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1. Heimatkunde - S. 22

1907 - Kempten [u.a.] : Kösel
konnte das Wasser ablaufen. Wo früher der Eisstrom des Gletschers war, floß jetzt ein gewaltiger Wasserstrom, der Inn, die Isar :c. Heutzutage sind diese Flüsse zwerg- Haft geworden. — Das grobe Gestein unserer Hügel ver- witterte und bildete unseren Lehm, auf dem sich Pflanzen ansiedeln konnten. (Geschrammte Steine, Findlings-, erratische Blöcke, Buch- und Bleisteine (im Volksmunde), Gestein der Zentral- alpen bei uns, Teufelsmühlen, Rundhöcker und Gletscher- schliffe.) Eiszeit, siehe Übersicht. Ein Lehrer auf der Münchener Talebene könnte seine Zusammenfassung etwa so gestalten: Unsere Heimatlandschaft ist ein Teil der Münchener Talebene. Diese ist das Gebiet, welches von West nach Ost zwischen Moorenweis und Hohenlinden und von Nord nach Süd zwischen Moosburg und Holzkirchen liegt. Diese Ebene senkt sich nach der Laufrichtung der Isar. Von München aus, das 520 m über dem Meere liegt, senkt sich das Land in der Wegstunde um ca. 12—15 in. Während der größte Teil der schwäbisch-bayerischen Hochebene nach der Eiszeit trocken und mit Pflanzen be- siedelt war, flutete auf der Münchener Talebene noch ein großer See. Unsere Heimat wurde erst wasserfrei, als der See bei Moosburg das Hügelland durchbrach und das Wasser zur Donau ablaufen konnte. Wie alle südbayerischen Flüsse, so hatte auch die Isar durch das Schmelzwasser ihres Gletschers eine ungeheure Wasserfülle. Das Wasser überflutete die Talebene und bedeckte sie mit Sand und Geröll, so daß jetzt die gute Erde in der Tiefe liegt. — Auf der Oberfläche hat sich eine meist ganz dünne Humus- schichte gebildet. Deshalb kann das Regenwasser leicht eindringen und versitzen, bis es auf die Flinzschichte kommt. Auf dieser fließt der Grundwasserstrom. — Ist die Flinz- schichte nur wenige cm mit Geröll überdeckt, so kann das

2. Heimatkunde - S. 31

1907 - Kempten [u.a.] : Kösel
— 31 - Flußbett, Rinnsal, rechtes und linkes Ufer, Kanal, Wasser- fall, Gefälle, Spiegel, Grund, Flußgebiet, Wasserscheide; Insel, Halbinsel, Landzunge; Boot, Kahn, Nachen, Fähre, Floß, Segelschiff, Dampfschiff. Beobachtungen über das Wasser auf Spaziergängen und im Hause. Wo sind Quellen in unserer Gemeinde? Woher haben unsere Brunnen ihr Wasser? (Wie geht die Quellen- bildung bei unserer Bodenbeschaffenheit vor sich?) Wie tief steht bei uns das Grundwasser? — Spiegelung der Gegenstände im stehenden und fließenden Wasser. Beobachte genau, was geschieht, wenn du einen Stein in den Weiher wirfst. Beobachte einen aus dem Wasser hervorragenden Pfahl von allen Seiten. Die Farbe unserer Gewässer, Tiefenverhältnisse und Täuschungen. 'Wasserstand und das Austrocknen. Geschwindigkeit des Wassers in der Ufer- nähe und in der Mitte bei hohem und niederem Wasser- stände. Temperaturmessungen und Eisbildung. Eisstoß. Dicke und Festigkeit des Eises. Das Auftauen. Tiefe der „Bodengefrier". Gesättigte Salzlösung. Ei in reinem und in Salzwasser. Salzlösung an ruhigem, warmem und an kaltem Ort. Rückstand beim Verdampfen des reinen Wassers. Beobachte die Wirkungen des Regens und des Regenwassers (zerstörende und aufbauende). Untersuche den Rückstand am Bachufer nach einer Überschwemmung mit dem Vergrößerungsglase. Gibt es bei uns ehemalige Fluß- und Bachbette. (Das Schwimmen der Vögel und Fische. Entwicklung einer Wasserpflanze. Gibt es in der Gemeinde Wasser, welches andere als die allgemeinen Eigenschaften des Wassers hat? Mineralquellen. Regen- und Brunnenwasser, verunreinigtes Wasser. Heiße Quellen. Süßwasser, Sole, Meerwasser.

