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1. Die Neuzeit - S. 125

1915 - Kempten : Kösel
Peter Paul Rubens. 125 unterschtzen. Er hat einen krftigen Stil, die Gedanken sind gut geordnet und entwickeln sich in klarer Stetigkeit. Der Gelehrte Albrecht Drer wrde fortleben, wenn der Knstler Drer nicht unsterblich wre. d. Peter Paul Rubens. Albert Kuhn, Allgemeine Kunstgeschichte. (Benziger & Co., Einsiedeln.) Rubens ist ein Knstler, welcher wie wenig andere Staunen und Ver-wunderung erregt, Staunen und Verwunderung der seine Eigenart, der die Gewalt und Wucht seines Pinsels, der die Verbindung von Eigenschaften, welche bei andern Meistern sich ausschlieen, der den Umfang der von ihm beherrschten Stoffgebiete und der seine auerordentliche Fruchtbarkeit. Rubens ist vor allem eine so freie, selbstndige, ausgeprgte, eigen-artige knstlerische Persnlichkeit, wie es nur wenige gibt. Die Maler-fnft sa eben in seinem innersten Wesen als reichstes, ergiebigstes Talent. Lernen mute er allerdings auch. Whrend der Lehr- und Wanderzeit in Italien *) lernte Rubens, wo er nur immer den Werken tchtiger Meister be-gegnete. Aber nirgends verrt er sich nur als Nachahmer; alle Erinnerungen an seine Vorbilder werden in die persnliche Eigenart bertragen und erhalten ein neues Geprge. Nach der Rckkehr aus Italien rang sich der Meister vollends und sofort zu voller Selbstndigkeit durch und ist und bleibt fo sehr Rubens und nichts anderes, da nach dieser Seite hin so viel wie keine nderung, keine Entwicklung mehr zu Tage tritt, auer in der Technik. Der Ausgangspunkt fr Rubens war ein weitgehender Realismus. Er bildete feine Gestalten nach den Persnlichkeiten, die er tglich in seiner Heimat um sich sah. Er blieb allerdings nicht bei einseitiger Nachahmung stehen, sondern er idealisierte gewissermaen seinen Realismus, indem er ihn noch steigerte. Er gab den Gestalten eine so erhhte Lebensempfindung, einen solchen berschu an Kraft und strotzendem Wohlsein, eine so groe Flle in der krperlichen Erscheinung, da sie der das Ma des Gewhnlichen hinaus-geht. Kennzeichnend fr die Rubensfchen Gestalten find auch die blhenden Gesichter mit den hohen Stirnen, groen Augen und den gewlbten Brauen *) Nachdem Rubens (geb. 1577 zu Siegen) 1598 als Meister in die berhmte Malergilde von St. Lukas in Antwerpen ausgenommen worden war, begab er sich 1600 nach Italien, wo er in Venedig, Rom, Florenz und Genua, besonders aber in Mantua (am Hofe des kunstsinnigen Herzogs Vincenzo Gonzaga) verweilte und knstle-rischen Studien oblag. Mehrere seiner Werke stammen aus dieser Zeit. Eine im Auftrag des Herzogs unternommene Reise fhrte den Meister auch nach Spanien. 1608 kehrte Rubens in die Niederlande zurck.

2. Die Neuzeit - S. 126

1915 - Kempten : Kösel
126 Peter Paul Rubens. darber, mit den roten, geschminkten Wangen, starken Lippen und der rosigen, fleischigen Flle. Dieses Versahren mu sofort an Michelangelo erinnern, dessen Idealismus ebenfalls in der Steigerung des Realismus liegt. Allein der Unter-schied ist doch sehr groß. Beide bersetzen die krperliche Bildung ins Groe, Gewaltige, Riesige; aber Michelangelo steigert sie ins Sehnige, Knochige, Ur-krftige; Rubens seinerseits ins ppige, Volle, Fleischige, bis ins Verquollene und Schwammige. Michelangelo tut es um ein erhhtes geistiges Leben auszu- drcken, Rubens um das krper-liche Wohlsein, die sinnliche Lebens-sreudezu betonen. Auch mit Shake-speare hat man Rubens verglichen und ihn geradezu den Shakespeare unter den Malern genannt. Rubens gleicht dem eng. tischen Dichter in der Kraft des sinn-lichen Realismus, indergemalt dra-matischer Bewe-gung, auch in der Leichtigkeit und Fruchtbarkeit des Schaffens; aber an poetischem Ge-halt und an Reich-tum und Tiefe der Gedanken steht doch Rubens weit hinter dem groen Englnder zurck und auch noch in einer andern Beziehung, in der Mannig-faltigkeit der Charakterzeichnung. Shakespeare ist darin immer neu, immer eigenartig; Rubens dagegen zeichnet trotz seines Realismus in der Hast und im Drange des Schaffens zu wenig nach der Natur; darum begegnen wir in feinen Schpfungen gar so oft denselben Gestalten, zumal denselben Frauen.

