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1. Europa ohne Deutschland - S. 111

1913 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Kesselring
— 111 — b) Entstehung der Monsune. Im Sommer erhitzt sich Inner- ästen stark. Dadurch wird die Luft verdünnt, so daß die kühlere, feuchte Luft vom Indischen Ozean nachströmt. Im Winter kühlt sich Jnnerasien schneller ab als der Ozean; deshalb entsteht die umgekehrte Luftströmung. Diese regelmäßigen Winde heißen Monsune. Die Sommermonsune bringen Wärme und Regen, die Wintermonsune kühlere Temperatur und Trockenheit. — Auch China und Japan stehen unter dem Einfluß der Monsune. c) Erzeugnisse. Diese günstigen Bedingungen rufen unter dem heißen Klima eine üppige Pflanzenwelt hervor. In den feuchten Gegenden gibt der Reis jährlich 2 bis 4 Ernten, die höher gelegenen Strecken erzeugen große Mengen von Weizen. Baumwolle, Mohn (Opium), Indigo, Tee, Kaffee und Zuckerrohr liefern reiche Erträge. An den Stämmen der Palmen klettert der Pfeffer empor, auf den Ge- wässern schwimmt die liebliche Lotosblume. In den Wäldern leben die gewaltigsten Tiere: Elefant, Nashorn und Tiger, dazu unzählige Affenarten. Buntfarbige Vögel, vor allem der Pfau, haben hier ihre Heimat. — Ganz anders sieht es im Gebiet des Indus aus. Da sich die von Südwesten kommenden Seewinde erst an den Wänden des Himalaja abkühlen und verdichten, so fehlen dieser Gegend die Nieder- schlüge. Die Folge davon ist ein spärlicher Pflanzenwuchs. Stellen- weise breitet sich sogar wirkliche Wüste aus. 6) Die Bewohner Hindostans. Die große Fruchtbarkeit Hiudostans ist der Grund, daß sich hier eine ungeheuer dichte Be- völkerung zusammendrängt. Die Bewohner, die Hindu, gehören der kaukasischen Rasse an. Sie drangen durch das Kabultal nach Indien vor und verdrängten die früheren Bewohner, die Dravidas, in das Hochland von Vorderindien. Sie bekennen sich zum Brahmaismus (Brahma ist der höchste Gott der Hindu). Nach ihrem Glauben muß die menschliche Seele nach dem Tode durch die Leiber verschiedener Tiere wandern, um für ihre irdischen Sünden zu büßen. Deshalb hüten sich die Juder, gewisse Tiere zu töten. Von der Qual der Seelenwanderung kann man sich durch selbstauferlegte Schmerzen befreien. Bußübungen nehmen daher im Brahmaismus eine hervorragende Stellung ein (Fakire). Wie die Ägypter, so sind auch die Hindu in streng voneinander ge- trennte Kasten geschieden; die oberste ist die Kaste der Brahmanen (Priester), die niedrigste die der rechtlosen Paria. — Die heilige Stadt der Hindu ist Benares am Ganges, 200000 Einw. Über 1000 Tempel (Pagoden) zählt das „indische Mekka". Breite Marmortreppen führen zum heiligen Strom; zu ihm wallfahren die Pilger in Scharen, um in

