Die Hochrenaissance in Italien.
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geahnt nach den wenigen Resten seiner Werke, nach dem magischen Eindruck auf die Zeitgenossen und der Flle seiner Skizzen; leidenschaftlicher hat
Sionarbo ba Vinci, Giaconba (Monna Lisa).
nie einer seine Augen geweidet als dieser Seher, der das Leben sprte in allen Fserchen und jedem Hauche flchtigen Lichterspiels, der zuerst die Krfte der Natur in sinnreichen Maschinen zu bndigen strebte. Dagegen erhielt sich
7*
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Die Leidenszeit Deutschlands nach zeitgenssischen Berichten. 285
nach einer Weyle tmttb erzehlete, da der Schcherfetzer am Ende des Gfars hinder dem grossen Beth mit ihm gebartet vnnd gesagt, da es eben richtig Zeit, dann die Gleicher hockten vnnd schlunten ohne Sorg in den Schrentzen. *) Welche Wort alle ich doch nicht zu fassen raufte.
So bald ritten wir alle fort, fort, fort vnnd kamen, rote mich bauchte, zur hinder Thr eines Hauses. Dann es war finster. Sie stiegen ab, bi auff zween, so neben mir die Pferde halten msten, vnnd zur Thr, (welche ein Kauffmann au geargwonter Anstellung des Wirths offen gelassen) mit auffge-zogenen Pistolen hinein.
Ein einiger Schu geschhe zur Stubthre Hienein, so bald waren die gute Sent alle vor Schrecken schon halb erstorben, vnnd ohn viel Wort machen wurden sie (ihrer waren fnfte) gebunden vnnd geknebelt vnnd neben ihren Fell-Eysen fortgefhret zuruck in das alte Schlo, dahin wir gegen tag wider einkamen.
Wir machten uns lustig; doch war mir bey der Sach nicht wohl vnnd wre ich gern abgewesen2); aber nachdem dieser Streich so wol gerathen, sagten sie mir, da ich frter einmal ihres Lieds singen vnnd bey ihnen bleiben mste; dewegen sie das Geld under sich thetleten vnnd befanden, da sie an Baarschafft vnnd Kleynodien auf 3000 Thlr. werth bekommen hatten, alles an Gold, dessen sie drey Theil macheten. Den Muquetiern, so die Gefangene im andern Wald hteten, einen Theil, Einen Theil legten sie beyseyts fr gemeine Roth; dieses Theil gaben sie mir auffzu-heben. Den Dritten Theil thetleten sie vnnder sich selbsten, also da jedem bei; 60 Reichsthal, werth kamen. Noch musten die Kauffleute erst wegen ihrer Aulsung auffs newe nach vieler Marter jeder 80. Reichsthal, versprechen.
Eines aber mu ich hier der Arglistigkeit vnserer Gesellschafft lachen; so bald sie die Kauffleuthe je mit einem Arm vberrcks zufamengebunden hatten, nahmen sie ihnen den Nestel au den Hosen, also da sie mit der andern Hand die Hosen hatten musten vnnd dergestalt zum laussen ober verkriechen gantz nicht geschickt waren, welches wir dann hernach bey allen Gefangenen zu thun pflegten.
B.
Aus dem Abenteuerlichen Simplicissimus des H. I. Chr. von Grimmelshausen.
Der durch den Krieg elternlos gewordene Knabe Simplicius wird in einem Spessartdorse von einem mitleidigen Bauern ausgezogen. Aber Reiter berfallen das Dorf, plndern es und verben entsetzliche Greuel. Dem Knaben gelingt es in den Wald zu entfliehen, wo ihn ein Einsiedler (wie sich spter herausstellt, sein eigener Vater) gtig aufnimmt. Auch nach dem Tode desselben bleibt er eine Zeitlang in der einsamen, tief im Bergwalde gelegenen Htte, die der fromme Bruder bewohnt hatte. Hier wird er von einer Schar Musquetierer" berfallen, welche ihn zwingen ihnen den Weg nach dem nchsten Dorfe zu zeigen. Nun erzhlt Simplicius weiter:
*) Beth Haus, gebadet = gesprochen, schlunten schliefen, Schrentzen Stuben.