3. Die Neuzeit - S. 248

1915 - Kempten : Kösel
248 Kurfürst Maximilian I. von Bayern. andern oder den knstlichen Uhrwerken, den sinnreich erdachten Himmelskugeln, jenen Kompassen, die unser Georg Hartmann *) mit so viel Beobachtung ver-fertigte, da er dabei die Inklination der Magnetnadel entdeckte. Unmittelbar befinden wir uns wieder bei den groen geistigen Interessen. Es war eine allgemeine, nach dem Neuen suchende, das Element bezwingende kunstfertige Regsamkeit, welche mit dem geistigen bergewicht, das man ber-Haupt in der Welt noch hatte, zusammenhing. Da hatte sich denn, wie man auch in Mnsters Beschreibung wahrnimmt, der den ganzen Boden hin Behagen und Wohlhabenheit ausgebreitet. Wir sehen bei ihm, wie sich der Landertrag nach den Stdten sammelte, etwa der Kornhandel nach Schweinfurt oder berlingen, wie 200 Stvte, Flecken und Drfer zu Markte nach Worms gingen; wie man dann das Getreide des Elsa in alle Lnder umher fhrte, wie die Kastanien durch die Thringer Fuhrleute nach dem Norden oder flu-abwrts nach England gebracht wurden, auch der Wein vom Elsa in Brabant und Niederland seinen Markt fand. Mit Vergngen folgen wir dieser Beschreibung. Von dem Gebirg herab, dessen heilende Kruter sie namhaft macht, fhrt sie uns die Flsse entlang durch die Landschaften, von unzhligen Drfern und wohlgelegenen Schlssern erfllt, mit Buchen und Eichen umzunt, nach den Bergen, wo der Wein kocht, nach der Ebene, wo die Kornhren so hoch wachsen, da sie dem Reiter auf den Kopf reichen, zu den gesunden Brunnen, den heien Quellen; sie erffnet uns Deutschland wie eine Sommerlandschaft mit den bunten Streifen ihrer Feldfrchte, der und der von geschftigen Hnden angebaut; aber, was mehr ist, von einem treuherzigen, in seinen Sitten und dem Ruhme alter Tugend verharrenden, tapfern Volke bewohnt. 3. Kurfrff [Raximilian I. von Bayern. M. Doeberl, Entwicklungsgeschichte Bayerns. (Mnchen, Oldenbourg). Maximilian I. erscheint vom ersten Tage seiner Regierung an als eine geschlossene, fast mchte man sagen fertige Persnlichkeit. Er war ein Mann der strengsten Selbstzucht, ein Mann von zielbewuter Energie, von seltener l) Georg Hartmann, Vikar an der St. Lorenzkirche in Nrnberg (f 1564), war ein geschickter Mathematiker und Mechaniker. Von seiner Entdeckung schreibt er: Ich finde auch di an dem magneten, da er sich nit alleyn wendet von der Mitternacht und lencket sich gegen auffgang umb 9. grad mehr oder minder, sonder er zeucht auch under sich". Hartmann fand auch das Gesetz, da gleichnamige Pole sich abstoen, ungleichnamige aber sich anziehen.