3. Kleine Bürgerkunde - S. 114

1914 - Kempten [u.a.] : Kösel
114 Das Handwerk schäften, ferner die Entwicklung der Landwirtschaft wäh- rend der Regierungszeit des Kaisers von 1888—1913. Das Werk, herausgegeben von Prof. Or. Lade, sührt den Titel: Tie deutsche Landwirtschaft unter Kaiser Wilhelm Ii. Verlag Marhold, Halle a. S. (Preis 40 M.) und ist ein großartiges Denkmal der Rührig- keit und Regsamkeit der deutschen Landwirte. b) Das Handwerk. Ein Bild, mitunter schier verzweiflungsvollen Rin- gens, bietet der deutsche Handwerkerstand. Der alte Spruch: „Handwerk hat einen goldenen Boden" ist für viele seiner Angehörigen zu einer frommen Sage geworden. Selbst der Begriff des Handwerks wird schwankend und entgleitet, sobald man ihn gesetzgebe- risch zu ersassen strebt; denn gerade das vorwärtsstre- bende Handwerk wirkt nicht mehr bloß mit der Hand, sondern bedient sich, wie die Industrie, der Maschinen. Seit einem Jahrhundert ist das Handwerk das Schmer- zenskind der Gesetzgebung, und der Wechsel der An- schauungen, wie er in der Gesetzgebung zutage tritt, ist überaus lehrreich. Die Stein-Hardenbergschenreformen hoben in Preußen den Zunftzwang auf und führten die Gewerbefreiheit ein. Nach dem Edikt vom 2. Novem- der 1810 und Gesetz vom 7. September 1811 konnte jeder Bürger jedes Gewerbe betreiben, er mußte nur einen Gewerbeschein lösen und Gewerbesteuer zahlen. Die Verbindung von Freiheit und Steuer ist echt fiskalisch! Das Jahr 1848 Trachte eine gewaltige Bewegung auch in die Kreise der Handwerker; zahllose Kongresse wurden abgehalten, bei denen die Notlage des Hand- werks in beweglichen Worten geschildert, und die Wieder- einführung der Zünfte und des Befähigungsnachweises

4. Die Neuzeit - S. 7

1915 - Kempten : Kösel
Die Vorlufer der groen Entdecker. 7 das Mittelalter hatte diese Grenzen auch nicht berschritten. Da der Prinz von Anfang an den Weg nach Indien gesucht htte, darf man nicht behaupten; dagegen ist es wahrscheinlich, da ihm gegen Ende seines Lebens die Hoffnung aufleuchtete dieses edelste Ziel einer groen Seefahrt zu finden. Aber Indien war damals ein sehr weiter und sehr verschwommener Begriff. Es begann nach der Auffassung jener Zeit schon am Roten Meere auf afrika-nischem Boden und reichte bis nach China und Japan. Die Hoffnung nun nach diesen Lndern von Portugal aus auf dem Seewege zu gelangen konnte nur dann berechtigt erscheinen, wenn die Kste Afrikas nicht mehr nach Sden, sondern nach Osten verlief. Nun hatte zwar Prinz Heinrich von 1416 an fast alljhrlich Schiffe ausgesandt die Kste Afrikas weiter gegen Sden zu verfolgen, aber bis zum Jahre 1434 hatte keiner von seinen Seeleuten es gewagt das Kap Bojador zu umfahren; denn man htte wegen der weit aus dem Meer herauslaufenden Untiefen sich so weit vom Land entfernen mssen, da man es aus dem Gesichte verlor; und zu einem solchen Wagnis getraute sich niemand Schiff und Mannschaft zu opfern. Erst als Gil Cannes, man mchte sagen auf Tod und Leben", um die leichtsinnig verscherzte Gunst des Prinzen wieder zu erwerben, um Bojador herumsteuerte, da war der Bann gebrochen, da waren die Fesseln des Ozeans gelst. Dionysius Dias erreichte 1445 das Grne Vorgebirge und damit das Gebiet der Negerrasse. Hier zerri eine andere Fessel, die mchtige Fessel des Autorittsglaubens, den das Mittelalter ohne Prfung von dem klassischen Altertum bernommen hatte und zwar auf den unantastbaren Namen des Aristoteles, der Glaube, da die heie Zone wegen bergroer Hitze wasserlos, drr, pflanzenlos, wst und menschenleer sein msse und da es unmglich sei durch die glhende Zone hindurch auf das Gebiet der gemigten Zone zu gelangen. Wie ganz anders zeigte sich die tropische Natur in Afrika selbst! Nrdlich und sdlich vom Grnen Vorgebirge ergossen sich die Wasser des Senegal und Gambia in den Ozean. Schlanke Palmen und plumpe Affenbrotbume vertraten eine fremdartige Pflanzenwelt und je weiter man nach Sden steuerte, desto hufiger zeigten sich die schwarzen Bewohner am Strande, an den Flssen, auf den Hhen. Schon in den nchsten Jahren gelangten die Schiffe des Prinzen bis zur Sierra Liona und nun richtete Heinrich seinen Blick auf das Reich des Priesterknigs Johannes1). Dieses vermochte man freilich nicht aufzufinben; wohl aber brachten die portugiesischen Kapitne die Nachricht heim, es gebe im Innern der Negerlnder mchtige Strme, die nach Osten flssen. Man glaubte, da der obere Lauf des Senegal oder Gambia sich im Binnenlande mit einem l) Im heutigen Habesch.