2) Ich htte mich gerne losgemacht.
3) Die die Hosen oben zusammenhaltende Schliee, eine Schnur oder metallene Spange.
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Das Heidelberger Schlo.
E.
Als letzter Bauherr nahm der verschwenderische Kursrst Friedrich V. (16101620) die tiefgreifendsten nderungen an dem Schlosse vor, die zwar dessen Pracht aufs hchste steigerten, seine Wehrkraft aber immer mehr schwchten.
Schon im Jahre 1612 hatte man begonnen zu Ehren der Gemahlin Friedrichs, Elisabeths, den sog. Englischen Bau zu errichten, dessen Sle den eitlen Galafesten des Hofes geweiht waren. Der Architekt war vermutlich ein Englnder, der die strengen, etwas nchternen Formen Palladios^) bei dem zweistckigen, giebelbekrnten Gebude anwandte. Auf dem Umwege der England gelangte also die italienische Sptrenaissance nach Heidelberg, nachdem bereits die Frhrenaissance unter Ottheinrich gesiegt hatte. An der nach Norden gerichteten Hauptfassade steigen im Sinne Palladios neun Pseiler durch beide Stockwerke bis zu dem dorischen Geblk empor; zwischen ihnen liegen die schlicht, aber kraftvoll umrahmten Fenster. In seinen allgemeinen Umrissen lt der Englische Bau das Vorbild des Friedrichsbaues erkennen, der sich seiner-seits wieder an das Schema des Ottheinrichsbaues anschliet; aber gerade wegen dieser hnlichkeit in der allgemeinen Anordnung offenbart sich so recht die gewaltige Stilvernderung, die inzwischen Platz gegriffen hat. An die Stelle dekorativer Pracht ist die grte Einfachheit getreten und jedes Ornament ist abgestreift, denn nur die groen Linien, Die edlen Verhltnisse sollen sprechen.
Auer dem Nordwall machte der leichtsinnige Fürst auch die brigen Boll-werke Ludwigs V. seinen Spielereien dienstbar. Auf dem Dicken Turm erhob sich an Stelle der starrenden Zinnen in schwindelnder Hhe ein groer Theater-saal mit einer khn konstruierten Kuppel, die so angeordnet war, da die greuliche Last ohne eine einzige Sule gleichsam von sich selbst in der Luft oder an einem Magnet durch Schwibbgen schwebete, also da es inwendig einen sehr schnen Echo oder Widerhall gbe". Auf dem Stckgarten verschwanden die groben Geschtze und ppige Blumenparterres blhten in tausend Farben, wo einst Pyramiden von Kanonenkugeln gestanden hatten.
Die ganze Umgebung des Schlosses verwandelte sich wie durch Zauberwort. Wahre Berge von Felsen und Erdmassen wurden abgetragen, gewaltige Sub-konstruktionen stiegen empor und eine weite Flche dehnte sich aus in Stufen sanft nach Norden zu niedersinkend. Noch heute kann man die Grundrisse der sogenannten Groen Terrasse erkennen. Es ist die verkehrte Welt. An Portalen und Ehrenpforten ahmt man die Natur nach und lt steinerne Blumen und Bume zu phantastischen Barockarchitekturen zusammenranken oder man sormt die Sulen als gewundene, knorrige Baumstmme, an denen sich lebendiger
Elisabeth war eine Tochter des Knigs Jakob von England.
2) Der ital. Architekt Andrea Palladio lebte im 16. Jahrhundert (f 1580); er war Baumeister der Republik Venedig.
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Die Rachezge des Germanicus.
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konnte, ob er fremde Reste oder die der Seinigen mit Erde decke, alle als Ver-wandte, als Blutsfreunde, mit gesteigerter Erbitterung gegen den Feind, voll Betrbnis zugleich und Ingrimm.