2. Bis zum Interregnum - S. 45

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 45 — Anklage verteidigen konnte, war ein wesentliches Beweismittel; denn der Eid galt als heilig, und man hielt es für unmöglich, daß der freie Germane unter Anrufung der Götter lügen könne. Doch fürchtete man auch die Gefahren dieses weitgehenden Vertrauens. Darum durfte nur der unbescholtene Volksgenosse schwören, und er mußte auch den übrigen Beteiligten bekannt sein. Immerhin bedurfte aber der Eid noch der Bekräftigung dnrch andere Volksgenossen, die sich so für die Glaubwürdigkeit der befchworeueu Aussagen verbürgten. Man nannte sie Eidhelfer. Ihre Zahl, die der Richter sestsetzte, war je nach der Schwere des Vergehens verschieden groß. Sie schwuren nicht als Zeugen der Tat, die zur Anklage stand, denn keiner war vielleicht bei Verübung des zu bestrafenden Verbrechens irgendwie beteiligt gewesen, sie gaben nur Auskunft über die Gesinnung des Schwörenden und stellten gleichsam ein Leumundszeugnis über ihn aus. Diese Eidhelser waren natürlich immer die nächsten Nachbarn und Freunde, die jenen genau kannten, nämlich die Gesippen; sie waren in erster Linie zur Eidhilfe verpflichtet. Wenn dies unsern heutigen Anschauungen, nach denen die Verwandten nicht als einwandfreie Zeugen gelten, auch zuwiderläuft, so ist doch zu bedenken, daß die Eidhilfe nicht leichtsinnig geleistet wurde; denn bei einem Falscheid traf den Eidhelfer oft die gleiche Strafe wie den Meineidigen selbst. Der geleistete Eid gab die Entscheidung. Darnach hatten die anwesenden Freien das Urteil zu ftnden, das vom Leiter der Gerichtsverhandlung verkündet wurde. c) Strafen. Da Frevel gegen die Götter deren Zorn auf das gesamte Volk herabbeschwören und daher Mißwachs, Seuchen und Niederlagen zur Folge haben mußten, so wurden solche Vergehen mit dem Tode bestraft, d.h. der Verbrecher wurde dem verletzten Gotte als Sühnopfer dargebracht. Ebenso traf den Landesverräter, den Heeresflüchtigen, den gemeinen Mörder die Todesstrafe. Sie wurde durch Ertränken, meist aber durch Erhängen mittelst der Weidenschlinge vollzogen. In milderen Fällen verhängte man über deu Verbrecher die Friedlosigkeit, indem man ihn als Volksfeind und Friedensbrecher außerhalb des öffentlichen Schutzes stellte und für vogelsrei erklärte. Jedermann konnte ihn töten oder als Sklaven verkaufen. Nur durch schleumge Flucht in den dichten Wald oder in die Fremde vermochte er sich zu retten; aber sein Leben glich dem eines gehetzten Tieres.

3. Bis zum Interregnum - S. 51

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 51 — b) Die Götter. Der oberste und älteste Gott war in urger-manischer Zeit Tirvas, später Ziu genannt. Er erinnert an den Einheitsgott der Jndogermanen; denn sein Name kehrt auch im griechischen Zeus (Genetiv Aiög) und im lateinischen (O)Jupiter und deus wieder. Diese-Namen haben sich aus eiuer sprachlichen Wurzel div entwickelt, die soviel wie strahlen bedeutet. Die älteste Gottheit ist daher die zur Persönlichkeit erhobene, von Ewigkeit her leuchtende Sonne, die den Menschen von Anfang an als Quelle alles irdischen Lebens erschien. Bei den Germanen wurde dieser Licht- und Himmelsgott bald zum Hüter des Rechts und vor allem zum Kriegsgott. Als solchen verehrten ihn namentlich die alten Sweben und die Alamannen, die deswegen lange Ziu-wareu genannt wurden. Er war auch der oberste Gott der Sachsen; bei ihnen hieß er auch Sachs-not oder Er, woran die Eresburg erinnert. Als sich später die Germanen zum Christentum bekehrten, trat an die Stelle des Kriegsgottes Ziu der Erzengel Michael, und die dem Ziu geweihten Heiligtümer wurdeu zu Michaelsbergen und Michaelskirchen. Sein Banner wurde in den Kämpfen dem Heere vorangetragen. Er wurde überhaupt der Schutzherr alles Waffenwesens und der Fechtbrüderschaften. In der Erinnerung an ihn ist auch das Wort vom „deutschen Michel" geprägt worden, dessen man zu Zeiten deutscher Ohnmacht mit Spott gedachte. Neben dem Licht waren es Blitz und Donner, die auf das Gemüt unserer Vorfahren einen mächtigen Einfluß ausübten. Daher dachte man sich die Gewittergewalt als Ausfluß einer besonderen Gottheit. So entstand die Göttergestalt Donars. Man dachte sich ihn als jüngere, kraftvolle, stürmische Person mit rotem Bart. In einem mit zwei Ziegenböcken bespannten leichten Wagen fuhr er mit Sturmeseile durch die Wolken, wobei das Rollen der Räder den Donner erzeugte. Mit der linken Hand lenkte er das Gespann, in der rechten aber hielt er seine vielbesungene und gefürchtete Waffe, den Steinhammer. Fürchterlich war er im Zorn; dann schleuderte er den Hammer zur Erde, nie verfehlte er fein Ziel, kehrte aber stets in die Hand des Gottes zurück. Gewaltig war seine Kraft; schon vor seinen surchtbar leuchtenden Augen wichen die Riesen erschrocken zurück. In seinen Leistungen glich er dem Herkules, er bekämpfte z. B. Ungeheuer gefährlichster Art. — Aber Donar konnte doch nicht immer zürnen. Man dachte sich ihn zugleich auch freundlich und wohlwollend, vor allem aber recht* 4*