4. Die Neuzeit - S. 37

1915 - Kempten : Kösel
Ferdinand Cortes. 37 Die Aufnahme der winzigen Schar, welche allein brig geblieben, gestaltete sich mit gutem Rechte hchst ehrenvoll; ihr Fhrer erhielt in sein neues Wappen einen Erdglobus gesetzt mit der Inschrift: Primus circumdedisti me." Und so verhielt es sich: die Erde war umsegelt, der Nachweis gefhrt, da sie einen frei im Weltraum schwebenden Krper bildet. (?. Ferdinand Cortes. Sophus Rge, Geschichte des Zeitalters der Entdeckungen. (Berlin, Baumgrtels Histor. Verlag.) fl. Seine Perlnlichkeit. Cortes war von hoher, krftiger Gestalt; der Ausdruck seines bleichen Ge-sichtes war gewhnlich ernst; er trug einen dnnen, schwarzen Bart, den er in spteren Jahren, als er ergraute, zu frben liebte. Er war ein vorzglicher Reiter und in jeder Kampfesart, zu Fu und zu Ro, sehr gewandt; als junger Mann soll er manchen Degenkampf bestanden haben. Bei einer solchen Ge-legenheit war er im Gesicht verwundet worden und trug davon am Kinn eine Narbe, die der Bart nicht ganz verdeckte. Karten- und Wrfelspiel liebte er auch noch im Lager, aber er blieb dabei stets, auch wenn er verlor, guter Laune. Seine uere Erscheinung, seine Haltung, sein Gang, sein Benehmen verrieten den Mann von hohem Stande. Er kleidete sich einfach und trug als einzigen Schmuck immer dieselbe zierliche Goldkette mit dem Bilde der Mutter Gottes. Auf der Universitt hatte er sich den Grad eines Bakkalaureus der Rechte erworbenx) und durch diese seine wissenschaftliche Bildung berragte er alle seine Kriegsgenossen und smtliche Konquistadoren, die sich in der Neuen Welt als Heerfhrer einen Namen erwarben. Mit gelehrten Leuten verstand er Lateinisch zu reden. Er schrieb flieend und gewandt und pflegte seine Briefe mit lateinischen Zitaten zu schmcken. Seine ausfhrlichen Briefe an den König Karl2), in denen er eine klare-Darstellung seiner Kriegstaten gegeben hat, ge-hren zu den wertvollsten Urkunden der Geschichte der spanischen Eroberungen; sie fesseln durch die Schlichtheit und Natrlichkeit, die den Stempel der Wahrheit an sich trgt. Sie zeigen uns den ganzen Mann, klar, entschieden in seinem x) Cortes hatte zwei Jahre in Salamanca studiert. Diejenigen Studenten, die durch eine Prfung die Wrde eines Bakkalaureus erworben hatten, trugen an ihrer Kleidung eigene Abzeichen (runde Kappen) und durften gewisse Vorlesungen halten, ohne jedoch aufzuhren selbst die Kollegien der Professoren zu besuchen. Je nach dem Grade ihrer weiteren Ausbildung schieden sie sich wieder in mehrere Klassen. 2) Den deutschen Kaiser Karl V.