Dann aber zog Germanicus dem in unwegsame Gegenden weichenden Armin nach, und kaum war er seiner habhaft geworden, so befahl er den Reitern vorzusprengen. Armin, der den Seinigen erst Weisung gegeben hatte sich zu sammeln und der Waldung zu nhern, lie sie pltzlich schwenken und gab dann auch denen, die er in dem Waldgebirg versteckt gehalten hatte, ein Zeichen vorzubrechen. Da ward durch die neue Schlachtreihe die Reiterei in Verwirrung ge-bracht und die zur Untersttzung ihnen nachgesandten Kohorten, von dem Schwarme der Fliehenden geworfen, erhhten nur die Bestrzung. Sie wren ohne Zweifel in einen den Siegern wohlbekannten, den Fremden aber gefhrlichen Sumpf gedrngt worden, htte nicht Germanicus die Legionen vorgefhrt und in Schlacht-Ordnung gestellt. Das erfllte den Feind mit Schrecken, den Rmer mit Vertrauen und man trennte sich nach unentschiedenem Kampfe.
Darauf kehrte Germanicus an die Ems zurck und fhrte die Legionen auf der Flotte, wie er sie hergeschafft hatte, zurck. Ein Teil der Reiter erhielt den Befehl lngs der Kste dem Rheine zuzuziehen, der Legat Ccina dagegen sollte so zeitig als mglich die Langen Brcken" x) berschreiten.
Dies war ein schmaler Pfad zwischen unabsehbaren Smpfen, einst von Lucius Domitius gedmmt, im brigen Moorgrund, voll von zhem Schlamm oder durch Bche unsicher; ringsumher allmhlich aufsteigende Waldungen, die jetzt Armin besetzt hielt, da er auf Seitenwegen in schnellem Zuge den mit Gepck und Waffen belasteten Soldaten zuvorgekommen war. Ccina, unschlssig, auf welche Weise er zugleich die durch Alter zerfallenen Brcken herstellen und den Feind abwehren sollte, hielt es fr gut, da, wo er war, ein Lager abzu-stecken, damit ein Teil die Arbeit, der andere den Kampf beginnen knnte.
Die Barbaren streben die Vorposten zu durchbrechen und auf die Schanz-arbeiter einzudringen; sie necken, umgehen, strmen heran; der Arbeitenden und der Kmpfenden Geschrei hallt verworren durcheinander. Alles ist in gleichem Mae den Rmern ungnstig: der Boden tiefes Moor, ebenso unsicher um Fu zu fassen wie schlpfrig um vorwrts zu schreiten; sie selber mit Panzern beschwert, mitten im Gewsser nicht einmal fhig das Pilum zu schwingen;
*) Die Langen Brcken" waren ein Moordamm oder Bohlweg, der durch be-waldete Hgel hindurchfhrte und einige Jahre frher von dem rmischen Feldherrn L. Domitius Ahenobarbus angelegt worden war. Es konnte bis jetzt noch nicht sicher festgestellt werden, wo sich diese langen Brcken befanden; vielleicht bei Iburg, sdlich von Osnabrck (Delbrck).
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Extrahierte Personennamen: Germanicus Germanicus Germanicus Ccina Lucius_Domitius Armin Ccina L._Domitius_Ahenobarbus Osnabrck
Extrahierte Ortsnamen: Germanicus Rheine Bohlweg Iburg
Der Limes,
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Mit dem in der Kaiserzeit immer mehr wachsenden Verstndnis fr Natur-schnheit suchte der eine den Hgel auf um ihn mit weitschimmernder Villa zu krnen, der andere baute im Tal an lauschiger Quelle oder am fischreichen Teich. Grten mit Sulenhallen, Springbrunnen und Baumgngen umgrnten den Herrensitz und verloren sich parkartig zum Wald, wenn sie nicht, was die Regel, mit festen Mauern umschlossen waren. Die Wohngebude selbst waren, wie es Vitruv l) fr die nrdlichen Gegenden vorschrieb, gegen die wrmende Sonne gerichtet. Von den mit Wein und Obstgrten freundlich bergrnten Hgeln schweifte der Blick der fruchtbare Felder zu den schimmernden Windungen des Flusses oder zu den eindrucksvoll geformten Linien des Schwarzwalds oder der schwbischen Berge. Ein endloses Meer dstergrner Bume wogte von den anmutigen Vorhhen bis zu dem wolkensammelnden Haupt des Gebirges hin auf. Am Pfahlgraben selbst mochte das Auge der die dgrenze hinweg nur in der Ferne schweigsamen Urwald erschauen. der dessen dichtgedrngten Wipfeln schwebte da und dort der dem Windzug folgende Rauch sprlicher germanischer Ansiedelungen: der einsame Zeuge menschlichen Lebens.