4. Lebensbilder aus Sage und Geschichte - S. 6

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
6 Herakles, der Sohn des Zeus. 12. Er holt die Äpfel der Hesperiden. Ein Letztes und Größtes ersann der feige Tyrann: Herakles sollte die Äpfel der Hesperiden holen. Fern in einem Zauberlande, das niemand kannte, gepflegt von den Hesperiden, den lieblichen Töchtern der Nacht, wuchs ein Wunderbaum mit goldenen Früchten. Ihn hatte Gäa, die Göttin der Erde, wachsen lassen am Hochzeitstage von Zeus und Hera, und seine ersten Früchte sandte sie der Hera als Brautgeschenk. Seitdem konnten die Früchte jeden unsterblich machen, der davon aß; aber ein furchtbarer, purpurner Drache ringelte sich um den Stamm des Baumes, auch wußte niemand, wo dieser stand. Lange irrte der Held umher, endlich überraschte er am Strande einen fischschwänzigen Meergott, mit dem rang er so lange, bis der ihm den Weg sagte. So gelangte der Held in den Garten, tötete den Drachen und brach drei Apfel. Mit diesen kehrte er dann zurück. 6. Das Ende des Helden. Aber nicht mehr ging er zu Euryftheus. Das Eude der Knechtschaft, das Ende all der Mühe und Arbeit war gekommen. Er ging auf den Gipfel des heiligen Ötaberges, um den Göttern ein Opfer zu bringen. Da aber kam im feurigen Wagen vom Himmel herab Athene, die blauäugige Göttin, seine himmlische Schwester. Er mußte mit ihr den Wagen besteigen und zum Olymp fahren, und dort führte ihn Athene in den Kreis der Unsterblichen. Hera trat ihm versöhnt entgegen und vermählte ihn mit ihrer Tochter Hebe, der Göttin der ewigen Jugend. Seitdem thront er als Gott am Tische der Unsterblichen im Olymp zur Seite seines Vaters Zeus. „Nun lebt er beim Vater, dem Schwinger der Blitze, In Seligkeit. Willkommen der Götter empfing den Genossen Und Hebe den Gatten. So wohnt er im Himmel im güldenen Schlosse Als Heras Eidam." (gjinbar) Griechisches Basenbild.