5. Die Neuzeit - S. 55

1915 - Kempten : Kösel
Franz Pizarro im Reiche der Inka. 55 umschlagen! Schon die Absperrung mute, wenn die Freundlichkeit aufhrte, dahin führen. In solcher Not beschlo und vollzog Franz Pizarro mit Zustimmung des rasch versammelten Kriegsrats einen sogenannten rettenden Staats- oder viel-mehr Bubenstreich. Also wurden in den Hallen und benachbarten Gebuden das Fuvolk und die Reiterei in den Hinterhalt gelegt, auf den Haupt-eingang des Hofes die zwei Feldgeschtze gerichtet, vor allem aber Stille und pnktliche Ordnung geboten. In dieser Lage erwartete man am nchsten Tage zwischen Furcht und Hoffnung den zugesagten Besuch. Lange zauderte dieser. Endlich kurz vor Sonnenuntergang nahte der Inka, umgeben von allem Glanz und Prunk. Der mit Juwelen, Gold und Silber geschmckte Thron ruhte auf einer reich verzierten, vom hohen Adel getragenen Snfte. Das gesamte, entweder unbewaffnete oder nur fr die Schau bewehrte Gefolge mochte in verschiedenen Abteilungen fnf- bis sechstausend Leute zhlen, während das eigentliche Heer im nahen Lager und Blachfelde zurckblieb. Sobald Alahualpa, durch die Hauptpforte des spanischen Quartiers ohne Gru einziehend, die Mitte des Platzes erreicht hatte, lie er Halt machen und fragte: Wo sind die Fremden?" Sie htten sich aus Scheu versteckt, lautete die Antwort der betrogenen Rte. Alsbald aber nahte sich, von einem Dolmetsch begleitet, der Kaplan und Dominikanermnch Vincenz Valverede, in der einen Hand das Brevier, in der andern das Kruzifix. Der Inhalt seiner weitschichtigen Rede lief darauf hinaus, der Unglubigen König mge Christ und Lehensmann Karls, des gewaltigen Herrn vom Morgenlande, werden. Beides wurde, wie sich erwarten lie, rundweg, nicht ohne Verwunderung und Zorn, abgeschlagen; ja, der Inka warf das ihm als Glaubensquelle bergebene Brevierbchlein nach kurzem Durchblttern, Betasten und sozusagen Aushorchen auf die Seite Es ist ja stumm und still," soll er entrstet geschrieen haben. Ruhig hob der Mnch das geschmhte Heiligtum vom Boden auf, ging raschen Schrittes zu den versteckten Landsleuten und meldete das Geschehene. Der Heidenhund," sprach er, hat Gott und den Heiland gelstert. Was zaudert ihr? Draus! Drauf! Ich verkndige euch Sndenerla." Sofort gab Pizarro das verabredete Zeichen, eine weie Schrpe empor-haltend; der Lrmschu fiel. Mit dem Kriegsgeschrei: St. Jago!" drangen Reiter und Fuknechte auf den dicht gefllten Platz vor, hieben und stachen in den wirren, betubten Menschenknuel hinein, tteten und zersprengten ihn beinahe ohne Widerstand. Auch der Schatten desselben verschwand, sobald der Inka nach dem Fall vieler Edlen unter Pizarros Mitwirkung bei den Haaren und Armen vom Thronsessel herabgerissen und als Gefangener hinweggefhrt war. Wenige Reiter gengten um auf diese lhmende Kunde hin das vor und bei Caxamalca gelagerte Heer zu zersprengen. Auch hier lie man sich in der