16. Der liimes.
Oskar Gutsche und Walther Schultze, Deutsche Geschichte von der Urzeit bis zu den Karolingern.
(Stuttgart, I. G. Cottas Nachfolger.)
A.
Der obere Lauf von Rhein und Donau bot keinen gengenden Grenzschutz gegen die Germanen; der Zwischenraum zwischen den Maingebirgen und dem Bodensee blieb ungedeckt. Daher verband man2) die Flugrenze durch Land-
') Marcus Vitruvius Pollio, ein Zeitgenosse des Csar und Augustus, ist der Verfasser des Werkes der die Baukunst" (de architectura), das sowohl aus eigenen Beobachtungen als auch aus griechischen Vorbildern hervorgegangen ist. Trotz mancher Mngel und Unzulnglichkeiten ist das Buch seiner Einzigartigkeit wegen von unschtz< barem Werte.
) Ein einheitlicher Plan fr die nachmals so gewaltig ausgedehnte Grenzwehr lag der Bauttigkeit der verschiedenen rmischen Kaiser nicht zugrunde. Schon Tiberius errichtete am rechten Ufer des Mittelrheins Verschanzungen, die einige Stunden landeinwrts neben dem Flusse herliefen und ihr sdliches Ende am Westab-hange des Taunus hatten; aber erst Domitian (8196) unternahm eine Grenzregulierung greren Stils und errichtete einen Grenzwall in der Lnge von etwa 155 km. Lage und Richtung dieser namentlich gegen die Chatten errichteten Verteidigungslinie sind ungewi. Vermutlich begann sie am Sdende der von Tiberius angelegten Verschanzungen und lies von da den Taunus entlang quer durch die Wettern zum Odenwald; sie scheint von geringer Widerstandsfhigkeit gewesen zu sein.
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Extrahierte Personennamen: Oskar_Gutsche Walther_Schultze Marcus_Vitruvius_Pollio Augustus Tiberius Domitian Tiberius
Die Christianisierung Bayerns.
151
in den Tagen des Heiligen Bonifatius zuteil wurde. Im Laufe des siebenten Jahrhunderts mu die Christianisierung des Landes und der Bau von Kirchen nicht unerhebliche Fortschritte gemacht haben; dies wird durch die Synode von Aschheim während der Regierung des letzten Agilolfingers besttigt.
Aber der ganze bayerische Stamm war schwerlich bereits fr das Christen-tum gewonnen. Selbst unter den uerlich zum Christentum Bekehrten lebten, abgesehen von Abweichungen im Ritus und in der Lehre, heidnische Anschauungen und Gebruche fort; es gab noch ein reiches Feld fr innere Mission Heidentum und Christentum rangen noch miteinander. Woran es aber vor allem gebrach, das war eine feste kirchliche Organisation. Es fehlte an Bistmern im Innern; das einzige Bistum, das im Lande bestehen blieb, Sebent, war in Verfall geraten. Dazu scheint es zwischen dem Klerus der romanischen Bevlkerung ), der von Aqutleja4) kam oder wenigstens seine Sendung von dort empfing, und zwischen den iroschottischen und frnkischen Geistlichen zu schweren Konflikten gekommen zu sein.