5. Lebensbilder aus Sage und Geschichte - S. 45

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
Der Athener Themistokles. 45 konnten. Xerxes war hoch erfreut und gab ihm seine besten Truppen mit. Auf weitem Umwege zogen sie nun in der Nacht bergauf, und als die Morgen-röte dämmerte, erreichten sie die Höhe des Gebirges. Wohl war dort oben eine griechische Wache ausgestellt, aber sie war zu schwach. Als die Feinde sie mit einem Pfeilregen überschütteten, entwich sie seitwärts, und die Perser zogen schnell bergab. Durch Flüchtlinge erfuhren die Griechen, was ihnen drohte. Da wußte Leonidas, daß alles verloren war, und er schickte selbst die Griechen, die zu ihm gekommen waren, heim in ihre Städte. Seine dreihundert Spartaner behielt er bei sich, denn sie wußten alle, daß das spartanische Gesetz ihnen verbot zu fliehen; so wollten sie lieber sterben. Sie schmückten sich nun festlich zur Schlacht, und als der Perserkönig von vorne den Angriff erneuerte, wagten sie sich sogar aus der engen Stelle hervor und töteten viele Perser, darunter zwei Brüder des Königs. Aber die Zahl der Spartaner wurde immer kleiner, nach heldenmütigem Kampfe fiel auch Leonidas, und nur mit Mühe retteten seine Getreuen seine Leiche in den Paß. Da aber kamen schon die Perser mit Ephialtes von der anderen Seite, und nun stellten sich die Spartaner auf einen kleinen Hügel und hielten aus, bis der letzte von ihnen getötet war. Von den Persern aber sollen 20000 Mann gefallen sein. Xerxes ließ dem Leonidas den Kopf abhauen, den Rumpf aber ans Kreuz schlagen. So rächte er sich noch an dem toten Feinde. — Die Griechen aber errichteten später ans dem Hügel, wo die letzten gefallen waren, einen steinernen Löwen, und daneben stand ans einer Säule die Inschrift: „Wanderer, kommst du nach Sparta, verkündige dorten, du habest Uns hier liegen gefeh'n, wie das Gesetz es befahl." v. Der Athener Themistokles. Salamis. Nun sammelte sich das 480 griechische Heer auf dem Jsthmos und baute eine Quermauer gegen den Feind. Mittelgriechenland stand also den Persern offen; auch die große Stadt Athen war verloren, wenn sie sich auch noch so tapfer verteidigt hätte. Aber anders hatten sich die Athener entschieden. An ihrer Spitze stand nämlich damals ein sehr kluger Mann (Könige gab es nicht in Athen!), er hieß Themistokles. Der hatte die Gefahr vorausgesehen und seit Jahren für die Athener eine große Kriegsflotte gebaut. Jetzt stellte er ihnen vor, die Stadt sei nicht zu retten, nur zur See könne man den Persern widerstehen, und als nun das Orakel von Delphi auch sagte, man solle sich hinter „hölzernen Mauern" verteidigen, als auch die heilige Burgschlauge verschwunden war (ein Zeichen, daß die Göttin Athene ausgewandert seil), da glaubten ihm die Athener. Schnell brachten sie Frauen und Kinder nach dem Peloponnes, besonders nach Trözen, und der Rat der Stadt nahm sie freundlich auf und befahl, daß den athenischen Knaben alle Obstgärten geöffnet würden. So trösteten sich die. Andre aber, die nach der Insel Salamis geflüchtet waren, sahen bald mit Tränen die Rauchwolken von Athen aufsteigen, — die Perser verbrannten die ganze Stadt, verwüsteten auch die Tempel der Götter!

6. Lebensbilder aus Sage und Geschichte - S. 49

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
Themistokles' Ende. 49 auf Themistokles, und des Jubels und Beifallklatschens war kein Ende. So-gar die Spartaner führten ihn in ihre Stadt und bewirteten ihn festlich, und sie setzten ihm einen Kranz aus Ölbaumzweigen auf als Preis der Klugheit. Themistokles aber lebte glücklich, und er meinte einst scherzend, der mächtigste Mensch in Griechenland sei jetzt sein kleines Söhn-chen, denn es beherrsche die Mutter, diese aber beherrsche ihn, den Vater, und er beherrsche Griechenland. Aber die Athener sind wankelmütig und undankbar, das mußte auch Themistokles erfahren. Auf falsche Anschuldigungen hin wurde er verfolgt und mußte das Land verlassen. Wie ein gehetztes Wild floh er von Ort zu Ort. Endlich entschloß er sich kühn und bat den Perserkönig, den Sohn des Xerxes, um Schutz. Der meinte lachend, die Athener könnten ihm keinen größeren Gefallen tun, als wenn sie ihre tapfersten und besten Männer verjagten. Er nahm den Flüchtling mit Achtung auf und sorgte für ihn; denn er hoffte, der große Mann werde ihm noch nützen. Themistokles verlebte nun einige friedliche Jahre in Asien, wohin ihm auch Frau und Kinder durch Freunde nachgeschickt waren. Als aber der Perserkönig von ihm verlangte, er solle mit gegen Griechenland ziehen, da nahm er sich selbst das Leben. Der Sieger von Salamis konnte nicht gegen sein Vaterland kämpfen. — Seine Gebeine wurden später von den Athenern heimgeholt und am Hafen bestattet. Dort zeigte man noch lange sein Grab, das auf die aus- und einfahrenden Schiffe herabschaute, das auch hinüberschaute zu den taubenumschwärmten Felsen von Salamis. *) Aus „Deutscher Spielmann" Bd. Xxxiii, Verlag von G. D. W. Callwey, München. Froniug-Wülker, Lehrbuch der Geschichte. Vorstufe von Niebour. 4 Nach Bauer *).