6. Die Neuzeit - S. 39

1915 - Kempten : Kösel
Ferdinand Cortes. 39 lctner1) fr seine Partei zu gewinnen wute. Aber der romantische Zug, der der ganzen spanischen Ritterschaft jener Zeit im hohen Grade eigen war, lie ihn auch nach der Eroberung des Aztekenreiches noch nicht zur Ruhe kommen. Der Gedanke einer mittelamerikanischen Meerenge, welche sein Neuspanien unmittelbar an die Hauptstrae des beginnenden Weltverkehrs verlegen sollte, trieb ihn nach Honduras und Kalifornien. Und erst als ihm die Weiterfhrung dieser freilich fruchtlosen Unternehmungen versagt wurde, zog er sich von dem Schauplatz seiner Ttigkeit zurck. Die Anerkennung aber seiner Verdienste um die spanische Krone findet ihren bedeutsamen Ausdruck in dem Wappen, das ihm sein König Karl verlieh. Das Wappenschild des Marques de Valley umfat vier Mittelfelder, rechts oben den kaiserlichen doppelkpfigen, schwarzen Adler, darunter rechts unten einen goldenen Lwen in rotem Felde, um den Lwenmut des Cortes anzudeuten. Links oben zeigten sich drei goldene Kronen auf schwarzem Grunde; sie stellten die drei mexikanischen Kniges vor. Im letzten Felde, links unten, erschien die Stadt Mexiko. Rings um den vier-feldigen Mittelschild standen die Kpfe von sieben bezwungenen Fürsten im goldenen Felde, durch eine goldene Fessel aneinander gekettet. So waren seine Taten auf dem Wappenschilde verherrlicht. Wenn ihm in spteren Jahren die Verwaltung von Neuspanien entzogen wurde und nur das Heer untergeben blieb, so liegt die Ursache dieser fr Cortes demtigenden Maregel der Re-gierung wohl weniger in dem Einflu der Verleumdungen und Rnke seiner Feinde als in der Erwgung, da Cortes sich durch einen ungesetzmigen Schritt von dem Statthalter von Euba losgerissen hatte und da man fr die Folgezeit diesen hochverrterischen Ungehorsam nicht gutheien wollte. Dessen-ungeachtet bleibt Cortes eine der anziehendsten Gestalten in der Geschichte der spanischen Eroberungen. x) Der Name Tlaskala bedeutet Brotland, weil hier bedeutender Maisbau getrieben wurde. Die den Azteken stammverwandten Tlaskalaner standen nicht unter einem König, sondern bildeten eine Art Bundesstaat, dessen vier Fürsten smtlich in der Hauptstadt wohnten. In heftigen Kmpfen mit den Azteken hatten sie sich auf ihrem Gebiet, der Hochebene stlich von Mexiko, behauptet und ihre Freiheit bewahrt. Den eindringenden Spaniern setzten die Tlaskalaner anfangs den heftigsten Widerstand entgegen; Cortes schtzte die Zahl ihrer Krieger auf 100000. Aber nach mehrtgigem verzweifeltem Ringen gewannen die Spanier, hauptschlich durch ihre Kanonen, einen entscheidenden Sieg (im Herbst 1519); die Tlaskalaner nahmen nun das Freundschafts-anerbieten des Siegers an und schlssen nicht nur Frieden mit ihm sondern sogar ein Bndnis wider den gemeinsamen Feind, die Azteken. 2) Schon 152-2 war Cortes von Karl V. zum Marques de Balle (nmlich Oaxaca) ernannt worden, wobei ihm in diesem schnsten Teile Neuspaniens groe Lndereien als Eigentum berwiesen wurden. 3j Montezuma (15021520),- dessen Bruder, der nur wenige Monate regierte, und Quauhtemotzin (Guatemotzin), der Neffe der beiden vorhergehenden Könige,' der 1525 auf Befehl des Cortes hingerichtet wurde.

