichartig bleiben, so drückte Mercator den
Gang dieses Gesetzes bei seinem Entwürfe in der Ebene dadurch aus, daß
er für die Mittagskreise die gleichen Abstände beibehielt, dafür aber die
Abstände der Breitenkreise in entsprechender Weise vergrößerte und dadurch
dem Bilde eine streng symmetrische Auflockerung von dem Äquator nach den
Polen gab. In allen zwischen 2 Breitenkreisen eingeschlossenen Vierecken sind
die Verhältnisse richtig, nur ändert sich der Maßstab mit jedem Breitenkreise.
„Einzig auf einer Karte nach Mercator-Projektion lassen sich die
Himmelsrichtungen, in welchen irgend ein irdischer Punkt zu allen andern
irdischen Punkten liegt, streng einsehen. Ohne Mercator-Projektion war den
Seeleuten eine strenge Ermittelung ihres Kurses ebensowenig, wie eine
schärfere Berechnung des zurückgelegten Weges, außer durch astronomische
Ortsbestimmung, möglich. Für alle thermischen, für erdmagnetische, für
pflanzen- und tiergeographische, für Flutbewegungs-, überhaupt für alle
physikalischen Karten ist die Mercator-Projektion unerläßlich geworden."
(Peschel.)
Die deutschen und niederländischen Karten waren im 16. und 17. Jahr-
hundert wegen ihrer Genauigkeit sehr beliebt, und besonders lieferten Nürnberg,
Amsterdam und später Leipzig gute Karten.
2. Die Pädagogik im 16. Jahrhundert.
Obwohl einerseits das 16. Jahrhundert für die Geographie als Wissen-
schaft von hervorragender Bedeutung war, und andererseits das Reformations-
zeitalter einen bedeutenden Umschwung im Schulwesen hervorbrachte, fand
doch der spezifisch geographische Unterricht vorläufig noch keinen
Eingang in die Schulen.
Der Geist der damaligen Zeit wurde von dem religiösen Interesse, das
alles weltliche Wissen in den Hintergrund drängte, und von den klassischen
Studien, die im frischen Aufblühen begriffen waren, ganz beherrscht, und
eine angemessene Berücksichtigung der realen Wissenschaften war deshalb nicht
zu erwarten.
Die Reformatoren betonten demnach vorwiegend den Religions-
Unterricht und die sprachlichen Disziplinen, und von den Realien fand nur
die Geschichte in den gelehrten Schulen etwas Berücksichtigung.
Auch die Meister der evangelischen lateinischen Schulen im 16. Jahr-
hundert, Trotzendorf in Goldberg, Sturm in Straßburg, trieben keinen
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch]]