7. Lebensbilder aus Sage und Geschichte - S. 171

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
Erste Reise. 171 lieblichen Insel, die von den Einwohnern Guanahäni genannt wurde; Colnmbus aber nannte sie San Salvador („Erlöserinsel"). Freundliche, braune Bewohner kamen arglos herbei und staunten die weißen Männer an. Columbus schenkte ihnen allerlei Glasperlen, Nadeln, Schellen und dergleichen, und bald waren sie ganz zutraulich. Sie waren fast nackt, trugen nur eine Art Schürze aus Blättern, Gras oder Baumwollsasern; sie hatten langes, straffes, schwarzes Haar. Freundlich gaben sie das Gold, das einige als Nasenschmuck trugen; aber als die gierigen Spanier mehr wollten, wiesen sie über das Meer nach Südwesten. So fuhr Columbus weiter und erreichte die große Insel Cuba. Die Bewohner nahmen sie auf wie Gesandte des Himmels, küßten ihnen die Hände und trugen sie in ihre Hütten. Hier sahen die Spanier zum ersten Male das Rauchen; die Einwohner hielten brennende Rollen von Blättern im Munde, die sie „tabaco" nannten. Bald darauf kehrte Columbus wieder um und gelangte nach furchtbaren Stürmen glücklich wieder nach Palos. c. Erfolge Jetzt war er die Hauptperson im Lande. Im Triumphe zog er einher, und alles staunte über das viele Gold, über die fremden Pflanzen und die sieben braunroten Menschen, die er mitgebracht hatte. Er kam an den Hof und durfte sich in Gegenwart des Königs und der Königin setzen, was damals die höchste Ehre war, und von seinen Entdeckungen berichten. Alle waren begeistert und glaubten, der nächste Weg nach Indien sei gefunden, und Columbus nannte die braunen Bewohner Indianer. Der Entdecker aber wurde, wie er es sich vorher ausbedungen hatte, in den Adelsstand erhoben, er wurde Admiral und Vizekönig aller von ihm entdeckten Länder. — Noch drei Reisen hat Columbus gemacht und fast alle Inseln Mittel-Amerikas und auch die Küste von Südamerika entdeckt. Er selbst aber hatte wenig Glück, denn er hatte viele Feinde. Wohl hat er sie einmal beschämt. Als eine übermütige Gesellschaft bei Tisch meinte, was er getan hätte, das hätten sie alle auch gekonnt, forderte er sie aus, ein Ei so aus die Spitze zu stellen, daß es nicht umfalle. Viele versuchten es, aber das Ei fiel immer wieder um; da stieß es Columbus so kräftig mit der Spitze auf den Tisch, daß die Schale zerbrach, und nun stand es! „Oho", riefen alle, „das hätten wir auch gekonnt!" — „Ja wohl, meine Herren", sagte Columbus, „so ist es auch mit der Neuen Welt da drüben. Sie hätten sie entdecken können, und ich habe sie entdeckt." Aber der Groll verstummte nicht. Die Spanier beneideten den Fremden und verleumdeten ihn; seine eigenen Seeleute empörten sich gegen sein strenges Regiment. Während der dritten Reise ernannten König und Königin sogar einen andern Statthalter, und dieser schickte Columbus in Ketten nach Spanien zurück. Wohl wurde er hier gleich befreit und in seine Ehren wiedereingesetzt; aber er hat die Kränkung nie vergessen. Als er im Jahre 1506 starb, ließ er sich die Ketten, mit denen ihn das undankbare Spanien gefesselt hatte.