7. Die Neuzeit - S. 190

1915 - Kempten : Kösel
190 Die Schlacht von Pavia. beschossen. Die tapfersten von ihnen fallen unter den Schssen der Arkebusiere, die um so entscheidender eingreifen knnen, als Pescara sie gelehrt hatte sich in einzelne Gruppen aufzulsen, wodurch ihre Beweglichkeit gesteigert wurde. Man hat oft dem Feuergewehr eine kriegerische Bedeutung fr Schlachten des ausgehenden Mittelalters beigemessen, welche es tatschlich nicht gehabt hat: die Schlacht von Pavia ist die erste, in der es, selbst vervoll-kommnet und durch gebte Soldaten gehandhabt, die Entscheidung mit herbeigefhrt hat. Nach der Niederlage der Reiter beruhte die Hoffnung des Knigs noch auf dem Fuvolk, vor allem auf den Schweizern; von diesen werden die fliehen-den Reiter aufgenommen. Jetzt lassen die Landsknechte ihre Kanonen in der Bresche stehen, der welche sie sie nicht hinwegbringen knnen, und strzen sich auf das feindliche Fuvolk. Pescara setzt sich nun selbst an die Spitze der Deutschen. Es ist der entscheidende Augenblick der Schlacht. Man sieht die Landsknechte ihrer Gewohnheit nach auf die Knie niederfallen um vor dem^ Anheben des Streites den Gott der Heerschuren anzurufen, da er ihrem Stoe Kraft verleihe: dann brechen sie in den Feind. Vor ihnen weicht zu-nchst die Schwarze Bande, die Marx Sittich durch eine kluge Bewegung mit drei Fhnlein einschliet und gnzlich niedermacht; dann weichen auch die Schweizer; ihr Anfhrer Johann von Diesbach wird erstochen. In diesem Augenblick vollendet Leyva durch einen Ausfall an der Spitze von 1000 Mann die Niederlage des Feindes; die franzsische Nachhut unter dem Herzog von Aleneon ergreift jetzt so entmutigt die Flucht, da sie erst in Lyon wieder halt macht. Der König selbst halte sich in der Schlacht beraus tapfer gehalten; fnf Feinde ttete er, solange er noch auf seinem Pferde ritt, zwei, nachdem das Tier unter ihm zusammengebrochen war. An einer Brcke holten ihn spanische Reiter ein; um ein Haar htten sie ihn niedergehauen, weil Pescara, damit sich keiner mit Plndern aufhalte, den schrecklichen Befehl gegeben hatte niemand zu schonen. Aber als sie sahen, da sie einen vornehmen Mann vor sich hatten, nahmen sie ihm den Degen und die Halskette des Goldenen Vliees ab; jeder wollte den Gefangenen fr sich haben um den hohen Lohn zu gewinnen. In diesem Augenblick kam der Vizeknig herzu, befreite den König aus den Hnden der Wtenden und nahm ihn mit aller Ehrfurcht im Namen des Kaisers ge-fangen. Franz blutete aus zwei Wunden im Gesicht und an der Hand. In dem Briefe, den er am ^age nach der Schlacht an seine Mutter Luise, Prinzessin von Savoyen, schrieb, durfte er sagen: Ich habe alles verloren auer der Ehre und dem Leben, das erhalten ist." In weniger als anderthalb Stunden war alles getan; 8000, nach andern gar 10000 Franzosen waren gettet oder im Tessin ertrunken, unter ihnen etwa zwanzig Anfhrer. Die Sieger selbst waren von der Gre ihres Er-