So ist es denn begreiflich, wenn der Wunsch hervortrat die noch unfertigen kirchlichen Verhltnisse mit Hilfe hervorragender kirchlicher Männer aus Franken zu ordnen. Diese neuen frnkischen Geistlichen, Emmeram, Rupert, Korbinian, traten in engster Verbindung mit dem herzoglichen Hofe Theodos (um das Jahr 700) und seiner Shne auf. Das Herzogtum erscheint fortan an der Spitze der kirchlichen Bewegung.
Der Heilige Emmeram wirkte um die Wende des siebenten und achten Jahrhunderts im nrdlichen Bayern und grndete in Regensburg bei der Georgskirche ein Klsterlein, aus dem sich spter das nach ihm benannte Stift St. Emmeram entwickelte. Schon nach einer dreijhrigen, daher wenig fruchtenden Wirksamkeit schied er gewaltsam aus dem Leben; zu Kleinhelfen-dorf bei Aibling wurde er von Landbert, dem Sohne des Herzogs Theodo, grausam ermordet.
*) stlich von Mnchen.
Diese Klosterburg, das rmische Sublavio, auf hoher Felsklippe der dem rechten Eisackuser gelegen, war in jenen Zeiten der Sitz eines Bischofs. Spter wurde die bischfliche Residenz nach dem bequemer gelegenen Brixen verlegt.
s) Als die Markomannen-Bayern ins rmische Rtien und Norikum eindrangen, verlie wohl ein Teil der rmischen Bevlkerung diese Lnder, ein anderer Teil aber blieb unter den neuen Herren sitzen und erhielt sich noch lange Zeit als Handwerker, Ackerbauer und Fischer, nicht nur in den Stdten an der Donau und auf der Hoch-ebene zwischen diesem Flusse und den Alpen, so vor allem am Rande des Gebirges und in diesem selbst, so im Zillertal, im Pinz- und Pongau. In Tirol bildeten die Romanen vielleicht noch im achten Jahrhundert die Mehrheit.
4) Am Adriatischen Meere gelegen, Residenz eines Patriarchen, dessen kirchlicher Einflu sich weithin erstreckte.
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Heinrichs Iv. Reise nach Canossa.
263
15. einrichs Iv. Reite nach Ccmoha.
Lambert von Hersfeld, Chronik^).
Wenige Tage vor Weihnachten verlie der König Speyer und trat mit seinem Weibe und seinem kleinen Sohne Konrad die Reise nach Italien an. Kein freier Mann unter allen Deutschen begleitete ihn, als er sein Reich ver-lie, mit Ausnahme eines einzigen und dieser eine zeichnete sich weder durch Abkunft noch durch Besitz aus. Ja, als es dem König an allem fehlte um die Kosten einer so weiten Reise zu bestreiten und er viele mit der Bitte um Untersttzung anging, welchen er zur Zeit des Friedens viel Gutes erwiesen hatte, fanden sich doch nur sehr wenige, die ihm im Andenken an die alten Wohltaten oder durch das gegenwrtige Schauspiel von der Vergnglichkeit menschlichen Glckes gerhrt in seiner Not zu Hilfe kamen. Solches Unglck, solches Elend brach der ihn pltzlich herein, nachdem er noch kurz vorher sich im Glnze des hchsten Ruhmes und der reichsten Schtze gesonnt hatte!
Die Heftigkeit und Rauheit des Winters war in diesem Jahre so an-dauernd und mit so ungewhnlicher Hrte aufgetreten, da der Rhein vom Feste des Heiligen Martin an unter einer Eisdecke erstarrte und fast bis zum ersten April fr Fugnger gangbar blieb; an den meisten Orten gingen die Weinstcke zugrunde, weil infolge der Klte die Wurzeln erfroren.