8. Das Mittelalter - S. 63

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
Heinrich Iii. 63 ^einrieb Iii. 1(039 bis X056* Der cluniazensische Kaiser. Auf Konrad folgte sein Sohn, der schwarzgelockte Heinrich Iii. Er hatte vom Vater die groe Tatkraft geerbt und bemhte sich gleich ihm, die Herrscherrechte zu wahren und noch zu vermehren. Aber in kirchlichen Dingen dachte Heinrich anders als Konrad. Die cluniazensische Bewegung hatte ihn ganz und gar ergriffen; am liebsten wre er wohl selbst Mnch geworden; doch das vertrug sich nicht mit der Knigs-wrde. So suchte er denn seine Sndhaftigkeit, die ihm das Gemt fast bestndig qulte, durch hartebnbuugenzn mildern. Fasten und Geielungen, wie sie die Clnniazenser anwandten, waren ihm darum hufig ein Bedrfnis: nie setzte er die Krone auf, ohne vorher eine solche Kasteiung vollzogen zu haben. Nach einem Siege der die Ungarn warf er sich in hrenem Bugewande in der Kirche nieder und vergab allen seinen Feinden. Die Simonie galt ihm natrlich als etwas Verwerfliches; er bte sie nicht, doch nahm er das Recht, die Bischfe in ihre mter einzusetzen, ebenso in Anspruch wie alle seine Vorgnger. Da eine starke Herrschergewalt der das rmisch-dentsche Reich sich nicht mit den Forderungen der Clunia-zenser vertrug, merkte er noch nicht; diese wollten ja doch, da der Papst der dem Kaiser stnde. ^ 2. Die Machtstellung Heinrichs. Damit hatte es freilich allem Anschein nach noch gute Wege. Denn gerade damals war das An-jehen des Papsttums durch Kmpfe um die ppstliche Wrde wieder tief gesunken. Zwei Männer stritten sich um sie, und so gab es viel Verwirrung in Italien. Da zog Heinrich der die Alpen und lie durch eine Kirchenversammlung zu Sutri die beiden absetzen und einen neuen whlen: es war ein Deutscher. Zugleich wurde wiederum bestimmt, da kein Papst ohne die Zustimmung des Kaisers gewhlt werden drfe. Gewaltig erschien damals die Macht Heinrichs. Nicht blo die Herrscher von Bhmen und Polen schworen ihm den L e h n s e i d, auch Ungarn wute er in Abhngigkeit zu bringen; der König, den er dort auf den Thron brachte, wurde sein Vasall. Im Reiche selbst hielt Heinrich auf Ordnung; die Her-zge waren in seinen Augen blo Reichsbeamte. Der zunehmenden Fehdelnst gedachte er durch den von den Clnniazensern in Vorschlag gebrachten Gottesfrieden entgegenzutreten; die zweite Hlfte

9. Das Mittelalter - S. 78

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
78 Friedrich I., Barbarossa. zu heien, er wollte es auch sein. Sein erstes Ziel mute die Erlangung der Kaiserkrone sein. Bei der Begegnung mit dem Papste verlangte dieser, Friedrich solle ihm den Zelter führen. Der aber weigerte sich; sein Stolz verbot es ihm; doch als er sich berzeugt hatte, da es so Herkommen war, tat er die Dienstleistung. Dann krnte ihn der Papst. 2. Heinrich der Lwe. Auf diesem ersten Romzuge begleitete ihn auch Heinrich der Lwe. Bei einem Aufstande in Rom rettete er ihm, wie erzhlt wird, das Leben. Friedrich gab dem Freunde bald nach der Heimkehr das Herzogtum Bayern zurck; der bisherige Herzog erhielt die Mark sterreich, die von Bayern als selbstndiges Herzogtum losgelst wurde. Der Welse verfgte jetzt der eine gewaltige Macht. Sein Streben ging dahin, sie noch zu vermehren, besonders durch Er-oberungen im Wendenlande. Dort setzte er das Werk seines Gro-Vaters Lothar-und Albrechts des Bren fort. Nach Mecklenburg und Pommern schob er seine Grenzen vor, die Besiedelnng der gewonnenen Lnder durch Deutsche betrieb er im groen, und Lbeck wurde durch ihn eine bedeutende Handelsstadt. Gegen die Unterworfenen zeigte sich Herzog Heinrich oft hart, ja grausam; es wird erzhlt, sie htten seinen Namen mehr gefrchtet als den Gottes. Aber auch die kleineren Fürsten und Grafen, die innerhalb des schsischen Herzogtums oder ihm benachbart wohnten, hatten viel der ihn zu klagen. Rcksichtslos lie er sie seine berlegenheit fhlen und trachtete, sie zu seinen Untergebenen zu machen. Gewaltttigkeiten und Rechtsbrche erschienen ihm fr seine Zwecke durchaus erlaubt. So hielt er eine bisher unerhrte Macht in Hnden. Nicht herzoglich, nein, kniglich war seine Stellung, und zum ueren Zeichen seiner Herrschgewalt lie er vor der Pfalz in Braunfchweig einen ehernen Lwen aufrichten, der noch heute steht. Dem Lehnsherrn gegenber zeigte er sich eine Reihe von Jahren hindurch treu und zuverlssig; doch trat schlielich eine Entfremdung ein: der Welfe benahm sich gegen den Kaiser wohl gor zu selbstherrlich, 3. Der Streit mit den lombardischen Stdten; die Zerstrung Mailands 1162. Als die nchste wichtige Aufgabe sah Friedrich die Wiederherstellung der Herrschermachtin Norditalien an. Die Zeiten des Jnvestitnrstreites und das mit ihnen zusammenhngende Schwinden des oberherrlichen Ansehens hatten gerade dort die Lage fr ihn sehr verschlechtert. Eigentlich hatte er den lombardischen Stdten gar nichts mehr zu sagen. Hier regierten in frheren Zeiten