5. Die Neuzeit - S. 283

1915 - Kempten : Kösel
Die Leidenszeit Deutschlands nach zeitgenssischen Berichten. 283 12. Die heidenszeif Deutfchlcinds nach zeitgenhifchen Berichten. ') A. Aus den Gesichten Philanders von Sittewald, Sechstes Gesichte: Solbatenleben. Philander von Sittewald ist in die Hnde einer Bande von Marodeuren gefallen, die bereits eine Anzahl Gefangener gemacht Haben. Zwei Stunden vor Tagesanbruch verlassen die Ruber ihren Schlupfwinkel, eine verlassene Kirche. Phil ander darf reiten, die andern Gefangenen mssen zu Fu gehen und sind auf dem Wege argen Mihandlungen ausgesetzt. Spter erweist Philander den Marodeuren einen groen Dienst, indem er ihnen einen mit griechischen Buchstaben geschriebenen, in franzsischer Sprache abgefaten Brief entziffert, der sie vor einem feindlichen berfall warnt. Die Banditen schenken ihm daher die Freiheit unter der Bedingung, da er sich nicht ohne ihre Erlaubnis aus ihrer Gesellschaft entferne. Von den andern Gefangenen werden nun Lse-gelber erpret; aber nur wenige verstehen sich freiwillig dazu; die brigen werben auf entsetzliche Weise gefoltert; das wirb folgenbermaen geschilbert: Weil nun keiner was versprechen wolle, da solle man Jammer gesehen haben, wie grausame Marter einem vnnd dem andern angethan worden. Dem eenen wurden beede Hnd auff den Rcken gebunden vnnd mit einer durchlcherten Ahle ein Rohaar durch die Zunge gezogen, welches, so man es nur ein wenig an oder auff vnnd ab gezogen, dem elenden Menschen solche Marter verursachet, da er offt den todt geschryen, aber vmb jeden Schr>y vier Streich mit der Karbatsche auff die Waden halten muste; ich glaube, der Kerls htte sich selber entleibet, wo er seiner Hnde gebrauchen knnen, nur de Schmitzens zu entkommen. Eim andern wurde ein Seyl mit vielen Knpffeu vmb die Stirn gebunden, vnnd mit einem Knebel hin den zu, ober dem Nacken, zusammen getrhet, da ihm das helle Blut zu der Stirne, zu Mund vnnd Nase, auch zu den Augen auflosse vnnd der arme Mansch als ein Besessener ausahe. Ich erjchracfe dieser schrcklichen Plagen vnnd vnbarmhertzigen Tyranney, bte den Bttrwtz2), da er doch an Gott vnnd an sein Gewissen bencfen wolte vnnd der armen vnschuldigen Leuthe etwas mit der Marter schonen. Aber er sprach zu mir in Zorn, wann du viel Mitleiden haben will, so bleibstu min Freund nicht lang; der ist de Teuffels, der Mitleyden hat. Unter den zeitgenssischen Berichten nehmen die in dichterisches Gewanb ge-kleibeten Darstellungen von Meschenich und Grimmelshausen die erste Stelle ein. Hans Michael Moscherosch (geb. 1601 in Willstdt bei Straburg, gest. 1669 in Worms) schilderte die unglcklichen Zustnde Deutschlands in dem Werke Wunderliche und warhasftige Gesichte Philanbers von Sittewalb"; Hans Jacob Christoffel von Gr im-mel.shausen (geb. um 1625 in Gelnhausen in Hessen, gest. 1676 in Renchen in Baden) gab in dem Roman Der abentheuerliche Simplicius Simplicissimus" lebens-volle Bilber von den Schrecknissen des groen Krieges. 2) Der Verfasser nennt die Namen des Anfhrers der Bande nur verstmmelt, da er ihn wahrscheinlich als Bekannten nicht blostellen wollte.

6. Mittelalter - S. 29

1911 - Kempten : Kösel
Gtterfeste und religise Gebruche der alten Germanen. 29 mit dem gewhnlichen, im Alltagsdienste geschwchten Feuer, sondern mit Funken, die harten, geriebenen Hlzern entntigt" wurden1). Die Glut selbst, die des Lichtgottes reinen Leib verzehrt hatte, war so heilig und rein, da sie Siechtum nicht duldete; darum wurden kranke Menschen und Tiere durch die Flammen gehoben oder getrieben, damit sie genasen, gesunde, auf da sie im kommenden Jahre nicht erkrankten. Auch Verlobte sprangen der die heilige Flamme; die Art, wie sie dies ausfhrten, war bedeutsam fr Mut und Treue, fr das Glck oder Migeschick ihres Bundes. An dem Sonnwendfeuer entzndete Holzscheiben schleuderte man unter allerlei Gelbden hoch im Bogen in die Nachtluft oder lie sie den Berg hinabtreiben, auf dem der Scheiterhaufen errichtet war. Alle Gtterfeste ohne Ausnahme waren mit Opfern und Opferschmusen verbunden, zu welchen beizutragen alle Gehfte des Dorfes, der Hundertschaft oder des Gaues verpflichtet waren. Auch Festgebck oder bestimmte Fleischgerichte waren mit diesen Festen verbunden und berbleibsel jener Bruche haben sich bis auf den heutigen Tag erhalten. Whrend der Getreideblte ward der Saaten- und Erntegott Fro um seine Gunst angefleht: dann ritt er auf seinem goldborstigen Eber, dem Sinnbilde des reifen, goldenen Erntefeldes mit seinen ragenden Spitzen, im Abendwind der die wogenden Halme dahin, welche ihre Hupter ehrend vor ihm senkten; Segen flo aus seiner ausgebreiteten Hand; so leise war der Auftritt des Tieres, da kaum die hren die Spitzen neigten. Zur Zeit der Vollreife des Getreides hielten unsere heidnischen Ahnen Bittgnge und Umzge um das Bauland; der Segen der Feld- und Erntegtter wurde angerufen, die bsen Geister suchte man durch Peitschenknall zu verscheuchen, Fahnen und Rnder wurden kunstvoll zu Ehren der Götter im Winde geschwungen. Eine nicht nher bestimmbare Gttin hatte um die Mitte August ein hohes Fest. In dieser Zeit (heute Maria Himmelfahrt), da alle Blumen und Kruter in vollster Kraft prangten, wurden geweihte Gewchse geheimnisvoll schweigend gebrochen zu wohlttigen Zauberwassern und zu Heilzwecken. Im Herbste lie man die letzten hren in frommem Danke den Gttern, vor allem dem Erntegott zu Ehren stehen und ebenso die letzten Stcke Obst am Baume hangen. Dann, wenn nirgends mehr das Getreide das Tummeln von Wagen und Ro hinderte, feierte man das Fest Freyrs, des Gottes der Rosse, der in gewissem Sinne auch ein Kriegsgott war; zu Wagen und zu Ro eilten die Gauleute herbei zu dem Heiligtum des Gottes, einem Baum oder einer Holzfule. Mit Pfeilen und Speeren suchten die Männer, das J) Das auf diese Weise gewonnene Feuer hie Notfeuer"; auch darum wurde es so genannt, weil es Schutz bieten sollte gegen die Not, d. h. das Siechtum.