Auf dem Wege nach Italien feierte König Heinrich in Besan^on die Geburt des Herrn. Er fand hier eine Aufnahme, welche in Anbetracht seines damaligen Unglcks glnzend genug ausfiel, und wurde von dem Oheim seiner Mutter, dem Grafen Wilhelm, der in jenen Gegenden reich begtert und ange-sehen war, bewirtet. Da er aber den krzesten Weg nicht einschlug, sondern sich nach Burgund wandte, hatte seinen Grund in der zuverlssigen Nachricht, die ihm gebracht worden war, da nmlich die Herzoge Rudolf, Wels und Berthold alle Wege und Zugnge, die nach Italien führen und gewhnlich die Klausen genannt werden, im voraus mit Wchtern besetzt hatten um ihm jede Mglichkeit des bergangs abzuschneiden.
Nach der Feier des Weihnachtsfestes brach der König auf und gelangte zum Mont Cenis. Da stellten sich bald groe Beschwerden ein. Die Berge, welche man berschreiten mute, dehnten sich nicht nur ins Unendliche aus und verloren sich mit ihren Gipfeln fast in den Wolken sondern sie lagen auch
J) Lambert, einer der bedeutenden Quellenschriftsteller fr das deutsche Mittelalter, war seit 1058 Benediktinermnch in der Abtei Hersfeld. Sein Hauptwerk ist seine Chronik von Erschaffung der Welt bis 1077. Von 1040 an finden wir selbstndige Mitteilungen und vorzglich von 1069 an wird die Darstellung ausfhrlich. Obgleich er nicht eigentlich Anhnger der gregorianischen Partei war, teilte er doch deren tirch, liche Auffassung und stand in dem Kampfe beider Gewalten auf ppstlicher Seite.
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Extrahierte Personennamen: Heinrichs Heinrichs Lambert_von_Hersfeld Konrad Konrad Martin König_Heinrich Heinrich Wilhelm Rudolf Rudolf Berthold Lambert
264
Heinrichs Iv. Reise nach Canossa.
erstarrt unter gewaltigen Schneemassen und eisigem Froste, so da der die schlpfrigen, jhen Abhnge hinunter Ro und Mann nur unter Gefahr ihren Weg nehmen konnten. Der König mietete einige Landeseingeborene, welche mit der Gegend wohlbekannt und an die schroff aufsteigenden Hhen der Alpen gewhnt waren, und lie sie seinem Geleite der die steil abfallenden Hnge und durch die Schneemassen vorangehen und den Nachfolgenden auf jede mgliche Weise den Weg ebnen. Mit diesen Fhrern erreichten sie unter den grten Beschwerden den Kamm des Gebirges. Weiter zu kommen schien unmglich; denn vor ihnen lag ein abschssiger Hang, welcher, durch Frost und Eis schlpfrig geworden, jedes Hinabsteigen gnzlich zu verwehren schien. Hier muten nun die Männer alle Krfte anspannen um die Gefahr zu berwinden. Bald krochen sie auf Hnden und Fen vorwrts bald sttzten sie sich auf die Schultern ihrer Fhrer bald fielen sie, weil der Fu auf dem spiegelglatten Eise ausglitt, und rollten auf dem Boden weiter hinunter; aber zuletzt erreichten sie doch, wenn auch nicht ohne schwere Gefahr fr ihr Leben, das Tal. Die Knigin und die andern Frauen, welche zu ihrer Bedienung bei ihr waren, setzten sich auf Ochsenhute, die von den Fhrern nachgezogen wurden. Die Pserve wurden teils mit Hilfe gewisser Vorrichtungen hinabgelassen teils mit zusammengebundenen Fen hinabgeschleift. Viele starben hierbei, mehrere wurden untauglich und nur sehr wenige konnten unverletzt der Gefahr entgehen.