8. Die Neuzeit - S. 280

1915 - Kempten : Kösel
280 Das Heerwesen des Dreiigjhrigen Krieges. krftiger, mnnlicher, tapferer und frhlicher Geselle sein, der erste beim Sturme, sonst freundlich mit jedermann, Frsprecher und Friedenstifter; Strafen verhngt er nicht, da kein Ha sich an ihn hnge. Die Fahne tragen war aber nicht nur ein wichtiges Amt; es war auch eine Kunst, die Kraft, Gewandtheit und lange bung erforderte: Im Zirkelschwung drehte der Fhnrich die Fahne um das Haupt, er schwang sie zur rechten und linken Hand in seinen Rcken, ja vorn und hinten durch die Beine; er warf die Stange in die Hhe, scho, während die Stange in der Luft schwebte, seine Pistole ab oder zog den Degen, schlug das Tuch von hinten um sich, stand majesttisch halb von Tuch verhllt, steckte den Degen wieder ein und machte Reverenz, indem er beide Knie beugte. Spter ging im groen Kriege diehochausgebildetekunst des Fahnenspiels" fast ganz verloren, die letzten Auslufer finden sich noch in einigen ent-schlossenen Bewegungen des modernen Tambourmajors. Der wichtigste Mann der Kompagnie nchst dem Haupt-mann war der Feldweibel. Er war der Drillmeister, der Spre-cher fr die Kriegsleute; er hatte die Aufstellung des Fhn-leins zu besorgen, die Mann-schaften zu ordnen, in die vor-Doppelsldner. bersten und hintersten lieber und an bte Ecken bte Tchtigsten und am besten Bewaffneten einzumischen, die Schtzen anzuhngen u. a. m. Er war der weise Mann der Kompagnie, der Recht und Kriegsbrauch seiner Waffe genau kennen mute. Da das Volk", das aus nah und fern unter der Fahne zusammenlief, schwer zu Mnbigen, zum groen Teil auch schlecht in den Waffen gebt war, so mute die Zahl der Unteroffiziere sehr groß sein. Gewi bestanb oft mehr als der britte Teil der Mannschaft aus solchen; dazu finbet sich allgemein das Bestreben jebem Befehlshaber einen Stellvertreter beizuorbnen: dem Hauptmann stanb der Leutnant, dem Fhnrich ein Unterfhnrich, dem Felbweibel ein Ge-meinweibel, den Unteroffizieren Gefreite zur Seite usw. Mit wenigen Ausnahmen bestanben bte Heere aus geworbenen Slbnern.

9. Die Neuzeit - S. 338

1915 - Kempten : Kösel
338 Rangstreitigkeiten im 17. Jahrhundert. Nirgends nahm man die Fragen des Titels, des Vortrittes, der Reihen-folge der Gesundheiten" tragischer als am Reichstage in Regensburg; es bedurfte nur eines solchen Rangstreites um in die oe Langeweile dieser Versammlung Leben zu bringen. Hchst unbequem waren den frstlichen Gesandten in Regensburg die Ansprche der kurfrstlichen. Diese verlangten beispiels-weise durch Edelknaben mit goldenen Messern und Gabeln bedient zu werden und wollten den frstlichen blo Silber und Livreebediente zugestehen; am Maitage sollte der Reichsprofos den kurfrstlichen Gesandten sechs Maibume aufstecken, den frstlichen aber blo vier; neu ankommenden kurfrstlichen Ge-sandten sollte die Stadt Regensburg das gewhnliche Geschenk von Wem, Frucht und Fischen in grerer Anzahl als den frstlichen geben. Eine Sache aber versetzte diese Gruppen in ganz besondere Ausregung. Die kurfrstlichen Ge-sandten verlangten bei feierlichen Gastmhlern auf roten Sesseln zu sitzen, während die frstlichen nur grne haben sollten. Endlich brachten es die Fürsten dahin, da berall nur grne Sthle gesetzt wurden. Als nun das zum erstenmal geschah, erschien ein kurfrstlicher Gesandter mit einem roten Mantel, den er während der Tafel so der den Sessel zurckfallen lie, da es doch so scheinen konnte, als ob er am" einem rotbeschlagenen Stuhle sitze. Darauf berichtete er an seinen Hof, er glaube doch dadurch den fr die kurfrst-lichen Gesandten bisher hergebrachten Vorzug gerettet zu haben! Ein anderer Unterschied wurde darin gesucht, da den kurfrstlichen Gesandten der Stuhl auf den Teppich gestellt wurde, auf welchem der kaiserliche Gesandte unter einem Baldachin sa, den frstlichen Gesandten hingegen auf den bloen Boden des Zimmers; schlielich wurde oermittelt, da den frstlichen Gesandten der Stuhl doch wenigstens noch auf die fransen des Tepplchs gestellt werden sollte. Diese und hnliche Ansprche der kurfrstlichen Gesandten bewirkten, da 1682 die frstlichen Gesandten allen feierlichen Umgang mit den kurfrstlichen abbrachen, untereinander dasselbe Zeremoniell anfingen, wie es die kurfrstlichen unter sich zu halten pflegten, und jenen nicht mehr Titel und Ehrenbezeigungen gaben, als sie von denselben zurckbekamen. Bei dieser Tyrannei der Etikette und des Zeremoniells wird man sich freilich nicht wundern, wenn man hrt, da nach der Befreiung Wiens von der Trkengefahr (1683) der kaiserliche Hof sich den Kopf zerbrach, wie man den wackeren Polenknig Johann Sobieski, der ja nur Wahlknig sei, empfangen solle. Der edle Herzog Karl von Lothringen hatte gesagt, man solle ihn mit offenen Armen aufnehmen; doch Kaiser Leopold war eines solchen Verstoes gegen das Zeremonienbuch nicht fhig. Mit steifer Haltung erschien er zu Pserd zu der Zusammenkunft, die mit Johann Sobieski unter freiem Himmel stattfand, um allen Rangstreitigkeiten aus dem Wege zu gehen. Der Kaiser lftete nicht den Hut und sprach kaum ein Wort des Dankes; Sobieski