7. Mittelalter - S. 30

1911 - Kempten : Kösel
30 Kleidung und Tracht der alten Germanen. Weihtum umreitend, von den hier befestigten Tierhuten kleine Stcke herab-zuschieen oder zu reien, die, von Reiter und Ro verschluckt, beide fr das kommende Jahr vor Sturz und Siechtum sicherten. Erkrankte Glieder der Rosse und anderer Tiere wurden, in Wachs oder Ton nachgebildet, vor dem Heiligtum als Gelbde nach der Genesung dargebracht; diese Sitten leben heute noch fort in den Leonhardi-Fahrten und Ritten (am 6. November) der sddeutschen Bauern. In der Auffassung des Volkes ist St. Leonhard an die Stelle des Rossegottes Freyr getreten. In den der Wintersonnenwende vorhergehenden nchtlichen Strmen jagt Wotan im Walde die Holzweiblein, d. h. er bricht die Stmme der Bume; heute noch fhrt er als wilder Jger" das Muotisheer, das wilde Gejaid oder wtende Heer. Dann aber kehrten, wie schon bemerkt, mit dem zu-nehmenden Lichte auch die Götter wieder zurck in die Gaue. Die Reihe von Festen, die um diese Zeit gefeiert wurden, erffnete ein der Freya geweihtes frhliches Opfer. Besondere Ausgelassenheit war an diesen Tagen verstattet, den ersten des wieder zunehmenden Lichtes. Man sieht, das Leben der alten Germanen war nicht so freudlos, auch nicht so roh und blutig und nur auf Kampf gestellt, wie die fast nur aus den Rmerkriegen herstammenden Berichte anzunehmen verleiten. Viel Sinniges, Zartes, Fein- und Tiefempfundenes lebte in jenen Menschen; es ist Geist, Gemt, Moral, Naturgefhl, unsere noch heute lebende Eigenart in ihnen, sie stehen uns bei genauer Betrachtung nicht fremder und ferner gegenber als etwa unsere Volksgenossen aus dem 13. Jahrhundert. 8. Kleidung und rcichf der alten Germanen. Ed. Heyck, Deutsche Geschichte. Bielefeld, Velhagen und Klasing. Vorweg fllt die weitgehende Abhrtung auf, die die alten Germanen an sich zu den pflegen. Glaubwrdige rmische Schriftsteller *) berichten, da die Kinder selbst bei groer Klte nackt umherliefen. Die Erwachsenen trugen als eigentliches Kleidungsstck eine Art Mantelumhang oder Wams, germanisch Hemd benannt, um die Schultern; es wurde durch eine Fibel, die mehr oder minder kostbare Spangen- oder Sicherheitsnadel, zur Not aber auch durch einen So Tacitus und der Geograph Pomponius Mela (f etwa 50 n. Chr.), der die erste Beschreibung der Alten Welt verfate. Das wertvolle Werk bercksichtigt neben dem rein Geographischen auch die Sittengeschichte der einzelnen Völker.