Als der Papst die Kunde vernahm, da der König in Italien sei, begab er sich auf Anraten der Grfin Mathilde in die starkbefestigte Burg Canossa und gedachte hier so lange zu verweilen, bis er den Zweck von Heinrichs Ankunft genauer kennen gelernt habe, ob er nmlich nahe um die Verzeihung seiner Schuld zu erbitten oder zornerfllt mit bewaffneter Hand die Schmach des Kirchenbannes zu ahnden. Der König aber lie dem Papste erklären, da er bereit sei jede ihm auferlegte Bue zu tun, damit er vom Banne freige-sprechen werde und die Gnade der kirchlichen Gemeinschaft wieder erhalte. Lange widerstand der Papst, weil er an dem König die Unbestndigkeit der Jugend wie den Leichtsinn frchtete, der ihn alles tun lie, wozu ihn seine Schmeichler beredeten. Zuletzt aber wurde er durch die dringenden Bitten der Unterhndler umgestimmt und gestattete, Heinrich solle zu ihm kommen und, falls er aufrichtig Bue fr seine Snden tue, die Schuld, welche er durch die Beschimpfung des apostolischen Stuhles auf sich geladen habe, durch Gehorsam gegen die Beschlsse des apostolischen Stuhles shnen.
Jener kam, wie ihm geheien worden, und da die Burg Canossa von einer dreifachen Mauer umschlossen war, so wurde er innerhalb des zweiten Mauer-rings aufgenommen. Hier stand er, während sein ganzes Gefolge drauen blieb, nach Ablegung des kniglichen Schmuckes, ohne jedes Zeichen kniglicher Wrde und ohne allen Prunk, mit entblten Fen und ohne Speise vom
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Extrahierte Personennamen: Heinrichs Heinrichs Heinrichs Heinrichs Heinrich Heinrich
Die rmischen Denkmler in Trier.
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breitete. In einiger Entfernung vom vicus lag meist an der Heerstrae die Ruhesttte der Toten (bustum); ihre Ausdehnung richtet sich natrlich nach der Gre des Kastells. Unweit des Kastells zogen sich dann auch die ausgedehnten Lndereien hin, die dem Militrrar gehrten. Auch ihr Umfang ist von der Bedeutung der Festung abhngig; sie wurden von den Veteranen und den brigen Bewohnern des Ortes bestellt.
18. Die rmilchen Denkmler in Trier.
Nach Felix Hettner, Das rmische Trier.
(In der Monatsschrift fr die Geschichte Westdeutschlands,
herausgeg. von R. Pick. Trier, Fr. Lintz.)
A.
Triers Glanzzeit war das vierte christliche Jahrhundert. Nachdem Diokletian die Stadt zur Westresidenz der rmischen Monarchie erhoben hatte, leiteten mehrere Kaiser von hier aus die Geschicke Galliens, Britanniens, Spaniens und Afrikas.
Ehe dies geschah, war Trier in seiner Entwicklung den rheinischen Stdten kaum voraus. Seine geographische Lage mu es gewesen sein, die ihm die bevorzugte Stellung gab. Die Zeit der rastlos vorschreitenden Eroberungspolitik war lngst vorber; es galt das Eroberte festzuhalten. Die Hauptgefahr fr den Westen drohte von den Germanen jenfeit des Rheins. Triers Entfernung vom Rheinstrome bot die ntige Sicherheit vor dem ersten Anprall der germanischen Scharen, seine Lage an der Mosel gewhrte zugleich die Mglichkeit den Rhein schnell zu erreichen. Man lebte zu Trier im Sche des Friedens und konnte doch in wenigen Stunden an der Stelle der Entscheidung sein.
Die Anwesenheit der Kaiser prgte der Stadt den Stempel auf. Auf ihren Machtruf erhoben sich Prachtbauten ersten Ranges. Nur wenige sind noch erhalten; aber diese geben uns von dem Glnze der rmischen Kultur eine Vorstellung, wie es diesseit der Alpen nur Arles und Ntmes1) und selbst in Italien nur wenige Städte zu geben vermgen. Ein Kaiserpalast erhob sich, der in seinen stolzen Ruinen mit den Kaiserpalsten Roms wetteifert, Thermen, die dem Bau Caracallas wenig nachstehen, ein mit Sulenhallen geziertes Forum, Basiliken, ein Amphitheater, ein gewaltiges Stadttor, ein reich ge-schmckter Triumphbogen.