10. Die Neuzeit - S. 404

1915 - Kempten : Kösel
404 Kulturzustnde im Zeitalter der unumschrnkten Frstengewalt. alle Kreise, von den niedrigsten bis zu den hchsten. Und zu all den Lastern gesellte sich ein neues, verderbliches: der mit rasender Schnelligkeit sich aus-dehnende Gebrauch von Branntwein. Gerade die Armut und schlechte Er-nhrung des Volkes während des Dreiigjhrigen Krieges und noch lange nach diesem haben das Branntweintrinken mit Naturnotwendigkeit gefrdert. Die um das Jahr 1680 gemachte Entdeckung der Bereitung dieses alkoholischen' Getrnkes aus der Kartoffel hat seine Billigkeit und zugleich seine verderblichen Folgen fr die Gesundheit gesteigert. C. Die unglckliche Zeit des Dreiigjhrigen Krieges und der auf ihn folgen-den Jahrzehnte brachte auch in der Rechtsprechung eine beklagenswerte Ver- dung des Gerechtigkeitssinnes hervor. Der Zusammenhang zwischen dem Volksempfinden und den auf das alte, fremde, rmische Recht sich sttzenden studierten Richtern ging gnz-lich verloren. Die letzten Reste derrechtsprechungdurch Volks-und Schffenrichter erhielten nunmehr den Todessto zu-gunsten des geheimen Ver-sahrens und der Berufs-juristen. Die Strafen, die nach der Carolina", der Peinlichen Halsgerichtsordnung Kaiser Karls V., verhngt wurden, waren furchtbar streng und die Das Spielhaus. Hinrichtungen und Verstm- Mellingen wurden in breitester ffentlichkeit vollzogen, eine treffliche Schule der Grausamkeit und Blutgier. Bei schweren Verbrechen gengte der Tod durch Kpfen, Hngen oder Ersufen nicht, sondern der Hinzurichtende wurde aufs schndlichste gemartert. Er wurde zersgt, gevierteilt, von vier Pferden zerrissen, verbrannt, gepfhlt, lebendig begraben, eingemauert oder auch gerdert, d. h. sein Krper wurde an verschiedenen Stellen mit einem schweren Rade zerstoen und dann auf dieses geflochten: eine Qual, unter der der Unglckliche noch mehrere Tage leben konnte. Und wenn es nicht ans Leben ging, so schnitt man dem Verurteilten die Haut in Riemen vom Leibe, zwickte ihn mit glhen-den Zangen und rieb die Wunden mit Salz und Pfeffer ein. Abschlagen der Hand, Ausreien der Zunge waren hufige Strafen. Bei kleineren Vergehen
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