8. Mittelalter - S. 141

1911 - Kempten : Kösel
Eine Frankenstadt in der Merowingerzeit. 141 bentzt wurde, Brandsttten und wst- Pltze, an den Straenecken kleine Holz-kapellen mit einem Heiligtum, Und unter Ruinen und Notbauten wieder das Gerst einer groen steinernen Kirche, welche dem Stadtheiligen gebaut wurde, auf hoher Stelle ein Palast, den sich der germanische König errichten lie, nach heimischer Sitte mit vielen Nebengebuden sr Gesolge, Dienerschaft, Reistge und Rosfe, oder ein burghnliches Turmhaus des Grafen mit Hosraum und weiter Halle. In den engen Straen der Frankenstadt wandelte neue und alte Welt m buntem Gemisch durcheinander. Eine reisige Schar mit Helm und Panzer zog daher auf starken Kriegsrossen; oder der Jagdzug eines Knigssohns, die Knaben den Kcher auf der Schulter, den Speer in der Hand, die Hunde am Leitseil, die Falken der dem Fausthandschuh. Vornehme Frankenfrauen, in der Snfte getragen oder zu Rosse sitzend, teilten das Gewhl, und wieder ein stattlicher Geistlicher in weier Dalmatica') mit Purpurstreif, nach rmischem Brauch mit einem Gesolge von Diakonen^), Sngern und Trhtern, handfesten Mnnern, welche nicht nur das Gotteshaus sondern auch ihren geistlichen Hirten zu schtzen hatten. Daneben Marktleute vom Lande. Hier die hohe Gestalt des hellugigen Germanen mit blondem Kraushaar, im braunen Lodenwams, das kurze Schwert an der Seite, die Axt in der Hand; neben ihm sein Weib im weien Linnenhemd, der welches die Armilausa geschlagen war, ein rmelloser berwurf, an den Seiten offen, nur der der Schulter geschlossen; auch die Frau von mchtigen Gliedern und einer Hand, die im Streite geballt sicher Beulen schlug. Vor ihnen gestikulierte der gebrunte Einwohner von Armorika3), kenntlich an der Stirnbinde, die er trug wie das Stadtvolk in Rom um sich als geborener Rmer zu zeigen, der Handwerker mit seinem Schurzfell, Mlaven von jeder Hautfarbe. Mitrauisch sphte in das Gedrnge der christliche Syrer, der damals in den Handelsstdten des Abendlandes begnstigter Rivale des Juden war, und der Jude selbst, Geldmann der Stadt und Vertrauter des Knigs, der aus seinem Klepper einherritt, begleitet von einem Zuge dienender Leute. der die Karren und Lastwagen ragte der hohe Hals eines Kamels, das um 600 auch im Frankenreich als Lasttrger bentzt wurde, ja noch unter Karl dem Groen beim Bau des Knigschlosses von Aachen Steine zutrug. Auf dem Flusse fhrten die Frachtschiffe die Waren der Hafenstadt und die Ackerfrucht von entfernteren Gtern der Kirche nach der Stadt. ') Ein aus Dalmatien stammendes langes weies Oberkleid mit rmeln. 2) Unter Diakonen verstand man eine den Bischfen untergeordnete Klasse von Gemeindebeamten, welche die Ordnung beim Gottesdienst aufrecht zu erhalten, bei der Austeilung des Abendmahls Hilfe zu leisten und andere Obliegenheiten zu erfllen hatten. *) Die nordwestliche Kste Galliens, die heutigen Landschaften Normandie und Bretagne.

9. Mittelalter - S. 228

1911 - Kempten : Kösel
228 Die Ungarn, Hauptreichtum bestand in groen Herden von Rossen und Rindern; neben der Viehzucht gewhrten Jagd, Fischfang und Raub den notwendigen Unterhalt. Das Fleisch aen sie ganz oder halb roh und tranken dazu wie wilde Tiere das Blut. Nach dem Berichte eines lothringischen Schriftstellers jener Zeit sollen sie sogar die Herzen der Gefangenen als Heilmittel verzehrt haben. Den Abendlndern jagten sie schon durch ihre Hlichkeit Schrecken ein: niederer Wuchs, tiefliegende Augen und ein bis auf drei Zpfe glattgeschorenes Haupt kennzeichneten sie. Besonders furchtbar aber waren sie durch die ungewohnte Art ihrer Kriegfhrung. Obwohl auch mit Schwert und Wurfspie bewaffnet, kmpften sie vorzglich mit Pfeil und Bogen, worin sie sich von Jugend auf zu Pferde bten. Durch ihre dadurch erlangte groe Sicherheit im Schieen, durch die Raschheit der Bewegungen auf ihren abgehrteten und leichten, obwohl gepanzerten Rossen, durch unvermutete berflle wie durch verstellte Flucht und pltzliche Umkehr brachten sie die Feinde in Verwirrung und ber-schtteten sie mit einem Regen von Pfeilen. Immer behielten sie einen Teil ihrer Streitmacht im Hinterhalt und wiederholt gab diese Reserve in den Schlachten den Ausschlag. Siegten sie, so bten sie keine Gnade und ruhten nicht, bis das geschlagene Heer vernichtet war. Sie errangen um so grere Erfolge, als sie strenge Kriegszucht hielten, alle Strapazen ertrugen und Ver-stellung und Treulosigkeit ihnen eigen waren. Grausam und blutdrstig, nur an Mord und Beute denkend, machten sie die durchzogenen Gegenden zur Wste, mordeten die Bewohner oder schleppten sie in Sklaverei hinweg. Nur die Belagerung fester Pltze verstanden sie nicht und konnten diese hchstens durch Abschneidung der Zufuhr aushungern.