Arles (an der unteren Rhone) erreichte seine Blte unter Konstantin, der Arelas zur Hauptstadt Galliens machte; Nim es (nordwestlich von Arles) war Haupt-stadt der Provincia Narbonensis und besitzt aus der Zeit der Rmerherrschaft ganz be-sonders zahlreiche Denkmler (Amphitheater, Tempel, Tore, Trme und Stadtmauern, Aqudukt u. a.).
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Extrahierte Personennamen: Felix_Hettner Felix Caracallas Konstantin
Die Gefangennahme Gelimers.
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Von allen Vlkern, die wir kennen, ist keines so verweichlicht wie das der Vandalen, keines dagegen an ein hrteres Leben gewhnt wie das maurische. Denn seitdem jene Afrika eingenommen hatten, ergtzten sie sich an tglichen Bdern und an einer Tafel, die mit den ausgesuchtesten Genssen des Landes und des Meeres besetzt war. Die meisten legten goldenen Schmuck an und prangten in medischen Gewndern. Sie hatten Freude am Schauspiel und den Spielen des Zirkus und anderen Lustbarkeiten, vornehmlich an Tierhetzen. Tanz und Schauspiele gab es bei ihnen, Vergngungen mancherlei Art fr Auge und Ohr, musikalische Belustigungen und was sonst des Menschen Herz erfreut. Viele Vandalen wohnten in prchtigen Grten, die mit kunstvollen Wasserwerken geschmckt und von dichtbelaubten Bumen beschattet waren.
Die Mauren aber wohnen Winter und Sommer und jede Jahreszeit in niederen Htten, die kaum das Atmen verstatten. Weder Schnee noch Sonnen-glut noch sonst ein Ungemach kann sie daraus vertreiben. Anstatt eines Bettes dient ihnen der nackte Erdboden zum Lager. Nur der Reiche legt sich auf ein Fell. Immer tragen sie einen dicken Mantel und einen groben Leibrock und sie pflegen nicht nach der Jahreszeit ihre Kleider zu wechseln. Wein, Brot und andere bessere Nahrungsmittel sind ihnen unbekannt. Von Spelt und Gerste leben sie, aber sie mahlen das Korn.
So stand es bei den Mauren, mit denen Gelimers Genossen jetzt schon geraume Zeit zusammenlebten. Ihre gewohnte ppige Lebensweise hatten die Vandalen mit dem traurigen Lose dieses Volkes vertauscht. Bald fehlte ihnen das Notwendigste. Unertrglich dnkte sie ihr Schicksal. Als Rettung erschien der Tod, aber auch die Knechtschaft keine Schmach mehr.
Da aber Pharas Kunde von dem Elend der Eingeschlossenen empfing, schrieb er an Gelinter einen Brief, worin er ihm mit beweglichen Worten riet sich dem Kaiser Justinian zu unterwerfen. Als Gelinter den Brief erhielt, weinte er bitterlich. Er antwortete:
Fr den Rat, den Du mir erteilst, wei ich Dir vielen Dank. Da ich mich aber einem ungerechten Feinde unterwerfen soll, ist mir ein unertrglicher Gedanke. Wre Gott mir gndig, so wrde ich mich mit dem Schwerte in der Hand an diesem Feinde rchen, der, von mir weder durch eine Tat noch durch ein Wort verletzt, zu dem Kriege nur einen Vorwand suchte und Belisar gegen mich sandte. Indes auch diesen, da er ein Mensch ist, und den Kaiser kann noch ein Schicksal erreichen, wornach sein Sinn nicht steht. Ich kann nicht weiter schreiben. Mein Unglck raubt mir meine Besinnung. Lebe wohl, o Pharas, und sende mir, ich bitte Dich darum, eine Zither, ein einzig Brot und einen Schwamm!"
Als Pharas dies durchgelesen hatte, blieb er bei den letzten Worten des Briefes hngen, im Zweifel, was sie bedeuten sollten, bis der Bote die Erklrung
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