10. Das Mittelalter - S. 6

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
6 I. Germanien und die Germanen. hohen Bue, des Wer- oder Manngeldes, zu zwingen, das dann den Angehrigen des Getteten zufiel. Vor Gericht konnte sich der Beschuldigte meist durch den Eid reinigen. Er beschwor, unschuldig zu sein; seine Sippengenossen traten ihm zur Seite und bekrftigten durch ihr Wort, da der Gefhrte die lautere Wahrheit sprche. Der Germane hielt es eben nicht fr mglich, da jemand angesichts der Götter, die man bei dem Schwre anrief, etwas Falsches aussagen knnte. Manche Vergehen verlangten den Beweis der Unschuld durch das Gottesurteil. Entweder entschied ein Zweikampf, oder der Angeklagte mute seine Hand in siedendes Wasser tauchen oder glhendes Eisen tragen. Er galt als unschuldig, wenn er keine namhafte Verletzung erlitt; denn den Gerechten schtzten nach germanischem Glauben bei solchen Proben die Götter. An dem Schuldigen wurde das Urteil gewhnlich sofort vollzogen. Auf Frevel gegen die Götter, auf Landesverrat und Feigheit stand der Tod durch Erhngen oder "Versenken in Sumpf und Moor. Kleinere Vergehen pflegten durch Viehbuen geshnt zu werden. 7. Die Religion. Die Germanen dachten sich die ganze Natur von gttlichen Wesen belebt. In den Quellen bargen sich Nixen, in den Bumen Holzweibchen; auf den Wiesen in Berg und Tal schwebten leichtfige Elfen, tief unten im Bergesschachte wirkten mit geheimnisvollem Fleie migestaltete Zwerge, und ungeheure Riesen sannen im Dickicht der Wlder auf Unheil und Verderben fr das Menschengeschlecht. Weit wichtiger jedoch waren die Hauptgottheiten, die Lenker der irdischen Geschicke. Unsre Vorfahren suchten sie hinter den Naturgewalten. Wenn der Sturm der das Land dahinbrauste und die Wolken vor sich herpeitschte, dann meinte das Volk, der Winbgott Wobait mit seinem einen Auge, seinem wallenben Barte und seinem breitranbigen Hute schreite einher ober reite auf seinem geflgelten Rosse. Er galt als der oberste der Götter, als der Gtterknig; Kampf und Streit waren sein liebster Zeitvertreib, beshalb entschieb er auch die Schlachten, half beit Siegern und nahm sich der gefallenen Helben an. Wenn am Himmel Blitze zuckten nnb der Donner grollte, dann fuhr Donar auf einem mit zwei Ziegenbcken bespannten Wagen durch die Lfte. Funken sprhten aus seinem feurigen Haupthaar und Bart, und in der Rechten schwang er den furchtbaren Steinhammer, der kein Ziel verfehlte und durch Zauberkraft immer wieber in die Hand des Gottes zurckflog. Aber Donar zrnte nicht unablssig.
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