10. Mittelalter - S. 209

1911 - Kempten : Kösel
Der Heilige Anskar. 209 anderseits aber ergibt sich schon berall eine tiefe germanische Einwirkung; auch gegenber dem berwltigenden Aufleben des antiken Vorbildes verzweifelt die germanische Kunstanschauung nicht, sie wei sich teilweise durchzusetzen. Das Schnheitsideal des menschlichen Hauptes wird germanisch; schon in den Evangelisten wie im segnenden Christus des Gottschalkevangeliars aus den ersten Jahren Karls des Groen ist an Stelle des runden Rmerkopfs ein zartes Gesichtsoval getreten mit langer Nase, mit kleinem, von starker Unter-lippe getragenem Mund, mit groen, von schweren Brauen berschatteten Kinderaugen: ein germanischer Typus. Gleichzeitig beginnen alle Figuren das Streben nach energischer Betonung des inneren Lebens zu zeigen: nicht das Formschne, sondern das Bedeutende erscheint als Wesentliches der. Darstellung; nian gestikuliert mit viel zu groen Hnden gewaltsam in uerst geschickt berechneten nuancierten Bewegungen und dabei sind stets alle Dargestellten in die klarste und straffste Beziehung zum entscheidenden Moment der Szene gesetzt. Das alles sind germanische Beitrge zu dem reichbewegten Bilde der Karolingischen Malerei, und unter ihrem Einflu beginnt diese selbst sich auch in der Technik teilweise zu ndern. Es zeigen sich die Anfnge einer Richtung, der im Ringen von mehr als sechs Generationen die Federzeichnung der Stauferzeit entwachsen ist, der erste national-deutsche Stil, der sich der das blo Ornamentale hinaushebt. 23. Der Beilige flnskcir. Nach Friedr. Christoph Dahlmann, Geschichte von Dnemark. (Gotha, F. A. Perthes.) Anskar war von Jugend auf mit allen seinen Krften der christlichen Kirche zugesprochen. Seit seinem fnften Jahre mutterlos, ward sein Leben an die stillen Ordnungen der Schule des Klosters Eorbie in der Picardie geknpft; fnfzehnjhrig nahm er hier das Mnchskleid und ward schon im zwanzigsten Jahre selbst Vorstand seiner Klosterschule. Zwei Jahre spter sah er sich mit einer Auswahl anderer Mnche seines Klosters aus Frankreich nach Westfalen verpflanzt, wo Kaiser Ludwig mit frommer Sorge am Weserstrom Kirche und Kloster gebaut und ein Neu-Corvey als Pflanzschule des Christen-tums gegrndet hatte. Hier traf ihn int Jahre 826 der Ruf den neu ^tauften Dnenknig Harald l) in sein Reich zu geleiten. Anskar erklrte sich dazu bereit und bestieg in Gesellschaft eines Klosterbruders, ausgerstet mit i Der Dnenknig Harald, der Schtzling Ludwigs des Frommen, war kurz vorher mit groem Gefolge in der kaiserlichen Pfalz zu Ingelheim erschienen und hatte dann zu Mainz mit seiner Gemahlin, seinem Sohne und all seinen Begleitern die Taufe empfangen. Der Kaiser selbst war sein Pate. Frderreuther-Wrth. Aus der Gesch. d. Völker. Ii. 14
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